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Steam

Water and Fire
von

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Prolog

Jays Tritte ließen den Schlamm aus Abwasser auf der Straße aufspritzen, als er rannte. Er schlitterte in die nächstbeste Seitengasse hinein und presste sich eng zwischen die stinkenden Müllsäcke. „Verschwinde! Geh zurück in dein Loch, wo du hingehörst! Hier ist kein Platz für Punks!“ tönten die ärgerlichen Schreie der Bewohner. Er hatte Lust diesen engstirnigen Leuten seine Meinung zu geigen, ließ den Mob aber vorbeiziehen. Erst als kein Lichtstrahl ihrer künstlichen Fackeln mehr in die Gasse drang, wagte er es wieder, sich auf die Straße der zweiten Ebene zu begeben. Mit den Fingerspitzen fuhr er den Strichcode unter seinem linken Auge nach und zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht. Er hoffe, dass die flackernden Schatten, die von den holographischen Fackeln an den Hauswänden ausgingen, sein Mal ab jetzt verbergen mochten. Es war nicht immer einfach so gezeichnet zu sein. Seit der Herrschaft unter Victoria IV wurde jeder, der kein adeliges Blut nachweisen konnte, mit einem Strichcode unter dem Auge öffentlich als Punk ausgewiesen. Es gab zwar kein Gesetz, das die Trennung von Adel und Punks vorschrieb, aber praktisch war der Unterschied deutlich zu spüren. Selbst hier auf der zweiten Ebene des Untergrunds von Neu London, wo der niedere Adel wohnte, waren die Anzeichen der Armut schon zu erkennen. Aber wenigstens gab es hier künstliches Licht und die Versorgung mit Wasser und Strom lief beinahe problemlos. Von alledem konnten die Punks auf der unteren Ebene nur träumen. Alles was brennbar war wurde dort in Dampfkraft umgewandelt, womit man wenigstens einige Geräte am Laufen halten konnte, um zum Beispiel etwas künstliches Licht in die Dunkelheit des Untergrunds zu werfen. Es waren noch immer die schönsten Erinnerungen seiner Kindheit, wenn etwas Brennmaterial übrig war und damit ein Kinematograph betrieben wurde, der Schwarz-Weiß-Filme an die baufälligen Fassaden der Untergrundhäuser strahlte. Da die Versorgung mit Frischluft in der unteren Ebene aber eher dürftig war, roch es den ganzen Tag nach Schwefel und dünne Rauchschwaden zogen sich durch die verdreckten Gassen. Doch den Kindern der heutigen Generation war es nur höchst selten vergönnt, ein solches Spektakel mit anzusehen. Seit den strengeren Maßnahmen der Grenzhüter, die die Grenze zwischen den Ebenen überwachten, war kaum mehr Handel mit den oberen Ebenen möglich. Die Zeiten in der der Slum beleuchtet werden konnte, wurde von acht auf fünf Stunden am Tag verkürzt, es reichte kaum mehr dafür, dass jeder eine sichere Mahlzeit am Tag bekam und das Trinkwasser wurde mit der Zeit auch knapp. All das trug nicht gerade dazu bei, die Stimmung unter den Punks zu verbessern. Tatsächlich war die Stimmung so gespannt, dass die Menschen sich dort schon fast gegenseitig an den Kragen gingen. Wohin auch sonst mit ihrer Wut? Sie hatten kaum eine Chance von der unteren Ebene auf eine höhere zu gelangen, da sie von einem etwa zehn Meter hohen Absatz aus Erde und Stein von ihnen getrennt waren. Die wenigen Dampfaufzüge, die es gab, wurden mittlerweile von bewaffneten Wachposten beaufsichtigt. Gab es ein paar Monate zuvor noch Punks, die sich durch ihren beruflichen Status in den oberen Ebenen behaupten konnten, waren mittlerweile fast alle in der untersten Ecke zusammengetrieben und hatten keine Aussicht auf Flucht. In all dem Chaos hatte sich ein Widerstand organisiert. Und deshalb war er hier.



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