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May there always be angels

... to guard you each step of the way
von

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Patchwork- Fail


 

Kapitel 1: Patchwork- Fail
 


 

♦♦♦
 


 

Die Wochen waren vergangen und schließlich waren sie zu Großmutter Susan gefahren. Die Kinder hatten sich gefreut, ihre Großmutter wieder zu sehen, aber über allem lag dieser Schatten. Der neue Mann ihrer Mutter und vor allem seine Kinder.

Sophia, Pharell und Jaden waren mit ihrer Mutter schon früher angereist und warteten nun auf die Ankunft der „Neuen“. Sophia hatte die gleiche Einstellung wie an dem Tag, an dem ihnen ihre Mutter die Nachricht überbracht hatte. Und Susan stand daneben und beobachtete alles kritisch. Sie kannte ihre Enkel gut genug, um zu wissen, dass sie es den neuen Kindern nicht leicht machen würden.
 

Alsbald hörten sie das Geräusch eines Motors und ein schwarzer Mercedes bog um die Ecke. Er fuhr die Einfahrt hoch und hielt dann fast direkt vor ihnen an. Als Erster stieg der Mann aus. Er war definitiv gut aussehend. Anfang vierzig, gut gekleidet und er schien Wert auf sein Äußeres zu legen. Er hatte dunkles Haar, das er kurz trug, und keinen Bart- zumindest würde Jaden es noch nicht als Bart bezeichnen. Denn das hatte Jaden befürchtet. Er mochte keine Männer mit Bärten. Die waren immer unfreundlich. Doch das Lächeln des Mannes, als er seine Mutter sah, machte Jaden klar, dass dieser Mann nett war.
 

Die andere Tür öffnete sich und ein junges Mädchen von vielleicht 13 Jahren stieg aus. Sie trug einen grauen Pulli und eine Jeans, dazu Chucks. Ihre Haare waren lang und gewellt. Und sie hatte einen verträumten Ausdruck in den blauen Augen.

Hinter ihr stieg eine junge Frau aus. Sie trug Absätze und die typische Modekleidung, die für diese Zeit charakteristisch war. Jedoch war alles in grau, schwarz und weiß gehalten, so dass sie älter wirkte, als sie eigentlich sein konnte. Sie war geschminkt, wenn auch nicht zu stark, und ihre Haare trug sie leicht hochgesteckt. An ihrem Arm baumelte eine Dolce & Gabbana Tasche.
 

„Oh komm, bitte nicht…Das ist nicht euer Ernst. Alles, bloß nicht Evans.“, murmelte Sophia vor sich hin. Oh, sie kannte dieses Modepüppchen aus der Schule und sie war die Letzte, mit der sie auch noch ihre Ferien verbringen wollte. Aber sie sagte nichts weiter, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust. Sie war so ziemlich das genaue Gegenteil von dieser Tussi. Das ganz genaue Gegenteil. Und so sah sie auch aus in ihren dunkelblauen Jeans, dem weißen Longsleeveshirt und dem hellgrauen T-Shirt, das sie darüber trug.

Pharell sah seine Schwester an und wunderte sich. So schlimm sahen die Beiden doch gar nicht aus.

Auch Anastasia hatte nun Sophia entdeckt. Ihr Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch nicht, aber sie musste zugeben, dass sie auf McLane nicht wirklich Lust hatte. Sie waren das genaue Gegenteil und dass sie eine Klasse und dieselbe Schule besuchten, war auch schon alles, was sie verband. Nun gut. Jetzt nicht mehr. Sie hätte sich eigentlich eine coolere Schwester gewünscht, mit der sie nicht aneinander geriet, aber das würde wohl nicht so sein. Sie musterte die beiden Jungen, die doch recht umgänglich wirkten und der Kleine war echt süß. Sie mochte Kinder, auch wenn sie nicht immer danach aussah.
 

Faye beobachtete das Ganze und ging dann, nachdem ihr Vater seine Freundin umarmt hatte, auf die Familie zu.

Anastasia folgte ihr in einigem Abstand und ihr Vater begann, sie vorzustellen.

„Guten Tag. Ich bin Eric Evans. Das sind meine Töchter Anastasia und Faye. Und ich muss sagen, ich freue mich, euch kennen zu lernen. Ich habe schon so viel von euch dreien und auch von Ihnen, Susan, gehört. Umso schöner war es, als Maria mich und die Beiden hierher einlud. Sie hat so viel von diesem Ort geschwärmt. Ich konnte es nicht erwarten, euch kennen zu lernen und gleichzeitig an diesem Ort zu sein, der ihr so viel zu bedeuten scheint.“, sprach er und verbeugte sich höflich vor Susan und lächelte die Kinder an. Er wirkte so begeistert wie seine jüngste Tochter, die das Bauwerk offen bestaunte. Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, sowohl kräftig und autoritär, als auch freundlich, was zusammen mit seiner offensichtlichen Freude einen sympathischen Eindruck hinterließ.

Na wenigstens der Mann schien nett zu sein und so zwang Sophia sich dazu, ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu zeigen, das allerdings ihre Augen nicht erreichte.

Maria küsste Eric dann ein wenig verlegen, bevor sie den Arm nach ihren Kindern ausstreckte.

“Und ich freue mich natürlich, dass Ihr hier seid und dass ich euch beide endlich kennen lerne“, sagte sie dann zu Anastasia und Faye, bevor sie ebenfalls ihre Familie vorstellte.

“Das sind meine Kinder Sophia, Pharell und Jaden…und ihre Großmutter Susan.“

„Mom, du sollst mich nicht so nennen.“, murrte Pharell und verzog das Gesicht, „Ich heiße Phil!“

Er bestand immer darauf, dass man ihn nur bei seinem Spitznamen nannte. Maria lachte leise.

„Na, dann kommt doch rein und wir zeigen euch eure Zimmer.“, bot sie dann an und ging, ihre Finger mit denen von Eric verwoben, voran ins Haus.
 

Faye grinste, als Pharell seine Mutter zurecht wies. Sie hatte es mit ihrem Namen ja leicht. Aber Pharell war schon böse, das stimmte. Sie folgte ihrem Vater, während Anastasia noch ein wenig unschlüssig wirkte. Hätte sie gewusst, dass sie mit McLane die Ferien verbringen musste oder besser gesagt in nächster Zeit ihr Leben, hätte sie ihren Vater in Grund und Boden gestampft. Doch es war zu spät. Er liebte diese Frau und damit hatte sich die Sache gegessen. Also musste sie das wohl oder übel durchziehen, blieb ihr eine andere Wahl? Nein. Also folgte sie den anderen ins Haus hinein.
 

Maria führte sie in die Eingangshalle und wandte sich dann nach links, blieb aber stehen und sah ihre Tochter an.

“Sophia, zeig Anastasia doch dein Zimmer. Immerhin seid ihr gleich alt und da dachten wir, ihr teilt euch ein Zimmer…und lernt euch kennen!“, sagte sie zu ihr und strahlte sie an, während Sopes Lächeln in sich zusammen fiel.

“Auf keinen Fall.“, sagte sie und sah ihre Mutter an. „Es gibt hier genug Zimmer.“

Niemals würde sie sich mit DER ein Zimmer teilen. Auf gar keinen Fall.

Maria sah ihre Tochter an und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

“Oh doch. Und zwar sofort!“

Sie hatte leise gesprochen, aber Sope wusste, dass sie nicht mehr widersprechen durfte, wenn sie nicht wollte, dass ihr das Taschengeld für die nächsten sechs Monate gestrichen wurde.

Sope murmelte noch irgendetwas, das sich nach „Was hab ich getan, dass ich schon jetzt in der Hölle lande.“, anhörte und wandte sich dann um, wobei sie Anastasia einen Blick zuwarf, der ihr klar machte, dass sie ihr folgen sollte. Ihre Ferien würden ein Desaster geben.
 

Anastasia folgte ihr fast ebenso widerwillig und warf ihrer Schwester einen ‚Lach- und-ich-töte-dich-Blick’ zu, denn diese hatte genau das tun wollen. Es war offensichtlich, dass die Beiden sich kannten und es lieber unterlassen würden, sich näher kennen zu lernen. Doch bei diesem Blick, blieb es Faye im Halse stecken und sie wandte sich um. Die Ältere ging also hinter Sope her, beide gleich begeistert von der Idee ein Zimmer zu teilen.

„Seit wann weißt du davon?“, fragte sie leise. Sie selbst hatte erst gestern davon erfahren. Anscheinend weil ihr Vater gewusst hatte, dass sie sich sonst etwas Besseres gesucht hätte.

„Dass DU kommst genau seit fünf Minuten und dass ihr hierher kommt seit drei Wochen.“, sagte diese kurz angebunden und ging dann in Richtung ihres Zimmers. “Bilde dir ja nicht ein, dass du dich hier breit machen kannst und wenn du in MEINEM Zimmer bist, dann unterlasse bitte dein Modepüppchen- Getue und wirf deine merkwürdigen Designerklamotten nicht überall durch die Gegend.“

Evans brauchte sich nicht einbilden, dass das ihr gemeinsames Zimmer werden würde. Es gehörte ihr. Großmutter Susan hatte es ihr zugeteilt, weil sie hier früher geschlafen hatte und deshalb würde es auch ihr Zimmer bleiben.
 

„Oh ja, zick rum. Und ich muss mir immer vorwerfen lassen, ich wäre zickig, aber du übersteigst das Ganze noch mal um mehrere Stufen! Als ob ich meine Klamotten durch die Gegend schmeißen würde.“, schüttelte Anastasia missbilligend den Kopf. „Die waren teuer und gehören ganz sicher nicht auf den Boden.“

Das Mädel nervte sie jetzt schon an. Sie hatte nicht mal was Böses gesagt und direkt fing sie an rumzuzicken! Wenn sie noch mal jemand eine Zicke nannte, dann aber Halleluja! Die Frau war ja schlimmer als alle Kindermädchen zusammen, die sie gehabt hatten, seitdem sie ihre Mutter kurz nach Fayes Geburt verlassen hatte. Sie gönnte ihrem Vater alles Glück der Welt, aber gerade McLane?
 

„Ich zicke nicht, ich sage dir nur, was du nicht tun sollst.“, sagte Sope und öffnete dann die Tür zu ihrem Zimmer.

“Das hier ist mein Bett.“, stellte sie klar und deutete auf das, welches rechts an der Wand stand und das Größere der Beiden war. Das Andere stand fast genau gegenüber neben der Balkontüre.

Warum musste es ausgerechnet diese Prada tragende Dumpfbacke sein, die ihre neue Schwester wurde? Warum? Was hatte sie getan, womit sie ausgerechnet Evans verdient hatte?

Diese Frau war ihre persönliche Hölle. Sie verkörperte alles, was sie selbst NIEMALS sein wollte.

“Und wehe du fängst damit an, mir Modetipps zu geben oder mir von irgendwelchen Männergeschichten deinerseits zu erzählen, dann landen deine teuren Klamotten im See!“
 

„Als ob ich das tun würde. Schließlich will ich ja auch von deinen Gesprächsthemen verschont werden.“, brummte Ana im Gegenzug, schmiss ihre Tasche auf das Bett, welches ihr zugewiesen worden war, und begann es so zu rücken, dass sie nicht genau in der Zugluft war, wenn die Tür des Balkons nicht richtig schloss. Modetipps waren bei der eh verschwendet, der konnte man nicht mehr helfen und sie wollte sich auch gar nicht helfen lassen. Vor einiger Zeit hatte sie noch versucht, anderen Tipps zu geben, aber jetzt tat sie es nur noch, wenn man sie dazu aufforderte. Es war ansonsten einfach zu anstrengend.

„Damit eins klar ist, ich tu das für meinen Dad. Er scheint deine Mutter zu lieben und ich finde es unfair, ihnen dazwischen zu funken. Also sollten wir wenigstens die Zeit, die wir hier sind und mit den beiden zusammen sind, etwas klar kommen.“
 

„Denkst du, ich tu das für mich?“, fragte Sope darauf und warf sich auf ihr Bett, während sie Evans zusah. Aber sie musste zugeben, dass sie mit ihrer Aussage recht hatte. Ihre Mutter war so glücklich, wie schon lange nicht mehr und sie verdiente es jemanden zu haben, den sie liebte und der sie genauso liebte. Aber sie würde nicht mit Evans klar kommen. Nie. Dazu waren sie einfach zu verschieden.

„Aber ich stimme dir zu, wenn sie dabei sind, machen wir einen auf gute Miene…“

„Gut, dann wäre das ja geklärt. Gibt es hier noch irgendwas, was ich wissen sollte, wenn ich durch das Haus laufe? Verborgene Falltüren, Keller, Skelette? Faye hat sich auf der Fahrt so viel dämliches Zeugs ausgedacht, dass ich einfach drauf vorbereitet sein will.“, meinte Ana und hob eine Augenbraue. Faye. Der passte das hier ganz gut in den Kram, die kleine Kuh. Hatte wahrscheinlich auch ein Zimmer für sich, weil man sie ja schließlich nicht mit einem Jungen zusammen auf ein Zimmer schicken konnte.

Es klang zwar lächerlich, aber Fayes blühende Fantasie steckte sie manchmal an und wenn ihre kleine Schwester begann, von Feen und solchem Zeugs zu reden, dann träumte Anastasia nachts davon. Sie würde es nie zugeben, aber manchmal wünschte sie sich ein Stück Kindheit zurück. Denn als Kind fühlte sie sich schon lange nicht mehr.
 

„Wir sind hier nicht in Transsylvanien und das hier ist nicht das Schloss von Dracula, also wirst du demnach keine Skelette finden.“, antwortete ihr Sope und musste zugeben, dass es sie amüsierte, dass Anastasia so etwas dachte.

„Und soweit ich weiß, gibt es auch so etwas wie Falltüren nicht. Die Räume, die wir betreten sollen und dürfen, sind nicht abgeschlossen, die anderen schon.“

Früher hatte sie immer versucht, in die Zimmer zu gelangen, die verschlossen waren, aber mit der Zeit hatte sie es aufgegeben.

„Gut, dann muss ich mir ja keine Sorgen machen.“, erwiderte Anastasia und zog ihre Weste aus, die sie fein säuberlich zusammen legte und die dann wieder in ihrer Tasche verschwand.

„Wenn sich deine Schwester so etwas ausdenkt, dann wird ihr Großmutter gefallen.“, fügte Sophia dann noch hinzu, wenn auch leiser. Sie wollte ihre Großmutter eigentlich nicht mit diesen Mädchen teilen, auch wenn es kindisch war.

„Deine Großmutter erzählt gern Geschichten, was? Dann wird Faye an ihren Lippen hängen. Sie liebt Geschichten. Sie denkt sich allen möglichen Kram aus und wenn man sie nicht nach der Schule aufgabelt, läuft sie Gefahr, vor etwas zu rennen, weil sie wieder am Träumen ist. Von unbekannten Welten und dergleichen. Große Monster und so.“, erklärte Ana in kurzen Zügen das Wesen ihrer Schwester und tat es mit einer Handbewegung ab. Mit 13 war sie schon viel weiter gewesen. Sie hatte es auch sein müssen, denn sie war Mutterersatz gewesen. Sie war reif, auch wenn sie sich in der Schule nicht immer so benahm. Da konnte sie einfach mal 17 sein. Genauso, wenn sie wegging. Da fiel die Last einfach von ihr ab. Da konnte sie auch mal eine Zicke sein, ein Modepüppchen. Oh, sie wusste, wie man sie nannte. Doch das war ihr egal.
 

„Hm, da ist sie wie Jaden. Er hängt auch an Großmutters Lippen, wenn sie wieder anfängt zu erzählen.“, meinte Sope und zuckte mit den Schultern. Wenigstens die Kleine würde ihren Spaß mit ihrer Großmutter haben und vielleicht musste sie dann nicht immer zuhören, denn sie war für diese Geschichten eindeutig zu alt. Und sie hatte besseres zu tun. Gerade am Abend, wenn ihre Großmutter wieder mit den Geschichten begann, könnte sie so gut laufen. Drei, vier Runden um den See, aber meistens wurde sie gezwungen, im Haus zu bleiben und zuzuhören. Dabei brauchte sie das Laufen doch. Es war ihr Ausgleich, da sie hier nicht trainieren konnte. Sie hatte keine Partner, mit denen sie die Kampfübungen machen konnte, und sie hatte keine Geräte, an denen sie turnen konnte. Das fehlte ihr hier.

Aber sonst hatte sie hier alles was sie wollte. Ihre Ruhe und die meiste Zeit sogar die Einsamkeit, die sie so schätzte. Zumindest war das so gewesen. Aber jetzt war das wohl vorbei.
 

„Na dann werden die beiden sich prächtig verstehen.“, erwiderte Ana und begann das Bett mit den Laken, die neben diesem gelegen hatten, zu beziehen. Die Armbanduhr an ihrem Handgelenk schimmerte voller kleiner Glitzersteine und stieß immer wieder an ihre Armbänder, was einen leisen metallischen Klang ergab.

„Gibt es sonst noch was, was ich beachten muss? Essenszeiten? Wann die Tür zu ist oder dergleichen?“

„Abendessen gibt es um halb sieben und mittags macht sich jeder selbst, was er will.“, antwortete Sope und beobachtete weiterhin Anastasia. Wie konnte man nur mit solchen Klunkern rum laufen?

„Wenn du damit meinst, dass wir zu bestimmten Zeiten im Bett sein müssen, dann kann ich dich beruhigen. Großmutter vertraut MIR zumindest soweit, dass sie mir da keine Vorschriften macht und Mum auch nicht, wenn sie hier ist. Wenn dein Vater so etwas nicht hat, dann würde ich sagen, dass du da recht frei bist. Allerdings hätte ICH es sehr gerne, wenn du nicht mitten in der Nacht im Zimmer rumpolterst.“
 

„Keine Sorge, ich feiere schon keine Party.“, erwiderte Anastasia ohne Sophia anzusehen. Das Mädel war schrecklich. Noch viel anstrengender als in der Schule und anstrengender als Faye. Und bei Gott, Faye konnte anstrengend sein, wenn sie wollte.

Fein säuberlich legte sie alles zusammen und setzte sich dann auf die Kante des Bettes.

„Gibt es hier Internet?“, fragte sie. Es klang recht gleichgültig, aber sie wollte nicht unbedingt darauf verzichten. Ohne ihr Handy und ohne ihren Laptop machte das Leben doch nur halb so viel Spaß. Wenigstens saßen sie hier nicht in einem Funkloch.
 

„Wir leben im 21. Jahrhundert, natürlich gibt es hier Internet.“, antwortete Sophia spöttisch und deutete auf den Schreibtisch, auf dem schon ihr Laptop stand.

„Wenn es sein muss, kannst du den Schreibtisch benutzen, aber dann sag vorher Bescheid, dann räume ich den Laptop weg. Ich hab keine Lust, dass jemand anders dran geht.“

Ihr Laptop war ihr Heiligtum. Darauf hatte sie einfach alles gespeichert. Das Ding enthielt ihr ganzes Leben und sie würde ihr Baby nicht in andere Hände geben. Anastasia hatte ja mit Sicherheit irgendein Designer-Modell und sie hoffte, dass sie ihren Computer nicht anfassen würde.
 

„Wer weiß. Meine Großmutter hatte keins.“, meinte Anastasia nur mit einem Schulterzucken und packte ihr amerikanisches Model aus, das von Gucci verschönert worden war. Sie liebte ihren Laptop und sie würde niemals jemand anderen daran lassen. So war sie eben. Alle wichtigen Sachen waren darauf gespeichert. So sehr unterschied sie sich in dem Punkt gar nicht von Sophia.

„Meine hat welches.“, antwortete diese einfach.

„Ach ja, noch was. Ich denke, sie wird euch mindestens einmal dazu zwingen, den Geschichten zuzuhören. Das ist so ihr abendliches Ritual. Vor dem Feuer sitzen und erzählen. Sei wenigstens einmal höflich und hör zu!“, fügte sie dann noch hinzu. Sie kannte ihr Großmutter gut genug und ihr zuliebe blieb sie auch immer, auch wenn sie jedes Mal hoffte, dass Susan darauf verzichten würde, immerhin war sie eindeutig zu alt für diese Geschichten.
 

„Ich bin nicht unhöflich.“, murrte Anastasia, nahm sich ein Guccishirt und ging dann aus dem Zimmer, um sich in einem Bad - falls sie denn hier eins fand - umzuziehen. Das konnten ja erholsame Ferien werden.
 

Unten stand Faye noch immer bei den Anderen und sah sich staunend um. „Wie alt ist denn das Haus?“, fragte sie und betrachtete genau jede einzelne Verzierung im Holz.

„Oh, ich glaube es stammt aus dem 19. Jahrhundert.“, erklärte ihr Susan. Das Mädchen war ihr sofort sympathisch. Immerhin interessierte sie sich, im Gegensatz zu ihren Enkeln, für das Haus.

Phil beobachtete das Mädchen uninteressiert, aber Jaden war ganz aus dem Häuschen.

“Soll ich dir alles zeigen?“, fragte er sie.

Ja, sie war ein Mädchen und Mädchen waren doof, aber das hier würde immerhin mal seine Schwester werden, also musste er sie wohl leiden können.

„19. Jahrhundert, die Bauweise ist einfach...fantastisch.“, schwärmte Faye verträumt und sah dann zu dem kleinen Jungen.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du es mir zeigst. Du kennst sicher alle Verstecke hier, nicht wahr?“, fragte sie grinsend. Oh, sie liebte es neues zu entdecken. Dinge, von denen sie träumen konnte.
 

Jaden grinste ebenfalls, schnappte sich ihre Hand und zog sie mit sich die Treppen nach oben, wo er begann, ihr alles zu zeigen, von dem er wusste, dass er es zeigen durfte und von dem er wollte, dass sie es kannte. Er zeigte ihr die einzelnen Zimmer, führte sie durch die Bibliothek und dann ins nächste Stockwerk.
 

Unten stand nun Maria allein mir Eric. Susan hatte Phil mitgenommen und wollte ihm irgendetwas zeigen, was der Junge zwar eigentlich nicht wissen wollte, aber seine Großmutter hatte darauf bestanden.

Sie lehnte sich an ihn.

“Na wenigstens verstehen sich zwei unserer Kinder…“, seufzte sie.

„Ja, zwei… und die anderen Beiden scheinen sich bereits zu kennen“, murmelte er leise und drückte sie an sich. Das war aber auch ein Zufall! „Was sollen wir nur mit den Beiden anstellen? Ich meine, sie können ja nicht jedes Mal so ein Gesicht ziehen, wenn wir zusammen wohnen.“

Oh ja, das konnte wirklich interessant werden. Er hatte sich so auf das Zusammenleben gefreut und nun verstanden sich die beiden Ältesten gar nicht und Pharell nahm seine Töchter nicht mal wahr. Eigentlich schade.
 

„Ich weiß es nicht…vielleicht gewöhnen sie sich mit der Zeit aneinander.“, antwortete ihm Maria. Sie machte sich Sorgen. Sie wusste, dass Sope – und sie ging davon aus, dass es Anastasia genauso ging – alles tun würde, damit sie glücklich sein konnte. Aber war es fair, das zu verlangen, wenn es bedeutete, dass sie sich verbiegen musste und selbst unglücklich war?

Sie musste wohl einfach daran glauben und darauf hoffen, dass ein Wunder geschehen würde und Sope und Anastasia doch noch ihre Gemeinsamkeiten entdeckten.

„Wenn nicht, werden wir ihnen zwei unterschiedliche Zimmer zuteilen, die am weitesten voneinander entfernt sind.“, scherzte sie dann noch, aber es war nur halbherzig.

„Na, ob das so viel bringt?“, fragte Eric grinsend und küsste seine baldige Frau liebevoll. Die Beiden würden das schon schaffen. Und wenn nicht, dann mussten sie sich eben etwas einfallen lassen. Er kannte seine Tochter gut genug, um zu wissen, dass sie um Schadensbegrenzung bemüht wäre. Und dafür war er dankbar.

„Ich weiß nicht…Ich hoffe.“, antwortete ihm Maria und das war alles, was sie tun konnte. Hoffen, dass sie es schafften. Hoffen, dass alle glücklich werden würden.

“Komm ich zeig dir das Haus.“, sagte sie dann und zog ihren Zukünftigen hinter sich her, während sie ihn anlächelte, wie sie lange nicht mehr gelächelt hatte.



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