Zum Inhalt der Seite

Fiancailles

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aus einer anderen Welt

Doch Fee schüttelte heftig den Kopf: „Nein, ich möchte nicht schlafen. Die Erinnerungen und der Streit um Machi sind noch zu frisch; sie würden mich in Alpträumen heimsuchen!“ Kamijo lächelte ein wenig unsicher: „Also gedenkst du, mir gleich in mein Gemach zu folgen? Doch sei gewarnt; was ich dir offenbaren werde, wird vielleicht vieles verändern“ Seine Stimme wurde leiser, unsicher: „Bist du dir gewiss, dem gewachsen zu sein? Besonders nach dem, was gerade passiert ist?“ Das junge Mädchen nickte: „Ich liebe dich und dran wird sich nie etwas ändern. Was Machi betrifft: Eifersucht kann einen Menschen nur allzu leicht blenden. Doch ich habe meine Entscheidung getroffen und werde diese nicht widerrufen!“ „Das will ich hoffen.“ Gemeinsam betraten sie Kamijos Schlafzimmer, welches seinen beruhigenden, anmutigen Charme in dieser Nacht verloren zu haben schien. Es wirkte kühl, düster und sogar ein wenig bedrohlich, als würde ein tragisches Geheimnis in diesen Mauern wohnen. Aber Fee ließ sich nicht beirren und folgte Kamijos Bitte, sich erst einmal auf das Bett zu setzen.
 

Der Edelmann selbst ging zum Fenster und blickte gedankenverloren und ängstlich hinaus, ehe er leise zu sprechen begann: „Als ich ein kleiner Junge war liefen die anderen Kinder vor mir weg, weil ich schon von Geburt an Fähigkeit besaß, die ihren Ursprung im Schoß des Unbekannten hatten. In den falschen Händen konnte diese natürlich großen Schaden anrichten, doch ich habe nie auch nur eine Sekunde daran gedacht, sie für einen solchen Zweck zu benutzen. Alles, was ich wollte, war, den Menschen zu helfen, was leider viel zu oft ins Gegenteil umschlug. Und so kam es, dass immer mehr Geschichten auftauchten… Gerüchte, die mich als einen Hexer beschrieben, welcher Unglück und Verderben bringt, andere Menschen manipuliert und für seine eigenen Zwecke missbraucht. Doch dies hier… ist mein wahres Ich!“ Nach dieser Erklärung riss Kamijo die Vorhänge mit einem traurigen Lächeln zur Seite, trat auf den Balkon hinaus und ließ das Mondlicht auf seinen Körper strahlen. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und im nächsten Moment erschienen zwei Schatten an seinem Rücken, welche sich langsam zu zwei Feenflügeln formten. Seine langen Haare wehten dazu leicht im Wind des geöffneten Fensters. Als die Verwandlung abgeschlossen war öffnete er die Augen, wandte er sich um und musterte seine Liebste mit einem traurigen, doch liebevollen Blick: „Das ist es, was ich wirklich bin!“

Fee war sprachlos; niemals zu hatte sie so etwas Schönes gesehen. Und ein solches Wesen liebte sie? Es war fast unmöglich und doch Wirklichkeit. Mit langsamen Schritten ging das junge Mädchen auf ihn zu, und aus ihren Augen liefen Tränen der Rührung: „Du bist wunderschön!“ Vorsichtig strich sie über die schwarz-grau-violetten Flügel und bemerkte einen feinen silbernen Glitzerstaub unter ihren Händen. Der Edelmann schaute sie mit leichter Überraschung an; schön wäre der letzte Begriff gewesen, mit dem er seine Erscheinung hätte beschreiben wollen. „Ist es wirklich das, was du fühlst? Niemals zuvor hat sie jemand als etwas Gutes befunden“, meinte er und unüberhörbare Trauer schwang in seiner Stimme mit. Aber Fee ließ sich nicht beirren und nickte fest: „Du bist schöner als die Sonne!“ Auf Kamijos Gesichtszügen breitete sich niemals zuvor gekannte Freude aus: „Deine Worte machen mich sehr glücklich“, sprach er und Tränen glitzerten in seinen Augen, „deswegen zeige ich dir nun mein Königreich. Du bist der erste Mensch, welcher es leibhaftig zu Gesicht bekommt!“

Er nahm das junge Mädchen bei der Hand und gemeinsam traten sie vor einen Ganzkörperspiegel. Der Edelmann murmelte einige Worte in einer seltsam fremden Sprache, und auch wenn Fee den Inhalt nicht verstand, so schürte es doch ihr Vertrauen. Vor ihren Augen verschwamm das gewöhnliche Spiegelbild und gab stattdessen den Blick auf eine wunderbare Landschaft frei. „Komm, ich werde dich führen“, sagte Kamijo und trat durch den Spiegel. Nach kurzem Zögern folgte das junge Mädchen ihm, überwältigt von dem Anblick, welcher sich ihr bot: Der Himmel schien höher zu sein und war in ein kräftiges und doch angenehmes Blau getaucht. Gleich darunter erstreckten sich auf der einen Seite majestätische Berge mit weißen Spitzen, die im warmen Sonnenlicht regrecht funkelten. Auf der anderen Seite befand sich ein nicht weniger hoheitsvoller Mischwald, dessen kräftige Bäume im Sommerwind gewiegt wurden. Die üppigen Kronen trugen statt Blattwerk kleine zartrosa Blüten, die sich wie ein Wirbelsturm im Kreise drehen. Fee konnte ein entzückendes Aufjauchzen nicht unterdrücken, was Kamijo lächeln ließ. „Komm, wir gehen dorthin“, sagte er. Zuerst führte ihr Weg sie jedoch an einem nicht so großen, aber doch sehr lebendigen Fluss entlang, welcher die Grenze zwischen den Landschaftszügen bildete. Sein Wasser war so blau wie die schönste Kornblume und so klar wie das reinste Glas. Das junge Mädchen zweifelte, ob so etwas Vollkommenes in der menschlichen Welt überhaupt zu existieren vermochte und unterdrückte das Verlangen, stehen zu bleiben und ihre Hände in dem kühlen Nass zu baden. Doch als sie zum wiederholten Male ein fröhliches Lachen hörte, welches eindeutig aus dem Wasser kam, fragte sie ihren Liebsten: „Was sind das für Wesen?“ Kamijo folgte ihrem Blick und lachte: „Das sind kleine Meerjungfrauen und Meermänner, die den recht seichten Fluss als Spielwiese nutzen. Ihre Eltern halten sich eher in den großen Seen auf!“ „Meerjungfrauen“, hauchte Fee ergriffen und fühlte sich mit einem Schlag in ihre Kindheit zurückversetzt; obwohl sie sehr arm gewesen waren und nicht selten am Hungertuch genagt hatten, so hatte die Mutter ihr immer märchenhafte Geschichten erzählt, so lange, bis die Kirche jene öffentlich verteufelt hatte. Dennoch hatte das junge Mädchen tief in ihrem Innern immer an deren Existenz geglaubt.

Auch der Wald schien sie regelrecht zu verzaubern: Neben dem wärmenden Sonnenlicht, welches golden durch die Bäume fiel, großen, kräftigen scheinbar lächelnden Stämmen, drang ein leises, aber sehr lebhaftes Kichern an ihr Ohr, und bei näherem Hinsehen erkannte Fee winzige Kreaturen mit Flügeln, welche in den Farben des Regenbogens schillerten. In ihren kindlichen Gesichtern spiegelte sich keinerlei Bosheit, sondern eine grenzenlose Verspieltheit. „Sind das wirklich Feen?“, fragte sie Kamijo und streckte schüchtern ihre Hand aus. Der Edelmann lächelte und schaute sich um: „Ja, das sind sie!“ Die kleinen Wesen flogen mittlerweile regelrechte Figuren um sie herum oder ließen sich auf ihren Händen und Schultern nieder. Dabei strahlten sie ein goldenes Licht aus, welches Fee und Kamijo wie eine schützende Aura umgab. „Ich liebe diese Wärme, die von ihnen ausgeht. Jene dringt bis ins Innerste des Herzens vor und hinterlässt dort ein wahres Glücksgefühl“, schwärmte der Edelmann. „Da hast du Recht“, pflichtete sie ihm bei und lachte, als eine kleine Fee versuchte, ihren Finger zu heben, „ich fühle mich hier geborgen!“ „Das freut mich sehr“ Kamijos Lächeln übertraf beinahe das Strahlen der Sonne, und sanft küsste er Fees Lippen: „Ich bin so froh darüber, dass du dich davon nicht abschrecken lässt, sondern Gefallen daran findest.“ Das junge Mädchen erwiderte den Kuss bevor sie sagte: „Ich verstehe die Menschen nicht; hier ist es schöner als das Paradies jemals sein könnte!“ „Menschen sind, bis auf wenige Ausnahmen, nicht für Fremdes geschaffen“, entgegnete der Edelmann in einer Mischung aus Verbitterung und Melancholie.

Sie ließen den Wald hinter sich und gingen über eine scheinbar endlose Wiese, auf der Wildblumen in allen Farben und Formen wuchsen. Jene standen so dicht beieinander, dass ihre Blüten ein regelrechtes Farbenmeer bildeten, während ihr Duft jeden Wanderer in einen regelrechten Nebel hüllte. Ehe Fee etwas sagen konnte, fesselten zwei Elfen, welche zielstrebig auf sie zukamen, ihre Aufmerksamkeit. Es waren ein Mann und eine Frau; beide hatten langes, silbern glänzendes Haar und waren von schlankem, aber dennoch kräftigem Wuchs. Das junge Mädchen wusste, dass ihre eisblauen und seine giftgrünen Augen in unendlichem Zorn erstrahlen konnten, wobei sie Fee gütig und neugierig musterten und sie sich ehrfurchtsvoll verbeugten, ehe Kamijo das Wort an sie richtete: „Es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Sein Lächeln war mehr als freudig. „Meine Grüße, Prinz; ich freue mich, Euch wieder zu sehen!“ Würdevoll küsste die weibliche Elfe seine Hand; dabei streiften sowohl ihr wallendes Kleid, das in einem Libellenflügeln ähnlichen Farbwechsel zwischen blau und gold schillerte, sowie ihre Haare den Boden. „Es ist uns eine Freude, Euch nach dieser langen Zeit wieder bei uns zu haben“ Auch der männliche Elf küsste Kamijos Hand; seine Rüstung bestand aus vorwiegend weiß-blauem Kristall und das Sonnenlicht reflektierte sich darin.

Das junge Mädchen schluckte; diese Wesen waren fremd und doch so vollkommen. „Ich danke euch beiden“, lächelnd wandte Kamijo sich Fee zu, „das sind Lyndwyn“, seine Hand deutete auf die Frau, „und Celethir“, ein kurzer Blick auf den Krieger, „sie sind stellvertretend für den Schutz und die Ordnung meines Reiches zuständig und haben mir gute Dienste geleistet. Ihnen gebührt mein vollstes Vertrauen!“ Das junge Mädchen spürte ihre durchdringenden Blicke auf sich und errötete, „ich freue mich, euch kennen zu lernen“, ein wenig unbeholfen knickste sie. Lyndwyn und Celethir wechselten einen Blick, in dem jedoch kein Spott zu lesen war; beruhigend legte der Krieger seine Hand auf Fees Schulter: „Die Freude ist ganz unsererseits, Prinzessin“, sein Gesicht strahlte vor Freude. Das gesamte Königreich der Elfen hatte gespürt, dass ihr von allen geliebter Prinz mit seiner Suche erfolgreich gewesen war; endlich, nach einer mehr als langen Zeit hatte das Land seine Prinzessin gefunden. „Prinzessin?“, Fees Gesichtsfarbe wurde dunkelrot und ihr Blick wanderte irritiert zu Kamijo. „Weil du zu mir gehörst“, lachte dieser leise, „ich hoffe, es stört dich nicht!“ „Ach so… nein“, jetzt musste auch sie lachen“, es ist nur etwas ungewohnt.“ Ein neckischer Kuss auf die Wange folgte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück