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Fiancailles

von

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Tanz um Mitternacht

Fee folgte ihrem neuen Herren in einigen Metern Abstand, so wie es sich für ein Dienstmädchen geziemte. Als sie sah, von wie vielen ansehnlichen Damen er umschwärmt wurde, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Gegen so viel Schönheit und Reichtum würde sie, Fee, doch niemals ankommen. Unbemerkt fing das junge Mädchen an, am ganzen Leib zu zittern. Auch wenn sie den Grund dafür nicht erklären konnte.

Kamijo hingegen war das verzweifelte und geradezu lächerliche Ringen um seine Aufmerksamkeit sehr unangenehm. Entschuldigend lächelte er seine neue Dienerin an, was diese nur noch mehr aus der Fassung brachte. Nach zwei weiteren, sich endlos in die Länge ziehenden, Tänzen wurde es dem Edelmann endgültig zuviel und er winkte einen Diener zu sich. Diesen bat er flüsternd, Fee neue Kleider zu bringen und sie für den Ball entsprechend zurecht zu machen. Der schon etwas ältere Mann lächelte verschmitzt und leistete den Befehl augenblicklich Folge. Kamijo war bei seiner Dienerschaft außerordentlich beliebt, weil er sie eben nicht wie untergestellte Dienstboten, sondern wie normale Menschen behandelte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er noch, wie Fee dem Diener verwirrt nach oben folgte. Unauffällig, aber innerlich sehr gespannt erwartete er ihre Rückkehr.

Dem jungen Mädchen stand die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben, als sie dem älteren Heeren in ein Zimmer folgte. Jenes war voller Schränke mit Kleidern, einen Frisiertisch und einem riesigen Ganzkörperspiegel. Fee blickte sich um; was sollte sie hier? War das Ganze ein Spiel? Nein, das sie traute sie ihrem neuen Herrn nicht zu. Oder war seine erhabene Schönheit nur glänzende Fassade? Am liebsten hätte sie gefragt oder sich gesträubt. An der Miene des Dieners spürte das junge Mädchen, dass dieses Handeln nicht Kamijos Gewohnheiten entsprach. Doch ihr blieb keine Zeit, diesen Überlegungen nachzugehen, denn gleich darauf betraten drei Zofen den Raum und begutachteten das junge Mädchen. Ihre Gesichter waren freundlich und trotzdem distanziert.

Fee öffnete den Mund, um eine Erklärung zu verlangen, etwas, was eigentlich nicht ihre Art war. Doch ein stummes Kopfschütteln hielt sie davon ab. Als der fließende, schwarze Stoff eines Kleides ihren schmalen Leib umschmeichelte, fühlte sie sich zunächst wie in einem Traum. Nur, das dieser wohl nicht wie eine Seifenblase zerplatzen würde. Danach waren die Haare an der Reihe. Fee musste ein paar Mal einen Aufschrei unterdrücken, wie hielten adelige Frauen diese Prozedur tagtäglich aus?

Als alles fertig war, schritt das junge Mädchen unsicher, um Anmut ringend und mit klopfendem Herzen, die Treppen hinunter. Sie war innerlich dankbar, dass ihr Kleid zweifelsohne schön, jedoch nicht allzu ausladend war. Fee trug zwar einen kleinen Reifrock, doch dieser wirkte, im Vergleich zu den anderen, geradezu unbedeutend. Allerdings besaß das Gewand gleichzeitig eine natürlich – elegante Ausstrahlung, welche den ganzen aufgesetzten Pomp mühelos in den Schatten stellte. Es hatte einen symmetrischen Schnitt und war am Rockteil sowie an den Ärmeln mit dezenter, weißer Spitze gesäumt. Am Ausschnitt prangte eine Borte aus schwarzen Rosen, welche leicht funkelten.

Kamijo verschlug es die Sprache, als er das junge Mädchen sah. ‚Atemberaubend schön’, war sein einziger Gedanke. Sogleich ging er auf sie zu und bat um den nächsten Tanz. Fee nickte unsicher und griff nach seiner Hand, während die neidischen Blicke wie Dolche in ihren Rücken stachen. Zögernd folgte sie Kamijo auf die Tanzfläche und begann, sich im Takt des, zum Glück, langsamen Walzers zu bewegen. ‚Hoffentlich mache ich nicht zuviel falsch’, grübelte das junge Mädchen und senkte den Blick; schließlich hatte sie noch nie richtig getanzt. Aber Kamijo spürte ihre Unsicherheit und lächelte aufmunternd. Er war ein hervorragender Tänzer und konnte den einen oder anderen Fehler problemlos ausgleichen. „Keine Angst, das klappt doch gut“, lobte er sie und bald schwebten die Zwei regelrecht über die Tanzfläche.

Fee schaute ihr Gegenüber an und verlor sich regelrecht in seinen magischen blauen Augen, welche wie kostbare Saphire funkelten. Wie konnte ein Mensch solche Augen haben? Ihr Herz drohte aus dem Brustkorb zu springen und eine verlegende Röte brannte auf ihren Wangen. Kamijo erwiderte den Blick und war von ihrer Schönheit wie verzaubert; hatte die Suche nach einer Braut soeben ein jähes Ende gefunden? War sie diejenige, welche verstehen und trotzdem bedingungslos lieben konnte? Der Edelmann hoffte es aus ganzer Seele, doch im Moment würde er sie damit nicht belasten. Es war noch zu früh und außerdem sollte Fee sich erst einleben; sie hatte schließlich auch einiges durchgemacht.

Das junge Mädchen indessen konnte ihre Augen nicht von ihm nehmen. Ihre Lippen waren spröde und der Mund wie ausgedörrt; was war das für ein Gefühl? Der Blondhaarige bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, und erst die skeptischen Blicke der anderen Gäste holten ihn in die Wirklichkeit zurück; der Ball neigte sich langsam dem Ende entgegen. Etwas verlegen beendeten Kamijo und Fee den Tanz und er verabschiedete jeden einzelnen der Gäste freundlich. Seine Miene war dabei allerdings kalt wie Stein und hellte erst auf, als der Edelmann sich wieder Fee zuwandte: „Vielen Dank für den wundervollen Tanz. Du solltest nun auch ins Bett gehen. Es war sicher ein anstrengender Tag für dich, nicht wahr?“ Er schenkte ihr ein Lächeln, welches sich sofort ins Herz einbrannte, und gab ihr einen Handkuss. „Ja…ja…das war er“, stotterte das junge Mädchen und errötete bis in die Haarspitzen, „aber, kann ich noch etwas für Euch tun, Herr?“ Schließlich durfte sie, trotz der guten Behandlung, ihre Pflichten als Dienstmagd nicht vernachlässigen. „Nur, dass du morgen ausgeruht bist“, erwiderte Kamijo lachend, während sie gemeinsam die Treppe hochgingen. Er wünschte ihr noch eine gute Nacht und begab sich anschließend in sein eigenes Gemach.

Aber das junge Mädchen fand keinen Schlaf; unablässig kreisten ihre Gedanken und den jungen Edelmann. Er war so anders als alles, was sie bisher kannte und doch löste jede Kleinigkeit ein fast unerträgliches Herzrasen aus. Seine geheimnisvolle Aura kam über sie wie ein Sturm, er ihre Seele in Fesseln schlug; was war bloß los mit ihr? Fee seufzte und stieg aus dem Bett, etwas frische Luft würde ihr gut tun.

Sie ahnte nicht, dass Kamijo ähnlich fühlte. Auch er warf sich unruhig hin und her. Seine Gedanken kreisten nur um diese Frage; war Fee die Auserwählte? Seine Braut für die Ewigkeit? Hoffnung und Zweifel fochten einen unerbittlichen Kampf in seinem Innern. Die Konsequenzen einer Fehlentscheidung waren groß, jede Flucht gefährlich und qualvoll, da gerade solche Menschen den Mund nicht halten konnten. Eine Träne rann über seine Wange und Kamijo seufzte; es hatte keinen Sinn. Er stand auf und ging auf den nächstgelegenen Balkon. Der sanfte, kühle Nachtwind spendete seine tröstende Umarmung. Kamijo schaute in den Himmel und lauschte versonnen dem Lied der Sterne. Niemals würden die Menschen es vernehmen können. Wie immer sangen sie von der Liebe. Der Endelmann bemerkte nicht, dass Fee ebenfalls den Balkon betrat und seine geisterhafte Silhouette verstohlen musterte, auch wenn ihr Verstand zum Rückzug drängte.

Langsam drehte Kamijo sich um: „Oh… du bist es, kannst du auch nicht schlafen?“ Mit einer Handbewegung deutete er Fee an, zu ihm zu kommen. Schüchtern und ein wenig erschrocken folgte Fee. „Er ist schöner als ein Engel“, und ohne es wirklich zu wollen, sprach sie diesen Gedanken laut aus. Der Edelmann musterte das junge Mädchen zunächst verdutzt, bevor er herzlich lachte: „Vielen Dank für das Kompliment!“ ‚Wenn du wüsstest; ich bin alles andere als ein Engel!’, ergänzte er innerlich verbittert. Ohne es zu bemerken, nahm Kamijo Fees zitternde Hand. Das junge Mädchen wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Ihr Verstand wollte fliehen, doch ihr flammendes Herz ersehnte verzweifelt Kamijos Nähe. Am liebsten würde sie ihn umarmen, doch Anstand und ihre Stellung verboten es. Der Edelmann bemerkte ihre Anspannung, schob diese jedoch nichts ahnend auf den kühlen Wind und den aufregenden Tag. „Es kühlt langsam ab, wir sollten wieder rein gehen. Versuch noch etwas Schlaf zu bekommen. Morgen wird ein anstrengender Tag und du wirst viel zu lernen haben. Es sind nicht wenige Aufgaben zu erledigen.“ Fees Herz blutete; sie wollte in Kamijos Nähe bleiben. Ihr Kopf nickte fügsam, aber es wirkte wie von Fäden gesteuert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nagato_Pain
2014-08-21T19:59:48+00:00 21.08.2014 21:59
Ein Tanz mit Kamijo *.*
ich muss ganz ehrlich sagen ich kann mich in dieser FF hineinfühlen
es ist nicht bei jeder so
und vorallem kann ich mir alles bildlich im Kopf vorstellen!
Antwort von:  Asmodina
25.08.2014 19:22
Danke dir^^


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