Zum Inhalt der Seite

Saber Rider and the Star Sheriffs

- eine erfolgreiche Daily Soap -
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Richard ging zum Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Milch ein. Anschließend setzte er sich an den Küchentisch und hing seinen Gedanken nach. Sincia ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Irgendetwas Schlimmes war ihr passiert, das hatte er sofort in ihrem veränderten Auftreten festgestellt. Er würde sie zu gerne darauf ansprechen... Moment, rief er sich selbst zur Ordnung. Sincia war eine fremde Frau, die er an diesem Abend zum ersten Mal gesehen hatte. Auch wenn sie ihm sympathisch war, hieß das noch lange nicht, dass er sich ihr aufdrängen durfte.

Shinji kam aus seinem Zimmer und strebte das Bad an.

Richard, der ahnte wohin der Weg des Kollegen führte, warnte ihn rechtzeitig. „Cindy ist vor zwei Stunden hinein und nicht wieder herausgekommen.“

Der Japaner blieb stehen, drehte um und ging stattdessen zum Kühlschrank, um sich auch ein Glas Milch einzuschenken. Erst als die Packung wieder verstaut war, setzte er sich an den Tisch. „Danke für die Warnung, Kumpel. Sonst hätte ich mir wieder eine Szene anhören dürfen.“

Der Blonde beugte sich leicht vor und blickte seinen Kollegen aufmerksam an. „Wenn du wenigstens aus der Situation lernst.“

„Das habe ich bereits“, konterte Shinji energisch. „Keine Frauen mehr in dieser WG!“

In dem Moment betrat auch Bill die Küche. „Cool, eine Küchenparty. Das hatten wir schon lange nicht mehr“, grinste er und ging direkt zum Kühlschrank. Er schnappte sich die Milchpackung, statt sich aber ein Glas zu füllen, kippte er den Inhalt direkt aus der Packung hinunter. Erst als er seinen Durst gestillt hatte, griff er Shinjis Worte auf. „Der Meinung bin ich auch. Ehrlich, Jungs, wie schön hatten wir es hier, als noch Periosu, statt Cindy, hier wohnte. So eine richtige Männer WG, mit Frauenbesuchen, aber nicht mit Mitbewohnerinnen.“ Er lehnte lässig an der Küchentheke und stützte sich mit den Händen ab.

„Apropos“, hakte Shinji nach. „Wo wir gerade von unserer alten Männer-WG sprechen, wo ist eigentlich Karl geblieben? Ich sehe ihn nur noch auf dem Set hinter der Kamera stehen, aber sonst…“

„Der hat die Flucht vor unserer Mitbewohnerin ergriffen und ist schon fast bei seiner Freundin eingezogen“, klärte Bill den Jüngeren auf. „Im Übrigen, wo wir bei dem Thema sind, wieso ist sie noch hier? Hast du sie noch nicht zur Rede gestellt?“

„Doch, aber sie hört mir einfach nicht zu“, erwiderte Shinji müde. „Vielleicht könnt ihr ja das Thema noch mal anschneiden?“

„Vergiss es, Kleiner, auf keinen Fall“, konterte der Lockenkopf sofort. „Du hast sie angeschleppt und du musst sie wieder loswerden.“

Auch Richard stimmte dem zu: „Das kannst du schön alleine regeln.“

Seufzend nahm Shinji einen Schluck Milch zu sich. Allerdings konnte er sich nicht mehr äußern, denn die Badezimmertüre öffnete sich und Cindy, eingehüllt in einen flauschigen Bademantel und einem Handtuchturban auf dem Kopf, betrat die Küche. Mit großen Augen betrachtete sie das Küchentreffen. „Hallo, Jungs. Was macht ihr denn hier?“

Richard erhob sich. „Ich wollte nur noch ein Glas Milch holen. Gute Nacht“, verabschiedete er sich schnell.

Bill stieß sich auch von der Theke ab, räumte die Milchpackung zurück in den Kühlschrank und strebte den Weg in Richtung Badezimmer an. „Ich muss noch auf Toilette. Gute Nacht, zusammen.“

Shinji sprang in dem Moment auf. „Halt, da wollte ich ursprünglich hin!“

„Pech gehabt, Kumpel. Jetzt musst du warten“, und schon war die Zimmertüre zu.

Cindy ging zu dem Japaner, der sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen ließ. Sie lehnte sich an die Tischkante, äußerst lasziv, und fuhr ihm mit ihren Fingern durch die wuscheligen Haare.

Er griff nach ihrer Hand und stand dabei auf. „Lass das, Cindy.“

„Aber du willst es doch auch“, hauchte sie verführerisch und löste geschickt die Schleife ihres Bademantels.

Leicht öffnete er sich, doch zu Shinjis Glück wurde ihr Busen noch von dem Stoff verdeckt. „Nein, ich will das nicht. Es ist vorbei. Und du suchst dir jetzt schleunigst eine neue Wohnung.“

„Du hast mich regelrecht angefleht hier einzuziehen“, erwiderte sie prompt, doch sie ließ sich nicht von ihrem Vorhaben ablenken. Sie wusste, wie sie sich bewegen musste um ihn dem Blick auf ihren Körper freizugeben.

„Das stimmt und jetzt möchte ich, dass du so schnell wie möglichst verschwindest.“ Ihm entging keinesfalls die sachte Bewegung und was kurz darauf unter dem Bademantel hervorblitzte. Langsam trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Sie war komplett nackt und er war ihr viel zu nahe. Shinji spürte eine Regung in seinen unteren Regionen, die er nicht spüren wollte. Egal wie er es drehte und wendete und sich noch so sehr einredete, dass sie ihn kalt ließ, er war schließlich nur ein Mann und reagierte, wie man auf eine nackte, sexy Frau nun mal reagierte.

„Das willst du nicht wirklich“, hauchte sie ihm entgegen. Sie streckte sich ein wenig und hauchte ihm einen Kuss auf das Kinn.

Der Japaner hatte größte Mühe sich ihr entgegenzustellen. Er fühlte sich wie eine Fliege, gefangen in einem Spinnennetz, und der Spinne zum Fraß ausgeliefert.

„Ich spüre doch was du willst“, flüsterte sie siegessicher und spielte auf seine Erregung an, die ihr keinesfalls entgangen war.

Zu Shinjis Glück verließ Bill das Badezimmer und trat wieder in die Küche. Schnell löste sich der Wuschelkopf von seiner weiblichen Bedrohung und verschwand im selbigen Raum, den der Lockenkopf endlich freigegeben hatte.

Zurück blieb Cindy, die sich keinesfalls vor dem Kollegen schämte. Sie kannte ihn und wusste aus der gemeinsamen Wohnzeit, dass er mehr One-Night-Stands in den letzten Wochen hatte, als ernstere Absichten. Er war ein Frauenaufreißer und vielleicht konnte sie ihn auf ihre Seite ziehen.

Bill schenkte ihr nur einen kurzen Blick, als er an ihr vorbei ging. Kurz vor seiner Zimmertüre kommentierte er: „Und wenn du dich noch so billig vor mich hinstellst, bin ich derselben Meinung wie Shinji. Such dir eine eigene Wohnung!“ Schon verschwand er und war mächtig stolz auf sich, dass er die Situation so souverän gemeistert hatte.

Cindy hingegen ballte ihre Hände zu Fäusten und zog sich wütend in ihr eigenes Zimmer zurück. Sie würde es ihnen noch zeigen.

Erst als sich der Japaner sicher war, dass niemand mehr in der Küche stand, traute er sich aus dem Badezimmer und verschwand sofort in seinen eigenen vier Wänden.
 

Am Set herrschte absolutes Schweigen. „Wir machen fünf Minuten Pause und ich möchte, dass ihr danach konzentriert an die Arbeit geht“, wies der Regisseur wütend an. Nicht eine Szene konnten sie verwenden und er sah sich bereits in Zeitverzug. Wieso waren sie alle nur so unkonzentriert? Er hatte jeden einzelnen von ihnen beobachtet. Cindy sah finster drein, obwohl sie Fireball anflirten sollte. Marianne vergaß ständig ihren Text, wenn Shinji direkt neben ihr stand. Shinji sah übernächtigt aus und nicht mal das Make-Up konnte das vertuschen.

Was war nur mit den Schauspielern los?

Bill und Richard tranken einen Schluck Wasser, Charles tupfte sich mit einem Handtuch den Schweiß aus der Stirn. Marie setzte sich auf einen Stuhl und blätterte nochmals im Drehbuch. Cindy verschwand aus der Kulisse und Marianne stellte sich zu Shinji. „Hast du schlecht geschlafen?“

„Das könnte ich dich auch fragen“, fauchte er zurück.

„Ich habe sehr gut geschlafen, danke der Nachfrage“, erwiderte sie kühl. Wenn er schlechte Laune hatte, sollte er dies bloß nicht an ihr auslassen.

Shinji allerdings fand für seinen Frust genau das richtige Opfer. „Du vergisst doch ständig den Text.“

„Na und? Dafür sehe ich nicht aus wie eine wandelnde Leiche.“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Was bildete er sich ein?

Der Wuschelkopf blickte in ihre wütenden Augen und sah schnell ein, dass er ihr unrecht tat. „M., es tut mir leid. Ich hatte nur gestern Nacht eine Auseinandersetzung mit Cindy.“

Marianne nickte. So etwas hatte sie sich schon gedacht. „Wegen dem Auszug?“

„Nicht nur darum“, wich er aus.

„Sie hat sich an dich rangemacht“, stellte sie weiterhin fest. Nachdem ihr Kollege nicht antwortete, kombinierte sie schnell, allerdings eher ungläubig. „Du warst mit ihr in der Kiste?!“

„Nein!“, antwortete er schnell. „Nein“, wiederholte er entsetzt. Wie konnte sie nur so etwas annehmen? „Nein, aber sie hat sich ganz schön ins Zeug gelegt, um das zu bekommen“, gab er leise zu.

Etwas beruhigter legte die Blondine ihm eine Hand auf die Schulter: „Aber sie hat es nicht geschafft. Das heißt, du bist über sie hinweg“, munterte sie ihren Kollegen auf.

So ganz stimmte dies zwar auch nicht, aber er würde sich hüten ihr die Wahrheit zu sagen. Am Ende würde sie ihm den Kopf dafür waschen, dass er nicht Manns genug war, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen.

Der Regisseur unterband alle Gespräche. „So, weiter geht’s und dieses Mal mit mehr Konzentration!“

Und es wurde auch besser. Die Pause tat allen gut.
 

Nach dem anstrengenden Drehtag ging Richard alleine ins Spotlight. Shinji hatte keine Lust, Bill wollte noch ins Fitnessstudio und Marianne und Marie würden zu Hause zu Abend essen.

Er setzte sich an einen Tisch am Fenster und gab bei May seine Bestellung auf. Hunger plagte ihn nicht, so würde er nur etwas trinken.

Sincia betrat das Lokal und winkte May zu, die hinter der Theke stand. Doch ehe sie zu ihrer Freundin ging, bemerkte sie Richard alleine an einem Tisch sitzen. Sie beschloss zu ihm zu gehen und ihm Gesellschaft zu leisten. Er war sehr nett und zuvorkommend gewesen und sie dachte am Abend vorher noch viel an ihn. Dabei schlich sich ein Rotschimmer auf ihre Wange. „Hallo“, begrüßte sie ihn, um sich abzulenken.

Überrascht, aber auch erfreut erwiderte er ihre Begrüßung. „Guten Abend, Sincia“, er stand auf und reichte ihr die Hand. „Möchtest du dich setzen?“

„Gerne“, antwortete sie und nahm ihm gegenüber Platz. „Wieso sitzt du hier alleine?“

„Die anderen hatten keine Zeit und nach Hause wollte ich noch nicht“, antwortete er. Dass er darauf gehofft hatte, sie wieder zu sehen, verschwieg er. „Und wie war dein Tag?“

„Wie immer“, lachte sie. „An einem Schultag gibt es nichts Besonderes. Kein Tag unterscheidet sich von dem nächsten, es sei denn es steht ein Schulausflug bevor.“ Sie blickte ihn aufmerksam an. Seine Augen leuchteten wie das blaue Meer und das blonde Pony hing ihm in die Stirn. „Und bei dir?“

„Es gab Ärger mit dem Regisseur. Wir haben das Pensum nicht geschafft. Im Team läuft es gerade nicht so harmonisch und darum werden die Aufnahmen nichts.“

„Haben du und deine Freunde Streit?“, hakte die Dunkelhaarige aufmerksam nach.

„Wir nicht, aber Shinjis Freundin bereitet uns Ärger und Kopfzerbrechen.“

Überrascht, dass er Shinjis Freundin nicht zu seinen Freunden zählte, blickte sie ihn an. Nach dem gestrigen Abend hielt sie eigentlich Marianne und Shinji für ein Pärchen, aber der Eindruck schien falsch zu sein. „Was ist denn mit ihr?“

„Cindy wohnt bei uns in der WG und bereitet uns nur Ärger. Seit Wochen bestehen wir auf ihren Auszug, aber sie weigert sich.“

Sincia ahnte, dass die Männer keine Chance hatten, die weibliche Mitbewohnerin aus der Wohnung zu werfen.

„Irgendwann wird sie es schon einsehen“, winkte der Blonde das Thema wieder ab. „Wo wohnst du eigentlich?“

Sincia wich erschrocken im Stuhl zurück. Sie hatte nicht mit solch einer Frage gerechnet, dennoch antwortete sie. Sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte. „Ich wohne bei May, bis ich eine Wohnung gefunden habe.“

Richard betrachtete sie aufmerksam. Er spürte aber auch, dass sie nicht über den Grund reden wollte, wie es dazu kam. Er ließ es auch dabei, denn so wie der Abend bisher gelaufen war, war mehr als er sich zuvor erhofft hatte.

Sincia lächelte entschuldigend. „Ich werde zu May gehen.“ Sie stand auf, auch Richard stand auf und beide reichten sich die Hand zum Abschied.

Er sah ihr nach, wie sie zur Bar ging, dann trank er aus und legte das Geld auf den Tisch. Wenig später verließ er das Lokal.

May blickte ihm breit grinsend hinterher. Da schien sich ihrer Meinung nach etwas anzubahnen und Sincias Ausflüchte ließ sie nicht gelten. „Er gefällt dir, und da brauchst du mir gar nicht anders kommen. Ich habe einen siebten Sinn für so etwas.“

„Ja, natürlich“, erwiderte Sincia sarkastisch. „Und du spürst den Wetterumschwung im großen Zeh.“

„Nein“, korrigierte May grinsend. „in der Schulter und das ist kein Witz.“

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen äußerte sich Sincia nicht mehr.
 

Jeden Abend traf Sincia im Spotlight auf die Schauspieler und mit jeder Unterhaltung, jeden Witz und jeder Neckerei, schloss sie die fünf Freunde mehr in ihr Herz. Besonders angetan war sie von Richard.

Nach und nach standen die Freunde auf und verabschiedeten sich, bis am Ende nur noch Richard und Sincia zurückblieben. Etwas schüchtern blickte er sie an. Dies war eine ganz neue Seite an ihm. „Hättest du Lust mit mir ins Theater zu gehen? In der Stadt ist gestern ein neues Stück angelaufen, das ich mir gerne ansehen würde. Möchtest du mitkommen?“

Sincia blickte ihn an. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. „Ja, gerne“, antwortete sie ihm. Sanft pochte ihr Herz gegen ihre Rippen. Sie betrachtete ihn und je länger sie ihn kannte, desto mehr stellte sie fest, dass er ganz anders war als Steve. „Ich bin schon lange nicht mehr im Theater gewesen“, erklärte sie fröhlich. Das war sie wirklich nicht. Steve hatte sie nie ins Theater ausgeführt, nicht mal ins Kino.

„Hast du morgen Abend Zeit? Ich habe zwei Karten für die zwanzig Uhr Vorstellung“, griff Richard das Thema erneut auf.

Sincia sah ihm direkt in die blauen Augen und nickte. „Treffen wir uns hier?“

„Ja, ich hole dich hier eine Stunde vorher ab.“

Beide standen auf. „Bis morgen“, verabschiedeten sie sich voneinander. Sincia ging zu ihrer Freundin May, während Richard das Lokal verließ. Beide trugen ein Lächeln auf den Lippen.

Während sie sich zu May an die Theke setzte, überlegte sie was sie morgen Abend anziehen sollte.
 

Richard trug einen Anzug und band sich eine Krawatte um. Sein Herz klopfte heute schon den ganzen Tag über einen Takt schneller und er spürte dieses seltsame Kribbeln in seiner Magengegend. Ein letzter Blick in den Spiegel und er befand sein Auftreten als tadellos.

Shinji lehnte an der Wand und grinste bis über beide Ohren. „Wenn da heute Abend nichts läuft, dann stimmt irgendwas nicht.“

„Es wird heute Abend nichts laufen“, erwiderte der Blonde trocken. „Es wird ein schöner Abend unter Freunden.“

„Natürlich, ihr seid nur Freunde“, spottete der Japaner weiter. „Wenn ihr nur Freunde seid, dann sind Marianne und ich verheiratet.“

„Was bei euch noch nicht ist, kann ja noch werden“, erwiderte Richard prompt.

„Hey“, meckerte Shinji sofort. „Bestimmt nicht. Wir sind nur Freunde.“

„Natürlich seid ihr nur Freunde“, spottete nun Richard mit einem Zwinkern. „Ich muss los. Bis später.“

„Viel Spaß“, verabschiedete der Japaner seinen Kollegen und Freund, der schon aus der Wohnung verschwand.

Jetzt hatte der Japaner endlich sturmfreie Bude. Bill war zu einem Date verabredet, Richard hatte ebenfalls ein Date, Karl war schon wochenlang nicht mehr hier gewesen, höchstens mal kurz um ein paar Klamotten zu holen und Cindy… Er drehte sich um und ging zur Küche und erstarrte. Cindy saß am Küchentisch, wütend mit den Armen vor der Brust verschränkt. „Was willst du hier? Du wolltest doch ins Fitnessstudio“, hakte der Japaner bissig nach. Das war es mit sturmfreier Bude.

„Ich hab es mir anders überlegt. Und es war eine gute Entscheidung. Sonst hätte ich niemals den Grund für unsere Trennung erfahren.“

„Du kennst den Grund, Cindy. Ich hab ihn dir schon oft genug gesagt.“

„Aber niemals hast du den wahren Grund genannt. Du bist hinter der kleinen Schlampe her.“

„Nenn sie nicht Schlampe“, fauchte Shinji wütend. „Sie ist unsere Kollegin und eine gute Freundin.“

Cindy stand auf und ging auf den Japaner zu. „Dir gefällt sie. Aber das blonde Flittchen hat keinerlei Interesse an dir.“

„Wir sind nur Freunde“, erwiderte der Wuschelkopf sauer.

„Wenn du meinst“, winkte Cindy kühl ab und ging an ihrem Mitbewohner vorbei. Sie schnappte sich ihre Jacke und verließ die Wohnung.

Endlich war er allein und langsam beruhigte er sich. Sie wollte ihn nur provozieren, mehr nicht. Marianne konnte absolut nichts für seine Entscheidung. Sie war weder der Grund, noch ein Gedanke gewesen. Dennoch hatten ihn Cindys Worte getroffen. Sie gefiel ihm tatsächlich und auch er meinte zu glauben, dass sie ihm nicht ganz so abgeneigt war. Bei den Dreharbeiten stand sie immer nahe bei ihm, sie konnten immer über alles reden, und wenn sie sich gegenseitig aufzogen, wurde sie auch manchmal rot um die Nasenspitze.

Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war wirklich alles nur Einbildung.

Shinji ging zum Küchentisch und blätterte in dem neuen Drehbuch. Die Autoren hatten einiges umgeschrieben. Und wie er beim Durchlesen feststellte, betraf es hauptsächlich die Szenen zwischen Fireball und April. Schüchterne Blicke, gegenseitiges tiefes Vertrauen, gegenseitiges Beistehen im Kampf. Eine Entwicklung von Freundschaft zu Liebe…

Es klingelte an der Tür.

Der Japaner stand auf, drückte den Türöffner und wartete noch ein bisschen, bis er die Wohnungstür öffnete. Immerhin befand sich ihre Wohnung im fünften Stock eines Hochhauses, ohne Aufzug. Kurz darauf stand Marianne vor ihm. Eingewickelt in ihren Mantel, die blonden Haare zu einem Zopf gebunden. „Hallo, Shinji, kann ich reinkommen?“

„Klar“, er trat zur Seite, mehr als überrascht sie zu sehen. Marianne war erst ein einziges Mal in der WG gewesen, damals hatte sie ein kleines Techtelmechtel mit Karl gehabt. Es war nichts Ernstes und auch nur von sehr kurzer Dauer. Er nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn in die Garderobe. Gemeinsam gingen sie in die Küche. Als er sie kurz betrachtete, stockte ihm der Atem. Sie trug ein Kleid, der Saum streifte ihre Knie. Das Kleid betonte ihre schlanke Figur, der Ausschnitt war tief und sie trug eine Kette mit einer Träne daran, die im Ausschnitt verschwand. Sie setzte sich an den Küchentisch und überschlug die Beine. „Möchtest du etwas trinken?“

„Nein, danke, ich muss gleich weiter.“

Shinji setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und betrachtete sie aufmerksam. Sie war nur leicht geschminkt, ganz anders als am Set, und es gefiel ihm viel besser an ihr. „Was führt dich her? Es sind alle ausgeflogen.“

„Ich wollte…“, sie blickte ihn unsicher an. „Eigentlich wollte ich zu dir.“ Ein sanfter Rotschimmer legte sich um ihre Nase. „Hast du schon das neue Drehbuch erhalten?“

Darum war sie hier. Sie hatte es auch gelesen. Sein Blick fiel auf die aufgeschlagenen Seiten. Sie folgte seinen Augen und überflog eine Passage. „Ist das denn zu fassen? Wir sind eine Actionserie. Du und ich, wir sind Kämpfer und sollen jetzt ein Liebespaar spielen.“

„Nicht ganz“, korrigierte Shinji seine Kollegin. „Nur andeutungsweise, nicht komplett.“

„Trotzdem“, echauffierte sich die Blondine. „Wie kommen die bloß auf so eine absurde Idee?!“

Getroffen lehnte sich Shinji im Stuhl zurück. War es für sie so undenkbar mit ihm zu flirten, ein bisschen eifersüchtig zu werden und ihm schöne Augen zu machen? „Ich verstehe nicht, worüber du dich so aufregst“, erwiderte er, fast ein bisschen verletzt. So ein schlimmer Kerl war er nun wirklich nicht und er war bei weitem attraktiver, als Karl, der rothaarige, sommersprossige, pausbäckige Kameramann.

„Die intelligente Wissenschaftlerin, die Ramrod, eine Kampfmaschine für den Frieden des neuen Grenzlandes, erfunden hat, soll plötzlich das blonde, dumme und naive Liebchen ihres draufgängerischen Rennfahrerkollegen, der nur zufällig als Pilot in diesem Team landete, werden?“ Sie pausierte kurz um Luft zu holen. „Das ergibt doch keinen Sinn. Es gibt bereits ein Liebespaar in der Serie, das muss doch reichen.“

„Wie du siehst, reicht das wohl nicht“, erwiderte Shinji gekränkt zurück. „Zudem ist Fireball kein schlechter Mensch, auch wenn er ein Rennfahrer ist. Und er sieht gut aus, dass du das mal nicht vergisst.“

Die letzte Anmerkung zauberte ihr ein Lächeln auf die zartrosafarbenen Lippen. „Eingebildet bist du überhaupt nicht, oder?“

Auch er lächelte. „Ich finde, wir sollten uns arrangieren. Die Leute wollen das so, sonst hätten sie unsere Rollen nicht umgeschrieben. Und wir sollten ihnen das geben, was sie sehen wollen.“

Marianne ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Ehe sie etwas sagen konnte, ging die Tür zur Wohnung auf und Cindy trat wieder ein. Als diese den fremden Mantel in der Garderobe hängen sah, verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie betrat die Küche und blitzte die beiden Kollegen wütend an.

„Was machst du hier?“, fauchte sie sofort die Blondine an. Immerhin trug diese Mitschuld an ihrer Trennung zu Shinji.

Marianne ließ sich nicht einschüchtern. „Wir besprechen das neue Drehbuch.“

Als wäre das eine gelungene Vorlage, ereiferte sich Cindy in ihrer Rage. Nicht nur dass dieses Blondchen hier in der Wohnung auftauchte und Shinji anbaggerte, nein, sie hatte bestimmt auch etwas mit der Änderung im Drehbuch zu tun. „Gut, dass ihr darüber sprecht. Vielleicht kannst du mir auch erklären, warum sie meine Rolle gestrichen haben? Ich tauche nirgends mehr auf.“

„Vielleicht kommen falsche, zickige Schlangen einfach nicht mehr beim Publikum an“, erwiderte Marianne ungerührt.

Bevor Cindy etwas erwidern konnte, mischte sich der Japaner ein. „Woher sollen wir wissen, warum deine Rolle gestrichen wurde? Die einzigen, die das erklären können, sind unsere Bosse.“

„Stell dich nicht auf ihre Seite“, fauchte Cindy ihren Ex an und blitzte die verhasste Kollegin an: „Sicher hast du damit etwas zu tun“, unterstellte sie Marianne.

„Was sollte ich damit zu tun haben?“ Marianne stand auf, damit sie sich nicht mehr so unterlegen fühlte. Sie hatte nie ein Problem mit der Brünetten gehabt, und verstand nicht, warum diese so plötzlich einen Groll gegen sie hegte.

„Du hast doch bestimmt mit Chris Dough geschlafen, damit du eine bessere Position erhältst. Wahrscheinlich bekommst du jetzt auch noch mehr Gage. Damit sie dich bezahlen können, wurde meine Rolle gestrichen.“

„Sag mal, hast du sie noch alle?“ Marianne war mehr als entrüstet über diese Unterstellungen. „Erstens bin ich kein Flittchen und zweitens habe ich nicht darum gebeten, dass meine Rolle so umgeschrieben wurde. Das wirst du dir schön selber zuschreiben.“

„Mädels, lasst uns doch mal einen kühlen Kopf bewahren“, mischte sich Shinji leicht hilflos ein, erhielt aber von beiden gleichzeitig einen Tadel: „Halt dich raus!“

„Ich werde zu Burns gehen und die Sache klarstellen“, behauptete Cindy.

„Du wirst bei der Sekretärin scheitern“, erwiderte Marianne

„Wir werden sehen“, erwiderte Cindy knapp und zog sich in ihr Zimmer zurück.

Marianne blickte ihrer Kollegin nach, sah zu Shinji und ging in Richtung Flur. Schnell folgte ihr der Japaner. „Es tut mir so leid“, entschuldigte er sich für das unmögliche Verhalten seiner Exfreundin.

„Du kannst ja nichts dafür.“ Sie zog sich ihren Mantel an. „Ich muss eh los. Ich gehe noch in die Stadt etwas trinken. Meine Freundin wartet schon.“

Eben wollte er fragen, ob sie alleine gehen würde, aber diese Frage hatte sich schon erübrigt.

„Sag mal, möchtest du bei dieser Ziege bleiben? Oder hast du Lust auf einen Tapetenwechsel?“, wagte sie einen freundschaftlichen Vorstoß.

„Ich will dich und deine Freundin nicht stören“, winkte Shinji ab.

Marianne blickte ihn lange an. „Du störst nicht. Ihr Freund ist auch dabei. Da hättest du auch einen Gesprächspartner.“

„Wenn du mich so anflehst“, zwinkerte er ihr neckend zu. „dann zieh ich mir kurz ein schickes Hemd an und bin sofort wieder da.“ Dabei fiel sein Blick auf sein Shirt, welches er auf keinen Fall anlassen konnte. Er wollte ihren Look nicht runterziehen. Schon verschwand er in seinem Zimmer und kam keine Minute später, in einem weißen Hemd gekleidet, wieder heraus. Seine Jeans verlieh dem Look etwas Legeres. Er zog sich seine Jacke an und verließ mit ihr die Wohnung. „Dann fahren wir mit meinem Auto in die Stadt“, bot er an und sie gingen gemeinsam in die Tiefgarage und auf einen schwarzen Sportflitzer zu. Sie stiegen ein und brausten in Richtung Stadt.
 

Das Theater war vorbei und die Masse strömte wieder heraus. Es war inzwischen spät geworden, dennoch hatten viele noch Lust auf einen Drink in eine Bar zu gehen. Auch Richard, der neben Sincia ging, wollte mit ihr noch das Nachtleben auskosten. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid, eine weißgoldene Kette und passend dazu weißgoldene Ohrringe. Sie war wunderschön, ihre dunklen Haare fielen ihr offen über die Schulter und ihre braunen Augen strahlten. „Das war so schön. Ich war schon so lange nicht mehr im Theater. Vielen Dank, Richard.“ Dass sie die Kleidung erst am Nachmittag gekauft hatte, da sie sich nicht in ihre alte Wohnung traute um ihren Kleiderschrank nach etwas passendem abzusuchen, verschwieg sie ihm.

„Danke, dass du mich begleitet hast“, erwiderte er lächelnd. Gemeinsam gingen sie durch die Stadt, bis sie zu einer Bar kamen, in die sie hineingingen.

Sie bestellten sich Cocktails und setzten sich gegenüber an einen Tisch. „Ich habe mich lange nicht mehr so amüsiert“, gestand Sincia ihrem Gegenüber.

Aufmerksam blickte Richard sie an.

„Mein Ex-Freund hat mich nie ausgeführt. Wir saßen jeden Abend und das ganze Wochenende zu Hause und haben nichts miteinander unternommen.“

„Das ist nicht gut für eine Beziehung“, stellte der Blonde nüchtern fest.

„Ja, das habe ich schließlich auch gemerkt.“

„Wie lange bist du schon von ihm getrennt?“

Die Getränke wurden gebracht. Endlich konnte Sincia ihre Hände beschäftigen. Sie umfasste das Glas mit ihren Händen und klammerte sich daran fest.

„Es ist zwei Wochen her“, gestand Sincia.

Überrascht blickte Richard sie an. „So frisch noch?“

„Ja, meine ganzen Sachen sind noch in der Wohnung. Ich muss sie bald abholen und zu May bringen. Eigentlich hoffte ich so schnell wie möglich eine Wohnung zu finden. Und ihm alleine gegenüber treten, habe ich mich noch nicht getraut.“

„Darf ich fragen, warum ihr euch getrennt habt?“

Sincia lächelte traurig. „Er hat mich betrogen.“ Sie suchte seine blauen Augen, vermutete Verachtung in ihnen zu erkennen, doch er sah sie nur mitfühlend an. So öffnete sie sich ihm. „Ich war auf einem Schulausflug und bin früher nach Hause gekommen. Er war mit ihr im Schlafzimmer und ich habe sie in Aktion erwischt.“ Sie pausierte, denn sie schämte sich für ihr Erlebtes. Sie gab sich immer noch die Schuld an allem. Vielleicht hätte sie etwas anders machen müssen, aber was genau konnte sie auch nicht sagen. „Ich trat die Flucht an und war seitdem nicht mehr dort.“ Sie trank einen Schluck.

Richard legte besorgt seine Hand auf ihre. „Wenn du Hilfe brauchst, sag nur bescheid. Ich helfe dir deine Sachen aus der Wohnung zu holen.“

Sie starrte auf seine Hand, die auf ihrer lag. Erst dann suchte sie seine Augen. „Danke.“

Sie tranken aus und verließen das Lokal. Ihr Weg führte zurück zum Theater in die Tiefgarage zu seinem Auto. Wenig später fuhren sie zurück.

Als sie vor Mays Wohnblock zum Stehen kamen, stieg Richard aus und öffnete Sincia die Autotür. Er begleitete sie noch bis zur Haustüre.

„Vielen Dank für den schönen Abend“, bedankte sie sich, nachdem sie ihren Schlüssel aus der Handtasche gezogen hatte.

„Ganz meinerseits, gute Nacht“, lächelte er. Er wollte sich schon umdrehen und wieder gehen, als Sincia ihn zurückhielt. Sie trat auf ihn zu und hauchte ihm ein Küsschen auf die Wange. Ein letztes Lächeln, dann ging sie zurück, sperrte die Haustüre auf und verschwand im Hausflur.

Richard lächelte, ging zurück zu seinem Auto und fuhr nach Hause.
 

Er betrat die Wohnung und fand seine männlichen Mitbewohner in der Küche am Tisch sitzen. Eigentlich ein recht friedlicher Anblick, wenn man der Uhrzeit keine Beachtung und auch den gesprochenen Worten keinerlei Bedeutung schenkte.

„Jetzt sag schon, Kleiner, was läuft da zwischen euch?“

„Gar nichts. Wir sind einfach Freunde.“

„Logo, und darum geht ihr zusammen feiern“, nickte Bill zu. Er ließ sich nicht an der Nase herumführen.

„Was ist denn hier los?“, mischte sich Richard ein und setzte sich an den Tisch dazu.

„Unser Aufreißer war mit Marianne in der Stadt unterwegs. Ich traf sie durch einen Zufall und fordere eine Erklärung“, klärte der Lockenkopf auf.

„Interessant. Wie war noch mal unser Gespräch am Abend?“, grinste Richard ebenfalls.

„Ach, da ist nichts. Wirklich!“ Shinji versuchte den Spieß umzudrehen. „Wie ist dein Date gelaufen?“

„Es war ein schöner Abend“, wich Richard aus.

„Also lief wirklich nichts mehr“, stellte der Japaner fest, woraufhin Richard schwieg. „Woran lag es? Hat sie kein Interesse?“

Auch Bill neckte mit: „Oder ist sie in einer festen Beziehung?“

„Nein, beides nicht“, wich Richard aus.

„Woran liegt es dann? Der Weg ist doch dann frei?“, fragte Shinji irritiert nach. Er verstand nicht, warum die beiden es so langsam angingen.

„Sie hat sich vor zwei Wochen von ihrem Freund getrennt.“

„Das erklärt einiges“, stimmte Bill zu.

„Hört mal, es gibt da etwas worüber ich mit euch sprechen möchte“, schnitt Richard ein heikles Thema an, welches ihm aber schon seit der Heimfahrt durch den Kopf ging. „Sie sucht eine neue Wohnung, denn im Moment wohnt sie bei May im Gästezimmer. Und sie wird bei Gelegenheit Hilfe brauchen, wenn sie ihre Sachen aus der Wohnung holt.“

„Moment“, roch der Lockenkopf sofort den Braten. „Du meinst, wenn wir Cindy los sind, könnte Sincia hier einziehen?“

„Es war ein Gedanke“, stimmte Richard zu.

„Hatten wir das Thema nicht kürzlich besprochen? Wir kamen doch zu dem Entschluss keine Frauen mehr hier einziehen zu lassen“, widersprach Bill.

„Ich weiß“, stimmte Richard erneut zu. „Aber Sincia ist nicht wie Cindy.“

„Das stimmt auch“, nickte Shinji zu.

„Wir müssen das nicht sofort entscheiden, es war nur ein Gedankengang“, erklärte Richard und stand auf. „Ich verschwinde dann mal ins Bett. Gute Nacht, Jungs.“

Auch Bill und Shinji verzogen sich bald in die Federn.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück