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Saber Rider and the Star Sheriffs

- eine erfolgreiche Daily Soap -
von

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„Ein Glas Wasser, bitte.“

Diese Worte klangen in Mays Ohren wie: Gib mir einen Strick, damit ich mich aufhängen kann. May Ohlsen war eine junge Frau von neunundzwanzig Jahren und Besitzerin dieses kleinen Restaurants. Mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck musterte sie ihren neuen Gast.

Die schwarzen langen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Die braunen Augen in dem schmalen, ovalen Gesicht starrten betrübt auf die braune Holztheke. Die schlanke Figur steckte in einem viel zu großen Pullover und einer dunklen Jeans. Auf dem Boden stand eine Reisetasche.

May schenkte ein Glas Wasser ein und reichte es ihrem Gast. Mit aufmerksamen Augen beobachtete sie die niedergeschlagene Frau, welche die klare, durchsichtige Flüssigkeit anstarrte, als prüfe sie ob sie sich darin ertränken könnte, ehe sie einen Schluck zu sich nahm. „Soll ich dir nicht lieber ein Glas Whiskey einschenken? Du siehst aus, als könntest du diesen eher gebrauchen“, stellte May besorgt fest, nachdem sich der Gesichtausdruck leicht verfinsterte.

Ein schmales Lächeln zeigte sich plötzlich. „Daran hab ich auch schon gedacht, aber ich brauche einen klaren Kopf!“

May griff sich ein Geschirrtuch und ein bereits gespültes Bierglas und begann es zu trocknen. „Ich sag dir eins: Vergiss den Kerl! Egal, wie toll er auch aussehen mag, er hat dich nicht verdient!“ Sie kannte solche Gesichter zur Genüge, hatte sie Trennungen in ihrem Freundeskreis mitbekommen. Wieder mal dankte sie dem Himmel, dass sie keinen Mann hatte. Sicherlich war es schön, jemanden zum Kuscheln zu haben, sich mit dem Partner auszutauschen und dennoch war sie froh darüber allein zu sein. Als Single hatte man ganz klar Vorteile und sie wollte ihr ungezwungenes Leben unter gar keinen Umständen eintauschen.

Eine unbekümmerte Aussage, die der jungen Frau ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Zaghaft nickte die Schwarzhaarige: „Du hast Recht. Dieser Mistkerl ist keine Träne mehr wert!“ Sie betrachtete ihre Gesprächspartnerin aufmerksam.

May hatte ein wenig Übergewicht. Die blonden Locken umrahmten vorwitzig das runde, hübsche Gesicht. Die blauen Augen strahlten wie das Meer und die Lippen schimmerten rosig. Die weiße Schürze schützte die Bluse und die helle Jeanshose vor Verschmutzung.

Überrascht nahm May das Lächeln wahr. „Das ist die richtige Einstellung. Ich bin übrigens May Ohlsen.“ Sie stellte das geputzte Bierglas zurück in den Schrank und reichte ihrem Gast über die Theke die Hand.

„Mein Name ist Sincia Bray“, stellte sich die Schwarzhaarige vor und nahm die Hand ihrer Gesprächspartnerin fröhlich an.

„So, Sincia, willst du mir erzählen, warum dieser Kerl nun ein Mistkerl ist?“ May war eine ehrliche Person. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, fragte direkt und ohne Umschweife. Wer damit ein Problem hatte war bei der Restaurantchefin falsch.

Wieder verfinsterte sich das Gesicht der Schwarzhaarigen. „Ich bin Lehrerin und kam gerade von einer Klassenfahrt zurück, als ich meinen Freund mit einer anderen im Bett erwischte. Zur Ausrede bekam ich zu hören: Schatz, mit dir hab ich heute noch gar nicht gerechnet!“ Die Tränen waren versiegt, dafür kam die Wut.

„So ein Mistkerl!“ May schnappte sich das Geschirrtuch und fing an den Zapfhahn zu polieren.

„Ich wusste nicht wo ich hin sollte. Ich habe einige wichtige Sachen gepackt und bin einfach losgegangen. Tja und dann bin ich hier gelandet.“ Erst jetzt sah sie sich um, wo sie eigentlich genau war. Sie war blind durch die Stadt gegangen und kam letztendlich in dieses Stadtviertel. Es war eine Sackgasse. Ein großes Fabrikgelände erstreckte sich auf der anderen Straßenseite, während dieses Restaurant die einzige Lokalität war. Ansonsten lagen hier noch vereinzelte Häuser. In dieser Gegend war sie noch nie zuvor gewesen, hatte auch noch nichts davon gehört.

Das Restaurant war gemütlich eingerichtet. Überall standen Tische mit Stühlen. Wenige Gäste hielten sich hier auf. An einem Tisch am Fenster saß ein junges Pärchen, welches verliebt miteinander turtelte und nichts außer sich selbst wahrnahm. An einem anderen Tisch in der Ecke prangte das Wort Stammtisch. Dort saßen vier ältere Herren, jeder mit einem Bierglas vor sich und Karten in der Hand. Sie spielten und ratschten.

Der Holzboden war dunkelbraun, während die Wände in hellem, vanilleartigen Ton gestrichen waren. Die hohe Decke war weiß und überall hingen Filmrollen, alte Kameras, Spots und viele verschieden Fotos, die sich bei genauerem Hinsehen als Autogrammkarten verschiedener Stars und Sternchen entpuppten, zur Dekoration herum. Alles in allem erinnerte dieses Restaurant eher an ein altes Filmstudio.

„Wow“, stellte Sincia erst jetzt überrascht fest.

„Ja, nicht wahr?“, lachte May und betrachtete amüsiert die Mimik ihres Gastes. „Willkommen im Spotlight.“

„Das sieht hier eher wie ein Filmstudio aus“, bemerkte Sincia und wandte sich neugierig an ihre Gastgeberin. „Wie kommt man zu solchen Sachen?“

„Hast du das alte Fabrikgelände gesehen? Dort befindet sich der Firmensitz der Filmproduktion World Productions. Mein Vater war dort Kameramann. Wurde allerdings vor einigen Jahren abgesägt, weil die Jüngeren eine Chance bekommen sollten. So eröffnete er dieses Lokal und ich bin nach der Schule hier eingestiegen.“

Sincia blickte sie mit großen Augen an.

„Dort wird auch die beliebte Fernsehserie Saber Rider and the Star Sheriffs gedreht. Kennst du diese Serie? Ist ein totaler Quotenbringer und aus dem Abendprogramm gar nicht mehr wegzudenken.“

Die Schwarzhaarige schüttelte ihren Kopf. „Nein, hab ich noch nicht gehört.“

In diesem Moment schwang die Tür auf und eine kleine Gruppe trat ein.

Überrascht drehte sich die Schwarzhaarige zur Tür und verfolgte die eintretenden Gäste, die sich nacheinander an einen Tisch in der Nische neben der Tür nieder ließen.

Zwei von den drei Männern stachen durch ihre Größe heraus. Wobei einer der beiden blonde, kurze Haare hatte und der andere braune, kurze Locken.

Der dritte junge Mann war kleiner, als die anderen beiden. Dafür stachen die wirren, ungekämmten und wuscheligen braunen Haare heraus.

In Begleitung der Männer traten auch zwei Blondinen ein.

Sincias braune Augen hingen an der langen, blonden Mähne der kleineren Blonden. Unglaublich, wie ein Mädchen so lange Haare haben konnte. Nun wich ihr Blick zur anderen Blondine, die ihre Haare Schulterlang trug. Sie wirkte fast unscheinbar, auch wenn sie die Langhaarige um einen Kopf überragte. Alle fünf wirkten wie von einem Werbeplakat entsprungen.

„Ich bin gleich wieder hier“, vernahm sie Mays Stimme. Sincias Augen folgten der rundlichen Gestalt, wie sie auf den Tisch der Neuankömmlinge zuging und die Bestellungen entgegennahm.

Sincia wandte sich wieder ihrem Wasserglas zu. Sie musste sich endlich mal Gedanken machen, wo sie die Nacht verbringen sollte. In ihre Wohnung konnte sie unter keinen Umständen zurückgehen. Sie wollte ihm nicht mehr begegnen. Ihre persönlichen Sachen würde sie abholen lassen, das stand fest, aber wann und von wem wusste sie auch nicht. Sie war seinetwegen in diese Stadt gezogen. Ihre Eltern lebten in Irland. Tausende von Kilometern entfernt. Sie war sich so sicher mit ihm gewesen und nun das…

May kam zurück und gab die Bestellungen in die Küche weiter. Unbemerkt von der Schwarzhaarigen richtete sie das Wort an sie: „Lass doch den Kopf nicht hängen. Ein Ende bedeutet ein neuer Anfang. Wieso sollte es nicht besser werden?“ May mochte die junge Frau, sie war ihr sympathisch.

Die Dunkelhaarige lächelte ein wenig. May hatte Recht, obwohl sie sich im Moment noch nichts vorstellen konnte. Zu sehr hingen ihr die letzten Ereignisse in den Knochen. Ein neuer Anfang schien schwer zu sein.

„Du musst erst mal drüber weg kommen. Vergiss den Kerl ganz schnell!“ Natürlich wusste May, dass diese Worte leicht gesagt waren, aber den Worten Taten folgen zu lassen um einiges schwieriger werden würde. „Erzähl mir ein bisschen von dir. Du hast gesagt, du bist Lehrerin?“ Sincia nickte. „Wow“, fügte May bewundernd hinzu. „Jeden Tag mit schreienden, lauten, tobenden Kindern zu arbeiten ist eine Meisterleistung.“

Sincia lächelte. „So schlimm sind die Kleinen auch nicht.“

„Ich trau den kleinen Biestern nicht über den Weg, aber ich finde es toll, wenn Menschen mit Kindern umgehen können.“ May fand Kinder zwar niedlich, aber nur wenn sie sie von weitem sah. Selbst mal welche zu haben, schien für sie praktisch unmöglich zu sein. Sie mochte noch nie Kinder und ohne Mann klappte es bekanntlich auch nicht. Also hatte sich dieses Thema so oder so erledigt.

Aufrichtig entgegnete die junge Frau: „Ich bin mir sicher, dass du auch mit Kindern umgehen kannst.“

„Muss nicht sein“, wich May aus und lenkte vom Thema ab. „Sincia… Was bedeutet der Name? Er klingt so außergewöhnlich.“

„Ja, das ist er auch. Meine Mutter wollte einen außergewöhnlichen Namen finden. Und da ihre Lieblingsblumen Chrysanthemen sind, hat sie meinen Namen an diesen Blumen angelehnt.“ Sincias Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich in Wehmut. Ihre Eltern lebten so weit entfernt. Wie gerne würde sie jetzt zu ihnen gehen. Aber das ging nicht. Sie musste in die Schule. Zwar war heute erst Freitag und das Wochenende bot noch zwei Tage zum Entspannen, aber Montag begann wieder die Arbeit. Zudem musste sie sich noch um eine Unterkunft für diese Nacht kümmern. Die Zeit rann ihr davon und sie wollte auf keinen Fall zurück zu ihm.

May blickte sie aufmerksam an. Sie sah die Besorgnis in Sincias Gesicht und auch die Veränderung in ihrem Auftreten. „Was ist?“

„Ich muss mir noch eine Unterkunft für diese Nacht suchen. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft. Ich komme bald wieder vorbei“, verabschiedete sich Sincia und stand auf als May sie zurückhielt.

„Warte, ich kann dir helfen“, sagte sie. Auch wenn sie die Dunkelhaarige nicht gut kannte, hatte sie sie bereits in ihr Herz geschlossen. „Du kannst bei mir wohnen, wenn du möchtest. Natürlich solange bis du eine eigene Unterkunft gefunden hast“, bot sie an.

Sincia blickte sie mit großen braunen Augen an. „Aber du kennst mich doch gar nicht“, fragte sie überrascht nach, jedoch winkte May ab. „Ich habe eine gute Menschenkenntnis und da du in Schwierigkeiten steckst, habe ich keinerlei Bedenken. Wenn du noch eine Stunde warten kannst, gehen wir gemeinsam.“

Der Koch klingelte und May servierte das bestellte Essen an den Tisch in der Nische. Lautes Gelächter drang durch das Spotlight und Sincia blickte über die Schulter zu dem Tisch der Clique. Als May zur Theke zurückkehrte, wandte sich die Dunkelhaarige ihrem Wasserglas zu und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. So verging die Zeit.

„Ich sag meinem Vater bescheid.“ Schon trat May hinter der Theke hervor und trat auf den Stammtisch zu. Sincia folgte ihr mit den Augen und betrachtete die vier älteren Männer, die seit ihrer Ankunft Karten spielten.

May trat auf einen Mann zu, dessen Gesichtszüge sehr markant wirkten. In dem unrasierten Gesicht, standen bereits die Stoppeln eines Dreitagesbarts. Die Haare waren voll und schwarz, aber graue Strähnen blitzten vereinzelt hervor. Er hörte May zu und nickte schließlich. Schon löste er seine Augen von seiner Tochter und warf eine Karte in die Mitte des Tisches.

„Dann geh ich jetzt, Paps.“

„Bis morgen, Kleines.“

„Ja, bis morgen“, schon kam May zurück und grinste Sincia an. „Ich kassiere nur noch schnell die Tische ab und dann können wir gehen.“ Sie ging zu den Gästen um ihnen die Rechnungen zu geben. Als alle Gäste bezahlt hatten, legte sie die Schürze weg, schnappte sich ihre Handtasche und verließ mit Sincia, die ihre Reisetasche aufhob, das Spotlight.

Sie gingen die Straße entlang und hielten wenig später vor einem Hochhaus. Sincia blickte sich um. Ihnen gegenüber, auf der anderen Straßenseite, stand eine hohe Mauer hinter der sich das Filmgelände befand. Ein großes Eisentor unterbrach die Mauer. Rechts von dem Tor war auf der Mauer ein Schild befestigt: Tor 5.

May zog ihren Haustürschlüssel aus der Handtasche, öffnete die Eingangstür und trat ins Treppenhaus. Aufmerksam beobachtete sie Sincia und wartete bis sie ebenfalls eintrat.

Die Wohnung befand sich in der dritten Etage. Mays Behausung, eine kleine Dreizimmerwohnung, wirkte gemütlich und war schön eingerichtet. Sie traten in den Flur von dem Rechts bereits eine Tür ins Badezimmer führte. Links war eine Tür zum Schlafzimmer. Den Flur entlang führten zwei weitere Türen rechts und links in Räume. Rechts befand sich das Gästezimmer, links ging es in die Küche. Die Tür gerade aus führte ins große geräumige Wohnzimmer. Rechts hinaus, zur Südseite hin, war ein kleiner Balkon.

„Schöne Wohnung“, bemerkte Sincia, während sie May zum Gästezimmer folgte. „Danke. Hier kannst du dich einrichten. Mach dir keine Gedanken, wenn du so schnell keine Wohnung findest.“

„Vielen Dank, May.“

„Hör auf dich zu bedanken. Ich sehe mal nach, ob ich noch etwas Essbares im Kühlschrank hab.“ Mit diesen Worten verschwand May in die Küche und bereitete wenig später das Abendessen zu.

Sincia stellte die Reisetasche ab und setzte sich auf das Bett, welches sofort ein wenig einsank. Aufmerksam blickte sie sich um. Die Wandfarbe war in ein cremeartiges Weiß gestrichen, zu dieser die hellblaue Bettwäsche einen schönen Kontrast bildete. Ein Schrank stand an der Wand zur linken Seite und eine Kommode stand dem Bett gegenüber. Rechts vom Bett war eine große Fenstertür mit französischem Balkon.

Die Dunkelhaarige blieb reglos sitzen bis May sie zum Essen holte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  desert
2013-06-02T20:55:19+00:00 02.06.2013 22:55
Warum stehen hier keine Kommentare? Ich habe jetzt gerade mal das erste Kapital gelesen und bin so was von gespannt welche Entwicklungen sich hier ergeben. Da ist man mal kurz ein paar Jahre weg und die verdienten Lobeshymnen schlafen ein :-(
also, ich mach mich jetzt sofort an die nächsten Kapitel :-)
LG Desert


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