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New Texas Story

Bravestarr
von

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Reißt den Saloon ab!

Natürlich bekam noch jeder von den Jungs und auch ich noch eine ordentliche Portion Kerium für den Abend in die Hand gedrückt. Gut, denn so konnte ich mir nicht nur ein schönes neues Outfit holen, ich konnte auch endlich mein Messer holen, auf das ich mich schon so lange freute. Allerdings war ich auch froh, wenn ich das schwere Zeug wieder los war. Der Sack, den Fayne mir mitgab, wog gut und gerne sieben oder acht Kilo. Ich konnte nur hoffen, dass der Dingo auch Wort gehalten hatte und es nach wie vor zurück gelegt hatte.

Eilig machte ich mich zuerst auf den Weg zum Waffengeschäft. Das würde nicht so lange dauern. Dort angekommen stürmte ich geradezu in den Laden, was den Dingo hinter der Ladentheke erschrocken zusammenzucken ließ.

„Beim großen Dingo!“ keuchte er.

„Oh, Entschuldigung!“ sagte ich hastig. „Ich wollte sie nicht erschrecken.“

„Schon gut!“ knurrte er. „Was kann ich denn für sie tun?“

„Ich komme wegen dem Messer.“ antwortete ich.

„Mh! Messer...Messer...Ach ja, jetzt weiß ich. Mein Prachtstück von der Erde.“

„Genau! Haben sie es noch zurück gelegt?“ fragte ich aufgedreht.

„Klar!“ antwortete er unwirsch. „Auch, wenn Dingos nicht den besten Ruf hier haben, so stehe ich doch zu meinem Wort!“

„Tut mir leid. So war das nicht gemeint!“ beeilte ich mich zu sagen.

Oh Mann, hatte der ne Laune!

„Ich hab nur endlich das Kerium dafür zusammen und möchte es gern mitnehmen.“

Bei diesen Worten hellte sich seine Miene gleich wieder etwas auf.

„Ich hole es gleich.“ sagte er direkt und verschwand in einem Hinterraum.

Während ich ihn im Hinterraum wühlen hören konnte, trat ich hibbelig von einem Bein auf das andere, wie ein kleines Kind. Nach kaum zwei Minuten stand der Dingo dann vor mir und hielt mir das Messer hin. Beinahe ehrfürchtig nahm ich ihm das Prachtstück aus den Händen und strich sanft mit den Fingerspitzen der anderen Hand über die Lederscheide und den Griff. Und umfasste diesen dann fest und ließ die Klinge eine Winzigkeit aus der Hülle gleiten. Im Licht der drei Sonnen, das durch das Fenster fiel, glitzerte die Klinge auf eine schwer zu beschreibende Art gefährlich und gleichzeitig verführerisch.

„Nun, meine Liebe, die Bezahlung.“ drang die Stimme des Dingos zu mir vor.

„Oh, natürlich!“ schreckte ich auf, ließ das Messer wieder in die Scheide gleiten und machte es an meinem Gürtel fest, während ich zur Ladentheke ging. Dann klaubte ich den Beutel mit dem Kerium auf und kippte den Inhalt einfach auf den Tisch. Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie die das hier genau abrechneten. Aber das machte nichts, denn der Dingo packte einfach etwas von dem Kerium auf eine elektronische Waage auf der Theke und wog eine bestimmte Menge ab.

„So, das wären haargenau fünf Kilo und vierhundert Gramm.“

Ich hatte mich scheinbar auch nicht in der Menge getäuscht, denn nun war mindestens ein dreiviertel des Keriums weg. Aber das machte nichts. Nun nur noch ein Outfit bei Greenwoods. Und das würde kaum ins Geld gehen. Und dann konnte ich noch meine Schulden bei Handle Bar begleichen.

„Danke!“ sagte ich und verstaute den Rest des Keriums in dem Beutel.

„Ich habe zu danken, junge Frau! Und behandeln sie dieses Prachtstück gut!“ erwiderte der Dingo aufrichtig lächelnd.

„Das kann ich ihnen in jedem Falle versprechen!“ versicherte ich ihm und verließ den Laden.

Dann machte ich mich direkt auf zu Greenwoods. Und fand ein megascharfes Outfit. Eine wunderbar weiche, schwarze und enganliegender Lederhose und ein bauchfreies, braunes Ledertop mit kurzen Lederbändchen, die verspielt über meinen Bauch baumelten. Während ich mich vor dem Spiegel betrachtete musste ich mir furchtbar das Lachen verkneifen, wenn ich den mißbilligenden Blick von Miss Greenwood sah. Natürlich war sie mit dem Outfit ganz und gar nicht einverstanden, aber das kratzte mich relativ wenig. Und außerdem, wenn sie mit sexy Outfits wirklich so ein Problem hatte, wieso konnte man sich dann bei ihr so gut damit eindecken?

Ich wandte meinen Hintern dem Spiegel zu und musterte zufrieden den knackigen Arsch, den mir die Hose verpasste. Vielleicht...nunja Bravestarr war auch nur ein Mann. Wenn auch ein sehr außergewöhnlicher. Aber ich konnte mich noch sehr gut an die bewundernden Blicke an meinem ersten Freitag Abend im Saloon erinnern.

Während ich den Laden mit einigen Kartons in der Hand verließ musste ich immer wieder darüber nachdenken.

Sollte ich es heute Abend einfach mal wagen? Einfach mal wirklich die Initiative ergreifen?

„Hallo, Kleines!“ wurde ich lautstark von Handle Bar begrüßt, als ich den Saloon betrat.

„Hi, Handle Bar!“

„Meine Güte, heute war euer Glückstag, was?“ fragte er mich lachend und kam auf mich zu.

„Ja, das kann man wohl sagen! Und wir haben sogar für Jacks Familie und Sam eine Überraschung.“

Er nickte wissend.

„Ich habe schon davon gehört. Das ist wirklich sehr großherzig von dir, Kleines!“ sagte er dann und gab mir einen anerkennenden Klaps auf die Schulter.

„Ach, iwo!“ winkte ich ab. „Ich bin ja genügsam und die Familie muss ohne Ernährer auskommen.“

Wenn ich an Jack dachte, stieg wieder Traurigkeit in mir auf und ich sah ihn wieder vor mir. In seinem eigenen Blut, röchelnd, qualvoll sterbend. Auch, dass ich ihn danach noch einmal gewaschen und zurecht gemacht im Sarg gesehen hatte, hatte mir nicht geholfen.

„Ja, das dieses Unglück geschehen musste...“ sagte dann auch Handle Bar betreten.

Dann schüttelte er aber den Kopf und lächelte wieder.

„Aber trotzdem haben wir heute etwas zu feiern!“ sagte er entschieden und ging in die Küche zurück.

„Nun komm! Ich brauche noch dringend Hilfe. Will einiges vorbereiten für die Meute!“

Ich schaffte schnell meine Sachen ins Zimmer und ging ihm dann zur Hand.

Er hatte recht. Wir sollten nun alle positiv in die Zukunft blicken. Und vor allem auf den heutigen Abend.
 

Dann endlich um sieben war es soweit. Ich stand vor dem Spiegel in meinem Zimmer und zupfte nervös noch ein wenig mein Top zurecht. Ich war so gespannt auf den heutigen Abend. Natürlich war erst einmal Arbeiten angesagt, aber ich wusste, dass der Abend auch noch sehr lang werden würde.

Während ich meinen Hut aufsetzte, fragte ich mich, ob ich Bravestarr so gefallen würde. Ich hoffte es, wie nichts anderes auf der Welt.

Während ich dann langsam runter ging dachte ich darüber nach, wie ich vielleicht heute abend „die Initiative ergreifen“ könnte. Aber das würde wohl situationsbedingt passieren.

„Donnerwetter!“ grinste Handle Bar breit als er mich sah. „Da will es aber jemand wissen heute Abend, was?“

Ich wurde rot und konnte nicht verhindern, dass mir ein Kichern entwich.

Was Handle Bar zu einem herzhaften Lachen animierte.

„Na, ich wünsche dir viel Glück!“ zwinkerte er mir zu.

„Aber jetzt müssen wir erst einmal die Theke vorbereiten für die durstige Meute und den Herd anheizen. Ich hab auch schon alles soweit vorbereitet für Irish Stue. Aber kochen musst du!“

Eifrig begannen wir beide zu arbeiten und kaum hatten wir im Schankraum alles fertig, als auch schon die erste Flut an Gästen reinkam. Billy Bob und die anderen, lautstark lachen und witzelnd.

„Bi!“ rief Billy laut als er mich sah. Und dann weiteten sich seine Augen bewundernd als er mich sah. „Du...siehst verflucht gut aus!“ fügte er dann noch langsam hinzu, als wenn er die richtigen Worte hätte suchen müssen. Total süß!

„Danke, Chaos-Kumpel!“ erwiderte ich.

„Machst du uns ne Runde Starblazer, holde Maid?“ fragte dann Joseph.

„Na klar!“ lachte ich und bereitete eine Runde vor.

„Für dich natürlich auch eins!“ warf Billy dann noch ein.

„Später, Billy! Erst mal muss ich Handle Bar helfen.“

„Na ein Starblazer wird dir doch wohl nicht schaden!“ gab Billy enttäuscht zurück.

„Er hat recht, Kleines!“ kam es dann von Handle Bar. „Ich hab den extremen Ansturm auch vor dir immer unter Kontrolle gekriegt. Feiere du ruhig.“

„Na gut, aber ich helfe trotzdem zwischendurch!“ lächelte ich dann und zapfte mir selbst ein Starblazer.

Während ich mit den anderen anstieß, begannen so langsam auch noch mehr Gäste reinzukommen und der Saloon füllte sich schnell. Schließlich kamen eine fünf-köpfige Gruppe mit Koffern rein. Koffer für Instrumente.

Gabs hier heute Abend ne Liveband?

Scheinbar schon, denn sie begannen sich auf der kleinen Bühne neben der Theke einzurichten. Na, da war ich mal gespannt, was das für Musik werden würde.

Und schließlich kamen auch Thirty-thirty, Fuzz, J.B. und Bravestarr.

Und mal wieder stockte mir der Atem, als ich ihn sah.

Seine Haare fielen ihm wieder offen um die starken Schultern und er trug eine enge schwarze Jeans und ein lockeres weißes Hemd. Soweit ich das sehen konnte hatte er sich eine Art indianischen Haarschmuck ins Haar geflochten, denn ich konnte die Spitze einer Feder an seinem Hinterkopf erkennen. Und einen sehr fein gearbeiteten Schmuck um seinen Hals. Oh, verflucht! Er war der heißeste Mann des Universums!

„Hey, Kleine!“ wieherte Thirty-thirty laut und klopfte zur Begrüßung auf die Theke.

„Hallo, Jungs! Und Damen!“ sagte ich. „Darfs ne Runde sein?“

„Immer her damit!“ antwortete Thirty-thirty.

Da ich wusste, was die Truppe trank, machte ich die Drinks fertig.

„Sie haben heute eine wirklich gute Tat vollbracht, Bianca!“ sagte J.B. „Jacks Familie konnte es gar nicht fassen, als sie das gehört haben!“

Ich konnte aufrichtige Anerkennung aus ihrer Stimme hören. Was mich verwunderte, da sie mich ja eigentlich nicht sehr mochte.

„Nun ja, Jack war auch mein Freund. Und wie ich ja schon ihrem Vater sagte, ich brauche es nicht.“

„Aber von dem anderen Geld hast du dir ein verdammt heißes Outfit gegönnt, was?“ fragte Thirty-thirty dann sehr direkt.

Ich spürte, wie ich errötete.

„Nicht nur das!“ antwortete ich. „Ich konnte mir endlich mein Messer holen, auf das ich gespart hatte.“

Natürlich hatte ich das im Moment nicht bei mir. Aber das musste ja auch nicht sein.

„Ein Messer?“ runzelte J.B. die Stirn.

„Ja. Nach der ganzen Aufregung hier habe ich es als besser angesehen zumindest eine Waffe zu haben, mit der ich richtig umgehen kann. Und im Messerkampf bin ich ziemlich gut.“

„Also so ein richtiges Messer! Aus Stahl?“ fragte Thirty-thirty.

„Na klar! Ich will ja diese Laserteile nicht runter machen, aber mir kann keiner erzählen, dass sie einem guten alten scharfen Stahl das Wasser reichen können.“ gab ich zurück.

„Unterschätze die Waffen nicht!“ war nun von Bravestarr zu hören. „Jede Waffe ist gefährlich.“

Ich konnte mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.

„Kommt da wieder der Philosoph bei dir durch?“

Ich konnte mir den Spruch einfach nicht verkneifen.

Er zog erst kritisch eine Augenbraue hoch, was seine fast schwarzen Augen nur noch mehr zur Geltung brachte. Aber dann lächelte er ebenfalls und schüttelte den Kopf.

„Irgendwann wirst du das schon verstehen.“ sagte er dann.

„Ich verstehe es jetzt schon, aber ich finde du machst da zu viel Theater drum. Ich bin ja auch froh, wenn ich sie nicht einsetzen muss. Aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl eine Waffe zu tragen. Man fühlt sich nun einmal sicherer.“

Gott wir wollten feiern und ich führte hier gerade eine Diskussion mit Bravestarr über Waffen.

„Jedem das seine!“ unterbrach Thirty-thirty uns dann. Und ehrlich gesagt, war ich dankbar dafür.

Wir wandten uns wieder unseren Getränken zu und während ich an meinem Starblazer nippte, nahm ich immer wieder Bravestarrs Blicke wahr, wie er mich musterte. Und das auf eine sehr eindeutige Art und Weise. Es ließ mich schaudern. Ja, so sollte er mich ansehen! Ich gefiel ihm!

„Meine Damen, meine Herren!“ erklang es plötzlich laut durch den Saloon.

Ich wirbelte leicht erschrocken zu der Bühne herum. Die Band schien mit ihren Aufbauten fertig zu sein und standen nun alle mit irgendeinem Instrument in der Hand da.

„Wir freuen uns den heutigen Abend mit einem fröhlichen Tanz einzuleiten! Ich bitte sie auf ihre Plätze!“

Sofort nahmen daraufhin auch einige Leute auf der Tanzfläche scheinbar ganz bestimmte Positionen ein, genau gleich viele Männer und Frauen.

„Und drei, zwei, eins...“ begann der Chef der Band und dann erklang typische Westernmusik und die Leute auf der Tanzfläche begannen sich zu bewegen. Scheinbar so eine Art Square Dance. Die Musik war flott und ich begann unbewusst mich leicht zum Takt zu bewegen. Billy und Joseph tanzten ebenfalls mit und bewiesen ihr tänzerisches Können.

Ich warf derweil immer wieder verstohlene Blicke zu Bravestarr rüber, der auch immer wieder kurze Blicke in meine Richtung warf. Gott, mein Magen machte ganze Bungeesprünge in meinem Bauch und mein Kopf schien zu brennen! Verflucht, warum machte ich nicht einfach den ersten Schritt?

Gerade wollte ich zu ihm rüber gehen, als die Stimme des Sängers laut seinen Dank für diesen wunderbaren ersten Tanz bedankte und nun etwas für Paare ankündigte. Und gleich darauf meldete sich mein Chaos-Kumpel zu Wort.

„Hey, Bi! Trinken wir nen „Kurzen“?“ rief er laut.

Ich musste grinsen. Das Wort „Kurze“ für Schnaps hatte ich ihm mal gesagt.

„Aber erst mal nur einen, Mann. Der Tag ist noch jung!“ antwortete ich.

„Na klar!“ lachte er und legte mir kumpelhaft den Arm um die Schultern. „Aber einer muss für deinen Kumpel drin sein!“

Er war noch genauso übermütig wie am Tag zuvor. Es ließ mich abermals schmunzeln.

Und auch, wenn ich gern mit Billy zusammen war, ich konnte einen kurzen sehnsüchtigen Blick in Bravestarrs Richtung nicht unterdrücken. Doch auch der schien beschäftigt zu sein, denn ich konnte sehen, wie wieder die Richterin bei ihm stand und ihn scheinbar zum Tanz aufforderte. Und das auf eine Art, die mir gar nicht behagte, denn sie schmiegte sich fest an ihn und es sah fast so aus, als wolle sie ihn küssen.

„Wag das ja nicht, du Miststück!“ knurrte ich leise zu mir selbst.

„Was hast du gesagt?“ fragte Billy neben mir.

„Ach, gar nichts!“ beeilte ich mich zu sagen und versuchte mich auf Billy zu konzentrieren.

An der Theke angekommen standen auch schon zwei Starblazer mit dazugehörigem „Kurzen“ für uns bereit.

„Auf Jack!“ prostete Billy mir zu.

„Ja, auf unseren Kumpel!“ antwortete ich und wir kippten den Schnaps runter.

„Nicht lang wackeln, Kopf in Nacken!“ rief Billy dann übermütig und knallte das Glas auf den Tisch.

Und ich musste mir ganz schnell die Hand vor den Mund halten, ansonsten hätte ich ihn mit Starblazer voll gespuckt vor lachen!

„Was denn?“ fragte er mich ganz irritiert.

„Es heißt: „Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken“!“ prustete ich.

„Ja, da kann man auch durcheinander kommen, mit euren Sprüchen!“ erwiederte er ungerührt übermütig.

Und ich musste noch lauter lachen.

„Hey, ihr beiden! Habt ihr noch Platz in eurer Mitte?“ erklang dann eine eher raue Frauenstimme.

Ich wandte mich um und sah Molly, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor uns stand, aber freundlich ginste.

Ich hatte Molly seit dem Überfall nicht mehr gesehen. Aber die war ja auch nur unterwegs mit ihrer Stratokutsche.

„Klar, Molly!“ sagte Billy und rückte mit seinem Stuhl etwas von mir weg, so dass sich Molly zwischen uns niederlassen konnte.

„Nun, ich muss sagen, ich hab dir Unrecht getan, Kleines! Du hast ganz schön viel Mut bewiesen, bei dem Überfall.“ wandte sie sich dann an mich.

„Nun, ich glaube, wir hatten einfach nur einen schlechten Start, Molly. Wir sollten von anfangen, meinst du nicht?“ erwiderte ich.

„Keine schlechte Idee, Kleine!“ lachte sie und bestellte sich bei Handle Bar einen Starblazer.

Dann stieß sie mit uns an. Ich konnte es in der Zwischenzeit nicht unterlassen einen verstohlenen Blick zu Bravestarr rüber zu werfen. Er tanzte nun tatsächlich mit der Richterin. Und diese schmiegte sich ein bisschen zu heftig an ihn für meinen Geschmack. Ich spürte wieder, wie Wut in mir hoch kochte. Das Biest sollte die Finger von ihm lassen!

„Und, schon mal in ner Stratokutsche gefahren, Bianca?“ riss Molly Stimme mich aus den Gedanken.

„Was? Oh, äh nein! Sowas gab es bei uns ja nicht.“ beeilte ich mich zu antworten.

„Nun, dann solltest du es mal ausprobieren! Ich muss für Handle Bar morgen ne Ladung Kerium zu nem Farmer bringen. Könntest ja mit. So als Sicherheitskraft!“

„Klar, gern!“ antwortete ich.

Ehrlich gesagt war ich sogar sehr neugierig, wie das so war in einer Stratokutsche zu fahren. Das Ding war, so wie ich es gesehen hatte, zwar nicht so schnell, wie ein Auto, aber doch deutlich schneller als eine normale Kutsche.

„Na dann erwarte ich sie morgen um elf!“ sagte Molly und haute mir auf die Schulter.

Donnerwetter, das Weibsbild hatte ganz schön Kraft!

In diesem Moment hörte die Musik auf und die Tanzenden ließen sich wieder an der Theke und an den Tischen nieder. Und nun war auch ein wenig mein Arbeitseinsatz gefragt und ich war die nächste Stunde damit beschäftigt Getränke und Essen an die Tische zu tragen. Mein Irish Stue kam ziemlich gut an und so musste ich schon bald in der Küche für Nachschub sorgen.

Als ich endlich wieder Zeit hatte und zu den Gästen ging, sah ich Bravestarr allein an der Theke stehen. Nur Thirty-thirty war noch bei ihm. Von J.B. war keine Spur zu sehen. Hoffentlich hatte sie sich ganz verdrückt, dachte ich düster und stellte mich zu Billy, der passender Weise gerade neben Bravestarr stand. Auch Molly war noch bei ihnen und schien gerade irgendeine Story zu erzählen, denn ich konnte die Männer laut lachen hören.

Ich gesellte mich mit einem Getränk dazu und stand nicht ganz neben Billy, als mir dieser schon wieder den Arm um die Schultern legte und mich besitzergreifend an sich zog.

„Hey, Bi! Aber jetzt, jetzt musst du doch nicht mehr arbeiten, oder?“ fragte er mich leicht lallend. Scheinbar hatte er in meiner Abwesenheit doch einige „Kurze“ ohne mich getrunken.

„Nein, ich glaub jetzt ist das schlimmste vorbei!“ lachte ich und schon im nächsten Moment hatte ich ein kleines Glas in der Hand. Hatte er wohl schon mal auf Vorrat bestellt.

Schnell kippten wir ihn runter.

„Hoffentlich muss ich dich heute abend nicht wieder hier raustragen, Billy!“ wieherte Thirty-thirty amüsiert.

„Ach, iwo! Hicks!“ lallte Billy und ich spürte, dass er sich doch leicht auf mich stütze.

„Er hat Recht, Billy! Mach mal ne Pause! Ich dachte, der Abend soll noch länger gehen!“ gab ich Thirty-thirty recht.

Einer der Dinge, die ich an Billy so mochte, war seine Schwäche für Partys, aber er schien auch gern mal mit dem Starblazer zu übertreiben.

„Aber, ich glaub ich schaffe erst mal wieder ein bißchen Platz!“ lallte er dann und wankte in Richtung Toiletten davon.

Ich sah ihm grinsend nach.

„So, du willst Molly morgen begleiten?“ hörte ich Bravestarrs Stimme.

Ich wandte mich ihm hastig zu.

„J...ja. Bin ja noch nie Stratokutsche gefahren. Ist bestimmt was ganz anderes, als Auto fahren.“

„Was ist ein Auto?“ fragte Molly.

Oh Mann, zumindest sollten die doch sowas aus Geschichtsbüchern kennen, oder?

„Naja, Autos waren bei uns das, was bei euch heute die Turbomulis sind. Hatten vier Räder und sind ganz schön schnell gefahren.“

„Automobile, ja. Hab so ein Ding mal in einem Museum gesehen.“ sagte Bravestarr.

„Na, wir haben einfach nur kurz Auto dazu gesagt.“

Plötzlich meldete sich der Sänger der Band wieder zu Wort und forderte die Gäste wieder zum Tanz auf.

„Darf ich bitten, Madam?“ fragte Bravestarr mich auf einmal und reichte mir die Hand.

Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss und ich konnte nur schnell nicken.

Ich legte meine Hand in seine und ging mit ihm zur Tanzfläche. Und schon bald bestand meine Wirklichkeit nur noch aus seinem starken Körper, den ich unter meinen Händen spürte, seine Wärme, die durch den Stoff seines Hemdes drang und sein Geruch. Oh Gott, dieser Geruch! Ich nahm das Tanzen an für sich gar nicht wahr. Tatsächlich war es mehr wie...ein Dahingleiten. So musste sich ein Heroinsüchtiger fühlen, wenn er einen Rausch hatte. Nur das meine Droge dieser Mann hier war.

Aber wie bei einem Drogenrausch, so war auch das hier viel zu schnell vorbei und wir gingen zur Bar zurück. Billy war inzwischen wieder da und kaum stand ich an der Theke, als er mir auch schon den nächsten Kurzen in die Hand drückte. Wenn er so weitermachte, dann wurde der Abend wirklich nicht mehr lang!

Aber ich wollte ihm den Spaß nicht verderben und trank munter mit ihm weiter. Und kaum eine Stunde später war es auch schon aus. Billy wankte, wie auch viele andere Gäste betrunken nach Hause. Auch Bravestarr verabschiedete sich und ich blieb mit Handle Bar allein zurück. Auch, wenn ich auch ziemlich angetrunken war, ich war zu aufgewühlt um zu schlafen und so half ich Handle Bar noch ein wenig aufräumen.

„Hast dein Glück doch nicht probiert, eh?“ fragte Handle Bar mich amüsiert und wir tranken zusammen noch ein Starblazer.

„Was soll ich denn auch machen, Handle Bar? Einfach zu ihm gehen und sagen: „Hey, Bravestarr! Ich wollte dir nur mal eben sagen, ich bin voll in dich verknallt!“ Oder wie meinst du?“

Handle Bar lachte laut auf.

„Naja, so würde ich das auch nicht sagen. Aber zeig es ihm doch einfach ein bisschen mehr!“

Er hatte leicht reden! Wie sollte man sowas möglichst dezent machen? Verflucht, ich hasste mich mal wieder selbst, dass ich nicht irgendwie die Initiative ergriffen hatte. Aber wie gesagt, wie hätte ich das tun sollen.

„Na, du wirst schon noch ne Chance kriegen!“ sagte Handle Bar und kippte den Rest seines Starblazers runter.

„Jetzt lass uns auch zu Bett gehen. Du musst morgen für die Kutschfahrt wieder fit sein!“

Aber ich fand in dieser Nacht noch lange keinen Schlaf. Ich wünschte mich immer wieder sehnlichst mit Bravestarr auf die Tanzfläche zurück.



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