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New Texas Story

Bravestarr
von

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Trainingszeit

Bereits kurz vor sieben stand der kleine Brad dann vor mir. In leichter Sportkleidung, wie ich es gesagt hatte und trat nervös von einem Bein auf das andere. Während seine Mutter mir trotz Gegenwehr ein Keriumstück in die Hand drückte.

„Das ist wirklich nicht nötig, Miss...“ setzte ich an. Eigentlich müsste ich ihren Namen ja mittlerweile kennen. Schließlich hatte sie ja heute auch bei Gericht ausgesagt. Aber mein Namensgedächtnis war nie das beste gewesen.

„Davis. Und ich würde mich schlecht fühlen, wenn sie es für umsonst machen müssten. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, Kinder zu trainieren.“ erwiderte sie.

„Och, kommt drauf an. Wenn man nicht gerade eine unkonzentrierte Rasselbande vor sich hat, ist das gar nicht schlimm.“ beschwichtigte ich.

„Nun, ich hoffe, dass er sich benimmt. Wirst du doch, oder Brad?“ fragte sie dann an ihren Sohn gewandt.

„Ja, Mama!“ antwortete er gehorsam.

„Ich hole ihn dann um acht wieder ab.“ sagte Mrs Davis an mich gewandt und verließ den Saloon.

Ich steckte das Stück Kerium ein und wandte mich dann meinem Schüler zu.

„Nun, Brad, dann wollen wir mal.“

Ich lief mit ihm im Schlepptau zum Hinterhof, wo ich natürlich schon ein wenig vorbereitet hatte. Ich hatte alles, was dort herumlag und irgendwie stören könnte weggeräumt und hatte sogar ein paar alte sehr dünne Matten auftreiben können. Das nächste, was ich dann wohl tun musste, war wohl zu versuchen an Trainingsmatten heranzukommen. Zumindest an etwas vergleichbares. Denn Würfe auf dem harten Boden zu trainieren war nicht sehr angenehm.

„Wie alt bist du eigentlich, Brad?“ fragte ich ihn, als wir den Hof erreichten.

„Ich bin acht.“ sagte er stolz.

„Acht, so so. Dann wird es eigentlich auch höchste Zeit, dass du kämpfen lernst, oder?“ fragte ich ihn zwinkernd.

Er nickte heftig.

Ich führte ihn auf die Stelle, wo ich die Matten hingelegt hatte.

„Nun, zuerst einmal will ich dir ein bisschen was über Ju Jutsu erzählen. Das ist eine relativ moderne Kampfsportart und ist eigentlich eine Mischung aus allen möglichen anderen Kampfsportarten. Wir verwenden Tritte und Schläge, aber auch Hebelgriffe und Würfe.“

Ich demonstrierte ihm ein paar Techniken – möglichst solche, bei denen mein Handgelenk nicht allzu sehr beansprucht wurde – was er mit aufgerissenen Augen und noch mehr Hibbeligkeit quittierte.

„Unglaublich wichtig ist dabei volle Konzentration! Wenn ich die Techniken mit dir übe, darfst du auf keinen Fall unkonzentriert sein, denn dann kannst du dich oder mich zum Teil sehr schwer verletzten. Verstanden?“

Er nickte eifrig.

„Gut. Dann machen wir uns erst einmal warm. Denn das ist auch sehr wichtig. Die Muskulatur muss gedehnt und gelockert sein, denn ansonsten kann auch das zu Verletzungen führen.“

Ich machte erst einmal fünfzehn Minuten Lockerungsübungen und dann begann der ernste Teil. Erste leichte Techniken, wie Schläge und Tritte. Es zeigte sich sehr bald, dass Brad ein aufmerksamer und gelehriger Schüler war. Natürlich bekam er die Techniken nicht sofort perfekt hin, aber er hörte aufmerksam zu, wenn ich seine Fehler korrigierte und bemühte sich sie immer besser zu machen. Ich bemerkte gar nicht, wie die Zeit davon lief und mit einem Mal sah ich auf die Uhr und musste feststellen, dass es bereist acht war.

„Oha! Wir müssen abbrechen, Brad! Deine Mutter wartet bestimmt schon!“ sagte ich dann.

„Och, können wir sie nicht bitten, dass wir noch etwas länger machen können?“ fragte er mich enttäuscht.

Ich musste grinsen.

„Nein, Brad. Es ist erst einmal besser, wir belassen es bei einer Stunde Training. Du bist das noch nicht gewöhnt und ich kann dir versprechen, dass du morgen schon ganz schöne Probleme mit dem Bewegen haben wirst.“ sagte ich und wir verließen den Raum.

„Als ich meine erste Ju Jutsu – Stunde hinter mir hatte, konnte ich mich am nächsten Tag vor Muskelkater kaum rühren.“

„Aber wir trainieren morgen weiter, ja?“ fragte er mich eifrig.

Ich schüttelte den Kopf.

„Übermorgen. Glaub mir, du wirst morgen ziemlichen Muskelkater haben und dann ist dir bestimmt nicht nach Training!“

Wir kamen in den Saloon, wo tatsächlich schon Brads Mutter auf uns wartete. Als sie ihren völlig verschwitzten Jungen sah, schaute sie etwas erstaunt drein.

„Na, ihr müsst ja ganz schön rumgetollt sein.“ sagte sie dann und strich ihrem Sohn über das schweißnasse Haar.

„Das ist total toll, Mama! Macht Spaß!“ rief er.

„Er macht sich gut. Ich denke, er kommt schnell weiter.“ sagte ich an seine Mutter gewandt.

„Das höre ich gern. Wann kann ich ihn denn das nächste Mal bringen?“ fragte sie dann.

„Übermorgen.“ antwortete ich. „Selbe Zeit, wenn sie möchten.“

„In Ordnung.“ nickte sie und nahm Brad an der Hand.

„Bis übermorgen Brad.“ sagte ich und winkte dem Jungen nach.

Begeistert zurück winkend folgte der Junge seiner Mutter.

Dann hörte ich Schritte hinter mir.

„Und? Wie hat er sich gemacht?“ fragte Handle Bar.

„Gut! Gelehriger kleiner Kerl!“ sagte ich während ich mich zu ihm umdrehte.

„Na, so wie ich das einschätze wirst du dann wohl schon bald mehr Schüler haben.“sagte er dann.

Ich runzelte die Stirn.

„Wieso das?“

„Nun, ich will nicht schlecht über Miss Davis reden, aber sie ist ne ziemliche Tratschtante. Wenn sie rum erzählt, wie gut du ihren Kleinen trainierst, dann dauert es nicht lange und du hast ne kleine Truppe an den Hacken.“ antwortete er und schüttete Süßwasser in zwei Gläser. Ich ließ mich an der Bar nieder.

„Dann werde ich wohl bald nen richtigen Trainingsraum brauchen.“ sagte ich im Scherz.

„Wirst du wohl, ja.“ antwortete Handle Bar völlig ernst.

Ich zog es vor nicht darauf zu antworten. Ich fand, er übertrieb. Ich kippte mein Süßwasser runter und sprang dann vom Stuhl.

„Ich denke, ich werde jetzt selbst noch ein wenig trainieren.“ sagte ich dann, Handle Bars kritischen Blick ignorierend und wieder zum Hinterhof laufend.

Dort angekommen bewegte ich mein rechtes Handgelenk prüfend. Der Doc musste es schlimmer eingeschätzt haben, als es ist, denn es tat kaum noch weh. Auch bei Bewegungen nicht. Ich schätzte, ich würde ein paar Trainingseinheiten verkraften können. Und so begann ich erst langsam einige Combos zu machen und wurde mit der Zeit immer schneller. Ich spürte, wie die Kampfeslust in mir aufstieg, ein Gefühl, dass ich unglaublich liebte und genoss. Meine Fäuste und Füße stießen gezielt auf imanigäre Gegner zu, ich wich zwischendurch imaginären Attacken aus.

Und als ich einen Schlag aus der Drehung ausübte, wurde meine Hand plötzlich gepackt und ich starrte zuerst auf den weißen Handschuh, in dem die Hand steckte und dann wanderte mein Blick den starken Arm in dem gelben Hemd hoch und blieb in dem dunklen Gesicht hängen, auf dem ein beeindruckter, aber auch leicht amüsierter Ausdruck lag.

„Eigentlich solltest du dein Handgelenk doch schonen!“ sagte er mit einem leicht vorwurfsvollen Ton.

Mein Magen begann sich zu verkrampfen.

„Es tut wirklich schon nicht mehr weh! Und ich will nicht aus dem Training kommen!“ erwiderte ich.

Er ließ meine Hand los und trat noch einen Schritt zurück, den Kopf dabei leicht schief legend.

„Handle Bar hat mir gerade erzählt, dass du einen Schüler hast.“ sagte er dann.

Ich nickte verlegen.

„Ja. Der kleine Brad Davis. Er hat nach dem Banküberfall keine Ruhe mehr gegeben, wollte unbedingt, dass ich ihm das beibringe. Ich finde es aber auch schön das weiter zugeben. Und schaden kann es dem Jungen nicht.“

Er nickte ebenfalls.

„Ja, das denke ich auch.“

Dann sah er mich in einer ganz merkwürdigen Art an.

„Und nach dem, was ich gerade gesehen habe, wirst du wahrscheinlich einen richtigen Kämpfer aus ihm machen.“

Das Blut schoss in meinen Kopf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und starrte verlegen lächelnd zu Boden.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln, von Kleidung. Ich sah beinahe erschrocken auf und stellte fest, dass Bravestarr sich seines Hutes, seiner Handschuhe und seines Hemdes entledigt hatte. Er trug nur noch ein hellgelbes Unterhemd und seine kräftigen Arme waren komplett entblößt. Unter der bronzefarbenen Haut spannten sich kräftige Muskeln. Ich musste mich beinahe gewaltsam von diesem Anblick losreißen.

Was passierte jetzt? Wollte er etwa...?

„Und nun...“ sagte er langsam und ging auf mich zu, blieb mit in den Hüften gestemmten Händen vor mir stehen und sah mich herausfordernd an.

„Mir wäre ebenfalls nach ein bißchen Training. Ist lange her.“ sagte er.

Ich starrte ihn ungläubig an.

„Du...du willst mit mir kämpfen?“ fragte ich.

Er nickte.

„Ja.“

Er ging in Kampfhaltung und sah mich auffordernd an. Ich stand immer noch völlig verdattert vor ihm.

„Ich...ich weiß nicht, ob ich...gegen dich wirklich kämpfen kann.“ sagte ich schließlich.

Er lachte leise.

„Stell dir doch einfach vor, ich sei einer von den bösen Jungs.“

Ich grinste, knallrot werdend.

„Das wird zwar schwer, aber ich versuchs.“ antwortete ich, nahm ebenfalls Kampfhaltung ein und versuchte dann tatsächlich alle meine Gefühle für ihn zu verdrängen und ihn tatsächlich als Gegner zu sehen. Doch es fiel mir unglaublich schwer.

Und dann griff er an. Ein gezielter Faustschlag auf mein Gesicht. Doch ich packte seinen Arm, drehte mich mit dem Rücken zu ihm und ließ ihn durch seinen eigenen Schwung einen Salto über meinen Rücken machen und er landete vor mir auf dem Rücken. Doch er war mit einer fließenden Bewegung wieder auf den Beinen und attackierte mich dieses Mal seinerseits mit einem Griff an meinen Hals. Ich sprengte diesen jedoch sofort und stieß ihm den Fuß in die Leibesmitte, was ihn zwar nicht zu Boden warf, aber zurück taumeln ließ.

Er grinste mich an.

„Klappt doch eigentlich ganz gut.“ sagte er dann.

Und mit einem Mal spannte sich sein ganzer Körper, auf eine sehr aggressive Art. Ich wusste, dass er bis jetzt nur mit mir gespielt hatte. Jetzt schien er Ernst machen zu wollen. Ich zwang mich ein weiteres Mal mich voll und ganz auf den Kampf zu konzentrieren. Und das war auch bitter nötig, wie ich dann schnell feststellen musste.

Mit einer kraftvollen Bewegung stieß er sich ab und versuchte gegen meinen Brustkorb zu schlagen. Ich drehte mich seitlich aus seiner Linie heraus und ließ ihn an mir vorbei rennen, wobei ich ihm mehr symbolisch die Handkante ins Genick schlug, jedoch darauf bedacht ihm nicht weh zu tun. Aber er schien es auch nicht wirklich zur Kenntnis zu nehmen, denn er wirbelte sofort herum und griff mich dieses Mal mit einem Halbkreisförmigen Karatetritt gegen meinen Kopf an. Im letzten Moment wich ich diesem leicht aus, blockte ihn mit einem Arm ab und griff dann jedoch sein Bein und schob ihn einfach zurück. Prombt verlor er das Gleichgewicht, vollführte aber im Sturz eine Rolle Rückwärts und stand wieder auf den Beinen.

Und dann begann ein heftiger Schlagabtausch, bei dem ich recht schnell feststellen musste, dass er mir im Punkt Kampferfahrung weit voraus war. Was aber auch kein Wunder war.

Schließlich hatte ich meine Kampfkünste das erste mal hier anwenden müssen, bei dem Banküberfall. Und bei dem Angriff auf Sawtooth hatte ich schnell feststellen müssen, dass ein Trainingskampf etwas ganz anderes war, als ein Kampf in der Realität.

Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit verging, aber irgendwann, als ich gerade zu einem Hebelgriff ansetzten wollte, kam Bravestarr mir zuvor und ich landete auf dem Rücken. Und sofort war er über mir und presste mich mit seinem Gewicht zu Boden. Seine Arme blockierten meine.

Und dann war sein Gesicht keine fünf Zentimeter von meinem entfernt. Und ich konnte seinen Atem spüren, roch seinen Schweiß, spürte seine Wärme. Es machte mich unfähig noch irgendetwas zu tun, wie erstarrt lag ich unter ihm.

„Was wäre denn, wenn ich jetzt einer von diesen bösen Jungs wäre?“ fragte er auf einmal leicht neckisch.

Ich schluckte.

Er kam mir noch näher.

„Einer dieser bösen Jungs, die bestimmte Dinge mit einem hübschen Mädchen wie dir tun wollen?“

Mir blieb der Atem weg, aber nicht wegen seinem Gewicht. Vielleicht ein Zentimeter war sein Gesicht nun noch von meinem entfernt, seine Lippen waren auf gleicher Höhe mit meinen. Ich schmeckte seinen Atem beinahe. Warum sollte ich diesen letzten Zentimeter nicht einfach übertreten? Warum sollte ich nicht einfach das tun, wonach ich mich so sehr sehnte? Ich spürte, wie ich am ganzen Körper zu zittern begann, sein Blick brannte sich in meine Augen. Meine Halsmuskeln spannten sich, bereit dazu, diesen letzten verfluchten Zentimeter zu überbrücken.

„He ihr zwei!“

Wir schreckten beide auf und sahen zur Tür. Handle Bar stand dort, die Hände in die Hüften gestemmt und amüsiert zu uns rüber blickend. So sehr ich Handle Bar mochte, aber in diesem Moment war mir danach einen der tödlichen Schläge an ihm zu üben.

„Ich unterbreche euch ungern, aber Thirty-thirty ist grad reingekommen. Er hat einen Notruf von ein paar Siedlern, draußen im Moon-Valley reinbekommen. Scheinbar ne Bande Dingos.“

Bravestarr richtete sich sofort auf, ging zu seinem Hemd und zog sich wieder an.

„Sag ihm, ich bin sofort da!“ sagte er knapp und Handle Bar verließ den Hinterhof.

„Tut mir leid, aber ich schätze, wir müssen diese Trainingseinheit ein anderes mal fortsetzen.“ sagte Bravestarr dann an mich gewandt, während er seinen Hut aufsetzte.

Ich stand allmählich auch wieder auf den Beinen und rückte meine Kleider zurecht. Ich war immer noch betäubt von vorhin und gleichzeitig von einer unglaublichen Traurigkeit erfüllt.

Wieso hatte das jetzt kommen müssen? Wieso musste dieser Notruf jetzt reinkommen?

„Ist schon okay. Das ist wichtiger!“ sagte ich dann aber verständnisvoll.

Bravestarr lächelte mich noch einmal sehr warm an.

„Bis später!“ sagte er dann noch und eilte dann in den Saloon, wo wahrscheinlich schon Thirty-thirty auf ihn wartete.

Ich blieb noch einige Minuten auf dem Hof stehen. Ich spürte immer noch die Stellen an meinem Körper, wo ich mit dem Boden kollidiert war und ich meinte auch nach wie vor seinen Geruch wahr zunehmen und die Wärme seines Körpers.

Tief in Gedanken versunken machte ich mich schließlich auch auf den Weg in den Saloon, wo Handle Bar hinter dem Tresen stand und Gläser auswischte. An einem Tisch neben dem Eingang hatte sich eine Familie mit zwei Kindern eingefunden, die wohl zu Abend essen wollten.

„Tut mir leid, dass ich da reingeplatzt bin.“ sagte Handle Bar plötzlich.

Ich sah ihn erst verwirrt an.

„Was meinst du?“ fragte ich.

„Na, eure kleine Trainingseinheit. Ihr scheint sie ja sehr genossen zu haben.“ antwortete er.

Verlegen sah ich zu Boden und suchte nach der passenden Antwort. Dann konnte ich Handle Bar lachen hören.

„Na gut! Themawechsel!“ sagte er dann glucksend. „Ich glaube, du solltest dich ein bißchen frisch machen. Du musst mir heute abend schließlich noch zeigen, wie man Irish Stue macht.“

Ich sah überrascht auf.

„Hast du alles bekommen?“ fragte ich ihn.

„Ja, hab ich. Und ich bin schon echt gespannt darauf.“ antwortete er.



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