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New Texas Story

Bravestarr
von

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Banküberfall

Am nächsten Morgen erwachte ich dieses Mal erst um neun Uhr. Erleichtert stellte ich fest, dass der Starblazer gestern keine Nachwirkungen zeigte und ich weder über Kopfschmerzen noch Übelkeit klagte. Ich stand schnell auf und machte mich fertig. Als ich die Tür öffnete, konnte ich Handle Bar bereits unten hören. Ich beeilte mich die Treppe runter zu kommen und ihm zur Hand zu gehen.

„Guten Morgen!“ rief er mir fröhlich entgegen, während er weiter die Stühle runter stellte.

„Moin!“ rief ich zurück und ging ihm zur Hand.

„Ich muss dir für gestern wirklich danken! Du warst einmalig!“ sagte er.

„Danke!“ sagte ich verlegen. „Aber es war auch wirklich viel! Die Kasse ist gerappelt voll!“

„Ja, das ist sie! Du kannst sie nach dem Frühstück direkt zur Bank bringen.“ sagte Handle Bar, während wir zusammen in die Küche gingen, um das Frühstück vorzubereiten.

„Sag mal, was lief da eigentlich gestern mit Bravestarr?“ fragte er mich auf einmal.

Ich zuckte zusammen.

„Was...was meinst du?“ fragte ich.

„Na, du wirst immer ganz nervös, wenn er in der Nähe ist.“ sagte Handle Bar.

Ich schluckte.

„Nun...ich weiß nicht. Er ist einfach sehr...respekteinflößend!“ stotterte ich.

Handle Bar grinste und zog die eine Augenbraue hoch.

„Ah, ja! Und das er so ganz nebenbei nicht schlecht aussieht, spielt natürlich gar keine Rolle!“ sagte er dann.

Sofort begann mein Kopf zu glühen und Handle Bar begann zu lachen.

„Hab ich mir doch gedacht!“ sagte er dann.

Ich beeilte mich das Geschirr fürs Frühstück herauszusuchen.

„Ist das denn so wichtig?“ fragte ich dann.

Das schlimme war, dass er sogar recht hatte. Ich hatte mich Bravestarr gegenüber wie ein verliebtes Schulmädchen verhalten. Ich kam mir dabei ja selbst lächerlich vor, aber was sollte ich tun? Er schaffte es ja wirklich allein durch seine Anwesenheit mich völlig aus dem Konzept zu bringen. Und das hatte wirklich noch nie ein Mann in dem Ausmaße geschafft.

„Für dich ja scheinbar schon!“ antwortete Handle Bar nun lachend.

„Könnten wir vielleicht das Thema wechseln?“ fragte ich und sah ihn bittend an.

„Wieso? Was ist denn so schlimm daran?“ fragte er.

„Na...ich...weil...“ stotterte ich.

„Du musst dich doch dafür nicht schämen. Und außerdem, wer sagt, dass du keine Chancen hättest?“ zwinkerte er dann.

Mein Herz machte einen Satz in den Hals.

„Denkst du?“ rutschte es mir raus und ich biss mir sofort auf die Zunge und bekam nun wahrscheinlich einen Scharlachroten Kopf.

Handle Bar konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

„Na, warum nicht? Du bist eine hübsche junge Frau und er ist Junggeselle.“ antwortete er dann glucksend.

Nun konnte ich auch die Frage, die ich ihm beinahe gestern schon gestellt hatte, nicht mehr unterdrücken.

„Also...zwischen ihm und der Richterin...“ stotterte ich unsicher.

„Was? Oh nein! Nein, nein!“ sagte er und schüttelte lachend den Kopf.

„Das wollte ich dir sowieso noch sagen, denn deine Blicke in ihre Richtung gestern waren ja beinahe tödlich!“

Ich biss verlegen auf meiner Unterlippe herum. Verflucht, war das gestern wirklich so auffällig gewesen, oder war Handle Bar nur ein sehr talentierter Beobachter?

„Die beiden sind befreundet, ja, aber nicht liiert. Obgleich viele darauf warten, dass das passiert. Aber das glaube ich nicht.“ fuhr Handle Bar fort und begann Rührei mit Speck anzubraten.

Ich suchte Brot und den Rest heraus und suchte nebenbei verzweifelt nach den richtigen Worten.

Handle Bar hatte recht, warum sollte ich mich selbst länger belügen. Ich war total in den Marshall verknallt, heftiger als jemals zuvor in einen Mann. Und ich war mehr als froh, dass er allein war, so wie ich. Aber ich hatte auch gestern die Blicke der Richterin gesehen und die Art und Weise, wie sie sich an ihn geschmiegt hatte. Und auch, wenn sie kein Paar waren und Bravestarr für sie nur freundschaftliche Gefühle hatte, so hatte ich deutlich den Eindruck, dass sie mehr von ihm wollte.

Aber ich beschloss auf das Thema nicht weiter einzugehen. Außerdem teilte ich Handle Bars Ansichten ganz und gar nicht. Wieso sollte Bravestarr sich ausgerechnet für mich interessieren?

Handle Bar tat mir aber auch den Gefallen nicht weiter darüber zu reden und beim Frühstück redeten wir über andere Sachen. Dann gab er mir die Kasse, die dieses Mal ziemlich schwer war und ich machte mich auf den Weg zur Bank. Man merkte gleich, dass Wochenende war. Zwar waren auch jetzt viele Leute auf der Straße, aber es herrschte kein so geschäftiges Treiben, wie die letzten beiden Tage.

Ich würde auch heute nicht zur Miene müssen, denn die Jungs machten Wochenende. Zudem liefen die Maschinen und ich würde wahrscheinlich erst einmal nicht das meiste bei ihnen zu tun haben. Aber da heute Samstag war, würde es heute Abend im Saloon wieder einiges zu tun geben. Außerdem war ich bis jetzt immer noch nicht dazu gekommen mir die Stadt richtig anzusehen. Eine Sache, die ich gern noch nachholen würde.

Ich betrat die Bank, in der, wie erwartet auch nicht das meiste los war und stellte mich an der Schlange des geöffneten Schalters an. Es war wieder der Roboter im Einsatz, wie das letzte Mal und es waren etwa drei Leute vor mir dran. Ein Schürfer, eine Frau mit Kind und jemand, der wie ein Geschäftsmann aussah. Ich wartete geduldig und hing dabei meinen eigenen Gedanken nach.

Als ich plötzlich von der Tür her eine lautes Kommando hörte.

„Okay, Leute! Überfall!“

Erschrocken wirbelte ich herum und sah zur Tür, vor der sich zwei Gestalten aufgebaut hatten und mit zwei Gewehren auf uns zielten. Die Frau mit dem Kind begann ängstlich zu schreien und ich konnte die mechanische Stimme des Roboters hören.

„Alarm! Überfall! Alarm!“ rief er immer wieder.

Der eine Dingo schoss ihm kurzerhand mit einem gezielten Schuss den Kopf weg und die Stimme erstarb. Lediglich das Zischen und Knistern der abgerissenen Kabel war noch zu hören und dann wieder die Angstschreie der anderen Bankbesucher.

„Haltet die Klappe!“ bellte der eine Dingo. „Es passiert euch nichts, wenn ihr ruhig seid und artig euer Kerium abgebt!“

Erst jetzt erkannte ich die beiden. Es waren die zwei, die vor zwei Tagen im Saloon mit mir Ärger anfangen wollten. Nun wusste ich auch, worüber die beiden so gestuschelt hatten.

Und die beiden schienen sich auch an mich zu erinnern, denn der eine, der dem Roboter den Kopf weg geschossen hatte, sah mich nun erst ganz überrascht an und grinste dann breit.

„Na, sieh mal einer an, wen wir da haben!“ grinste er dann und zielte auf meinen Kopf.

„Unsere freche kleine Bardame!“

Ich stand immer noch rührungslos da, die schwere Kasse vor der Brust haltend und starrte die beiden an. Eigentlich hatte mir ja so was noch gefehlt. Was wäre ein Wilder Westen, ohne Bankräuber.

„Tatsächlich!“ lachte nun auch der andere und kam langsam auf mich zu, den Lauf seiner Laserwaffe auf meine Brust gerichtet.

„Nun bist du wohl nicht mehr so mutig, häh?“ knurrte er und blieb etwa zwei Meter vor mir stehen.

„Ich nehme mal an, dass sind die Einnahmen des Saloons, nicht wahr?“ fragte er.

Ich sah ihn nur mit unbewegter Miene an und sagte gar nichts. Hinter meiner Stirn raste es.

„Und sie sieht schwer aus! Viel zu schwer für so ein zartes kleines Geschöpf wie dich!“ knurrte er weiter und hob dann seine Waffe, so dass der Lauf auf mein Gesicht zeigte.

„Da ich ein Gentleman bin, werde ich dir diese schwere Kiste lieber abnehmen.“ grinste er.

„Danke, aber ich komme schon klar!“ hörte ich mich selbst sagen.

Der Blick der beiden verdüsterte sich und ich konnte den Geschäftsmann hinter mir erschrocken die Luft einziehen hören.

„Du rückst jetzt die Kasse raus, du freches Luder, oder ich blase dir ebenfalls den Schädel weg!“ bellte der Dingo vor mir dann und unterstrich seine Drohung mit einer schnellen Bewegung seiner Waffe.

Meine Gedanken rasten, aber ich wurde immer ruhiger. Ich dachte nicht im Traum daran diesen Mistkerlen die Kasse zu überlassen und besann mich auf mein jahrelanges Training. Ich würde schnell sein müssen, aber ich schätzte meine Chancen als gut ein, denn damit würden sie gewiss nicht rechnen.

„Okay!“ sagte ich dann ruhig, ging langsam noch einen Schritt näher und spielte das ängstliche Opfer.

Die beiden grinsten siegessicher und der vor mir ließ die Waffe etwas sinken.

„Fang!“ rief ich und warf ihm die Kasse mit aller Kraft zu.

Völlig überrumpelt von meiner Aktion ließ er die Waffe fallen und fing die Kiste in der Luft auf, die sonst in seinem Gesicht gelandet wäre. Ich nutze den Moment der Überraschung, sprintete vor und verpasste ihm mit aller Kraft einen gezielten geraden Tritt in den Magen.

Keuchend brach er darauf zusammen und krümmte sich am Boden vor Schmerz. Der andere war so überrumpelt, dass er etwa eine Sekunde da stand und gar nichts tat. Meine Chance, die ich eiskalt nutzte. Ich sprintete vor und als er verzweifelt versuchte noch einen Schuss in meine Richtung abzufeuern, stand ich schon vor ihm, packte das Gewehr und riss es ihm mit einer geübten Hebelbewegung aus den Händen. Erschrocken jaulte er auf und noch einmal lauter, als ich mich mit dem Gewehr in der Hand um die eigene Achse drehte und ihm mit voller Wucht den Gewehrkolben gegen den Kopf schmetterte. Bewusstlos sackte er zusammen und ich wirbelte herum, die Waffe in Anschlag reißend und auf den anderen richtend. Der lag jedoch nach wie vor am Boden, die Hände gegen den Körper gepresst und japste nach Luft.

„Das war wohl nichts, ihr dreckigen Straßenköter!“ lachte ich laut.

Plötzlich brach lauter Jubel aus. Die anderen Kunden begannen laut zu klatschen und zu Jubeln.

„Was ist denn hier los?“ hörte ich plötzlich Bravestarrs Stimme hinter mir.

Ich wirbelte herum, ließ aber sofort die Waffe sinken und sah in sein verdutztes Gesicht, das abwechselnd zwischen mir, der Waffe in meiner Hand und den beiden Dingos am Boden hin und her wanderte. Der verdutzte Ausdruck in seinen Augen wandelte sich mehr und mehr zu angenehmer Überraschung.

„Das waren sie?“ fragte er mich dann.

Ich antwortete jedoch nicht, denn trotz der heftigen Stresssituation in der ich noch wenige Sekunden zuvor gesteckt hatte, begann ich wieder den Kopf zu verlieren und konnte nur verlegen und knallrot werdend zu Boden sehen.

„Sie war einfach großartig, Marshall! Die blöden Dingos wussten gar nicht, wie ihnen geschieht!“ rief plötzlich der Junge.

„Ja, das war mehr als mutig!“ sagte nun auch der Geschäftsmann, der sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte.

„Woher kannst du so was?“ hörte ich dann die Stimme der Frau.

Verlegen blickte ich von einem zum anderen.

„Nun...ich...ich mache Ju Jutsu!“ sagte ich schließlich.

Tatsächlich frönte ich schon seit meiner frühesten Kindheit dem Kampfsport, seit etwa zehn Jahren dem Ju Jutsu. Zudem hatte ich eine Schwäche für Messerkampf und war darin ebenfalls recht passabel.

„Was ist Ju Jutsu?“ fragte nun der Schürfer.

Überrascht sah ich von einem zum anderen. Kannten die nun Kampfsport im allgemeinen nicht, oder einfach nur diese eine nicht?

„Eine Kampfsportart.“ sagte ich.

„Wo lernt man bei euch denn so was?“ fragte mich dann plötzlich der Marshall und ich wandte mich ihm zu. Mein Herz begann wieder heftig zu klopfen, als ich merkte, dass er offensichtlich sehr beeindruckt war.

„In Kampfsportvereinen. Gibt es hier so was nicht?“

Er schüttelte den Kopf.

„Kannst du mir das beibringen?“ hörte ich plötzlich den Jungen, der vor mir stand und sich an meinen Arm klammerte. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung.

„Also...das ist nicht so leicht. Das muss man viele Jahre trainieren, bevor man es richtig kann.“ sagte ich dann zögernd.

„Und das kann man bei euch einfach so lernen?“ fragte mich nun wieder die Frau.

Ich nickte.

„Ja. Viele haben das gelernt um sich in solchen Situationen verteidigen zu können. Vor allem Frauen.“ erklärte ich. Die schienen das wirklich nicht zu kennen.

„Na, das wäre doch genau das richtige für uns hier.“ hörte ich nun den Marshall sagen.

Ich sah ihn überrascht an, denn der Ton in seiner Stimme sagte mir, dass er es ernst meinte.

„Bravestarr, was ist hier los?“ hörte ich auf einmal Handle Bars Stimme.

Er stürmte in die Bank und sah verdutzt die Dingos am Boden und dann mich an.

„Bianca! Geht es dir gut, Mädchen?“ fragte er mich dann und blickte immer wieder irritiert auf das Geweht in meiner Hand.

„Alles okay! Ich musste den Typen nur noch einmal richtig klar machen, dass sie keinen Gratisdrink von mir kriegen!“ sagte ich dann lächelnd.

Handle Bar starrte die Dingos entgeistert an.

„Das warst du?“ fragte er dann ungläubig.

„Ja.“ sagte ich nur und legte das Gewehr weg.

Er starrte mich noch einige Sekunden ungläubig an und lächelte dann aber.

„Du steckst aber auch voller Überraschungen, Mädchen!“ rief er.

Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn grinsend an.

„Darauf gebe ich einen aus!“ rief Handle Bar dann, klaubte die Kasse vom Boden auf und winkte den Leuten zu.

„Los, kommt alle mit in den Saloon!“ rief er, ging zu mir, legte mir den Arm um die Schulter und wir verließen die Bank.

Ich blickte zu Bravestarr rüber, der sich nun um die Dingos kümmerte und ihnen Handschellen anlegte. Als wir gerade wieder auf der Straße waren kam Thirty-thirty uns entgegen.

„Was war los? Überfall, hab ich gehört?“ fragte er aufgedreht und spielte mit seiner riesigen Kanone.

„Kannst du vergessen, Thirty-thirty! Darum hat sich schon unsere junge Dame hier gekümmert.“ lachte Handle Bar und klopfte mir auf die Schulter.

„Sie ist eine echte Heldin!“ rief der kleine Junge und klammerte sich an meinen Arm.

Thirty-thirty sah ungläubig auf mich herab.

„Dieses kleine Persönchen soll Bankräuber platt gemacht haben?“ fragte er ungläubig.

„Ja, das hat sie.“ war nun Bravestarr hinter uns zu hören.

„Schnapp dir die beiden und sperr sie ein. Wir treffen uns dann im Saloon.“ sagte er, während er an meine Seite trat und lächelnd auf mich herab sah.

„Wir müssen unsere kleine Heldin gebührend feiern.“ sagte er und legte mit ebenfalls eine Hand auf die Schulter.

Eine Feuerwalze fuhr durch meinen ganzen Körper, als ich das Gewicht seiner Hand auf meiner Schulter spürte.

Im Saloon angekommen versorgte Handle Bar sofort alle mit Gratissüßwasser und ich musste so einige Fragen beantworten.

Nach ein paar Minuten gesellte sich auch noch Thirty-thirty dazu und der wollte natürlich genauso wissen, was genau passiert war. Er starrte mich dann erst einmal ungläubig an, als er die Story dann hörte und lächelte dann aber aufrichtig.

„Nun, klingt ja beinahe so, als seist du zu etwas zu gebrauchen.“ sagte er schließlich.

Ich blickte ihn frech an und stemmte meine Hände in die Hüften.

„Na vielen Dank! Erzähl du mir noch mal was von guten Manieren!“ rief ich.

Aber natürlich meinte ich das nicht böse und es löste auch nur, zumindest bei Thirty-thirty, dem Marshall und mir Gelächter aus.

Während ich dann noch einiges über Kampfsport und Ju Jutsu beantworten musste, konnte ich es nicht unterlassen den Marshall aus den Augenwinkeln zu beobachten, der etwas abseits stand und die ganze Szene beobachtete. Mal sah er amüsiert aus, mal sehr konzentriert und interessiert, wenn ich was über meinen Kampfsport erzählte. Seine Blicke ließen mich erschaudern, wie immer.

Als die anderen Leute dann endlich gegangen waren, war ich auch etwas erleichtert. Die ganze Anerkennung schön und gut, aber ich mochte es trotzdem nicht besonders zu sehr im Mittelpunkt zu stehen.

Ich trank mein Süßwasser aus und hörte dann, wie Bravestarr sich neben mich setzte.

„Ich habe die Kampfszene zwar nicht gesehen, aber es schien ja sehr beeindruckend gewesen zu sein.“ sagte er und lehnte sich locker mit dem Ellebogen auf die Bar.

„Ja, vor allem bei so einem unscheinbaren Persönchen wie ihnen!“ wieherte Thirty-thirty.

Ich grinste ihn nur schief an. Scheinbar hatte er unseren holprigen Start vergessen.

„Ich muss sagen, dass sie mich immer aufs neue überraschen.“ sagte er dann.

Ich lächelte verlegen.

„Freut mich zu hören, Marshall.“ sagte ich dann.

„Bravestarr.“ sagte er.

Ich hätte beinahe laut nach Luft geschnappt. Hatte er mir gerade wirklich das „du“ angeboten?

„Okay, Bravestarr.“ sagte ich leise und etwas unsicher.

„Nun, ich denke, wir werden heute Abend noch einiges zu feiern haben.“ sagte er dann.

„Davon kannst du ausgehen!“ ließ Thirty-thirty verlauten und kippte ebenfalls seinen Rest Süßwasser herunter.

„Aber jetzt müssen wir uns erst einmal um die beiden Gefangenen kümmern.“

An mich gewandt fügte er dann noch ein „Wir sehen uns später!“ zu und verließ den Saloon.

„Hoffentlich siehst du wieder genauso bezaubernd aus, wie gestern.“ sagte Bravestarr noch und zwinkerte mir zu.

Ich glaubte beinahe mein Herz würde platzen.

„Ich...werde mein bestes tun.“ hauchte ich nur.

Bravestarr lächelte und trank sein Süßwasser aus. Dann tippte er an seine Hutkrempe und verließ den Saloon.

Ich saß noch mehrere Minuten da, atmete heftig und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Die Tatsache, dass ich einen Bankraub verhindert hatte, wirbelte mich nicht halb so sehr auf, wie die paar Worte mit Bravestarr und die Tatsache, dass er mir das du angeboten hatte.

Gleichzeitig kam mir noch ein anderer Gedanke. Durch die ganze Aufregung der letzten Tage war mir völlig durchgegangen, dass ich nun schon seit über zwei Wochen nicht mehr trainiert hatte. Und auch, wenn die Sache vorhin gut gegangen war, sollte ich das ganz schnell wieder tun. Denn eines war sicher, dieser Planet war mehr als rau und es würde mit Sicherheit noch einige Situationen geben, die ziemlich brenzlig werden würden.

Während ich hinter die Bar ging und die Gläser abwusch, hörte ich plötzlich Handle Bars schwere Schritte, der zwischendurch in die Küche verschwunden war.

„Nun?“ fragte er mich.

„Was meinst du?“ fragte ich.

„Du kommst ja scheinbar bei ihm weiter.“ sagte er und begann die Gläser trocken zu wischen, die ich abgewaschen hatte.

„Handle Bar, bitte!“ sagte ich verlegen.

Er lachte laut.

„Er hat mir nur das „Du“ angeboten, mehr nicht!“ fügte ich hastig hinzu.

„Und trotzdem, er mag dich.“ sagte er und stellte die trockenen Gläser weg.

Ich strahlte.

„Meinst du?“ fragte ich.

„Das meine ich nicht nur, ich weiß es!“ sagte er und legte das Tuch weg.

Dann grinste er wieder.

„Hast du was schönes für heute Abend?“ fragte er dann.

„Nun, ja...ich...“ stotterte ich.

Tatsächlich hatte ich noch ein normales weißes Hemd und und eine braune, ärmellose. Doch ich konnte mir denken, was er meinte. Scheinbar hatte er auch noch gelauscht.

„Ich werde schon damit auskommen.“ sagte ich. „Ich habe außerdem auch kein Geld mehr, um mir noch etwas anderes zu kaufen.“

„Als wenn das ein Problem wäre!“ rief Handle Bar, griff in die Kasse und zog einige große Stücke Kerium heraus, die er mir in die Hand drückte.

„Such dir was wirklich schönes aus.“ sagte er zwinkernd und ich starrte ihn ungläubig an.

Plötzlich musste ich die Tränen niederkämpfen.

„Warum bist du so gut zu mir, Handle Bar?“ fragte ich dann leise.

„Weil du ein gutes Mädchen bist und du es einfach verdient hast.“ antwortete er.

„Und nun geh. Heute Abend hast du frei und kannst feiern. Das hast du dir verdient.“

Ich nahm dankbar lächelnd das Kerium entgegen und lief eilig aus dem Saloon, in Richtung Greenwoods.



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