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Hilflos

von

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My Immortal

Müde ließ er sich auf den Stuhl sinken, der unbewegt neben dem Krankenbett stand. Hinter ihm drang Vogelgezwitscher durch das geöffnete Fenster. Die zarten weißen Vorhänge schwangen sachte im Sommerwind, hin und wieder wurde die Sonne von einem Wolkenfetzen verhangen scheinbar nur um das Zimmer im nächsten Moment in noch helleres Licht zu tauchen.

Die gleißenden Sonnenstrahlen ließen das sonst so steril anmutende Zimmer aufleben. Ayas Haar verwandelte sich unter ihnen in einen glitzernden, Tiefblauen Fluss und sein eigenes in dunkelrote Flammen die in der Brise um sein Gesicht flackerten.

Minutenlang starrte er ihre geschlossenen Lider an, hoffte wieder dass sie ihre Augen aufschlagen und ihn ansehen würde. Fürchtete, dass es niemals geschehen würde.

Seine Kiefer pressten aufeinander, ohne dass er etwas tun konnte. Kinderlachen streifte sein Ohr.

Die Gewissheit, dass sie vermutlich sterben würde brach über ihn herein. Wenn es doch nur sofort wäre. Auf der Stelle. Wenn sie ihn nur endlich von seinem Eid erlösen würde, das Versprechen einfach auflösen.

Dann konnte er auch endlich in ruhe leben... oder sterben...

Am liebsten hätte er sich für diese Gedanken selbst geohrfeigt. Sie waren so falsch und schmerzhaft. "Aber wahr...", flüsterte eine leise Stimme in seinem Bewusstsein.

Es gab niemanden, den er annähernd so sehr liebte wie seine Schwester. Und niemanden, der ihn mehr quälte. Niemanden für den er mehr tun würde.

Ein unsichtbarer Draht schnürte ihm die Kehle zu, machte ihm das Atmen schwer. Die violetten Augen glänzten vor unvergossenen Tränen. Seine Sicht verschleierte sich immer mehr.

Es war vollkommen unwichtig, wie lange er hier saß. Es änderte nichts daran, dass er in jedem Lachen die Stimme seiner kleinen Schwester hörte und sie an jeder Ecke auf ihn wartete, die Arme nach ihm ausstreckte ihn rief ohne eine Stimme zu haben.

Jeder Tag gehörte ihr. Ihr allein.

Das Bild seiner regungslosen Schwester stach auf ihn ein, durchbohrte sein Herz, seine Seele, riss alles mit sich, was er an Verstand noch besaß.

Leise wischte er sich die Tränen weg, die sich nicht aus seinen Augen wagten. Sie glitzerten im Sonnenlicht wie Tautropfen. Wie oft hatte er sie in den Armen gehalten wenn sie geweint hatte? Wie oft hatte er ihr die Tränen von der Wange gewischt und ihr gesagt das alles gut werden würde? Er hatte tausende von Schatten bekämpft, die ihr Angst gemacht hatten. Und nun konnte er sich nicht einmal selbst helfen. Diesmal nicht.

Wütend schleuderte er die Tautropfen von seiner Haut. Das Kinderlachen wurde zu laut, stach mit tausend Spitzen in sein Bewusstsein. Sie würde vielleicht nie wieder Lachen. Nie wieder.

Er sank in sich zusammen, das Gesicht in die Matraze gedrückt und wollte schreien aber noch immer schnürte der Draht seine Kehle zu, noch immer erstach ihn das Bild seiner Schwester innerlich, noch immer bohrte sich das Kinderlachen mit tausend Nadeln in sein Bewusstsein.

Es dauerte lange bis er einschlief und nicht mehr bemerkte, wie die Tautropfen langsam auf seiner Haut entlangwanderten.



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