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What would happen if we kiss?

Would you run away or would you stay?
von

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snow and sun.

Elegant ließ sich die junge Hexe von ihrem Begleiter durch den kunstvollen Saal gleiten. Sie trug ein schlichtes Kleid, welches vom Schnitt der Mode einer längst vergangenen Zeit angehörte. Das schwarze Charleston, kombiniert mit einer weißen langen Kette, gab der Dame die Erscheinung von Eleganz und Flair. Ihr ganz, aufrecht und selbstbewusst, ließ sie zum Blickpunkt ein jeder Feierlichkeit werden und dessen war sich Blanche Parkinson mehr als bewusst. Leicht neigte sie sich nach links und ließ den Arm ihrer Begleitung los. Der irische Gentleman sah sie verwirrt an, durch eine leichte Zuckung seiner rechten Augenbraue. Sie lächelte und befeuchtete die rot geschminkten Lippen, denn sie hatten das Ende des Saals erreicht.
 

„Mr. O´Sullivan , ich hatte einen sehr vergnügen Abend“, begann Blanche den ersten Wink zu geben, dass die Zeit abgelaufen war und die Begleitung somit beendet. Der hochgewachsene Zauberer mit den leicht angegrauten dunkelroten Haaren nickte knapp. Er war ein angesehener Ministeriumsabgeordneter und laut Etikette schickte es sich nicht, ohne Begleitung auf einen Bankett, wie diesem, zu erscheinen. „Es war mir ein Vergnügen, Miss Cartwirght, ich hoffe, es war nicht zu ermüdend?“
 

Sie schenkte ihm ein zartes, geübtes Lächeln, das ihre grauen Augen nicht erreichte. Im angrenzenden Raum, ließ sie sich von ihm in den langen Mantel helfen und nahm dankend den feinen Schal entgegen. „Nein, überhaupt nicht. Ihr seid ein ausgesprochen guter Tänzer, weshalb ich mich sehr amüsiert habe.“ Es war eine Lüge, er war ein grausiger Tänzer, sie hatte mühe gehabt, überhaupt Schritt halten zu können, doch es sollte seine Sorge nicht sein. Schließlich bezahlte er dafür, dass sie der Gesellschaft ein elegantes Bild von ihm gab. Ihren Lohn würde sie am folgenden Tag von ihrer Vorgesetzten Madam Chevalier bekommen.
 

Seit fünf Jahren arbeitete Blanche für die magische Begleitargentur – for festive occasion und hatte sich dank ihres hervorragenden Benehmens bereits einen Namen gemacht. Immer wieder begleitete sie hoch gestellten Herren zu defensive Feste, aber auch als Damenbegleitung war sie bereits in Erscheinung getreten und hatte die jungen Debütantinnen sicher durch ihre erste Saison gebracht. Wohl kaum jemand schien sich vorstellen zu können, dass es in manchen Zweigen der Gesellschaft noch immer das altmodische Denken der Vergangenheit haftete.
 

Ihre eigene Mutter war Anhängerin dieser Gefolgschaft, doch zu ihrem eigenen Glück lebte sie seit geraumer Zeit, mit ihrem jungen Liebhaber, in Spanien. Blanche wollte sich nicht vorstellen, wie ihre reizbare Mutter reagieren mochte, wenn sie erfuhr, dass sie sich tatsächlich dazu herabließ mit „Töpeln“ Umgang zu pflegen. Doch ihr machte dieser Beruf Freude. Sie umgab sich gerne mit den Reichen und Mächtigen. Zudem konnte sie so in vollkommener Ruhe Kontakte knüpfen, die ihr vielleicht eines Tages von Bedeutung sein würde.
 

Nach einem höflichen Kuss auf die Hand, verabschiedete sich Blanche nun endgültig von ihrer heutigen Begleitung und flohte durch einen großen, prachtvollen Kamin. Noch hatte keine Uhr in ganz London den Anbruch eines neuen Tages angekündigt, was für sie hieß, dass der Abend noch verführerisch jung war. Sekunden später schritt Blanche aus einem anderen Kamin im abgelegenen Winkel Englands und sah sich in der dämmrigen Eingangshalle um. Sie war es gewohnt, dass auf Malfoy-Manor nie viel Licht zu brennen schien, aber die seltsame Stille, die sie nun umgab, war der jungen Hexe fremd. Gleichgültig überreichte sie Schal und Mantel an einem herbeieilenden Hauselfen und betrat das stilvolle und mächtige Wohnzimmer. Wie sie es erwartet hatte, befanden sich ihre beiden Freunde an der Sitzecke vor dem Kamin, auf dem alte Familienfotos zu sehen waren.
 

Eine lange altmodische Couch erstreckte sich und wurde abgerundet von jeweils einem Ohrensessel links und rechts. Noch bevor sie eingetreten war, vernahm Blanche den Geruch von teuerem Scotch. Sie erkannte die typische Haltung eines Potters und lächelte sanft. Es sah ganz so aus, als schien Albus Severus Potter, erster Slytherin seiner Familie, wieder auf der Flucht vor seiner eigenen Mutter zu sein. Und unerschrocken, wie Scorpius nun einmal war, scheute er nicht davor, den Zorn Ginevra Potters auf sich zu ziehen und gewährte Albus Unterschlupft.
 

Die beiden sprachen leise miteinander, etwas, was ihr Misstrauen weckte. Normalerweise tobte in diesen alten Wänden das pure Leben. Ob sie nun laut über Quidditch diskutierten, oder direkt eine feucht fröhliche Party veranstalteten. Hin und wieder begegnete sie auch Fred und Louis Weasley, aber in letzter Zeit war es eher zur Seltenheit geworden. Albus hielt bereits ein kostbares Glas mit Scotch in den Händen, während Scorpius am Kamin stand und die Führung des Gesprächs übernommen hatte.

Blanche beschloss sich bemerkbar zu machen. „Guten Abend die Herrn.“ Sofort ruckten die beiden Köpfe zu ihr und sie erkannte das gezwungene Lächeln des blonden Slytherins. „Du bist früher, als wir gedacht hatten.“
 

„Und, versohlst du mir nun den Hintern?“, fragte sie keck und ließ sich auf ihren Stammplatz, den Sofa plumpsen. Erst jetzt spürte sie, wie erschöpft wie von dem heutigen Abend tatsächlich war. Blanche schob ihr Kleid etwas höher und entblößte dabei provokant viel Bein. Sie zog ihren Zauberstab vom Bund ihres Spitzenstrumpfs und schwang ihn ahnmutig, sodass ein köstlicher Glitter-Cocktail erschien. Weder Albus noch Scorpius hatten ihren Reizen, noch ihrer Handlung Aufmerksamkeit geschenkt. Das taten sie nie und Blanche war es so nur recht. Schließlich fühlte sie sich in der Gegenwart der beiden Zauberer wohl und wollte es dabei belassen.
 

Die Typische Anspannung und den ständigen Drang sich an Perfektionismus etwas beweisen zu müssen, kam überhaupt nicht auf. Zudem konnte sie bei ihren beiden Kerlen – wie sie diese liebevoll nannte, auch einmal undamenhaftes Benehmen an den Tag legen. Sie waren sowieso eher genervt, wenn sie ihnen mit den weiblichen Schnickschnack kam. Blanche nippte an ihrem Cocktail und Albus reichte ihr die Schüssel mit Keksen. „Wie war dein Abend?“, fragte er und grinste breit. Der Potter hatte noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, das er ihren Beruf witzig fand. Für ihn spazierte sie nur ein paar Stunden lächelnd neben irgendeinen Kerl her.
 

Scorpius dagegen betrachtete das, was sie tat mit Skepsis. Er gehörte eher der konservativen Generation an, was bei einem Elternteil wie Astoria Malfoy auch nicht verwunderlich war. Für ihn gehörte die Frau ins Haus und der Mann schritt zur Arbeit. Eine Vorstellung die sicherlich kaum eine Hexe des 21Jahrhunderts mit ihm teilte.

„Ermüdend“, gab sie schließlich zu. „Mit was hast du deine Mutter dieses Mal verstimmt?“

„Wie kommst du drauf, dass ich sie verstimmt habe“, stellte Albus die Gegenfrage und entlockte ihr ein heiteres Lachen. Blanche neigte leicht den Kopf und wickelte eine schwarze lange Haarsträhne um ihren Finger: „Al, es ist nach elf Uhr und du trägst noch immer deine Kleidung aus dem Ministerium. Außerdem riechst du nach… was ist das, Drachenkot?“ Blanche rümpfte vergnügt die Nase, während der Potter das Gesicht verzog. Als Drachenwärter kam er viel rum, hatte aber auch gleichzeitig einiges im Ministerium zu tun. Er stöhnte: „Ich habe nur einen kleinen Witz über Rothaarige gemacht.“

„Denselben rassistischen Mist, den du mir vor einer Stunde erzählt hast?“, warf Scorpius ein und der Potter brauchte nicht zu nicken, um diese Tatsache zu bestätigen.
 

Die Hexe lachte laut auf. Es war typisch, dass der junge Potter nicht zu wissen schien, wann er eindeutig den Mund zu halten hatte. Statt jedoch in der Heiterkeit mit einzufallen, wie es Scorpius sonst tat, runzelte er nur die Stirn. Auch Albus zwang sich, mal wieder, zu einem Lächeln. Blanche schlug die Beine übereinander und musterte die beiden. „Okay, mit euch beiden ist definitiv etwas faul, kommt, erzählt Tante Blanche, was ihr aufgefressen habt.“

Kurz schien Albus es leugnen zu wollen, doch der Blick von Scorpius brachte ihn, noch bevor er etwas gesagt hatte, zu katapultieren.
 

„Was, würdest du sagen, wenn wir für den heutigen Abend noch eine Überraschung geplant haben?“, begann der Malfoy und strich sich nervös über die graue Weste, die er trug. Er bildete einen starken Kontrast zu dem verwegenen und eher wild aussehenden Potter. Blanche verstand nicht ganz: „Überraschungen sind doch für gewöhnlich etwas Gutes, oder?“

„Wie man es nimmt“, steuerte Albus weniger bereichernd dazu und sie wiederholte verwirrt: „Wie man es nimmt?“
 

Entweder ihre beiden Kerle hatten etwas wirklich Großes vor, oder einen fatalen Griff in den Zaubertrank gewagt. Sie tippte angesichts der Mienen beider Männer auf Zweites.

„Was habt ihr getan?“, wollte sie nun weniger amüsant wissen und Scorpius räusperte sich verlegen: „Du ähm, erinnerst dich an meinen Cousin?“

„Diesen Ekelpaket von Higgs?“, sprach Blanche angewidert. „Natürlich, wir könnte ich solch einen Flubberwurm auch nur aus meinen Alpträumen verdrängen?“ – Nachdem er ihr wohl wissend in Hogwarts Streiche gespielt hatte, die sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben hatten. Ganze sechs Stunden hatte sie in einer Kloschüssel gehockt und sich das Geheule der maulenden Myrthe reinziehen müssen.
 

Deren Ermutigungen, ihre neue Mitbewohnerin zu werden, waren zu dieser dunklen Stunde im stinkenden Klowasser sehr verlockend gewesen. Außerdem hatte sie seit dem Plattangst. Von den ganzen Krabbeltieren im Bett und schließlich der toten Kakerlaken im Frühstück wollte sie gar nicht erst reden. Das Harmloseste war wohl eher der Streich, wo sie über drei Stunden in einer Rüstung festgesessen hatte und erst von Professor McGonagall unter viel Tamtam befreit worden war. Gut, damals hatte sie wahrlich ausgesehen wie ein Kirschtörtchen unter Zuckerguss, aber trotzdem rechtfertigte es nicht, dass man so gemein zu ihr war.
 

„Ja“, riss Scorpius wieder die Aufmerksamkeit an sich und Blanche schnaufte verächtlich. „Wie gut, dass er sich dafür entschieden hat, im Sand, irgendwo am Allerwertesten der Welt nach Müll zu buddeln.“

„Er buddelt nicht nach Müll“, verteidigte Albus seinen alten Freund. „Sondern ist auf der Suche nach-!“ – „Wie auch immer, es interessiert mich nicht“, unterbrach Blanche ihn unwirsch mit einer Handbewegung. „Es sei denn er ist hat das Zeitliche gesegnet, dann schicke ich seiner Familie natürlich Anstandshalber eine rührende Karte.“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören und sie bemerkte durchaus, dass sie Scorpius den Mut nahm, etwas zu sagen, weshalb Blanche sich bemühte wieder freundlicher zu sein. Sie hatte nie verstanden, weshalb Scorpius ständig hinter ihm stand und Albus in ihm einen Freund sah. „Wie dem auch sei, was ist mit ihm?“

In der Eingangshalle fegte plötzlich ein kalter Wind, irgendwo schepperte etwas runter und dann hörte sie eine männliche Stimme, die laut rief: „Hey Scorp, ist es schlimm, wenn Tante Astoria eine chinesische Vase weniger hat?“
 

Alles in Blanche versteifte sich und sie zischte: „Er ist hier? Willst du mich umbringen?“

Hilflos hob Scorpius die Hände und Albus reichte ihr hastig erneut die Kekse, als wenn sie damit ruhig zu stimmen wäre. In Gedanken sagte sie sich, dass Albus sie schon mit Sahnetorte bewerfen müsste um von dem bevorstehenden Dilemma abzulenken. Er könnte sie auch gleich in eine Torte verwandeln, es käme aufs selbe raus. Scorpius warf ihr einen unschuldigen Blick zu und rief dann: „Scher dich nicht drum, das alte Ding war sowieso hässlich.“ Ein heiteres Lachen ertönte und Blanche wand beleidigt den Blick ab. Sie würde ihn mit Ignoranz strafen, ganz so wie er es verdient hatte! So ein Ekelpaket würde sie noch nicht einmal eines Blickes würdigen, wenn er der einzige Zauberer auf Erden wäre!
 

Nathaniel Higgs betrat den Raum, sein blondes Haar war zerzaust und seine tiefen blauen Augen strahlten. Mit federnden Schritten kam er auf seinem Cousin zu und begrüßte Scorpius gut gelaunt, dann wand er sich an Albus und ließ auch diesen seine Aufmerksamkeit spüren. Blanche dagegen nippte an ihrem Cocktail und beobachtete eher gezwungen das Schauspiel. Erneut wurde ihr klar, dass das Unverständnis, warum die Männer miteinander befreundet waren, größer wurde. Während Scorpius ein Gentleman durch und durch war und auch Albus wusste, wie man sich zu benehmen hatte, schien Higgs noch nicht einmal zu wissen, dass es so etwas wie gesellschaftliche Regeln gab.
 

Sie schlug ihre Beine übereinander und sah, dass Scorpius ihr einen mahnenden Blick schenkte. Gefließend ignorierte Blanche diesen und musterte ihren einstig verhassten Hausgenossen. Nathaniel trug einen eleganten und gleichzeitig schlichten Anzug ohne Krawatte und Manschettenknöpfe. Die dunkelgraue Farbe hob sein Haar und die auffälligen Augen nur noch weiter hervor. Er war genauso groß wie sie ihn in Erinnerung hatte, zudem bewegte er sich noch mit derselben Eleganz, mit der er schon damals halb Hogwarts in Angst und Schrecken versetzte.
 

Die sportliche Statur war geblieben, Quidditch schien auch weiterhin ein Hobby des ehemaligen Kapitäns zu sein. Seine gesamte Erscheinung unterschied sich nicht sehr viel von der Vergangenen. Nur, dass sich die Spuren der Reife zeigten. Sowohl im Gesicht, als auch an seiner Stimme, die ihr tiefer und männlicher erschien. Nathaniel nahm einen Drink von Albus entgegen und warf sich in den anderen freien Sessel. Erst da ließ er zu, dass Blanche in sein Blickfeld geriet. Ein amüsiertes Grinsen lag auf seinen Lippen und Blanche wusste nach diesen zwei Sekunden, dass sich zwischen ihnen nichts geändert hatte.
 

Er war noch immer derselbe Flubberwurm, wie in Hogwarts und seine ersten Worte an sie, unterstrichen ihre Vermutung nur noch. „Ich hätte drauf gewettet, dass du in den Gängen Hogwarts verloren gegangen bist, Parkinson.“

Blanche ließ sich noch nicht einmal dazu herab zu antworten, stattdessen wand sie sich an Scorpius: „Hast du rein zufällig Insektenspray hier? Ich habe das Gefühl etwas Unleidiges macht sich hier breit.“ Während Albus in seinen Scotch prustete, rollte der Malfoy mit den Augen, doch falls Blanche geglaubt hatte jemanden zu beleidigen, dann hatte sie sich getäuscht. Nathaniel schenkte ihr lediglich ein breites Lächeln, fast erschien es ihr, dass er ihre Beleidigung als Kompliment auffasste.
 

Leichtfertig wechselte der Higgs das Thema und sprach: „Albus, ich habe gehört, dein Bruder fliegt nächsten Monat für die Arrows, wollte er nicht bei den Cannons beleiben, bis er alt und grau ist?“ Die Ablenkung gelang und Scorpius griff nach den Kräuterpfeifen, die Blanche dankend ablehnte. Der Potter dagegen steckte sich genüsslich eine an und erklärte: „Ja, aber er ist mit den Cannons drei mal Meister geworden und die Arrows reizen ihn mehr. Jamie hat es satt mit Sternchen zu fliegen, die sich noch nicht einmal die Schuhe zubinden können. Außerdem legt er mehr wert auf Gemeinschaftsgefühl, was bei den Cannons irgendwie mit dem Erfolg verloren gegangen ist.“
 

Verblüfft hob Nathaniel die Augenbrauen und nahm einen genüsslichen Zug von der angebotenen Pfeife. Angenehmer Geruch von Gräsern erfüllte den Raum. Blanche versuchte sich zu entspannen und lehnte sich zurück. Ihr gerader Rücken dankte es ihr, doch trotzdem gelang es ihr nicht sich so wohl zu fühlen, wie sie es sonst in der Anwesenheit von Albus und Scorpius tat. Das Gespräch drehte sich um Quidditch und sie schaltete schon aus Gewohnheit ab. Die Hexe hatte noch nie verstanden, was an diesem Sport so interessant war, selbst in Hogwarts war sie eine der wenigen gewesen, die den leeren Gemeinschaftsraum für sich zu nutzen gewusst hatte, wenn alles drauf und dran war die Krieger der Lüfte anzufeuern.
 

„Blanche, du kennst du Penn Boatman persönlich, wie ist er so?“, wollte Albus wissen. „Ist er wirklich so ein harter Bursche, wie in der Luft.“

Verwirrt runzelte Blanche die Stirn und versuchte sich an den englischen Nationaltorhüter erinnern. „Er ist… nett.“, sprach sie langsam, um nicht gestehen zu müssen, dass der Herr im Umgang mit Hexen unsicher und linkisch wirkte. „Ein schlechter Tänzer, aber hervorragender Poker-Spieler. Ich glaube, er hat an jenem Abend fünfzehn Galleonen gewonnen.“
 

Du kennst Penn Boatman?”, Higgs klang amüsiert und schien das ganze für einen Scherz zu halten. Sie neigte sich leicht in seine Richtung und erklärte mit möglichst gleichgültiger Stimme: „Ich habe ihn auf die jährliche Sportler des Jahres Benefizveranstalung begleitet, im Januar.“

Nathaniel sah zu seinem Cousin und Scorpius erklärte hastig: „Blanche ist Begleithexe und geht gelegentlich mit Sportlern oder Politikern aus.“

„Begleithexe?“, wiederholte Nathaniel und betrachtete sie abschätzend. „Ist das die Beschönigung von Freudenmäden?“
 

Die Atmosphäre schien zum zerreißen gespannt. Albus als auch Scorpius hielten die Luft an, Zweiter tastete schon nach dem Zauberstab in seiner Weste, falls es aufs Unschöne hinaus laufen sollte. Doch zu Überraschung beider neigte Blanche lediglich den Kopf und formte die roten Lippen zu einem provokanten und gleichzeitig lieblichen Lächeln. „So ungern ich dich auch enttäusche, Higgs, ich schlafe nicht mit meinen Kunden. Sondern helfe, arroganten und selbstherrischen Kerlen dabei, nicht geblendet von ihrer eigenen Selbstüberschätzung über ihre Füße zu stolpern.“
 

Sie erlaubte sich einen Schluck von ihrem Cocktail ohne den Blonden dabei aus den Augen zu lassen. Statt sich angegriffen zu fühlen, sah sie eine Regung in seinem Gesicht, die ihr nicht ganz behagte. Die blauen Augen spiegelten Belustigung und noch etwas wieder, was sie nicht ganz deuten vermochte. Nur die Lippen verrieten ihr, dass er es mit Humor nahm. Ein Humor, der so undurchschaubar war, wie ein dichter Nebel.
 

Albus hatte mittlerweile begriffen, dass es ein Fehler gewesen war, sie mit in das Gespräch mit einzubinden. Doch Blanche war Freundin genug, es dem jungen Potter nicht unter die Nase zu reiben. Stattdessen beschloss sie, ihren beiden Freunden nicht noch mehr unangenehme Momente zu bescheren. Sie stellte ihr Cocktailglas ab und erhob sich galant. „Die Herren entschuldigen mich? Es war ein langer Abend und ich habe für den nächsten Tag ein paar wichtige Termine.“ Fast rechnete sie mit einem dummen Spruch, doch Higgs blieb still und so verabschiedete sie sich bei Scorpius mit einem Küsschen und beugte sich auch galant zu Albus herunter.
 

Lediglich dem Ältesten in der Gruppe nickte sie zum Abschied nur knapp zu. Für heute hatte sie eindeutig genug Worte mit ihm gewechselt. Für ihren Geschmack sogar zu viele. Während sie mit erhobenem Haupt das Wohnzimmer verließ und zuvor eine gute Nacht gewünscht hatte, spürte Blanche sämtliche Blicke in ihrem Rücken. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, so war sie doch wie eine fürstliche Königin aus dem Raum gerauscht und hatte ihren Ruf alle Ehre gemacht.
 

Sie war nicht mehr die kleine Slytherin, die unfähig war, sich zu wehren. Nur, dass sie im Gegensatz zu einigen anderen ihre Schlacht mit Anstand und Stil schlug.
 


 

- - -
 

Leider gelang es der jungen Parkinson nicht immer Würde zu bewahren. Ihr Gemüt wurde täglich von ihrer herrischen und pingeligen Chefin auf die Probe gestellt. Madam Chevalier, eine Hexe im gesetzten Alter verlangte tadelloses Benehmen von ihren Schützlingen. Dazu gehörte markeloses Aussehen, perfektes Benehmen und vor allen Eleganz. Die alte Frau hatte ein untrügliches Gespür für Fehler. So bemerkte sie direkt auf den ersten Blick, wenn eines ihrer Mädchen zwei Pfund über ihrem sonstigen Gewicht lag.
 

Pünktlich auf die Minute hatte Blanche am späten Nachmittag den Hauptsitz von Madam Chevalier betreten. Am Empfang gab man ihr bereits zu verstehen, dass sie für die nächsten drei Wochen ausgebucht war und ihr Privatleben vorerst etwas leiden würde. Doch es machte ihr nichts aus, als sie die Karten entgegen nahm, auf denen stand, welche Ereignisse sie aufzusuchen hatte. Für den nächsten Abend hatte sie einen Eröffnungsball vor sich, zu Gunsten einer neu vereinten Handelsgesellschaft, die das neue Gesetz der eröffneten Grenzen in den Osten feiern wollte.
 

Blanche war ein wenig erstaunt. Zu solchen Anlässen nahmen die Herren und auch Töchter gerne Bekannte mit. Sie hüpfte die geschwungene Treppe ein Stockwerk höher hinauf und begegnete dabei ein paar Kolleginnen, die sie höflich grüßte. Sie alle waren schön, reizvoll und elegant. Doch jede auf ihre ganz eigene Weise. Der Unterschied zu anderen Agenturen bestand jedoch darin, dass Madam Chevalier darauf achtete, dass ihre Hexen Niveau und eine ausgesprochen gute Bildung genossen hatten. Schließlich sollte eine Begleitung mit einen englischen, französischen oder italienischen Abgeordneten nicht in Peinlichkeit enden. In der Abteilung für Abendkleider traf Blanche auf ihre Beraterin, eine kleine unscheinbare Hexe, mit einem Händchen für Stoffe und den kleinen Feinheiten.
 

Alice Longbottom lächelte zur Begrüßung. Ein Maßband hang um ihren Hals und sie trank gerade eine heiße Tasse Met. Unter den Augen der Dunkelhaarigen lagen Schatten, wahrscheinlich hatte sie mal wieder die ganze Nacht lang genäht. Blanche wusste, das Albus ein Auge auf die kleine Schneiderin geworfen hatte, doch bislang verhielt er sich bezüglich dem Thema Beziehung sehr zugeknöpft.
 

Sie glaubt auch nicht, dass der Potter wusste, wie man einer solch schüchternen Hexe, wie Longbottom den Hof machte. Da wedelte man nicht primitiv mit dem Zauberstab, sondern ließ sich etwas Hübsches einfallen.

„Haben Sie schon die Liste für die folgenden Veranstaltungen gesehen?“, wollte Blanche wissen und Alice seufzte: „Ja, das ist der Grund, weshalb ich gestern nicht hier rausgekommen bin. Scheinbar gibt es jemanden, der Euch für die nächsten Wochen als Karte für die englische Gesellschaft missbrauchen will.“
 

Blanche lachte und legte ihren roten Mantel über einen altmodischen Stuhl um sich auf einen kleinen Hocker zu stellen, damit Alice sich an die Arbeit machen konnte. Wie sie es gewohnt war, streckte sie die Arme aus und die kleine Hexe schwang den Zauberstab. Wunderschöne Stoffe flossen über ihre Haut und die folgende Stunde sah sie hin und wieder in den großen Spiegel, wo sich nach und nach ein Kleid nach dem nächsten abzeichnete. Alice war nicht nur geschickt, sondern auch eine sehr schnelle Schneiderin.
 

„Für den Abend habe ich gedacht, dass sich ein Kleid im Empire-Stil anbieten würde“, begann die Longbottom zu erklären. „Die blassblaue Farbe passt zu Euren Augen, die Ärmel geben dem Kleid etwas verspieltes und hier“, sie zeigte auf das breite Band, dass sich direkt von Geisterhand unter ihren Busen festnähte „- werde ich noch eine Perlenreihe einsticken.“ Die Wangen der jungen Hexe glühten und fasziniert verfolgte Blanche das Spiel des Zauberstabs.
 

Die Materialien schienen Alice zu gehorchen, als seihe sie die Herrin. „Die Schleife werde ich schlicht am Rücken befestigen. Euere dunkle Haarpracht sollte Ihr offen tragen und als Schmuck nichts all zu auffälliges wählen. Allerdings-!“, sie hielt knapp inne. „Passender wäre natürlich, wenn Ihr die Haare von Mrs. Anderson hochstecken lasst und jeweils vorne zwei Strähnen gelockt tragt. Dann würde sich der Empire-Stil vollkommen entfalten.“

Blanche beschloss es genau so zu machen und lediglich zu einem schlichten Armband zu tendieren. Schließlich stand ihre Begeleitung im Mittelpunkt, nicht sie.
 

„Madam Chevalier“, sprach Alice plötzlich und Blanche drehte sich vorsichtig auf dem Hocker um. Die alte Französin trat ein. Um ihren Hals baumelten überladen viele Ketten und sie setzte sich das Monokel ans rechte Auge. In ihrer freien Hand hielt sie ihre faule Katze Tango, die vor sich hin schnurrte.
 

„Lasst dich nicht aufhalten“, sprach sie mit rauchiger Stimme und musterte das Kleid, welches Blanche gerade trug. Alice nickte hastig und steckte den Stoff richtig ab, damit sie an jenem Abend nicht stolperte. „Ich bin hier, um mit dir über den Begleiter der folgenden Wochen zu sprechen“, Madam Chevalier hatte noch nie einen Hell daraus gemacht, dass sie ihre Mädchen duzte. Sie selbst forderte für sich natürlich die respektvolle Ansprache.

„Für Wochen denselben?“

„Nur den einen“, nickte die alte Dame und nickte leichtfertig. „Einen gut betuchten Erben, der von seiner bevorstehenden Verlobung ablenken muss. Es soll das Ereignis des Jahres sein, wenn es die Zauberwelt und vor allem die Klatschpresse erfährt.“
 

Blanche hob eine Augenbraue. Es behagte ihr nicht ganz auf solche Art und Weise benutzt zu werden. Allerdings verstand sie die Motive von Herren, die es in der Öffentlichkeit so hielten. Nur zu erinnerte sie sich an die Verlobung von Rose Weasley mit den englischen Nationalhüter Howard Wood. Die Presse war beiden dermaßen auf den Fersen gewesen, dass es erst gar nicht zur Hochzeit gekommen war. Sämtliche Weasley und Potter-Nachkommen besaßen diesen Kultstatus, weshalb Albus schon im Voraus verkündet hatte, dass sich keiner beleidigt fühlen sollte, wenn er mit seiner Liebsten bei Nacht und Nebel nach Vegas durchbrennen würde. Blanche zweifelte nicht an seinen Worten und stellte sich bereits darauf ein, dass er es eines Tages tatsächlich so halten würde. Wahrscheinlich zog Albus dann ganz bei Scorpius ein, da seine Mutter jagt auf ihn machen würde.

„Ich wünsche, dass du dir mühe gibst, ihn zu unterhalten, Blanche“, riss Madam Chevalier sie aus ihren Gedanken. „Er hat sich als äußerst großzügig erwiesen und solche Kunden enttäuschen wir nicht.“
 

Sie nickte knapp. Doch im Grunde befand sie diese Aufforderung als unnötig, schließlich hatte sie noch nie einen Kunden enttäuscht. Alle hatten sich ein zweites, drittes Mal gemeldet und waren zufrieden mit ihr gewesen. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Reinfall, aber auch damit konnte sie professionell umgehen.

„Wo treffe ich auf ihn?“
 

Madam Chevalier erhob sich schwerfällig und erklärte: „Um halb acht, im grünen Salon, einem Nebenraum der Ankunftshalle.“ Ihr Blick traf den von Blanche. „Unterhalte ihn gut, schließlich könnte er der Schlüssel dafür sein um for festive occasion am Himmel als aufgehenden Stern zu festigen.“

Blanche sah, wie Alice mit den Augen rollte, sie selbst dagegen verzog keine Miene. „Natürlich Madam Chevalier, ich werde mir Mühe geben.“
 

Kaum hatte die alte Hexe den Raum verlassen, als die kleine Schneiderin auch schon ihren Missmut Luft machte. „Es klang ja fast so, als würde sie tauschen wollen, wenn sie ein halbes Jahrhundert weniger auf dem Buckel hätte.“

Die beiden Frauen lachten und Blanche bereitete sich vor, wie sie es immer tat. Denn was konnte schließlich schon groß passieren?
 

Pünktlich flohte sie in die pompöse Ankunftshalle und ließ sich den schlichten Mantel abnehmen. Alice hatte ein Kleid, so schön, wie aus einer längst vergangenen Zeit geschneidert und Blanche hatte sich beim anziehen nicht satt sehen können. Obwohl sie mittlerweile erwachsen war, schlug in ihrer Brust noch immer das Herz eines Mädchens. Die Haare waren elegant hochgesteckt worden, und wie man es ihr geraten hatte, umrahmten zwei Strähnen ihr blasses Gesicht. Blanche nahm ihren Fächer entgegen und sah sich nach der Tür zum grünen Salon um. Ein Hauself hielt ihr die mächtige Flügeltür schließlich rein und sie drückte das Kreuz durch. Erhaben und so elegant, wie man es von ihr erwartete schritt sie in den angrenzenden, runden Raum. Im Kamin brannte ein warmes Feuer, eine kleine Sitznische war zu erkennen und mehrere Kerzen, welche durch den Raum schwebten, spendeten zusätzlich Licht.
 

Blanche trat um eine altmodische Couch herum und sie erkannte eine hochgewachsene Gestalt am Bodenlangen Fenster. Sie blinzelte. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Erst als sich der Gentleman umdrehte, fühlte sie sich in ein abgeschmacktes Klischee versetzt. Blanche versteifte sich und sprach: „Guten Abend, Nathaniel.“

Die Mimik des einstigen Slytherin erschien ihr zu beherrscht, als das es sich hierbei um einen freudlosen Zufall handeln konnte. „Wie es aussieht habe ich mich im Raum vertan, verzeih die Störung“, murmelte Blanche und wollte sich zum gehen wenden. Hinter ihr richtete sich Nathaniel auf und erklärte: „Du bist hier richtig.“ Seine Stimme hatte einen solchen neutralen Ton angenommen, wie sie ihn überhaupt nicht kannte. „Ich habe dich auf Scorpius Rat hin gebucht.“
 

Sie fuhr herum und reckte das Kinn. Auf ihren roten Lippen war ein misstrauisches Lächeln zu sehen. „Das ist doch wohl ein Scherz.“

Und endlich zeigte Nathaniel sein typisches überhebliches Grinsen. Seine Arroganz trat hervor und Blanche verspürte erneut Hass auf ihn. Gelassen schlenderte Nathaniel auf sie zu. „Nein. Du hast doch erst neulich Abend damit geprahlt, was für eine ausgezeichnete Begleithexe du bist-!“ „Ich habe nicht geprahlt!“ „-und da ist es doch verständlich, dass ich mich unter den gegebenen Umständen bereit erklärte, dies zu überprüfen.“

Unweigerlich machte Blanche einen Schritt zurück und umfasste ihren Fächer fester. „Welchen Umständen?“ Jeder Funken Höflichkeit war aus ihrer Stimme verschwunden. Gelassen erklärte Nathaniel: „Meine Verlobte, Saphira, möchte unsere Verbindung vorerst aus der Presse heraushalten, weshalb ich mich während meiner Anwesenheit in England in anderer Gesellschaft zeigen soll.“
 

Dieser ungehobelte, geschmacklose Flubberwurm war mir Saphira von Raven verlobt?

Wie ungerecht konnte diese Welt denn noch werden?

Warum musste sich ausgerechnet Nathaniel Higgs ein unschuldiges Mädchen suchen, dass zu den reichsten magischen Familien Chicagos gehörte?

„Und da hast du natürlich direkt an mich gedacht“, sprach sie sarkastisch. Statt sich provozieren zu lassen, blitzen die Augen des ehemaligen Slytherins amüsiert auf. „Ich dachte, du wolltest deinen Ruf gerecht werden?“
 

Er kam näher und Blanche versteifte sich kaum spürbar, als er sich zu ihr runter beugte und eine ihre Haarsträhnen berührte. Sein Atem streifte ihre Wange und gegen ihren Willen rieselte eine Gänsehaut über ihren Rücken. „Oder kannst du das nicht, weil du eine Abneigung gegen mich hegst?“ Obwohl seine Stimme so kühl, wie ein eisiger Schneesturm klang, wurde ihr in diesem Salon schrecklich warum. Sie starrte auf den schwarzen Frack, den er trug und versuchte sich nur auf seine Worte zu konzentrieren.
 

Normalerweise war sie nie um eine Antwort verlegen, doch seine Direktheit machte es ihr schwer. Nie würde sie gerade heraus zugeben, dass sie jemanden abgeneigt war, doch er brachte es so treffentlich auf den Punkt, dass sie es einfach nicht abstreiten konnte. „Du musst zugeben, dass du bislang alles getan hast, damit ich dir nicht mit Sympathie begegne.“

Nathaniel lehnte sich wieder zurück, doch noch immer sah er schonungslos auf sie herunter. Dieses mal blieb Blanche seinen Blick allerdings stand.
 

Und ganz plötzlich bot er ihr überraschend den Arm an. „Dann lass mich dich vom Gegenteil überzeugen. Ich kann durchaus ein Gentleman sein.“ Es lag ihr auf der Zunge, dass sie diese Tatsache bezweifelte, doch es schickte sich nicht. Blanche zwang sich, sich selbst einzureden, dass er wie alle anderen Männer vor ihm war. Sie durfte ihm laut ihrer Chefin keinen Grund zur Klage geben. Noch bevor sie reagieren konnte, ergriff er ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. Der Blick, mit dem er sie ansah, behagte ihr nicht. Schweigend ließ sie sich von ihm aus den Salon führen und trat Sekunden später in die gigantische Festhalle.
 

Sofort richteten sich sämtliche Blicke auf sie und Blanche versuchte zu ignorieren, dass sie Nathaniel Higgs an ihrer Seite hatte. Allerdings ließ er ihr dafür keine Chance. Er benahm sich so vorzüglich, dass sie sich fühlte, als hatte man sie in ein Paralleluniversum katapultiert. Höflich stellte er sie als alte Schulfreundin vor, machte sie mit unbekannten Leuten bekannt und sie hatte keinerlei Mühe damit, in ihrer Rolle als Begleithexe aufzugehen. Der Kristallwein lockerte ihre Zunge und sie plauderte mit anwesenden Damen über den neusten Klatsch. Dabei fiel ihr Blick immer wieder auf ihren einstigen Peiniger. Die Gäste schienen Nathaniel aufrichtig zu mögen, scheinbar erfreute er sich großer Beliebtheit. Etwas, was sie verwunderte. Aus irgendeinem Grund hatte sie damit schlicht nicht gerechnet.
 

Der Abend verlief reibungslos und ehe sich Blanche versah, führte Nathaniel sie auch schon in angrenzende Räume. Sie wurde Zeuge eines Pokerspiels, lauschte einem angenehmen Orchester und begann sich gegen ihren Willen wohl zu fühlen. Ein gefährliches Gefühl, dem sie Herr werden wollte.

Kurz nach Mitternacht begleitete Nathaniel sie zurück in den grünen Salon. Ohne, dass sich genauer darauf achtete, hatte er plötzlich ihren Mantel in den Händen und sprach: „Akzeptabel.“

Zu müde, um bissig zu antworten, hielt sich Blanche schicklich die Hand vor den Mund, als sie leise gähnte. „Es ist der übliche Service.“ Höflich half er ihr in den Mantel und ganz ohne Vorwarnung spürte Blanche plötzlich seine Hände auf ihren Schultern. Seine Lippen streifte ihr Ohr und sie versteifte sich. Das Gefühl der Sicherheit war vorbei.
 

„Ich bekomme nicht das Übliche“, sprach er gefährlich ruhig und Blanche war versucht sich umzudrehen, um ihn anzusehen. Doch seine Hände hielten sie davon ab. Spielerisch glitten diese an ihren Armen entlang, bis er ihre rechte Hand in seine nahm und sanft über die Innenfläche strich. „Merk dir dies, das Übliche stimmt mich unzufrieden.“

„Und was entspricht, deiner Meinung nach, deinen Ansprüchen?“, wagte Blanche zu fragen und ihre Stimme klang dabei merkwürdig belegt. Ein leises Lachen sorgte für eine erneute Gänsehaut. Die Nähe schwand und Nathaniel löste sich von ihr. Er schritt zurück zur Flügeltür und sie sah auf die imposante Rückerscheinung.
 

Blanche wurde bewusst, dass sie ihn unterschätzt hatte. Higgs war nicht mehr der großspurige und arrogante Quidditchkapitän aus Hogwarts. Der Abend hatte ihr gezeigt, dass er weit aus mehr zu bieten hatte, als eine große Klappe. Er spielte mit Charme, Humor und Charisma. Eine Mischung, die sie bislang nur bei James Potter beobachtet hatte, doch dieser war sich seinen Vorzügen nie bewusst gewesen und hatte seinen Erfolg auf sein tadelloses Aussehen geschoben. Nathaniel Higgs dagegen kannte jede Karte in diesem Spiel um Gunst und Erfolg. Nichts überließ er den Zufall.

An der Flügeltür blieb er kurz stehen und sprach: „Das wirst du noch früh genug herausfinden.“ Dann trat er zurück in die Eingangshalle und Blanche spürte, wie sich ihre Hände in den Stoff des Mantels gruben.
 

Die Handfläche, welche er berührt hatte, brannte.
 

Fortsetzung folgt…



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Von:  Asketenherz
2012-11-02T12:11:25+00:00 02.11.2012 13:11
Uh, ich mags. :D Spiel mit dem Feuer und so... das hat immer so einen ganz besonderen Thrill.

Ich bleib gespannt!

Liebe Grüße,

Darki
Von:  Deryan
2012-10-21T14:57:01+00:00 21.10.2012 16:57
Du hast mich schlicht mit dem Kapitel verzaubert ♥ Ich liebe die Charakter, deinen herrlich erfrischenden Schreibstil und die Idee selbst. Man merkt die Mühe, die du dir bei der Gestaltung gegeben hast - die Beschreibungen der einzelnen Charakter sind irgendwie beflügelnd, inspirieren mich sogar ein wenig x3 sie passen aber auch so herrlich zu deiner Geschichte.

Hach, wie bereits erwähnt: ich bin vollkommen verzaubert worden x]

Ich freue mich auf die nächsten Kapitel

Liebe Grüße
Deryan
Von:  LittleBastard
2012-05-14T22:26:34+00:00 15.05.2012 00:26
Oh wow. Das klingt verdammt vielversprechend... Erst dachte ich das wird so ne albus-scorpius-ff...aber du bringst ganz neue charaktere... Und ich dinds toll! :)

Beide scheinen sehr interessante charaktere zu sein...
Und wies aussieht steht sie auf ihn! :D

Es gab hi und da nen kleinen tippfehler, aber ansonsten echt wundervoller schreibzstil...

Ich hoffe du postest regelmässig, würde mich freuen :)

Bin gespannt was noch alles auf uns zukommt ;)

Lg, LB
Von:  mudblood
2012-05-13T07:29:19+00:00 13.05.2012 09:29
Halli Hallo x)

Ein sehr interessantes und auch sehr spannendes Kapitel ;) Mir gefällt die Idee und vor allem die Charaktere. Blance hat etwas und ihre Art gefällt mir sehr. (; Und Nathaniel ist auch nicht ohne. Mir gefällt ihre Vergangenheit und die jetztige Situation, in der beide gerade sind. x) Ich denke da wird es noch sehr lustig und spannend zugehen. :>
Die kleine Andeutung von Albus und Alice <3 Hach ja.

Ich bin gespannt was du daraus noch so zauberst. Gefällt mir auf alle Fälle! :)


Von:  Dahlie
2012-05-04T14:16:12+00:00 04.05.2012 16:16
Hey :)

Ich finde, du hast das Ende toll gewählt und ich bin übles gespannt, wie genau du jetzt vor gehst. Ja~ den groben Plan haben wir besprochen, doch es ist immer wieder ein Vergnügen es zu lesen <3

Mach ein Schmuckstück raus, meine Liebe <3

PS: Non, sie ist nun die Deine ;)

Liebe Grüße Dahlie


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