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Rehkitz

Winterwichtelgeschichte für Deanna_
von

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Es war eines Winters

Winter…

Wehmütig lasse ich meinen Blick aus dem Fenster nach draußen schweifen und schaue den ersten Schneeflocken dabei zu, wie sie die Erde küssen. Es ist der erste Schnee dieses Jahr.

Ist es nicht schön? Dieser weiße, wirbelnde Tanz in der frühen Dunkelheit. Ruft das in einem nicht irgendwie ein wohliges, behagliches Gefühl hervor?

Bei mir jedenfalls nicht.

Der einzige Grund, weswegen ich mich wohl und behaglich fühle, ist der, dass ich Zuhause in meinen warmen vier Wänden sitze. Eingemummelt in meiner Kuscheldecke und zwischen meinen Händen eine Tasse heißer Kakao. Um keinen Preis möchte ich jetzt nochmal nach draußen müssen. Alleine schon der Anblick von Schnee lässt mich verächtlich schnaufen.

Ich hasse den Winter. Ja doch, ich hasse ihn wirklich!

Wieso?, fragt man mich dauernd. Ganz einfach: Weil er eiskalt ist!

Und nein, damit meine ich nicht mal die frostigen Temperaturen, die gerne bis ins Minus gehen. Natürlich ist der Winter auch kalt; aber ich meine eiskalt, weil er so unberechenbar und erbarmungslos ist. Lustigerweise ist er schon wieder so unberechenbar, dass es für mich inzwischen berechenbar geworden ist. In jedem Winter passiert irgendwas, immer. Ohne Ausnahme.

Als Beispiel: Mein erster Winter im frühen Kindesalter ist mir dadurch in Erinnerung geblieben, dass ich mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus lag. Rodeln ist ja eigentlich etwas Tolles, hatte man mir gesagt. Und ja, es hatte auch wirklich Spaß gemacht! Bis irgendwelche älteren Kinder auf die Idee gekommen waren, sich gegenseitig anzuschieben. Das Ende vom Lied war eine Massenkollation, als wir zu Viert ineinander krachten. Tolle Bescherung.

Die folgenden Winter waren nicht besser. Ob nun meine Mutter einen Autounfall hatte, mein Vater seinen Job verlor, meine Schwester irgendwo in der Pampa festsaß wegen Stillstand des Fernverkehrs… Es gab immer irgendwas, was passiert war. Vielleicht nicht unbedingt mit dem ersten Schneefall, aber der Winter dauert in der Regel ja auch eine Weile. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass es mal einen guten oder gar friedlichen Winter gab.

 

Na gut, ich muss einräumen: Eine Ausnahme gab es. Nämlich der Winter vor zwei Jahren. Zwar ist auch da wieder etwas passiert, aber ich denke, dass es nicht als schlecht zu werten ist.

Es ist, als würden die tänzelnden Schneeflocken vor meiner Fensterscheibe die Bilder wieder aufspielen. Wie bei einem alten Schwarz-Weiß-Film.

Während ich sie so halb-döselig betrachte, erinnere ich mich ganz genau, wie es vor zwei Jahren gewesen war…

 

 

Es war der kälteste Winter gewesen seit zehn Jahren, vielleicht auch ein, zwei Jährchen mehr. Schon im November setzte der erste, tiefe Frost ein. Quasi über Nacht waren die Seen unserer Gegend zugefroren gewesen. Noch ehe der erste Schnee gefallen war, hatten Kinder sowie Erwachsene ihre Schlittschuhe aus den staubigen Schränken gekramt und waren aufs Eis gegangen. Die kühlen Temperaturen hielten sich bis in den Dezember hinein, bis der ersehnte Schneefall endlich sein Übriges tat.

Pünktlich zum ersten Advent öffnete, wie üblich, der örtliche Weihnachtsmarkt der nächstgelegenen Stadt seine Pforten. Und soweit ich mich heute noch erinnere, war er ab dem ersten Tag gut besucht gewesen. Kein Wunder, da ein so schöner, frühweißer Winter die Vorweihnachtszeit nicht gerade geringfügig unterstützte.

Man könnte sagen, dass es eine sehr fröhliche Zeit gewesen war damals. Sah man über die vielen Stau- und Unfallmeldungen hinweg, versteht sich.

Aber man erwartet hoffentlich nicht, dass ich mich in all der winterlichen Euphorie und weihnachtlichen Vorfreude eingegliedert hätte, oder? Denn dann müsste ich die Gläubiger leider enttäuschen.

Ich war noch nie ein Fan von Temperaturen von unter zehn Grad gewesen. Schnee konnte natürlich durchaus eine schöne Sache sein, rein optisch betrachtet. Aber auch nur, solange er frisch gefallen war.

Die Tatsache, dass es im Winter immer frühzeitig dunkel wurde und die Sonne länger schlief, machte den Winter auch nicht wirklich attraktiver. Schon gar nicht, wenn man im Berufsleben stand. Gut, ich befand mich zu jener Zeit noch in meiner Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, aber das Prinzip mit den Arbeitszeiten blieb ja dasselbe: Ich stand früh auf, startete den Tag noch bevor die ersten Sonnenstrahlen erwachten, und kam nach Hause, nachdem das Tageslicht längst im frühen Feierabend war.

Was blieb da schon noch groß vom Tag? Viel Elan, noch irgendwas zu unternehmen, hatte ich jedenfalls nicht.

Abgesehen davon war ich auch nie für Weihnachtsmärkte, Eislaufen und dem ganzen Krams zu begeistern gewesen. Der Winter hatte einfach nichts Attraktives für mich, er versprach nur ein weiteres Dilemma. Irgendwas, wo ich zwar nie vorher wusste, was es sein würde, aber ich wartete darauf. Und mein Warten auf das unbekannte Unglück wurde bisher nie enttäuscht – darauf konnte ich mich jedes Jahr verlassen.

So also auch dieses Jahr, da war ich mir mit den ersten Minusgraden todsicher gewesen.

 

An jenem Tag war es wieder so gewesen.

Es war einer dieser Tage, die man einfach nur verflucht. Erst verschläft man um ein Haar, dann kommt man nur noch gerade so pünktlich zur Arbeit und ab da überrennt einen einfach alles. Herrgott, ich hatte das Gefühl, jeder wollte mich an diesem Tag fressen. Die Kunden rannten unseren kleinen Bücherladen, in welchem ich zu der Zeit gearbeitet hatte, regelrecht ein. Wir kamen ja kaum mit der Lieferung hinterher, um die Neuankömmlinge ordnungsgemäß einzuordnen. Ein hektisches Hin und Her und man wusste nie, wo einem gerade der Kopf stand. Und immerzu lächeln, als würde einem der ganze Stress auch noch tierischen Spaß machen. Ja, genau – und wie das Spaß macht, hurra!

Mein Feierabend verzögerte sich an jenem Abend. Ich hatte tatsächlich rennen müssen, um meinen letzten Zug zu bekommen – immerhin wohnte ich damals, wie heute, nicht direkt in der Stadt. Und den ganzen Sprint über fluchte ich in mich hinein, wem ich was alles antun würde, würde ich diesen verdammten Zug nicht kriegen.

Ehrlich, knapper ging es schon gar nicht mehr! Der Schaffner hatte dem Lokführer erst nochmal ein Zeichen geben müssen, noch nicht abzufahren, als er mich die Treppe hinunterrennen hörte. Sein Glück… er wäre anderenfalls unter Garantie mein erstes Opfer an jenem Abend geworden.

Die zwanzig Minuten Fahrt war meine erste, wirkliche Pause an jenem Tag gewesen. Noch nie hatte ich es so genossen, einfach nur auf meinen vier Buchstaben zu sitzen und die Welt an mir vorbeiziehen zu lassen, die sich ohnehin gegen mich verschworen hatte. Einfach nur sitzen, nichts tun und vor allem an nichts denken. Unbeschreiblich, diese Erholung nach einem beschissenen Tag.

Als der Zug endlich an meiner Haltestelle hielt, war mir der Verlauf meines restlichen Feierabends bereits klar: Ich würde schnurstracks nach Hause gehen, die Glotze einschalten, mir einen heißen Tee machen, mir zwei Toastbrote in den Backofen schieben und ab dann würde ich keinen Finger mehr krummtun. Nur noch gemütlich auf der Couch sitzen, Abendbrot essen und den nächstbesten Film schauen, der heute laufen würde. Mir war scheißegal, was es sein würde. Und wenn es nur eine dieser Mordfälle-werden-aufgelöst-Sendungen wäre. Irgendwas würde sich schon finden lassen, was erträglich wäre für einen einigermaßen ruhigen Ausklang zum Feierabend.

Ich ignorierte den kalten Schnee, der mir begrüßend ins Gesicht schlug, als ich ausstieg. Davon würde ich mir die Laune gewiss nicht auch noch vermiesen lassen. Nur noch zwanzig Minuten Fußmarsch, und er konnte mir ohnehin gestohlen bleiben. Bis dahin konnte kommen was wollte, ich wollte jedenfalls einfach nur noch nach Hause.

 

„Wie schön.“

Obwohl ich mich nicht direkt angesprochen fühlte, blickte ich mich in die Richtung um, aus der diese Aussage gekommen war. Eigentlich hatte ich gerade den Bahnsteig verlassen wollen – sofern man ein abgezäuntes Stück Etwas mit angrenzenden Bahngleisen so bezeichnen konnte –, aber irgendetwas veranlasste mich dazu, meiner seltenen Neugierde nachzugeben.

Das war das erste Mal, dass ich sie sah.

Sie saß einfach da, auf dem niedrigen Metallgeländer des Bahnsteigs. Mitten im Nichts der frühen Dunkelheit. So unscheinbar, dass ich sie erst gar nicht wahrgenommen hatte, als ich ausgestiegen war und mich bereits auf den Weg gemacht hatte. Und ich bin mir sicher, dass ich sie unter anderen Bedingungen auch niemals beachtet hätte. Sie war ein ganz normales Mädchen, wie jedes andere auch. Ungefähr in meinem Alter, schätzte ich – vielleicht ein, zwei Jährchen jünger. Nur die Tatsache, dass sie ausgerechnet hier war, wo es doch nun wirklich absolut nichts Besonderes gab, und ich sie zuvor auch noch nie hier gesehen hatte, machte mich ein wenig stutzig.

Da stand ich nun also und starrte dieses fremde Mädchen an. Ich kann nicht sagen, dass ich wirkliches Interesse für sie hatte. Ganz und gar nicht. Aber es war einfach ein zu seltsamer Anblick, wie da dieses Mädchen auf dem grauen Geländer saß und voller Freude die nackten Hände, zu einer kleinen Schale geformt, nach dem fallenden Schnee ausstreckte.

Irgendwann bemerkte sie mich und sah zu mir herüber. Keine Ahnung, wie lange ich sie schon wie das erste Auto angegafft haben musste, aber es konnte noch nicht wirklich lange gewesen sein. Trotzdem straffte ich in dem Moment, wo sie mich direkt ansah, die Schultern und erwartete nüchtern den dämlichen Kommentar von ihr, wieso ich sie so anstarren würde. Zumindest hätte ich an ihrer Stelle garantiert so auf jemanden reagiert, der mich so blöd von der Seite musterte, wie ich es gewiss in dem Moment getan haben musste.

Doch es wurde noch kurioser, als sie stattdessen zu mir herüber lächelte. Voller Wärme und Unschuld, dass mein erster Gedanke darauf war, was denn bitte mit der abging. Wer bitte lächelte denn schon noch heutzutage irgendwelche wildfremden Leute an, sofern es nicht vom Arbeitgeber so vorgeschrieben war? Nicht mal meine Kunden brachten so eine Geste fertig, ein paar wenige Stammkunden vielleicht ausgenommen.

„Hallo“, grüßte sie schließlich mit so weicher Stimme, dass ich erst dachte, mir das eingebildet zu haben. Das wurde ja immer besser… Und das Schlimmste daran war, dass ich nun auf sie reagieren musste. Zwar bin ich bei Weitem nicht der kontaktfreudigste Mensch, aber unhöflich war ich immerhin auch nicht.

„Was soll das werden?“ Etwas Intelligenteres fiel mir in dem Moment einfach nicht ein.

„Ich freue mich über den Schnee.“

„Ja, das sehe ich.“

Was war denn das bitte für eine dämliche Konversation? Das war doch die reinste Zeitverschwendung. Ich schüttelte genervt den Kopf und wollte gehen. Immerhin wartete meine Couch auf mich.

„Magst du den Schnee etwa nicht?“, hörte ich sie noch fragen, doch ich wandte mich nicht nochmal nach ihr um. Mein „Nein“ ließ ich verlauten, während ich den öden Bahnsteig endlich verließ. Und den ganzen Marsch über verweigerte ich mir jeden weiteren Gedanken über diese Begegnung. Erst, als ich endlich Zuhause meinen gemütlichen Platz vorm Fernseher fand, gestattete ich erste, analysierende Überlegungen zu der Szenerie am Bahnsteig. Was für ein seltsames Mädel, das sich über Schnee freute. Zudem fragte ich mich, ob sie ständig irgendwelche fremden Leute ansprach. Komisches Ding… aber ich würde sie gewiss eh nicht wiedersehen.

 

Der darauffolgende Tag gab mir kaum Anlass, mir weitere Gedanken zu dem seltsamen Mädchen zu machen. Als ich morgens zum Bahnhof ging, erwischte ich mich dabei, wie ich das Gleis bewusst nach ihr absuchte. Aber es waren nur die üblichen Verdächtigen anwesend, die genau wie ich zu ihrem Tageswerk aufbrachen. Nichts, also behielt ich Recht: Ich würde sie nicht wiedersehen.

Auch sonst blieb alles beim Alten. Ich tat meine üblichen Stunden in der Bücherei ab und ertrug die Launen meiner Chefin. Glücklicherweise hatte sich der Kundenansturm fürs Erste wieder beruhigt, sodass meinem pünktlichen Feierabend dieses Mal nichts im Wege stehen würde. Und so war es zum Abend dann auch.

Da es mir dieses Mal erspart blieb, meinem letzten Zug nachjagen zu müssen, gönnte ich mir einen Einkauf. Oder was hieß hier gönnte, mein Kühlschrank verlangte danach. Also wieso diese Notwendigkeit nicht gleich mit dem Feierabend verbinden, wo ich ohnehin schon mal in der Stadt war und noch genug Zeit hatte? Zumal die Gelegenheit nicht besser sein konnte, solange es weiterhin schneefrei blieb.

Mit dem letzten Zug machte ich mich schließlich wieder nach Hause. Und wie sollte es auch anders sein, fing es nun natürlich doch wieder zu schneien an. Es war wirklich schlimm dieses Jahr. Die Schneemassen konnten gar nicht so schnell abschmelzen, wie neuer Nachschub herabfiel. Ich mochte mir das Chaos auf den Straßen gar nicht erst vorstellen, wenn es den Winterdienst nicht gäbe.

Mich beschlich eine undefinierbare Vorahnung, als ich die übliche, elektronische Ansage meiner Haltestelle vernahm. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich ohnehin immer etwas Schlechtes erwartete. Oder aber ich machte mir doch noch immer meine untermauerten Gedanken um die seltsame Begegnung vom Vorabend. Woher auch immer es kam, sowie ich aus dem Zug gestiegen war, hielt sich meine Überraschung stark in Grenzen, als ich tatsächlich wieder das Mädchen von gestern auf dem Bahnsteig entdeckte. Es war fast wie ein Déjà-vu, wie sie exakt wie am Vorabend auch auf dem Geländer saß und mit verträumtem Blick dem Schneefall zusah. Ohne Witz, ich hätte genauso gut soeben in einer Zeitmaschine gesessen haben können und wäre wieder ins Gestern zurückgereist. Nur mit dem Unterschied, dass ich sie dieses Mal sofort bemerkte und in meinen Händen das Gewicht meiner Einkaufstüten lag.

‚Du überdramatisierst das Ganze nur‘, redete ich mir ein. ‚Das hat absolut nichts zu bedeuten und selbst wenn, dann ginge es dich nichts an.‘

„Guten Abend“, vernahm ich auch schon die inzwischen bekannte, weiche Stimme genau in dem Moment, als ich beschlossen hatte, mich einfach unbemerkt aus dem Staub zu machen. Ich wollte mir nicht zu viele Gedanken um etwas machen, was mich ohnehin nichts anging. Das hatte ich mir schon vor langer Zeit abgewöhnt. Aber hin und wieder holte es mich einfach ein, was mit Sicherheit daran lag, dass mein innerer Wachhund immer auf Alarm stand – selbst, wenn es offensichtlich unnötig war.

Doch nun war es zu spät. Ich hatte zu lange gezögert, nun hatte ich wieder das Desaster. Und wieder gab ich der verflixten Höflichkeit nach.

„N‘abend.“

„Hast du Feierabend?“

Wieder so eine blöde Frage. Dieses Mädel legte es ganz offensichtlich auf eine Unterhaltung an.

„Ja, wieso?“

„Na weil du zur selben späten Zeit wie gestern hier angekommen bist.“

Na und? Was sagte das schon groß aus? Mir war schleierhaft, was sie das überhaupt anging.

„Oh, und du warst einkaufen?“

„Ja? Sieht man das nicht?“, gab ich beherrscht zurück. In meinem Kopf ratterte es bereits, wie ich mich möglichst höflich aus der Affäre ziehen konnte. Es wurde mit jeder Stunde kälter, und ich hatte wirklich keine Lust, mir hier die Hände abzufrieren. Zumal diese dämlichen Einkaufstüten sich auch noch immer schwerer machten.

„Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nicht belästigen.“

Wie seltsam konnte man eigentlich sein? Erst sprach sie mich an, löcherte mich mit belanglosen Fragen, die auch ohne Worte offensichtlich zu beantworten waren, und nun entschuldigte sie sich dafür? Wenn sie fürchtete, einen damit zu belästigen, wieso tat sie es dann überhaupt erst? Es war mir ein einziges Rätsel, aus diesem Mädchen wurde ich nicht schlau.

Aber obwohl es mich innerlich ärgerte, dass sie so offensiv war und ich auch noch, entgegen meiner sonstigen Art, darauf einging, trafen mich ihre letzten Worte. Keine Ahnung, wieso, aber mein schlechtes Gewissen meldete sich mit lauter Kritik in meinem Kopf. Eindeutig ein Zeichen dafür, dass ich schon zu versteift auf meine Rolle in meinem Job war – immer nett sein, immer höflich bleiben.

Mit einem geschlagenen Seufzen stellte ich die Einkaufstüten links und rechts neben mir ab. Fünf Minuten würde ich ausnahmsweise entbehren, um mein dämliches Gewissen zu beruhigen. Was machte es schon, wo ich nun ohnehin schon mal in so einer dämlichen Situation war, aus der ich die Flucht versäumt hatte.

„Und was machst du hier am Bahnhof?“, fragte ich nun meinen Part an das Mädchen gewandt, obgleich es mich eigentlich nicht interessierte. Aber zumindest brachte sie diese Aufmerksamkeitsgeste nun wieder zum lächeln. Eine gute Tat mehr auf meinem Konto, konnte ja nicht schaden.

„Ich warte noch auf den letzten Zug.“ Ich hob eine Augenbraue.

„Das war der letzte Zug“, merkte ich an. Das Mädchen ließ daraufhin ein erstauntes „Oh“ verlauten. Und schon zweifelte ich wieder daran, ob das Bleiben wirklich so eine gute Idee gewesen war.

„Ich dachte, um neun käme nochmal einer“, erklärte sie sichtlich verwirrt. Mein Kopfschütteln eilte meiner Antwort voraus.

„Schon lange nicht mehr. Nicht im Winter. Da ist weniger los.“

„Oh…“

Erneut seufzte ich. Tolle Unterhaltung. Aber gut, sie schien ohnehin nicht von hier zu sein. Also sollte ich es ihr einfach nachsehen, dass sie das mit dem letzten Zug nicht wusste. Obwohl es doch merkwürdig war… Immerhin war ich gestern doch auch mit dem letzten Zug gekommen. Und dass dieses seltsame Mädchen nur Sightseeing auf diesem ach-so-spannenden Bahnhof betrieben haben sollte, war für mich nur schwer vorstellbar.

„Es ist kalt. Du solltest nach Hause gehen, hier ist eh nichts los“, schlug ich schließlich nach einer kurzen Zeit des gegenseitigen Anschweigens vor, was mir als eine super Idee erschien. Wenn ich sie ganz höflich darauf hinweisen würde, zu gehen, dann war gleichzeitig auch ich erlöst. Dann könnte ich endlich nach Hause gehen und mich um mein Abendessen kümmern.

„Hm…“, überlegte sie leise und ich spürte, wie sich meine Stirn in Falten legte. Was gab es denn da groß zu überlegen? Überall anders war es schöner, als an diesem gammeligen Bahnhof.

„Na oder auch nicht“, drängte ich die witzlose Unterhaltung gezielt zu einem Abschluss. „Ich jedenfalls muss dann mal langsam los. Ich muss noch Abendessen machen.“

„Ich habe meinen Schlüssel verloren…“

Gerade hatte ich nach meinen Einkaufstüten gegriffen, um meinen Aufbruch kundzutun, als sie diese Worte murmelte. Wieder dachte ich erst, ich hätte es mir nur eingebildet. Eine so blöde Ausrede, um nicht nach Hause zu müssen, konnte ja auch nur meiner blöden Phantasie entspringen. Doch als ich prüfend zu ihr aufblickte, verriet mir ihr trauriger Blick, dass die Worte tatsächlich aus ihrem Mund gekommen waren. Im Ernst, wollte sie mich verarschen oder so?

Verloren?“, wiederholte ich skeptisch, worauf sie ihren Kopf tiefer zwischen ihre schmalen Schultern sinken ließ. Mir fiel erst jetzt auf, dass sie nur eine Jeansjacke trug. Nicht mal einen Schal hatte sie umgebunden, was schon fast lebensmüde bei diesen kalten Temperaturen war. Das einzige, einigermaßen Winterliche an ihrer Kleidung war die weiß-rosa gestreifte Mütze mit den Bommeln an den Seiten. Na, wenigstens waren die Ohren warm, oder was?

„Wenn du ihn verloren hast, wieso sitzt du dann so treudoof hier herum, statt ihn zu suchen? Ich denke nicht, dass er von alleine zu dir zurückkommt.“

„Ich weiß…“, murmelte sie nun, wirkte aber ganz unsicher dabei, so wie sie an ihren Jackenärmeln zupfte. Schon wieder so eine Aussage, aus der ich nicht klug wurde.

„Und?“, bohrte ich nach. Daraufhin sah sie mich mit einem, ja, schon vorwurfsvollen Blick an.

„Es ist dunkel…“

„Oh…“ Dieses Mal war ich es, die diese geistesschwache Reaktion von sich gegeben hatte. Und um meine dämliche Situation noch zu verschärfen, schaute ich vergewissernd in den schwarzen Nachthimmel auf. Eine tolle Idee, wie ich schnell merkte, als sich die ersten Schneeflocken in meine Augen und in meine Nase fanden.

Schnell senkte ich meinen Blick wieder und musste mir die Nässe aus den Augen wischen. Anschließend sah ich wieder zu dem Mädchen herüber.

„Was ist mit dem Schlüsseldienst? Ruf den doch an und lass dir einen Ersatzschlüssel machen. Oder hast du noch irgendwo einen Ersatzschlüssel hinterlegt, den du abholen könntest?“

Auch diese Möglichkeiten verneinte sie mit einem Kopfschütteln.

„Für einen Schlüsseldienst habe ich nicht genug Geld. Und Verwandte habe ich hier auch keine.“

„Und nun?“, fragte ich, nach einer kurzen Bedenkpause, noch immer skeptisch. Sie seufzte leise.

„Ich weiß es nicht.“ Kurz schien sie sich in ihren Gedanken zu verlieren, doch dann lächelte sie wieder. „Aber ich komme schon klar“, beschwichtigte sie. Wirklich überzeugend wirkte es allerdings nicht auf mich.

Hilfesuchend blickte ich mich um. Doch wie nicht anders zu erwarten, war keine weitere Menschenseele in greifbarer Nähe, die ich hätte bequatschen können. Hier waren nur wir beide auf weiter, kalter Flur. Herzerweichend…

Ich gab mich geschlagen. Es wäre unverantwortlich gewesen, sie hier in der Kälte zu lassen. Sofern sie wirklich keinen Schlüssel hatte, hätte sie sich so oder so irgendwo einen Schlafplatz erbetteln müssen. Und dass ihr das peinlich sein würde, konnte ich mir sehr gut vorstellen. Was blieb mir also groß für eine andere Wahl, wenn ich nicht als herzloses Miststück dastehen wollte? War ja nur für eine Nacht – morgen könnte sie nach ihrem Schlüssel suchen oder weiß Gott was tun, um etwas gegen ihren Schlamassel zu tun.

„Na schön“, eröffnete ich und drehte mich in die Richtung, in die ich aufbrechen wollte. „Dann komm halt erst mal mit zu mir. Hier draußen holst du dir nur den Tod, so wie du angezogen bist.“

Ihren Blick daraufhin würde ich nie vergessen. Im ersten Moment schaute sie erschrocken auf sich herab, als hätte sie selbst bis dahin nicht realisiert, wie unvorteilhaft sie für einen so kalten Winter gekleidet war. Der Verwirrung folgten ein verlegener Gesichtsausdruck und die vorsichtige Aussage, dass sie nicht frieren würde. Naja, glauben konnte ich ihr das jedenfalls nicht.

„Aber ich möchte niemandem zur Last fallen…“, erklärte sie anschließend und setzte einen Blick auf, wie ich ihn an einem getretenen Hund vermuten würde. Ich verdrehte genervt die Augen.

„Und ich möchte nicht für eine weitere Todesanzeige in der Zeitung verantwortlich sein, in der ein junges Mädchen auf unserem Bahnhof erfroren ist. Und wenn wir schon dabei sind, ich habe genauso wenig Lust, hier noch selbst zu erfrieren. Also kommst du jetzt, oder was?“

Vermutlich hatte ich genug Nachdruck in meine Stimme gelegt, um deutlich zu machen, dass es mir schlichtweg langte mit diesen scheinheiligen Diskussionen. Mir war wirklich kalt, und ich überlegte mit jeder Sekunde intensiver, ob ich nicht doch einfach auf Ignorant schalten und gehen sollte. Zum Glück ersparte sie mir das, denn sie sprang dann doch flink vom Geländer und tapste unsicher auf mich zu. Irgendwo war es sicherlich süß, wie unschuldig sie dabei wirkte, aber mich nervte es in dem Moment einfach nur.

Also konnten wir endlich aufbrechen.

„Mein Name ist übrigens Reline“, erklärte sie irgendwann während unseres Marschs durch die menschenleeren Straßen. Dabei holte sie zu mir auf, da sie durchgängig zwei Schritte hinter mir zurückhing, und lächelte ermutigt zu mir herüber.

„Reline?“, wiederholte ich, worauf sie fröhlich nickte. ‚Seltsamer Name…‘, fügte ich in Gedanken hinzu, verkniff mir diesen Kommentar der Höflichkeit halber jedoch.

„Und wie heißt du?“, wollte sie daraufhin wissen.

„Maria.“

„Oh, so wie die heilige Maria?“ Ich schnaufte verächtlich auf diese Frage. Genau das war der Grund, wieso ich meinen Namen hasste. Katholische Namen waren echt das Letzte…

„Wenn du meinst.“

Als wir endlich meine Wohnung erreicht hatten, stieß ich ein regelrechtes Dankesgebet aus. In meinen eigenen vier Wänden fühlte ich mich weit sicherer, als auf den weiten Straßen. Hier herrschten meine Regeln, die ich außerhalb schlecht aufstellen konnte. Und allein dieser Gedanke beruhigte mich schon in Anbetracht der Tatsache, dass ich einen ungeplanten Gast im Schlepptau hatte.

Einen Gast, der sich jedoch erst noch kichernd darüber amüsieren musste, als er den Namen auf meiner Türklingel las. Im Ernst, wer interessierte sich heutzutage schon noch für den Namen auf einer Türklingel?

„Kitzig?“, hörte ich sie hinter mir kichern, während ich die Tür aufschloss. Wieder verdrehte ich genervt die Augen. „Das ist süß.“

Ab jetzt konnte mich nichts mehr schocken. Weder die ständigen Fragen von Reline, welche aufzulisten ich mir an dieser Stelle erspare, noch die Tatsache, dass sie mir auf Schritt und Tritt folgte. Zumindest so lange, bis ich sie auf die Couch verwiesen hatte, wo sie dann auch wie ein wohlerzogenes Hündchen sitzenblieb. So konnte ich zumindest noch ein flüchtiges Abendessen zubereiten, setzte etwas Melissentee auf und begnügte mich mit dem Gedanken, dass morgen wieder die gewohnte Einsamkeit einkehren würde.

 

Heute erinnere ich mich nicht mehr daran, dass wir an jenem Abend noch viel gesprochen hätten. Ich weiß nur noch, dass sie meine Wohnung und die Einrichtung gelobt hatte, was ich seltsam gefunden hatte. An meiner kleinen Studentenwohnung gab es, meiner Meinung nach, absolut nichts Tolles. Aber nun gut, sei’s drum.

Sie hatte nach meinen Eltern gefragt, das weiß ich noch. Doch auch das war für mich eigentlich keiner Rede wert gewesen. Viele Jugendliche zogen heutzutage frühzeitig aus dem Elternhaus aus, und ich war ja nun auch keine zarte Siebzehn mehr gewesen oder so. Reline hatte das wohl trotzdem erstaunlich gefunden, aber im Gegenzug hatte sie mir nichts bezüglich ihrer eigenen Familie oder gar ihrem Zuhause erzählt. Natürlich hatte ich das verdächtig gefunden, aber das sollte sich ja noch aufklären.

Während wir noch ein wenig ferngeschaut hatten, da ich ohnehin nichts anderes mit ihr anzufangen wusste, war sie eingeschlafen gewesen. Ich erinnere mich heute noch ganz genau, wie sie dabei ausgesehen hatte. Sie hatte auf unerklärliche Weise vertraut auf mich gewirkt. Vermutlich war ich in dieser Hinsicht einfach nur ein verstecktes Sensibelchen, das nur in solch friedlichen Momenten aus seinem Versteck hinter den zig Abwehrmauern herauskam. Aber sie hatte in ihren weichen Gesichtszügen etwas Zerbrechliches, was ich von mir definitiv nicht kannte. Vermutlich hatten richtige Mädchen genau so auszusehen – weich, sanft, zerbrechlich.

Mir war ihr schönes, kastanienbraunes Haar aufgefallen, um was ich sie ab dem Moment beneidet hatte, in dem sie ihre Mütze ausgezogen hatte. Erstaunlich, wie so viele Haare in so wenig Stoff passten. Es fiel ihr wellig bis zur Mitte des Rückens. Und während ich sie beim Schlafen betrachtete, war mir die lebhafte Musterung ihrer Strähnen aufgefallen. Noch nie hatte ich so ein kräftiges, lebhaftes Braun gesehen. Vereinzelte Strähnen gingen ins Rötliche und hier und da wirkte es hell gescheckt. Vielleicht von der Sonne, war mein erster Gedanke gewesen. Aber im Winter war das wohl eher lachhaft.

Normalerweise sind mir Äußerlichkeiten nicht sonderlich wichtig. Jedenfalls nicht so, dass ich andere Menschen schnell als „schön“ oder „nicht schön“ bewerte. Aber Reline war definitiv ein hübsches Mädchen. Kein Vergleich zu einem überwiegend blassen Ding wie mir mit diesen kurzen, schwarzen Zotteln.

Ich hatte sie schließlich noch zugedeckt, damit sie über Nacht nicht fror. Anschließend hatte ich den Fernseher ausgeschaltet und mich ebenfalls in mein Bett geschlichen. Es war an diesem Abend ungewohnt früh für mich gewesen und normal gar nicht meine Schlafenszeit, aber ich wollte auch nicht riskieren, sie nochmal aufzuwecken.

 

Am nächsten Morgen wurde ich dadurch wach, dass ich etwas klappern hörte. Und nachdem mir wieder eingefallen war, dass ich ja einen Gast im Haus hatte, hatte ich mich widerwillig aus meinem Bett gequält. Da hatte ich schon mal einen freien Tag, und musste trotzdem früh aufstehen. Man wird sich meine schlechte Laune sicherlich denken können.

So schlurfte ich noch im Halbschlaf in die Küche, wo ich Reline dabei vorfand, wie sie den Tisch deckte. Ein Blick zum Herd verriet mir, dass sie Rührei gemacht hatte. Normal hätte mich ein so freizügiges Verhalten irritiert, aber in dem Moment war ich noch zu müde gewesen, um mich darüber ernsthaft aufzuregen.

„Guten Morgen“, hatte sie mich lächelnd begrüßt. Sie sah bereits akkurat aus, als würde sie gleich zur nächsten Misswahl antreten. Und nein, damit übertreibe ich kein Stück.

„Morg’n.“

„Ich habe Frühstück gemacht. Ich hoffe, das war okay“, erklärte sie, während sie das Besteck auslegte. „Irgendwie wollte ich mich dafür bedanken, dass ich hier schlafen durfte. Also dachte ich…“

„Passt schon“, unterbrach ich ihre Erklärungsversuche. Das war mir schon viel zu viel Konversation am frühen Morgen. Und das, noch ehe ich meinen ersten Kaffee hatte. Nein, ein Morgenmensch war ich definitiv nicht – nicht, wenn ich es nicht zwingend sein musste.

Also setzten wir uns schließlich zusammen an den Frühstückstisch. Abgesehen vom Radio, welches sie eingeschaltet hatte, blieb es überwiegend ruhig zwischen uns. Dafür war ich ihr dankbar, weil ich einfach meine Zeit zum Wachwerden brauchte. Sie hatte es respektiert, ihr Glück.

Etwa eine halbe Stunde später war meine Müdigkeit einigermaßen verflogen und ich suchte das Gespräch mit ihr. Nach dem höflichen Smalltalk, ob sie gut geschlafen habe und Zeugs, kam ich recht schnell auf den Punkt: Wie es heute mit ihr weitergehen würde.

Erst hatte sie gezögert, was mir sofort komisch vorgekommen war. Aber nach den ersten Anlaufschwierigkeiten lüfteten sich wenigstens die ganzen Geheimnisse.

Reline beichtete mir, dass sie nicht ganz ehrlich zu mir gewesen sei. Sie habe gar nicht ihren Schlüssel verloren, erklärte sie. Das Ganze sei etwas komplizierter gewesen und sie wusste nicht, ob sie es so hätte erzählen sollen.

Eigentlich lebte sie mit ihren Eltern in Florida. Jedoch kamen sie normalerweise immer im Winter in dieses unscheinbare Örtchen, um die Großeltern über Weihnachten zu besuchen. Oftmals blieben sie den ganzen Winter über. Dass ich sie nie zuvor gesehen hatte, erklärte sie damit, dass sie überwiegend mit dem Auto unterwegs gewesen seien und sie selbst das großelterliche Haus nur selten verlassen habe. Mit Ausnahme von dem kleinen Garten vielleicht, aber was kümmerte mich schon fremder Leute Eigentum, geschweige denn Grundstück? Doch die letzten Jahre, so sagte sie, sei es anders gewesen.

Sie hatte die letzten Jahre auf einem Mädchenheim verbracht und war kaum nach Hause gekommen. Über die Feiertage fuhr sie ihre Eltern zwar oft besuchen, aber es blieb nie genug Zeit, auch mal bei den Großeltern vorbeizuschauen. Das habe sie sehr vermisst. Also hatte sie sich dieses Jahr vorgenommen, dass die alte Tradition wiederkehren sollte und sich die Familie bei den Großeltern treffen sollte. Sie hatte ihren Eltern wenige Tage zuvor einen Brief geschrieben, wo sie ihr Vorhaben schilderte und bat sie darin, dass sie sich mit ihr bei den Großeltern treffen sollten. Anschließend hatte sie ihr Erspartes zusammengekratzt und war auf eigene Faust hergefahren, um Zeit zu sparen. Doch als sie mit ihrem Zweitschlüssel vor dem großelterlichen Haus stand, passte er plötzlich nicht mehr. Erst hatte sie nicht gewusst, wieso. Doch dann dämmerte ihr das traurige Schicksal.

An dieser Stelle hatte sie gestockt und mit den Tränen gekämpft. Ich glaube, dass sie in all der Aufregung gar keine Zeit gefunden hatte, sich mit der verständlichen Trauer zu befassen. Schließlich hatte sie geweint, sehr lange. Und ich begriff ihre Lage erst nach und nach.

Da fuhr ein gutes Mädchen mit bester Absicht in dieses abgelegene Kaff, um festzustellen, dass die Großeltern längst verstorben sein mussten. Und allem Anschein nach hatte ihr niemand etwas davon gesagt. Wieso man so etwas Wichtiges einem Kind verschwieg, war mir unklar. Nicht nur das, ich fand es mehr als unfair. Aber so war es wohl gewesen, und nun stand sie vor abgeschlossenen Türen.

Ein Handy, so sagte sie mir, habe sie nicht. Deswegen habe sie auch niemanden anrufen können. Ebenso wenig hatte sie noch genug Geld bei sich, um nach Florida zu fliegen. Also blieb ihr keine andere Wahl, als auf ihre Eltern zu warten, damit sie ihre Tochter hoffentlich bald abholen würden. Sie hatte gedacht, dass sie sich dafür besser in der Nähe der Ortschaften aufhalten sollte, wo ihre Eltern sie schnell finden würden. Und das waren das Haus der Großeltern und eben der Bahnhof.

Die letzte Nacht, so erklärte sie mir auf meine Nachfrage hin, habe sie in einer leer stehenden Garage verbracht. Ich war regelrecht entsetzt. Nicht zuletzt, wenn ich ihre mickrige Bekleidung bedachte, die nun ebenfalls für mich einen Sinn machte.

Was dann folgte, bräuchte ich vermutlich gar nicht zu schildern. Natürlich haben wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihre Eltern von ihrem aktuellen Aufenthaltsort zu informieren. Mit Magenschmerzen, meinerseits. Noch nie hatte ich so einen enormen Hass auf mir fremde Menschen gehegt. Es wollte mir einfach nicht begreiflich werden, wie man seinem Kind etwas so Wichtiges nicht sagen konnte.

Wieso hatten sie es Reline verschwiegen? Um sie zu schonen? Lächerlich! Damit hätten sie ihre Tochter beinahe umgebracht, hätte sie keinen Unterschlupf gefunden. Ich würde all meinen Besitz darauf verwetten, dass das ihr letzter Winter gewesen wäre. Ganz bestimmt.

Zum Glück kannte Reline die Handynummer ihrer Mutter und wir riefen sie an. Aus dem Hintergrund konnte ich hören, wie die Frau am Telefon weinte. Das hatte mich nur noch wütender gemacht. Die Erkenntnis, dass sie es mit ihrem „nur gut meinen“ alles andere als gut getan hatten, kam meiner Meinung nach bereits zu spät. Reline hätte längst erfroren sein können, oder gar noch schlimmer.

Auch Reline hatte am Telefon geweint. Weswegen genau, vermag ich selbst heute nicht genau zu sagen. Mag sein, dass mehrere Faktoren eine Rolle gespielt hatten. Aber sie hatte auf jeden Fall mehr als genug Gründe, um zu weinen. Ich hätte am liebsten mitgeheult, aber dazu fehlte es mir vermutlich an nötiger Empathie.

Irgendwann hatte ihre Mutter schließlich mitgeteilt, dass sie und der Vater sich bereits auf dem Weg befänden. Jedoch gäbe es Probleme mit ihrem Flieger aufgrund der Wetterbedingungen. Frühestens morgen sei mit ihrer Ankunft zu rechnen. Noch so eine Information, die mich regelrecht brodeln ließ. Allein bei dem Gedanken, Reline hätte mich griesgrämigen Ignoranten nicht doch noch rumgekriegt und sie hätte all die Zeit draußen rumirren müssen… Nein, bei aller Liebe, das waren überhaupt keine schönen Gedanken. Ich vermag sie nicht mal in Worte zu fassen.

 

Ab da verstanden wir uns prächtig. Es war, als wäre ein Eis gebrochen worden, welches überwiegend von meiner Seite aus zwischen uns gestanden hatte. Was soll ich sagen? Ich erwähnte ja bereits, dass ich noch nie so der kontaktfreudigste Mensch gewesen war.

Den restlichen Tag hatten wir bei mir Zuhause verbracht. Wir hatten viel geredet, was für mich etwas vollkommen Neues war. Mit Reline war es so einfach, zu reden. Oder auch einfach nur dem zuzuhören, was sie so erzählte.

Sie erzählte einige Geschichten aus ihrer Kindheit, die sie hier erlebt hatte. Auch berichtete sie mir von Florida und dass es da kaum wirkliche Winter gäbe. Es sei dort überwiegend angenehm warm, berichtete sie mir. Minusgrade gäbe es selten, weswegen es auch so gut wie nie schneite. Und genau das würde sie auch so sehr vermissen, weswegen sie sich immer gefreut hatte, wenn sie den Winter hier bei ihren Großeltern verbringen durfte.

„Wieso magst du den Winter nicht?“, hatte sie mich irgendwann während des Gespräches gefragt. Ausgerechnet die Frage, die ich inzwischen nicht mehr hören konnte. Aber wie hätte ich ihr eine ehrliche Antwort verwehren können?

„Der Winter hat nichts Positives, Re“, erklärte ich. „Er ist kalt, oft ist es glatt und es passiert eigentlich immer irgendwas. Man braucht nur darauf zu warten. Es ist jedes Jahr dasselbe.“

„Hm…“ Sie hatte daraufhin kurz überlegt. Ich wollte gerade die Denkpause mit Erläuterungen ausstücken, da kam sie mir mit einem Lächeln zuvor. „Mag sein, aber das ist doch in anderen Jahreszeiten auch nicht anders. Bei uns in Florida zum Beispiel, ist der Herbst auch eine sehr gefährliche Jahreszeit. Nicht selten haben wir dann schlimme Stürme, manchmal auch zerstörerische Hurrikans. Oder im Sommer, da regnet es meist viel. Das kann auch sehr gefährlich werden.“

Ihre Worte ließen mich nachdenken. Gut, über andere Länder und Regionen wusste ich nicht viel. Mir war natürlich klar, dass das Klima nicht überall gleich war. Aber das änderte ja nichts daran, dass der Winter mehr ein Unglücksbote als eine tolle Jahreszeit war. Meiner Meinung nach zumindest.

„Der Winter ist doch etwas Schönes“, schwärmte sie erneut und ich seufzte geschlagen. Es war einfach hoffungslos, sie von meiner Ansicht zu überzeugen. „Es ist die einzige Jahreszeit, die den Schnee mit sich bringt. Und er ist nicht überall gleich, also der Winter.“

„Schnee ist auch nichts Tolles. Er trägt doch genauso zu allem bei, was im Winter so an Unfällen passiert. Kalt ist er außerdem.“

„Hm…“ Reline bedachte mich eines nachdenklichen Blickes. Nur kurz darauf griff sie schließlich nach meiner Hand und zog mich mit sich hinüber zum Fenster. Dort stützte sie sich mit den Ellenbogen aufs Fensterbrett und legte das Gesicht in die Hände. „Was glaubst du, wieso der Schnee so weiß ist?“, fragte sie mich schließlich. Ich stützte mich daraufhin neben ihr ebenfalls am Fensterbrett ab und folgte ihrem Blick nach draußen, wo es in sanften Böen schneite.

„Keine Ahnung. Das wird wohl irgendwas damit zu tun haben, dass es auch nur gefrorenes Wasser ist. Und dadurch, dass es ja eigentlich nur mehrere, feine Eiskristalle sind, erscheinen sie vermutlich weiß – wie wenn man mehrere schwachen Farben übereinanderlegt, die dann auch intensiver werden.“

„Sehr wissenschaftlich erklärt“, schmunzelte Reline neben mir. Vielleicht lag sogar ein kleiner Spott in ihren Worten, aber darauf hatte ich nicht so genau geachtet. Erst, als sie neben mir leise kicherte, wandte ich meine Aufmerksamkeit von dem Schneefall ab und ihr zu. „Mir gefällt da eine andere Theorie um Weiten besser.“

„Die da wäre?“

Reline kicherte erneut, und irgendwie hatte es etwas von dem unschuldigen Lachen eines Kindes, das sich über das Nasewackeln eines Kaninchens freute. Kurz fragte ich mich, ob ich ein solches Kichern jemals imitieren könnte.

„Was wäre, wenn der Schnee die kleinen, feinen Daunenfedern von den Engeln im Himmel wäre? Sie alle schütteln ihre Kissen und die Federn fallen als weiße Schneeflocken zu uns auf die Erde.“

„Ganz schön kalte Kissen hätten deine Engel dann.“

„Gar nicht. Sie sind eigentlich ganz flauschig und warm. Aber während des Falls kühlen sie ab“, konterte sie gewitzt. Ich hob skeptisch die Augenbraue über ihre Theorie.

„Ah ja. Und wieso schütteln sie ihre Kissen ausgerechnet zu dieser Zeit?“

„Um damit das Ende eines schaffensreichen Jahres anzukündigen.“

„Und wieso so oft?“

„Na weil sie natürlich sehen, wie sich die Menschen über den Schnee freuen. Das freut natürlich auch die Engel, also schütteln sie ihre Kissen nochmal und freuen sich mit den Menschen.“

„Aber der Schnee fällt ja nicht immer noch vor Dezember. Manchmal haben wir auch erst im Januar Schnee“, warf ich die nächste Überlegung ein. Reline zog daraufhin nachdenklich die Stirn in Falten.

„Naja…“, begann sie eine erneute Erklärung, und ich musste schmunzeln über ihre Hartnäckigkeit. „Manchmal haben sie halt etwas mehr zu tun. Deswegen schütteln sie ihre Kissen auch nicht immer zur selben Zeit, um sich von ihrer Arbeit auszuruhen.“

„Ein hartes Leben“, kommentierte ich amüsiert. „Und ungerecht obendrein.“

„Wieso?“

„In Florida schneit es zum Beispiel nicht, oder? Und in vielen anderen Regionen auch nicht. Ist das nicht ziemlich ungerecht? Oder gibt es nur nicht überall Engel im Himmel?“

„Das…“, wollte sie eine weitere Argumentation einwerfen, aber allem Anschein nach fiel ihr daraufhin nichts mehr ein. Trotzdem hielt sie sich geschlagene zwei Minuten in ihren Bemühungen, eine Erwiderung auf mein Kontra zu finden. Doch statt einer passenden Antwort plusterte sie schließlich doch nur die Backen, während sie mich trotzig ansah. „Du bist doch doof!“

Ich konnte einfach nicht anders, ich musste so tierisch lachen. Vermutlich hatte ich das ganze Jahr über nicht ein einziges Mal so herzlich gelacht. Es war auch eigentlich gar nicht böse gemeint, und vermutlich wusste Reline das auch – trotzdem legte sie schmollend den Kopf auf die Arme und starrte wieder stur nach draußen.

„Davon ab, wenn ich ehrlich bin: Ich finde es ja doch ziemlich frech, dass die Engel ihren Dreck über unseren Köpfen ausschütten“, gab ich der Sache noch das I-Tüpfelchen. Der Blick, den ich daraufhin von ihr erntete, war regelrecht empört.

„Du bist blöd, Maria! Das ist kein Dreck, das ist ihr Segen! Der Schnee ist doch weiß, und nicht dreckig.“

„Ich glaube, du hast zu viel von Frau Holle gelesen, Re“, brachte ich unter Lachen hervor. Ein weiteres Schmollen war ihre Antwort, doch dann stimmte sie doch noch in mein Lachen ein. Und ehrlich, ich hatte mich wirklich lange nicht mehr so verdammt gut gefühlt!

 

Am darauffolgenden Tag waren ihre Eltern tatsächlich gegen Mittag aufgekreuzt und hatten Reline abgeholt. Ich hatte den Moment verflucht, als es an meiner Tür geläutet hatte und Reline wie ein Blitz zur Tür geeilt war. Besonders erpicht war ich nicht darauf gewesen, ihre Eltern kennenzulernen. Im Gegenteil dazu hätte ich schwören können, sie umbringen zu wollen, sobald ich ihnen gegenüberstehen würde. Doch als ich sah, wie herzlich meine neue Freundin ihre Eltern begrüßte, konnte ich meine Wut nicht nach außen lassen. Das wäre Reline gegenüber nicht fair gewesen, denke ich.

Nicht mal eine Stunde später wollte die glücklich vereinte Familie aufbrechen. Zurück nach Florida war die Devise – immerhin gab es hier nun nichts mehr, was die Sonnenmenschen noch hier wollen könnten. Wozu also noch viel Zeit in diesem kleinen Kaff vergeuden?

Es war sehr schwer gewesen, mich von Reline zu verabschieden. Für dramatische Abschiedstränen reichte es zwar nicht bei mir, aber meine Freundin weinen zu sehen, tat unsagbar weh. Wer hätte gedacht, dass es sich zwischen uns mal so festigen würde, dass ich sie gar nicht mehr gehen lassen wollen würde? Aber eine Wahl hatte ich nicht.

„Ich werde dir schreiben“, versprach sie mit einem Lächeln, das unter ihren Tränen irgendwie wie ein schwacher Trost wirkte. Zur Antwort nickte ich nur stumm. Was hätte ich auch groß sagen sollen?

„Pass auf dich auf, Re. Und mach in Zukunft nicht mehr solch ungeplanten Spontanreisen.“ Mehr konnte ich nicht sagen. Und das war schon weit mehr, als ich üblicherweise zu einem Abschied hervorbrachte. Auch solche Dramaszenen gehörten nie wirklich zu meinen Stärken. Noch nie.

Eine letzte Umarmung war der endgültige Abschied. Reline weinte einige Tränen in meine Schulter, woraufhin ich ihr tröstend über das weiche Haar strich. Noch ein wohlwollender Kuss auf ihre Stirn, um dem kleinen Engel allen Segen zu wünschen, dann entließ ich sie in ihre wartende Familie.

 

 

Reline hatte ihr Versprechen gehalten.

In den vergangenen zwei Jahren hat sie mir vier Briefe geschickt. Jeweils einen im Sommer, und einen im Winter. Dabei waren die Sommerbriefe immer mehr eine Art Zusammenfassung, was sie so erlebt hatte. Die Winterbriefe hingegen sprachen davon, was sie im nächsten Jahr alles tun wollte. Und obwohl ich mich eigentlich über jeden Brief von ihr freute, waren mir die Winterbriefe irgendwie am liebsten. Sie waren persönlicher geschrieben, auf eine gewisse Art.

Ihr erster Brief hatte mich schmunzeln lassen. Ich war erst irritiert, weswegen sie mit „Dein Rehkitz“ unterzeichnet hatte. Aber als ich darüber nachdachte und begriff, musste ich lachen.

Ihr letzter Brief, den ich erst letzte Woche endlich erhalten hatte, versprach mir zum ersten Mal in meinem Leben die Hoffnung auf einen guten Winter.

Sie schrieb mir, dass sie mittlerweile in ihrem letzten Pflichtjahr des Mädchenheims war – welches, wie sie mir erklärt hatte, zugleich eine hochangesehene Mädchenschule war. Nach ihrem Abschluss wollte sie sich einem Medizinstudium widmen, um anderen Menschen zu helfen. Doch bevor es soweit sei, wolle sie sich ein paar Monate Urlaub nehmen. Und sie freue sich jetzt schon, mich mit dem nächsten Schnee wiederzusehen.

 

Mit dem nächsten Schnee…

Ein langvermisstes Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, sowie ich diese Worte in Gedanken wiederhole.

Während ich den weißen Tanz von winzigen Daunen vor meinem Fenster betrachte, nippe ich gedankenverloren an meinem warmen Kakao.

Ich hasse den Winter. Aber wer weiß, vielleicht mache ich nächstes Jahr ja mal eine Ausnahme. Sobald ich mein Rehkitz wieder sicher an meiner Seite weiß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-07-10T17:21:27+00:00 10.07.2012 19:21
Es ist mir ja schon fast peinlich nach über 5 Monaten hier ein Kommentar zu hinterlassen, aber du hast  ihn nach wie vor defintiv verdient und deshalb hole ich das jetzt noch nach. Ich hoffe du nimmst es mir im Nachhinein nicht all zu übel, dass ich es einfach nicht geschafft habe und dann dummerweise vergessen habe. Ich gelobe Besserung sollte ich jemals wieder das Vergnügen haben, etwas von dir zu lesen.
Nun aber zum eigentlich wichtigen Teil des Kommentars: Deine supertolle, megaflauschige und wundervoll berührend geschriebende Geschichte (nein ich schleime nicht *grins*)
Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern das ich gesagt habe, dass ich am Anfang sehr amüsiert war, weil ich im Gegensatz zu deiner Protagonistin Maria, den Winter total liebe und mir all diese kleine negativen Dinge egal sind. Es war wirklich wieder total herrlich das zu lesen und ich habe mich wieder herrlich amüsiert, war gleichzeitig aber auch toal überwältigt davon wie toll die Einleitung dir gelungen ist und wie schön du allgemein beschrieben hast. Ich weiß ja nicht wie gut du sonst darin bist, aber mich hast du damit überzeugt und erfreut.
Allgemein mag ich deinen Schreibstil hier sehr, ein bisschen ernsthaft, aber gleichzeitig auch an den passenden Stellen witzig-humorvoll. Eine sehr gute Mischung, die auch das wiederholte Lesen zu einer erfreulichen Sache gemacht hat.
Außerdem war sie sehr flüssig zu lesen, was sich immer schon dadurch bemerkbar macht, dass die Geschichte viel zu schnell vorbei war, obwohl sie ja nun ganz und gar nicht kurz war. Für einen Moment habe ich mir gewünscht ich würde noch mehr darüber erfahren wie es mit den beiden nun weiter geht, aber man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Außerdem hat es ja auch eindeutig was für sich, wenn ich mir als Leser noch Gedanken machen kann, aber nicht mit tausend offenen Fragen da stehe.
Nun noch was zu den Personen, allen voran natürlich Maria und Reline.
Maria ist füer mich eine durchaus sehr interessante Person und in gewissen Punkten kann ich mich gut mit ihr identigizieren, in anderen weniger, aber das ist ja bekanntlich kein Beinbruch. Ich mochte besonders ihren kleinen Zwiespalt, ob sie Reline nun mitnehmen soll oder nicht. Ehrlich gesagt habe ich für ein paar Monate echt gezwqeifelt ob sie Reline mit nimmt, obwohl es mir im Nachhinein eigentlich klar war, aber vielleicht hättest du mich ja auch überrascht. Definitiv hat Maria aber was und ich finde es echt gelungen wie du es darfestellt hast, dass sie ein wenig, nach und nach auftaut. Sicherlich war die Wandlung am Ende, nachdem Reline alles gesagt hat, etwas schnell, aber das fällt auf Grund all der anderen schönen Sachen kaum ins Gewicht.
Kommen wir zu Reline. Erstmal fällt sie ja schon durch ihren Namen auf, was sicherlich auch viel damit zu tun hatte, dass es mit dem Titel passt, aber dazu später noch mehr. Sie ist ganz anders als Maria und auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann wie man so handeln kann wie sie, finde ich deine ERklärung durchweg logisch und sehr berührend. Das was mich daran gestört hat, ein seltsames Gefühl ausgelöst hat, wird von der Schönheit der Erklärung eindeutig weg gewischt. Ich hoffe aber sie hat aus dieser Leichtsinnigkeit gelernt und Maria kann ihr noch das ein oder andere  bebeibringen damit das nicht wieder geschieht. Die beiden ergänzen sich sehr gut und auch wenn du diese Sache offen gelassen hast, finde ich die beiden würden gut zusammen passen, auch wenn es denn bei Freundschaft bleibt ^.^
Kurz noch was zu Relines Eltern. Das war wirklich kein feiner Zug von ihnen, ich meine ihre Tochter ist ja nun kein kleines Kind mehr, aber nun sei es drum. Ich hätte aber  gedacht das Reline etwas mehr sauer auf die beiden ist, aber wahrscheinlich hat hier die Erleichterung ihr Übriges getan. Bleibt nur zu hogffen, dass ihre Eltern sie nicht wieder fälschlicherweise schützen wollen.
Last but not least: der Titel der Wichtelgeschichte
Zuerst war ich sehr irritiert und konnte mir unter dem Titel nichts wirkliches vorstellen. Als das mit Reline kam (die ja durchaus etwas von einem Rehkitz in sich hat), hatte ich eine Vermutung. Aber als das mit Marias Nachnamen kam musste ich echt kurz auflachen, was für ein genialer Einfall.  Wie bist du darauf bloß gekommen diesen Titel zu nehmen und das so zu begründen? Auf jeden Fall ein echtes Highligzht, fand ich damals wie heute wirklich wunderschön überlegt.
So ich hoffe ich konnte dir jetzt auch im Nachhinein noch eine Freude mit diesem KOmmentar machen, dennich habe mich im Februar sehr gefreut und nochmals Danke für das Geschenk zum Geburtstag, besser hätte es nicht sein können ^^
Vielleicht bis zum nächsten Wichteln, mal sehen ob ich auch mal die Ehre habe *grins*
Liebe Grüße Deanna


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