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Wind im Haar

„Kannst du mir den Schraubenschlüssel geben Cavala? Er liegt da neben den Terbiumspulen auf dem Tisch“, bat Ethney, während er unter seinem Gleitflieger liegend einige der neuen Teile anbrachte. „Cavala?“, rief er ein weiteres Mal, als er keine Antwort erhielt, diesmal etwas lauter. Wieder keine Antwort. Verwundert kam er unter der Maschine hervor. Sie war doch eben noch hier gewesen.

Er legte das Werkzeug beiseite und ging hinüber zum Flur, der die kleine Werkstatt mit den Wohnräumen verband. „Cavala!“, suchend blickte Ethney erst in die Küche und ging anschließend zum Wohnzimmer. Nichts. Verdammt, dachte er, wo war sie denn diesmal wieder hin? Dabei hatte er doch versichert, auf Cavala aufzupassen.

Beunruhigt ging er zur Eingangstür und griff nach der Klinke. Die Tür war noch immer verschlossen. Sie musste also noch in der Wohnung sein, aber wo? Erneut ging er durch alle Räume. Keine Spur von Cavala.

Der Balkon, schoss es Ethney plötzlich durch den Kopf und er lief zum Wohnzimmer. Die Glastür war nur angelehnt, sodass der Wind durch den bodenlangen Vorhang strich. Sofort trat er hinaus.

Es war bereits dunkel geworden, sodass die Lichter der Stadt zu ihm hinauf funkelten. Cavala war nicht hier, sie musste die Feuertreppe genommen haben, um auf das Dach zu steigen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie so etwas tat. Daher schwang sich Ethney über das Geländer und sprang auf die Treppe, etwa einen halben Meter unter ihm.

Zügig lief er die metallene Treppe hinauf. Wenn Cavala nun etwas passiert war.

Kaum hatte er das Dach erreicht, blickte er sich hektisch auf dem Flachdach um. Was, wenn er sie auch hier nicht fand? Auf den ersten Blick konnte er niemanden auf dem Dach sehen. Er lief zu dem kleinen Häuschen, in dem sich das obere Ende des Treppenhauses befand und hielt auf einmal inne.

Da stand sie. Durch das Treppenhäuschen verdeckt, die Hände auf dem hüfthohen Geländer ruhend stand sie da und blickte auf die Lichter der Stadt. Sie trug ein Kleid aus blassblauem Leinen, das zu groß für sie wirkte. Der Wind spielte mit dem Stoff und ihren langen blonden Haaren.

Ethney spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Alles war in Ordnung, es ging ihr gut.

Etwas ruhiger, ging er auf sie zu. „Cavala, was machst du hier?“, sprach er sie mit einem vorwurfsvollen Unterton an.

„Er ist zurück“, erwiderte sie mit ihrer ruhigen leicht abwesenden Stimme. „Was?“ Ethney sah sie verwirrt an, wobei er nun neben ihr stand. Cavala erwiderte seinen Blick nicht, sie schaute noch immer hinaus in die Ferne.

„Der Wind, er ist zurückgekehrt“, meinte sie nur in ihrer sanften, leicht melancholischen Art. Nun blickte auch Ethney über das Geländer in den nächtlichen Himmel. Sie hatte recht, es war der erste Tag seit drei Monaten, an dem der Wind wieder wehte. Von hier aus konnte man sehen, dass bereits die ersten Flieger über der Stadt schwebten.

„Ich weiß bloß noch nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll“, sprach Ethney seine Gedanken laut aus. „Mit dem Wind werden sie auch bald zurück sein und dann sind wir hier nicht mehr sicher.“

„Ja, sie werden kommen, aber nicht heute Nacht.“ Ethney merkte, wie Cavala die Augen schloss. Eine Windböe kam auf. Ethney spürte den kühlen Wind auf seiner Haut. Wie er über sein Gesicht strich und das kurze Haar zerzauste. Er genoss diese Berührung und ihm wurde klar, wieso Cavala um den Wind zu begrüßen hier hinaufgekommen war.

„Du wirst wieder mit ihm fliegen können“, sagte sie auf einmal. Sie wusste, wie sehr Ethney es vermisste, nicht mit seinem Gleitflieger auf dem Wind reiten zu können.

Er öffnete wieder die Augen und bemerkte, dass Cavala ihn mit ihren klaren blauen Augen ansah.

„Ja, das werde ich, aber nicht heute Nacht“, erwiderte er grinsend, „Nun lass uns aber wieder rein gehen, nicht, dass du dich noch erkältest.“

„Er würde so etwas nie tun“, entgegnete Cavala, wobei sie noch immer vom Wind sprach. Dennoch löste sie sich von dem Geländer und folgte Ethney zurück in die Wohnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-02-05T00:37:49+00:00 05.02.2012 01:37
Nacht auch dir,
und viel Spaß beim Kommentarwettbewerb - habe ich allen, die ich bisher kommentiert habe, gewünscht, nichts dabei denken.
Jedenfalls habe ich mir die Übungen rausgepickt, weil es einfach der aktuellste Text war. Vom Titel her hat mich die fröhliche Seele zwar angesprochen, aber ich wollte gerne was von deinem aktuellen Stil kennen lernen.
Soviel dazu.

An und für sich vestehe ich die Kurzbeschreibung, handhabe ich selbst bei Zirkeldingern auch so, vor allem, wenn es eine Sammlung wird. Allerdings finde ich es beim Titel doch etwas gerenzwertig. Das ist mir persönlich zu wenig, als ob du dich mit deinem Text nicht identifizieren kannst, keine Bindung zu ihm aufgebaut hast.

Genug geblubbert, ab zum Text! :)

Terbiumspulen Uh, kannst du mir erklären, was das ist?

Dabei hatte er doch versichert auf Cavala aufzupassen.
Vielleicht ist das wieder einer dieser freiwilligen Fälle, aber ich würde nach "versichert" ein Komma setzen.

„Er ist zurück“, erwiderte sie mit ihrer ruhigen leicht abwesenden Stimme. „Was?“ Ethney sah sie verwirrt an, wobei er nun neben ihr stand.
Wenn du einen Zeilenumbruch machst, devor Ethney antwortet, ist es einfacher, dem zu folgen.

„Der Wind, er ist zurückgekehrt“, meinte sie nur in ihrer sanften leicht melancholischen Art.
Zum Einen muss ich sagen, dass ich die Sache mit dem Wind gerade toll finde. Poetisch. Interessant. Atmosphärisch. Aber dann wollte ich noch anmerken, dass "ihrer sanften, leicht melancholischen Stimme" besser wäre, also mit Komma. Vielleicht aber auch nur Geschmackssache - der Wind macht das in diesem Fall wieder gut. ;)

Sie hatte recht, es war der erste Tag, seit drei Monaten, an dem der Wind wieder wehte.
Das zweite Komma ist überflüssig.

„Ja, sie werden kommen aber nicht heute Nacht.“
Ein Komma vor "aber".

Die Namen der beiden finde ich interessant. Haben sie eine besondere Bedeutung und wie hast du sie ausgewählt? Und den Satz, den du einbauen solltest - ich habe hinterher nochmal nach der Aufgabe geschaut - hast du gut eingesetzt, denn er ist nicht aufgefallen, gehört in den Text.
Die ganze Windsache gefällt mir und vor allem bin ich neugierig auf sie. Das hast du also schonmal richtig gemacht. Nur leider ist dies ja eine Übung und kein Prolog, nicht wahr?
Falls du darüber mal mehr schreiben solltes: Ich wäre als Leser gern dabei. ;)

~present for you~
abgemeldet


Von:  sunshishi
2012-02-03T22:42:52+00:00 03.02.2012 23:42
Dann mach ich doch auch gleich mal ein >Schreibzieher-Kommentar< daraus^^

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen, die Charaktere sind interessant. Leider erfährt man nicht all zu viel vom Hintergrund der Figuren und dem Schauplatz. Das Interesse auf mehr Information hast du auf jeden Fall geweckt^^
Der erste Absatz mit den außergewöhnlichen Namen und dem Fachjargon ist ein spannender Einstieg. Dann natürlich das Verschwinden von Cavala. Man ahnt schon das Schmlimmste... Du baust da sehr schön den Spannungsbogen auf - bis zum Finden.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
„Kannst du mir den Schraubenschlüssel geben Cavala?
Da müsste doch vor dem Namen ein Komma stehen, oder?
„Cavala?“, rief er ein weiteres mal als er keine Antwort erhielt,
Es müsste "ein weiteres Mal" heißen. Und meiner Meinung nach sollte vor "als" ein Komma stehen.
Sie musste also noch in der Wohnung sein aber wo?
Komma vor "aber".

Und hier sind dir einige Male die Zeitformen durcheinander geraten:
Es wäre nicht das erste Mal, dass sie so etwas tut. - tat
Wenn Cavala nun etwas passiert ist. - war
Was, wenn er sie auch hier nicht findet? - fand

Er lief zu dem kleinen Häuschen in dem sich
Komma vor "in dem".
sprach er sie mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme an.
Im folgenden Satz wiederholst du die "Stimme" nochmal. Hier könntest du es im Prinzip weglassen, denn der Satz funktioniert auch ohne "in der Stimme".
Ja, Sie werden kommen aber nicht heute Nacht.“
Ich weiß nicht, ob das "Sie" groß geschrieben werden sollte. Klar, du willst es besonders hervorheben, aber es sind ja wohl doch mehrere gemeint und keine Anrede. Und es fehlt ein Komma vor dem "aber".
den kühle Wind auf seiner Haut.
Tippefehler: den kühlen Wind.
„Ja, das werde ich aber nicht heute Nacht.“, erwiderte er grinsend,
Es fehlt wieder das Komma vor "aber". Und meines Erachtens sollte kein Punkt am Ende der wörtlichen Rede stehen, wenn der Satz da noch weiter geht.

Das Ende ist wahnsinnig spannend. Es deutet sehr viel an und wirft natürlich einige Fragen auf. Wer sind "sie"? Und vor allem, welche "Verbindung" hat Cavala mit dem Wind? Sie hat ihn gespürt und ist deswegen aufs Dach und sie ist der Meinung, der Wind würde es ihr niemals antun, dass sie sich erkältet. Entweder ist es nur kindliche Einbildung oder sie besitzt besondere Fähigkeiten. Ich liebe solche Geschichten^^
Die Aufgabenstellung hast du selbstverständlich auch vollständig berücksichtigt^^

~present for you~
by SuShi


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