Zum Inhalt der Seite

Sky Stage

Welcome to Hell
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eighth Stage: I hope you like italian

Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ging Asako nachdem sie sich hatte ausgiebigst bejubeln lassen durch die kleine Tür wieder hinter die Bühne, dicht gefolgt von den fünf Princesses des Sky Stage. Dort wurde sie beglückwünscht und auch Mirio kam zu ihr mit Nene im Schlepptau.

„Ich wusste gar nicht, dass du so toll singen kannst“, sagte Mirio aufgeregt, wobei sich Asako die Nadel aus den Haaren zog und ihre Haare über die Schultern fallen lies und die Federn an ihrer Haut kitzelten.

„Du hast nie gefragt“, antwortete die Ältere frech. Gerade als Nene ebenfalls Luft holte um ihre Glückwünsche aus zu sprechen flog die Tür mit einem Knall auf und Shio stürmte hinein als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Asako ignorierte den Anfall der Blonden, löste stattdessen die Häckchen an dem Corsett und löste damit das Tuch, dass daran hing.

„Was fällt dir eigentlich ein?“, hörte sie die Blonde schreien. „Du kannst mir nicht einfach den Auftritt wegschnappen! Dazu hast du kein Recht.“

Unbeeindruckt drehte sich die kleinere Frau zu der Blonden, sah dann, dass Beni sie am Arm gepackt hatte und sie mehr oder minder festhielt. Sie hob eine Augenbraue und lächelte charmant.

„Gaichi hat mich darum gebeten deinen Platz ein zu nehmen nachdem du nicht aufgetaucht bist. Also so gesehen habe ich dir die Show nicht gestohlen, sondern sie gerettet. Spiel also gar nicht erst die Wütende. Das gibt Falten.“

Sie musste der anderen ja nicht sagen, dass sie diesen Abend schon eine ganze Weile geplant hatte. Die Dunkelhaarige warf einen flüchtigen Blick zu Beni, der Shio weiterhin zurück zog, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und quer durch den großen Raum ging, den Tüll beiseite legte und stattdessen einen strahlend weißen Bademantel zur Hand nahm, den flauschigen Stoff über die Schultern und vorne zuzog. Sie sah keinen Sinn darin sich auch hinter der Bühne allen zeigen zu müssen. Beni hatte sich die letzten Tage als ein sehr wichtiger Verbündeter erwiesen. Asako war schnell dazu übergegangen von den kleinen Bestechungen, die sie Beni immer wieder andrehte, zu einer sehr viel intensiveren Partnerschaft über zu gehen. Es hatte den Vorteil, dass sie einiges an Geld zusammesparte, Beni verdiente ebenfalls gut an ihr und sie den Plan, den sie sich zurechtgelegt hatte, mit Leichtigkeit durchführen konnte. Beni in seiner Stellung war es leicht gefallen Shio eine falsche Buchung kurz vor dem Auftritt zu zu schieben, einen der Currents dazu zu bekommen die blonde Queen in den dritten Stock zu bringen wo sonst keine hin kam. Selbstverständlich, dass sie dort oben nicht auffindbar war im Rest des Hauses und dass Gaichi einen Ersatz brauchte. Asako hatte sich mit Freuden angeboten und so wie der Abend verlaufen war, wie diese schmierigen Säcke sie angestarrt hatten, war das alles mit Erfolg gekrönt gewesen. Sie konnte noch nicht wirklich sagen wie Gaichi weiterhin reagieren würde, aber egal wie, es würde zu ihrem Vorteil ausfallen.

Hinter sich hörte sie immer noch Shio zetern, ignorierte sie aber da sie genau wusste, dass Beni nicht die Finger von ihr lassen würde. Erst einmal konnte sich der Guard keinen weiteren Ausrutscher erlauben nach dem, was Shio mit ihr angestellt hatte, wobei Osa immer noch sehr sauer darüber war, und obendrein hatte Asako ihrem Guard ein Versprechen gegeben, dass für sie im momentanen Tempo leicht zu halten war. Ein sehr vertaut gewordenes Türknallen verleitete Asako und auch die anderen Personen inklusive der Guards dazu sich dorthin um zu drehen. Es gab nur eine Person die eine Tür derartig zuknallte um Aufmerksamkeit zu erhalten: Gaichi. Ein Mann, den sie nicht kannte, im Schlepptau. Vielleicht ein weiterer Guard. Es wäre immerhin nichts neues, denn Gaichi verlies so gut wie nie das Büro ohne ausreichend Schutz, selbst wenn das Sky Stage laut seiner Aussage 'neutraler Boden' war. Irgendwie zurecht. Es war ein paar Sekunden lang so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören und wurde erst durchbrochen, als der Mann, mit dem Gaichi gekommen war, ein paar Mal laut in die Hände klatschte und zu ihr hinübersah. Der Mann hatte ungefähr Gaichi's Größe, lockige Haare und, so wie es üblich zu sein schien, im Anzug.

„Ich hätte nie gedacht das mal zu sagen, doch die Show war fantastisch. Ich bin beeindruckt gewesen, Häschen.“ Er kam zu ihr, legte ein Lächeln auf und hielt ihr die Hand entgegen. „Wir kennen uns noch nicht. Tom mein Name. Ich bin so etwas wie Gaichi's Boss.“

Verwirrt blinzelte die junge Frau, nahm die Hand aber dann entgegen und fühlte den festen Griff des Mannes. Sie war es nicht gewohnt, denn seit sie hier gewesen war, war sie nichts mehr als Einrichtung gewesen, doch ihre Show schien dann doch beeindruckender zu sein als sie geglaubt hatte wenn schon der Lead, sie ging einfach davon aus dass es so war, sie persönlich beglückwünschte. Sie legte ein süßliches Lächeln auf. Tom schien so ganz anders als Gaichi, aber sie hatte gelernt nicht dem ersten Eindruck zu trauen.

„Danke. Ich dachte immer Gaichi wäre der Boss von allem hier“, sagte sie, wobei sie im Augenwinkel sah wie einige der Mädchen die Luft anhielten. Es war sicherlich unüblich Gaichi's Autorität an zu zweifeln.

„Ist er auch“, meinte Tom und warf einen Schulterblick zu seinem Partner. „Wir ergänzen uns.“

Gaichi lachte etwas.

„Du meinst, dass ich die ganze Arbeit mache und du die Füße hochlegst.“

„Na ganz so harsch würde ich es nicht ausdrücken.“ Der Lead wandte den Blick wieder zu der Dunkelhaarigen und lächelte erneut. „Wie auch immer. Wir haben uns während deiner Vorstellung beraten und wir finden, dass du umziehen solltest. Der erste Stock ist nichts für ein Schmuckstück.“
 

Noch immer halb in Beni's Armen hängend sah Shio dabei zu, wie sich ihr Alptraum vor ihr ausbreitete. Noch immer hoffte sie, dass ihre Vermutungen falsch waren. Sie sah dabei zu, wie Sena den Lead mit verwirrten Gesichtsausdruck ansah, wobei die Blonde spürte wie ihr schlecht wurde. Wieder hatte sie diesen falsch-süßen Ausdruck in den Augen, auf den schon so viele hineingefallen waren, doch diese Frau war ein Tier, ein Wolf im Schafspelz, ein Drache der sich in einem Kuschelhündchen verbarg. Sie verschränkte die Finger vor dem Körper, legte den kopf etwas auf die Seite und blickte mit großen Augen zu dem Lead, der ungefähr ihre Größe hatte. Die Princess', die um sie herum standen, reckten neugierig die Köpfe und auch die jüngeren Mädchen zeigten deutlich Interesse am Geschehen.

„Umziehen? Aber mein Zimmer ist gar nicht so schlimm“, sagte sie mit einer Unschuld in der Stimme, dass Shio fürchtete jeden Moment auf einer Schleimspur aus zu rutschen. „Osa besucht mich oft und ich hab ein eigenes Badezimmer.“

Abermals entlockte es Tom nur ein Lachen.

„Du wirst dich schnell im zweiten Stock einleben, glaube mir. Dort hast du auch ein eigenes Badezimmer und du wirst kaum gestört um dich von Auftritten zu erholen. Am Ende vom Gang kommen kaum Kunden vorbei...“

Shio schnappte etwas nach Luft, versuchte nochmals sich los zu reisen, was darin endete, dass Beni sie nur noch fester hielt und e sich anfühlte als ob der Guard ihr jeden Moment eine Rippe brechen würde.

„Das ist mein Zimmer!“

Tom's Lächeln verschwand und er drehte sich zu ihr. In seinem Rücken konnte die Blonde genau den selbstgefälligen Blick in Sena's Augen sehen, auch, wenn sie ihn hinter einem unschuldigem Gesicht verbarg.

„Das ist der Preis, wenn man sich auf seinen Lorbeeren ausruht, Shio. Du ziehst wieder in den ersten Stock.“

„Aber... aber...“

„Die Leute wollen dich nicht mehr“, begann Gaichi und winkte Yurika heran, der am Eingang stand. „Bring sie in ihr Zimmer.“
 

Asako sah dabei zu, wie Shio von Yurika weggeschliffen wurde, immer noch verzweifelnd rufend und sich wehrend. Sie konnte nicht anders als an einen zeternden Salzstreuer zu denken und grinste desshalb etwas. Doch als Tom sich ihr wieder zuwandt zwang sie es hinunter, erntete noch ein Lächeln von Tom.

„Ich werde deine Sachen in dein neues Zimmer bringen lassen.“

Asako kicherte leicht und der Lead hob die Augenbrauen.

„Am besten ein paar Leute, wenn sie nicht ein paar Mal laufen sollen.“

„Wieso das?“

„Osa's Geschenke sind zahlreich.“

Für ein paar Sekunden herrschte eine fast peinliche Stille bevor der Lead in Gelächter ausbrach.

„Charmant. Und Humor hat sie auch. Ich mag dich, Mädchen. Weiter so. Als Queen wirst du wundervoll.“

Die Dunkelhaarige lachte etwas, sah Tom nach als dieser sich wieder entfernte, sich mit dem noch immer etwas grimmig dreinblickenden Gaichi unterhielt. Beni kam zu ihr und nahm das Tuch vom Haken. Dabei tauschten sie einen kurzen Blick, wobei Asako noch immer leicht lächelte. Dadurch dass sie jetzt mehr oder minder zur Queen gekrönt worden war, war auch die Stellung Beni's höher, was mitunter das war, was der Guard sich ja gewünscht hatte. Sie hatten beide nur Vorteile daraus. Die Dunkelhaarige warf einen kurzen Blick zur Tür und inzwischen kannte Beni sie doch schon gut genug um zu wissen, worauf sie hinaus wollte. Sie hatten lange und ausführlich darüber gesprochen. Beni legte das Tuch über seinen Arm.

„Dann lasse ich dich noch etwas im Ruhm baden. Mach dich fertig und ich warte vor der Tür auf dich.“

Asako sah Beni nach, wobei Nene und Mirio in völliger Begeisterung zu ihr kamen, ihre weiteren Glückwünschte aussprachen und sich vor Aufregung kaum halten konnten. Der Dunkelhaarigen fielen dabei einige weitere Mädchen auf, die die verschiedenfarbigen Corsetts trugen. Diese lösten eine nach der anderen die Bänder, jedoch kam nur eine von ihnen zu ihr hinüber, lächelte und nickte ihr anerkennend zu.

„Herzlichen Glückwunsch. Soweit man deine Stellung beglückwünschen kann“, sagte die junge Frau und Asako grinste schief.

„Zwielichtiger Ruhm, ich weis. Aber was will man machen?“ Sie winkte ab, verschränkte abermals die Hände vor dem Körper. „Wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt, denke ich?“

Die junge Frau schüttelte den Kopf, verbeugte sich leicht.

„Takashiro Kei. Aber nenn mich bitte Kashige.“

„Erfreut. Sena Jun.“ Etwas argwöhnisch sah sie auf das Outfit der anderen. Es war ebenfalls ein Corsett, jedoch war ihr nicht entgangen, dass die Mädchen, die mit ihr auf der Bühne gestanden haben alle unterschiedliche Farben angehabt hatten, auch wenn die Basis jeweils die Selbe war. „Gibt es einen Grund wieso du Grün trägst?“

Kashi fuhr mit den Fingern über den offensichtlich dünnen Stoff des Corsetts, sah dann wieder zu ihr auf und lächelte etwas. Die Frau war keine klassische Schönheit, aber durchaus attraktiv auf ihre eigene Weise.

„Grün ist die Farbe von Yukigumi.“ Sie drehte sich halb und zeigte auf die anderen Mädchen, die noch immer mit den unterschiedlich farbigen Outfits kämpften. „Gelb ist Tsukigumi, violett Soragumi, blau Hoshigumi und rosa gehört zu Hanagumi. Wir sind sowas wie die Lieblinge der Clans.“

„Lieblinge? Osa hat Lieblinge?“

Kashi sah sie verwirrt an, lächelte aber dann.

„Lass dir das lieber von ihm selbst erklären. Wir sollten wieder auf unsere Zimmer.“

Asako lachte nur etwas, nickte und zog den Bademantel weiter zu.

„Ich denke, du hast Recht. Wir sehen uns. Und ich hoffe auf gute Zusammenarbeit.“

Kashi verbeugte sich leicht vor der Dunkelhaarigen als Asako an ihr vorbei zur Tür ging, dort auf den Gang wo Beni ihr schon entgegen kam um sie auf ihr Zimmer zu bringen. Dann hieß es nur noch warten.
 

Saeko trat mit ihrem Bruder zusammen in das Tsukigumi-Anwesen ein, wo der Star sich den Hut vom Kopf zog und diesen auf die Seite warf. Dieses Mädchen ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Es war eine ganze Weile her gewesen seit es jemand gewagt hatte ihr so nahe zu kommen, wenn sie nicht vertraut mit diesen war. Es war Saeko schon aufgefallen, dass das Hanagumi-Häschen gezielt die Stars der einzelnen Clans angepeilt hatte bei ihrem Auftritt, aber das war ihr egal. Zu gern hätte sie das Mädchen auf dem Schoß gehabt, hätte an ihrer Haut gerochen und von ihren Lippen gekostet.

„Ich muss zugeben, dass die Kleine echt gut war“, sagte Wataru, der den Choker abnahm, den er um den Hals getragen hatte, platzierte das wertvolle Schmuckstück in der Handtasche und warf diese über die Schulter. „Wäre vielleicht sogar mal eine Überlegung wert sie zu buchen.“

„Da wirst du kein Glück haben“, meinte Saeko nur und drehte sich leicht grinsend zu ihrem Bruder. „Gaichi verkauft keinen Sex mit ihr.“

„Woher weist du das so genau?“

„Du wärst nicht der erste, der das versucht.“ Der Tsukigumi-Star amüsierte sich etwas über das offensichtlich enttäuschte Gesicht ihres Bruders, bevor sie sich zu Zunko drehte, der noch immer Shimon in den Hacken hängen hatte. „Erstatte Daddy Bericht über das, was passiert ist. Und weis den Kleinen ein. Vielleicht wird er noch nützlich. Ich geh duschen.“

Wataru lachte.

„Gute Idee, Brüderchen. Ich komm mit.“

Saeko sah nur nochmal kurz zu ihrem Bruder, entlies die Guards und die beiden anderen mit einem Kopfnicken und ging mit ihrem Bruder im Schlepptau durch das Anwesen, die Treppe hinunter in den Keller, dort durch zwei abgesperrte Türen, die das Bruderpaar hinter sich wieder abschlossen mit den eigenen Schlüsseln, und erreichten schließlich den privatesten Teil des Tsukigumi-Anwesens. Dieser Teil war streng der Familie vorbehalten. Es war ein eigenes, kleines Anwesen unter der Hauptvilla mit eigenen Badezimmern, Schlafzimmern, einem großen Wohnzimmer, eigener Küche, Arbeitsräumen und Freizeiträumen, zu denen auch ein Swimmingpool und eine Sauna zählten. Es war bombensicher, sichtgeschützt, geschützt durch verschiedene Passwörter, Schlüssel, Retina- und Fingerabdruckscanner und so weiter, sodass es auch nicht störte wenn Wataru es mal wieder für nötig hielt nur im knappen Bademantel oder gänzlich nackt herum zu laufen. Das, und wenn der Tsukigumi-Lead mal wieder auf die grandiose Idee kam seine 'Mädchen' mal wieder in ein hübsches Kleidchen zu stecken. Wataru hatte mit dem Geschenken ihres Vaters keine Probleme, trug sie immerhin auch manchmal wenn er einfach auf die Straße ging, doch Saeko, die ihr Leben den Anzügen gewidmet hatte, fühlte sich mehr als unwohl in dieser Kleidung, trug sie desshalb auch nur innerhalb des Wohnzimmers oder wenn sie das Arbeitszimmer ihres Vaters betrat. Daddy hatte immer wieder seinen Spaß daran seine Töchter als kleine Mädchen zu behandeln, auch wenn er sie dazu erzogen hatte perfekte Männer da zu stellen.

Gedankenversunken zog Saeko die Jacke von den Schultern, hängte diese beiseite und lockerte das Shirt um darunter zu greifen, die Abbinde zu lösen nur um diese noch auf ihrem Weg durch den schmalen, vom warmen Licht der Lampe erhellten Gang in Richtung ihres Zimmers unter dem Hemd hervor zu ziehen. Als der Druck um ihren Oberkörper losgelöst wurde atmete sie erst einmal tief durch.

„Ich weis immer noch nicht, wie du diese Dinger tagtäglich tragen kannst“, kam es von Wataru, der direkt hinter ihr lief und sich die Haarnadel aus den Haaren zog, etwas tiefer hineingriff und das Haarteil löste. Der ältere Star hatte einen Schrank voll von diesen Dingern nur um in der Haarlänge und Farbe variieren zu können. Ihr Bruder riss sie damit aus den Gedanken.

„Du solltest sie öfter tragen. Dann hätten wir das Gerücht mit dem Hermaphroditen gar nicht erst in die Welt setzen müssen. Daddy ist immer noch sauer desshalb.“

Saeko machte sich gar nicht die Mühe mehr freundlich zu sein oder ihre Stimme weiter hinunter zu drücken so wie sie es sonst tat. Sobald sie diese 'Wohnung' betraten waren sie in einer gänzlich anderen Welt in der sie ganz sie selbst sein konnten. Wataru kicherte mädchenhaft und schüttelte die kurzen Haare aus, die sie wieder halb wie ein Mann wirken liesen.

„Daddy hat sich dran gewöhnt. Und er freut sich wenn ich seine Geschenke in der Öffendlichkeit trage.“

„Du solltest die Kleider nicht so öffendlich zur Schau stellen.“ Saeko machte auf halben Weg zu ihrem Zimmer kehrt, bog einen Gang vorher ein und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich in den bequemen Sessel fallen lies und die Abbinde daneben auf den Boden warf. „Sie sind immerhin Geschenke und keine Trophäen.“

Sie sah dabei zu wie Wataru galanten Schrittes um ihren Sessel herum ging und sich hineinsetzte. Was ihr Bruder daran fand wuste sie noch immer nicht. Der Sessel war himmelblau und weder sie noch ihr Vater wussten genau, wo Wataru ihn ergattert hatte, bestand aber darauf, dass er mehr als wichtig war und dass er sich nicht von ihm trennen würde. Er fiel komplett aus der sehr warm gehaltenen Inneneinrichtung heraus und war ein Dorn im Auge.

„Sagt die, die Daddy's Geschenke im Schrank verstauben lässt. Sei froh, dass wir nicht die selbe Größe haben, sonst hätte ich sie dir schon lange geklaut.“

Saeko grinste nur.

„Ich kann nichts dafür wenn Daddy mir die schöneren Geschenke macht.“

„Bild dir nichts darauf ein. Er ist enttäuscht darüber dass du sie nie trägst.“

„Er versteht wieso ich das nicht kann.“ Saeko schlug die Beine übereinander, lehnte den Kopf auf den Fingerrücken auf und starrte auf ein paar Bilder, die an der Wand hingen. Die meisten davon zeigten ihre Mutter, wobei keine von Wataru's Mutter dabei waren. Die Tsukigumi-Brüder waren lediglich Halbgeschwister, doch Daddy hatte ihnen nie verraten, was mit Wataru's Mutter geschehen war. Sie waren beide in dem Glauben aufgewachsen die selben Eltern zu teilen und dass sie Halbgeschwister waren hatte ihr Vater ihnen auch erst vor wenigen Jahren offenbart. Sie kamen beide gut damit klar, denn schon als Brüder waren sie eng verbunden, als Schwestern noch viel tiefer.
 

Mit großen Augen trat Asako in ihr neues Zimmer ein, wobei ihre Kinnlade etwas hinunterfiel. Sie fühlte sich etwas wie an dem Tag, an dem sie zu Osa's Apartment gekommen war. Sie hatte etwas großes erwartet, aber nicht so groß. Schon auf dem Weg an Gaichi's Büros vorbei, der zu dem Treppenhaus führte, welches in den zweiten Stock führte, war sie etwas nervös geworden. Es war so unglaublich ruhig und aus den Büros hatte man nur die Stimmen von Tom und Gaichi selbst gehört. Nervös wurde sie aber erst in dem Moment geworden als sie gesehen hatte, wie viele Wachen in den Gängen standen. Den einzigen, den sie erkannt hatte, war Yurika direkt vor Gaichi's Büro. Die üblichen Männer im Gang waren zwar gestriegelt, aber nicht ganz so aufgetakelt wie zum Beispiel Beni und Yurika. Asako schob es darauf, dass sie womöglich nur Currents waren, die zwar vertrauenswürdig waren, doch notfalls ersetzt werden konnten. Der Gang im zweiten Stock war gänzlich mit Samt ausgekleidet, um einiges breiter als die bedrückenden Gänge im ersten Stock, und es befanden sich lediglich sechs Zimmer darauf. Das Treppenhaus ging noch weiter nach oben, doch der dritte Stock schien gut bewacht zu werden. Im Zimmer ganz am Ende vom Gang angekommen trat Beni direkt hinter Asako ein, schloss die Tür hinter sich und lies die neue Queen in den Raum gehen und sie legte ihre Sachen auf dem majestätischen Bett ab. Der Raum war eher in schwarz und weiß gehalten, hatte wenige, aber dafür umso intensivere farbliche Akzente, die den Raum nicht trist wirken liesen, wobei ein paar der Dinge, die hier gestanden haben mussten, offensichtlich schon entfernt worden waren. Umso besser. Asako interessierte sich nicht für Shio's persönlichen Kram oder zumindest nicht diese Art von Kram. Die massive Tür, die zu einem Badezimmer zu führen schien, wurde zugeschlagen und die blonde ehemalige Queen stand darin, eine kleine Tasche in der Hand und sie sah aus, als hätte sie geweint. Als sie Asako erblickte biss sie die Zähne aufeinander, drückte die Tasche enger an sich und schnaubte.

„Bist du jetzt glücklich? Deine kleine Racheaktion hat funktioniert.“ Asako musste bei dieser Aussage nur schief lächeln. „Schön. Komm schon. Reib mir doch noch Salz in die Wunde, Häschen. Schau ob es mich interessiert.“

„Shio bitte. Wir sind doch keine Kleinkinder mehr.“

Frustriert knallte die Blonde ihre Tasche auf den Boden.

„Was willst du eigentlich von mir?!“

„Erst einmal will ich, dass du aufhörst zu scheien.“ Beni stand schon wieder halb bei ihr als Shio auf sie zukam, woraufhin die Blonde stehen blieb und Asako ihrem Guard die Hand auf den Arm legte. „Ist schon gut, Beni. Ich mach das schon.“

Shio, sichtlich erstaunt, sah dabei zu wie Beni erst einen prüfenden Blick auf Asako warf, dann einen Schritt zurückging und die Arme verschränkte.

„... Was geht hier vor?“, fragte die ehemalige Queen und warf einen verächtlichen Blick zwischen den beiden hin und her. Asako war sich bewusst dass es so gewirkt haben musste, als ob sie Beni Anweisungen gab. Shio lag mit der Vermutung, die in ihren Augen war, gar nicht mal so falsch, denn immerhin hatte Asako ihrem Guard schon den ein oder anderen Befehl gegeben.

„Shio setz dich bitte. Ich denke ich muss dir etwas erklären.“ Fast in zeitlupe sah sie Shio zu dem kleinen Tisch gehen, der am anderen Ende des Raumes stand, sah zu wie sie sich nieder lies bevor sie einen erneuten Blick zu Beni warf. Dieser nickte nur.

„Ihr habt 10 Minuten. Teru wird nicht lange auf sich warten lassen“, sagte der Guard ehe er den Raum verlies, die Tür hinter sich absperrte. Asako begab sich ebenfalls zu dem Tisch, setzte sich Shio gegenüber und lächelte die Blonde an.

„Es tut mir leid, dass du wieder in den ersten Stock musst.“

„Heuchel mir keine Entschuldigung vor.“

Asako nahm es mit einem leisen Lachen.

„Sie ist ernst gemeint. Ich weis, dass das ein sehr mieser Trick war, aber es war die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass du weiter gegen mich arbeitest und deine Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Misstrauisch beäugte die ehemalige Queen ihr gegenüber als ob sie versuchte ihr direkt in die Seele zu sehen. Die Dunkelhaarige wusste jedoch, dass sie das für die Menschen, die um sie herum lebten, unmöglich gemacht hatte.

„Woauf willst du hinaus?“

„Egal wie man es dreht und wendet, du hast die meiste Ahnung hier im Sky Stage, den meisten Einfluss. Mit meiner Hilfe kommst du auch wieder hier hoch und sogar noch mehr. Ich denke wenn wir zusammen arbeiten können wir um einiges mehr als nur ein paar sexbesessene Kerle dazu zu zwingen das zu tun, was wir wollen. Du bist sogar in der Position hier raus zu kommen wenn man es richtig anstellt.“

Shio starrte eine Weile lang auf den Tisch, lehnte sich dann vor und verschränkte die Hände auf dem Tisch, sah ihr wieder in die Augen. Für einige Sekunden schien sie nach zu denken und Asako sah genau, wie ihre Gedanken zu springen schienen.

„Mir liegt nichts an meiner Freiheit, Sena. Wenn du meine Unterstützung willst in... was auch immer du vorhast, dann musst du schon größere Geschütze ausfahren.“

Asako blinzelte etwas. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.

„Es muss etwas geben was du haben willst.“

Die Blonde lehnte sich wieder zurück, schlug die Beine übereinander.

„Es gibt da tatsächlich etwas, was ich haben will.“

„Und das wäre?“

Shio lächelte etwas.

„Als ob ich es dir erzählen würde.“ Die Blonde schnalzte mit der Zunge, erhob sich dann von ihrem Platz. „Na gut, Sena. Fürs erste schenke ich dir den Sieg. Bring mich zurück in den zweiten Stock, dann reden wir übers Geschäft.“

Asako grinste breiter, warf sich eine der dunkelbraunen Haarsträhnen zurück.

„Eine meiner leichtesten Übungen.“
 

Saeko war sich nicht so ganz sicher wie sie dazu gekommen war, aber sie hatte sich das nächstbeste Magazin gegriffen und angefangen darin herum zu blättern. An und für sich nichts ungewöhnliches, doch bedachte man, dass Saeko sonst ihre Zeit mit Zeitungen, Rechnungen oder allerhand Männermagazinen beschäftigte, war es doch bedenkenswert. Obendrein hatte sie eine für sie mehr als kuriose Seite aufgeschlagen, aber sie konnte immer noch nicht den Blick davon abwenden. Die Idee hatte sich schon auf der Fahrt zurück in ihren Kopf eingebrannt, doch jetzt schien sie auch noch realisierbar. „Hey glaubst das könnte mir passen?“ Es wäre zumindest einen Versuch wert und auch wenn sie wusste, dass ihr Ruf im Untergrund sich verändern würde, das würde sie hinnehmen. „Hallo~.“ Immerhin war sie auch nicht aus Stein, auch wenn sie durchaus den Ruf hatte. Es würde an ihren Fähigkeiten nichts ändern und wenn jemand etwas anderes behauptete würde sie denjenigen einfach erschießen. Mal ganz davon abgesehen dass sie schon jetzt davon ausgingen ein gewaltiges Schmeirgeld zu bezahlen damit es zumindest einigermaßen geheim blieb. So käme ihr gespartes zumindest mal zum Einsatz.

„Saeko! Ich rede mit dir!“

Reflexartig schlug der Tsukigumi-Star das Magazin zu, sprang auf und griff nach der Waffe an ihrem Gürtel, sah dann aber nur Wataru im Wohnzimmer stehen und entspannte sich wieder.

„Verdammt. Erschreck mich nicht so.“

„Also ich hatte jetzt mindestens fünf Gelegenheiten dich zu erschießen. Was war denn da so interessant, dass du so abgelenkt warst? Mal ganz davon abgesehen, dass das meins ist.“

Etwas angerötet schmiss der Star das Magazin beiseite.

„Ist doch egal. Was willst du? Ich dachte du wolltest schlafen.“

Grinsend zog Wataru den Stoffballen hervor, den er in der Hand gehalten hatte, hielt ihn an und Saeko hätte eine Sekunde fast vergessen zu atmen.

„Ich finde, das würde mir gut stehen. Wenn ich es etwas weiter machen lasse dann passt es mir bestimmt auch.“

„Das ist Mama's Kleid.“

„Und?“

„Leg das zurück! Du weist, dass du nicht an ihren Schrank sollst!“

„Ach komm schon. Sie ist tot. Mach nicht so einen Aufstand.“

„Es ist immer noch meine Mutter von der wir hier reden!“

Unbeeindruckt warf Wataru ihr das Kleid zu, was Saeko hektisch auffing bevor es den Boden berührte. Es war das Lieblingskleid ihrer Mutter gewesen. Ein vollständig schwarzes Kleid, wobei der Stoff recht locker saß, übersäht mit glitzernden Diamanten und vorne gänzlich bis zum Hals zu einem Choker gezogen, wobei der Rücken bis kurz über die Hüfte frei war.

„Bleib mal schön trocken im Höschen. Es ist nur ein Kleid. Ist nicht so als ob sie auf einmal hier reinplatzt und mich zur Sau macht.“

Saeko schnaubte und faltete das Kleid vorsichtig.

„Du hast einfach keinen Respekt. Kein Wunder, dass Daddy mich zum Erben gemacht hat und nicht dich.“

Sie wusste genau, dass sie damit einen wunden Punkt getroffen hatte. Egal wie hart und wie uninteressiert Wataru an Tsukigumi zu sein schien, egal wie tief ihre Verbindung als Geschwister war, es nagte immer noch sehr an ihrem Bruder, dass er den Lead-Status nicht erben würde.

„Ruh dich nicht darauf aus“, zischte Wataru. „Daddy brauch nur einen Grund und ich werde Erbe von Tsukigumi. Warts ab.“

Saeko rollte mit den Augen.

„Erspar mir das. Das hast du schon vor Jahren gesagt und immer noch schleppst du lieber die Schlampen von der Straße ab als dich um Familienangelegenheiten zu kümmern.“

Wutendbrannt machte Wataru auf dem Absatz kehrt, ging aus dem Wohnzimmer und kurz darauf hörte sie schon das Knallen von der Zimmertür ihres Bruders. Er würde sich einbekommen. Außerdem hatte er es verdient nachdem er ihre Mutter so beleidigt hatte. Saeko ging in das Schlafzimmer ihres Vaters, eigentlich ein Bereich, der Tabu war, und ging dort zum geöffnetem Eichenschrank, der ihrer Mutter gehört hatte. Daddy liebte es ab und an ihre Kleider heraus zu holen und sich vor zu stellen sie wäre noch da. Saeko lächelte etwas. Sie war stolz darauf, dass ihre Eltern sich bis zum Tod ihrer Mutter so sehr geliebt hatten und ihr Vater sie noch über den Tod hinaus zu lieben schien. Behutsam hing sie das Kleid zurück in den Schrank, verschloss die Tür und legte den Schlüssel zurück in die Schublade, wo Wataru ihn herausgeholt hatte bevor sie sich auf den Weg zum Eingangsbereich machte. Bevor sie entgültig dorthin ging schnappte sie sich eine neue Abbinde aus ihrem Zimmer, zog sich dort noch einmal um und machte sich frisch ehe sie das Anwesen wieder verlies. Ohne Guard. Sie würde zurück sein bevor jemand bemerkte, dass sie weg war.
 

Die neue Queen hatte sich recht schnell in ihrem neuen Zimmer eingelebt, jedoch vermied sie es so gut es ihr möglich war in ihrem 'Ruhm' zu baden. Gaich forderte sie mehr als vorher, natürlich alles hinter Osa's Rücken, wesshalb ihr die Füße nur noch mehr wehtaten als vorher aufgrund der Highheels, die sie jetzt fast den ganzen Tag tragen musste. Der Senka-Star lies sie fast den ganzen Tag üben wenn sie keine Kunden zum Flirten hatte, hatte sie in den extra-Raum direkt bei den Wohnräumen der Princess' gezeigt. Es war eine kleine Trainingshalle mit Spiegeln, diversen Trainingsgegenständen, die aber sauber weggesperrt waren und womöglich nur von den Guards und dem Star selbst benutzt wurden, und obendrein noch mit Gittern vor den Fenstern. Der ganze zweite Stock war generell sehr ausbruchsicher gestaltet, was Asako gemerkt hatte als sie ihre Tänze und ihren Gesang in eben jenem Raum probte. Es zehrte an ihrem Körper und an ihren Nerven, von ihrer Stimme mal ganz zu schweigen. Osa hatte sie schon eine Weile nicht mehr abgeholt und obwohl es erst ein paar Tage her war seit sie Shio von ihrem Platz an der Spitze vertrieben hatte kam es ihr vor wie eine Ewigkeit. Eine Pause käme ihr sehr gelegen, doch zu allem Überfluss war Romu zu ihr, hatte ihr gesagt, dass sich Osa gerade im Ausland aushielt, irgendein wichtiger Geschäftstermin, und dass sie vorerst im Sky Stage bleiben würde. Wenn es nicht diese allnächtlichen Auftritte gäbe, für die sie den ganzen Tag probte, kaum Schlaf fand und nicht zusätzlich noch diese komischen Bosse von irgendwelchen dubiosen Firmen gekellnern musste, dann wäre sie damit sicherlich irgendwie klar gekommen. Auf Osa's Befehl hin war es Gaichi noch immer nicht erlaubt den Sex mit ihr zu verkaufen, auch wenn Gaichi jedes Mal aufs Neue desshalb mit einer Miene in ihr Zimmer kam als hätte meine einer Frau während der Menstruation die Schokolade verwehrt. Ihr war das nur ganz Recht. Sie würde auch weiterhin vermeiden mit irgendwem in irgendeiner Art und Weise zu schlafen wenn sie es nicht für richtig hielt.

Im Spagat auf dem Boden des Trainingsraumes, hatte gerade den Rest des Liedes eingeübt und streckte noch etwas die steifgewordenen Glieder. Alles was sie tagtäglich tat war immerhin auf der Bühne zu stehen, dort eher zu singen und sich zu räkeln anstatt wirklich zu tanzen, oder in ihrem Zimmer zu sitzen und dort zu versauern. Mal ganz davon abgesehen dass sie sich vor diesen reichen Geldsäcken auch nur etwas räkeln musste, aber den Großteil ihrer Unterwäsche und der Kleidung anbehielt. Kleidung war jedoch relativ gesehen. Meist war es ein kurzes Nachthemdchen, ein Corsett oder ein kurzer Rock mit passendem Oberteil und möglichst tiefem Ausschnitt. Beni hatte ihr diesen Rat ans Herz gelegt, denn zeigte man zu viel wurden die Kunden aufdringlich.

„Hey Asako“, riss Beni's Stimme sie aus den Gedanken, wobei die Queen den Kopf hob und den etwas erstaunten Guard ansah. „Ich wusste gar nicht, dass du das kannst.“

„Ich habe früher Balett gemacht“, meinte die Dunkelhaarige nur unbeeindruckt und hockte sich mit einer einfachen Bewegung in den Schneidersitz. „Was gibt’s?“

Beni grinste nur schief und verschränkte die Arme.

„Also du gehst jetzt auf dein Zimmer. Da hab ich dir ein Paket auf das Bett gelegt. Du machst dich hübsch und dann geht’s ab in den dritten Stock. Du hast Kundschaft.“

Asako rollte genervt mit den Augen, stand mit einem Ruck auf und klopfte sich die kurze Shorts ab. Selbst beim trainieren musste sie so wenig wie möglich an haben.

„Wenn es wieder einer dieser schmierigen Geldsäcke ist dann tret ich ihm zwischen die Beine.“

„Ich glaube nicht, dass du das bei dem Kunden machen willst.“

„So? Sag mir einen guten Grund wieso ich das nicht sollte.“

„Weil der Kunde der Tsukigumi-Star ist. Sei nett zu ihm. Immerhin willst du ja, dass er dich öfter bucht. Obendrein ist er ja auch nett zu dir. Er macht dir Geschenke.“

Asako sah mehr als überrascht auf, blinzelte leicht. Sie hatte damit gerechnet, dass die Stars irgendwann mal vorbei kommen würden, doch sie hatte nicht mit so früh gerechnet. Es störte sie nicht, doch sie hasste es wenn sie unvorbereitet mit etwas konfrontiert wurde.

„Ach ja und noch etwas“, meinte Beni und kam einen Schritt näher, senkte seine Stimme bis zu einem Flüstern. „Ich weis nicht was du planst aber... du solltest Osa nichts von diesem Kunden erzählen. Selbst Gaichi weis nichts von ihm, sonst würde er ein riesen Rambazamba darum machen.“

„Und wieso?“

„Wir verdienen gut an ihm und nichts davon fliest in Gaichi's Kasse. Desshalb. Das alles geschieht unter der Hand. Wenn das rauskommt, dass wird er wohl nie wieder mit uns Geschäfte machen.“

Asako nickte nur leicht, folgte dem Guard nach draußen und sah dort schon Yurika stehen, der Kashi im Schlepptau hatte. Die beiden Guards wechselten einen flüchtigen Blick ehe Beni Asako mit zu ihrem Zimmer nahm und die Dunkelhaarige bei einem Schulterblick sah, wie Kashi an ihrer Stelle in den Trainingsraum ging. So war es leicht vor zu geben wie würde noch immer im Raum trainieren falls Gaichi vorbeikommen sollte. Der Star überprüfte nie selbst wie weit sie mit einer Choreo oder einem Lied war, denn den Chef vom Sky Stage interessierten nur Ergebnisse und Geld. Vor allem würde er nichts anzweifeln, wenn Yurika selbst davor stand. Oder in diesem Fall auf einem kümmerlichem Hocker saß und nebenbei Abrechnungen schrieb. Beni lies sie in ihr Zimmer mit den Worten, dass sie fünf Minuten zum fertigmachen hätte und Asako ging strammen Schrittes durch den Raum, sprang dabei halb aus ihrer Hose und warf das Oberteil beiseite ehe sie das Paket aufmachte und das Stoffbündel, dass darin lag, argwöhnisch begutachtete und es daraufhin herauszog. Es war... ein Kleid? Ein langes Kleid mit dünnen Trägern, wobei ein dünnes Tuch kunstvoll darum gewickelt war und über die Schultern fiel. Es war schneeweiß und Asako legte es mit großen Augen beiseite, fischte in dem Paket nach einem paar Schuhe. Sie waren eine Größe zu groß, aber viel wichtiger: sie waren flach. Größtenteils bis auf den Miniabsatz an der Hacke, doch es war um längen besser als die ganzen Highheels, die momentan aus ihrem Schrank fielen. Asako hätte vor Freude wohl am liebsten geweint. Neben den Schuhen im Paket war noch eine Haarspange mit einem silbernem Schmetterling, die die Dunkelhaarige fasziniert zwischen den Fingern drehte. Egal von wem das ganze war, die Sachen waren um so vieles schöner als das, was Osa ihr sonst schenkte. Der Hanagumi-Lead hatte die Angewohnheit ihr nur Dinge zu schenken, die ihm ebenfalls gut gefielen und dennoch heuchelte sie immer wieder Freude über diese Dinge. Doch über das Kleid und die Schuhe, sowie über die Haarspange freute sie sich wirklich, hatte auch in windeseile alles am Körper. Fasziniert strich sie über den weichen Stoff des Kleids, erfreute sich den flachen Schuhen und begutachtete im Spiegel genau wie der Schmetterling in ihren hochgesteckten Haaren funkelte. Das Kleid fühlte sich so gut an als ob es direkt auf sie zugeschnitten wäre, sodass sie noch nicht einmal die etwas zu großen Schuhe störten. Sie hatte kaum mehr Zeit ihr Make-up nach zu ziehen, fühlte sich noch immer als ob ihr Herz einen Satz machen würde als Beni schon wieder eintrat und sie mitwinkte. Ihr war klar, dass die ganze Aktion eine sehr heikle Sache war, aber sie lernte langsam wem sie vertrauen konnte und wem nicht. Die ehemaligen Hoshigumis, die jetzt in Senka arbeiteten, waren ein kleines Grüppchen, dass auf eigene Faust versuchte irgendwie im Untergrund zu überleben, obwohl sie offiziell zu Senka gehörten. Immerhin wurde man von Gaichi nur sehr spärlich bezahlt.

Im dritten Stock angekommen schloss Beni die Tür hinter ihr, wodurch sie mit der Person, die am Fenster stand, allein war in dem Raum, was eher einem Apartment glich. Auf leisen Schritten trat Asako über den Teppichboden, versuchte in der Spiegelung zu erkennen wer sich da vor ihr befand. Beni hatte immerhin schon gesagt, dass es einer der Tsukigumis war, doch wie sie erfahren hatte bestand Tsukigumi aus zwei Stars. Brüder. Von hinten hätte es jeder der beiden sein können. Sie hatte die Brüder immerhin nur flüchtig gesehen als Osa sie ins Sky Stage gebracht hatte. Asako blieb auf Abstand stehen, runzelte leicht die Stirn. Summte der Mann für sich? Mehr noch, er sang. Leise, aber wahrnehmbar. Nur den Text konnte sie nicht ganz verstehen, selbst nach genauerem Hinhören. Stattdessen räusperte sich die junge Frau etwas, wobei der Mann ein wenig aufschreckte und sich umdrehte. Es war der kleinere der Tsukigumi-Brüder.
 

Saeko war derartig in ihrem Element gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte wie jemand hinter ihr eingetreten war. Eigentlich ein fataler Fehler, der ihr nicht unterlaufen sollte, doch manchmal tendierte Saeko dazu etwas in ihre eigene Welt ab zu schweifen. Doch das, was sie erwartete als sie erschrocken herumwirbelte übertraf ihre Vorstellungen sogar nicht. Sena sah mehr als fantastisch aus. Und sie hatte richtig gelegen als sie überlegt hatte wie gut der jungen Frau doch längere Kleider oder generell lange Kleidung stehen würde. Der Tsukigumi-Star lächelte und zog den Hut vom Kopf, nickte ihr leicht zu.

„Guten Tag. Ich hoffe, dass ich dich bei nichts gestört habe mit meinem unangekündigtem Besuch?“, sagte der Star und ging um den Tisch, der hinter ihr gestanden hatte und legte währenddessen den Hut auf die Eichenholzplatte.

„Nein... nein nicht wirklich.“

Es war einfach für Saeko zu sehen, wie irritiert die junge Schönheit war. Nicht ungewöhnlich, denn mit einem Besuch vom jüngeren der beiden Tsukigumi-Brüder rechnete keiner. Saeko hatte es sich ein wenig zur Aufgabe gemacht den Mädchen aus dem Sky Stage ab und an ein wenig Ruhe zu gönnen ohne dafür negative Publicity von Gaichi zu bekommen oder von dem Senka-Star hochgepuscht zu werden. Hinter der Hand bezahlte sie Guards, denen Gaichi und Tom so sehr zu vertrauen schienen, dafür das ein oder andere Mädchen für ein/zwei Stunden in den dritten Stock zu lassen und sich in ihrer Anwesenheit etwas aus zu ruhen. Das alles war natürlich streng geheim und keiner außer Saeko selbst und den entsprechenden Guards wusste, dass sie überhaupt etwas in dieser Richtung tat. Für die Guards selbst war sie ein Kunde wie jeder andere.

„Ich denke, wir sind uns noch nicht ordnungsgemäß vorgestellt worden.“ Saeko legte ihr Hand auf ihr Schlüsselbein, fühlte dabei die Silberkette, die ihre Finger streifte. „Ayaki Nao...“

„Tsukigumi. Ich weis“, unterbrach sie die junge Frau, wobei diese leicht lächelte und daraufhin betreten zu Boden sah. „Es tut mir leid. Man munkelt sich nur, dass man von dir keine Besuche bekommt.“

„Keine öffentlichen“, ergänzte der Star und drehte den Kopf etwas um der anderen in die Augen sehen zu können. Schüchtern hob sie diesen wieder. „Erfahre ich auch deinen Namen?“

„Den weist du doch schon längst.“

„Ich möchte ihn aber aus deinem Mund hören.“

Etwas unschlüssig was sie tun sollte strich die Frau in dem weißen Kleid eine verlorene Haarsträhne hinter die Ohren, wobei Saeko's Blick auf den Ohrring fiel, dem Zeichen Hanagumis. Dann hatte Haruno noch nicht von seinem Häschen abgelassen.

„Sena Jun.“

„Den Namen hat Haruno dir gegeben oder?“

Die junge Frau hob den Kopf etwas, grinste sie schief an.

„Ich mag den Namen.“ Ihre Augen sagten etwas anderes, aber Saeko belies es dabei. „Und wie komme ich zu der Ehre, dass du mich besuchst?“ Sie sah an sich herunter und warf besonders einen Blick auf die Schuhe. „Mal von der wundervollen Kleidung ganz abgesehen.“

„Das Kleid ist nicht der Rede wert. Du siehst in der kurzen Kleidung und den Highheels immer sehr gequält hast also dachte ich mir etwas Abwechslung tut dir gut. Ich hoffe es ist nach deinem Geschmack.“
 

Asako legte den Kopf etwas schief. Sie sah... gequält aus? Da hatte sie aber anderes gehört. Die Leute waren immer mehr als begeistert wenn sie auf der Bühne stand, sich räkelte, auch wenn sie sich in ihrem Inneren abquälte und sich wie ein Fisch am trockenen unter den Blicken der geilen Säcke wandt. Sie biss die Zähne etwas aufeinander, zwang sich ein Lächeln auf. Sie hatte schon von Menschen gehört, die hinter die Fassade eines anderen Blicken konnten, egal wie gut diese auch war. Sie hoffte nur, dass dieser Mensch nicht dazu gehörte.

„Kein Grund mich so sauer an zu sehen“, sagte Ayaki und lachte etwas. „Ich bin nicht hier um dir weh zu tun. Im Gegenteil.“

Das Lächeln fiel Asako geradezu von den Lippen und sie sah jetzt eher verwirrt auf den Tsukigumi-Star.

„Und was willst du sonst?“

„Nicht das, was dir jetzt vielleicht durch den Kopf schwirrt. Mein Ruf mag noch so schlecht sein und man redet eine Menge Mist über mich, doch im Gegensatz zu vielen anderen habe ich so etwas wie ein Herz. Es ist nicht nötig mir gegenüber etwas vor zu spielen. Ich merke es sowieso. Ich will einfach nur, dass du dich entspannst und ein wenig von dem Stress ablässt.“

Wie aus Reflex trat die Dunkelhaarige einen Schritt zurück, schluckte hart und beäugte den Mann im schwarzen Anzug genauer.

„Und was hast du davon? Hier geschieht doch nichts ohne Gegenleistung.“

„Ein besseres Gewissen.“ Der Blick des Stars wurde ein wenig traurig als er sie ansah. „In meinem Job habe ich tagtäglich Blut an meinen Händen kleben. Dennoch tut es mir weh wenn Mädchen wie du in dieses Schema gezwungen werden und schließlich vor Erschöpfung zusammenbrechen. Ich würde viel mehr tun wenn ich könnte, aber alles was mir übrig bleibt sind diese wenigen Stunden zu gönnen.“

Asako war noch immer skeptisch. Was dachte dieser Kerl eigentlich wer er war? So hoch seine Stellung auch sein mochte, die Sache mit dem barmherzigen Samariter kaufte sie ihm nicht ab.

„Selbst wenn, warum ich? Warum nicht die Mädchen aus dem ersten Stock, die jeden Tag an diese Männer verkauft werden, sich unter den schwitzenden Körpern winden und immer schön danke sagen müssen?“

Ayaki fuhr sich durch die gestriegelten Haare, seufzte schwer und schien ein paar Momente über seine Worte nach zu denken.

„Vielleicht ist doch etwas Egoismus dabei...“, sagte er leise und hob den Blick wieder zu ihr. „Du bist schön. Das weist du. Und... du hast mich beeindruckt. Ich hab das hier als einzige Möglichkeit gesehen mich ohne Haruno's Augen mit dir unterhalten zu können.“ Abermals lachte er etwas als sie den skeptischen Blick der Dunkelhaarigen sah. „Ich weis was du jetzt denkst. 'Was genau könnte ihn beeindruckt haben?'.“ Er beugte sich etwas vor. „Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man sich mit Shio anlegt und gewinnt. Shio ist bekannt dafür Konkurenz im Keim zu ersticken. Um ehrlich zu sein hat sie es verdient. Sie ist hochnäsig und eine Zicke.“

Daraufhin konnte Asako nur lachen, sah auf den Boden. So sehr es sie auch beunruhigte, dass dieser Mann direkt in sie hinein zu blicken schien, er hatte Humor. Vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben. Immerhin schien er ihr tatsächlich nichts Böses zu wollen.

„Danke. Was genau hast du denn geplant? Immerhin hast du mich dann dich für die kurze Zeit doch irgendwie gekauft.“

Ayaki grinste leicht, ging zurück zum Tisch und beugte sich hinunter, woraufhin Asako das Rascheln einer Tüte hörte, die der Star auf den Tisch stellte. Essen vom Schnellimbiss?

„Ich hoffe du magst Italenisch.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück