No.3: Fälschung
Drabble No. 3
Fälschung
Es war bereits dunkel draußen, als Mister One das Haus, in dem er wohnte, erreichte. Sein Boss, Shichibukai Sir Crocodile alias Mister Zero, hatte ihm einen wichtigen Auftrag erteilt und er hatte den ganzen Tag damit zugebracht, einen Spion zu verfolgen und zu erledigen. Zwar war der Mann nicht allzu schwer zu besiegen gewesen, trotzdem freute er sich auf eine kalte Dusche und sein Bett.
Als er in seinem Schlafzimmer ankam, stutzte er ein wenig. Mister One war normalerweise jederzeit auf jede Überraschung gefasst, doch damit hatte er nicht gerechnet. Auf seinem breiten Doppelbett lag niemand anderes als Sir Crocodile. Natürlich nicht der echte, das wusste Mister One nur zu gut. Doch er konnte sich nicht daran erinnern, einen Termin mit Mister Two für heute Abend ausgemacht zu haben. „Was machst du denn hier?“, fragte er darum unfreundlich.
Er war Mister Two dankbar für die Dienste, die er ihm anbot. Bereits seit er bei Baroque Works eingestiegen war, hegte Mister One eine heimliche Liebe zu seinem Boss; und Mister Two mit seinen einzigartigen Teufelskräften und seinen homosexuellen Neigungen gab ihm die Möglichkeit, wenn schon nicht mit dem Original, zumindest mit einem perfekten Abbild seines Bosses zusammen sein zu können. Denn Mister One hätte es niemals gewagt, dem echten Sir Crocodile seine Gefühle zu gestehen. Der würde ihn doch kurzerhand aus Baroque Works hinauswerfen, und das war das letzte, was er wollte.
Trotzdem mochte Mister One es nicht, von der blöden Tunte überrascht zu werden.
„Warum denn so unfreundlich, Mister One?“, fragte Sir Crocodile, und Mister One musste sich zusammenreißen, um nicht auf die Knie zu fallen und um Verzeihung zu bitten. Das hier war nicht sein Boss, sondern bloß die Tunte, die viel schwächer war als er. Obwohl er zugeben musste, dass Mister Two seine Rolle wirklich perfekt beherrschte.
„Ich habe dich nicht für heute Abend zu mir bestellt“, erwiderte er kühl. „Also, was willst du hier?“
„Ich glaube nicht, dass du in der Position dazu bist, mich irgendwohin zu bestellen“, erwiderte Sir Crocodile.
„Was soll das heißen? Lass die blöden Spielchen, Mister Two!“
Sir Crocodile lachte, als würde er sich köstlich amüsieren. „Habe ich jemals behauptet, Mister Two zu sein, Jazz?“
Hätte Mister One seinen Körper nicht zu hundert Prozent unter Kontrolle, wären ihm die Gesichtszüge entgleist. Niemand, niemand in Baroque Works kannte seinen richtigen Namen – außer Sir Crocodile, seinen Boss, den er heimlich verehrte. Und dann wurde ihm mit einem Mal plötzlich klar, was hier los war.
Demütig fiel Mister One vor dem Bett auf die Knie und wandte das Gesicht gen Fußboden. „Mister Zero“, flüsterte er, „ich bitte Sie, verzeihen Sie mein respektloses Verhalten!“ Er konnte sein Herz laut schlagen hören, doch wie immer war er nach außen hin gefasst. Mister One fragte sich, was Sir Crocodile nun mit ihm anstellen würde. Wusste er von seiner heimlichen Sehnsucht zu ihm? Hoffentlich nicht, dachte er, das würde alles zugrunde richten.
„Ist schon gut, Jazz, du darfst aufstehen. Und wenn du möchtest, darfst du sogar zu mir ins Bett kommen“, sagte Sir Crocodile, und seine Stimme klang überhaupt nicht ironisch oder wütend. Sondern irgendwie… lüstern? Glücklich?
Jazz erhob sich wieder und schritt langsam auf das Bett zu; seine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. Crocodile schloss ihn in die Arme und legte den Kopf auf seine breite Schulter. Jazz schloss die Augen. Das hier war zu schön, um wahr zu sein, dachte er.
bye
sb
