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Do not hesitate!

SetoxJoey
von

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Herzklopfen

Kapitel 1 Herzklopfen
 


 

Als allererstes ganz vielen lieben Dank an meine Beta usagi_san die das Kapitel hier noch mal aufbereitet hat. Sorry du so viel Arbeit mit mir hast und ganz, ganz vielen lieben dank für deine Hilfe und die Hinweise worauf ich zu achten habe.
 

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Das zweite „Hallo“ an alle die diese FF verfolgen.
 

In Absprache mit usagi_san wurde das Kaptiel noch mal bearbeitet und wir haben es etwas gekürzt. Das heißt für alle die schon angefangen haben das hier zu lesen, werden im zweiten Kapitel schon teils bekannten Stoff vorfinden – ich beeile mich aber mit Kapitel drei ^-^
 

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Anmerkung: Die so ~markierten Wörter~ sind nur Notizen für einen Liste von Wörtern und Redewendungen die in dieser FF auftauchen sollen, sie haben nichts direkt mit dem Verlauf der Geschichte zu tun, bitte nicht daran stören :)
 


 

Dann langt das Bla-Bla mal, viel Spaß beim lesen ^-^
 


 

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Kapitel 1 Herzklopfen

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„Weißt du…“, begann Yugi endlich zu erzählen, nach dem er lange von dem Blondschopf bekniet wurde. „…eigentlich kam es von uns beiden, nur hat sich keiner getraut es dem anderen zu sagen.“ Yami hatte sich schon vor einiger Zeit in mich verliebt, das war sogar schon damals, als er noch im Puzzle war und wir uns den gleichen Körper teilten. Aber als ehemaliger Pharao war ihm da sein Stolz im Weg und über Gefühle reden … das kann er immer noch nicht so wirklich“, lachte der Bunthaarige ein wenig betrübt.
 

„Nun ja, ich hatte mich damals auch schon in ihn verliebt, aber bewusst war es mir da zu dem Zeitpunkt noch nicht. Im Nachhinein habe ich oft darüber nachgedacht und tatsächlich gab es viele Anzeichen dafür, dass wir in den jeweils anderen verliebt waren. Aber keiner von uns hat es bemerkt, wie das ja meistens so ist.“
 

Yugi räusperte sich kurz, dann fuhr er fort: „... und das große Schicksalsduell kennst du ja. Da ist mir endlich klar geworden, dass ich ihn liebe, kurz bevor ich ihn verlieren sollte. Doch ich wollte für ihn stark sein. Überleg doch mal, er war fünftausend Jahre im Puzzle eingesperrt, weil das Schicksal es so wollte. Und Yami wollte zur Ruhe gehen, dachte ich zumindest in dem Moment, also tat ich mein möglichstes, damit er glücklich werden könnte.“
 

Ungeduldig fiel ihm Joey dann ins Wort: „Und wie habt ihr es dann gemerkt?“
 

Der ehemalige ~Hikari~seufzte, es kam ihm reichlich komisch vor das sein Freund ihn so genau ausfragte. Dennoch erzählte er weiter: „Auf unserer Heimreise wollte ich nur noch meine Ruhe haben, habe mich in meiner Kabine verkrochen, ich wollte nicht das ihr seht wie ich weine. Nachdem er zurück gekommen ist, war ich natürlich überglücklich. Er wurde ja direkt auf unser Schiff geschickt, während wir schon in voller Fahrt auf dem Heimweg waren. Als Yami die Tür zu meiner Kabine geöffnet hatte, konnte ich es nicht fassen, ich dachte es wäre ein Traum! Ich bin auf ich zu gerannt, habe ihn umarmt und weil ich es ja selbst nicht geglaubt habe, dachte ich, dass ich die Halluzination auch einfach küssen könnte. So wie ich es schon tausend Mal in Gedanken gemacht habe.“
 

„Wie, einfach geküsst?“ hakte der junge Mann mit den braunen Augen nach.
 

Der Gefragte legte den Kopf schräg und blinzelte den Blonden ungläubig an: „Na auf den Mund natürlich.“ Dabei gab er Joey einen kleinen freundschaftlichen Schubser. „Was hast du denn jetzt gedacht?“
 

„Und das war dein erster Kuss? Damit hast du Yami rumgekriegt?“ wollte Joey es nun genauer wissen.
 

„Was heißt rumgekriegt? Ich hab es einfach so gemacht, wie mich meine Gefühle dazu verleitet hatten, ich dachte schließlich er wäre nur eine Illusion. Ich habe es ja erst nicht geglaubt, dass er wirklich wieder da war. Erst nach und nach hab ich gemerkt, dass er keine Illusion war und dass ich ihn wirklich geküsst hatte. Daraufhin hab ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe und nie wieder gehen lassen werde. Auch er gestand seine Gefühle zu mir und so hatte sich alles aufgeklärt. Seit dem sind wir zusammen.“ Bei den letzten Sätzen wurde Yugi immer leiser, ein klein wenig peinlich war es ihm schon, so offen darüber zu reden.
 

„Aha, also habt ihr es die erste Zeit geheim gehalten?!“ der Durchschaute nickte auf diese fragende Feststellung hin. „Das ist eine gute Idee.“, murmelte Joey nachdenklich mehr zu sich selbst als zu seinem besten Kumpel. Doch dieser hörte es trotzdem.
 

„Joey, jetzt sag schon was los ist. Am Telefon hast du dich nicht danach angehört, als wenn du mich über meine Beziehung zu Yami ausfragen wolltest.“ erkundigte sich der Kleinere versöhnlich, mit einem warmen, milden Ton in der Stimme. Er wollte dem Chaoten ja helfen, aber so lange der nicht mit der Sprache rausrückte, war das ein schwieriges Unterfangen. Dieser schaute jetzt schnell nach unten und begann zu seufzen, weil ihn sein ganzer Mut schon wieder verlassen hatte: „Aber das ist gar nicht so einfach zu erklären! Und wenn ich es erzähle, glaubts mir ja eh keiner.“ Dann nuschelte er noch verzweifelt hinterher: „Ich kann’s ja selbst kaum glauben.“
 

Yugi setzte sich neben Joey auf das Sofa und legte einen Arm um seine Schulter. „Hey, wie lange kennen wir uns schon? Wir sind doch sonst auch ~immer für einander da~und ~durch dick und dünn~gegangen. Komm erzähl schon, was ist los?“
 

Der Umarmte wusste zwar, dass das stimmte, aber er konnte einfach nicht fassen was passiert war. In seinen Augen war das ganze einfach zu abwegig. Daher schüttelte er auf diese Frage nur mit dem Kopf. Seine blonden Haare gerieten dabei noch mehr durcheinander. Yugi knuffte ihm daraufhin in die Seite, er wollte die Situation ein wenig auflockern. Er feixte seinen Kumpel an: „Solange du nicht in meinen ~Mou Hitori no Boku~verliebt hast, können wir doch über alles reden.“ Der Blondschopf blickte kurz zu dem Grinsenden auf, ehe er wieder traurig auf den Boden schaute. Seufzend nuschelte er etwas. „Nein, Yami ist es nicht.“
 

Da Yugi ein helles Köpfchen war, konnte er schnell eins und eins zusammenzählen. So wusste er nun worum es ging, aber noch nicht um wen.
 

Er drückte seinen Klassenkameraden etwas fester, um ihm Halt zu geben, da er merkte dass dieser zwar Reden wollte, es ihm aber schwer fiel. Außerdem hatten die beiden bisher noch nie ernsthaft über Gefühle gesprochen. Für den unglücklich Verliebten war es wie wenn man die Tränen aus ihm herauspressen würde. Je fester Yugi ihn umarmte, um so mehr begannen die kleinen Kristalle aus seinen Augenwinkeln zu laufen. Je mehr Halt ihm der Kleine versuchte zu geben, umso mehr ließ Joey sich gehen. „Yugi, das ist so aussichtslos.“ schluchzte er mit tränenerstickter Stimme, als er an seine unglückliche Liebe dachte.
 

„Ach Joey…“, sagte Yugi sanft, „…wer ist es denn, dass du so etwas denkst?“ Dabei wuschelte er ihm liebevoll durch die blonden Haare und reichte ihm ein Taschentuch. Der Weinende nahm es dankbar an. Eine Heulsuse war er wirklich nicht, aber es kam gerade so über ihn und irgendwie tat es mal gut, alles loszuwerden. Nachdem er einmal kräftig geschnäuzt und sich die Träenen notdürftig getrocknet hatte, hauchte er den Namen des Menschen, den er wohl niemals erreichen würde, vor sich hin:
 

„Kaiba“
 

Yugi zuckte zusammen, als er die zwei Silben aus dem Mund des Größeren hörte. Jetzt konnte er in vollem Umfang nachvollziehen wie sich dieser wohl fühlen musste. Schnell überlegte er wie er ihm helfen könnte, aber da war nur Leere in seinem Kopf. Und Mitleid wollte sein bester Kumpel bestimmt auch nicht haben. „Wie hast du es denn gemerkt?“ fragte er behutsam nach.
 

„Ständig ist er in meinem Kopf. Alles woran ich denken kann ist er. Wenn ich ihn sehe werden meine Knie weich, meine Hände feucht und mein Magen kribbelt und dieses ständige ~Herzklopfen~. Ich freue mich sogar wenn wir streiten, weil dann redet er wenigstens mit mir. Kannst du dir das vorstellen? Und vorhin, bevor ich dich angerufen habe, habe ich so einen blöden Test gemacht.“
 

„Einen Test?“
 

„Ja, Serenity hatte eines ihrer Bravissimo Hefte im Bad liegen lassen. Da war ein <Sind sie verliebt – Test> abgedruckt. Ich gebe ja nichts auf so einen Quatsch. Aber weil ich gerade auf dem Klo saß und nichts besseres zu tun hatte, habe ich den Test gemacht. Und Kaiba hat die volle Punktzahl gebracht.“ Unglücklich schielten die braunen Augen jetzt zu Yugi rüber.
 

Bevor dieser etwas auf das Geständnis seines Freundes entgegnen konnte, schlug die Haustür laut ins Schloss und ein ohrenbetäubendes fröhliches: „~A I B O U !~Ich bin wieder daaaa.“ wurde durch das ganze Haus geschmettert.
 

Als Yugi sich zur Stimme umdrehte, stand sein Yami bereits am Sofa. Er beugte sich zu dem kleineren runter, schnappte sich ganz frech dessen Lippen, um ihn in einen tiefen Was-Hab-Ich-Dich-So-Sehr-Vermisst-Kuss zu verwickeln.
 

Der Geküsste versuchte sich schnell dem zu entziehen, aus Rücksicht auf seinen leidenden Klassenkameraden, der jetzt bestimmt nicht auch noch zusehen wollte, wie glücklich die beiden zusammen waren.
 

So schob er einen verdutzten und total perplexen Yami aus dem Wohnzimmer. hinaus, lächelte ihn dabei ganz lieb und treu an. Als sie außerhalb der Sicht des Blonden waren, hauchte Yugi seinem Liebsten noch schnell einen Kuss auf die Lippen. „Ich erkläre es dir später!“ Mit einem entschuldigenden Blick ließ er Yami auf dem Flur stehen und zog die Tür einfach vor dessen Nase zu. Yugi wollte sich weiter um Joey kümmern, der momentan mehr Aufmerksamkeit brauchte.
 

„Meinst du, bei mir würde das auch funktionieren?“ unwissend, was das Häufchen Elend auf dem Sofa wissen wollte, schaute Yugi ihn an.
 

„Also wenn ich Kaiba einfach so küssen würde, ob er mich dann auch mag?“ fragte Joey verzagt seinen besten Freund. Dieser hob die Schultern und lies sie mit einem ächzen wieder sinken. Das konnte er beim besten Willen auch nicht beantworten. „Würdest du es auf einen Versuch ankommen lassen?“ Der Blonde schüttelte seinen Kopf, so was würde er sich nie trauen. Er konnte sich das jetzt auch nicht mehr so recht vorstellen.
 

Der König der Spiele überlegte laut: „Wir haben jetzt nur noch zwei Wochen Schule, danach ist unser Abschluss. Ob du dann noch mal an ihn ran kommen kannst ist fraglich.“ Der Angesprochene nickte, daran hatte er schließlich auch schon gedacht.
 

„Also wenn es dir wirklich ernst ist, solltest du es zumindest versuchen. Ich glaube wenn du es nicht versuchst, machst du dir hinterher nur Vorwürfe von wegen ‚was wäre wenn? So hättest du so wenigstens Klarheit ob von seiner Seite auch was da ist oder nicht. Zumindest müsstest du dich dann nicht weiter Martern. Also Joey, ich glaube nichts ist schlimmer als eine vertane Gelegenheit - Don´t hesitate!“
 

Dies leuchtete dem dem größeren ein. Zwar war er darauf auch schon selbst gekommen, aber wenn sein Kumpel ihm das Gleiche riet, dann konnte es nur das Richtige sein.
 

~oOo~
 

So gingen die Tage ins Land. Joey riss ein Kalenderblatt nach dem anderen ab und bemerkte mit einem Seufzen, dass sie jetzt nur noch zwei Tage Schule hätten und dann wäre alles vorbei. Er musste seine ~Nervosität~doch jetzt endlich mal in den Griff bekommen! Das war ja nicht zum Aushalten! Seit er die Idee hatte Kaiba durch einen Kuss zu becircen, war bei ihm alles aus sobald sein ehemaliger ~Eisklotz~nur in die Nähe von ihm kam. So nahm sich Joey auch dieses mal wieder vor: Heute würde er es tun! Und er hatte sich auch wieder einen Plan überlegt, nur das er jetzt ~Hilfe~in Anspruch nehmen würde. Da er Yugi als einzigster eingeweiht war, musste dieser ihm dabei helfen. Das war natürlich selbstredend für den kleinen mit der außergewöhnlichen Frisur.
 

Kurz nach dem Gong zur zweiten Pause, ging Yugi schnell zum Zielobjekt.
 


 

„Ähm, Kaiba?“
 

„Was willst du ~Zwerg~?“ raunte der CEO genervt, zog die Augenbraue nach oben, als er Yugi im Augenwinkel erblickte. Dieser kratzte sich verlegen an der Wange, versuchte ihn aber dennoch weiter hinzuhalten:
 

„Ich wollte nur kurz etwas wegen dem nächsten Duel Monsters Turnier fragen?“
 

„Spuck es aus, Zeit ist Geld!“ „
 

Ja, ähm, also. Eigentlich wollte ich dich fragen wie du das mit den Hologrammen machst?“
 

„Das ist ein Betriebsgeheimnis. Sonst noch was?“
 

„Ähm, ja, ich wollte dich noch fragen, äh, steht schon fest wer beim nächsten Turnier teilnehmen wird?“
 

„Hast du Schiss um deinen Titel?“
 

„Äh, nein, nur rein aus Interesse.“
 


 

Yugi blickte sich um, ob noch jemand anderes außer Seto, Joey und ihm noch im Klassenzimmer war. Zum Glück waren alle weg, denn noch mehr sinnlose Fragen wären dem Bunthaarigen auch nicht mehr eingefallen. Dennoch war er froh darüber, dass er den Firmenchef für einen Moment hinhalten konnte, ohne von seinen eisigen, stechenden Blicken getötet worden zu sein. Und das alles nur damit Kaiba und Joey gleich alleine im Raum sein würden.
 

Yugi richtete seinene Blick wieder auf den Firmenchef und stammelte ein „Ja also ähh nichts für ungut, ich muss dann mal los“. Damit war er auch schon mit hochrotem Kopf aus dem fast leeren Klassenraum geflüchtet.
 


 

Seto schloss die Augen, massierte sich kurz die Nasenwurzel, bevor er aufstand, um nun auch den Klassenraum zu verlassen. Als er sah, das sich Wheeler vor die Tür gestellt hatte.
 

„Sag mal ~Köter~, spielt der ganze Kindergarten heute verrückt?“ Aber der Blonde antwortete nichts darauf, sondern stand weiter in der Tür, um den Weg zu versperren. Er schaute in die zwei eisblauen Meere, in denen er so gerne einmal versinken würde, sofern der CEO dies jemals zulassen würde. Der Drache packte ihn fest an seinen Armen, um sich den Weg frei zumachen.
 

Als er den ~Straßenköter~zu Seite schieben wollte, nutzte dieser die Gelegenheit. Er legte eine hand um seinen Nacken, zog sich so auf die Fußspitzen und nahm für die nächsten Worte all seinen Mut zusammen.
 

„Ich liebe dich, Seto“ und nahm gleich darauf die Lippen des Größeren in Beschlag.
 


 


 

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Rand-Notiz:

"Der Chief Executive Officer (CEO) ist die US-amerikanische Bezeichnung für das geschäftsführende Vorstandsmitglied" (Wikipedia) habe es schon in vielen anderen FF´s gelesen, musste aber auch mal neugieren was das bedeutet *grins*
 


 

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Enttäuschung (und Abschied)

Kapitel 2 Enttäuschung (und Abschied)
 

Hallo, an die Leser dieser FF die noch die lange Version von Kapitel eins in Erinnerung haben.
 

In Absprache mit meiner lieben Beta usagi_san wurde das erste Kaptiel gekürzt. Also tauchen Teile davon hier im zweiten Kapitel wieder auf – aber auch neues ^^
 

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Anmerkung: Die so ~markierten Wörter~ sind nur Notizen, sie haben nichts direkt mit dem Verlauf der Geschichte zu tun, bitte nicht daran stören :)
 


 

Ich will euch nicht weiter zutexten - viel Spaß beim lesen ^-^
 

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Seto war davon so überrumpelt, dass er einen Moment lang in seiner Bewegung einfror. Der Jüngere sah dies als Sieg an. Doch viel zu kurz war dieser Augenblick, als dass er ihn hätte voll auskosten können. Denn was Kaiba dann tat, hätte er nie für möglich gehalten.

Fies grinsend meinte dieser nur: „Du drittklassiger Duellant, nicht mal das kannst du ordentlich!“, stieß Joey von sich fort, drückte ihn rücklings an die Wand und bewies ihm, dass ein Seto Kaiba auch besser küssen könnte als ein Joey Jay Wheeler dies jemals können würde.
 

„Und jetzt du räudiger Köter, vergiss was du gesagt hast und sprich mich nie wieder an!“ So schnell wie möglich stieß der Brünette sich vom Blonden ab, gab ihm eine schallende Ohrfeige für seine Frechheit und wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels über den Mund. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
 

Yugi, der draußen wartete, hatte das laute Klatschen gehört und direkt darauf Kaiba gesehen, wie dieser die Flucht ergriff. Schnell lief er zu seinem Kumpel, der sich die Wange haltend an der Wand lehnte. Kurz blickte er auf, ihre Augen trafen sich. Der braunäugige schüttelte traurig und verwirrt den Kopf. Der Kleinere ging auf ihn zu und legte den blonden, verstrubbelten Kopf auf seine Schulter, um ihm Trost zu spenden.
 

~oOo~
 

Am letzten Schultag schaute der Eisblock den Blondschopf nicht mal mehr mit dem Allerwertesten an. Er ignorierte ihn komplett. Alle weiteren Versuche, die Joey anstrebte das Verhältnis wieder zu kitten, verliefen im Sand. An diesem letzten Schultag versuchte er es ständig durch Sticheleien, durch anrempeln, sogar mit kleinen Zettelbotschaften, die er im Unterricht Kaiba zuwarf. Aber völlig umsonst. Kaiba’s Lippen verließen keine Worte mehr, die den blonden Chaoten betrafen.
 

Auf der Abschlussfeier am anschließenden Samstag war es dasselbe. Kein böses Wort, kein Streit. Nichts. Nur noch pure Ignoranz. Kein Wunder also, dass Joey sehr verzweifelt war. Nicht mal einen anständigen Abschied konnte er von seiner großen Liebe nehmen. Dass es vielleicht sogar das letzte Mal sein könnte, dass er ihn sehen durfte, betrübte es den Blonden umso mehr.
 

So schrieb er auf einem kleinen Zettel eine Nachricht an Kaiba:
 

„Seto, ich liebe dich immer noch!

Und diese Tatasche kann ich mit Sicherheit nicht vergessen.

Ich werde auf dich warten…

Dein Joey

P.S.: ~Herzen die sich nicht öffnen, bleiben für immer allein! ~
 

Unbemerkt ließ er die Nachricht in Kaibas Manteltasche gleiten. Noch ehe die Party richtig angefangen hatte, fühlte sich Joey nicht mehr danach, weiter zu feiern.

Obwohl er immer dachte er würde sich auf das Ende der Schule freuen, musste er feststellen, dass er im Irrtum war. Viel lieber wäre er jetzt weiter zur Schule gegangen, nur um seinen Eisklotz weiter sehen zu können. Aber nach seiner Aktion, verwehrte der ~Kühlschrank~ ihm ja sogar das Streiten.

Deprimiert verließ der Blondschopf die Abschlussfeier, ohne das Ende abzuwarten. Er lief direkt nach Hause und flammte sich ins Bett. Er wollte jetzt einfach nur seine Ruhe haben.
 

Im Nachhinein musste Joey zugeben, dass diese Kussattacke die bisher größte ~Enttäuschung ~ in seinem jungen Leben war.
 

~oOo~
 

Wheeler hatte sich in einem Restaurant, in dem er als Kellner während der Schulzeit ausgeholfen hatte, um eine Lehrstelle beworben. Diese hatte er glücklicherweise auch bekommen. Das Restaurant lag in der Nähe der Kaiba Corporation und von dort aus auf direktem Weg zu Seto’s Villa. So war es nicht verwunderlich, dass er jeden Tag den er als angehender Restaurantfachmann arbeitete, einen Blick auf Seto’s Limousine werfen konnte, wenn diese vorbei fuhr.

Aber von mal zu mal wurde ihm dabei das Herz schwerer. Denn so wurde er immer an seine Gefühle für den eiskalten Mann erinnert, der ihn jetzt womöglich auf ewig ignorieren würde.
 

Von seinen Gefühlen hin- und hergerissen und weil er den Chef der Kaiba Corporation nicht aus dem Sinn bekam, riskierte er dennoch neue Anläufe, seinen Schwarm zur Rede zu stellen.

Weil er jeden Freitag schon zur Mittagszeit Feierabend hatte, führte sein Weg dann meist zum Firmensitz. Dort wartete er auf das Objekt seiner Begierde. Er wollte ihn wenigstens noch ein Mal kurz sprechen und die Sache klären.

Die ersten Wochen wartete er vorne am Parkplatz, in der Hoffnung Kaiba auf dem Weg zu seiner Limousine abzupassen. Doch der CEO bemerkte es immer rechtzeitig, wann Wheeler auf ihn lauerte und wählte dann andere Wege.
 

Der Verliebte blieb aber beharrlich. Seine nächsten Versuche zielten daraufhin ab, dass er ins Gebäude zu gelangen versuchte. Er ging also auf den Direktangriff über. Jedenfalls versuchte er es. Denn bereits nach ein paar Wochen ließ Kaiba dann immer speziell Freitags verstärkt Wachmänner vor der Tür postieren, die strikte Anweisungen hatten, Wheeler nicht ins Gebäude zu lassen.
 

Langsam und widerwillig gab Joey die Belagerung nach weiteren vier Wochen für’s Erste auf. Den Brünetten jedoch konnte er einfach nicht aus seinem Kopf verbannen, was extrem frustrierend und bitter für ihn war.
 

Also fasste er für sich einen Entschluss. Elf Monate war es jetzt her, dass die Schule zu Ende war. Die Gefühle zu Seto taten ihm immer noch weh und es wollte nicht abflauen. So kam er zu der Überzeugung, dass ein Tapetenwechsel gut für ihn sein würde. Zwar war es schade, dass er seine Lehrstelle dafür aufgeben würde, aber mit dieser verzweifelten Sehnsucht zu einer unerfüllten Liebe konnte er nicht weiterleben. Zumal er täglich in Form einer vorbeirauschenden Limousine daran erinnert wurde. Nervlich konnte er das unmöglich weiter durchstehen.
 

So begann er viele Bewerbungen an Universitäten in ganz Japan zu versenden, die weit entfernt von Domino City lagen. Schließlich wollte er dem Eisklotz so weit wie möglich aus dem Weg gehen.

Er bekam jedoch erst mal nur Absagen erteilt. Aber so schnell gab ein Joey Jay Wheeler nicht auf! Also versuchte er es weiterhin.
 

Lange hatte er sich überlegt, was er studieren könnte. Am liebsten natürlich etwas, was mit seinem Hobby „gerne zu essen“ zu tun hatte. Er hatte kein Händchen für Kochen und Backen, daher waren diese Berufe schon eh und je nichts für ihn. Deshalb war er ja auch in einer Ausbildung als Restaurantfachmann und nicht als Koch oder Bäcker gewesen. Nach einigen Recherchen kam er zu dem passenden Studienfach: Ernährungsberater. Dies beinhaltet ebenfalls die Auseinandersetzung mit Lebensmitteln aller Art. Und er würde nicht nur was für sich lernen, sondern konnte dann später mal mit seinem Wissen anderen Menschen helfen. Auch wenn das viele Büffeln hierfür nicht gerade sein Steckenpferd war, wollte er es trotzdem versuchen. Das intensive Lernen würde ihn sicher entsprechend von seiner unerfüllten Liebe ablenken.
 

Eines Morgens lag mal wieder ein Brief mit dem Absender einer Universität, bei der er sich beworben hatte, im Briefkasten. Achtlos warf Joey den Brief auf den Tisch, mit neuen Absagen wollte er sich den heutigen Tag nicht verderben und machte sich zu seiner Arbeit auf.

Erst spät am Abend, bei seiner Rückkehr, öffnete er – wieder mit einer Absage rechnend – den Brief. Aber zu seiner Überraschung, war es eine Zusage.

„So so… ich geh also nach Tokyo…“ murmelte der Blonde leise vor sich hin.

Auf Grund der zahlreichen Absagen, hatte er beinahe nicht mehr daran geglaubt doch noch eine positive Nachricht zu erhalten. Daher versetzte ihn diese Tatsache gerade in eine melancholische Stimmung. Denn jetzt hieß es Nägel mit Köpfen machen und alles hier in seiner Heimatstadt zurücklassen. Seine Schwester, seine Mutter, seine Freunde, die Stadt die er so liebte und nicht zu vergessen, seine große Liebe in Gestalt von Seto Kaiba. Und grade wegen letzterem hatte er sich ja zu diesem Schritt – alle Zelte hier abzureisen- überredet.

Jetzt musste er es nur noch allen sagen.
 

Seine Schwester und Tristan hatten ihm bei den vielen Bewerbungen geholfen und mit ihm nach den Universitäten gesucht. Die beiden freuten sich für ihn, dass es nun endlich mit einer Zusage für eine Aufnahmeprüfung geklappt hatte.

Wenn er diese bestehen würde, ging es wirklich nach Tokyo. Wie wohl seine anderen Freunde darauf reagieren würden?
 

Einige Wochen später…
 

„Ach Leute, egal was ich mache, ich krieg ihn einfach nicht aus dem Kopf!“, beklagte sich der Blondschopf, als er bei Yugi und Yami zu Besuch war.
 

„Das geht leider nicht so schnell Joey. Du musst dir dafür etwas mehr Zeit geben.“, versuchte der ältere der beiden Stachelköpfe ihn wieder aufzubauen.
 

„Zeit, immer nur Zeit. Das hilft auch nichts mehr! Ich habe eine Entscheidung getroffen.“
 

Der Kleinste sah ihn mit seinen großen Augen an. Anhand von Joey’s Stimmlage, war er sicher, dass jetzt gleich etwas kommen würde, was er nicht hören wollte.
 

„Ich habe mich in Tokyo auf einer Universität beworben und an deren Aufnahmeprüfung teilgenommen. Vor drei Tagen kam die Bestätigung, dass ich bestanden habe und übernommen werde.“
 

„WAS?!“
 

Joey erwiderte die entsetzten Gesichter der beiden mit einem beschwichtigtem Lächeln.
 

„Sorry Jungs, aber ich brauche einen Tapetenwechsel, hier halte ich es einfach nicht mehr aus. Sonst geh ich noch die glatt Wände hoch wegen ihm. Und euch ständig zur Last fallen will ich auch nicht. Ich denke das Studium und ein Ortswechsel werden für mich die richtige Ablenkung sein.“
 

Die entsetzten Gesichter von Yami und in erster Linie vom kleinen Yugi wandelten sich zu traurigen Mimen. „Und wann wirst du gehen?“
 

„In zwei Monaten geht das Semester los. Das heißt ich hab bis dahin grade noch Zeit um mir eine Wohnung und einen Nebenjob in Tokyo zu suchen und das ganze irgendwie finanziell über die Bühne zu bringen.“, antwortete der künftige Student mit ruhiger Stimme. Daraufhin ergriff Yami das Wort: „Und was willst du studieren?“
 

„Etwas was richtig gut zu mir passen wird“ grinste der Blonde zunächst. Dann schwieg er einen kurzen Moment, bevor er mit der Sprache rausrückte. Neugierig wurde er von seinen Kumpels angestarrt.
 

„Ernährungswissenschaft und Fitness!“ verkündete Joey nun lautstark und erntete von den äußerlich wie Zwillinge aussehenden Jungs, ein lautstarkes, herzliches Lachen.
 

„Das passt wirklich gut zu dir!“ konnte er zwischen dem Gelächter der beiden heraushören. Sie fanden, dass es wirklich gut zu ihrem immer hungrigen Freund passte. Und was das lernen betraf, eigentlich war es nicht so seine Stärke, dass wussten sie, aber er würde sich da garantiert schon irgendwie durchbeißen. Davon waren die beiden überzeugt.
 

Der angehende Student schaute sich im Internet nach einem Nebenjob und einem Zimmer um. Er vereinbarte Termine zu Besichtigungen und Vorstellungsgesprächen und flog für eine Woche nach Tokyo, um diese wahrzunehmen.

Er staunte nicht schlecht über das Leben in der pulsierenden Großstadt, über die hohen Häusertürme und all den Trubel der dort herrschte. Dagegen war Domino fast wie ein Dorf. Er fühlte sich pudelwohl und war schon bei seinem Kurzbesuch begeistert von dieser Metropole. Das mit dem Nebenjob, in einem Nachtlokal an der Bar, klappte gleich beim ersten Vorstellungsgespräch. Leider erwies es sich mit der Wohnung um einiges schwerer. Die Adressen waren schwer ausfindig zu machen, die vereinbarten Preise wurden nicht eingehalten, die Wohnungen war schon vergeben, oder eine Katastrophe. So dass es sich vermutlich gemütlicher anfühlen musste unter einer Brücke zu schlafen, als eine solche Behausung zu betreten.

Leicht deprimiert, noch keine Wohnung gefunden zu haben, ging Joey zurück in sein Motel und legte sich erstmal schlafen. Schließlich hatte er noch zwei Tage in Tokyo und morgen wollte er sich erstmal auf dem Campus umsehen.
 

Am nächsten morgen spazierte er also auf das Gelände der Universität und schnupperte schon mal die Luft seines neuen Lebens. Hier würde er die nächsten zwei Jahre jeden Tag verbringen. Ob er hier auch wieder so gute Freunde finden würde wie die die er zurücklassen musste? Würden sie ihn als Landei hier akzeptieren? Wäre er ein Außenseiter? Mit einem Schulterzucken ließ der die Gedanken hinter sich, setzte sich auf eine niedrige Mauer und lies sich nach hinten fallen auf das Gras. Er schloss die Augen und genoss erstmal die Sonne, und träumte davon dass alles gut werden würde.

Nachdem er aus seinem kleinen Nickerchen wieder erwachte, ging er zum Verwaltungsgebäude. Vielleicht hatte die nette Dame im Sekretariat ja einen Tipp für ihn als angehenden Student, wo er sich mit seiner Wohnungssuche hinwenden könnte. Sie verwies ihn ans schwarze Brett, wo tatsächlich einige Zettel hingen, bei denen andere Studenten die jetzt fertig waren einen Nachmieter suchten. So fand er eine schnuckeliges Zimmer das sogar nur drei Minuten mit der U-Bahn vom Campus entfernt lag. So die Zukunft ist fertig geplant, jetzt kann sie kommen, dachte er fröhlich, als er wieder im Flieger nach Hause saß.
 

Doch zurück in Domino musste der Blondschopf verwundert feststellen, dass seine Kumpels sich kaum noch bei ihm meldeten. Und wenn er einen zufällig traf, verhielten sie sich auffallend merkwürdig. Selbst Serenity war etwas merkwürdig drauf. Er verstand diese Gesten natürlich völlig falsch, denn er dachte, jetzt wanden sich alle von ihm ab, weil er Domino verlassen und nach Tokyo gehen wollte.

Doch in Wahrheit waren alle nur schwer mit der Vorbereitung der Überraschungsparty für ihn beschäftigt. Und alle hielten sich von ihm fern, um sicher zu gehen dass keiner sich ausversehen verplapperte.
 

Einen Tag vor der geplanten Abreise, hatte Joey alles zusammengepackt und prüfte grade nach, ob er auch wirklich nichts vergessen hatte, als sein Handy vibrierte.

Eine SMS von Tristan mit dem Inhalt:
 

„Komm ins BlueFire, Serenity ist was passiert“,
 

veranlasste ihn, alles stehen und liegen zu lassen und sich umgehend auf den Weg zu machen.
 

Und der Überraschungseffekt war riesig!

Statt besorgten Freunden und einer vielleicht verletzten Serenity warteten ein großer bunt dekorierter und mit einigen Gästen gefüllter Raum auf ihn.

„Leute…was…?“ stammelte er nur und Yami kam direkt auf ihn zu. „Du glaubst doch nicht ernsthaft dass wir dich ohne einen anständigen Knall gehen lassen, oder?“ fragte er breit grinsend und Serenity näherte sich ebenfalls. „Tschuldige großer Bruder, ich hoffe du hast dir nicht zu viele Sorgen um mich gemacht. Aber wir wussten nicht, wie wir dich sonst herlocken sollen.“, bat sie den Älteren um Verzeihung.
 

Joey brauchte ein paar Sekunden um wieder die Fassung zu erlangen.
 

„Versprich mir, nie wieder so was zu machen, hörst du?“ tadelte er seine Schwester und musste kurz darauf ebenfalls grinsen. „Danke Leute, ihr seid echt die besten Kumpels auf Erden.“ Der anschließenden Party stand nun nichts mehr im Wege.
 

Joey freute sich wahnsinnig darüber, dass er an diesem letzten Tag in seiner Heimat seine ganzen Freunde an einem Ort versammelt sehen durfte, um sich von ihnen zu verabschieden. Nacheinander drückte er jeden herzlichst: Yugi, Yami, Tristan, Ryou, Bakura, Malik, Mariku, Tea, Mai, Duke, seine Schwester und sogar den kleinen Mokuba, der ebenfalls gekommen war.

Sie feierten durch, bis zum nächsten Morgen. Bis auf eine kleine Auseinandersetzung die zwischen Duke und Tristan entstand wegen Serenity, lief die Party friedlich ab.
 

Doch der eigentlich wirkliche Abschied, folgte am nächsten Tag, am Flughafen von Domino. Auch hier waren Joey’s Freunde friedlich versammelt und wünschten ihm alles Gute in der Ferne und schärften ihm immer wieder ein, er solle sie ja nicht vergessen und von sich hören lassen.
 

Seine Schwester kam noch einmal auf ihn zu und knuddelte ihn ein letztes Mal zum Abschied. „Großer Bruder, pass gut auf dich auf, hörst du?“ schluchzte sie leise. Er strich ihr daraufhin mehrmals über den Kopf. „Meine kleine Serenity…“.
 

Dann riss sie sich abrupt von ihm los. „Na los, geh schon, sonst verpasst du noch deinen Flug“. stupste sie ihn an, lächelte dabei etwas und ging dann wieder zurück zu den anderen.
 

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht winkte Joey noch einmal allen zu, bevor er sich dann endgültig umdrehte und den Durchgang zum Fluggate passierte.
 

Im Flugzeug angekommen, erwischte er sich dabei, wie auch ihm ein paar Tränen aus dem Augenwinkel huschten. „Na sowas… ich bin doch sonst nicht sentimental“ murmelte er vor sich hin, während er die Tränen mit dem Handrücken beseitigte. Doch er musste zugeben, dass ihm der Abschied schwer gefallen war, insbesondere von seiner Schwester.
 

Nachdem er seinen Platz eingenommen hatte und das Flugzeug bald darauf startete, atmete er einmal tief durch. Sein neuer Lebensabschnitt ohne Seto Kaiba, hatte nun begonnen.
 

Jetzt galt es nur nach vorne zu schauen.
 


 


 

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Wieder einen ganz lieben Knuddel *knuff* an meine Beta usagi_san für die supertolle Überarbeitung des Kaptitels. Was würde ich nur ohne dich machen?! ^-^ DANKE!!!
 


 

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Verrat (und Geständnisse)

Kapitel 3 Verrat (und Geständnisse)
 


 

Nachricht von: Yugami@domino.jap

Betreff: What´s Up?
 

Hey altes Haus :-),
 

wie geht’s dir, bist du gut angekommen?

Wie war dein erster Tag?
 

Schreib bald und oft zurück.
 

Grüße, Yugi

von Yami soll ich dich auch Grüßen


 

oOo
 

Joey schmunzelte nachdem er die E-Mail seines besten Freundes gelesen hatte. Eine Woche war er weg und sie hatten schon Sehnsucht nach ihm. Er hatte hier so viel Ablenkung, dass er das Heimweh oft vergaß. Nur abends, wenn er allein in seiner Bude hockte, kroch die Einsamkeit in ihm empor. Dann überlegte Joey ob es richtig war hier her zu kommen, aber er würde es weiter durchziehen, auf Biegen und Brechen!
 

oOo
 

Nachricht von: JJWheeler@uni-web.jap

Re: Betreff: what´s up?
 

Na ihr zwei ^-^,
 

die Großstadt tut mir echt gut, fühle mich hier ziemlich heimisch.
 

Der erste Tag an der Uni war ganz okay. Hab meine Fächer gewählt und mich in die Vorlesungen eingetragen. Außerdem musste ich mich erstmal durchkämpfen, um zu wissen welche Scheine ich alle machen muss. Das Uni-System ist echt strange, zumindest gegenüber dem was wir in Domino hatten. Da werde ich bestimmte eine Weile brauchen, um mich damit anzufreunden. *zwinker*
 

Habe gleich am ersten Tag einen coolen Typen getroffen - Atemu heißt er. Würde Yami bestimmt gefallen – Sorry Yugi, nicht was du jetzt denkst! Er ist ebenfalls Ägypter meinte ich damit. Er belegt nahezu die gleichen Fächer wie ich. Zudem ist er auch erst diese Woche nach Tokyo gezogen, wieder eine Gemeinsamkeit. Der ist echt krass drauf! Sein Lebensmotto ist:
 

~Genieße das Leben ständig, denn du bist länger tot als lebendig!~
 

Ich glaube jetzt wisst ihr was ich meine. *grins*
 

Er hat mich auch gleich auf einen Trink eingeladen. Glaube mit ihm könnte ich mich gut anfreunden, das ist ein echter Kumpel-Typ.
 

Also macht´s erstmal gut, mein Job ruft, ich muss los.
 

See you. JJ


 

Nachdem der hellhaarige die E-Mail abgeschickt hatte, klappte er seinen Laptop zu und verließ schnellen Schrittes und beschwingt die Wohnung. Er fühlte sich gerade großartig. Sein neues Leben war wie neue Kleidung, die man anzieht und die einem richtig gut passt, in der man sich einfach nur wohlfühlt.
 

oOo
 

Bei Joey scheint ja nichts Weltbewegendes zu passieren, also schauen wir mal ob es was Interessantes in Domino gibt …

 

Arme Serenety. Als Joey nach Tokyo gezogen war, blieb sie familiär gesehen ganz allein hier zurück. Einsam brauchte sie sich jedoch nicht zu fühlen, da ein gewisser braunhaariger, junger Mann mit spitzer Pony-Tolle sie ständig umschwärmte.
 

Seit Joey nicht mehr persönlich ein Auge auf seine Schwester werfen konnte, intensivierte Tristan sein werben um Serenety immer mehr. Sehr zum Leidwesen des jungen Mädchens. Es war gewissermaßen zu viel für sie, es nahm ihr förmlich die Luft zum Atmen. Der hochgewachsene Junge bedrängte sie zwar nicht körperlich, jedoch benötigte Serenety ihren Freiraum. Sie wollte auch mal eine Freundin besuchen oder sonst irgendwas ohne ihren Jugendfreund unternehmen.
 

Sie ahnte, dass von seiner Seite aus Gefühle im Spiel waren. Sie überlegte oft, ob sie in gleicher Weise etwas für ihn übrig hatte. Aber schon bald wusste sie, dass sie nicht mehr als Freundschaft für Tristan übrig hatte.
 

Es war mal wieder ein ganz normaler Freitagnachmittag für Serenety. Sie erledigte gerade ihre Hausarbeiten und als es an der Tür klingelte, war es natürlich niemand geringeres als Tristan.
 

Das war schon das zweite Mal in dieser Woche, dass der Braunhaarige mit einem Blumenstrauß vor ihr stand. Sie wusste so kann es nicht weiter gehen.
 

„Tris, würdest du mich auf einen Kaffee begleiten?“ fragte die kleine Wheeler daher.
 

„Nichts lieber als das!“ war der junge Mann sofort dabei.
 

„Gut, denn ich muss mit dir reden.“, sagte sie mit gesenktem Blick.
 

Diesen sah Tristan jedoch nicht, weil er vorweg eilte, um Serenety eine Jacke zu holen und ihr Gentlemanlike hinein zu helfen. Sie musste seufzen und dachte nach, wie der Größere das jetzt aufnehmen würde was sie ihm zu sagen hatte.
 

Zum Café waren es etwa zehn Minuten zu Fuß, daher ließen sie das Auto stehen und spazierten dort hin. Serenety wählte einen kleinen Tisch in der Ecke aus, dort waren nicht ganz so viele Gäste in der Nähe.

Sie setzten sich und bestellten. Die Kleinere sah den jungen Mann ihr gegenüber mit sorgenvollem Blick in die Augen. Sogleich legte Tristan seine Hände auf die ihren, die sie vor sich auf dem Tisch abgelegt hatte.

„Du schaust so bedrückt, kann ich dir bei etwas helfen?“, fragte er fürsorglich.
 

Die Braunhaarige musste seufzen und wandte ihren Blick ab. Sie biss sich vor Nervosität auf die Lippe und atmete einmal tief durch. Schließlich war es nicht so einfach, was sie jetzt zu sagen hatte. „Tristan, du bist ein lieber und herzensguter Mensch und einer meiner besten Freunde…“, begann sie langsam zu erzählen.

Dann nahm sie ihre Hände aus dem umklammernden Griff ihres Freundes heraus, um sie auf seine Hände zu legen. Sie dachte sich, dass er jetzt mehr Halt nötiger hätte als sie. Daher drückte sie vorsichtig zu. Tristan hob die Augenbraue und legte seinen Kopf schief. Ob er ahnte, dass das Nächste ihm nicht gefallen würde?
 

„Das was ich dir sagen muss, fällt mir nicht leicht und ich möchte dir auch nicht wehtun. Aber ich will auch nicht, dass du dich in etwas verrennst, was nicht ist.“ Abermals musste sie schlucken und suchte nach den Augen ihres Gegenübers.
 

Dieser starrte sie an, konnte keinen Ton herausbringen.
 

„Ich bin dir wirklich dankbar dafür, dass du in den letzten Monaten immer für mich da warst und ein offenes Ohr für mich hattest. Mir ist allerdings nicht entgangen, dass du dir mehr von mir erhoffst.“
 

Grinsend nickte Tristan, bevor sich seine Augen entsetzt weiteten. Was wollte Serenety ihm da eigentlich mitteilen? Es gefiel ihm irgendwie nicht.
 

Serenety verstärkte ihren Griff auf seine Hände und sprach weiter.

„Tristan, du bist einer meiner engsten Freunde und als solchen möchte ich dich nicht verlieren. Aber das, was du dir von mir wünschst, das kann ich dir leider nicht geben. Ich habe lange darüber nachgedacht und weiß nun sicher, dass ich deine Gefühle nicht erwidere. Und es wäre unfair, dir nur was vorzuspielen, das verstehst du doch, oder?“
 

Bei diesem Geständnis verkrampfte sich der Magen des jungen Mannes. Serenety sah wie es in seinen Augenwinkeln zu glitzern begann.

„Es ist wegen Duke, stimmts?!“, brachte er aufgebracht hervor und riss seine Hände von ihren los.
 

Die junge Frau blickte nach unten und nickte kaum merklich, denn sie hatte sich tatsächlich in den Spieleerfinder verliebt.
 

Mit gemischten Gefühlen, in erster Linie Enttäuschung, Wut und Traurigkeit, erhob er sich. Es fühlte sich an, als hätte man ihn der Luft beraubt. Ja, er fühlte sich ~verraten~. Und das ausgerechnet von seinem besten Freund. Sofort verbesserte er sich in Gedanken, denn es war nun sein ehemaliger bester Freund. Er lief nun direkt zum Ausgang und bevor er das Café verließ, drehte er sich kurz um. Er sah wie die braunhaarige ihr Gesicht in den Händen vergrub und wie kleine Kristalle auf den Tisch vor ihr tropften. Nein, trösten konnte er sie jetzt nicht, zu stechend war der Schmerz, den er in seiner Brust empfand.
 

Ziellos lief er durch die Straßen Dominos, bis er vor einer ihm wohlbekannten Haustüre zum stoppen kam. Hier erwachte er wieder und ~Hass~ stieg in ihm auf. Statt zu klingeln begann er die Tür zu bearbeiten, das man meinen konnte er wolle sie mit seinen Trommelschlägen zum zerbersten bringen.
 

Aufgebracht über den ~Terror~ an seiner Haustür, stürmte der Würfelfreak nach unten, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Er riss die Tür auf und blickte überrascht in zwei böse funkelnde Augen. Gleich darauf hielt er sich den schmerzenden Kiefer, da der Größere ihm ohne Vorwarnung eine Kinnharke verpasste, die sich gewaschen hatte.
 

„Waf follte daf denn?“, kam es unverständlich aus dem Mund des Schwarzhaarigen.
 

Jedoch ohne auf die Frage einzugehen, sauste erneute eine Faust auf das Gesicht von Duke zu. Diesmal fing er den Schlag geschickt hab und zwang den Größeren in die Knie. Taylor war so von Wutgefühlen entflammt, dass er wild um sich schlug. So blieb Duke nichts anderes übrig, als ihn auf dem Boden zu fixieren. Eine Schlägerei wollte er damit tunlichst vermeiden, wusste er nicht einmal worum es hier ging.
 

Selbst in dieser ausweglosen Situation gab der Braunhaarige nicht klein bei. Er fluchte, schimpfte, wehrte und wandte sich im Griff des Kleineren. Der Grünäugige sah sich keine andere Abhilfe mehr, als einmal zuzuschlagen, damit der andere wieder zur Vernunft kam.
 

Nach dem dumpfen Schlag auf der Wange hielt Tristan endlich inne. Den Moment nutzend fragte Devlin ihn erneut: „Was sollte das eben?“
 

Böse zischte es von unten: „Ich dachte wir wären beste Freunde. Du wusstest, dass ich Serenety sehr mag. Du kannst alle haben die du willst. Warum musstest du mir ausgerechnet sie ausspannen?“

Irritiert von dem was er da gerade hörte, schüttelte Duke seinen Kopf mit den schwarzen Locken.

„Du kannst es nicht mehr leugnen, sie hat es mir selbst gesagt.“, kamen die Worte nun kraftlos von Tristan.
 

Duke packte ihn am Arm, um ihm aufzuhelfen, damit er sich setzen konnte. Als er selbst merkte wie entkräftet er war, von dem Kampf und den Vorwürfen, ließ er sich neben dem anderen auf dem Boden nieder. Er schaute Taylor mit offenem Mund an und legte ihm dann seine Hand auf die Schulter.
 

Prüfend sah er ihm in die Augen: „Tris, du weist genau ich würde meinem besten Kumpel nie sein Mädchen ausspannen. Seit dem Vorfall auf Joey’s Feier, weis ich das du sie liebst, ich habe dir den Vortritt gelassen.“ Die grünen Augen funkelten ehrlich. Beschwichtigend knuffte Duke ihm in die Seite: „Ich würde nie zulassen, dass sich ein Mädchen zwischen unsere Freundschaft stellt.“
 

Der Größere schüttelte die Hand ab, verschränkte seine Arme vor der Brust und nuschelte, währende er den Blick abwendete: „Genau DAS ist jetzt passiert.“
 

oOo
 

acht Monate später …

 

Ungläubig schüttelte Joey seinen blonden Schopf. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie schnell seine kleine Schwester erwachsen geworden war. Seitlich griff er zu seinem Rucksack, um eine Karte hervorzukramen. Der Rucksack stand neben ihm auf der Rückbank des Taxis, das ihn gerade vom Flughafen zum Standesamt bringen sollte, wo seine Schwester und Duke in wenigen Minuten sich ihr Jawort geben wollten. Er klappte die mittlerweile arg abgegriffene Karte auf und lass zum hundertsten Mal die Worte der Einladung zur Hochzeit der beiden. Dabei wurde er immer hibbeliger, weil er dieses Ereignis um keinen Preis der Welt versäumen wollte.
 

Es ärgerte ihn sehr, dass er wegen der Klausuren nicht ein paar Tage früher kommen konnte. Er hätte seiner Schwester zu gern bei den Vorbereitungen für die Hochzeit geholfen.

Seufzend stieg Joey in der Nähe des Rathauses aus, bezahlte rasch den Fahrer und im nächsten Moment hechtete er schon zum Gebäude hinein.
 

Kopfschüttelnd dachte er, in ein paar Minuten hatte seine Serenety nicht mal mehr den gleichen Nachnamen wie er, dann gehört sie zu einem Anderen. Er hatte viel verpasst!
 

Vor der Halle sah er Tristan stehen, der ungeduldig von einem Bein auf das andere wippte und ständig seine Uhr begutachtete, um dann wieder suchend umher zublickten. Als er Joey endlich erspähte, winkte er ihm ungeduldig zu.
 

„Mensch beeil dich! Wie in der Schule, immer der Letzte oder zu spät!“
 

Joey war mehr als nur überrascht, weil er Taylor hier ganz und gar nicht erwartet hatte. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, demnach muss es den zwei Streithähnen gelungen sein ihre Freundschaft zu kitten. Schnell lief er auf den Größeren zu und ließ sich zu dem Zimmer leiten, in dem gleich die Trauung vollzogen werden sollte.
 

Duke und Serenety standen schon vor dem Standesbeamten, der mit seiner Rede bereits begonnen hatte und beiden die entschiedene Frage gestellt hatte. Leise setzten er und Tristan sich auf einen der freien Stühle. Sie hörten gerade noch wie die beiden „Ja“ sagten und sich dann innig vor allen küssten.
 

Als großer Bruder ließ er es sich natürlich nicht nehmen, der vor Glück strahlenden Serenety als erstes zu gratulieren.
 

„Du siehst bezaubernd aus Frau Delvin.“, grinste Joey bis über beide Ohren, als er seiner Schwester ins Gesicht sah.
 

Ihr stieg die Röte ins Gesicht als sie ihren neuen Namen hörte. Es war ungewohnt. Aber sie war überglücklich nun zu dem Mann zu gehören, den sie liebte.
 

Sie sah wirklich atemberaubend aus! Sie trug ein weißes, körperbetontes Kleid, welches ihre Figur geradezu umschmeichelte. Es war ein leichter fliesender Stoff, der bei jeder ihrer Bewegung leicht flatterte. Die Corsage war mit Blüten und dezent glitzernden Perlen bestickt. Da das Kleid ärmellos war, trug Serenety einen Bolero und durch ihre hohen Absätze, war sie heute ausnahmsweise genauso groß wie Joey. Er drückte sie ohne weitere Vorwarnung ganz fest an sich und konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.
 

„Meine kleine Serenety, ich wünsche dir von Herzen alles, alles Gute!“ dann gab er ihr einen zittrigen Kuss auf die Stirn. Auch Serenetys Augen füllten sich wieder mit Tränen, sie war einfach zu überwältigt von dieser Geste. Schnell zückte sie ein Taschentuch um sich die Augen vorsichtig zu trocknen.
 

Es gab aber jemand, der noch breiter lächelte als Joey, dem sich an diesem Tag alle Träume erfüllt hatten. Dieser junger Mann kam nun auf den Blonden zu. Tadelnd meinte er: „Ich werde es nicht zulassen das jemand meine Frau zum weinen bringt.“
 

Joey sah in die vergnügten grünen Augen von Duke. „Dann musst du besser auf sie aufpassen!“, feixte er grinsend zurück. „Komm her Schwager, lass dich drücken! Ich wünsche euch beiden alles Gute.“
 

Einen Satz konnte Joey sich dennoch nicht verkneifen: „Du weist ja, als großer Bruder muss ich auch meiner Aufsichtspflicht nachkommen. Also pass immer gut auf meine Kleine auf. Wehe ich höre nur eine Beschwerde!“
 

Duke grinste verschlagen: „Ich werde sie hüten wie meinen Augapfel!“ Dabei schlug er Joey zu Bestätigung so fest auf den Rücken, dass dieser aufkeuchend husten musste. Danach schnappte er sich seine Ehefrau und hakte sich bei ihr ein, um mit ihr nach draußen zu gehen.
 

Auf dem Platz vor dem Rathaus stand schon das mit Blumen geschmückte Cabrio bereit. Tristan beeilte sich den beiden die Tür aufzuhalten und setzte sich dann hinter das Steuer. Joey nahm kurz darauf auf dem Beifahersitzt platz.
 

Kurz danach setzte sich ein hupender Autocours in Bewegung. Die Fahrt zur angemieteten Stadthalle, dauerte etwa eine halbe Stunde. Dort war schon alles für ein märchenhaftes Fest in weiß und silber geschmückt. Genau passend für eine Traumhochzeit im westlichen Stil gehalten, wie sie sich Serenety schon immer gewünscht hatte, seit sie ein kleines Mädchen war. Schon damals sah sie gerne westliche Filme und wünschte sich eine Hochzeit wie sie in den Hollywoodstreifen gezeigt wurden. Da diese Art der Feier in Japan immer moderner wurde, war es für das Brautpaar kein Problem, dies auch umzusetzen. Vor einem Jahrzehnt hätte dies sicherlich noch für große Entrüstung in dem traditionsbewussten Land gesorgt.
 

Joey half seiner Schwester mit ihrem etwas fülligen Kleid auszusteigen, als sie die Halle erreicht hatten. So ein großer Reifrock war in solchen Situation leider immer unpraktisch. Das Brautpaar musste vor der Halle erst mal für einige Fotos posieren, erst dann wurden sie in die Halle eingelassen, welche schon bald von den Gästen gefüllt war.
 

Einige Gesichter unter den Gästen kannte der Hellhaarige bereits. Die anderen waren scheinbar Freunde, Bekannte und Verwandte von Devlin und durch die Heirat jetzt mit ihm verschwägert.
 

Es war ein rauschendes Fest. Viele Späße, Gedichte, Gesangsvorführungen und peinliche Sketche musste das Brautpaar über sich ergehen lassen. Viele der Gäste hatten sich etwas ausgedacht zur Freude und Belustigung aller anwesenden. So das es nicht langweilig wurde und es ein Abendfüllendes Programm gab.
 

Das Essen kam auch nicht zu kurz. Das Buffet war wunderbar. Allein die vierstöckige Torte war wirklich nennenswert! Ein Traum in weiß. Ringsum waren die vier Teile mit Buttercremrosen in zartblauen und kunstvollen Ornamenten geschmückt. Als Krönung war oben auf der kleinsten Torte eine Miniatur des Brautpaares aus Schokolade nachgebildet worden.
 

Eine Besonderheit gab es noch an der Torte. Eigentlich würden diese Traditionell von den Brauteltern bereitgestellt. Da Joey und Serenety keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern hatten und diese demnach nicht auf der Hochzeit zugegen waren, wurde sie von den Eltern des Bräutigams gespendet, so wie auch das reichlich vorhandene Fleisch für das Buffet. Dafür hatten sie extra einen Partyservice vor Ort engagiert.
 

Die geladenen Gäste brachten alle Salate, Beilagen und Kuchen mit. Das dadurch entstandene Buffet wurde unter den strengen Augen von Dukes Mutter arrangiert und kunstvoll aufgebaut, dass es eine wahre Augenweide darstellte. Denn Frau Devlin verstand es gekonnt, die Speisen sogar wie Dekoration wirken zu lassen, in dem sie geschickt die Farben der bunten Salate und Beilagen kombinierte.
 

Beim Kuchenbuffet sah es nicht minder atemberaubend aus. Jeder hatte sich unglaublich viel Mühe gegeben beim Backen kleine Kunstwerke entstehen zu lassen. Man musste fast schon angst haben, dass man nicht allein schon vom hinschauen zwei Kilo zunahm.
 

Dank dem Umstand, dass jeder der Gäste einen kleinen Teil beitrug, war es möglich eine große Feier auszurichten ohne dass sich die frisch Vermählten finanziell überlasteten.

So wurde es vor allem für die Beiden ein wunder schönes Fest. Ein Tag der einen Wendepunkt in ihrem Leben darstellte, denn von nun an… Denn von nun an gingen sie gemeinsam durch das Leben.
 

Den Eröffnungstanz machte, wie es im westlichen Stil üblich war, das Brautpaar. Danach kam natürlich der große Bruder dran. Aber auch Tristan durfte einmal mit der Braut tanzen.
 

Zwischen den Gästen entdeckte Joey irgendwann seinen Freund Mokuba zusammen mit Adina. Die zwei waren zu witzig anzusehen. Die Prinzessin und den Vizechef könnte man glatt für Geschwister halten, so ähnlich sahen sich die beiden verlobten.
 

Da er den kleineren der beiden Kaiba-Brüder länger nicht mehr gesehen hatte, um es genau zu sagen ein Jahr, setzte sich Joey auf einen Plausch zu den beiden hin.

Ein bisschen Smalltalk über das Wetter, die Uni und Belangloses. Bis Mokuba endlich auf den Punkt kam.
 

„Du Joey, sag mal ganz ehrlich … Was ist zwischen dir und meinem großen Bruder vorgefallen?“ tastete sich der Jüngere vorsichtig vor.

Der Gefragte verengte kurz die Augen, überlegte wie viel sein Gegenüber wissen könnte. Andererseits hätte er gern gewusst wie es seiner großen Liebe ging.
 

„Nichts direktes … Wieso fragst du?“ bemühte er sich möglichst belanglos zu bleiben.
 

Mokuba setzte seinen Das-weist-du-ganz-genau-Blick auf. Er war sich sicher, dass etwas nicht stimmte. Er schluckte die Genervtheit herunter, dass sein Freund so tat als ob alles in bester Butter sei und begann zu erzählen. Er kannte das Spiel schon zur genüge. Bei zwei Sturköpfen wie seinem großen Bruder und Joey Wheeler brachte alles andere generell keine Ergebnisse. Sobald sie merkten, dass man sie ausfragte, schalten diese auf Stur.
 

„Als ihr auf der Domino-High wart, hat sich mein Nii-Chan mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks über dich aufgeregt. Jedoch kurz vor eurem Abschluss durfte dein Name nicht mehr in seiner Gegenwart verwendet werden.“, mehr gab er erstmal nicht Preis.
 

Warum ein kurzes Lächeln über Joeys Lippen huschte, konnte er sich nicht erklären. „Wirklich?“ fragte dieser ungläubig nach.
 

Mokuba schüttelte innerlich den Kopf. Wenn man denen nicht alles aus der Nase zog, würde man noch dumm sterben.

„Also sag schon, worüber habt ihr euch so derart gestritten, dass er dich aus seinem Leben verbannte und du die Flucht ergriffen hast?“
 

Bis aufs Knochenmark ertappt, weiteten sich Joeys Augen. Es folgte ein gestammeltes „Ähm….also… hast du durst?“
 

Der kleine Kaiba grinste: „Immer!“ und stand sogleich auf, um in Richtung Bar zu gehen. Joey verabschiedete sich höflich von Adina und folgte seinem Gesprächspartner. Das was nun folgte, wollte er durch diese kleine Finte alleine mit ihm besprechen. Draußen und unter vier Augen.
 

„Jetzt spann mich bitte nicht so auf die Folter.“, drängte Mokuba ungeduldig „Mein Bruder hat sich sehr verändert seit ihr aus der Schule gekommen seid und ich glaube nicht zuletzt, dass es an dir liegt, oder etwas was DU getan hast?“
 

„Wie verändert?“, fragte der Blonde nach, schließlich wollte er nicht unbedingt den Grund preisgeben, es war beängstigend wie gut der Wuschelkopf kombinieren konnte.
 

„Wenn Nii-Chan sich früher bei mir über dich aufzuregen pflegte, glaubte ich manchmal seine Augen hätten geleuchtet. Aber seit er dich aus dem Leben gestrichen hat, ist er so kalt, dass sogar ich manchmal Angst vor ihm habe. Er arbeitet viel mehr und länger als zuvor und …“ berichtete er betrübt, brach ab und begutachtete den Boden.
 

Joey ging in die Knie um seinen Freund wieder aufblicken zu lassen, bei seiner Schwester half dieser Trick schließlich immer, wenn er sie von unten mit dem süßen Schmollblick angesehen hatte. Mokuba war natürlich kein kleines Mädchen, aber der ungewohnte Anblick des Älteren zeigte auch bei ihm die gleiche Wirkung.
 

„Und … was?“ wollte er nun vom Jüngeren wissen.

Dieser schüttelte den Kopf und presste sichtbar die Lippen aufeinander, als Zeichen dass er vorerst nichts weiter preisgeben würde.

„Erst du!“
 

Der Ältere seufzte und überlegte eine Weile ob er es Mokuba so einfach erzählen könnte, was vorgefallen war. Die Andeutungen des Kleineren hatten seine Neugierde geweckt und er wollte schon gerne wissen, was mit Seto auf sich hatte. Aus dem Herzen und aus dem Kopf hatte er den Firmenbesitzer noch lange nicht verbannen können. Außerdem war er mit dem Wuschelkopf schon lange befreundet und konnte es sich nicht vorstellen, dass dieser etwas ausplaudern würde. So kam Joey zu dem Entschluss, es einfach zu erzählen.
 

„Also gut, aber bitte lach mich nicht aus oder so, okay?“
 

Mokuba schüttelte eifrig den Kopf und signalisierte mit leuchtenden Augen, dass er ganz Ohr war.
 

Sehr leise und mit gesenktem Blick sprach Joey es aus: „Ich hab’ mich in ihn verliebt.“
 

Überrascht schluckte der Schwarzhaarige: „Und das hast du Seto gesagt?“

Betreten nickte Joey.
 

„Und wie hat er reagiert?“
 

Joey lachte bitter auf: „ Ich bekam ne Ohrfeige von ihm verpasst und ich soll ihn nie wieder ansprechen und das Ganze vergessen.“
 

„Das ist hart… tut mir leid.“, kam es nun mitfühlend vom Schwarzhaarigen.
 

„Es muss dir nicht leid tun, es war ja Seto und nicht du.“
 

„Wenn ich das nur früher gewusst hätte…“
 

Irritiert hob Joey eine Augenbraue und legte den Kopf etwas schief.
 

„War nur so daher gesagt …“ verteidigte sich Mokuba schnell und schaute woanders hin.
 

„Ein Kaiba sagt nie was ohne Grund, selbst du nicht!“ versuchte Joey diesen zu locken.
 

Der Wuschelkopf verzog sein Gesicht und schnaufte kurz: „Also gut. Alles was mein lieber großer Bruder seit dem tut, schien ihm als Ablenkung zu dienen. Allerdings wusste ich nur nicht, wovon es ihn ablenken sollte.“
 

Zunächst starr vor Schreck, fragte Joey nun ungläubig nach: „Du meinst ablenken von…?.“, weiter kam er nicht, blieben ihm jetzt die Worte im Halse stecken. Tonlos zeigte er auf sich.

Mokuba zuckte mit den Achseln: „Zumindest hat er seit dieser Zeit angefangen immer wieder Neue, er nennt sie „Spielzeuge“, zu Daten. Er trifft sich höchstens eine Woche lang mit ihnen, dann gibt es nach kurzer Zeit wieder einen Neuen.“
 

Der Blonde wusste darauf nichts zu sagen. Er wusste nicht wie er es deuten sollte, was Mokuba ihm da grade erzählt hatte.
 

Die Tür schwang auf und Tristan kam nach draußen. „Mensch Joey wo hängst du rum? Komm rein, Serenety sucht dich schon überall!“, und ehe der Gesuchte noch etwas erwidern konnte, wurde er von Tristan am Arm gepackt und nach drinnen gezerrt.
 


 

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So jetzt muss ich erstmal meine Beta Knuddeln!!

*knuff* an usagi_san du forderst mich zwar

ganz schon *zwinker* muss ja so sein – aber die

Zusammenarbeit mit dir macht mir richtig, riesig Spaß!
 

DANKE ^^
 

*winkwink* o(^.-)/
 


 

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Schnulze

Ein dicken *Knuddel-Kuff* für meine Beta usagi_san ^-^

DANKE!!! Für deine Hilfe – DU BIST SUPER!!!
 

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Kurzinfo:
 

Damit ich keine erfundenen Charaktere benutzen muss, nehme ich mir die Freiheit zwei Rollen doppelt zu belegen XD. Da ich noch ein paar Freunde für Joey an der Uni brauche, habe ich das jetzt mal so gemacht =^.^=
 

Atemu = der Pharao

(bitte nicht verwechseln mit Yami, der in Domino ist und mit Yugi zusammen) ^-^
 

Namu = Deckname den Malik Ischtar benutzt hat

(hier gibt’s ihn als getrennte Person, einmal Namu in Tokio und Malik in Domino)
 

Ich will euch nicht weiter zutexten - viel Spaß beim lesen, wir hoffen es gefällt euch ^-^
 

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Kapitel 4 Schnulze
 


 

Mit einem Schmunzeln dachte Joey an den ersten Tag in Tokyo. An den Tag, als sein neues Leben endlich begonnen hatte und daran wie er diese Bekanntschaft machte.
 

Unbeholfen, wie ein Joseph Jay Wheeler hin und wieder wirkte, tapste er durch die Flure des Universitätsgebäudes. Er hätte diesen Sachverhalt nie und nimmer zugegeben, aber an diesem Tag war es so. Seine Unterlagen hielt er vor die Brust gepresst und lief in Gedanken verloren drauf los. Er war auf der Suche nach dem Raum, in welchem er jetzt seine erste Vorlesung hatte. Aber momentan glich alles mehr einem Labyrinth, als einem Ort wo er etwas lernen könnte.

Er achtete nicht auf den Weg, sondern schaute links auf sämtliche Schilder an den Saaltüren. Das er so sehr auf die kleinen Schildchen fixiert war, sollte ihm schnell zum Verhängnis werden. Denn soeben lief er geradewegs in einen Studenten hinein. Er spürte etwas nasses, kaltes, was sich augenblicklich über ihn ergoss. Aufgeschreckt von dieser Dusche, fand er schnell wieder zurück in die reale Welt.
 

Der Student, dem das verschüttete Getränk gehörte, hatte nichts abbekommen. Er stand lachend vor dem Blonden, dessen Haare triefend, feucht über die Stirn herunter hingen. Joey funkelte ihn böse an.
 

„Hey, ich hatte nicht vor dich auf ein Getränk einzuladen.“, scherzte der angerempelte. Irritiert, von dem Aussehen des Hochschülers, starrte Joey diesen ungläubig an. Diese Ähnlichkeit zu Yami war einfach verblüffend. Die beiden konnten glatt Cousins sein, dachte sich Joey.
 

Während er von dem Blondschopf so angestarrt wurde, ergriff der noch unbekannte Student - sich am Kopf kratzend - wieder das Wort. „Du wirst doch nicht aus Zucker sein und mir jetzt eingehen?“, fragte er nahezu bekümmert nach.
 

„Äh, was? …. Ja, … also nein, … hm… nur komplett nass.“, war die stammelnde, sinnfreie Antwort von Wheeler. Er war immer noch von der Ähnlichkeit des Mannes vor ihm zu Yami verwundert. Daher konnte er sich nicht auf diese Unterhaltung konzentrieren und achtete ebenso wenig auf das, was er vor sich hinplapperte. Der Andere konnte sich keinen Reim darauf machen, warum der blonde junge Mann vor ihm dermaßen durcheinander war. Fand es jedoch witzig, dass er von einem böse funkelnden Gesichtsausdruck in einen ziemlich ratlosen gedriftet war.

„Na komm, ich helfe dir mal.“
 

Er hob die Bücher des Kleineren auf und zeigte ihm wo die Toiletten zu finden waren. Dort angekommen, reichte er ihm erstmal einige Papiertücher, damit dieser sich abtrocknen konnte. Der Mann, der Yami so ähnlich sah, lehnte sich lässig an die Fliesen und wartete bis Joey fertig war. Als der Blondschopf seine Bücher wieder haben wollte, hielt ihm der Student mit dem etwas dunkleren Teint seine Hand hin.

„Da wir unsere Freundschaft schon mit Wasser begossen haben – ich bin Atemu.“
 

Verdutzt schlug Wheeler ein: „Joey...und wieso begossen?“
 

Der Größere lachte abermals und gab ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter: „Du gefällst mir jetzt schon! Bisschen verpeilt, aber sonst okay.“
 

Joey knurrte ihn an. Was fiel dem ein, so einen blöden Spruch abzulassen? Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, fragte der Ägypter ihn ohne zu spaßen: „Zu welcher Lesung musst du jetzt?“

Wie es der Zufall wollte, war es dieselbe Lesung und nicht nur die einigste Gemeinsame an diesem Tag.
 

Nach Unterrichtsende liefen sie gemeinsam über das Campusgelände. Kurz bevor sie es verließen fragte Atemu: „Geh’n wir zusammen noch einen trinken?“
 

„Ich hätte nichts dagegen, ein bisschen Zeit hab ich noch, bevor meine Schicht anfängt.“, lächelte der Blonde erfreut und schlug ein.
 

„Kennst du was passendes hier in der Nähe?“
 

„Nöö, ich bin genauso neu hier, wie du!“
 

Daraufhin zückte Atemu sein Handy. Ehe Joey nachfragen konnte, wenn er anrufen wollte, schien der gewünschte Gesprächspartner bereits am anderen Ende dran zu sein.

„Hey Namu, ich hab jetzt aus. Wohin würdest du gehen um noch einen zu trinken? … Ja jetzt, nicht erst heut Abend … hm … okay … ja das hört sich gut an … danke … bis später.“

Grinsend legte er auf. „Komm mit, ich habe einen Geheimtipp.“
 

„Okay. Und wer ist Namu?“
 

„Ach, mit dem Teil ich mir nur eine WG.“, sagte Atemu mit seltsam schmunzelnden Augen. Joey beachtete es nicht weiter.

„Sag mal, bekomm ich deine Handynummer?“
 

„Hm?“ kam es verdutzt von Joey.
 

„Na hör mal! So oft wie wir uns heut schon über den Weg gelaufen sind, will das Schicksal das wir Freunde werden.“ Mit diesen Worten legte Atemu einen Arm um Joeys Schulter, als wären sie bereits die besten Kumpels.

„Außerdem, wenn wir jetzt gleich unser erstes Date haben brauch ich doch deine Nummer, um danach mit dir Schluss machen zu können. Persönlich, Auge in Auge würde ich mich das doch nieee~ trauen.“

Er ließ von Joey ab und zog beinahe theatralisch eine dicke Schmolllippe.
 

Joey schüttelte den Kopf: „Spinner!“

So jemand war ihm noch nicht untergekommen, aber dafür hatte er den ganzen Tag keine Langeweile gehabt. Nur irritierten ihn öfters die zweideutigen und zynischen Aussagen des Anderen. Dessen ungeachtet, rückte er seine Nummer heraus. Atemu rief die nun gespeicherte Nummer sofort zurück und ließ es kurz anklingeln, damit auch Joey seine hatte.
 

Die Bar die Namu ihnen beschrieben hatte war gut besucht, hauptsächlich junge Leute, wahrscheinlich alles Studenten. Durch das Ambiente eines Kellergewölbes, wirkte es sehr gemütlich. Atemu suchte einen kleinen Tisch aus. „Was willst du trinken? Ich lade dich ein.“
 

Joey nahm sich die Karte. Da er noch arbeiten musste, wollte er etwas mit nicht so viel Alkohol. Obgleich er in einer Bar nicht seinen heiß geliebten Kakao bestellen würde, sollte es zumindest etwas süßes sein, darauf hatte er jetzt einfach Lust.

„Ich nehme eine PinaColada.“
 

„Oho~ du bist also ein Süßer?“, kam es daraufhin mit spielerischer Stimme von Atemu.
 

Als eine Bedienung an den Tisch kam, bestellte Atemu, der etwas älter als Joey war, neben der Pina Colada einen Aperol Tonic für sich und wand sich gleich danach wieder an den Blondschopf.

„Also… du bist von Domino Hals über Kopf abgehauen und hier auf der Uni gelandet?“
 

„Nicht ganz, aber so ähnlich“, antwortete Joey knapp.
 

Atemu betrachtete eine Zeit lang aufmerksam die schönen schokobraunen Augen. Bis es Joey zu blöd wurde und er den Blick senkte. Er fühlte sich verunsichert. Was sollte das Ganze? Was wollte Atemu wirklich?

Dieser lachte in dem Moment wieder auf, beugte sich etwas vor, ergriff Joeys Gesicht mit beiden Händen und fuhr mit seinem Daumen zärtlich über dessen Lippen.

Der Blonde riss die Augen weit auf. Unfähig sich zu bewegen, sah er, wie sein Gegenüber sich immer mehr näherte, bis er kurz vor seinem Mund stoppte.
 

Dieses kleine Stocken genügte, damit sich Joey aus der Starre löste und von Atemu losriss. „Was soll der Scheiß?!!“, kam es fast grollend vom Hellhaarigen.
 

Der Ägypter lehnte sich breitgrinsend in seinen Stuhl zurück.

„Glückwunsch, du hast den Test bestanden.“
 

„Test?! – Welchen Test?“ , blinzelte der Kleinere ungläubig.
 

„Ich wollte nur wissen, wie weit du über ihn hinweg bist.“
 

Sowohl fragend als auch fassungslos blickte der Hellhaarige sein Gegenüber an. Joey hatte doch gar nichts von Kaiba erwähnt! Auch wenn er den ganzen Tag lang an ihn gedacht hatte. Und das obwohl er ihn ja eigentlich vergessen wollte.

Schmunzelnd erklärte Atemu: „Ach Kleiner, ein Blick in deine schönen Augen und du liegst vor mir wie ein offenes Buch.“
 

„Will heißen?“, hakte Joey gereizt nach.
 

Überlegen strahlte Atemu den Jüngeren an: „Du bist aus Liebeskummer geflüchtet und hoffst ihn hier zu vergessen, stimmts?“
 

„Krrrr krrr… Bitte legen Sie Ihren Sicherheitsgurt an krrr … bringen Ihre Sitze in die aufrechte Position zurück… krrr Bitte stellen Sie auch krr … das Rauchen ein.. krrr…“ knisterte die Stimme aus den Lautsprechern. Wheeler erwachte aus seinen Erinnerungen und folgte den Anweisungen. Der Landeanflug in Tokyo stand also kurz bevor.
 

„Ja Atemu ist eine Marke für sich, aber auch ein verdammt guter Freund im letzten Jahr für mich geworden,. Er ist ein Kamerad dem man absolut ~Vertrauen~ kann! Vor allem einer, der immer weiß was mit mir los ist, selbst ohne Worte.“, schloss Joey gedanklich seine Erinnerungen ab.
 

oOo
 

Joey eilte zum Hintereingang der Bar, er war wieder sehr knapp zu seiner Schicht gekommen. Er zog sich schnell um und meldete kurz beim Chef, dass er da sei. Danach ging er hinter den Tresen um Getränke auszuschenken. Die Bar war an dem Abend spärlich besucht. Unter der Woche war nie viel los und so wurde es dem Blonden schnell langweilig. Ihm gingen Mokubas Worte nicht aus dem Kopf und so verweilten seine Gedanken schon wieder bei dem CEO. Dabei versuchte er ihn doch schon seit einem Jahr aus dem Kopf zu kriegen. Würde er ihn etwa nie loswerden?
 

Zwei schnipsende Finger vor seinen Augen und zwei strahlende, amethystfarbene, Irriden holten ihn die Wirklichkeit zurück.
 

„Oh äh… hi Atemu.“, begrüßte Joey den Mann, der urplötzlich in seinem Blickfeld aufgetaucht war und neben dem es zu kichern begann.

„Und auch hi Namu…. Schön euch beide zu sehen.“, stotterte Joey beschämt.
 

Atemu tadelte den Kleineren gleich. „Tzz, Tzz, tzz! So wird das aber nix mit dem darüber hinweg kommen, wenn du ständig von ihm träumst.“

Verlegen weil Atemu scheinbar schon wieder seine Gedanken kannte, nickte Joey und seufzte: „Ich weis.“
 

Namu setzt sich auf einen Barhocker: „Ist was vorgefallen, als du deine Schwester besucht hast?“

„Nein.“ meinte er, aber seine Bedrückung war deutlich heraus zu hören.
 

„Meine Meinung kennst du.“, entgegnete Atemu aufmunternd, während er Joeys Kinn anhob, da dieser schon wieder dabei war den Boden zu betrachten.

„Du solltest die eine neue Flamme suchen!“
 

Joey atmete hörbar aus und zuckte hilflos mit den Schultern. Wie oft hatten ihm die beiden das schon geraten, oder ihm ein anderes Angebot gemacht, z. B. dass sie zu dritt mal … wobei er jedes Mal abgelehnt hatte.
 

Eine Stunde später...
 

Namu stieß Atemu in die Seite und flüsterte ihm zu: „Bingo! Schau mal unser Kleiner sabbert gleich.“
 

Atemu folgte Joeys bohrenden Blicken, zu einem hochgewachsenen, jungen Mann mit dunklem Teint und weißen langen Haaren die wirr abstanden. Dieser war ein echter Blickfang, nicht zuletzt weil die hellen Haare so derartig in Kontrast zu seiner dunklen Haut standen. Er selbst musste sich über die Lippen lecken. Namu gab ihm erneut einen tadelnden Stoß. „Der ist für den Kleinen!“
 

Der Barbesucher hatte eine schlanke aber scheinbar trainierte Gestalt. Den Anzug den er trug, ließ ihn unverschämt gut aussehen. Scheinbar ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er hatte eine selbstsichere, kühle Ausstrahlung, gemischt mit einer Briese Arroganz.

Kurzum: Das Gesamtpaket war einfach umwerfend!
 

Als die braunen Augen auf die feurig roten trafen, hielt Joey die Luft an, denn diese sahen verboten gut aus! Und die Narbe über dem rechten Auge ließ es geheimnisvoll wirken. Der Gast schmunzelte und wand sich wieder seinem Gegenüber zu. Joey war inzwischen völlig von dessen Aura eingesogen worden.

Seinen Kumpels war das nicht entgangen. So war es Namu, der diesmal scheinheilig fragte: „Was interessantes gesichtet?“
 

Immer noch gefangen von dem kurzen Blickkontakt, antwortete Joey verträumt: „Vielleicht…?“, dazu nickte er scheinbar unmerklich.
 

Atemu grinste. Namu zwinkerte ihm zu und rutschte sofort auf seinen Schoß.

„Denkst du das selbe wie ich?“, flüsterte Atemu.

„Ja wir sollten ihm etwas helfen … was denkst du wie viel Feuer er braucht?“

„Finden wir es heraus.“
 

Sogleich nahm Atemu die Lippen seines WG-Partners, vor Joeys Augen, in beschlag. Er zog Namu näher an sich heran und schlich mit seinen Händen unter dessen bauchfreien lila Hoodie, auf den nackten Rücken. Genießend legte Namu seinen Kopf in den Nacken.
 

Mehr oder weniger unfreiwillig, musste sich Joey anschauen, was die beiden da wieder trieben. Aber wie konnte er den Blick auch abwenden, wenn ihn Atemu, trotz seines Tuns mit Namu, beständig und auffordernd in die Augen schaute. Beinahe so als ob er sagen wollte, das könntest du auch haben. Der Blonde sah, wie ihre Zungen sich innig liebkosten, wie sich Namu bereitwillig führen ließ und sich in Atemus Arme schmiegte. Als Namu dann leise zu stöhnen begann, wurde es dem Blondschopf zu bunt.
 

„Ist gut, ihr könnt aufhören, … ich hab es ja verstanden.“, knurrte Joey. Ihm wurde in diesem Moment wieder schmerzlich bewusst, dass auch er sich nach Nähe sehnte.
 

Grinsend lösten sich die WG-Partner und Namu nahm erneut kein Blatt vor den Mund: „Worauf wartest du noch? Don’t hesitate! Hol ihn dir!“, dabei deutete er mit dem Kopf in Richtung des Weishaarigen.
 

Erneut sah sich Joey darin bestätigt, dass die beiden nicht nur schräg drauf waren, sondern auch ohne jegliches Schamgefühl. – Schlichtweg unmöglich!

Aber sie konnten ihn durchschauen, zumindest ahnten die beiden, ständig was er dachte – beängstigend! Nur Namus Satz gefiel ihm nicht, als er das letzte Mal auf diesen Spruch hörte ging es mächtig in die Hose.
 

Der Hellhaarige meinte belächelnd. „Träumt weiter! … kleiner Barangestellter trifft tollen, gutaussehenden Geschäftsmann, sie verlieben sich und leben Glücklich bis and Ende ihrer Tage – das funktioniert nur bei einer ~Schnulze~ im dritten Programm.“
 

Atemu zog eine Schmolllippe: „Och, hast du etwa Angst das es klappen könnte?“
 

Joey rollte etwas genervt mit den Augen und sah dann wieder in die zwei grinsenden Gesichter. Er wusste, dass sie es ernst meinten und ihn noch heute Abend verkuppeln würden, wenn er dem zustimmen würde. Als er daran dachte wurde ihm ein wenig schwummerig. Seine Gedanken gerieten durcheinander, in Gewissenskonflikte und brachen regelrecht über ihn zusammen.
 

So sprach er seinen Kollegen an: „Übernimmst du mal kurz? Ich komme gleich wieder.“ Ohne auf eine Antwort zu warten oder auf seine Kumpels zu achten, verließ der Jüngste den Tresen und eilte in den Personalraum.
 

Drinnen angekommen lief er auf und ab. Er war innerlich total aufgewühlt. Seine Gedanken hingen mal wieder bei Kaiba. Dieser hatte ihm ja unmissverständlich klar gemacht, er solle ihn vergessen. Aber warum hing er immer noch an ihm? Immerhin hatte der CEO, nach Mokubas Erzählungen zu folge, seinen Spaß und alle Nase lang einen anderen. Warum also sollte man ihm treu bleiben? Wieso beschäftigte es ihn so sehr? Wieso bekam er den Mann, zu dem er so loyal war und denn er wohl nie erreichen würde, einfach nicht aus dem Kopf heraus? Fragen über Fragen überkamen den blonden Wirbelwind und er wurde wütend. In seiner Wut holte Joey aus und schlug mit der Faust gegen die gekachelte Wand. Den dadurch entstandenen Schmerz ignorierte er einfach.
 

Derweil saßen die WG-Partner immer noch am Tresen und wunderten sich über das Verschwinden ihres Freundes.

„Schon eine viertel Stunde…“, kam es leise von Atemu.

„Haben wir es übertrieben?“

Atemu schüttelte den Kopf: „Ich schau mal nach ihm.“
 

Wenige Minuten später spürte Joey eine Hand auf seiner Schulter:

„Alles okay bei dir?“, drang Atemus Stimme an sein Ohr.
 

Der Blonde verneinte es und wand sich zu dem Ägypter um. Dieser wunderte sich über den traurigen Blick.

„Sag mir, was empfindest du für Namu?“, kam es auf einmal von Wheeler.
 

„Wir haben nur ein Hooking- Up, keine Gefühle, keine Reue. Wir sind WG-Partner with benefits und Freunde.“, erklärte Atemu ganz offen.
 

Joey schluckte, bevor er die nächste Frage formulierte: „Und was… empfindest du für mich?“
 

Überrascht von dieser Frage trat der Ägypter einen Schritt zurück. Er sah wieder wie ernst es Joey war und so gab er auch diesmal wieder eine ehrliche Antwort. „Joey, wir sind nur Freunde.“
 

Dessen Miene erhellte sich: „Erinnerst du dich an den ersten Tag auf der Uni und mittags in der Kellerbar? Was sollte dort das Gefasel von einem Test?“
 

„Hättest du mich geküsst, wärst du ihm in Gedanken nicht mehr treu gewesen. Deine Augen sahen so traurig aus. Ich wollte lediglich wissen in welcher Liebeskummerphase du damals gesteckt hast.“
 

Seufzend lehnte sich Joey an die gekachelte Wand zurück und schloss die Augen. „Keine Gefühle… keine Reue“, nuschelte er. „… nur ein Test also…“

Nach einem Moment der Stille schlug er die Augen wieder auf und blickte sein Gegenüber direkt an: „Atemu? Bitte küss mich.“
 

Dieser kam auf Joey zu, legte seine Hände links und rechts neben dem blonden Schopf auf die Wand und näherte sich dessen Mund. Er versiegelte die Lippen des Kleineren, zog ihn in einen sanften Kuss. Er bewegte seine Lippen innig auf denen des anderen. Gerade als Joey begann der Berührung zu antworten, drückte Atemu leicht seine Arme durch um wieder eine minimale Distanz zwischen ihnen zu schaffen.
 

Joey spürte den Atem auf seiner Wange. Selbst mit geschlossenen Augen wusste er, dass die warmen, weichen Lippen nur Millimeter von den seinen entfernt waren. Sogleich kam er hinterher und griff nach der menschlichen Nähe die er brauchte, die sein Herz so vermisste. Um endlich die Kälte, die Kaiba bei ihm hinterlassen hatte, zu vertreiben.
 

Keine Gefühle, keine Reue.
 

Er nahm die Lippen in beschlag, intensivierte und vervollständigte den Kuss, genoss diese Zärtlichkeit. Atemu spielte bereitwillig mit, lies ihn so lange gewähren bis Joey sich wieder löste.
 

Breit grinsend sah er den Jüngeren an. „Na? Bist du jetzt bereit für das Sahneschnittchen da draußen?“
 

Joey zog die Augenbraue hoch: „Wie kann man nur so direkt sein? Aber ja ich will Kaiba endgültig vergessen.“

Atemu triumphierte: „So gefällst du mir!“

Er legte seinen Arm um Joey und zog ihn mit in die Bar zurück.
 

Er und Namu tuschelten kurz, dann baten sie Joey um einen Zettel und einen Stift. Schnell hatten die Verschwörer grinsend etwas darauf gekritzelt. Noch bevor der kleine Chaot Einspruch erheben konnte, war Atemu schon zu dem Weißhaarigen unterwegs. Er tuschelte kurz mit dem Fremden und legte den Zettel vor ihm auf den Tisch ab. Während Atemu nun wieder zur Bar zurückkehrte, schaute der noch Unbekannte einige Male intensiv zu Joey rüber. Dann nahm er das Stück Papier vom Tisch und klappte es auf. Ein breites Grinsen legte sich über seine Lippen.
 

Der Blondschopf wollte es nun endlich wissen: „Raus damit! Was habt ihr da drauf geschrieben?“

Doch die zwei Verschwörer schwiegen sich genüsslich aus.
 

Der interessante Gast bezahlte. Sein Weg nach draußen führte an der Bar vorbei. Mit zwei Fingern hielt er den Zettel nach oben und warf dem blonden Barkeeper noch einen letzten Blick zu, bevor er ging.
 

Namu kippelte ungeduldig auf seinem Hocker herum: „Du solltest dein Handy wieder laut schalten, könnte sich heute Abend für dich lohnen.“
 

Atemu löste endlich das Rätsel und flüsterte Joey geheimnisvoll zu: „’~Ich kann dir meinen Namen nicht verraten, doch ich hoffe du verliebst dich schon mal in meine Handynummer!’~ – haben wir auf den Zettel geschrieben.“

Joey schmunzelte, irgendwie war der Spruch süß.
 

Keine viertel Stunde später klingelte sein Mobiltelefon tatsächlich. Auf der Anzeige war keine Nummer zu lesen.
 

„Hallo?!“ meldete sich Joey unsicher.

„Wie lange arbeitest du noch?“ fragte eine dunkle, anziehende männliche Stimme.

„Meine Schicht geht noch bis 1 Uhr.“
 

„Das sind knapp zwei Stunden. …Du hast genau dreißig Sekunden Zeit mir zu erklären, warum es sich für mich lohnt um 1 Uhr noch mal vorbeizukommen und dich abzuholen. Überlege dir gut was du sagst, genügt es mir nicht, lege ich auf. Deine Zeit läuft ab jetzt.“
 

Joey schluckte.

Sein Gesicht wurde kreidebleich.
 


 

.

(Joey´s) Natur

Kapitel 5 (Joey´s) Natur
 


 


 

Joey’s Sicht:
 


 

Überrascht schaue ich auf mein Handy. Ein Anruf mit unterdrückter Nummer. Atemu hatte dem Gast zwar einen Zettel mit meiner Nummer und diesem witzigen Spruch gegeben, jedoch hätte ich nie geglaubt, dass er zurückruft.
 

Aber mal ganz ehrlich, es könnte mich in diesem Moment sonst wer anrufen. Warum sollte ein so lässiger, cooler und selbstsicherer auftretender Mann mich den wirklich zurückrufen wollen? Eigentlich habe ich ihm nur nachgeschaut, weil er mich durch sein Auftreten an Seto erinnert hat. Was will so ein Erfolgsmensch, der Kaiba fast etwas ähnlich sein könnte, mit einem kleinen Köter wie mir?
 

Das Handy in meiner Hand klingelt noch immer. Ich sehe es fassungslos an. Namus Stimme dringt wie durch Nebel an mein Ohr, er will, dass ich ran gehe. Erst nach Atemus freundschaftlichem Schlag, bewege ich meine Finger auf das kleine grüne Symbol. Jetzt geht alles ganz schnell. Ich melde mich mit einem unsicheren: „Hallo?“
 

„Wie lange arbeitest du noch?“, kommt es prompt zurück.
 

Diese mir unbekannte Stimme am anderen Ende jagt mir einen Schauer über den Rücken. Mein Anrufer hat sich nicht mit Namen gemeldet. Ich hoffe dennoch, dass ER es ist. Der Ton des Unbekannten ist so männlich, tief und dunkel, dass ich dabei keine klaren Gedanken mehr fassen kann. Wie automatisch bewegen sich meine Lippen um eine Antwort zu geben.
 

„Meine Schicht geht noch bis 1 Uhr.“, kommt es monoton aus meiner Kehle. Nicht mal über meine Stimmbänder habe ich momentan Einfluss. Ich möchte im Erdboden versinken, so dämlich, klein und unbedeutend komme ich mir vor, außer Standes eine simple Konversation die aus Frage und Antwort besteht, zu führen. Er legt sicher gleich wieder auf, ist meine größte Befürchtung. Ich beiße mir auf die Lippe, warum immer ich? Wieso nur komme ich ständig vom Regen in die Traufe? Hasst mich Fortuna so dermaßen?
 

Kein Tuten. Kein Zeichen das er aufgelegt hat. Im Gegenteil, ich höre diese unglaubliche Stimme wieder. Eine Stimme die mein Herz weiter zum rasen anregt.
 

Scheiße Joey, konzentriere dich endlich! Meine Gedanken sind wie kleine Kinder, ständig sind sie am wegrennen und beschäftigen mich so sehr, dass ich das wesentliche vergesse. Wie war doch gleich seine Frage? Warum verwirren mich seine roten Augen, die ich im Geiste vor mir sehe, wie sie meine Kleidung durchzudringen versuchen, nur so sehr?
 

„Das sind knapp zwei Stunden. …Du hast genau dreißig Sekunden Zeit mir zu erklären, warum es sich für mich lohnt um 1 Uhr noch mal vorbeizukommen und dich abzuholen. Überlege dir gut was du sagst, genügt es mir nicht, lege ich auf. Deine Zeit läuft ab jetzt.“
 

Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter, er ist noch dran, welch Glück! Meine Finger fühlen sich auf einmal so eisig an. Das Handy wird mir so schwer in der Hand, in meinem Kopf ist alles Leer und mir ist schwindelig.

„Oh Mensch Joey, nicht umkippen!“, rede ich mir gut zu.

Was noch schlimmer ist, die Zeit läuft mir davon. Dreißig Sekunden, wie viel habe ich schon ungenutzt verstreichen lassen? Mist, was mach ich jetzt? Das gibt es nicht, mir fällt nichts ein!
 

Autsch! Wieso kaue ich noch immer auf meiner Lippe herum? Bitte, mir muss doch was einfallen. Früher klappte das spontan bei Kaiba und er ist der absolute Übermensch, ihm habe ich auch immer Paroli geboten. Stell dich nicht so an Wheeler, mach endlich den Mund auf, sonst ist er weg! Und das kannst du doch nicht wollen?
 

Okay! Schnell schlucke ich den Kloß in meinem Hals herunter und los! … Auf ins Verderben! Ich rede mich jetzt bestimmt um Kopf und Kragen in meiner Schusseligkeit. Was wünschte ich mir jetzt einen kleinen Mann im Ohr, der mir gerissene und charmante Dinge ins Ohr säuselt. Worte die den hübschen, orientalischen Anrufer an mich fesseln würde.

Ich setze ein Lächeln auf, denn ich hatte mal gehört, dass man es an der Stimme hören könnte, welche Mimik man augenblicklich hat.
 

„Ist es nicht schon Grund genug, dass du meine Nummer gewählt hast? Oder wolltest du nur testen ob die Stimme zum Rest passt?“, frage ich frech. Ich hoffe das war gut? Meine Zunge fühlt sich jetzt zumindest gelöster an und ich plappere befreit drauf los:
 

„Und hey, du hast mich doch die ganz Zeit angeglüht. Oder glaubst du mir ist es entgangen, wie mich deine Augen ausgezogen haben? Und soll ich dir was verraten? Meine Hände würden gerne dasselbe mit dir tun. Sei in zwei Stunden hier und ich verrate dir meinen Namen und du könntest herausfinden, ob deine Vorstellungen sich erfüllen.“
 

Danach legte ich auf. Nein verflixt! Das wollte ich doch gar nicht! Wieso bin ich immer noch so nervös? Dieser heiße Typ hält mich jetzt bestimmt für den größten Versager unter der Sonne, denn genauso fühle ich mich grade!

Beschämt blicke ich auf. Sorry Freunde euer Einsatz war umsonst, ich bin eine Niete und habe es verpatzt. Jedoch nicken mir Namu und Atemu anerkennend zu. Hä? Hab ich was verpasst?
 

„Alle Achtung Kleiner, das hätte ich dir nicht zugetraut.“, klopft mir Atemu auf die Schulter.

„Das war süß und heiß! Genau das richtige um ihn dir ins Bett zu holen!“
 

Ins Bett holen? Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und reise die Augen auf. War das Atemus ernst? Das lag nicht in meiner Absicht. Warum habe ich mich zu so einem Blödsinn hinreisen lassen? Ja, er war wirklich süß! Ein echtes Schnuckelchen, aber ich will doch keine Bettgeschichte, und vor allem nicht so!
 

Auch Namu grinst: „Wow, das war echt krass, einfach aufzulegen! Junge, das Sahnehäubchen gehört dir! Wetten, dass der noch vor deinem Schichtende hier ist? Immerhin hat er ja keine fünfzehn Minuten gebraucht um dich anzurufen!“

Ich schaue sie skeptisch an, meinen die das Ernst? Oder ist das lediglich ein Versuch mich aufzumuntern, weil ich´s total verkackt habe?! Ich seufzte.
 

~oOo~
 


 

Je näher mein Schichtende rückt, umso nervöser werde ich. Im halb Minuten Takt durchbohre ich die Uhr mit meinen Blicken. Der Rotäugige ist nicht wieder aufgetaucht. Ist es jetzt Schade? Hätte ich ihn gern wieder gesehen? Oder ist es besser so? So missverständlich wie ich war, könnte dieser Mann sonst was von mir denken. Warum muss das Leben nur so schwer sein? Aber was soll’s , ich hätte ihm sowieso nichts zu bieten.
 

Es wurmt mich dennoch. Matt schlurfe ich zu dem Personalraum, lege meine Arbeitskleidung ab und hänge sie in den Spint. Umgezogen geh ich nach draußen. Ich fühle mich geknickt und auch mit gesenktem Haupt, würde ich meinen Weg finden. Aufblicken brauche ich nicht, der Boden war heut Abend sehr interessant.

Da höre ich hinter mir ein helles Lachen.
 

„Hätte ich gewusst, dass es so schlimm ist mich wieder zu sehen, hätte ich mir den Sprit sparen können.“
 

Diese Stimme! Mein Herz schlägt wie wild gegen meine Brust. Es pocht so stark, dass ich es noch im Hals spüre. Ich drehe mich um. Mich trifft es wie ein Schlag! Der Hammer! ER ist da! Er ist tatsächlich wieder gekommen! Wegen mir, nur wegen mir!
 

Ich starre ihn an, um ihn herum tanzen funkelnde Sterne. Das bilde ich mir bestimmt nur ein, aber ich sehe tatsächlich Sternchen. Seine weiße Mähne flattert im Nachtwind. Die roten Augen durchbohren mich. Ich fühle mir wie in einem kitschigen Musical, in dem sich die Hauptdarstellerin gerade in ihren Helden verliebt hat, fehlen nur noch die Geigen die ich jetzt hören müsste.
 

Er lehnt lässig mit verschränkten Armen an seinem orangenen Lotus Exige. Das Auto sieht viel besser aus als die, die bei Kaiba in der Garage stehen. Mit dem angewinkelten Bein, das eben noch auf dem Reifen beruhte, stößt er sich ab und kommt auf mich zu. Shit! Mir wird schwummrig und schwarz vor Augen!
 

Was dann geschieht entzieht sich meiner Kenntnis, ich weis es nicht.
 

Ich lehne plötzlich mit meinem Kopf an seiner starken Brust und er hat seinen Arm fest um mich geschlungen. Wärme durchflutet mich. Ich schaue nach oben, in diese unglaublichen roten Meere von Augen. Ich versinke. Sie funkeln und lachen so liebreizend. Meine Sinne möchten gerade noch einmal schwinden, sodass ich noch tiefer in seine Arme sinken kann.
 

„Na, ich habe heute aber wieder eine umwerfende Wirkung auf süße kleine Jungs.“, schnurrt er mir ins Ohr. Dabei streicht er mir sanft mit den Fingern über meine Wange. Ich bin so gefangen von seinem Blick und seiner Stimme, dass ich nichts erwidern kann. Was macht der Kerl mit mir? Welchen Zauber legt er über mich?
 

Er schmunzelt noch immer. „Geht’s wieder?!“, fragt er nach, da von mir keine Reaktion kommt.
 

Alsbald bemühe ich mich um ein Nicken, damit ich wenigstens irgendwas entgegne. Ich bin wie benommen.
 

„Hm…“, er hebt die Augenbraue, „… einen Barkeeper auf einen Drink einladen klingt komisch. Bevor du mir noch mal umkippst, bekommst du einen Kaffee um deinen Kreislauf wieder anzukurbeln.“, schmunzelt er vergnügt. „Okay?“
 

Damit drückt er mich leicht von sich ab und prüft ob ich wieder allein stehen kann. In meinem Zustand keine Selbstverständlichkeit. Aber schon schade, es war doch gerade so schön warm und kuschelig hier an seiner Seite. Mein Grummeln entlockt ihm ein erneutes Lachen, als er sich abwendet.

Ich stehe immer noch auf demselben Fleck wie zuvor und muss unglaublich doof aussehen.
 

Er hält mir die Beifahrertür offen: „Willst du mit? Oder bin ich heute Nacht allein?“
 

Heftig schüttle ich den Kopf. Dass er alleine geht und mich hier zurück lässt, kommt nicht in Frage! Scheu lächelnd steige ich ein. Er schlägt die Tür zu. Durchatmen – Luft holen! Wieder ein Wechselbad der Gefühle. Ich bin allein hier in seinem Auto, er ist unglaublich, ich kenne nicht mal seinen Namen. Gleich fahren wir zu einem unbekannten Ziel, niemand weiß davon. Was mache ich hier? Panik steigt in mir auf, als ich meine Situation realisiere. Bin ich blindlings in eine seiner ~Fallen~ getappt?
 

Langsam legt sich eine warme Hand auf meine zitternden Finger. Er lächelt mich an und es geht mir wieder besser. Es gelingt ihm binnen Sekunden mich zu umgarnen, gar zu beruhigen. Moment mal, wie ist der nur so schnell ins Auto gekommen?! Ach egal, er ist hier und raubt mir die Sinne. Was will ich mehr? Er sieht gut aus und lacht, böse Menschen lachen nicht so schön wie er. Ich vertraue ihm jetzt einfach. Meine Gedanken sind mal wieder das pure Chaos!

Dann ist seine Hand auch schon weg und wir jagen durch das Lichtermeer der niemals schlafenden Stadt.
 

Kurz darauf sitze ich auf einem Barhocker in seiner Küche. Zwischen uns ein Tresen, auf den er sich mit seinen Ellbogen abstützt. Ich blicke direkt in seine zwei leuchtenden Rubine.
 

„Wie alt bist du?“, fragt mich der Weißhaarige.
 

„19“
 

„Verrätst du mir deinen Namen?“
 

„Ich heiße Joseph Wheeler, aber alle nennen mich nur Joey.“, lächele ich.
 

„Wohnst du schon lang in Tokyo … Joey?“
 

Wie er das gerade ausgesprochen hat, ich könnte schmelzen. Mein Name aus seinem Mund. Es kommt einer Symphonie gleich.
 

„Nein erst seit einem Jahr, ich gehe hier zur Uni.“
 

So was, wir unterhalten uns zwanglos und ich bekomme sogar ganze Sätze heraus. Ich bin nur froh, dass er mich nicht an irgendeiner Ecke ausgesetzt hat. Kaiba hätte das sicherlich getan und mich danach ausgelacht, dass ich auf ihn hereingefallen wäre. Ich habe einen totalen Filmriss, ich weis nicht einmal, wie ich hier her in seine Wohnung kam. Dieser Mann ist echt eine Wucht, nur seine bloße Anwesenheit macht mich schwach.
 

„Welche Fächer hast du belegt?“
 

„Hauptsächlich Ernährung und Fitness.“
 

„Klingt interessant. Magst du einen Espresso mein kleiner Student?“
 

„Ja gern.“, lächele ich ihn verlegen an. Seine Worte sind reiner Zucker. Ob er mit mir spielt? Es ist ein süßes Spiel, eines dem ich mich nicht entziehen kann.
 

Damit wendet er sich von der Theke ab. Die schwarze Hose die er trägt, liegt hauteng an und dieser Knackarsch erst! Ist mir es auf einmal heiß! An seinem weißen Hemd hat er die oberen Knöpfe offen, seine bronzefarbene Haut wirkt dadurch noch anziehender und sticht regelrecht hervor. Welch ein Blickfang!
 

„Ich mache dir was Besonderes – einen Cordoba“
 

„Habe ich noch nie gehört, ich bin gespannt.“, es lässt mich lächeln. Unbekannt und geheimnisvoll, ich habe den Hauptgewinn gezogen.
 

Aus dem Kühlschrank holt er eine Dose Moлoko (Milchmädchenmilch). Komischer Name für ein Getränk. Dann auf dem Etikett, lese ich etwas von gezuckerter Milch und das es sich um eine russische Spezialität handelt. Er füllt etwas von der zähen, gelblich-weißen Masse in ein großes Schnapsglas. Dann lässt er langsam den Espresso darüber laufen. Lächelnd stellt er das kleine Kunstwerk vor mich hin.
 

Ich grinse ihn an: „Das sieht klasse aus!“
 

Ein Kaffee in drei Schichten! Unten ist die weiße, dickflüssige, gesüßte Milch. In der Mitte leicht vermengt, aber klar begrenzt ein hellbrauner Streifen und oben drüber der dunkle, schwarze Espresso. Der warme Duft des frisch gebrühten Bohnengetränks steigt mir appetitlich in die Nase auf. Ich sauge das Aroma auf, fast schon schmecke ich es ohne es probiert zu haben. Während ich das erste Mal daran nippe, gebietet er mir Einhalt.
 

„Halt warte!“, ruft er mir unerwartet zu. Ich bin wie erstarrt, vergesse sogar den Kaffee runter zu schlucken. Er überrascht mich mit seinem Befehl.
 

„Ich muss erst probieren ob es so gut ist.“, Verschlagen blitzen dabei seine Augen geheimnisvoll auf.
 

Völlig irritiert halte ich ihm das kleine Glas hin. In der Erwartung, dass er daran nippen will, was mir aber sehr unsinnig vorkommt. So etwas tut man doch nicht bei seinen Gästen! Sanft lächelnd drückt er meine Hand nach unten. Meine Haut bizzelt an der berührten Stelle. Wie ein Tiger, elegant und mühelos, springt er auf die Theke, vor der ich grade sitze.
 

Und schon ist es geschehen. Heißer Atem auf meiner Wange, Lippen die sich kurz darauf über meine legen. Sanft raubt er mir den Kaffee aus meiner Mundhöhle. Ich drehe noch durch! Dieser Mann ist das pure Feuer!
 

„Und war das gut?“, fragt er zweideutig.
 

Ich habe wieder meine Sprache verloren, meine Lippen kribbeln und ich kann nur nicken. Ich fühle mich schwach, aber zugleich auch wie mit Adrenalin durchzogen. Leider weis ich nicht, ob ich jetzt seinem Espresso oder dem Kuss zugestimmt habe. Aber das ist bedeutungslos! Beides war WOW! Einfach nur unglaublich und überraschend!
 

Sogleich spüre ich seine Hand in meinem Nacken, sanft legt sie sich in meine Haare, er zieht meinen Kopf nach hinten. Ich reise die Augen auf. Er dirigiert mich wie selbstverständlich zu sich heran. Dann spüre ich auch schon wieder seine Lippen auf meinen. Zärtlich und doch voller Leidenschaft. Was macht dieser Mann nur mit mir? Dennoch melden sich wieder Zweifel. Was denkt er sich, dass er mich so einfach küssen kann? Wir kennen uns doch gar nicht richtig!
 

Ich muss dennoch seufzen es fühlt sich toll an! Genau das was ich möchte, was ich suche, was ich brauche und benötige. Nähe! Kaiba vergessen! Leidenschaft und Dominanz.
 

Würde ich nicht so viel nachdenken, könnte ich den Kuss noch mehr genießen. Aber meine Gedanken sind eigenwillig. So stelle ich Gegenüberstellungen an. Aber viele Vergleichsmomente habe ich nicht. Kaiba vor zwei Jahren. Atemu heute. Aber das hier ist unglaublich. Seine Lippen sind sanft und warm. Liebevoll streicheln sie über meinen Mund. Endlich denke ich daran den Kuss zu erwidern. Ich erobere seinen Mund ebenfalls und versuche, so ungeübt wie ich bin, seine Bewegungen zu imitieren.
 

Das prickeln breitet sich in mir weiter aus. Würde er mich nicht festhalten, wäre ich vom Barhocker geglitten und würde dem Fußboden Gesellschaft leisten. Dieser Mund, ich bin ihm jetzt schon verfallen. Viel zu schnell löst er den Kuss. Ich muss leise grummeln, er schmunzelt darüber.
 

„So den Rest von deinem Kaffe lass ich dir.“, leckt er sich dabei über seine Lippen.
 

Das der Kaffee meinen Kreislauf stabilisieren sollte hat ganz und gar nicht geklappt. Mir ist jetzt noch schwindeliger. Den Rest von diesem Cordoba, trinke ich sehr langsam und beobachte ihn dabei. Mein Blick hat sich so fest auf ihn geheftet, dass ich nicht mehr los komme. Ich will es auch nicht. Ich bin gefesselt von seiner Ausstrahlung.
 

„Was versprichst du dir von diesem Treffen?“, fragt er dann auf einmal distanziert und kühl.
 

Wie versteinert schaue ich ihn an: „Ich verstehe nicht was du meinst.“
 

Er verdreht die Augen. „Bist du nur auf ein One-Night-Stand aus, auf eine Affäre oder suchst du nach einer Beziehung?“, klärt er mich eisig auf.
 

Boah, wie schnell kann man so umschlagen? Ich bekomme Angst vor ihm. Fast wie Seto mit einer seiner Eismasken kommt mir der Mann jetzt vor. Bis eben war er mir so vertraut und dann dieser Kontrast. Eben noch war ich wie auf Wattewolken und klatsch bin ich aufgeprallt, ohne Fallschirm.
 

Über diese Frage habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich glaubte bis vor kurzem ja nicht mal das ich den Weißhaarigen überhaupt wieder sehe. Noch hätte ich je damit gerechnet heute Nacht ein Date zu haben.
 

„Ich hätte gern einen festen Freund.“, stammele ich, in der Hoffnung er hört nicht wie nervös und unsicher er mich gerade gemacht hat.
 

Ich bin eben tausend Tode gestorben. Angstschweiß hat sich über meinen Körper gelegt. Seine Miene erhellt sich auf meine Antwort hin. Aber sein Lächeln wirkt nicht echt, er lächelt nur mit dem Mund, seine Augen erreicht es nicht. Er glaubt mir nicht was ich sage.
 

Darüber kann ich nicht lange nachdenken, da er um die Theke läuft und auf mich zu kommt. Schluck. Was hat er vor? Bei mir angekommen, dreht er mich auf dem Hocker zu sich um, so dass er jetzt zwischen meinen Beinen steht. Seine Hände halten meine Hüfte fest umklammert.

„Und du glaubst ich bin der richtige dafür?“, er lacht empfindungslos auf.

„Du glaubst doch jetzt nicht ernsthaft, dass ich dir so etwas abkaufe, Kleiner?“, raunt er mich heiß an.
 

Er verunsichert mich so sehr, dass ich ihn nicht mehr ansehen kann.

„Eigentlich schon.“, piepst meine Stimme ungewohnt leise.
 

„Ach ~Blondi~, du bist herrlich Naiv!“
 

Ich fange an zu knurren: „Ich bin kein Blondi!“
 

Toll, jetzt fängt er auch an wie der Eisklotz. Zumindest tituliert er mich nicht als Hund. Habe ich irgendwo ein Schild an mir hängen, bitte beleidigt mich?
 

Erneut lacht er eiskalt auf. Warum ist er plötzlich so verändert?

Dann versiegelt er meine Lippen erneut. Diesmal entlockt es mir kein Wohlgefühl, ich möchte ihn am liebsten wegdrücken. Er ist jetzt so hart und tut mir fast weh dabei. Seine Hände wandern unter mein Shirt und er zieht mich fest an sich heran, so plötzlich dass ich keuchen muss. Das was er nun tut gefällt mir nicht. Waren meine Ängste doch berechtigt? Hätte ich mich nicht auf ihn einlassen sollen?
 

Es dauert nicht lange, bis ich wieder einmal Sterne um mich herum tanzen sehe. Als ob er den Verstand aus mir saugen wollte. Es macht mich verrückt wie er an meiner Lippe knabbert. Ich verliere schon wieder den Halt und sinke gegen meinen Willen in seine Arme. Mein Körper ist aber auch zu leicht zu beeindrucken.
 

Er lächelt gegen meinen Mund, jetzt denkt er wohl ich bin leicht zu haben. Toll gemacht Wheeler.
 

Ich spüre eine freche Zunge, die über meine Lippe fährt. Meine Gedanken sind wie weggeblasen. Es fühlt sich jetzt wieder sehr angenehm an. Habe ich es wirklich so nötig? Sehne ich mich so sehr danach, dass mich jemand liebt, dass ich mir das gefallen lasse?
 

Immer wieder fährt er von rechts nach links mit seiner Zunge über meinen Mund. Bis er kurz stoppt und in der Mitte meiner Lippen innehält. Er stupst sie mit der Zunge leicht an und drückt sie dann wieder fester. Erst jetzt verstehe ich. Zaghaft lasse ich einen kleinen Spalt zwischen meinen Lippen entstehen. Fordernd nutzt er es augenblicklich aus und drückt sie unsanft auseinander, um seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten zu lassen.
 

Während sich etwas tiefer seine Hand selbstständig macht, er meine Beine gewaltsam auseinander drückt und mir über den Schenkel streicht. Erschrocken davon beende ich schlagartig den Kuss, weiche mit meinem ganzen Körper zurück und falle deswegen fast vom Hocker. Ich mustere ihn mit weit aufgerissenen Augen.
 

Er schaut mich ungläubig an, hebt seine Augenbraue. Langsam macht sich ein seltsames Lächeln auf seinem Gesicht breit.
 

„Du bist noch Jungfrau?!“
 

Schlagartig steigt mir die Hitze ins Gesicht. Ich mag es nicht, dass er sieht wie rot ich bin. Ich schaue nach unten und bestätige seine Frage mit einem schüchternen nuscheln:

„Ja.“
 

Sofort zieht er seine Hand aus meinem Hemd zurück, auch meine Beine lässt er in ruhe. Fast als wäre dieses Wort die Krätze selbst. Ich habe das Gefühl, dass er vor mir flieht. Mich fröstelt es, Kälte umfängt meinen Körper. Sicher schmeißt er mich gleich raus und jagt mich fort. Aber nichts dergleichen geschieht.
 

Ich spüre seine Finger unter meinem Kinn, er will mich damit zwingen ihn anzusehen. Ich schüttele den Kopf, ich schäme mich. Ganz sanft berührt er meine Wange. Es ist in totalem Gegensatz dazu wie er mich eben so forsch, fordernd, leidenschaftlich geküsst hat.

Mild dringt seine Stimme an mein Ohr: „Dann hast du das mit der Beziehung ernst gemeint, Kleiner?“
 

Wieder kann ich nur nicken. Seine zweite Hand umfasst meine andere Wange. Diesmal lasse ich es zu, dass er mein Gesicht nach oben zieht. Sein Blick hat etwas entschuldigendes, warmes. Dennoch liegt ein undefinierbarer Zweifel in seinen Augen.
 

„Dann erklär mir mal ganz schnell wer der ~Igel~ mit dem Zettel war?“, prüfend sieht er mich an.
 

„Igel?“
 

„Der Typ mit der Frisur wie ein ~Stachelschwein~ den du geschickt hast!“, sagt er ungeduldig.
 

Langsam kommt mir ein Verdacht. Ich rolle mit den Augen: „Was hat Atemu dir erzählt?“
 

„Ich stelle hier die Fragen!“
 

Ich komme wohl nicht umhin und muss es ihm sagen, wenn ich hier heil rauskommen will.
 

„Atemu ist ein Studienkollege von mir. Er und Namu sind der Meinung ich brauche einen Freund. Als sie gestern in der Bar waren, haben sie gesehen, dass ich dich angestarrt habe. Sie haben mich dazu überredet dich kennen zu lernen. Den Rest haben die beiden allein ausgeheckt.“

Dann blicke ich weg von ihm: „T-tut ... tut mir leid, falls er dir was blödes erzählt hat und du nur jemand für heute Nacht wolltest.“

Ich muss schluchzen, steige vom Hocker herunter und meine traurig: „Ich geh jetzt besser.“
 

Noch während ich mich umdrehe, packt er meinen Arm und dreht mich zu sich zurück.

„Ach Joey.“, erklingt seine wieder sanfte, melodische Stimme. Ich bekomme einen kleinen Kuss auf die Stirn: „Du bist Süß!“

Dann nimmt er mich kurz in den Arm und drückt mich gegen seine Brust, so wie bei der Begegnung vor der Bar, als er mich abgeholt hat. Er ist wieder komplett anders, so wie vorher. Ich beruhige mich wieder. Dann greift er sich mein Handgelenk und zieht mich mit sich mit. „Komm mit!“, fordert er mich auf. Was hat er jetzt vor?
 

Er läuft durch die Wohnung auf das große schwarze Sofa zu. Er kuschelt sich auf der Ecke ein. Ich stehe unschlüssig vor ihm. Er zieht mich zu sich herunter. Ich stutze kurz, gehe dann aber darauf ein. Kurz danach liege ich seitlich auf seiner Brust angelehnt. Ich höre seinen Herzschlag und kringele mich näher an ihn heran. Er legt seinen Arm um mich, küsst mein Haar.

„Ich wollte dich nicht erschrecken.“, noch ein sanfter Kuss auf meinen Nacken. „Bleibst du heute Nacht dennoch bei mir?“
 

Mit großen Augen schau ich ihn an.
 

„Ich werde dir nichts tun. Zumindest nichts was du nicht auch willst.“, erklärt er mir vertrauensvoll.
 

„Danke.“, hauche ich und tatsächlich hat er es in so kurzer Zeit wieder geschafft ein Vertrauensverhältnis herzustellen, so dass ich bleibe.
 

Ich bin sehr zufrieden wie sich das Blatt gewendet hat. Ich fühle mich gerade Pudelwohl. Sein starker Arm über mir. Er riecht so gut. Der beruhigende Ton seines Herzens. Die Wärme die er mir gibt. All das lässt mich die Unsicherheit wieder vergessen.
 

Das er nun den Fernseher angeschaltet hat bekomme ich schon gar nicht mehr richtig mit, weil mir die Augenlieder so schwer sind. Ich schlafe, geborgen in seinen Armen, ein.
 

Ende Joeys Sicht
 


 

Es ist Samstagmittag. Joey und Akefia sitzen zusammen am Wohnzimmertisch und verschlingen die heiße, duftende, wohlschmeckende Pasta die gerade vom Lieferservice gebracht wurde.
 

Dabei führt Akefia eine Art kleines Verhör mit dem Blonden durch. Er fragt ihn über alles aus, seine Familie, Freunde, die Schule, die Uni, die Arbeit, seine Ziele und Pläne für die Zukunft. Joeys Augen leuchten und funkeln beim erzählen. Er fühlt sich derartig wohl und geborgen bei dem Weißhaarigen, als würde er ihn schon ewig kennen.
 

Joey will gar nicht mehr fort von Akefias Nähe und bittet ihn, ob er noch eine Nacht bleiben kann. Gern stimmt der Ältere zu. Als es jedoch Abend wird und Akefia zur Ruhe gehen will kommen Joey Zweifel ob es tatsächlich eine gute Idee war darum zu bitten. Da sich der Blonde nun in dem großen Bett des Mannes wieder findet, der gerade aus dem Bad kommt und nun auch unter die Decke huscht.
 

Unsicher schaut Joey zu dem Mann, der neben ihm, am anderen Ende des Bettes liegt. Den bedenklichen Blick bemerkend, streckt er seinen Arm aus und zieht den Kleineren etwas näher heran und streichelt ihm beruhigend über die Arme.

Freundlich schauen den jüngeren zwei rote Augen an: „Hey, ich habe dir doch gesagt, ich tue dir nichts was du nicht auch willst.“

Und mit diesem Satz wurde der Blonde noch ein Stück näher gezogen. Joey lächelte und küsste den anderen.
 

„Danke.“
 

Dann kuschelte er sich wieder an die starke Brust seines hoffentlich bald Freundes und schlief ein.
 

oOo
 

Atemu saß Joey belustigt gegenüber. Dass der Ägypter gerade vor hatte sein Frühstück zu verschlingen, geriet während des Gesprächs völlig in Vergessenheit.

Als er Namu erblickte, winkte er ihn gleich herüber. Machte eine eindeutige Handbewegung, grinste undefinierbar, nickte mit dem Kopf und zeigte auf den Blondschopf ihm gegenüber.
 

Sekunden später spürte Joey eine Hand auf seiner Schulter und Namu setzte sich, ein Bein links eins rechts, seitwärts zu ihm auf die Bank. Seine Augen lächelten, sein Mund drückte etwas Besorgnis aus.

„Is nicht wahr?!“, fragte er erstaunt nach.
 

Joey grinste breit, seine Mundwinkel schienen fast bis zu den Ohren zu gehen, als er Namu anschaute.

„Komm schon erzähl!“, bettelte Namu ungedudig.

Atemu zuckt mit den Schultern: „Der Kavalier genießt und schweigt.“
 

Namu wand sich seinem Kumpel zu: „Was heißt hier Kavalier. Unser Kleiner war doch sicher das Mädchen.“, er blickt zu dem Blonden zurück, „Oder?“
 

Atemu lachte: „Dann werdet ihr beide euch ja jetzt noch besser verstehen!“
 

Damit sprang Namu auf und schubste seinen WG-Partner so fest, dass er mit den Armen zu rudern begann, um nicht rückwärts von der Bank zu kippen.

„Halt die Klappe Ati, von so was hast DU keine Ahnung.“, schnaubte er.
 

Zufrieden setzte sich Namu wieder und wand sich erneut dem Jüngsten zu.

„Es war dein erstes Mal, nicht?“
 

Joey nickte. Das Grinsen wurde etwas weniger, dafür die Röte mehr.
 

„Hat es dir gefallen?“, kam es einfühlsam, wissend das es auch anders hätte sein können.

Joey nickt wieder, schaute aber jetzt nach unten. Das Gespräch brachte ihn mehr in Verlegenheit als er wollte.

Mit etwas schärferem Ton und mehr zu seinem Mitbewohner blickend fragt Namu dann: „War er auch vorsichtig mit dir, wenn du vor her noch nicht…?“
 

Sofort hob Atemu abwährend die Hände, wie ein getroffener Hund begann er loszubellen: „Schieb nicht immer mir die Schuld zu! Was kann ich den dazu?! Wer war es denn der die ganze Zeit gebettelt hat oh bitte Mehr, Tiefer, Fester, oh bitte, bitte hör nicht auf?!“
 

Joey blickte ungläubig zwischen den beiden hin und her. Nach einigen giftigen Blicken die sich die beiden Ägypter gegenseitig zuwarfen, fing der Älteste der Runde an zu schmollen und schaute unbeteiligt weg. Namu grinste daraufhin anzüglich und widmete sich wieder Joey: „Also, hat er auf dich aufgepasst?“
 

Joey nickte und lächelte.

„Ja, er war vorsichtig. …Hab ich das richtig verstanden, dass du und Ati euer…?!“, weiter fragte der Blonde nicht, da Namus Mund sich verzog und er Atemu erneut einen stechenden, giftigen Blick zu warf.
 

Dann begannen die zwei zu tuscheln und zu flüstern. Grinsen und lachen. Joey verriet Namu ein paar Details von Sonntagnachmittag. Atemu lehnt sich näher zu den beiden, mehr als ein paar Wortfetzen bekam er jedoch nicht mit.
 

„… und dann hat er mir ins Ohr geflüstert, das es unvergesslich wird und er mich sterben lässt … seine Lippen… huuu das war krass …schwindelig … Ameisen … Wort gehalten hat er … kribbelte überall … ich war gleichzeitig im Himmel und in der Hölle …unglaublich … das war so viel Gefühl … dieser Mann … und alles auf einmal …“
 

Als die beiden fertig waren mit Tuscheln, brummelte Atemu: „Ja, ja, die Uke-Gespräche von denen ich mal wieder nix wissen darf.“

Gekonnt wurde der Ägypter einfach ignoriert.
 

„Tut’s noch arg weh?“
 

„Geht so.“
 

„Werdet ihr euch wieder treffen?“
 

Joey senkt betreten den Blick. Das lag wohl in seiner ~Natur~, immer diese chaotische Tollpatschigkeit. Er hatte fast zwei ganze Tage mit diesem Mann verbracht, aber das wichtigste vergessen!
 

„Hey Kleiner was ist?“
 

„Ich weis weder seinen Namen, noch habe ich seine Telefon-Nummer. Aber er weis so gut wie alles von mir. Ob er sich wieder melden wird?“
 


 

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So, ich hoffe euch hat das Wrapshipping (Thief King Bakura x Katsuya Jounouchi) gefallen?! Hier bei mexx scheint es das einzige zu sein??
 

*Sahnetorte für alle hinstell*
 

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Einen ganz dicken *reknuff* an usagi-san

für das betan dieses Kapis!!! DANKE!!!
 


 

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Geburtstag

KAPITEL 6 GEBURTSTAG
 


 

Akefia hatte sich sogar kurz darauf wieder bei Joey gemeldet. Er hatte bei ihm angerufen und der Gute war natürlich sofort Feuer und Flamme für ein neues Treffen. Leider war der neue Schwarm oft auf Geschäftsterminen und verreiste viel. Ständig war er unterwegs, daher dauerte es noch ganze drei Monate bis die beiden endlich ein Paar wurden. Nun war Joey am Ziel und der heiße, sexy Ägypter sein Freund. Der Weißhaarige machte gleich Nägel mit Köpfen und nötigte den kleinen Chaoten dazu bei sich einzuziehen. Was dieser nur allzu gerne tat.
 

Atemu sah es mit Sorge. Irgendwas stimmte da nicht, seiner Meinung nach ging das alles viel zu schnell. Als Joey sogar für Akefia seine Arbeit in der Bar aufgab, wurde es dem stachelhaarigen Ägypter zuviel und er fühlte sich dazu verpflichtet, seinen selbsternannten Schützling dringlichst zu warnen. Er wollte ihm klar machen, dass dieser im Begriff war sich zu Abhängig von seinem Geliebten zu machen.

Eindringlich, flehend, versuchte er seinem Freund ins Gewissen zu reden.
 

„Joey, ~Alle Menschen sind klug - die einen vorher, die anderen nachher.~ Ich möchte nicht das du zu letzterer Gruppe gehörst. Bitte pass auf und bewahr dir ein bisschen Selbstständigkeit. Ich habe da ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache.“
 

Aber der Blonde ließ in dieser Beziehung nicht mit sich reden. Liebe macht bekanntlich blind. Joey hatte mehr als nur die rosarote Brille auf. So konnte er das ~Misstrauen~, das Atemu gegenüber Akefia auf einmal an den Tag legte, nicht nachvollziehen. Er sah die Bedenken schlichtweg für Hirngespinste und reichlich unbegründet.
 

Zwar war es ihm nicht ganz recht, dass sein Freund ihm alles auslegte, aber da dieser so oft unterwegs war genoss Joey es umso mehr, dass er die Zeit wenn er zu Hause war, mit ihm verbringen konnte. Um nichts in der Welt hätte er dann auf der Arbeit sein wollen. Da er bei ihm eingezogen war und nicht mehr zu unmöglichen Zeiten in der Bar arbeitete, erleichterte das die ganze Sache ungemein. So konnten sie ungestört von einem verplanten Tagesablauf die Zweisamkeit auskosten.
 

Eines jedoch gab es, was den Blonden bestialisch fuchste, er wollte schon ganz gern mal wissen, was sein Freund für Geschäfte machte, oder wohin er verreiste. Denn genau das erfuhr er nie! Der Sonnengebräunte jedoch tat das immer mit Ausreden ab. Er müsse darüber schweigen, er könnte es nicht preisgeben, denn er hätte Schweigepflicht. Was logischerweise ergab, dass Joey auch nie mit zu einem Termin oder ins Ausland durfte. Selbst ein Besuch im Büro war ihm untersagt geblieben, er wusste nicht einmal wie die Firma hieß, noch die Adresse derselbigen.
 

So war es kein Wunder, dass wenn sein Geliebter wieder weg musste, dass der Blonde dann immer tierisch austickte, er regelrecht zur Furie wurde. Die beiden hätten so manchen handfesten Streit haben können, aber dafür waren immer zwei von Nöten. Glücklicherweise beherrschte Akefia es zu gut, seinen Süßen wieder zu beruhigen. Er schaffte es immer dem Streit von der Klinge zu springen.

Denn seinen Küssen konnte der blonde Chaot noch nie widerstehen. „Uhh!“ was beherrschte dieser Mann das Spiel mit Lippen und Worten! Er verstand es besser als jeder andere seinen Freund zu zähmen, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Würde er es nicht lieben, bei Joey das Funkeln in den Augen zu sehen, seinen leidenschaftlichen Zorn und diese Kratzbürstigkeit, so hätte diese Beziehung niemals zustande kommen können. Das war etwas was den Älteren reizte. Kleine Spiele die ihre Verliebtheit frisch hielten, die jede Auseinandersetzung einmalig machten.
 

oOo
 

Als Yami das Zimmer betrat, sah er seinen Hikari wie so oft auf der Fensterbank sitzen. Es ließ ihn schmunzeln, denn der Kleine sah dabei einfach zu niedlich aus. In diese Lithografie könnte er sich jedes Mal von neuem verlieben.
 

Er betrachtete sich die Szene noch eine Weile. Etwas trübte das Bild leicht, Yami wusste nicht was es war. Nachdem Yugi zum dritten Mal geseufzt hatte, schlich der ehemalige Pharao auf leisen Sohlen an seinen Partner heran. Ganz leise, so dass dieser ihn nicht bemerkte. Sanft legte er seine Arme um den jüngeren. Dieser zuckte leicht zusammen, da er Yami nicht gehört hatte. Sogleich kuschelte sich der kleinere gegen dessen Brust. Er liebte es, auf diese Art im Arm gehalten zu werden, um so die Nähe zum Größeren zu spüren. Der Ägypter legte sein Kinn auf Yugi’s Schulter und blickte ebenfalls aus dem Fenster, in den glühendroten Sonnenuntergang.
 

„Woran hast du gedacht, Aibou?“, brach Yami nach einiger Zeit des Schweigens, zärtlich die Stille.
 

„An nichts...“, Yugi seufzte erneut leise.
 

Die beiden kannten sich zu lange. Jeder fühlte für den anderen mit. So kaufte ihm Yami das sicher nicht ab. Dieser nahm eine von den blonden Ponysträhnen und strich sie hinter Yugis Ohr. Was es wohl war, was seinen Partner so bedrückte? Danach verfestigte er seinen Griff um den zierlichen Körper und wartete. Bei Yugi war es so das Beste. Er brauchte oft einen Moment bis er den Mut aufbrachte, offen zu sagen was ihm auf dem Herzen lag. Selbst bei seinem Seelenpartner. Beide genossen die Wärme des anderen. Der Ältere gab ihm gerne Halt und Nähe. Als der stärkere und dominantere Teil ihrer Beziehung, sah Yami es als Pflicht das kleine Geschöpf in seinen Armen zu behüten und beschützen.
 

Die Sonne war nun bereits untergegangen, durch das Fenster konnte man langsam die Kälte der Nacht spüren. Die Dunkelheit legte sich über Domino wie ein schwarzes Tuch.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass sich Freundschaften so schnell verlaufen.“, flüsterte Yugi nachdenklich.
 

Yami hob seinen Kopf. Er freute sich das sein Liebling nun darüber reden wollte, wo ihm der Schuh drückte. Er hatte sich im Geiste schon die schlimmsten Dinge ausgemalt. Aber mit dem Satz den Yugi gehaucht hatte, wusste er leider nicht viel anzufangen. „Wie meinst du das?“
 

„Es kommt mir vor wie letzte Woche, dabei ist unser Schulabschluss schon vor zwei Jahren und neun Monaten gewesen. Alles hat sich irgendwie auseinander gelebt, es ist nicht mehr so wie es damals war. Ich vermisse einfach diese Unbeschwertheit von früher und unsere Freunde. Überleg doch mal! Wann haben wir zuletzt etwas mit Tristan, Duke, Serenity, Joey, Tea oder den anderen gemacht?
 

„Das ist doch ganz normal mein kleines Licht, dass sich der Kontakt irgendwie verliert. Jeder hat jetzt sein eigenes Leben, die einen studieren und die anderen arbeiten.“, sagte der Ältere beschwichtigend.
 

Das stimmt, aber es ist schade. Wir haben so viel erlebt zusammen.“, meinte Yugi traurig.

„Ich weis Kleiner, ich weis.“
 

Wieder Stille.…
 

„Du Yami?“
 

„Ja?!“
 

„Darf ich mir von dir ein besonderes Geschenk zum ~Geburtstag~ wünschen?“
 

Yami schmunzelte: „Was möchtest du den?“
 

„Wenn ich in vier Monaten Geburtstag habe, würde ich gern alle wieder sehen. Kannst du mir bitte, bitte ein Klassentreffen schenken?“
 

Yami musste Lachen. Sah sein Hikari nicht herzallerliebst aus, wenn er diese unvergleichlichen großen Augen machte und dazu diese zuckersüße Lippe zog? Dieser treuen Seele konnte er noch nie einen Wunsch abschlagen. Er hatte sein Herz schon so lange an Yugi verschenkt und wollte ihm gern jeden seiner Wünsche erfüllen. War der jüngere glücklich, so war es auch der ehemalige Pharao. Dieser Wunsch war nun wirklich kein Weltwunder.
 

Yami wuschelte ihm durch die Haare. „Wenn du dann wieder lachst? Na klar.“
 

„Das wird bestimmt toll.“, quiekte Yugi vor Begeisterung auf. „Joey ist doch in drei Monaten mit dem Studium fertig, dann fragen wir ihn gleich ob er länger bei uns bleiben will!“
 

oOo
 

„Joey~?“, hauchte Akefia dem Schlafenden ins Ohr.
 

Angesprochener wischte sich über das Ohr, weil ihn der Atem seines Freundes kitzelte. Jedoch liebte er es, wenn dieser ihn auf solche Art zu necken begann.
 

Der Weißhaarige beugte sich über seinen Freund.

„Kleine Schlafmütze, bist du wach~?“, er verteilte dabei viele kleine Schmetterlinge auf dessen Nacken. So wurde er auf anregende Weise langsam dem Reich der Träume entrissen.
 

Joey drehte sich herum und grinste. Sehr angenehm waren ihm die Schauer, die über seinen Rücken liefen. Aufstehen wollte er dennoch nicht. Mit geschlossenen Augen tastete er nach seinem Partner, legte die Hände in dessen Nacken, zog sich nach oben und küsste ihn zurück.
 

„Es ist Samstag und noch so früh.“, murmelte er gegen dessen Lippen. „Ich will nicht aufstehen.“
 

Dann lies er sich zurück in die Laken fallen, die Augen weiter verschlossen, den Mund mit einem charmanten Lächeln geziert. Und die blonden Haare umrahmten das Ganze. Zuerst ließ er seinen rechten Arm vom Nacken des anderen herunter rutschen und er legte ihn auf dem Kissen oberhalb seines Kopfes ab. Der Linke folgte gleich danach, so fanden seine Handgelenke gekreuzt übereinander Platz. Joey drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um so seinem Freund den Hals und das Schlüsselbein nachdrücklich und beeinflussend darzubieten.
 

Akefia schmunzelte. Er hätte nur zupacken müssen, schon wäre der Blonde wehrlos unter ihm gefangen. Dieses Bild vor Augen lies es in seinem Magen aufkribbeln. Was der Kleine sich nicht alles in den paar Monaten an Verführungskünsten angeeignet hatte! Joey wusste aber auch zu genau was seinem Freund gefiel. Akefia schüttelte belustigt über seinen Gedanken den Kopf. Jetzt nicht! Ermahnte er sich selbst.
 

„Weißt du was heute für ein Tag ist~? “, schnurrte Akefia verheißungsvoll.

„Ja, heute ist ein herrlicher Tag um nicht aufzustehen.“, gähnte der kleinere. Etwas enttäuscht darüber, dass er nicht schon längst wieder der Macht des Älteren erliegen musste.
 

Diesmal hatte es wohl nicht geklappt, aber was wäre Wheeler wenn er sich gleich geschlagen geben würde? Vom aufstehen hielt er jetzt überhaupt nichts. Es war zu kuschelig hier ihm Bett. Schläfrig schnappte sich Joey einen der starken Arme, mit denen sich der Dunkelhäutige über ihm abgestützt hatte, damit fiel dieser auch wieder zurück in die Federn. Joey drehte sich schnell um, legte den eben gewonnen Arm um sich und kuschelte sich dicht an den Größeren heran. So schnell würde er ihn nicht freigeben. Akefia legte nun sein Kinn von oben auf die blonden Zotteln.
 

Der Weißhaarige schmunzelte: „Das wäre aber schade~.“
 

Joey räkelte sich noch dichter in die Umarmung. Er wollte ihm zu gern verdeutlichen, dass es eben das nicht war. „Sicher…“ hauchte er sinnlich „… dass es noch bessere Sachen gibt als die, die wir zwei hier machen könnten?“ Fordernd bewegte er seinen Köper wellenförmig an den anderen. Als ob seine Worte nicht schon deutlich gezeigt hätten, was er lieber tun würde als aufzustehen.
 

Akefia küsste ihn kurz auf die Haare. „Sicher!“ sagte er mit fester Stimme und stand auf.
 

Mürrisch öffnete Joey die Augen, sah schmollend zu dem Größeren auf. Sein Freund konnte ihm doch nicht einfach die Wärmequelle wegnehmen und auch nicht einfach tun und lassen was er wollte. Joey hatte auch Bedürfnisse, die der andere nicht ignorieren sollte!
 

„Deinen Erpresserblick kannst du dir sparen, diesmal falle ich nicht darauf herein.“

Dann wurden die Vorhänge zur Seite geschoben, auf diese Weise wurde der ganze Raum von Sonnenlicht durchflutet. Die ganze gemütliche Atmosphäre war mit einem Schlag zunichte gemacht.

„Heute, auf den Tag genau sind wir ein halbes Jahr zusammen und ich habe eine Überraschung für dich, mein kleiner Student!“

Damit hatte er ihm die Bettdecke geklaut und war mit einem Satz über ihn auf das Bett gesprungen. Schon bekam der Blonde einen Klaps auf seinen Po, was ihn leicht das Gesicht verziehen ließ.
 

Belustigt funkelte Akefia ihm zu: „Hopp hopp, beweg deinen süßen Hintern, wir haben viel vor!“
 

oOo
 

Nach zweistündiger Fahrt parkte Akefia seinen Exhige in der Nähe eines Fernsehturms. Eine Fahrt die Joey viel zu lang war, er grummelte immer noch dem kuscheligen, warmen Ort nach, wo er vor kurzem noch war. Was für ihn jedoch noch lange nicht das schlimmste an diesem Morgen war. Geflissentlich hatte Akefia ihm etwas bestimmtes vorenthalten, dass essenziell wichtig im Leben des Blonden war: Das Frühstück!
 

Frech wurde er von Akefia nun angegrinst: „Ich hoffe du hast keine Höhenangst.“
 

„Das einzige wovor du Angst haben solltest ist vor mir, …“ meinte Joey brummelig, „…wenn ich nicht bald Frühstück bekomme!“
 

„Och, hat mein Kleiner so einen Hunger?“, feixte der Weißhaarige. „Komm her du kriegst was!“, er stahl den Lippen seines Freundes einen kleinen Kuss. „Das muss genügen. Erst die Arbeit, dann das Essen.“, lachte er wissend.
 

Wheeler verdrehte die Augen, seit zwei Stunden hörte er sich diesen Spruch an. Auch wenn es eine Überraschung werden sollte, so ersetzte bei ihm der Hunger doch das Gehirn. Und warum sollte es idiotischer Weise für ihn besser sein, wenn er nichts im Magen hätte?! Seiner Laune war es sicher nicht zuträglich!

Akefia packte ihn am Handgelenk, verschleppte ihn zu den Aufzügen im Inneren des Gebäudes und nutzte die Fahrt nach oben um Joey´s Lippen noch etwas zu beschäftigen.
 

Oben angekommen, grüßte er freudig die handvoll Leute die schon auf ihr eintreffen zu warten schienen. Wheeler zog er einfach hinter sich her.

„Alles fertig Jungs?“ fragte er beschwingt in die Runde.
 

„Alles klar Che …“ wollte einer sagen und bekam augenblicklich eins über den Hinterkopf gezogen. Ein anderer wiederholte: „Ja, es ist alles vorbereitet!“
 

Nicht weiter darauf achtend, was die Anwesenden sagten, führte Akefia seinen Joey zu einer Tür, die den Weg auf eine Plattform außerhalb der schützenden Mauern, in luftiger Höhe freigab. Der weißhaarige lief einige Schritte rückwärts auf einen hauchdünnen mit Gitterosten belegten Steg. Joey zögerte, denn er sah nun wo sich sein Partner grade befand. Der Blonde musste nicht hinunter sehen, um zu verstehen, dass es sehr tief nach unten ging.

Doch seinen Freund schien das herzlich wenig zu beeindrucken. Cool und lässig betrat er die Gebäudeauskragung, als ob es nichts Besonderes wäre. Dann hielt er Joey lockend seine Hand entgegen.

„Komm!“ forderte er beschwörend, beinahe hypnotisierend.
 

Langsam ergriff der jüngere die Hand seines Partners. Vorsichtig und den Blick nach unten gerichtet, betrat auch er den Gitterost. Und sofort schlug ihm das Monster, auch als Tiefe bekannt, wie eine Faust in den Magen. Schleunigst krallte er sich an den Weißhaarigen, er umklammerte ihn, panisch nach Halt suchend. Dem größeren gefiel es nur allzu gut. „Entspann dich, ich bin bei dir. Hier ist alles sicher.“

Dabei löste er das bebende Bündel ganz vorsichtig ein kleines Stückchen von sich und lächelte ihn sanft an. „Vertrau mir.“
 

In dem Moment kamen auch schon die anderen wieder an. Sie brachten jede Menge Gurte, Rüstzeug und Seile, die sie vor den Füßen des Paares ablegten. Danach verschwanden sie wieder im Gebäude.

Die niedergelegten Materialien wurden vom Blonden mit einem unguten Gefühl beäugt.

Ihm war es nicht geheuer. Aber er liebte Akefia und wollte ihm vertrauen schenken. Also nickte er und löste langsam die verkrampften Finger
 

„Gut so!“, lobte ihn der Weißhaarige stolz.
 

Joey überlegte ob sein Freund so etwas schon öfter gemacht hatte. Diese Ruhe und Gelassenheit an einem solchen Ort. Zumal er auch die Leute, die die Sachen gebracht hatten wohl gut kannte. Seine Gedanken bestätigten sich, als er sah wie Akefia sich eine der Monturen griff und sie routiniert anlegte. Bewundernd sah Joey, wie er mit Leichtigkeit die Verschlüsse scheinbar Fachmännisch schloss. Joey biss sich auf die Lippe, als er aufgefordert wurde, sich ebenfalls solch eine Ausrüstung anzulegen.
 

„Wozu soll das denn gut sein?“, hob er die Augenbraue.
 

Mitleidig sah in der Größere an. „Bitte spiel mit. Das wird deine Überraschung.“
 

Akefia überwand die zwei Schritte zwischen ihnen, zog den Blonden zu sich heran und flüsterte ihm in Ohr: „Das wird mindestens so geil wie Sex! Ich liebe deine Stimme, ich will dich schreien hören! Also komm schon!“
 

Joey blickte in die leuchtenden Rubine. Ein breites, freches Grinsen bekam er bei diesen Worten. Er war gespannt was sich sein Ägypter ausgedacht hatte. Also stieg er doch in die Gurte hinein, wobei ihm Akefia natürlich etwas helfen musste.

Nun war Ägypter fast am Ziel. Da er ein Fan von diversen Zweideutigkeiten war, setzte er sein Vorhaben mit eben solchen Zweideutigkeiten fort. Er beugte sich zu Joey hinüber, knabberte an seinem Ohr und hauchte sanft hinein:
 

„Joseph Jay Wheeler, ich möchte dich noch weitaus fester an mich binden…“ in diesem Moment zog er das Seil, dass sie Verband, stramm und die zwei Körper wurden aneinander gedrückt.
 

Der Blonde schmunzelte, blickte den Weißhaarigen aber dennoch fragend an. Er war sich nicht ganz sicher, ob das wieder so eine doppeldeutige Sache werden sollte. Akefia sagte erst mal nichts mehr. Er schmunzelte bei dem fragenden Blick seines Geliebten, beschloss sein Werk einfach zu Ende zu bringen. Er vertaute sich und Joey mit den Gurten und erfreute sich an der momentanen Unwissenheit des anderen.
 

Nun beugte er sich erneut zu Wheeler hinüber und begann an dessen Hals zu knabbern, wissend, ihn damit verrückt zu machen. In der Halsbeuge, an der der Jüngere es besonders genoss liebkost zu werden, biss Akefia zu. Wie so oft, entlockte er dem Blonden einen Seufzer. Joey schloss die Augen und legte den Kopf zur Seite. Es war irgendwie noch anregender als sonst. Und obwohl sie miteinander verschnürt waren, suchte er an Akefias Hüfte Halt.
 

Akefias Zunge schlängelte sich frech den Hals nach oben. Er fuhr mit der Nasenspitze die Kontur das Ohres nach: „Ich will das du mir gehörst, mir ganz allein~! Deine Gedanken und dein Körper! Diese kleinen Flecken reichen mir schon lange nicht mehr aus, damit jeder sieht das du mein Besitz bist!“
 

Wieder war sich Joey der Tragweite der geäußerten Worte nicht bewusst. Zu sehr war er den Dingen verfallen, die Akefia mit ihm anstellte, als dass er auch noch darüber nachdenken konnte.
 

Einen Augenblick später kamen die fünf anderen wieder hinzu und befestigen die letzten Gurte an den Beinen und Füßen des Paares. Und endlich dämmerte es Joey, dass er nun gleich an einem Seil in die Tiefe springen sollte. Tolle Überraschung!

Unsicher schaute er seinen Freund an, klammerte sich wieder fester an ihn. Er wollte ihm vertrauen und wenn sie gemeinsam springen würden, würde es bestimmt nicht so furchterregend sein. Akefia hatte sich bestimmt etwas besonderes dabei gedacht. Hoffte er zumindest.
 

Akefia und er tippelten langsam zur Tür die ins Geländer eingearbeitet war. Furchtlos öffnete sie der Weishaarige und beugte sich weit über den Abgrund. Joey blieb dabei beinahe das Herz stehen. Weil er von den Seilen und Gurten dazu gezwungen wurde, Akefia’s Bewegungen zu folgen, stand auch er nun über den Abgrund gebeugt.

Der Größere konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Joeys Gesichtsausdruck sah.
 

Er richtete sich nun wieder auf und zückte eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche. Er öffnete und hielt sie so hin, dass Joey den Inhalt sehen konnte. Für einen Augenblick lang, hielt er inne. In den braunen Augen konnte er deutlich die Reaktion auf sein Geschenk sehen. Sein Partner hatte nun verstanden, was all diese Andeutungen zu bedeuten hatten. Joey atmete tief durch. Unbeschreiblich war es, was er gerade fühlte.
 

„So! Du hast jetzt zwei Möglichkeiten…“, grinste Akefia verschlagen. „… entweder du sagst sofort Ja, oder ich muss dich mit in die Tiefe ziehen und ich werte deinen Schrei als Ja.“

Joey schaute von dem funkelnden Ring auf, in zwei noch viel schöner glänzende Rubine. Er strahlte über das ganze Gesicht. Der Antrag kam so unverhofft. Er war förmlich überrollt und geplättet davon. Sein Körper wurde von Glück durchflutet. Ja er wollte diesen Mann! Er wollte ihm gehören!
 

„Ja.“ hauchte er überglücklich.
 

Er schlang seine Hände um den Nacken des Älteren und küsste ihn innig, leidenschaftlich und voller Zufriedenheit. Nichts anderes nahm er jetzt noch wahr. In dem Moment warf Akefia einem der umstehenden Zuschauer das kleine Kästchen zu. Er legte seine Arme fest um Joeys Rücken, vertiefte den feurigen Kuss und lies sich seitlich überkippend in die Tiefe fallen.
 

Dieser Kuss war der reine Wahnsinn! Nicht zuletzt weil pures Adrenalin durch die Adern schoss, auch das Gefühl der Schwerelosigkeit trug hierzu bei. Sowie ein Magen der noch mehr unbekannte Bewegungen ausführte als sonst. Einfach das unbeschreibliche Glück. Mit diesem Kuss hatte Akefia sein Versprechen von heute morgen mehr als wahr gemacht. Joey erlebte etwas Unglaubliches.
 

Nachdem sie ausgependelt waren, schaute der Ägypter schmunzelnd in Joeys halbgeschlossene Augen. „Und?“

„Das war so krass! Wenn sich so der Tod anfühlt, dann will ich nur noch in deinen Armen sterben!“, meinte der Kleinere benommen.
 

Augenblicklich verfinsterten sich die roten Augen. „Wünsch dir so etwas nie wieder!“ befahl er scharf.
 

Schon wieder so ein Moment, in dem sein Freund innerhalb von Sekunden wie ausgewechselt war, stellte Joey fest. Ausgewechselt und kalt, genauso wie Kaiba. Abermals überspielte er die Situation einfach.

„Wenn ich nicht bald Frühstück bekomme, verhungere ich in deinen Armen!“, dabei zog er eine extra breite Schmolllippe und setzte seinen schönsten Hundeblick auf den er hatte.
 

„Dein Magen ist ein Egoist!“, lachte Akefia und seine Augen strahlten wieder.
 


 

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Einen ganz lieben *knuddel-drück* an abgemeldet

für das korrigieren dieses Kapis !!! DANKE!!! *dich anflausch*

Herzen & Rosen (mit Dornen)

Kapitel 7 Herzen & Rosen (mit Dornen)
 


 

Traurigerweise schweißte dieser Ring die beiden nicht nur enger zusammen, über ihrer Beziehung pendelte das Damokles Schwert am seidenen Faden. Schwerwiegende Dinge lasteten auf ihrer Beziehung, gemischt mit den Schwächen des Einzelnen.
 

Oft kommt es vor, dass je sicherer man glaubt den anderen zu haben, wie zum Beispiel durch ein Verlöbnis, man sich dann eher gehen lässt und dann so das wahre Gesicht zum Vorschein kommt.
 

Und das war bei unserem frisch verlobten Pärchen leider noch nicht alles. Zum einen verfiel der Blondschopf wieder in das alte „Kaiba-Streit-Muster“ und zum anderen war Akefia mit seiner Geheimniskrämerei nicht besser. Jedoch musste etwas vorgefallen sein, da er sich seit kurzem noch seltsamer benahm als sonst.
 

Zu dieser bereits explosiven Mischung kam zu allem Überfluss noch folgendes hinzu:

Joey steckte inmitten seiner Abschlussarbeiten und war somit die meiste Zeit ins Lernen vertieft. Von daher war er schon seit Wochen angespannt und überreizt. Ständig zoffte er sich mit seinem Verlobten und klatschte ihm die Vorwürfe nur so ins Gesicht. Es passte ihm nicht, dass Akefia so eine Heimlichtuerei um seinen Beruf machte, dass dieser ständig unterwegs war und es passte ihm schon gar nicht, dass er nicht mal genau wusste, wo Akefia sich gerade befand. Die einzigen Informationen, mit denen Joey stets abgespeist wurde, waren die Nennungen von irgendwelchen Ländern oder von einem der Kontinente.
 

Seit die Prüfungsvorbereitungen und die Examen begonnen hatten, ließ sich Akefia zu Hause noch seltener blicken als zuvor. Er benahm sich fremdartig, war kurz angebunden, musste ständig schnell weg. Was Wheeler natürlich nur noch mehr reizte.
 


 

oOo
 


 

Spät abends kam sein Verlobter in die gemeinsame Wohnung zurück, schlich sich auf leisen Sohlen durch die Räume und suchte nach Joey. Im Wohnzimmer wurde er fündig. Der Blonde war über seinen Büchern, auf dem Sofa, eingeschlafen. Akefia musste traurig lächeln, das Bild seines Freundes sah einfach zu niedlich aus. Er zog ihm vorsichtig das Buch aus der Hand, stützte seinen Kopf mit einem Kissen ab, dass sein Hals nicht einknickte und legte eine Decke über ihn. Liebevoll strich er das Pony zur Seite, um noch einmal sein komplettes Gesicht sehen zu können. Er stand noch einige Minuten vor dem friedlich schlummernden Joey es fiel im sichtlich schwer sich von diesem Anblick zu lösen.
 

Ein leises Seufzen huschte über seine Lippen und Akefia streifte ebenso geräuschlos wie kurz zuvor durch die Wohnung.

Hier und da nahm er verschiedene Sachen aus den Schränken und Regalen heraus und verstaute diese in zwei große Reisetaschen. Diese hatte er extra hierfür mitgebracht. Dabei warf er immer wieder einen kurzen Kontrollblick ins Wohnzimmer.
 

Als er endlich fertig war und alles beisammen hatte, platzierte er die prall gefüllten Taschen im Flur. Eine letzte Sache hatte er nun noch zu erledigen. Schweren ~Herzens~ stand er am Esstisch und griff in die Innentasche seiner Jacke, um etwas herauszuziehen und es auf der Marmorplatte zu platzieren. Dann hielt er inne.
 

„Akefia~?“
 

Hörte er eine verwunderte Stimme vom Sofa. Joey hatte sich aufgerichtet und rieb sich schläfrig die Augen: „Du bist wieder da?“
 

Der Blonde reckte sich und erhob sich langsam. „Wo warst du so lange? Warum meldest du dich nicht?“

Mit schnellen Schritten stand der Angesprochene schon am Sofa und legte ihm einen Finger auf den Mund.

„Was…?“

„Pschhh!“

Akefia wartete nun einen kurzen Moment, bis sich die Gesichtszüge des anderen etwas entspannten, bevor er den Finger wieder von Joey’s Lippen entfernte. Er setzte sich aufs Sofa dazu und nahm seinen Freund in den Arm.
 

„Ich hab so viel zu tun für meine Arbeit, dass ich nicht auch noch darüber irgendein Wort verlieren will, wenn wir beide zusammen sind, verstanden?!“
 

Joey wunderte sich schon gar nicht mehr darüber. Erst die liebevolle Umarmung, die warmen Worte und dann mitten im Reden wieder diese Kälte, mit der er das „verstanden“ sagte. Dennoch wollte er sich damit nicht schon wieder abspeisen lassen. So setzte er erneut an, aber der Weißhaarige war schneller.
 

„Joey bitte! Heute Abend keinen Streit mehr.“
 

Er zog einen leichten, schwarzen Schal aus seiner Jackentasche und legte ihn über die zwei schokobraunen Augen. Die beiden Enden verknotete er hinter dem blonden Haarschopf.

„Was soll….?“, hob Joey sofort seine Hand und wollte den Schal abstreifen.
 

„Lass es heute bitte so sein.“

Akefia versuchte so gut es ging nicht traurig zu klingen. Es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn der Kleine jetzt nicht aufgewacht wäre.
 

Auf die letzte Bitte hin, folgte Joey nun brav den Worten und fragte auch erst mal nicht weiter nach. Was er sich jedoch nicht nehmen ließ, war es, seine Arme um den Größeren zu schlingen und dessen Lippen in Beschlag zu nehmen. Denn auch wenn er sich über dessen Abwesenheit ärgerte, so siegten doch die Sehnsucht und sein Verlangen nach seinem Liebhaber.
 

Akefia wollte zuerst nicht darauf eingehen, aber Joey ließ sich nach hinten sinken und zog den Älteren einfach über sich. Er zeigte ihm wortlos, dass er ihn jetzt brauchte und so sehr vermisst hatte. Sanft legte er seine Lippen auf Akefias Mund. Seine süßen, sündigen Lippen wurden immer leidenschaftlicher. Dieser kleine, freche Verführer schaffte es tatsächlich abermals, dass der Ältere schwach wurde. Akefia hob ihn mit Leichtigkeit auf seine Arme und trug ihn die paar Meter ins Schlafzimmer und legte ihn auf das Bett.
 

Joey erlebte nun etwas ganz Neues. Er musste nun die Qualen einer bittersüßen Hölle durchleben. Sein Liebster verbot ihm jegliches tun. Er berührte ihn langsam und zärtlich, fast so als ob er in Sorge wäre, dass der Körper unter ihm zerbrechen würde, wenn man ihn zu fest anpacken würde. Ausgiebig erkundete er die komplette Körperhülle Joey’s. Dieses Mal war es derartig intensiv für den kleinen Verführer, dass es ihm buchstäblich die Sinne raubte.
 


 

~oOo~
 


 

Als Joey am nächsten morgen erwachte, wunderte er sich über diesen seltsamen Traum. Er blickte zur Bettseite seines Partners, sie war leer und das Bettzeug schien wie unberührt. Erst als Joey aufstand, verspürte er ein leichtes Ziepen in der Leistengegend, welches ihm sagte, dass es kein Traum gewesen sein konnte. Also blieb er noch einen Moment ruhig im Bett liegen.
 

Dann entdeckte er auf dem Kissen neben sich einen Zettel. Grinsend nahm er sich das gefaltete Papier. Joey freute sich riesig darüber. Eigentlich hatte Akefia ihm, außer dem Ring, noch nie etwas Bleibendes geschenkt. Bisher waren es immer irgendwelche Erlebnisse, die man in Gedanken aufbewahren konnte, oder Ausgaben in Form von Essen, Kleidung oder einfach Taschengeld. So etwas wie eine Nachricht oder eine Karte, hinterließ der Weißhaarige heute zum ersten Mal.
 

Gespannt entfaltete Wheeler nun die Nachricht:
 

„Joey,
 

ich kann diese Lüge nicht mehr weiter leben. Du hast gesagt, du empfindest

Liebe für mich. Wolltest mir deine Gedanken, deinen Körper schenken,

Dich mit mir verbinden ein Leben lang, durch den Ring. Ich gab dir

weiterhin alles. Aber du hast mich hintergangen.
 

Bitte, ich ertrage das nicht länger, eine billige Kopie zu sein. Ich

vertraue dir nicht mehr. In Gedanken gehörst du einem Anderen.

Mir spielst du nur etwas vor. Du wolltest mich, weil ich ihm ähnlich bin.

Ich habe deine Sachen gepackt. Es ist aus! Sei verschwunden bis 15 Uhr.

Komme dem nach, denn sonst lasse ich dich aus der Wohnung werfen!

Wieder wirst du mich nicht verletzten können.
 

Akefia.“
 

Ungläubig und mit zitternder Hand las er diese Zeilen ein zweites Mal durch. Dicke Tränen suchten sich bereits ihren Weg nach unten und behinderten bald schon die Sicht. Ein dicker Kloß bildete sich in Joey’s Hals. Diese Worte schnürten ihm die Luft zum atmen ab. Joey spürte wie sich sein Herz verkrampfte, wie ihn diese Worte verletzten. Eine Welt brach für ihn zusammen, er glaubte sein Inneres würde jeden Moment zerbersten. Kraftlos sank er auf das Kissen und konnte sein Schluchzen nur noch schwer unterdrücken. Vor wenigen Stunden waren sie noch ein Herz und eine Seele. Und dass hier sollte jetzt das Aus ihrer Beziehung sein?

Nein! Das konnte doch nur ein rabenschwarzer Scherz sein?!
 

Der Blonde hatte noch lange in das Kissen geweint. Es verstrichen einige Stunden, bis Joey keine Flüssigkeit mehr für seine heißen Tränen in seinem Körper fand. Schwach und wankend und mit roten verquollenen Augen, stand er auf.

Wie konnte ihm Akefia nur etwas Derartiges antun?! Oder stimmte es etwa, dass er tatsächlich selbst daran schuld war? Langsam lief er durch die Wohnung und er stellte fest, dass es wahrhaftig keinen einzigen Hinweis mehr gab, dass er hier wohnte. Alles was er an persönlichen Dingen besaß, war entfernt worden. Im Flur entdeckte der Blonde die beiden, großen, gefüllten Reisetaschen.
 

Ungläubig starrte er die Reisetaschen an und sank auf die Knie. Das konnte doch nicht wahr sein?! Sollte es sein Verlobter tatsächlich ernst meinen?

Joey beschloss kurzerhand, diese lächerliche “Drei–Uhr–Frist“ nicht einzuhalten. Er würde hier warten und Akefia zur Rede stellen!
 


 

~oOo~
 


 

Punkt fünfzehn Uhr wurde die Wohnungstür aufgeschlossen. Zwei Männer, breit wie Schränke, betraten die Wohnung. Joey war davon überzeugt, dass er die beiden schon einmal gesehen hatte. Er konnte sich nur nicht mehr erinnern, wo das gewesen sein sollte.
 

„Hey, du kleines Miststück, du bist ja immer noch da. Da wird der Boss aber nicht erfreut sein!“ Der schmierige Typ holte sogleich aus und traf Joey im Gesicht, sodass dieser erstmal einen Schritt nach hinten taumelte. Der zweite Kerl hatte zu spät reagiert und konnte den Ersten nicht mehr aufhalten, wofür dieser gleich eine Standpauke und einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte.
 

Unsanft wurde Joey nun von dem Zweiten gepackt, der Andere musste sein Gepäck tragen, dann schleiften sie ihn aus dem Gebäude hinaus. Sie bugsierten ihn in einen schwarzen Lieferwagen und setzten ihn einige Straßen weiter aus. Egal wie sehr Wheeler sich dagegen wehrte und schrie, es half nichts. Er bekam nicht mal Antworten auf seine Fragen.
 

An irgendeiner Hauswand ließ er sich auf den Boden sinken, die Taschen neben sich, und begann seine Situation langsam zu begreifen.

Sein Verlobter hatte ihn auf übelste Weise abserviert. Die Beziehung einfach mit einem Zettelchen beendet, was Joey das Herz schwer machte. Er glaubte es würde zerspringen. Jetzt saß er da und hatte kein Dach mehr über dem Kopf und weil Akefia ihm jeden Monat reichlich Taschengeld gab, hatte er nicht mal einen Job. So hatte Joey seine Selbständigkeit komplett eingebüsst, was ihm nun sehr teuer zu stehen kam.

Akefia erwies sich von Außen schön wie eine ~Rose~. Aber nun stachen seine Dornen erbarmungslos zu, wie der Blonde es ja grade am eigenen Leibe erfahren musste.
 

Langsam aber sicher kehrten die Tränen zurück und Joey ließ sie einfach gewähren. Er fühlte sich verletzt, verraten und verkauft. Und so wie er nun an der Mauer gelehnt, auf dem kalten Boden saß, neben sich die Taschen mit all seinen Habseligkeiten, kam er sich schon wie ein obdachloser Penner vor.

Doch irgendwann wurden seine Gedanken ein wenig klarer und er begann über die letzten Wochen nachzudenken.
 

Ihm wurde wieder bewusst, dass er immer die Auseinandersetzungen mit Akefia begonnen hatte. Oftmals waren es auch noch völlig unnütze Streitereien. Zu seiner Wut auf Akefia, machte sich nun das Gefühl der Selbstzweifel in ihm breit. Was bedeutete, dass er auch daran schuld war, dass die Beziehung zerbrach. Warum musste er auch immerzu streiten?
 

Und das schlimmste: Auch die Sache in Bezug auf Kaiba schien zu stimmen. Leise fluchte Wheeler vor sich hin, als er darüber nachdachte. Nur wegen diesem blöden Eisklotz, hatte er sein beinahe perfektes Leben verloren. Nur weil er ihn nicht gänzlich vergessen konnte!

Nebenbei fragte sich der Blonde, wie Akefia es überhaupt herausgefunden hatte. Hatte er in seiner Vergangenheit nachgeforscht? Hatte er den blonden im Schlaf belauscht? Oder womöglich Atemu und Namu darüber ausgequetscht? Immer neue Fragen gesellten sich hinzu, es waren wohl tausende Fragen. Doch Joey wusste, dass er wohl darauf nie mehr auch nur eine einzige Antwort erhalten würde.

Er versank in sein Selbstmitleid und saß nun wie ein kleines Häufchen Elend, in einer fremden Stadt. Ja, Tokyo kam ihm jetzt wieder sehr fremd vor.

Dabei dachte er, dass er hier dem jungen Firmenchef entfliehen könnte und einen Neustart wagen. Aber stattdessen lag sein Leben schon wieder wie in Scherben vor ihm. Und Kraft, diesen Scherbenhaufen aufzukehren, hatte er nicht.
 

Langsam wurde es dunkel und Joey blickte auf und sah sich um. Vielleicht gab es ja etwas was er kannte, woran er sich orientieren könnte. Und tatsächlich! Ihm fiel erst jetzt auf, dass er gar nicht so weit von Namus und Atemus Wohnung war.

Mit den großen Taschen im Schlepptau, wackelte er zu deren Wohnung und auch wenn er sich grade bis auf die Knochen für seine Situation schämte, so waren die beiden die Einzigen, die ihm helfen konnten. Wenn sie ihm auch nur ein paar Tage Unterschlupf bieten würden, wäre er schon mehr als dankbar.
 

Zunächst zaghaft und dann etwas fester, klopfte er an die Wohnungstüre. Es war Namu, der ihm öffnete. Und als dieser Joey erblickte, wurde er kreidebleich. Es war ein Bild des Jammers, was der Blonde abgab.
 

„Großer Gott Joey?! Du siehst furchtbar aus, was ist passiert?!“
 

Wortlos wurde dem sandblonden Ägypter der Zettel in die Hand gedrückt.

Und als dieser die Zeilen gelesen hatte, brachte er nur ein lautes und wütendes „Was für ein Arschloch!!“ hervor.
 

Schnell war der Verlassene in die Wohnung gezogen, aufs Sofa dirigiert worden und bekam einen heißen Tee in die Hände gedrückt. Namu legte ihm eine Decke um die Schultern, setzte sich mit aufs Sofa und nahm den jüngeren tröstend in den Arm. Joey zitterte immer noch vor Kälte, so schmiegte er sich etwas mehr der Wärmequelle entgegen. Erneut bahnte sich die salzige Flüssigkeit ihren Weg über seine Wangen. Namu drückte dem Kleinen einen Kuss auf die Haare und ließ ihn sich erstmal an seiner Schulter ausweinen.
 

Langsam wurde das Schluchzen wieder schwächer. Der blonde drückte sich noch enger an seinen Freund. „… darf ich heute bei euch bleiben?“
 

Der Angesprochene schaute ihn ernst an: „Natürlich bleibst du das!“
 

Ein schwaches Lächeln zierte Joeys Gesicht. Er war sehr dankbar dafür, dass er Namu hatte und dass er ihm Unterschlupf gewährte.
 

Dieser freute sich ebenfalls, das Joey wenigstens ein bisschen lächelte. Es bereitete ihm Kummer seinen Kumpel so aufgelöst und traurig zu sehen. Und er wollte ihm unbedingt helfen. „Willst du vielleicht drüber reden?“
 

Hilflos zuckte Joey mit den Schultern. Ob es was bringen würde, darüber zu reden was vorgefallen war? Denn eigentlich wusste er es ja selbst nicht so genau. Er hatte ja nur seine Vermutungen und sonst keine anderen Anhaltspunkte. Und seine größte Vermutung war es, das er wohl im Schlaf gesprochen hatte, und Akefia hat sich daraus etwas zusammengereimt. Denn Joey wusste sehr wohl, dass er ab und zu immer noch von Kaiba träumte.
 

Er kam zu dem Entschluss, Namu einfach alles haarklein zu erzählen, was in letzter Zeit los war und insbesondere, wie der gestrige Abend abgelaufen war. Dabei lag die Betonung auf dem ungewohnten zärtlichen Umgang von Akefia.
 

Der Tröstende war sehr erstaunt über diese Geschichte, sie verwunderte ihn regelrecht. Er fühlte es ganz genau, dass irgendwas an dieser Sache faul war. Da fehlten eindeutig ein paar Puzzleteile. Jedoch so ratlos wie der Blondschopf dreinschaute, konnte er das Puzzle nicht vervollständigen. Aber er war davon überzeugt, dass Akefia etwas Gewaltiges zu verbergen hatte und das dies womöglich der Grund für diese ungewöhnliche Trennung war.
 

Namu beschloss diesen Gedanken nicht auszusprechen. Er wollte sich erst mal mit Atemu darüber unterhalten. Den blonden Wuschelkopf wollte er mit dieser Sache nicht noch weiter beunruhigen, denn er war wirklich schon aufgewühlt genug.
 


 

~oOo~
 


 

Einige Stunden später kam Atemu von seinem Job nach Hause. Da es schon tief in der Nacht war, tapste er leise in die Wohnung und schaltete nur im Flur das Licht an. Er wollte Namu nicht wecken, freute sich aber schon darauf, ihn gleich behutsam in seine Arme ziehen zu können und selbst noch etwas Schlaf abzubekommen. Da nun schon Sonntag war würde es bestimmt ein kuscheliger Vormittag werden.
 

Im Bad schlüpfte er aus seiner Arbeitskleidung und tauschte sie gegen einfache Schlafkleidung um. Als er nun sein Zimmer betrat, war das Bett leer.

Zwar war der Fernseher nicht eingeschaltet gewesen, aber vielleicht war sein Partner mal wieder auf dem Sofa eingeschlafen. Grinsend ging er deshalb ins Wohnzimmer. Aber als er die Umrisse auf dem Sofa entdeckte, verschwand sein Grinsen sofort wieder und er ballte seine Fäuste. Da schlief sein Namu doch tatsächlich eng umschlungen mit einer anderen Gestalt auf dem Sofa!
 

Wütend vor Eifersucht, betätigte er den Lichtschalter und stapfte auf die zwei Schlafenden zu. Und erst jetzt im Licht entdeckte er den blonden Zottelkopf. Ungläubig starrte er ihn eine Weile an.

„Joey?“
 

Dieser drehte verschlafen den Kopf nach hinten und blinzelte. Vom vielen Weinen hatte er mörderische Kopfschmerzen. Als Atemu in das von Tränen gezeichnete Gesicht blickte, hielt er in seiner Bewegung völlig inne. Erstens, konnte er sich bei Joey nicht denken, dass dieser etwas mit Namu gehabt haben könnte und zweitens … sah man ihm an das etwas passiert sein musste. Dennoch steckten ihm die Emotionen von eben noch in den Knochen. Blitzend hob er eine Augenbraue an.
 

„Was ist hier los?“, erkundigte er sich aufgebracht.
 

Auch Namu war inzwischen aufgewacht und hatte sich von Joey befreit, der auf ihm eingeschlafen war. „Akefia hat ihn rausgeworfen!“, sagte er leise. Joey senkte wieder seinen Blick, ihm war die Situation immer noch total unangenehm. Namu schnappte sich den Zettel, der noch immer auf dem Couchtisch lag und hielt es seinem WG-Partner hin: „Hier, lies das mal, was hältst du davon?“
 

Atemu überflog die Zeilen. Dann warf er noch einen prüfenden Blick zu Namu, einen kurz zu Joey, dann wieder einen tiefen Blick in die lavendelfarbenen Augen. Namu lächelte, gefiel ihm die Eifersucht Atemus nur zu gut. Dann schüttelte er schnell seinen Kopf, was den größeren erleichtert ausatmen lies. All seinen Groll den er eben noch hatte, übertrug er nun auf den Ex-Lover seines Kumpels.
 

„DIESER VERFLUCHTE WI****!!!, wenn ich den in die Finger bekomme!!.“, tobte er.
 

Wheeler sah in traurig an. Er hatte den ganzen Tag gegrübelt, der Brief hatte ihm den Rest gegeben und er machte sich mittlerweile ganz allein dafür verantwortlich, dass sein Glück zerbrochen war. Zu dem hatte er ja auch immer mit dem Streit begonnen und war unzufrieden, dass der Größere ständig nicht da war.
 

„Nicht Atemu.“, sagte er schwach. „Ich habe alles kaputt gemacht! Es ist meine Schuld.“
 

„Hör auf ihn zu verteidigen!!“, wurde er postwendend angeherrscht. „Jemand der so Schluss macht hat das nicht verdient! Er hatte ja nicht mal Eier in der Hose, es dir ins Gesicht zu sagen!“
 


 

~oOo~
 


 

Namu hatte sich wegen ihres Gastes extra ins Zeug gelegt beim Frühstückstisch. Aber nun musste er sehen, dass seine Mühe umsonst war. Atemu hatte schlechte Laune und Joey keinen Appetit. Namu seufzte. „Joey, weist du schon was du jetzt machen wirst?"
 

Bevor dieser antworten konnte, brummte Atemu: „Dem Idioten einen Besuch abstatten und ihm gewaltig in den Hintern treten, dass er bis auf den Mond fliegt!“
 

Joey blickte erstaunt zu dem Ägypter, er wusste dass er das ernst gemeint hatte. Aber er ging darauf nicht ein. Stattdessen beantwortete er die Frage: „Zuerst mach ich hier noch die zwei Wochen fertig mit den Prüfungen. Keine Ahnung wie es danach weitergehen soll. Mir fehlt momentan der Boden unter den Füßen. Ich habe weder Arbeit, noch Geld, geschweige den ein Dach über dem Kopf. Ich weiß es echt nicht, was nach den Prüfungen kommen wird.“
 

Atemus Blick sah gefährlich nach dem Ich-Habs-Dir-Doch-Gleich-Gesagt-Ausdruck aus, daher bekam er von Namu einen Tritt unter dem Tisch, dass er seinen Mund halten sollte. Das Kopfschütteln und der weiche Blick sagten Atemu, dass dafür jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre. Und dies sah man Joey auch an, er war immer noch völlig überfordert und musste erst mal wieder aufgebaut werden. Weitere Vorwürfe waren in diesem Fall weniger hilfreich.
 

„Du kannst wenn du magst mein Zimmer haben, für die paar Wochen geht das. Ich schlafe sowieso nicht so gern allein.“, zwinkernd sah Namu zu Atemu rüber.
 

„Danke Leute, das ist echt nett. Aber ich will euch nicht auf der Tasche liegen.“
 

Atemu lachte auf: „Joey, wenn du nicht hier bleibst, setzen wir dich vor die Tür und kündigen dir die Freundschaft!“
 


 

~oOo~
 


 

Trotz Zeterns und Wehrens, schleifte Atemu den Blonden mit sich mit und stand nun an der Tür des Appartements, in welchem Joey noch bis gestern gewohnt hatte. Da der Schlüssel nicht mehr passte, klingelte der aufgebrachte Ägypter und war nahe dran die Tür einzuschlagen, wenn diese nicht bald geöffnet werden würde.
 

Ziemlich ungläubig schauten beide aus der Wäsche als ihnen ein älteres Hausmütterchen die Tür öffnete und sie nach ihrem Begehren fragte.
 

Atemu brachte vor: „Wo steckt dieser Hund Namens Akefia?“, und schob auch schon die Frau zur Seite, um in den Flur zu stapfen.
 

Joey stand noch wie angewurzelt vor dem Türrahmen. Die ganze Wohnung hatte sich verändert. Nichts von dem was er sah, war so wie er es verlassen hatte.
 

Die ältere Dame meldete sich energisch zu Wort: „Junger Mann, was bilden Sie sich ein, hier einfach so einen Lärm zu machen? Hier herum zu schimpfen und dann in meine Wohnung einzudringen?!“
 

Verdattert zog Joey seinen Freund aus der Wohnung heraus: „Bitte entschuldigen sie, ich habe mich wohl geirrt. Ich wollte in den 20. Stock, Apartment 205.“
 

„Da sind sie hier richtig. Aber einen Akefia gibt es hier nicht und hat es nie gegeben.“
 

Joey schüttelte den Kopf: „Doch bis gestern war er noch hier … und … und ich habe ja auch hier gewohnt.“
 

„Zweifeln sie etwa an den Worten einer alten ehrbaren Frau?“, baute sich die Dame prüfend vor den beiden Jungs auf, soweit man das von einer Dame im gehobenen Alter sagen konnte.
 

„Warten Sie, ich zeige ihnen ein Foto.“, damit kramte Joey sein Handy aus der Jackentasche. Ungläubig durchsuchte er seinen Speicher, alle Fotos die Akefia zeigten waren gelöscht. Er schluckte. Dann schaute er seinen Ring an, den er noch nicht abgelegt hatte. Zog ihn aus, um ihn als Trumpf hinzuhalten. Es hätte nicht viel gefehlt, dass sich der Gute die Kinnlade ausgerenkt hätte, als ihm der Kiefer herunter fiel. Selbst die Gravur im Ring war spurlos verschwunden. Kreidebleich schnappte er sich Atemu’s Arm und zog den Ägypter fluchtartig hinter sich her, aus dem Gebäude hinaus.
 

Die Dame sah beiden noch kurz hinterher, dann schloss sie mit bösem Grinsen die Tür.
 

Wieder zu Hause angekommen, machte sich Joey über die beiden Taschen her. Neben seinen eigenen Sachen, fand er einen Umschlag. Diesen legte er zunächst zur Seite und suchte weiter.
 

Als er endlich seinen Laptop in den Fingern hielt, durchsuchte er auch hier seine Foto-Ordner. Mit dem selben Ergebnis, dass alle Bilder auf denen sein Verlobter zu sehen war gelöscht wurden. Selbst auf seinem Onlinespeicher, der passwortgeschützt war, gab es kein Bild mehr von dem Paar. Die beiden Ägypter standen genau so sprachlos hinter Joey, wie dieser auf den Bildschirm starrte. Es war erstaunlich, wie gründlich dieser Mann all seine Spuren beseitigt hatte, die er in dem Leben des Blonden hätte hinterlassen können.
 

„Vielleicht ist es besser so.“, meinte Atemu nachdenklich: „Mit dem Typ hat irgendwas nicht gestimmt. Es ist zwar nicht so leicht für dich, aber sei froh, dass du ihn los bist. Die ganze Aktion die er abgezogen hat ist reichlich merkwürdig!“
 

Auch Namu stimmte dem zu: „Wer weiß, was der zu verbergen hat, wenn er nicht mal mit dir über sein Leben oder seine Arbeit sprechen konnte. Kein normaler Mensch würde auf diese Weise seine Spuren verwischen können, oder in einer Nacht eine komplette Wohnung umräumen.“
 

Joey atmete einmal tief durch. In seinem Kopf herrschte gerade eine große Leere. Dann nahm er den für ihn unbekannten Umschlag, um ihn zu öffnen. Er bekam große Augen. Prangten ihm daraus 10.000,- Dollar entgegen. In dem Umschlag war nur das Geld, keine Nachricht kein gar nichts. Angewidert warf er den Umschlag von sich fort.
 

Namu wollte auch wissen, was so erschreckendes darin war. Ihm weiteten sich die Augen vor erstaunen. Er tippte Atemu an und zeigte auch ihm den Inhalt. Dieser riss das Kuvert aus Namus Hand, nachdem er es gesehen hatte und hielt es Joey vor die Nase.
 

„Scheinbar will er nicht, dass du in der Gosse landest. Er ist spurlos verschwunden, du kannst ihm das Geld nicht zurück geben. Jemand der so gründlich aufräumt, als hätte es ihn nie gegeben, will nicht gefunden werden. Du solltest es nehmen und es als Neustart sehen.“
 

Der Älteste legte die Stirn in Falten: „Wie kommt man nur zu soviel Geld und warum ausgerechnet US-Dollar?“
 

Sein Kumpel zuckte mit den Schultern und flüsterte zurück: „Vielleicht Schwarzgeld oder sonst etwas was er mit krummen Geschäften verdient hat. Das alles ist so reichlich seltsam da könnte man alles vermuten! Außerdem, so oft wie der unterwegs war, sind doch Dollar das logischste an Währung was man dabei haben kann, die werden fast überall akzeptiert und er muss nicht ständig tauschen.“

Dann drehte er sich dem Blonden zu: „Hast du eine Ahnung, was du jetzt tun wirst?“
 

„Wenn ich das wüsste…“ seufzte Joey und starrte immer noch vor sich hin. „Außer das bestehen der Prüfung gibt es nur noch Yugis Einladung zu seinem Geburtstag. Alle anderen Pläne für meine Zukunft sind ja in Schall und Rauch aufgegangen.“, meinte er mit betrübter Stimme. Er konnte es immer noch nicht fassen, was geschehen war.
 


 

~oOo~
 


 

Drei Wochen später hatten die drei Studenten alle ihr Examen in der Tasche. Sie hatten eine große Sause mit den anderen Abgängern ihrer Stufe gefeiert und alle wendeten sich nun einem weiteren neuen Kapitel in ihrem Leben zu.
 

Nur für den Ernährungsberater war es noch nicht klar, was er jetzt machen würde. Er stand zusammen mit Namu und Atemu kurz vor dem Sicherheitsbereich des Flughafens wo sie sich nun trennen mussten.
 

„Oh Mann, die zwei Jahre hier gingen viel zu schnell um. Bitte vergiss uns nicht und meld dich öfters mal. Kannst uns ja mal einladen. Machs gut Kleiner.“, mit einem kleinen Kullertränchen drückte Namu den Blonden noch ein letztes mal so fest, dass diesem fast der Atem ausblieb.
 

„Also dann Joey mach´s gut. Pass auf dich auf und stell nicht zu viele Dummheiten mit anderen Männern an. Wir können dich ja nicht überall beschützen.“, schmunzelte Atemu, bevor sie die Hände einschlugen und sich auch kurz drückten.
 

Joey hatte ein weinendes und ein lachendes Auge. Er wusste nicht wie er sich fühlen sollte. Aber was währe ein Wheeler, wenn er nicht nach vorn schauen würde?! Also freute er sich jetzt erst mal darauf Yugi und Yami zu treffen.
 

Yugi hatte ihm bei seinem Anruf fast einen Hörsturz verursacht. So sehr hatte er ins Telefon gequiekt und war vor Begeisterung ausgeflippt, weil Joey nun schon früher kommen wollte. Er hatte sofort und ohne umschweife zugestimmt, dass er sich ein paar Wochen bei ihnen einnisten könne. Alleine nur, dass sich Muto so sehr freute ihn wieder zusehen, zauberte ein Lächeln auf Joeys Gesicht. Er drehte sich ein letztes mal um und winkte seinen Freunden zu. Dann entschwand er ihrem Sichtfeld.
 

Namu ging auf die großen Panoramafenster zu, von denen man auf das Rollfeld sehen konnte. Der Himmel tauchte sich langsam in ein helles, warmes orangefarbenes Licht. Atemu legte seine beiden starken Arme von hinten um ihn. Der Sandblonde liebte es diesen kräftigen Halt zu spüren und lehnte sich gänzlich an seinen Freund an.
 

„Ich denke nicht.“
 

Namu drehte seinen Kopf irritiert zu Atemu: „Was?“
 

„Du wolltest doch gerade fragen ob wir ihn wieder sehen werden, stimmt's?“, grinste er.
 

Namu schüttelte den Kopf, lehnte sich noch fester gegen die warme Brust seines Hintermannes und seufzte. Er hatte es schon längst aufgegeben zu fragen woher er immer alles vorher wusste. Sie standen noch einige Minuten so da und beobachteten wie die Flugzeuge starteten und landeten.
 

Dann drehte sich Namu in der Umarmung seines Freundes um, drückte seine Stirn in dessen Halsbeuge und schlang seine Arme um dessen Rücken.
 

„Komm las uns heim gehen.“, sagte der Größere sanft und streichelte ihm über den Rücken. Es schien den Jüngeren immer noch sehr mitzunehmen, was Joey widerfahren war.
 

Namu lächelte und nickte: „Ich hab dich lieb.“
 

Atemu legte daraufhin seinen Finger unter dessen Kinn, um ihn zu zwingen nach oben zu sehen. Kurz bevor er seine Lippen versiegelte, flüsterte er noch ein leises: „Ich weis!“
 

Dann grinste er verschmitzt in den Kuss hinein. Denn auch er hatte sich nicht an die unausgesprochenen Regeln gehalten – Keine Gefühle – Keine Reue. Oh nein, schon lange war es nicht mehr so. Nur gesagt hatte er es ihm noch nicht.
 


 


 


 

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ganz vielen lieben Dank an meine Beta usagi_san

*dich lieb knuddel und drück!*
 


 

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Nervosität & Krämpfe

Kapitel 8 Nervosität & Krämpfe
 


 


 

~Nervosität~ nennt man das Gefühl, welches Joey ständig zwang mit zittrigen Fingern den Ärmel der Jacke hochzuschlagen und dauernd auf seine Uhr zu schauen. Es waren nur noch zehn kurze Minuten, bis Yugi den Spieleladen seines Großvaters öffnen würde.
 

Seit über dreißig Minuten stand Wheeler auf dem Gehweg herum. Ab und zu lief er auf und ab, mit dem Versuch seine Nervosität los zu werden. Er konnte es auch nicht verstehen, woher diese ~Krämpfe~ in seiner Magengegend kamen. Er hatte sich überschwänglich darauf gefreut, Yugi und Yami wieder zu sehen. Andererseits, gab es diese unausweichliche Tatsache, dass er zum Ende der Woche IHN, Seto Kaiba, auf dem Klassentreffen wieder sehen würde.
 

Joey hatte vorsorglich im Flugzeug lächeln geübt, um vor seinen Gastgebern die traurigen Augen verstecken zu können, die von der frischen Trennung herrührten. Er wollte keine Fragen, kein Mitleid und erst Recht keine Kuppelversuche! Deshalb nahm er sich vor es geheim zu halten. Aus diesem Umstand heraus, entsprang ein mulmiges Gefühl, welches er bis in seine Fingerkuppen spürte und ein unangenehmes Kribbeln hinterließ.
 

Gerade mal drei Wochen war es her, dass ihn sein Akefia verlassen hatte. Dem Blonden kam es jetzt schon vor als sei es eine Ewigkeit. Trotz des schroffen Abschieds, gab es in seinem Herz einen Teil der den weißhaarigen Liebhaber weiterhin vermisste. Was ihm die Verzweifelung und den Schmerz wieder in Form kleiner flüssiger Kristalle in die Augen trieb. Wie oft hatte er sich seine funkelnden Bernsteine rot geweint, wegen diesem Kerl. Dem Typen auf den er hereingefallen war, mit dem er dachte …. Der junge Mann ermahnte sich nicht schon wieder darüber nachzugrübeln, dass hatte er wohl weislich schon zu genüge getan.
 

Aus seinen Gedanken gerissen wurde er von dem leisen Klackern, was durch das drehen des Schlüssels im Zylinder verursacht wurde. Der kleinere der beiden Stachelköpfe schloss gerade die Ladentür auf, als er erspähte wer davor stand. Yugi konnte die Tür nicht schnell genug aufreisen, wäre fast die beiden Stufen vor dem Eingang herunter gestolpert und sprang den überraschten Heimkehrer an. Wheeler wurde von dem Schwung herumgewirbelt und sah in die beiden vor Glück und Freude strahlenden lila Amethysten von Yugi. Der Jüngere drückte ihn so fest, als sei er ein Jahrhundert lang verschollen gewesen. Joey wuschelte ihm einmal kräftig durch die Haare.
 

„JOEY! Du bist ja schon daaaaaa~!“, quietschte Yugi voller Begeisterung.
 

„Hey, Kleiner! Ich habe euch auch total vermisst.“, wisperte der Geknuddelte und wischte sich die letzten Tränen weg. Er konnte gerade nicht genau bestimmen, waren es noch die für seinen Ex oder doch Freudentränen wegen der stürmischen Begrüßung?
 

Sogleich wurde er am Handgelenk gepackt und hinter dem laut schreienden Muto ins Gebäude hinein bugsiert.
 

„Yami? YAAAAAMIII! SCHNELL! JOEY IST DAAA!!“, verkündete Yugi lautstark.
 

Für einen Moment, konnte der Student wirklich den Schmerz in seinem Herz vergessen und schüttelte fröhlich grinsend seinen Kopf. Was hatte er die Gefühlsausbrüche von seinem besten Freund vermisst! In seiner Nähe war es wirklich schwer, dass die Begeisterung nicht auf alle übersprang. Wie eine Flutwelle wurde man von Yugis naiver Freude erfasst und mitgerissen! Erleichtert atmete der junge Mann auf, es tat sehr, sehr gut.
 

Yami kam polternd die Treppe herunter geeilt. An seinem Mundwinkel klebte noch etwas Marmelade. Joey lachte, als er ein paar Brötchenkrümel auf dessen Shirt sah und Yami sich zwei Fingerkuppen abschleckte. Hier war alles so unkompliziert und sorgenfrei wie eh und je.
 

„Mensch Kumpel, siehst gut aus! Willkommen daheim!“, knuffte Yami den Heimkehrer.

„Danke! Ich freu mich total wieder hier zu sein. Wie geht’s euch? Was gibt’s Neues?“
 

Yami grinste: „Genau das, wollte ich dich fragen.“

„He he, ich war schneller!“, entgegnete Joey ebenfalls grinsend.
 

„Hast du Hunger? Oben steht noch das Frühstück. Wir machen’s uns gemütlich und dann musst du uns alles erzählen!“
 

Eine Einladung zum Essen konnte Joey noch nie ausschlagen. Er tapste mit den beiden in den ersten Stock. Die Tür zum Laden ließ man offen, so konnte man die Türglocke hören, sofern Kundschaft kam.
 

Während dem ausgedehnten Frühstück, das nun zum Brunch wurde, horchten die beiden Joey gründlich aus. Das Thema Akefia wollte der Blonde umgehen. Er bekam eine Unmenge neugieriger Fragen zu ihm gestellt, schließlich hatte Joey in den vergangenen neun Monaten unaufhörlich von seinem Freund geschwärmt. Dass er gar nichts über ihn erzählte, machte die Sache nur noch interessanter für die beiden Wissbegierigen.

Joey sah nur eine Möglichkeit – Flucht!
 

„Sorry Leute, die Reise hat mich echt geschlaucht. Nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich erst mal aufs Ohr haue. Ich bin einfach kaputt.“, entschuldigte er sich bei seinen Freunden und Yugi ging voraus und zeigte Joey das Gästezimmer. Eigentlich überflüssig, denn der Blonde wusste noch wo es zu finden gewesen wäre.

Kurz bevor der kleinere die Tür von außen schließen wollte, räusperte er sich: „Du Joey~? Ist wirklich alles okay bei dir?“
 

Dieser drehte sich überrascht um, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Hatte man ihn schon ertappt? „Ja klar, alles okay, wirklich!“, wehrte er weitere Fragen ab.

„Na wenn du das sagst…“, seufzte Yugi leise und zog die Tür zu.
 

Zurück am Esstisch, sprach er seinen Verdacht aus: „Meinst du er und Akefia haben sich gestritten?“
 

„Das kann gut möglich sein.“, antwortete sein Ebenbild. „Ich fand seine Reaktion höchst seltsam. Und es scheint als wollte er nicht darüber reden. Wir sollten jedenfalls erst mal nicht weiter nach bohren. Vielleicht muss er erst mal selbst mit der Situation klar kommen.“ Yugi schienen diese Worte nicht wirklich zu überzeugen.

„Komm schau nicht so. Er ist dein bester Freund, früher oder später wird er es dir mit Sicherheit sagen.“, versuchte Yami es erneut, seinen Partner zu beruhigen.
 

Daraufhin seufzte der kleinere und drehte seinen Kopf in Richtung Tür des Gästezimmers.

Ungeklärte Probleme behagten dem Kleinen überhaupt nicht!
 


 

Am frühen Abend hatte Joey sich zu einem kurzen Spaziergang aufgemacht. Er lief durch den Park und setzte sich auf eine der zahlreichen Bänke. Er legte den Kopf in den Nacken und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut.
 

Auf die essenzielle Frage, was er jetzt mit seinem Leben anfangen konnte, hatte er noch immer keine Antwort. Nach Tokyo wollte er nicht zurück. Die Uni hatte er erfolgreich absolviert. Der einzige Grund weshalb er dort geblieben wäre, war sein Verlobter. Obwohl es sich für ihn wie ein Dolch in seinem Herz anfühlte, trug er Akefias Brief und den Ring noch immer bei sich. Es war alles was dieser ihm als Erinnerungsstücke hinterlassen hatte. Er klappte den Brief auf und las wohl zum hundertsten Mal die Abschiedsworte. Er vermisste den Älteren schrecklich.
 

Was sollte er tun? Er war wieder in Domino, in seiner Heimat und in dem Ort aus dem er zwei Jahre zuvor geflohen war. Aus derselben Stadt, in welcher der Mann wohnte, der leider ebenfalls einen Platz in seinem Herzen besetzt hielt. Joey seufzte. Ausgerechnet seine Gefühle zu Kaiba waren der Grund dafür, warum er im Schlamassel steckte. Darüber wollte er nicht weiter grübeln, jedoch stellte es zurzeit den Großteil seiner Gedankengänge dar. Diese beiden Männer, die ihn nicht wollten und eine Zukunft von der er nicht wusste, was er mit ihr machen sollte.
 

Er würde jetzt erst mal das Klassentreffen abwarten und danach könnte er mit dem Startkapital notfalls wieder in eine neue Stadt, in ein anderes Land oder vielleicht sogar auf einen anderen Kontinent fliehen. Diese Gedanken waren so, als spottete er über sich selbst. Wer einmal beginnt wegzulaufen, der hat keine Hemmungen dies zu seinem Lebensmuster zu machen. Er musste lernen, sich seinen Problemen zu stellen! Spätestens in einer Woche würde er den Brünetten auf Yugis Party treffen. Dann konnte er unter Beweis stellen, dass er Willenstark war und seine Vorsätze auch in die Tat umsetzte!
 

Das ständige Grübeln war nicht gut, so stand er auf um weiter zu spazieren. Zwei Augen verfolgten die Szene interessiert. Schon aus der Ferne hatte jemand den Blondschopf entdeckt, aber als sich Joey seufzend auf die Bank fallen lies, stoppte der Beobachter und verharrte, um nicht sofort gesehen zu werden. Erst als Wheeler sich wieder in Bewegung setzte, folgte dieser junge Mann ihm weiter.
 

Joey hatte nichts von seinem Verfolger bemerkt. Er ging in ein Lokal und setzte sich an die Theke. Bestellte ein Ale und spielte gedankenverloren mit dem Ring auf der Theke herum. Stupste ihn an, ließ ihn kreiseln und beobachte wie er an Schwung verlor und flach auf dem dunklen Holz zum liegen kam. Das wiederholte er ständig. Verwundert beobachtete dies sein Nachläufer.
 

Schließlich trat der schwarzhaarige, junge Mann aus dem Schatten heraus, in dem er sich versteckt hatte und ging auf den Größeren zu.
 

„Joey?!“, tat er verblüfft. „Das ist ja eine Überraschung! Seit wann bist du wieder da?“
 

Joey schreckte hoch, fast hätte er sein Bier verschüttet. Er blickte neben sich und bemühte sich seinen Gesichtsausdruck wieder zu verstellen und grüßte mit gespielt fröhlicher Stimme: „Mokuba, dass gibt’s ja nicht! Freut mich dich zu sehen.“
 

„Kommt er auch her? Ich würde ihn gern kennen lernen.“, fixierte der kleine Kaiba sogleich den Ring. Aber Joey schwieg sich aus und blickte stumm in eine andere Richtung.
 

„Ist alles okay?“
 

Der Blonde zwang sich erneut zu einem Lächeln und steckte den Ring wieder an seinen Finger zurück. Es war ihm unangenehm, dass Mokuba ihn beobachtet hatte, wie er damit spielte.

„Ja, ja, alles bestens.“, tat er die Frage ab und stierte ausdruckslos nach vorn. Er sah in dem Spiegel hinter der Theke das ungläubige Gesicht Mokubas, weshalb er den Blick senkte.
 

„Hey, falls ihr euch gestritten habt, das renkt sich bestimmt wieder ein.“, versuchte der Wuschelkopf ihn aufzumuntern.
 

Joey blies hörbar Luft durch die Nase aus. „Bestimmt“, wiederholte er tonlos.
 

Der Vizechef der Kaiba Corporation zog die Stirn in Falten. „Joey. Wenn dich etwas bedrückt, kannst du gern zu mir kommen und dir den Kummer von der Seele reden. Das weißt du hoffentlich noch! Ist es wegen deinem Freund? Oder machst du dir Sorgen das du meinen Bruder treffen könntest? Wenn du nicht darüber reden willst, kannst du es mir auch sagen.“, lächelte er den Blonden an. „Dann stehe ich hier nicht so blöd in der Gegend rum.“ Daraufhin setzte sich Mokuba auf den Hocker neben Joey und bestellte sich etwas zu trinken.
 

Stumm saßen beide eine geraume Zeit nebeneinander, bis Joey sich durchgerungen hatte: „Es ist wegen beiden.“
 

Mokuba hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet: „Ist etwas passiert?“
 

Wheeler nickte, nahm einen großen Zug aus seinem Glas, der Alkohol hatte seine Lippen gelockert. Er blickte nicht auf. Monoton erklärte er: „Akefia hat mich rausgeworfen und deshalb fühle ich mich so beschissen. Aber bitte erzähle es keinem weiter. Nicht einmal Yugi habe ich es anvertraut. Eigentlich wollte ich es keinem erzählen.“, kam die späte Einsicht.
 

Mokuba war überrumpelt, das war das Letzte womit er gerechnet hatte. Zumal Joey noch immer den Ring trug: „Warum legst du ihn dann nicht ab?“
 

Angesprochener ächzte, zuckte mit den Schultern: „Ich weis es nicht. Ich wünsche mir einfach, dass es nicht aus ist. Aber momentan ist es eher ein Schutz davor nichts Neues anzufangen, nicht hier. Ich brauche einfach etwas Ruhe, bevor mich der nächste ausnutzt. Wahrscheinlich merke ich es auch dann erst, wenn es wieder zu spät ist. Ich habe das Vertrauen verloren, so denkt man ich bin vergeben, dann will keiner was von mir. Das kann mir nur recht sein.“, versank er in seinem Selbstmitleid.
 

„Nicht alle Männer sind schlecht, nur weil man auf einen reingefallen ist. Oder hast du noch andere Gründe ihn hier in Domino nicht abzulegen?“, flunkerte der Kleine herausfordernd.
 

Ein mattes, müdes Lächeln schlich sich über Joeys Lippen, er wusste worauf angespielt wurde, auch wenn es unausgesprochen blieb. Jedoch verstand Setos kleiner Bruder die nonverbale Antwort. Er wusste genau, dass es ein stummes Ja bedeutete. Es gab einen schnellen Themenwechsel und sie saßen noch etwa eine Stunde zusammen in der Bar, bevor sie sich trennten und nach Hause gingen.
 

oOo
 

Am darauf folgenden Abend, am anderen Ende der Stadt…
 

Laut krachend wurde die schwere Holztür wütend in ihre Angeln geschmissen. Die ganze Villa erzitterte als die Haustür derartig schwungvoll geschlossen wurde. Wütend stapfte der Hochgewachsene, schlanke Hausherr durch den Flur, auf die Küche zu. Dabei stieß er ohrenbetäubend allerlei Drohungen und Flüche aus.
 

Mokuba schaute seine Verlobte an. Es war nicht zum Lachen. Jedoch war es vorhersehbar. Beide wussten, dass Seto nun ein weiteres seiner Spielzeuge abgeschossen hatte. Das mitzählen hatten die beiden schon lange aufgegeben. Der kleine Schwarzhaarige drehte sein Handgelenk und tippte symbolisch seine Armbanduhr an.

„Diesmal ist er überpünktlich. Nur sechs Tage.“, flüsterte er Adina zu.
 

Obwohl sie das Verhalten ihres Schwagers ebenfalls nicht für gut befand, musste sie über die Aussage ihres Freundes lächeln und nickte. Beide verstummten schnell und blickten zu Boden, als die Küchentür aufgerissen wurde. Der wütende CEO betrat den Raum, ging zum Küchenschrank und schenkte sich etwas Hochprozentiges ein.
 

„Dieser Idiot, dieser Blödmann! Was bildet der sich eigentlich ein?! Weiß er nicht wen er vor sich hat?!“, grollte er weiter.
 

„Würdest du deine Beziehungen ernst nehmen, würden diese auch halten. Es müssen schließlich ZWEI daran arbeiten! Du bist doch selbst daran schuld, wenn es jedes Mal nach dem gleichen Muster läuft. Sobald du jemand flachgelegt hast, ist es zwischen euch aus!“, steigerte sich Mokuba immer weiter in Rage und funkelte seinen großen Bruder ärgerlich an.
 

„Was weist DU denn schon darüber?!“, gab dieser bissig zurück.
 

„Scheinbar mehr als DU!“, fauchte der kleinere ebenso garstig.
 

„Müsst ihr beiden schon wieder streiten? Ihr wart doch immer ~ein Herz und eine Seele~.“, klagte Adina frustriert.
 

Seto zischte sie an: „Das nennt man schlicht und ergreifend ~Geschwisterliebe~.“
 

Adina konnte es nicht mehr hören. Jedes Mal dasselbe! Keiner der beiden Streithähne war zu beruhigen. Sie hatte sich schon unzählige Male versucht zwischen die Fronten zu stellen. Daher trat sie den Rückzug an und ließ die beiden allein.
 

So wandte sich der Ältere wieder dem Jüngeren zu: „Du machst doch auch nie Ernst!“
 

„Was soll das heißen?!“
 

„Dass DU schon seit zwei Jahren verlobt bist, aber nicht den letzten Schritt tust!“, versuchte Seto ihn weiter aufzuziehen. Angriff war besser als Verteidigung, dachte er.
 

„Das ist ja wohl eine Sache zwischen Adina und mir!“, keifte Mokuba zurück.
 

„D.A.N.N~ … ist das andere auch MEINE Sache und DU hast dich da auch NICHT einzumischen, mit wem ich ins Bett gehe!“
 

„Und … das du dir damit SELBST SCHADEST, übersiehst du mal wieder!“
 

„Schon wieder die alte Leier! Hör mir bloß mit deiner kranken Idee von der Wheeler-Theorie auf!“
 

„Na wenn angeblich nichts dran ist, dann beweiße es mir!“, forderte der kleine Wuschelkopf.
 

„Das brauche ich NICHT!“, konterte Seto.
 

„Tu nicht so! Du weißt das ich recht habe!“
 

„Hast du gar nicht!“, versuchte der Ältere diese verrückte Idee weiter abzuwehren.
 

„Ja, wer’s glaubt! Du machst das alles immer noch wegen einem kleinen, blonden Hündchen, weil du ihn nämlich nicht vergessen kannst!“
 

„Ich habe gesagt, dass ich nie wieder etwas von ihm hören will!“, diesmal wurde Seto wieder etwas lauter.
 

„Na Brüderchen? Hab ich etwa deinen wunden Punkt getroffen?“, kam es nun mit spöttelnder Stimme vom Kleineren.
 

„Red keinen Quatsch, Mokuba!“, pfefferte Seto sofort zurück.
 

„Gut, dann geh doch auf das Klassentreffen. Du traust dich doch nur nicht dort hin, weil ER da sein wird!“
 

„Pah! Das glaubst du doch selbst nicht!“
 

„Dann geh doch hin.“
 

Seto fing an spöttisch zu lachen: „Das ich auf diese Kindergartenfeier gehe, ist genauso unwahrscheinlich, wie das du deine Prinzessin jemals heiraten wirst.“
 

Oh~, da war der Fisch aber am Harken! Mokuba musste sich schwer verkrampfen um nicht loszugrinsen. Daher schritt er selbstsicher auf seinen großen Bruder zu. Hielt ihm ernst die Hand hin und schaute ihm fest in die Augen.

„Los schlag ein!“, forderte er ihn auf.
 

„Zu was?“, fragte der Ältere und hob misstrauisch eine Augenbraue.
 

„Wenn du auf diese Feier gehst, dich dort amüsierst und dich gesittet mit Joey unterhalten kannst, dann gebe ich dir mein Wort, dass Adina und ich noch dieses Jahr heiraten werden. Also großer Bruder, wenn du ein Mann bist, schlag ein!“
 

Tatsächlich schlug der Brünette ein, amüsiert meinte er: „Moki, Moki! In deiner Haut möchte ich nicht stecken. Ich bin schon sehr gespannt, wie du DAS deiner Prinzessin beibringen wirst.“

Mokuba grinste jedoch weiter in sich hinein. Denn ihre Hochzeit hatten Adina und er schon bis ins kleinste Detail geplant. Wie die Feier sein sollte, nur im engsten Kreis und alles was dazu gehört. Selbst der etwas spezielle Ort wurde schon ausgesucht, die Bilder in den Reiseprospekten trugen ihren Anteil dazu bei.
 

Der einzige Grund, weshalb Seto bis jetzt nichts davon wusste, war schlicht und ergreifend, das es für ihn heißen würde, sich mindestens drei Tage Urlaub nehmen zu müssen. Aber „Ferien“ oder „Urlaub“ waren für den CEO Fremdwörter, sozusagen ein Tabu-Thema. So hatte Mokuba unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, sich mit der Chefsekretärin seines Bruders abgesprochen. Sie sollte nach und nach für genau fünf Tage, immer mal wieder einen ausgedachten Termin in seinen Kalender eintragen. Solange, bis diese Tage komplett ausgefüllt seien. Mokuba meinte, dass es so besser sei. Er plante, dass Seto zwei Tage davor noch „Frei“ hätte um sich eventuell abzureagieren, zu packen und falls es wirklich ganz dringende, wichtige Sachen zu erledigen gäbe er dafür Zeit hat. Da die ganzen Pseudo-Termine ja nicht stattfinden würden.
 

Nun ja, soweit zu Theorie und Planung. Aber bei der anderen Sache hatte sein Bruder Recht. Er musste es seiner Verlobten beibringen, welchen Einsatz er zum Gegenstand ihrer Wette gemacht hatte. Der Schwarzhaarige seufzte etwas niedergeschlagen und ging seine Freundin suchen.
 

„Du Schatz~ …“, begann er vorsichtig, als er sie im großen Wohnzimmer gefunden hatte. „…ich habe etwas dummes gemacht.“, dabei konnte er ihr weder in die Augen sehen noch verhindern, dass er einen hochroten Kopf bekam. Langsam kam er auf sie zu, legte einen Arm um ihre Hüfte und lehnte seine Stirn an ihre.
 

Adina schmunzelte: „So schlimm kann es doch nicht sein, wenn du freiwillig zu mir kommst.“
 

Mokuba schüttelte den Kopf: „Es war jedenfalls für einen guten Zweck.“
 

Sie küsste ihn zart auf die Lippen und kuschelte sich bei ihm an: „Komm sag schon was du ausgefressen hast, du schlimmer Junge.“
 

„Ich wollte unbedingt, dass sich Joey und mein Bruder noch einmal treffen.“
 

„Ahhh, du willst sie also immer noch verkuppeln, seit damals?“
 

Mokuba grinste: „Ertappt.“
 

Adina zwickte ihm angriffslustig in die Seiten, so dass ihr Freund aufquiekte und ein Stück von ihr zurückwich: „So dann beichte mal, wie du das angestellt hast.“
 

„Nun ja … also … ähm … ganz ehrlich~?“, druckste er verlegen herum. „Ich habe mit ihm gewettet.“
 

„Soso, du hast mit ihm also gewettet?!“, tadelnd hob sie den Zeigefinger.
 

.Ja genau.“, sagte er schuldbewusst. „Er geht auf die Feier, wenn wir noch dieses Jahr heiraten.“
 

„Koibito, du bist schlimm! Deinen eigenen Bruder so zu hintergehen!“
 

„Du bist nicht sauer~?“, kam es verwundert vom Schwarzhaarigen.
 

„Ein bisschen schon. Aber du siehst einfach zu süß und knuddelig aus, wenn du verlegen bist! Das bist du viel zu selten.“ Und Adina schmunzelte bei ihren Worten.
 

„Danke!“, damit stahl er ihr einen Kuss: „Würdest du mitspielen und bis zu dem Klassentreffen so tun, als seiest du sauer auf mich? Zumindest wenn Nii-Chan in der Nähe ist?“

„Klar doch!“, lachte die Prinzessin und freute sich schon auf die entsprechenden Szenen.
 


 

Derweilen saß Kaiba nervös in seinem Arbeitszimmer. Den Kopf, ganz untypisch für ihn, in den Händen vergraben. Vorsichtig holte er einen kleinen Zettel aus einem Versteck. Seine Augen huschten über den kurzen Text der darauf stand, den er jedoch schon in und auswendig kannte. Und obwohl er diese Zeilen schon hunderte Mal gelesen hatte, verkrampfte er sich beim Lesen jedes Mal aufs Neue. Dann legte er das Papier behutsam wieder zurück an seinen Platz. Er seufzte und fragte sich worauf er sich da nur eingelassen hatte. Gab es nicht auch so schon genug Probleme für ihn wegen dieser gewissen Sache?
 

oOo
 

Die restliche Woche zog schnell ins Land. Viel zu schnell für Joeys Geschmack. Wenn es nach ihm ginge, müsste die Woche wohl mehrere Tage länger sein, nur um sich noch länger vor dem anstehenden Klassentreffen und der Begegnung mit dem CEO drücken zu können. Aber es ging nun mal nicht nach dem Blondschopf, wie hieß es so schön? Das Leben ist kein Wunschkonzert!
 

In den letzten Tagen hatte er seine Schwester und seinen Schwager besucht, war mit Malik und Bakura um die Häuser gezogen. Auch ihnen hatte er mit keiner einzigen Silbe von seiner aktuellen Situation erzählt. Und grade bei Serenety brachte er es nicht übers Herz, da seine Schwester so glücklich mit ihrem Duke war.
 

Jetzt, wo die Woche nun mal vorbei war, fieberte er einerseits dem heutigen Abend zu, andererseits wollte er es auch so schnell wie möglich hinter sich wissen.

Zunehmend nervöser wurde er, da die Möglichkeit Kaiba wieder zu sehen, immer näher rückte. Derselbe Widerstreit wie damals, brach ihn ihm aus. Ja, er wollte es! Ihn wieder sehen, sich noch mal ein klein wenig in den blauen Augen des Eisdrachen verlieren. Aber nein, er wollte es auch nicht! Es war viel zu gefährlich noch einmal mit dem Feuer aus Eis zu spielen!
 

Joey hätte in Gedanken, auch genauso gut Blütenblätter eines Gänseblümchens zupfen können: „Er kommt, er kommt nicht, er kommt, …“ Scheiße! Wieder plagten ihn diese gemeinen Krämpfe in der Magengegend. Er könnte heulen und lachen zur gleichen Zeit. Er vergaß sogar den Schmerz den ihm Akefia zugefügt hatte. Nur den Ring legte er starrköpfig weiterhin nicht ab. In dem irrsinnigen Glauben, sich so vor sich selbst schützen zu können. Nein, er wollte sich dem CEO nicht noch einmal an den Hals werfen! Enttäuschungen hatte er genug erlebt!
 

Dennoch verbrachte Joey den ganzen Nachmittag vor dem Spiegel, um sich ein perfektes Outfit auszusuchen. Nachdem er Kreuz und Quer alles was er hatte anprobierte und neu kombinierte, stapelte sich die Wäsche bereits in hohem Bogen auf dem Bett. Während in seinem Schrank gähnende Leere herrschte. Schließlich entschied er sich für etwas was seinen schlanken Körper betonte, aber dennoch leger aussah. In der Zeit mit dem weißhaarigen Ägypter hatte er seinen Kleidungsstil geändert. Selbst wenn seine Klamotten normal wirkten, handelte es sich nun um teure Markenklamotten, die er auf dem Leib trug. So entschied er sich für eine enge schwarze Jeans die sich perfekt an seinen Körper anschmiegte und dazu ein weißes tailliertes Shirt von einem berühmten Designer.
 

Als er in den Flur zu seinen Freunden kam, wurde er von beiden gemustert. Yami konnte sich einen bewundernden Pfiff nicht verkneifen. Yugi stieß ihn dafür in die Seite, mit einem kleinen, eifersüchtigen Funkeln. Yami jedoch beruhigte seinen kleinen Doppelgänger mit einem Kuss auf die Stirn. Und meinte dann grinsend zu Joey:

„Mann oh Mann, wen willst du den heute Abend aufreisen?“
 

Der blonde grinste verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Ja, er wollte heute Abend umwerfend aussehen. Aber war es so offensichtlich? Er hätte sich Ohrfeigen können! Hatte er sich wirklich so aufgestylt und noch fast zwei Stunden im Bad verbracht, nur weil seine Gedanken mal wieder zu dem Brünetten abgedriftet waren?! Dann würde er heute Abend mal schön seine Gedanken hüten können, um nicht der nächsten Enttäuschung in die Arme zu springen.
 

Etwa eine halbe Stunde später, stiegen die drei aus Yamis Wagen aus und gingen auf das „Black-And-Heaven“ zu. Es war die Lieblingsdisco von Yami und da er dort das Personal teilweise persönlich kannte, war es bei weitem nicht so anstrengend die nötigen Vorbereitungen für die Feierlichkeit zu treffen. Und Yami war wirklich froh darüber, denn er war schon zu genüge mit dem herausfinden der Kontaktdaten, von sämtlichen Klassenkameraden beschäftigt. Aber nun war alles erledigt und alle hatten zumindest mal angekündigt zum Treffen zu erscheinen.
 

Eng umschlungen liefen die beiden „Zwillinge“ nebeneinander her. Yugi kuschelte sich dicht an seinen Liebsten und war einfach nur glücklich, dass es mit dem Klassentreffen wirklich klappte. Etwas wehmütig trottete der Blonde den beiden hinterher. Klar gönnte er ihnen ihr Glück, er hätte es ja selbst gern. Aber musste es gerade vor seiner Nase sein, dass sie so kuschelten? Und das Yamis Hand in Yugis Hose verschwand und ihm zum aufquieken brachte?
 

Joey schloss seine Augen, statt das Bild zu verlieren, tauchte in seinen Gedanken eine große, gebräunte, ebenso freche Hand auf, die sich auch zu den unmöglichsten Gelegenheiten den Weg in seine Hose suchte, um dort unanständige Dinge zu tun. Akefia grinste dann immer besonders süß und Joey wurde rot. Er vermisste es sehr die Berührungen auf seiner Haut zu spüren, zu wissen, dass er geliebt wurde.
 

Yugi drehte sich um: „Hey Joey, nicht träumen, auf komm schon!“
 

In der Disco angekommen, sprach Yami noch kurz mit den Clubbesitzern und es dauerte auch nicht mehr lange, bis die ersten Gäste eintrafen. Nach und nach füllte sich der Club und bald waren so ziemlich alle Klassenkameraden anwesend. Sie alle tummelten sich im abgetrennten VIP-Bereich, der an diesem Abend nur für die Wiedersehensfeier zur Verfügung stand.
 

Wheeler blickte sich um. Er stellte fest, dass so gut wie jeder der gekommen war auch einen Partner an der Seite hatte. Traurig schaute er auf seine linke Hand. Aber das war ja jetzt vorbei. Umringt von Freunden und Bekannten, fühlte sich der Blonde plötzlich sehr einsam. Wer einmal den Halt, die Wärme und Geborgenheit gespürt hat, die man in den starken Armen eines Freundes finden kann, will dies Gefühl nicht mehr missen. Armer Joey, diese Erkenntnis war seinen Vorsätzen nicht gerade zuträglich. Noch verhängnisvoller, waren die beiden eisblauen Augen, die gerade seine Schokobraunen trafen. Beide schauten sich für Sekunden direkt an. Trotz der Distanz, war der Augenkontakt genau zu spüren.
 

Da stand er – Seto Kaiba! Überlegen, kalt, stolz wie eh und je. Er lehnte sich lässig an die Wand, als würde ihn der ganze Zirkus hier nichts angehen. Joey biss sich auf die Unterlippe. Sein Atem stockte für einen kurzen Moment und seine Knie waren weich wie Butter. Sein Herz begann zu rasen. Das gab es ja wohl nicht! Die Gefühle von damals waren alle noch da! Wieder auferweckt und belebt durch einen einzigen kurzen Blick in das Eis. Wenn es jetzt nicht sogar noch stärker war als einst. Schnell wand sich Joey um. Das Adrenalin in seinen Adern lies ihn hibbelig und noch nervöser werden. Womit hatte er DAS verdient? Schnell suchte er sich jemand in der Menge aus, um hier weg zu kommen. Egal wem er jetzt ein Gespräch aufdrängen müsste, Hauptsache er war aus dem Sichtfeld des Firmenchefs.
 


 

Seto war immer noch angepisst und hatte schlechte Laune. Obwohl er dieses Image aufrecht erhielt, dass er immer schlechte Laune hatte, so entsprach es zur Abwechslung mal der Tatsache. Er ärgerte sich, dass er sich auf diese hirnverbrannte Wette eingelassen hatte. Wie schön könnte er jetzt in seinem Büro sitzen und in Ruhe Akten durcharbeiten. Aber nein, er musste jetzt hier in der Disco rumhängen und sich von ehemaligen Klassenkameraden blöd von der Seite anlabern lassen. Sofern sich jemand mal traute ihn anzusprechen.
 

Er lehnte sich missmutig an die Wand und ließ seine Blicke über die Menge gleiten. Anwesend war er ja, so wie es sein kleiner Bruder wollte. Aber zum unterhalten, hatte er nicht die geringsten Ambitionen. Sein Blick blieb immer öfter an einer bestimmten Person kleben.
 

Weil er nichts Besseres zu tun hatte als in einer dunklen Ecke zu stehen, nahm er sich die Zeit, den Blondschopf näher zu betrachten, ihn gründlich zu mustern. Es wurde ihm zugetragen, dass er erfolgreich die Uni abgeschlossen hatte, das hätte er dem Hündchen gar nicht zugetraut. Auch sah der junge Mann in seinem Erscheinungsbild anders aus, als in der Schulzeit. Er hatte etwas aus sich gemacht. Es lag nicht nur an seinem Kleidungsstil, auch das Auftreten und seine Haltung hatte sich zum positiven gewandelt. Etwas was er jedoch nicht geändert hatte, etwas was man als Markenzeichen für den Köter bezeichnen könnte, war das kurze, strubblige Haar, das immer noch nicht zu bändigen war. Alles in allem ein schlanker wirklich gut aussehender Junge. Seine Jeans lag perfekt an seinem Körper, ebenso sein weißes Shirt, worunter sich sanft Muskeln abzeichneten.
 

Kaiba beobachtete den Blonden ständig. Er sah, wie Joey traurig seine linke Hand betrachtete. Dann sah er das aufblitzen eines silbernen Ringes. Joey war also vergeben, schoss es ihm wie ein Blitz in seine Gedanken. Direkt danach trafen sich ihre Blicke. Der Drache schaute ihm gebannt in die Augen. Allerdings war es ihm vergönnt darin etwas zu lesen, da sich der Köter gleich abwandte und ging.
 

Schon schade. Er hatte sich darauf eingestellt, dass er zumindest eine bissige Bemerkung, oder etwas Ähnliches auf den Lippen gehabt hätte. Denn wenn Wheeler ihn angepflaumt hätte, müsste er kein Gespräch mit ihm beginnen. Blöde Wette. Kaiba lehnte sich wieder zurück an die Wand, in den Schatten.
 

Von anderer Stelle wurden die beiden natürlich auch beobachtet. Mokuba und Yugi waren mächtig am tuscheln. Blieb es diesen beiden Neugierigen nicht verborgen wie der Blonde und der Brünette sich ständig im Auge behielten.
 

„Moki jetzt hör endlich auf Verschwörungstheorien aufzustellen. Du weißt doch selbst, dass da nix läuft, noch jemals laufen wird.“
 

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“, Mokuba hatte ein undefinierbares Grinsen auf den Lippen.
 

„Mir ist dein Lachen unheimlich. Du weißt das Joey treu sein wird und dein Bruder hat ihn vor Jahren schon davon gejagt. Komm nicht auf die Idee mit ihnen zu spielen!“
 

„Wenn du wüsstest…“, rutschte es aus dem Schwarzhaarigen heraus. Und sofort wurde Yugi hellhörig: „Was soll ich nicht wissen?“
 

„Nix, nix~.“, wollte sich Mokuba schon umdrehen und gehen. Yugi jedoch hielt ihn fest: „Also, was weist du?“
 

Der kleine Kaiba druckst einen Moment herum: „Das kann ich nicht sagen, … ich habe es versprochen …. und wenn Joey es erfährt, ist er sauer auf mich.“
 

„Du kennst also den Grund, warum er sich so komisch benimmt?“

Mokuba nickte, presste seine Lippe zusammen und begann nervös mit seinen Fingern zu spielen.

„Haben er und Akefia sich gestritten?“, wollte Yugi nun endlich wissen.
 

„So was in der Art. Aber ich darf nix sagen. … Was hältst du von einem schönen Partyspiel? Wir schreiben die Namen von allen auf, denken uns ein paar Aufgaben aus und werfen alles in einen Lostopf.“
 

„Das Thema wechseln kann ich auch.“, schmollte Yugi. Ihm lag Joey sehr am Herzen. Er hätte zu gern gewusst, was mit seinem Freund los war, warum er sich so komisch benahm. Aber das würde er sicher noch herausbekommen. „Dann tu´ was du nicht lassen kannst.“
 

So bereitete Mokuba ein paar Lose vor mit den Namen aller Anwesenden und dachte sich einige Aufgaben aus. Die Lose von seinem Bruder und Wheeler behielt er allerdings extra.
 

So lief er durch die Gäste und bat, dass sich jeder einen Namen ziehen sollte.
 

„Sorry Joey. Du bist leider der letzte. Es ist nur noch ein Los da.“ meinte der Schwarzhaarige und hielt ihm den Hut hin.
 

Nachdem dieser das Los genommen hatte, verdrückte er sich schnell. Joey traf der Schlag, als er Setos Namen auf seinem Zettel las.
 

Auf dem Weg zu seinem Bruder warf er den letzten Zettel, den er bei Seite gelegt hatte in das Gefäß. „Du bist der letzte, also kriegst du das letzte Los.“
 

Seto schnaubte ihn mit verengten Augen an, als er sich den Zettel nahm. Daher verdrückte sich der Jüngere noch viel schneller bei ihm, als zuvor bei Wheeler. Das auf seinem Los Joey’s Name stand, wusste der CEO schon, ohne den Zettel zu entfalten und dass dies Absicht von seinem Bruder war, erst recht.
 

Nachdem die ersten „Paare“ verschiedene Aufgaben erledigt hatten, wurde Joey aufgerufen. Mokuba zog einen Zettel aus dem zweiten Gefäß und übergab ihn seinem Freund. Dabei fiel es ihm sehr schwer, sich sein Grinsen zu verkneifen. Denn der Kleinere hatte es natürlich so eingefädelt, das Joey dieses eine bestimmte Zettelchen zwischen die Finger bekommen würde. Mit gemischten Gefühlen öffnete Wheeler das gefaltete Papier.
 

Tanzen
 

Er verdrehte die Augen und warf Mokuba einen erdolchenden Blick zu. Er ahnte, dass diese ganze Aktion auf seinem Mist gewachsen war. Aber nun gab es kein zurück mehr, kneifen wollte er garantiert nicht! Joey schluckte schwer, bevor er sich todesmutig auf den Weg zu Seto machte.
 

Dieser stand teilnahmslos in seiner dunklen Ecke. Fast schüchtern und irgendwie schuldbewusst, hielt Joey ihm nun die beiden gezogenen Lose vor die Nase…
 


 

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Hallo abgemeldet ^^

ganz viele liebe Grüße an

dich für´s Betalesen.
 

*dich lieb drück*
 


 

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Valentinstag

Kapitel 9 Valentinstag
 

Fast schüchtern und irgendwie schuldbewusst, hielt Joey ihm nun die zwei gezogenen Lose vor die Nase. …
 

Verlegen schaute er mit seinen großen Schokoaugen zum Firmenchef auf. Seine Seele war mal wieder zerrissen. Ja er liebte ihn noch, tief und innig, jetzt wo er vor ihm stand wusste er es genau. Aber er liebte auch immer noch Akefia. Dann war da wieder der Schmerz, dass beide Männer, zwischen denen er stand, ihn verjagt und verstoßen hatten. Die ihn nicht haben wollten. Sein Verstand wollte nichts Neues beginnen, aber sein Herz wollte weiterhin zu den eisblauen Augen. In einer dunkeln Ecke seines Herzens sehnte er sich danach ihm um den Hals zu fallen, seine Lippen erneut zu kosten. Seine Hände unter Setos Shirt fahren zu lassen, ihm nahe zu sein. Ihn mit allen Sinnen und Künsten verführen, dass er nur noch ihm gehören würde. Als ihm bewusst wurde, was er da dachte, verscheuchte er diese Gedanken sofort. Es war alles nur eine Träumerei, nichts als Fantasie! Joey war doch keins der verrückten Fangirls und diese Fantasien waren auch nicht gut für ihn. Er schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte und holte tief Luft. Stottern wollte er auf keinen Fall! Aber dies misslang ihm kläglich.

„Ähm…mein Zettel…tanzen… dein Name… wir beide….“ stammelte er vor sich hin.
 

Belustigt musterte Kaiba den Blonden. So vieles hatte dieser zum positiven verändert, wie z.B. sein Auftreten, seine Haltung und schließlich auch das Selbstvertrauen, dass er vorhin noch ausstrahlte. All das passte so gar nicht zu diesem Gemurmel, welches der Jüngere jetzt von sich gab.
 

~Wer deutlich spricht, riskiert verstanden zu werden~.“, grinste er spöttisch. Ein Seto Kaiba konnte nun mal auch nicht aus seiner Haut. Obwohl er ihm lieber etwas anderes gesagt hätte. Aber das hätte ohnehin nichts mehr gebracht.
 

Das war genau das, was Joey jetzt gebraucht hatte. Etwas was er kannte, womit er umzugehen wusste. In ihm legte sich ein Schalter um und das angriffslustige Funkeln flammte erneut in seinen Augen auf. Auch wenn er es unterdrückte, wäre er ihm jetzt wie früher gern an die Gurgel gesprungen. Aber ob er sich dann noch hätte zurück halten können? Hätte er ihn dann aus dummer Gereiztheit nicht erneut geküsst? So beließ er es lieber bei Worten.
 

„Du änderst dich nie, bist wohl immer noch der alte ~Mr. Ich-hab-die-Weißheit-mit-Löffeln-gefressen!~, nicht wahr?“
 

„Oha, der Köter kann noch bellen! Läufst du mir jetzt wieder wie ein ~Dackel~ hinterher?“
 

Joey riss sich am Riemen. Er wollte nicht streiten und das eben war gemein. Ein wunder, getroffener Punkt. Seit er die zwei Lose erhalten hatte, klebten die Augen aller Gäste auf ihm. Daher biss er sich auf die Zunge, um weitere Kommentare zu verschlucken. Stattdessen hielt er dem Firmenchef erneut die Zettel „Tanzen“ und „Seto“ vor die Nase.
 

„Na komm, bringen wir es hinter uns, dann bist du mich wieder los!“, meinte er leise, konnte aber den Seufzer danach nicht unterdrücken. Am liebsten wäre er mal wieder geflüchtet.
 

Seto hob überrascht eine Augenbraue. Diese Reaktion? Er gab einfach klein bei? Sollte sein Hündchen etwa noch …? Nein! Sicher nicht! Dieses silberne, störende Ding an seiner linken Hand bewies ihm doch klar das Gegenteil. Das konnte nicht sein!
 

„Tja, ~das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.~“, raunte er.
 

Seto wusste genau wem er das zu verdanken hatte. Wegen der dummen Idee Mokubas, wegen eine seiner ~Intrigen~, musste er jetzt mit dem Hündchen tanzen. Andererseits, war das auch besser als mit ihm friedlich zu reden. Bevor sein unfreiwilliger Tanzpartner noch etwas dagegen sagen konnte, umfasste er den Blonden am Handgelenk und zog ihn aus dem VIP-Bereich, hinaus auf die Tanzfläche. Dort war glücklicherweise sehr viel los, so dass sie vor neugierigen Blicken größtenteils verschont blieben.
 

Mokuba reckte seinen Hals, Yugi tat es ihm gleich. Jedoch hatten sie beide aus den Augen verloren. Auf der Tanzfläche passierte nicht viel. Seto fand es total unnötig, dass sein kleiner Bruder ihn zu so etwas zwang und bewegte sich brummelig ein wenig mit dem Takt der Musik. Auch Joey hing seinen eigenen Gedanken nach und redete kein Wort. So „tanzten“ sie zusammen, bis das angefangene Lied zu Ende war und der Jungunternehmer schnell von der Bildfläche verschwand.
 

Joey folgte dem Flüchtenden in einigem Abstand, er fühlte sich niedergeschlagen. Eigentlich hätte er froh darüber sein sollen, dass es zu nichts geführt hatte als ihn und Seto das Los traf. Denn vertraut hätte er dem Älteren nicht mehr. Doch war da auch dieser kleine Schimmer Hoffnung gewesen, wegen Mokubas Worten auf Serenety´s Feier und in der Bar. Joey könnte sich mal wieder selbst Ohrfeigen, für die Luftschlösser, die er sich immer wieder baute.
 

Er stoppte abrupt und spitzte die Ohren, als er den Rest eines Streites zwischen Mokuba und seinem älteren Bruder mitbekam. Seit wann stritten die beiden? Er kannte sie nur als harmonisches Geschwisterpaar. Was wohl der Anlass für diese Auseinandersetzung war? Gespannt lauschte er den weiteren Worten. Die Brüder standen etwas abseits, dass nicht jedem ihr Zwist offensichtlich war.
 

„So ich hoffe du bist nun zufrieden!“, keifte Kaiba den Jüngeren an. „Ich habe meinen Teil der Wette erfüllt! Ich bin gespannt, wie du deinen Part erfüllst.“ Dabei tippte er seinem kleinen Bruder mit dem Zeigefinger kräftig auf die Brust, dass dieser zwei Schritte zurück taumelte. Seto war wirklich wütend und schnaubte, weil sich Mokuba immer in alles einmischen musste.
 

Gleich darauf wandte er sich um und hastete fort. Joey, der in seinem Weg stand und alles mitgehört hatte, bemerkte er nicht und rempelte diesen an. Der Braunäugige schaute ihm enttäuscht hinterher.
 

„Seto~?!“
 

Angesprochener blickte kurz zurück. Eisblaue Iriden trafen die braunen Welpenaugen für eine Sekunde. Seto schüttelte den Kopf und lief unbeirrt nach draußen. Er hatte seinen Einsatz erbracht und war nun frei zu gehen. Er wollte ohnehin nicht hier her kommen. Mit seinem Handy verständigte er Roland, der auf dem angrenzenden Parkplatz stand, um sich von ihm abholen zu lassen.
 

Yugi und Joey stürmten zu Mokuba der auf einen Stuhl niedergesunken war. Er saß da wie ein schluck Wasser in der Kurve.
 

„WAS WAR DAS DENN GRADE??!!“, schrie ihn Joey an.
 

Auch Yugi entsetzte sich: „Um welche Wette ging es hier?!“
 

Beide ahnten, dass es darum ging Joey und Kaiba zu verkuppeln. Der Blondschopf war enttäuscht, dass sein Freund ihm scheinbar das Vertrauen gebrochen hatte. Schließlich wusste nur er von der geplatzten Verlobung. Yugi als unwissender hingegen, konnte es nicht verstehen, dass Mokuba die Treue von Joey aufs Spiel setzen würde. So warteten beide ungeduldig auf seine Erklärung.
 

„Das habt ihr jetzt alle in den falschen Hals bekommen, es ist nicht so wie es aussieht.“, versuchte er sich herauszureden.
 

Joey, der vor Zorn brodelte, konnte sich nur schwer in Zaum halten, ihn nicht gleich am Kragen zu packen.

„DANN SPUCK ES ENDLICH AUS!!“, schnaubte er.
 

Er konnte es absolut nicht nachvollziehen, dass der Schwarzhaarige mit seinen Gefühlen spielte, obwohl er doch wusste was alles passiert war. Wie verletzt er war und sein Vertrauen verloren hatte.
 

„Ich wollte doch nur das Seto sich mal amüsiert.“
 

„So? … amüsieren sollte er sich …. und das auf meine Kosten?! Soll ich etwa auch sein Spielzeug werden? Was kaputt ist kann man ja nicht noch kaputter machen? DU BIST ECHT DAS LETZTE!!“, brüllte Joey und schäumte vor Wut.
 

„NEIN!!“, wehrte Mokuba ab. „Ich wollte doch nur, dass er auf die Feier kommt…“
 

„… und mich trifft?“, vervollständigte Joey enttäuscht.
 

Yugi blickte ungläubig zwischen beiden hin und her: „Du … du wolltest Joey und Kaiba…verkuppeln?“
 

Der Juniorchef blickte ihn mit aufgerissenen Augen an: „Anfangs nicht, ich wollte doch nur, dass ihr euch aussprecht.“
 

„Mokuba?! Wie kannst du nur derart mit den Gefühlen anderer Leute spielen?! Joey ist mit Akefia zusammen, dass mit Kaiba ist lange her und abgehakt!“, empörte sich Yugi.
 

Joey schaute zuerst Yugi an, dann warf er dem schwarzhaarigen einen finsteren Blick zu. Er schüttelte den Kopf und ging einfach. Yugi war irritiert von seinem Verhalten, die schuldbewussten Augen Mokubas sagten ihm, dass er mehr wusste.
 

„Klärt mich hier mal einer auf?!“, jammerte Yugi, der nun gar nichts mehr verstand.
 

„Ich habe Joey versprochen es nicht zu sagen, tut mir leid.“
 

Yugi lies genervt die Schultern sacken: „Und worum habt ihr gewettet?“
 

„Wenn Seto kommt, heirate ich noch dieses Jahr!“, murmelte der kleine Kaiba leise.
 

Yugi presste einen Ton des Unbehagens, über so viel Kleinkinderei, heraus und warf genervt seine Hände nach unten: „Arrrgh! Das ist so unmoralisch!“
 

Dazu musste man nun wirklich nichts mehr sagen! Auf dem Absatz kehrt machend, stürmte er hinter seinem Freund nach draußen. Er fand ihn vor der Halle, an die Blechverkleidung der Fassade gelehnt. Joey schaute verloren zu den Sternen hinauf. Yugi ging langsam auf ihn zu, der Blonde hatte ihn noch nicht bemerkt und seufzte. Der Bunthaarige legte ihm eine Hand auf die Schulter, dass ließ Joey von seinen Gedanken zurück in die Realität kommen. Er blickte zur Seite und schaute in zwei besorgte Amethysten.
 

„Und, hat er es dir gesagt?“
 

Yugi verneinte: „Was soll er gesagt haben? Joey was ist eigentlich los mir dir?“
 

„Akefia hat mich vor die Tür gesetzt, es ist aus…“ hauchte er leise in den nächtlichen Wind.
 

Überrumpelt von dieser Aussage, riss der kleine Yugi die Augen weit auf: „Das … das ist ja…es tut mir so leid…“ Er wusste sich momentan nicht anders zu helfen, als den Blonden zu umarmen. Diese nüchterne kurze Aussage hatte ihn doch schwer geschockt. Joey legte seinen Kopf auf Yugis Schulter, genoss es wie er umarmt wurde und drückte ihn mit beiden Händen auf seinem Rücken ganz fest und ließ sich einfach mal trösten.
 

In diesem Moment tauchte eine schwarze Limousine auf. Blaue Augen, die zu dem Fahrgast gehörten, der auf der Rückbank platz genommen hatte, hafteten im vorüberfahren auf der gebotenen Szene.

„Roland, fahren Sie mich doch zur Firma.“

„Sehr wohl Sir.“
 

Dann wurde der kleine Hebel betätigt, der die blickdichte Trennscheibe hinter dem Chauffeur nach oben beförderte, sodass Seto für sich alleine war. Was war das nur? Was sollte das alles? Wheeler taucht in Domino auf und trägt einen Ring. Sein kleiner Bruder will unbedingt, dass er ihn trifft, damit sein Leben wieder normal sein soll. Und dann sieht er auch noch wie der Blonde und eines der beiden Stachelschweine sich allein im Dunkeln treffen und engumschlungen rum machen. Da sollte noch mal einer kommen und ihn für seine Lebensweise kritisieren!
 

Roland hielt vor dem menschenleeren Komplex der Kaiba Corporation.

„Danke, Sie können für heute Feierabend machen.“

„Sir?“

„Ich übernachte heute im angrenzenden Bürozimmer.“

„Sehr wohl Sir. Danke Sir.“
 

Damit schritt Kaiba in das Gebäude und fuhr ganz nach oben zu seinem Büro. Die Akten die sich auf dem Schreibtisch stapelten, die er wegen des idiotischen Klassentreffens nicht mehr hatte bearbeiten können, lagen immer noch an Ort und Stelle. Er rieb sich die Nasenwurzel und setzte sich in seinen Chefsessel. Nahm den ersten Ordner herunter um ihn aufzuschlagen. Aber statt Zahlen, sah er immer wieder die traurigen Augen von Joey und dann kurz wieder wie in ihnen das Feuer erwachte. Genervt knallte er den Aktenordner zu, lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken.
 

„Verfluchter Köter!“, schimpfte er und wie so oft kam in seine Erinnerung, was er damals in der Schule getan hatte, nachdem Joey ihm seine Liebe gestanden und ihn zuerst geküsst hatte.
 

Ja, er hatte den kleinen Blonden geschnappt und das getan, was er sich schon so lange gewünscht und vorgestellt hatte. Er hatte ihn gegen die Wand gedrückt und seine Lippen mit den eigenen versiegelt. Wenn auch nur unter einem Vorwand. Dass was er dabei gespürt hatte, hatte er nie wieder erfahren. Bei keinem seiner Spielzeuge war es derartig intensiv, feurig und leidenschaftlich wie bei seinem Hündchen. Aber was hatte er getan? Ihn weg gestoßen, ihn aus seinem Leben verbannt. Alles um sein Image zu wahren, um nicht zu zeigen, dass er auch nur ein Mensch war. Um sich nicht einzugestehen, dass er Gefühle haben könnte. Damals hatte er nicht vorgehabt sich zu ändern. Zu schwer war es für ihn sich an der Spitze einer Firma in solch jungen Jahren zu behaupten, überhaupt ernst genommen zu werden wegen des Jünglingsalters. Würde er einmal nett sein, nicht den Mistkerl raushängen lassen, wie leicht würde die Fassade an einer anderen Stelle auch bröckeln. Wenn man erst einmal anfängt nett zu sein, reist alles ein.
 

Seto hatte sich damals nur für einen kurzen intensiven Moment vergessen und wirklich nur ein einziges Mal dem nachgegeben, was er wirklich tun wollte. Aber schon während dem Kuss, kam ihm seine Erziehung in den Sinn. Wie er und sein kleiner Bruder von Gozaburo aus dem Waisenhaus mitgenommen wurden. Zwei Jahre hatten sie im Waisenhaus gefristet, nachdem ihre Eltern gestorben waren. Diese Zeit war nicht schön, aber was danach kam war definitiv schlimmer. Gozaburo hatte ihm jegliche Gefühle ausgetrieben, sie regelrecht aus ihm herausgeprügelt. Das eingeprägt was er sein sollte, seinen eisigen, arroganten, stolzen Charakter geformt. Einen Menschen aus ihm gemacht, der niemand an sich heranlassen würde, der keine Schwächen zeigt. Und er hatte ihm eingebläut, dass er keine Freunde brauchte.
 

Freunde und Gefühle sind hinderlich, sie machen einen Schwach. Alles worauf man Rücksicht nehmen muss, hatte er ihm ausgetrieben. Einzig Mokuba, die Liebe zu seinem kleinen Bruder, ihr inniges Band, konnte die harte Erziehung bei Gozaburo nicht zerstören. Aber das hatte Seto in den letzten drei Jahren selbst geschafft. Das, und dass er nie wirklich von seinem Hündchen weg gekommen war. Wie so oft, dachte er auch jetzt an den kleinen Zettel, den er in seiner Manteltasche gefunden hatte. An diesen bekloppten Spruch von Wheeler. „Herzen, die sich nicht öffnen, bleiben für immer allein!“
 

Seto musste bitter Lachen, denn genau das war er - allein. Allein und einsam. Die Abwechslung die er sich für sein Bett verschaffte und dann achtlos wieder von der Kante stieß, vertrieb niemals dieses Gefühl der Einsamkeit. Mokuba, der einzige Mensch der ihm von klein auf etwas bedeutete, mit ihm lag er im Streit. Und der zweite Mensch der in sein Leben trat, ihn hatte er auch verstoßen. Wie lange Wheeler beharrlich war, es war echt erstaunlich, wie das Hündchen an ihm klebte. Warum nur hatte er es damals nicht ernst genommen? Und sich nicht gegen das gewehrt was ihm eingeimpft wurde? Warum hatte er einfach kein Vertrauen? Von Jugend an hatte er es nie gelernt.
 

„Mein Hündchen, wo wären wir jetzt, hätte ich damals anders entschieden und dich in mein Leben gelassen? Wir hätten uns viele Schmerzen ersparen können. Jetzt ist es zu spät. Ich habe dich für immer verloren. Nur deinen Blick kann ich mir immer noch nicht erklären, was war das?“
 


 

oOo
 


 

Zwei Wochen Später …
 

Joey war immer noch in Domino. Yugi und Yami störte es nicht, im Gegenteil, Yugi war außer sich vor Freude, dass der Blonde noch etwas bei ihnen blieb. Sie hatten viel geredet und es ging ihm zunehmend besser. Auch die Sache die Mokuba auf der Party getan hatte, war in Gedanken schon verziehen, nur persönlich von Angesicht zu Angesicht noch nicht.
 

Aber dass wollte er heute tun, sich mit Mokuba aussprechen. Selbst wenn er an der Sache nicht der Schuldtragende war, aber er wollte einfach wieder ein gutes Verhältnis haben zu seinem langjährigen Freund. Inzwischen wusste er, wie wichtig Freunde für den emotionalen Rückhalt waren. Da dieser nicht an sein Handy ging, stand der blonde junge Mann vor den Toren der Kaiba Corporation. Denn hier musste er ihn antreffen. Etwas nervös trat er durch die große Glastür in die riesige Empfangshalle.
 

Eigentlich ist es nichts Ungewöhnliches den Chef einer Firma, in seinem eigenen Unternehmen zu begegnen. Aber für Joey war es keine angenehme Begegnung, dass er direkt in der Empfangshalle den Firmenchef erblickte. Als junge, erwachsene Männer hätten sie eigentlich darüber stehen können. Aber wenn Gefühle, vor allem verletzte und abgewiesene, im Spiel waren, sah die Sache anders aus. Der Brünette stand mit dem Rücken zum Eingangsportal, somit hatte er Wheeler noch nicht bemerkt.
 

Als dummen Einfall, einer Begegnung zu entgehen, flüchtete sich der Blonde auf eine der Besuchertoiletten. Ging durch den Vorraum mit den Waschbecken hindurch, in den hinteren Teil der Räume. Im Flur, gegenüber den Toilettentüren lehnte er sich mit dem Rücken an die geflieste, kalte Wand, legte die Hand auf die Brust und ärgerte sich über sich selbst. Frustriert darüber, dass ihm der bloße Anblick des Eisbeutels noch immer den Herzschlag in die Höhe trieb.
 

In die Empfangshalle trat noch ein weiterer junger Mann, der ebenfalls eine besondere Verbindung zu Kaiba hatte. Dieser sah Joey sogar überraschend ähnlich. Er war ebenfalls schlank, gut aussehend, blond und hatte mandelfarbene Augen. Der zweite war dem Firmenchef jedoch nicht mehr wohl gesonnen. Oh nein, seit zweieinhalb Wochen, war dieser Mann fuchsteufels wild. Er stapfte auf den CEO zu und schrie dessen Namen, laut durch die große Halle.
 

Kaiba drehte sich von seinem Gesprächspartner weg. Er nippte gerade an seiner Tasse, in der er seine alltägliche, schwarze, flüssige Droge hatte. Vor Überraschung, dass ihn sein letztes, verflossenes Spielzeug gerade aufsuchen wollte, hätte er beinahe seinen Kaffee in hohem Bogen wieder ausgeprustet.
 

„Traimil!?“, presste Kaiba noch zwischen seinen Lippen hervor, als ihn dieser auch schon erreichte.

„Es ist aus! Das habe ich dir doch klipp und klar gesagt! was suchst du noch hier?! Verschwinde! Oder du machst Bekanntschaft mit der Security!“
 

Der junge Mann hatte eigentlich nichts anderes erwartet, dennoch verschlug ihm die Kälte des Älteren die Sprache. Zornig riss er dem Firmenchef seinen Kaffee aus der Hand und schüttete ihm den Inhalt der vollen Tasse ins Gesicht. Erbost, warf er den Keramikbecher auf die schwarzen Granitplatten auf den Boden, das dieser klirrend in tausend Scherben zersprang.
 

„Du bist so ein Arschloch! Ich hätte es vorher wissen müssen und mich nicht auf dich einlassen sollen! Du benutzt Menschen und wirfst sie danach einfach weg!“, war alles was er noch sagte, bevor er unter Tränen wieder weg lief.
 

Sauer und überreizt sah Kaiba seinem Ex nach. Die braune Soße tropfte immer noch aus seinen Haaren, sein Hemd und der weiße Mantel waren total versaut. Das Beste was er tun konnte, war gleich die Resträume aufzusuchen und zu retten was noch zu retten war. Oder sich zumindest etwas trocken zu tupfen. So kam es, das Seto Kaiba zum ersten Mal überhaupt die öffentliche Toilette in seiner eigenen Firma betrat.
 

Schnaubend aber Wortlos, entriss er dem Papierspender die weißen Tücher und tupfte sich den Kaffee aus Gesicht und Haaren. Nachdem er auch seine Kleidung etwas getrocknet hatte, wollte er noch einem dringenden Bedürfnis nachgehen.
 

In dem Moment jedoch, als er durch den Türrahmen, in den inneren Teil der Räume gehen wollte, hatte sich auch Joey entschieden aus seinem Versteck zu kommen. Der Brünette hob überrascht seine Augenbraue.
 

„Köter, was suchst du hier?“
 

„Nenn mich nicht immer so!“
 

„Solltest du nicht schon wieder in Tokyo sein, zurück bei deinem Schmusi-Pusi? Oder hast du jetzt was mit einem der Stachelköpfe angefangen? Ist doch reichlich seltsam, das du immer noch hier bist!“
 

„So einen Scheiß muss ich mir echt nicht anhör´n!“, keifte Joey wütend zurück und wollte damit seinen alten Erzfeind zu Seite stoßen und durch die Tür treten.
 

Aber Kaiba ließ es nicht zu, dass der Blonde so einfach entkam. Und dass man ihn schubste mochte er schon gar nicht. Daher stieß er den Blonden zurück. Er war aufgeladen von der Kaffee-Attacke. Wütend genug um sich kurz nicht in der Gewalt zu haben und so zu reagieren, als sei er im Kindergarten. Joey hatte nicht mit einem solchen Gegenstoß gerechnet und musste sich im zurücktaumeln irgendwo festkrallen. Also ergriff er das, was er gerade erreichte. In dem Fall war dies das Hemd von Kaiba, den er so auch mit sich nach hinten zog. Joey knallte gegen eine der Türen und Kaiba konnte sich gerade noch so auf den Schultern des Hündchens abfangen, damit sie nicht beide umfielen.
 

Der Brünette grinste dreckig, er konnte die arrogante Maske nicht fallen lassen: „Sah das vor ein paar Jahren in unserem Klassenraum nicht genauso aus, Wheeler?“
 

Ja, es sah der Situation vor über drei Jahren sehr, sehr ähnlich. Seto wusste noch genau wie berauschend es damals für ihn war, von diesen Lippen zu Kosten. Je länger er den Kleineren so ansah, wollte er es wieder fühlen. Wollte er ihn zurück haben. Doch jetzt war dieser Mund verboten für ihn, er würde die Lippen nie für sich beanspruchen können. Warum sollte er sich heute zurück halten? Damals gab er auch für einen kleinen Moment dieser Schwäche nach. Was könnte für ihn schlimmeres passieren, als dass das blonde Hündchen ihn noch mehr hassen würde?
 

Also legte der CEO seine Hand unter das Kinn des Jüngeren und zog ihn leicht nach oben. Joey riss die Augen auf, als er den Älteren langsam auf sich zukommen sah. Ehe er sich versah, lagen zwei Lippen auf seinem Mund. Joey versuchte ihn wegzudrücken, nach den letzten Aussagen des Jungunternehmers, fühlte er sich mit diesem Kuss verarscht. Kaiba grinste jedoch noch mehr und intensivierte den Druck. Da Joey schon ziemlich lange auf Entzug war, gab er in seiner geistigen Umnachtung nach. Legte seine Hände um den Nacken des anderen und wünschte sich, dass das hier doch echt wäre. Das der Mann, der an allem Schuld war, ihn wirklich liebte, wenigstens kurz wollte er sich dieser Illusion hingeben. Einen Moment träumen und sich wohlfühlen.
 

Er zog Seto noch näher zu sich. Öffnete seine Lippen einen Spalt breit, um zu warten bis der Größere eindringen und sein Reich plündern würde. Förmlich bettelte er darum, dass er wieder etwas Liebe spüren würde. Als Kaibas Zunge zwischen seinen Lippen eintauchte, musste Joey zufrieden seufzen. Seine Hand wanderte vom Nacken in die dunklen Haare, in denen er sich festkrallte. Er versuchte die Illusion zu halten, auch wenn er wusste es war nur ein Trugbild. Während seine Lippen bereitwillig in das Spiel einstimmten, das der Größere vorgab, begannen aus seinen Augen dicke Tränen zu quellen.
 

Seto bemerkte, dass etwas Feuchtes auf seine Wangen tropfte. Er löste sich daraufhin gleich von dem anderen. Augenblicklich fühlte er sich schlecht. Sehr mies sogar, als er in die traurigen, roten Augen von Wheeler sah. Warum hatte er überhaupt den Kuss vervollständigt und aus welchem Irrsinn heraus flossen ihm jetzt diese Krokodilstränen über die Wangen? Hatte er ihn so sehr verletzt? Aber wie könnte er das, wenn der andere seine Gefühle nicht erwiderte? Oder war da tatsächlich noch etwas übrig von dem Liebesschwur, den er so oft auf dem kleinen Zettel gelesen hatte? Sanft wischte er eine der kullernden Perlen von der Wange.
 

„Joey? Was ist mit dir?“, wollte er nun erst mal wissen.
 

„Spar dir dein Mitleid! Ich vertraue niemandem mehr, vor allem nicht dir! Du bist an allem Schuld! Wegen dir habe ich alles verloren! Spiel mit wem du willst, aber nicht mit mir! Ich lasse mir nie mehr Wehtun und erst recht nicht von dir!“
 

Damit strampelte er sich los und rannte nach draußen. Was er nicht bemerkte, während seiner Flucht machte sich ein Stück Papier aus seiner Jackentasche selbständig.
 

So viele Vorwürfe auf einen Schlag?! Verwundert blickten zwei eisblaue Augen dem Hündchen hinterher. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Nach einigen Momenten fiel Kaiba das verloren gegangene Stück Papier auf. Lange konnte es nicht da liegen, da die Räume in kurzen Abständen auf ihre Hygiene geprüft und gereinigt wurden. Es konnte bestimmt nichts wichtiges sein, da der Zettel so zerknautscht aussah. Vielleicht ein Einkaufszettel? Seto hob ihn dennoch auf. Er entfaltete ihn desinteressiert. Jedoch war er überrascht, welch brisante Botschaft er darauf fand:
 

Joey,
 

ich kann diese Lüge nicht weiter leben. Du hast gesagt, du hast

Liebe zu mir. Wolltest mir deine Gedanken, dein Körper schenken.

Dich mit mir verbinden ein Leben lang, durch den Ring. Ich gab dir

weiterhin alles. Du hast mich hintergangen.
 

Bitte, ich ertrage das nicht länger. Eine billige Kopie zu sein. Ich

vertraue dir nicht mehr. In Gedanken gehörst du einem Anderen.

Mir spielst du etwas vor. Du wolltest mich, weil ich ihm ähnlich bin.

Ich habe deine Sachen gepackt. Es ist aus! Sei verschwunden bis 15h.

Komme dem nach, denn sonst lasse ich dich aus der Wohnung werfen.

Wieder wirst du mich nicht verletzten können.
 

Akefia.„
 

Als er es gelesen und die versteckte Botschaft gefunden hatte, wurde ihm ganz anders zumute. Ob das wirklich stimmte? Aber warum sollte sich das jemand ausdenken? Mit so etwas scherzt man nicht! Überhaupt waren die Botschaften so konträr, wie sollte man das verstehen? Ob der Blonde das auch gesehen hatte? Wenn die erste Botschaft stimmte und der Kleine tatsächlich noch an Seto Interesse hatte, müsste er sich jetzt beeilen. Wer weis schon, wie lange es noch dauern würde, bis dieser Akefia zurück käme? Und angesichts dieser äußerst skurrilen Nachricht, stellte sich die Frage: Wer würde jemand lieben und zurück haben wollen, wenn es offensichtlich noch einen zweiten im Herz des Liebsten gab?
 

Dann ist das blinde Liebe oder äußerst dumm. Nur aus welchem Grund würde jemand dem Hündchen so weh tun, wenn er es doch liebte? Hatte Joey deshalb geweint und gesagt, Kaiba hätte sein Leben zerstört und dass er sich nie wieder von jemand verletzen lassen würde?
 

Geistig abwesend, lief der Jungunternehmer zu seinem Büro. Den ganzen Weg hatte er den Blick auf diese Nachricht geheftet und verspürte den starken Drang, dass er seine Chance die sich ihm jetzt vielleicht bot, nutzen musste.
 

Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und überlegte fieberhaft, welche Möglichkeiten er hätte einen Neuanfang zu bekommen. Aber dazu müsste er erst einmal wissen, wie viel Wahrheitsgehalt in diesen Worten steckte und auch wie man das Vertrauen des Blonden zurück bekommen könnte. Den ganzen Mittag zerbrach er sich den Kopf und legte sich Pläne zurecht, wie er es angehen könnte …
 

oOo
 

Einige Tage später, am 14. Februar, einem Samstag, läutete es am frühen Vormittag bei Mutos. Verschlafen tappste Joey durch die dunkle Wohnung, scheinbar dauerte es dem Störenfried zu lang bis jemand die Tür öffnete, da nun Sturmgeklingelt wurde. Seine beiden Gastgeber hatten sich noch nicht gerührt, also musste er etwas gegen die morgendliche Störung unternehmen.
 

Wheeler rieb sich die Augen und gähnte, während er die Tür aufschloss. Als er dann in funkelndes, blaues Eis starrte, war er auf einen Schlag hellwach.
 

„Kaiba?!“, keuchte er überrascht.
 

„Guten Morgen Wheeler.“, sagte dieser in leicht kühlem Ton.
 

„Oh, äh ja … dir auch … guten Morgen.“, meinte Joey und kratzte sich verlegen, aber mehr irritiert am Hinterkopf.
 

„Ich möchte etwas mit dir besprechen, hast du Zeit?“
 

„Und worum geht es?“
 

„Nichts was man zwischen Tür und Angel bespricht. Also hast du nun Zeit oder nicht?“, Seto konnte einfach nicht aus seiner Haut. Daher kamen die Worte gereizter hervor als er es beabsichtigte.
 

„Ja, okay. Dann komm bitte rein.“, sagte der Blonde, trat einen Schritt bei Seite und machte eine einladende Handbewegung.
 

„Danke, nein. Ich würde lieber ein Stück mit dir spazieren gehen.“
 

Joey legte seinen Kopf schief: „Seto Kaiba läuft freiwillig zu Fuß?“
 

Seto, dem es schon schwer genug gefallen war überhaupt herzukommen, überlegte für einen kurzen Moment, ob er es doch sein lassen und wieder gehen sollte. Er schnaubte einmal und sagte dann: „Ja, ich möchte einen Spaziergang unternehmen und ja auf Schustersrappen.“, er massierte seine Nase, schloss kurz die Augen und schob noch hinterher: „Einen Spaziergang mit dir, um zu reden.“
 

Joey blickte an sich herunter, da er hier noch im Pyjama stand würde das wohl schlecht gehen: „Na gut, ich komme mit, aber nicht in dem Aufzug. Komm wenigstens kurz rein, bis ich mich umgezogen habe.“
 

„Nein, ich warte in der Limousine!“, damit war er verschwunden.
 

Joey blickte ihm hinterher. Was war DAS denn bitte?
 

Auf dem Weg zurück nach oben, kam er an Yugis Wandkalender vorbei, der im Flur aufgehängt war. Als er einen flüchtigen Blick darauf warf, sah er das Yami das heutige Datum mit einem großen Herz verziert hatte. Innerlich musste Joey lächeln.
 

~Valentinstag!?~ Na, ob das was zu bedeuten hatte?
 

Er rief sich dann aber wieder zu Räson. Mehr als ein Mal hatte ihn der andere abblitzen lassen. Auch wenn er ihn schon zwei Mal mehr als heiß geküsst hatte. Sollte er wirklich wegen dem Valentinstag hierher gekommen sein? Nein, dann wäre er bestimmt nicht so kühl und brummig. Dennoch ließ er sich davon verwirren und rannte so schnell er konnte die Treppe hoch.
 

Das blonde Hündchen begnügte sich bei seiner Morgentoilette mit einer schnellen Katzenwäsche und zog sich danach in Windeseile an. Bevor er das Haus verließ legte er noch eine kurze Nachricht für Yugi hin, der Kleine würde sich sonst wieder unnötige Sorgen machen.
 

Joey hatte ein unangenehmes Gefühl, als er auf Kaibas Limousine zuging. Jetzt rutschte ihm doch das Herz in die Hose. Er stand wieder zwischen Herz und Verstand, zwischen Bangen und Hoffen.
 

Roland war schnell herbeigeeilt und hielt dem Jungen die Tür auf.
 

„Bitte Mr. Wheeler!“
 

„Danke.“, schaute Joey verlegen zu dem Mann.
 

Als er jedoch einsteigen wollte, bemerkte er, dass er der einzige Fahrgast sein würde. Daher zögerte er und fragte: „Wo ist Kaiba?“
 

„Master Kaiba wird am Park zu Ihnen treffen. Bitte steigen Sie ein, er wartet nicht gern.“
 

Verwundert kletterte er in den Wagen und nahm Platz. Seto wartete aber nicht im Park, sonder war untypischer weise so nervös, das er auf dem Beifahrersitz saß. Etwas was Roland zum schmunzeln brachte, er es aber professionell überspielte. Da die Trennscheibe zum Passagierraum oben war, bekam Joey dies nicht mit. Der Jungunternehmer wollte es vermeiden, während der Fahrt dem Blonden in seine schönen Bernsteine zu sehen. Er zog es daher vor, im Park mit ihm zu reden. Da müsste er ihn beim Laufen wenigstens nicht ansehen und könnte seinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Sonst würde er sich nicht konzentrieren können. Das was er besprechen wollte, hatte er schließlich noch nie mit jemand besprochen und er tat sich sichtlich schwer damit.
 

Nach einer kurzen Fahrt hielt der Wagen vor den Toren des Stadtparks an. Es war tatsächlich so früh, dass noch niemand dort war, bis auf einige, vereinzelte Jogger. Seto stieg schnell aus, lief zur Pforte und drehte sich Richtung Grünanlage, als hätte er dort die ganze Zeit gewartet.
 

Roland eilte um den Wagen herum, um seinem Fahrgast die Tür zu öffnen. Joey stieg langsam aus und schaute sich um. Die ganze Fahrt hatte er überlegt, was Seto wohl von ihm wollte. Er überlegte, ob sein Drache diese ganze Geheimniskrämerei tatsächlich wegen der Bedeutung des heutigen Tages veranstaltete? Wenn ja, könnte er darauf eingehen? Würde er dem Größeren genug Vertrauen entgegenbringen können? Wieder drehte sich alles im Kopf des Blonden. Zeitweise hatte er sogar zu Schluchzen begonnen während der Fahrt.
 

Roland bedeutete Joey, dass dieser doch auf den Firmenchef zugehen sollte.
 

„Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag Mr. Wheeler!“, dann schlug er die Autotür zu und fuhr davon.
 

Joey atmete einmal tief durch und trat langsam auf seinen Schwarm zu: „So ich bin da, was möchtest du?“
 


 

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Mit dem Kapitel gehen auch wieder liebe

Grüße an meine Beta Usagi-san.

Danke das du dich so toll und lieb um

mich kümmerst. Du bist Super :D
 


 


 

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Angebot

Kapitel 10 Angebot
 


 

Auf Joeys Frage hin, blickte Seto weiter nach vorne und meinte nur leise: „Lass uns erst mal ein paar Schritte gehen.“

Kaum ausgesprochen, setzte er sich in Bewegung.
 

Der Blonde schmunzelte. Ob er tatsächlich richtig lag mit seiner Vermutung? Aber eigentlich konnte das nicht sein, wieso sollte der brünette Firmenbesitzer etwas von ihm wollen?

Diesem folgte er nun wortlos, holte ihn auch bald ein und schweigsam liefen sie nebeneinander durch den Park.
 

Nach einiger Zeit des stillen nebeneinander hertrotten, platzte Joey schon fast vor Neugierde.

„Hast du vor mich die ganze Zeit anzuschweigen?“ stichelte er.
 

Der Angesprochene blieb stehen und statt eine Antwort zu geben, kramte er einen Zettel aus seiner Manteltasche und reichte es dem Kleineren, ohne ihn dabei anzusehen.

Joey nahm das Stück Papier entgegen, faltete es auf und wäre fast vor Schreck auf seinem Hintern gelandet.
 

„Wo…? Wo hast du das her?!“
 

Aber Seto ging nicht darauf ein, er lief einfach weiter. Joey wollte endlich wissen was das Ganze sollte, eilte ihm nach, packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum.
 

„Mir reichts jetzt mit diesem Spielchen! Woher hast du diesen Zettel? Und was soll das alles überhaupt?!“, dabei fuchtelte er mit Akefias Abschiedsbrief aufgebracht in der Luft herum.
 

„Stimmt das, was dort steht?“, fragte Seto ihn ruhig und gefasst. Dabei sah er seinen Gesprächspartner durchdringend an.
 

Auf diese Gegenfrage konnte der Kleinere allerdings nicht so einfach antworten. Seine Miene veränderte sich schlagartig und traurig blickte er nach unten. Seine Augen wurden feucht, ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Denn er kannte die Zeilen, welche ihm immer noch Schmerzen bereiteten. Er schluckte schwer und schaute vorsichtig zu Seto auf, der begonnen hatte ihn zu mustern. Doch alles was er grade tun konnte, war ein zaghaftes Nicken von sich zu geben.
 

Seto stellte sogleich die nächste Frage: „Und die Lüge die erwähnt wird, das bin ich?“
 

Wieder senkte Joey seinen Blick. Am liebsten hätte er als Antwort sich an den Größeren geworfen, die Arme um dessen Körper geschlungen und ihm alles noch einmal gestanden. Aber er konnte es einfach nicht. So nickte er erneut und starrte stumm den Brief in seiner Hand an.
 

Kaiba fühlte sich in seiner Vermutung nun bestätigt. Jetzt ergab auch alles einen Sinn! Joey Wheeler war wie ein Hund, der seinem Herrchen stets loyal blieb. So hatte das Hündchen ihm also all die Jahre die Treue gehalten.

In Tokyo hatte sein Hündchen zwar ein neues Herrchen gefunden, dem er ebenfalls treu ergeben war. Doch scheinbar hatte Joey seine Loyalität, in gewissem Sinne, an Seto niemals aufgegeben.

Das hieß nun für den Firmenbesitzer, dass er sich beeilen musste! Wer wusste schon, wann dieser Akefia hier aufkreuzen und Joey zurückfordern würde?!

Und überhaupt stellte sich die Frage, ob der Blonde selbst darüber bescheid wusste?
 

Mit dem Gefühl der Eifersucht, betrachtete Kaiba das silberne runde Ding, welches Joey immer noch nicht abgelegt hatte. Wenn das kein Zeichen war, dass das Hündchen sich gerade gefangen fühlte, zwischen zwei Herren und beide nicht loslassen konnte! Eine absolut absurde Tatsache, völlig unverständlich für Außenstehende. Aber was war an dem süßen, blonden, jungen Mann mit den braunen Augen schon normal? Nichts! Wie sonst, hätte er, Seto Kaiba, sich von ihm den Kopf verdrehen lassen können?
 

Die Sache war nun ganz klar, es bestand dringender Handlungsbedarf! Sonst würde er es wohl nie mehr erreichen, sein Hündchen für sich alleine zu gewinnen!
 

Da Joey immer noch nicht aufblickte, verringerte Seto den Abstand zwischen ihnen, legte die Hand unters Kinn des Kleineren und hob es leicht an. Scheu blickten ihn zwei braune Seelenspiegel an. Kaiba sah, wie diese zu glitzern begonnen hatten und wie sich das Wasser in den Augenwinkeln sammelte.

Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie sehr er den Blonden damals verletzt hatte. Ihn selbst schmerzte es, zu sehen, wie die sonst so fröhlichen Bernsteine wegen ihm geweint hatten. Er konnte es gut nachempfinden, welches Leid sein Hündchen wegen ihm durchgemacht haben musste. Er selbst war seither ja auch nie glücklich geworden. Seit sein Hündchen weg war, hatte er eine unbändige Leere im Herzen, die kein anderer füllen konnte.
 

Und gerade deshalb, wollte er sein Vorhaben, auch wenn Joey grade nicht sehr glücklich aussah, weiter in die Tat umsetzen.
 

„Joey, ich möchte dir ein Angebot machen...“
 

Der Blonde legte daraufhin den Kopf leicht schief und sah den anderen fragend an. Nach dieser Geste, hatte er schon beinahe mit einem Kuss gerechnet. Aber ein Angebot? Das hörte sich seltsam an. Da war doch was faul! Sicher wollte Seto ihn mal wieder auf die Schippe nehmen! So schubste er den CEO von sich weg. Die Betrübtheit aus seinen Augen wich einem bösen funkeln.
 

„Aber sonst geht’s dir noch gut oder wie?! Was fällt dir eigentlich ein?! Schleppst mich in den Park, fragst mich über mein Liebesleben aus und lässt mich auch noch gestehen, dass ich wegen dir verlassen wurde! Und jetzt besitzt du auch noch die Frechheit mir ein Geschäft vorzuschlagen?! Ich bin keine Ware mit der man Handeln oder tun und lassen kann was man will, IST DAS KLAR?!“
 

Auch wenn es grade mehr als unpassend war, konnte sich der Größere ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Schließlich liebte er es, wenn der Blonde so in Rage war. Wie sehr hatte er dieses Feuer vermisst!
 

„Grins nicht so blöd du Geldsack!“, fauchte Joey. „Sag endlich was der Scheiß hier soll!“
 

Äußerst gelassen reagierte Kaiba auf diese laute Ansage, was Joey durchaus etwas beleidigt wirken ließ. Wo waren die Gegenangriffe des Brünetten?
 

Der Firmenbesitzer zeigte auf ein nahe gelegenes Waldstückchen, welches an den Park angrenzte und sogar umzäunt war. „Begleite mich bitte noch ein Stück und dann verrate ich dir mein Angebot. Danach liegt es bei dir ob du es annimmst oder nicht.“
 

Das Waldstückchen war das eigentliche Ziel von Seto, aber Joey kam ihm ja zuvor. Und so musste er es eben ein wenig anders einfädeln, das Hündchen dort hin zu locken. Dabei setzte er voll und ganz auf die Neugierde des Blonden.
 

Dieser seufzte. Natürlich musste er dem Größeren folgen, wenn er endlich erfahren wollte, was diese merkwürdige Geheimniskrämerei sollte. So stimmte er – wenn auch skeptisch – zu.
 

Nur wenige Minuten später erreichten sie den eingezäunten Bereich und Joey sah die großen Buchstaben auf einem der vielen Hinweisschildern. „Privatgelände der Kaiba Corporation! Zutritt verboten!“

„Verstehe… hier sind wir also ungestört…“ nuschelte Joey vor sich hin, aber Seto schien es nicht zu hören. Er schloss das Tor auf und betrat das Gelände. Zielstrebig lief er auf einen Baum zu, an dem eine Schippe gelehnt war und in dessen Nähe sich ein frisch gegrabenes Loch in der Grasnarbe befand.
 

Joey der das Tor hinter sich wieder schloss, folgte dem CEO und wunderte sich über die Schippe und das Loch im Boden.

Kaiba drehte sich nun zu seinem Begleiter um. „Joey, weißt du welcher Tag heute ist?“
 

Dieser nickte misstrauisch. „Valentinstag?“
 

„Richtig!“, bestätigte Kaiba.
 

Erneut holte er einen Zettel aus seiner Manteltasche. Dieser sah jedoch sehr vergriffen, vergilbt und abgenutzt aus. Auch dieses Stück Papier hielt der dem Blonden vor die Nase. Joey erkannte sofort, was es war. Seine Miene erhellte sich. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass der Eisklotz diesen Brief aufbewahren würde. Mit zittrigen Fingern, nahm er das Papier entgegen und überflog die Zeilen, die er ja selbst einmal geschrieben hatte.
 

„Stehst du noch zu deinen Worten?“, erkundigte sich Seto.
 

Eine leichte Röte zierte Joeys Wangen, als er nun zu den eisblauen Augen aufblickte. Dennoch behielt sein Verstand die Oberhand. Er wollte sich nicht blindlings ins nächste Abenteuer stürzen, nur um wieder fallen gelassen zu werden. Mit der festesten Stimme, die er augenblicklich zusammen bekam, erwiderte er:

„Erklär mir erst was du vorhast. Danach gebe ich dir eine Antwort.“
 

Der Brünette nickte zustimmend: „Rate mal wie oft ich mich über deinen Spruch geärgert habe? Herzen die sich nicht öffnen bleiben für immer allein… und du hattest Recht damit.“

Dann hielt er inne und schloss seufzend die Augen. Er rieb sich kurzweilig über die Stirn.
 

Joey wollte grade dazwischenfragen, ob das zur Show gehörte, als Seto zu fluchen begann. „VERDAMMT! Warum müssen diese Gefühlssachen immer so schwer sein?!“
 

Diesmal konnte sich Joey das schmunzeln nicht verkneifen. Ja, so einfach war dieses Thema bei weitem nicht. In den meisten Fällen war es nur kompliziert.

Er beobachtete nun Setos weiteres Handeln. Dieser schritt zu dem Baum und holte eine kleine verzierte Schatulle aus den Astgabeln und öffnete es. Er streckte es dem Anderen hin und suchte wieder den Augenkontakt zu ihm.

„Legst du deinen Zettel hinein?“
 

Mit großen Fragezeichen über dem Kopf schwebend, beschloss Joey es einfach mal zu tun. Er war zu neugierig, um diese Sache unnötig zu unterbrechen.
 

„Das hier…“ zeigte Seto auf die Schatulle, „… soll meine Vergangenheit darstellen. Ich habe mich nie getraut zu meinem Herzen zu stehen. Deshalb war ich immer einsam und allein.“

Wieder stockte er kurz, atmete tief durch und setzte dann seine Rede fort.

„Wenn von dem was du damals geschrieben hast, noch etwas übrig ist. Also was deine Gefühle betrifft und… wie sagt man das? Platz in deinem Herzen?... Dann leg bitte den anderen Brief und den Ring dazu. Gemeinsam mit dir möchte ich von vorne beginnen, also lass uns das Alte begraben.“
 

Aufmerksam hatte Joey den Worten gelauscht. Es waren seltene Worte aus Kaibas Mund und sie waren nur für seine Ohren bestimmt. Er begann innerlich zu lächeln. Das war wohl ein „Ich liebe dich“ nach Kaiba-Art.

Er starrte den Ring kurzweilig an, dann nahm er ihn vom Finger und hielt das Schmuckstück zusammen mit dem Brief über die Schatulle. Bevor er diese beiden Gegenstände hineinlegte, schaute er in die stahlblauen Seen hinein. „Egal was jetzt noch kommt, ich hab auch meine Bedingungen!“
 

Seto zog eine Augenbraue nach oben, sein Hündchen hatte also verhandeln gelernt. Zustimmend nickte er, schließlich musste er sich beeilen. Er wollte so schnell wie möglich den Kleineren zurück gewinnen, bevor dieser Akefia auf der Matte stehen würde.
 

Derweil öffnete Joey seine Hand und ließ die zwei Gegenstände in die Schatulle fallen.

Der Größere stülpte den Deckel darauf, stellte es auf den Boden des Loches und schob die Erde zurück in die Vertiefung. Danach wand er sich wieder seinem Hündchen zu.
 

„Okay, das war nur symbolisch, aber es ist mir wirklich ernst Joey.“, sagte er und hielt seinem Gegenüber plötzlich einen Schlüssel vor die Nase. „Bitte zieh bei mir in die Villa ein, ich möchte mit dir zusammen leben und von dir lernen was dein Spruch bedeutet.“
 

Völlig überrascht war Wheeler, welche Sätze der sonst kaltherzige Firmenchef über die Lippen brachte. Das hätte er ihm beinahe nicht zugetraut. Dennoch traute er dem plötzlichen Sinneswandel nicht. Noch nicht. Immerhin könnte es sich hierbei mal wieder um so eine Wette handeln oder nur um Kaibas gekränktes Ego. Oder sollte er womöglich eines von den unzähligen Spielzeugen werden?
 

„Und warum JETZT auf einmal?“
 

„Tse! Hast du dich nie gefragt warum ich dich damals geküsst habe? Im Klassenzimmer meine ich.“

Allerdings wartete Seto nicht auf Joeys Antwort.

„Das Gefühl, dass du mir sehr viel mehr bedeutest, war schon damals da gewesen. Aber wegen meiner Erziehung, die jegliche Gefühle wie Freundschaft oder gar Liebe aus mir austreiben sollte, konnte ich nicht dazu stehen. Wie oft hab ich versucht deinem Spruch zu trotzen! Deinen Brief hab ich regelrecht verflucht! Deshalb ist meine Bitte, wenn auch du noch etwas für mich übrig hast, dann nimm mein Angebot an.“
 

Oh nein! Wie niedlich der sonst so eiskalte Firmenbesitzer sein konnte, wenn er es wollte, grinste Joey innerlich. Und am liebsten wäre er Seto um den Hals gefallen, wenn nicht sogar über ihn hergefallen. Aber er dachte an all den ~Herzschmerz~, welchen er zum Großteil durch Kaiba erleiden musste. Und dieser Gedanke hinderte ihn daran, seinem inneren Wunsch nachzugeben. Er riss sich stattdessen zusammen und sammelte sich etwas. Um Seto wieder vollstens vertrauen zu können, nach all diesen Vorgeschichten, waren mehr als nur bloße Worte nötig.
 

Deshalb schüttelte Joey seinen Kopf. „So einfach wie du dir das vorstellst, geht das aber nicht! Zuerst musst du mir beweisen, dass ich dir glauben und auch vertrauen kann!“
 

„Ist das deine Bedingung über die du verhandeln möchtest?“
 

„DU IDIOT!! Das hier ist kein Geschäft! Wenn du ernsthaft möchtest, dass wir zusammen kommen, dann vergiss das sofort wieder! So bauen sich Beziehungen nicht auf!“
 

Okay, das war wirklich etwas unglücklich formuliert, musste sich Kaiba eingestehen. Aber Verhandlungen waren nun mal das, was er am besten konnte. Und in seinen Augen, glich das hier durchaus einer Verhandlung. Aber diesen Gedanken behielt er lieber für sich, wenn er Joey ernsthaft überzeugen wollte.
 

„Dann sag endlich was deine Bedingungen sind.“
 

„Ich will KEINE weitere Kerbe auf deiner Bett-Liste sein! Das heißt ich werde mit dir garantiert nicht ins Bett steigen, ehe ich ganz sicher bin, dass ich dir vertrauen kann und du es ernst mit mir meinst. Solange wirst du warten müssen!“, stellte Joey klar.
 

„Noch etwas?“
 

„Außerdem möchte ich, dass wir uns die Zeit nehmen um uns wieder kennen zulernen. Dazu gehört dass wir gemeinsam unsere Zeit verbringen, dass wir gemeinsam etwas unternehmen. Und ich möchte klar stellen, dass ich nicht die Bohne an deinem Geld interessiert bin! Was ich möchte ist deine Ehrlichkeit, deine aufrichtige Wärme und Zuneigung!“
 

Kaiba musste schmunzeln, Joey war wirklich der erste, der nicht an seinem Vermögen interessiert war. Dennoch würde Kaiba es sich nicht nehmen lassen, dem Hündchen nur das feinste vom feinsten zukommen zu lassen.
 

„Ist es in Ordnung wenn ich dich heute Abend zum Essen einlade?“
 

Irritiert über diese Zwischenfrage, verstummte Joey. Eine Einladung zum Essen? Wie kam der CEO denn jetzt auf diesen Gedanken?

„Ähm.. ja in Ordnung.“ Stimmte er zu, aber besann sich auf seine Bedingung. „Und wehe du planst irgendwas danach, dann….“
 

Er wurde von Seto unterbrochen, denn dieser schloss die Distanz zu ihm. „Darf ich wenigstens dass hier tun?“, hauchte er leise, hob das Kinn des Blonden an und näherte sich bis auf wenige Millimeter.
 

Sanft strich er mit dem Daumen über den Mund des Jüngeren, dessen Augen wichen den eisblauen Iriden nicht aus. Ein Moment der Stille trat ein. Und Joey kämpfte im inneren mit sich selbst. Verdammt! Da hatte er sich wirklich ein Eigentor geschossen mit seiner blöden Bedingung! Von wegen warten! Am liebsten wäre er hier und jetzt über Seto hergefallen. Aber das war nun ein Ding der Unmöglichkeit. Er musste sich auch an diese Bedingung halten, sonst würde Kaiba ihn nicht ernst nehmen. Außerdem wollte er nicht noch einmal eine solche Enttäuschung erleben. Vielleicht würde das sein Herz auch gar nicht mehr verkraften. Doch jetzt schob er erstmal diese Gedanken zur Seite, wenigstens für einen kurzen Moment wollte er seinen Gefühlen, seiner geheimen Sehnsucht, nachgeben.
 

„Do not hesitate“, sagte er leise und spürte einen Wimpernschlag später die wohlschmeckenden Lippen des Größeren auf den seinen. Wie sehr er sich doch danach gesehnt hatte!
 

Dennoch löste er sich sehr schnell von dem Kuss, bevor Seto ihn auch nur ansatzweise vertiefen konnte. Schnell drehte sich Joey weg, damit der Größere keine Gelegenheit dazu hatte, die Sehnsucht aus den dunklen Augen herauszulesen.
 

Breit grinsend ging er ein paar Schritte in Richtung Zaun, blieb dann aber stehen und rief: „Na komm schon, du musst mich nach Hause bringen und unser Date für heute Abend vorbereiten! Um 20 Uhr kannst du mich dann abholen!“
 

Im ersten Moment verwirrt, von dem ruckartigen losreißen des Jüngeren, aber dennoch amüsiert, schaute der Firmenbesitzer seinem Hündchen hinterher.
 

Er spürte wie das Leben in ihn zurückkam. So frech konnte nur sein Hündchen sein. Und er liebte diese Art. Endlich war wieder die Spannung zwischen den beiden zurückgekehrt.
 

„Pass auf Wheeler, ich werde dich im Sturm zurück erobern!“, konnte er sich nicht verkneifen, aber Joey konnte es auf diese Entfernung sowieso nicht mehr hören.
 


 

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Einen ganz *lieben Knuddeldrück* an abgemeldet

für das betan dieses Kapis!!! Du bist so super!!! <3
 


 

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Tränen und Trauer endlich vorbei?

Kapitel 11 Tränen und Trauer endlich vorbei?
 


 

Während der Rückfahrt beherrschte sich Joey, um die Freude zu verbergen, dass er fast am Ziel seiner Wünsche war. Er wollte und konnte es seinem Drachen ja auch nicht zu einfach machen. Er würde mit ihm ein “Katz - und - Maus - Spiel“ beginnen.
 

Als er wieder bei Yugi und Yami zu Hause war, die inzwischen auch aus den Federn gekrochen waren, konnte er seine Freude und das Glück unmöglich länger an sich halten. Er fasste Yugi bei den Händen und wirbelte ihn mit sich im Kreis herum. Dem verdutzten Yami drückte er einen Kuss auf die Wange. Ein lautstarkes „Ich bin ja sooo~ glücklich!!“ schallte durch die Räumlichkeiten.
 

Dann ließ er sich rücklings mit ausgebreiteten Armen ins Bett fallen und grinste wie ein Honigkuchenpferd die Zimmerdecke an. Das Yami-Hikari-Pärchen warf sich unwissende Blicke zu. „Joey, was ist passiert?“, fragten beide gleichzeitig.
 

Kaiba ist passiert!!“
 

Yugi seufzte: „Oh nein, geht das wieder los? Bitte verrenn dich nicht bei dem Eisklotz!“

Yami dagegen war anderer Meinung und beruhigte sein kleines Licht. „Joey ist alt genug und hat seine Erfahrungen gemacht. Er wird jetzt wissen was er tut.“ Mit diesen Worten setzte er sich zu dem Blonden aufs Bett und hakte weiter nach. „Also dann erzähl uns mal, was alles passiert ist.“
 


 

oOo
 


 

Fünf Minuten vor acht, stand ein braunhaariger Firmenchef vor dem Spieleladen der Familie Muto. Joey hielt es in seiner Haut nicht mehr aus, er wollte unbedingt zu Seto. Wieder einmal zwang er sich zur Ruhe:

„Yugi, sag ihm, dass ich noch einen Moment brauche!“
 

„Aber Joey, du bist schon seit Stunden fertig und läufst hier herum wie ein aufgescheuchtes Huhn“, blinzelte der kleinere irritiert.
 

Daraufhin zog der Blonde eine Schmolllippe. „Bitte, Kleiner.“
 

„Ja, okay…“, tat es Yugi mit einer Handbewegung ab, „…hoffen wir, dass du weißt was du tust“, murmelte er noch, während er sich zur Haustür begab.
 

Oh ja, das wusste Joey ganz genau, was er da tat. Nur nicht zu interessiert am anderen wirken! Nachdem Kaiba geklingelt hatte, ließ Joey ihn noch geschlagene zehn Minuten stehen, in denen er selbst auf glühenden Kohlen saß. Nie hätte er geglaubt, dass sein Vorsatz ihn selbst schon derartig quälen würde. Aber er wollte nicht einfach zugreifen und die reife Frucht pflücken. Wenn das mit seinem Drachen etwas Ernstes und Dauerhaftes werden sollte, wie er es sich wünschte, dann ging das eben nur auf diesem Weg.
 

Als Joey nach unten kam und sich ihre Blicke trafen, merkte man wie elektrisierend die Luft wurde und das es zwischen den beiden gewaltig knisterte. Nur konnte aus einem unerfindlichen Grund keiner den ersten Schritt tun.
 

Yugi stellte sich hinter den Blonden und schob ihn auf die Tür zu. Bei Seto angekommen, zog er diesen auch gleich mit und setzte beide vor die Tür. „So ihr zwei, wünsche euch viel Spaß!“

Sofort machte er auf dem Absatz kehrt, und verriegelte die Tür hinter sich. So gern er Joey auch hatte, es war Valentinstag und Yami hatte eine Überraschung für heute angekündigt.
 

Wheeler sah breit grinsend seinem besten Freund hinterher und Seto schaute irritiert. Der kleine Muto wuchs manchmal ganz schön über sich hinaus. Aber das war ja jetzt auch egal. „Komm mein Hündchen!“
 

Der Angesprochene knurrte leise, aber durch diesen Kosenamen war die Anspannung wie weggeblasen. „Ja mein Drache.“ Grinste er den Älteren frech an. Das konnte er auch! „Und wo fahren wir jetzt hin?“
 

„Lass dich überraschen.“ War Seto‘s Antwort darauf und beide stiegen in einen schwarzen Sportwagen ein. Ausnahmsweise fuhr der Firmenchef sogar selbst. Sein Beifahrer war total gespannt, was dieser sich wohl ausgedacht haben mochte. Ob es auch wieder so eine unromantische Sache sein würde, wie mit dem “Vergangenheit begraben“ von heute morgen?
 

Die Gegend in die sie fuhren, kannte Joey. Auf dem Mynonys war immer viel los, man konnte auf dieser Anhöhe die Skyline von Domino überblicken. Es war ein Ort an dem sich viele Pärchen trafen. So was Blödes! Der Blonde hatte sich etwas anderes gewünscht, als einen Massenauflauf und sie beide mitten drin. Noch größer wurde seine Enttäuschung, als auf der Straße der Hinweis zu einer Baustelle auftauchte und kurze Zeit später eine Vollsperrung der Strecke folgte, eben wegen dieser Bauarbeiten. Er hatte es sich ja schon gedacht und begann zu grummeln. Kaibas Miene verzog sich allerdings keinen Millimeter. Er fuhr einfach um die Absperrung herum.
 

„Ähm… du hast schon gesehen, dass du hier nicht her darfst?“
 

„Lass das mal meine Sorge sein.“
 

Joey ließ sich in den Sitz zurückfallen. Das konnte ja was werden! Er verschränkte die Arme und suchte die Straße nach der Baustelle ab, sie müssten bestimmt bald wieder wenden. Der Weg jedoch war frei, ungehindert kamen sie zu dem Terrassen-Plateau auf der Anhöhe.
 

Kaiba stieg aus und lief um den Wagen. Unweigerlich kamen Joey die Erinnerungen, wie Akefia ihm so oft die Tür geöffnet hatte, er ihn nach dem Aussteigen an den Wagen gedrückt, seine Hände festgehalten und ihn mit verschlingenden Küssen zeigte, wem er gehörte. Als er nun das klacken der Autotür vernahm, wurde ihm bewusst was er grade getan hatte. Dieser Fehler mit solchen Vergleichen, durfte ihm nicht noch einmal unterlaufen. Konzentriere dich auf das hier und jetzt!, ermahnte er sich selbst.
 

Draußen blickte sich das blonde Hündchen um. Die Luft war angenehm mild und es begann bereits zu dämmern. Von ihrem Standpunkt aus konnte man sehen, wie in der Stadt die ersten Lichter brannten. Und sie waren ganz allein an diesem wundervollen Ort.
 

„Das hast du alles geplant, stimmt’s?“, schmunzelte er Seto an.
 

„Ein Kaiba überlässt nichts dem Zufall! Und jetzt komm schon!“
 

Grinsend lief Joey dem größeren hinterher, zu einer weitausgebreiteten Decke, die unter einem der Bäume lag. Zwei große Körbe befanden sich im hohen Gras daneben. Er streifte seine Schuhe von den Füßen und setzte sich erwartungsvoll auf die Decke.
 

Seto ließ sich neben ihm nieder und holte aus den Körben zwei Sektgläser hervor und drückte eines davon seinem Hündchen in die Hände. Danach öffnete er die Sektflasche und füllte die Gläser mit der perligen, prickelnden Flüssigkeit. Die Flasche stellte er zurück in einen der Körbe, lehnte sich zurück, an den Baumstamm und nippte ein erstes Mal an seinem Glas. Danach begann er den Blonden zu beobachten.
 

Dieses anstarren vom Größeren machte Wheeler immer verlegener. „Was ist? Hab ich grüne Punkte im Gesicht?“, nuschelte er.
 

„Nein, dir krabbelt ein seltsamer Käfer auf der Nase herum.“
 

Schnell wischte sich Joey über den Nasenrücken, aber das plötzlich entstandene kribbeln blieb. Immer hektischer wurde er, bis er bemerkte wie Seto leise zu lachen begann.
 

„Reingelegt, Hündchen.“
 

Verärgert darüber, auf diese Kleinigkeit hereingefallen zu sein, und frei aus einem Impuls heraus, stellte Joey sein Glas weg und nahm auch Seto das Glas aus der Hand. Dieses ebenfalls bei Seite gestellt, fiel er über den Firmenchef her. Er packte ihn an den Schultern und drückte ihn seitlich vom Baum weg und hinunter in Richtung Boden. Nun trafen die Bernsteine auf das eisige Blau, in welchem der Blonde sofort versank.

„Wie früher…“ hauchte er leise.
 

Seto allerdings ließ sich davon wenig beeindrucken, er nutzte die Chance und richtete sich auf, da Joey den Druck auf die Schultern verringert hatte und warf das Hündchen ebenfalls auf den Rücken, kniete sich über ihn und nagelte ihn sprichwörtlich fest.
 

„Ja fast wie früher. Nur das hier, haben wir damals nicht getan.“
 

Er beugte sich hinunter zu dem Blonden und fing dessen Lippen ein. Er sog den süßen Geschmack Joeys in sich auf, der sich nun mit dem Sekt ein wenig vermengte. Der kleinere spürte wieder das unbändige prickeln in sich, während er von Seto so innig geküsst wurde. Langsam machte sich die Kraftlosigkeit in seinem Körper breit.
 

„Ich werde deinen Lippen ab jetzt immer jagen, du wirst mich nie wieder los werden.“, hauchte der CEO seinem Hündchen entgegen.
 

Dem Hündchen durchliefen bei diesen Worten ein paar wohlige Schauer, enttäuscht grummelte er, als Kaiba wieder von ihm abließ. Aber er hatte es ja so bestimmt.
 

Der CEO selbst würde sich niemals eine Schwäche eingestehen und die Bedingung brechen. Er war sich sicher, dass der Kleine das bald von selbst tun würde. Vorher wollte er nur unbedingt das Vertrauen wieder herstellen und ihm zeigen, dass er es wirklich ernst mit ihm meinte.

Inzwischen hatte sich Joey wieder aufgerichtet und lehnte nun auch rücklings am Baum. Belustigt sah er zu, wie der Brünette vor sich hin schimpfte, während er die Körbe nach irgendetwas durchsuchte.
 

Doch scheinbar wurde er fündig, denn er kehrte mit irgendwas essbaren zu Joey auf die Decke zurück. „Dieser einfältige Partyservice! Die haben nur jeweils für eine Person geliefert! Die werde ich alle samt am Montag feuern!“ Er stellte das Essen zwischen den beiden auf die Decke nieder und enthüllte eine große Platte, die mit Sushi in verschiedenen Kreationen bestückt war. Die Platte war viel zu groß, als dass sie jemals einer allein hätte essen können. „Na, dann müssen wir halt teilen.“ Schmunzelte er und nahm eine Maki-Rolle zwischen die Finger, um sein Hündchen damit zu füttern.

Diesem gefiel dieses Spielchen, gefüttert zu werden nur zu gut.
 

Irgendwann drehte er den Spieß um und begann den Firmenchef ebenfalls ein paar Röllchen in den Mund zu legen.
 

So verbrachten sie ihr gemeinsames Picknick mit gegenseitigem Füttern, kleineren Spielchen und ein paar zärtlichen Küssen die sie sich zwischendurch sanft schenkten.
 

Mit der späten Stunde, folgte nicht nur die Dunkelheit, es wurde auch deutlich kühler. Beide saßen an den Baum gelehnt und blickten auf das Lichtermeer der Stadt. Es war ein ganz romantischer Abend, den Seto sich ausgedacht hatte und Joey hätte es ihm gar nicht zugetraut, solch eine romantische versteckte Ader zu haben. Aber es änderte nichts daran, dass die Temperatur um einige Grade gesunken war.
 

„Mir ist kalt… könntest du mich in den Arm nehmen?“
 

Dieser Bitte kam Seto umgehend nach. Er rückte näher an den Blondschopf heran, legte seine Arme um dessen Oberkörper und umhüllte ihn mit seinem weißen Mantel.

Joey kuschelte sich sofort ein und es fühlte sich einfach herrlich an, Seto so nahe zu sein, seinem Herzschlag zu lauschen und dessen Duft einzuatmen.
 

Wenn es doch nur immer so sein könnte, dass er hier in den Armen des Mannes liegen konnte, den er liebte. Er kostete diesen Moment in vollen Zügen aus, wünschte sich, dass der Morgen nie kommen würde. Seto hatte derweil begonnen kleine Kreise mit den Fingernägeln auf Joeys Armen zu ziehen. Angenehme Schauer durchzogen seine Haut, er schloss die Augen und drückte sich noch enger an die Wärmequelle. Der junge Firmenchef küsste die blonde Mähne.
 

So aneinander gekuschelt, saßen sie noch eine Weile herum, bis die Stille unterbrochen wurde.
 

„Danke Kaiba, es war wirklich ein schöner Abend.“, kam es leise und sehr zufrieden von Joey.
 

„Wann sehen wir uns wieder?“ flüsterte der größere zurück.
 

„Wenn mir dein Gästezimmer gefällt, dann morgen zum Frühstück!“
 

Erstaunt hob der Brünette den Kopf des kleineren an. „Soll das heißen du nimmst den Schlüssel doch an?“
 

„hmmm~…. Vielleicht~?“
 

„Du bist unverbesserlich!“ tadelte Seto.
 

„Ich weiß!“ stichelte Joey zurück und kuschelte sich wieder an seine Wärmequelle ran.
 


 


 

Irgendwann spät in der Nacht, standen beide vor der Tür zum Gästezimmer.

„Es war wirklich ein schöner Abend, danke.“ Hauchte Joey verliebt, bevor er sich auf die Zehenspitzen stellte, um einen letzten flüchtigen Kuss zu stehlen. „Gute Nacht mein Drache“ hauchte er noch und verschwand hinter der Tür.
 

Zu mehr war er einfach nicht im Stande, er wusste doch zu genau wozu er sich sonst noch verleiten lassen würde. Von innen lehnte er sich an die Tür, rutschte an selbiger hinunter.
 

„Seto?~“
 

„Ja?~“ wisperte der CEO genauso leise zurück.
 

„Willst du wirklich, dass ich hier bei dir und Mokuba einziehe?“
 

Vor der Tür erklang ein tiefer lauter Seufzer. „Glaubst du wirklich dass ich dich jetzt noch einmal ziehen lasse, nachdem ich drei verfluchte lange Jahre jeden Tag deinen Liebesschwur in den Händen gehalten habe? Mich jedes verdammte Mal gefragt habe, was wäre, wenn ich damals anders reagiert hätte? Denkst du wirklich, ich würde dich noch einmal los lassen Hündchen?“
 

Joey wurde es regelrecht warm ums Herz. Es hüpfte inzwischen wie wild in seiner Brust auf und ab. Jedes einzelne von Setos gesprochenen Worten, trug einiges dazu bei.

Vom Boden her, vernahm er ein Kratzen und er blickte hinunter zum Türspalt. Es was silbriges blinkte im Halbdunkel des Zimmers auf.
 

„Schlaf gut mein Hündchen.“, hörte er von draußen und dann wie sich die Schritte entfernten.
 

oOo
 

Seit dieser ersten Nacht, die Joey in der Kaiba-Villa verbracht hatte, waren nun schon mehr als zwei Monate verstrichen. Seto war schon seit einigen Stunden in der Firma, Mokuba und Adina waren auch irgendwo in Domino City unterwegs. So saß der Blondschopf an diesem Morgen alleine an der viel zu großen Frühstückstafel und rührte Gedankenversunken in seinem Kaffee herum.

Er ließ die vergangenen Wochen in seinen Gedanken Revue passieren. Es waren schöne Tage gewesen die er mit seinem Drachen verbringen durfte. Oftmals vergaß der Firmenchef sogar seine Arbeit, wenn er mit Joey alleine war. So musste er oftmals an wichtige Termine erinnert werden. Und ein Schmunzeln machte sich auf des Hündchens Gesicht breit, als er an seine große Überraschung für Seto dachte. Denn genau einen Monat nach dem Valentinstag, am 14. März war der White-Day. Eigentlich der Tag, an dem man weiße Schokoladenherzen an seinen Valentin zurück schenkt. Joey jedoch hatte an diesem Abend etwas Besonderes geplant, er wollte diesen brauch etwas abwandeln, so bat er Mokuba und seine Zukünftige, ob sie ihm und dessen Großen Bruder für diese Nacht das Haus überlassen würden.
 

Joey verteilte ganz romantisch gestimmt eine kleine Spur durch die Villa, bestehend aus weißen Rosenblättern. Unterwegs verteilte er ein paar Zettelchen mit jeweils einem einzigen Wort darauf, aufgesammelt, ergaben sie einen Spruch: „~Küssen ist die Sprache der Liebe, also komm her und sprich dich aus!~“. Der Weg führte natürlich in Setos Schlafzimmer, vor dessen Tür der letzte Zettel platziert war.
 

Nur dort wollte Joey von seinem Liebsten bis aufs letzte vernascht werden. Und weil er sozusagen ein Geschenk für den CEO sein sollte, die weiße Schokoladen-Süßigkeit, zog sich der blonde Wuschelkopf bis auf seine Shorts aus und wickelte sich ähnlich wie ein Geschenk ein und legte sich aufs Bett nieder. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihm, das Seto spätestens in einer halben Stunde hier auftauchen würde.
 

Doch daraus wurde nichts. Denn ausgerechnet an diesem Abend kam Seto sehr viel später nach Hause. Und so fand er auf seinem Bett, sein schlafendes, als Geschenk verpacktes Hündchen. Der Anblick war einfach zu niedlich und so ließ er Joey einfach schlafen, öffnete lediglich die Schleife, damit das „Geschenk“ besser schlafen konnte und legte sich einfach nur neben ihn. Für den CEO war es schon sehr viel wert, dass er endlich mit seinem Liebsten im Arm einschlafen konnte.
 

Am nächsten Morgen versprach er Joey, diese Sache bald nachzuholen, woran er sich auch hielt und es wenige Tage später mit einer besonderen Überraschung für Joey in die Tat umsetzte. Den nach der langen Wartezeit, wünschte auch er sich, dass das erste Mal mit Joey etwas besonderes werden sollte.
 

Immer noch in diesen schönen Erinnerungen schwelgend, da sie sich zu dieser Zeit nicht gestritten hatten, rührte Wheeler unverdrossen in der Kaffeetasse herum, als er einen Seitenschubser vernahm.

Vor schreck warf er die Tasse um und erblickte zwei schwarze Wuschelköpfe.

„Naa? Hast du am hellichsten Tag etwa von meinem Bruder geträumt?“, kam es sogleich stichelnd von Mokuba, den verschütteten Kaffee ignorierend.

„Lass mich doch….“ Nuschelte Joey daraufhin und wurde etwas rot um die Nase.

Adina derweil hatte einen Lappen besorgt und versuchte die braune Brühe zu beseitigen. „Lass ihn doch Schatz, sowas ist doch ganz normal.“

„Ja ja“, winkte Mokuba nur ab und nahm ebenfalls am Tisch platz. „Hör mal Joey, kannst du uns etwas helfen?“

Gerade als Joey darauf antworten wollte, vibrierte es in seiner Hosentasche. „Sekunde mal.“, entschuldigte er sich und holte sein Handy hervor.
 

„Großer Bruder bist du zu Hause? Ich muss unbedingt mit dir was Wichtiges besprechen!“

„Und um was geht’s Schwesterchen?“

„Das kann ich dir am Telefon nicht sagen, ist wirklich persönlich, also hast du heute Zeit?“

Der große Bruder hatte zwar keinen blassen Dunst, um was es dabei ging, aber er stimmte zu. Wenn es um seine kleine Serenety ging, hatte er schließlich immer Zeit!

Sie vereinbarten, dass sie in den nächsten zwei Stunden in der Villa auftauchen würde und Joey legte wieder auf.
 

„Also, hilfst du uns jetzt oder nicht?“ fragte Mokuba erneut nach. „Schatz, du solltest auch sagen, dass es um unsere Hochzeitsvorbereitungen geht, zwecks Deko und so weiter.“, ergänzte Adina, sie machte kein Drama daraus, aber sie neckte ihren Verlobten zu gerne, als dass sie es unterlassen konnte, „Nicht das Joey noch einen Horror bekommt, vor dir.“
 

Adina kicherte leise vor sich hin und Joey nickte nur. „Okay ich kann's ja mal versuchen.“

„Prima, dann komm mit ins Wohnzimmer, da is mehr Platz.“

„Mehr Platz?“ fragte der Ältere irritiert nach.
 

Nur wenige Minuten später wusste er, was gemeint war. Das Zwillingspärchen hatte unzählige Kataloge gekauft und diese nun alle aufgeschlagen auf dem Boden verteilt. Keiner der beiden konnte sich wegen den Farben für die Deko entscheiden. Scheinbar hatten sie ihre alten Pläne ein wenig abgeändert. Zu dritt machten sie sich also über die ganzen Angebote her.
 

Völlig in diese Angebotswelt und einige Diskussionen vertieft, vernahmen sie erst beim dritten Türklingeln, dass sich Besuch ankündigte.

Der Größere erhob sich sofort, froh darüber sich ein wenig bewegen zu können. „Sicher meiner Schwester“, meinte er und lief zur Tür hin.
 

In freudiger Erwartung Serenety zu sehen, schwang er die Tür auf.

Aber es war nicht das Gesicht seiner Schwester, in welches er grade völlig erstaunt hineinblickte.

Ein weißer Haarschopf stand direkt vor ihm und ein bekanntes Augenpaar schaute ihn an.

„Hallo Joey.“

„A…kefia…?!“
 


 


 


 

Danke :D und liebe Grüße an meine Beta Usagi-san

Bonus-Kapitel .. Setos Ersatz für den White-Day

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (79)
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Von:  Tiaiel
2021-05-25T11:14:43+00:00 25.05.2021 13:14
Am Ende aller Dinge angekommen, muss ich tatsächlich sagen dass ich noch ein paar Dinge vermisse. Es ist total gemein dass Du die Sache mit Akefia nicht aufgeklärt hast. Auch wenn ich vielleicht die einzige bin, mag ich ihn doch ganz gern. Und ich hätte gern gewusst was das hinter seiner versteckten Nachricht zu bedeuten hatte und wie es verlaufen wäre ;_; Dennoch muss ich sagen: die Geschichte hat mir von Anfang bis Ende sehr gut gefallen. Und Sie war auf jeden Fall zu keiner Zeit langweilig, ich konnte sie nicht mehr aus der Hand legen*___*
Viele Grüße, Tia
Von:  Tiaiel
2021-05-24T19:28:15+00:00 24.05.2021 21:28
Meine Güte, ich wurschtel mich noch immer mit Vorfreude durch deine FFs und die Nummer hier scheint wieder ein besonders Exemplar zu sein. Wo nimmst du nur die Ideen her? Eine versteckte Botschaft? Akefia du gewiefter Kerl. Wer bist du, dass du das so krass verpacken musst? Versteh mich nicht falsch, Puppyshipping forever, aber ich mag Akefia auch irgendwie ^^; der eine eiskalt, der andere wie eine lodernde Flamme. Sehr interessanter Vergleich. Ich bin mal gespannt, wass Kaiba ihm jetzt bei dem Spaziergang sagen wird, was die Beziehung noch retten kann... oder besser, dass sie beginnen kann *__*
Viele Grüße, Tia
Von:  Mia11
2017-09-12T19:55:42+00:00 12.09.2017 21:55
Diese stiry ist total super. Es wäre schön wenn es noch weiter gehen würde.
Von:  Sammy5522
2015-03-03T16:04:04+00:00 03.03.2015 17:04
Hi. Schreibst du noch weiter??? Würde mich freuen

Lg
Antwort von:  jyorie
03.03.2015 17:31
hallo, ich habe es vor, leider kann ich aber momentan noch nicht sagen wann es weiter geht :-( sorry.
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T13:34:56+00:00 27.12.2012 14:34
*sabber* *lechz*
ich liebe die beiden *,*
Argh das war ein total tolles, geiles, klasse Kapitel!
Super!
Ich freue mich riesig darauf, wenn du weiter schreibst ;D
Und hoffe das die geschichte nicht an Spannung verliert, denn Momanten bin ich echt mitten drin :D
Bis später ;D

Darkii ;3
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T13:27:13+00:00 27.12.2012 14:27
NEIN!
NEIN!
NEINNNNNNN! *auf den Boden fall*
Verfluchte Scheiße noch eins >.<
Wieso ist dieser Kerl jetzt da! Was soll das denn! Will der mich verarschen!
Der soll sich verpissen! *mit Steinen nach ihm werf*
GEH WEG!
SETOOOOOOO!
Du musst kommen!
Oh Goott >.<
Ich hab grad so einen Schiss um Joey >.<
Das nächste Kap kommt hoffentlich bald, sonst geh ich ein >.<

Die Preisverleihung ist übrigens am 01.01 ^^ Ich beachte dabei nicht das du noch nicht fertig bis ;D Es reicht was du bisher eingereicht hast xP

Darkii ;3
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T13:19:42+00:00 27.12.2012 14:19
Nyaaaaaaaaaaaaaaaaah *schmelz*
Setooooo du kannst so wudnervoll romantisch sein, obwohl du es bloß ernst meinst! Ich liebe dich du Eisklotz *-*
Das Kapitel war einfach Klasse und ich hoffe das die beiden echt zusammen bleiben und um das herauszufinden muss ich weiter lesen ;D

Darkii ;3
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T13:14:23+00:00 27.12.2012 14:14
OH GOTT!!
Die NAchricht hab ich gar nicht gesehen!
>.< Ich mag Akefia trotzdem nicht!
KÄMPFE SETO! KÄMPFE!
Akefia wird Joey doch nicht kriegen oder ... oder?!
Bitte nicht >.< Der passt nicht zu meinem kleinen Welpen!
Da passt nur ein sein Herrchen zu!!!!
Ganz allein Seto!
Tolles Kap :D
Freue mich gleich noch aufs nächste :D

Darkii ;3
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T13:06:11+00:00 27.12.2012 14:06
TANZEN?!
Nein wie geil xD
Gott Moki ich liebe dich einfach! Du bist göttlich xP
Aber ich Joey verstehen wieso er den Ring nicht abnehmen will. Ich hätte es glaube ich auch so getan, nur um nicht wieder verletzt zu werden xP Ich hoffe das der Tanz jetzt aber NETT wird ;3
Und das Akefia noch richtig eins aufs Maul kriegt von Seto -.- Ich mein, wozu ist der denn so einflussreich ;D

Darkii ;3
Von:  Anja-Nejem
2012-12-27T12:58:11+00:00 27.12.2012 13:58
Kyaaaaaaha war das süß *-*
Namu und Atemu sind sooo kawaiii *.*
Ich liebe die beiden xD
Aber Akefia ist scheiße ... Ich habe bloß das Gefühl das wir ihn nicht zum letzten mal gesehen haben. Irgendwie glaub ich da kommt noch mehr. Ich hoffe bloß das cih mich irre >.<
Aber man -.- der ist auch ein Arschloch. Joey sei stark! Du wirst das durchstehen und da wird jetzt auch Seto dir durchhelfen! Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher!

Bis gleich ;3

Darkii ;D


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