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Für ein Leben lang - For a Life Time

von

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19. Kapitel - Herzschläge

19. Kapitel - Herzschläge
 

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Musikalische Untermalung zu diesem Kapitel:

Linkin Park - Burning In The Skies

http://www.youtube.com/watch?v=1iITrhjZ6qQ
 

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Während der Fahrt nach Forks, verhielt sich Jake sehr still. Er sprach kein einziges Wort mit mir und er erwiderte meine Blicke nicht, seine Augen wirkten leer, ohne Leben. Eine Spur von Angst überkam mich, denn ich wusste, dass Alices Anruf nichts Gutes zu bedeuten hatte. Was hatte sie Jake erzählt?

Ich vermutete, dass Alice erneut eine Vision gehabt hatte. Wieso sonst sollte sie mich anrufen und mit Jake sprechen wollen? Ich konnte es mir nicht erklären. Immer wieder hörte ich den Klang ihrer Stimme in meinem Kopf und ich ahnte, dass etwas Schreckliches passieren würde…

„Die Gefahr ist vorüber…” murmelte Jake plötzlich. Ich hob den Kopf und sah ihn an.

Er hatte die Lippen aufeinander gepresst und starrte auf die Straße. Ich wurde aus seinen Worten nicht schlau.

„Was meinst du damit?“, fragte ich leise.

Er warf mir einen kurzen Blick zu. „Der Blutsauger ist verschwunden, nachdem er uns gestern entwischt ist. Er ist fort…“, sagte er kühl.

„Woher…?“, antwortete ich.

„Alice hat es mir erzählt… Emmett und Jasper haben versucht ihn zu schnappen, aber es war zu spät. Vielleicht kommt er zurück...“

Wieder hörte ich den Klang von Alices Stimme in meinem Kopf. Ich konnte es mir nicht erklären… Wieso hatte sie so angsterfüllt am Telefon geklungen, wenn die Gefahr für mich doch ganz offensichtlich vorbei war? Demitri hatte Forks verlassen... Hatte Jake Recht damit, dass er zurückkehren würde? Eigentlich hätte ich erleichtert sein sollen, aber das war ich nicht, ganz und gar nicht.

„Hat sie irgendetwas gesagt?“, fragte ich vorsichtig. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir Forks wieder verlassen hatten. Jake lenkte den Wagen in die lange Auffahrt zum Haus der Cullens. Einzelne Äste strichen über den Lack des Autos und verursachten ein quietschendes Geräusch. „Weißt du, was sie gesehen hat, Jake?“, wiederholte ich meine Frage.

Das Auto kam vor dem Haus zum Stehen. Jake schaltete den Motor aus und sah zu mir herüber. Noch immer waren seine Augen ausdruckslos, als hätte er jeglichen Lebensmut verloren. Er stieg aus dem Wagen, lief um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür, dann zog er mich sanft in seine Arme. Zärtlich hielt er mich an sich gedrückt, als wäre ich zerbrechlich, doch ich spürte seine Anspannung deutlich. Langsam wurde ich nervös. Was ging hier vor sich?

„Jake”, flüsterte ich und schob ihn sanft von mir weg. „Was hat sie gesehen? Du weißt genau was sie gesehen hat, Jake. Und wenn du es mir nicht sagst, werde ich sie fragen...”

Jake erwiderte meinen ernsten Blick, sein ganzer Körper schien zu zittern.

„Ich… Bella…”, brachte er hervor.

Ich nahm seine Hände in meine, versuchte ihn zu beruhigen, doch all meine Versuche schienen nicht die geringste Wirkung zu zeigen. Er wirkte abwesend und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich betrachtete jede einzelne Stelle von seinem schönen Gesicht und in seinen Augen las ich die Antwort auf meine Frage…

Ich werde dich verlieren…

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Jake. Daran darfst du nicht einmal denken. Egal was Alice gesehen hat, wir bleiben zusammen, bis in alle Ewigkeit…”

Er schloss die Türe des Autos und ließ seinen Blick über die Bäume schweifen.

Dann griff er nach meiner Hand und zog mich zum Haus. Als wir die Veranda betraten, sah ich Edward, er hatte sein Gesicht der Fensterscheibe zugewandt und als ich sein Spiegelbild darin erkannte, erschrak ich. Sein Gesicht schien seine schönen, markanten Züge verloren zu haben. Es wirkte leer. Seine Augen waren tiefschwarz und seine Haut war von einem gräulichen Schleier überzogen. Jake stellte sich schützend vor mich. Seine breiten Schultern verhinderten meine Sicht auf Edward.

„Ihr solltet rein gehen. Alice wartet…”, sagte er, rührte sich aber keinen einzigen Zentimeter und drehte sich auch nicht um. Jake warf mir einen noch ernsteren Blick zu und zog mich ins Haus. Als ich mich umdrehte, um noch einmal nach Edward zu sehen, erwiderte er meinen Blick nicht. Meine Knie wurden weich und mein ganzer Körper zog sich innerlich zusammen - ihn so zu sehen, raubte mir jegliche Kraft. Ich war wie betäubt, ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Brust aus und ich verlor fast den Boden unter den Füßen. Ich fürchtete mich beinahe vor mir selbst, wollte nicht, dass er so leidet.

„Es ist nicht wegen dir”, sagte Alice plötzlich. Sie stand vor mir und folgte meinem Blick.

Auch ihre Augen waren dunkler als sonst, jedoch nicht so dunkel wie Edwards. Sie war angespannt, dass sah ich sofort, denn ihr makelloses, weiches Gesicht wirkte beunruhigt.

„Alice… Was hast du gesehen?”

Ich merkte wie panisch meine Stimme war. Jake zog mich wieder an sich und legte einen Arm um meine Hüfte. Alice deutete auf den großen Esszimmertisch und als wir Platz genommen hatten, spürte ich wie meine Anspannung sich langsam löste. Jasper war hinter Alice getreten und in diesem Moment war ich dankbar dafür, dass er da war. Jake ergriff meine Hand unter dem Tisch und drückte sie. Seine Haut glühte wie Feuer, doch sein Gesicht war immer noch ausdruckslos. Das war nicht mein Jake, nicht der Jake den ich kannte, den ich über alles liebte.

„Du wirst mich nicht verlieren”, hauchte ich ihm zu. „Ich werde alles dafür tun, alles. Hörst du?”

„Ich liebe dich”, flüsterte er. Seine Stimme war brüchig. Ich hätte alles dafür getan, ihm die Angst zu nehmen, wenn ich nur gewusst hätte, wie…

Wir beide mussten ständig mit der Angst leben, einander zu verlieren. Ich fürchtete mich davor, dass ihm etwas zustoßen würde und er musste mit dem Gedanken leben, irgendwann geprägt zu werden und mich somit verlassen zu müssen.

Es tat weh… Zu weh, um daran zu denken und jede einzelne Sekunde fragte ich mich, ob unsere Liebe stark genug war, all das zu überstehen. Doch immer, wenn ich in Jakes Augen sah, wusste ich die Antwort darauf. Selbst jetzt, als sein Blick mir so fremd war, konnte ich etwas in seinen Augen erkennen und jegliche Zweifel fielen von mir ab, während seine Augen meine Frage beantworteten.

Ja, sie war es…

Und auch wenn Jake so kraftlos war, spürte ich, dass er die Hoffnung niemals aufgeben würde. Er hatte einfach zu lange um mich gekämpft, seine Gefühle für mich waren zu stark und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es etwas geben würde, dass die Kraft hatte, uns voneinander zu trennen.
 

„Hat Jacob dir von meiner Vision erzählt?”, holte mich Alice aus meinen Gedanken. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, hat er nicht. Aber… Ich habe mir gedacht, dass du eine Vision gehabt hast…” Sie nickte und sah auf ihre Hände.

„Alice… Sag es mir… Wie schlimm ist es?”

Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. Jasper setzte sich neben sie.

„Sie kommen hierher… Schon übermorgen…”

Für einige Sekunden war es totenstill. Es hatte begonnen zu regnen und ich konnte nur die Tropfen hören, die die Fensterscheibe berührten und Jakes leisen Atem neben mir.

Innerlich hatte ich mich schon auf diesen Moment eingestellt. Meine Tage als Mensch waren gezählt. Das wussten wir alle. Doch ich spürte, wie die Panik in mir hoch kroch. Ich wusste, dass ich alles verlieren würde, was ich mir so sehr wünschte. Meine Herzschläge, mein Leben als Mensch, meine Zukunft und ein glückliches Leben mit dem Mann, den ich liebte...

Obwohl ich all das eigentlich schon hatte, schien es bald Vergangenheit zu sein.

Wie einen Film sah ich die letzten Wochen, die ich mit Jake erlebt hatte vor mir, als würde ich diese Momente noch einmal mit ihm erleben.

Mein Traum, der Moment am Strand als wir uns küssten, den Sprung von der Klippe, der Tag in Neah Bay…

Bestand überhaupt noch die geringste Chance, dass ich ein Mensch bleiben konnte? Ich wusste, dass Jake sich nichts sehnlicher wünschte als das und ich war mir bewusst, dass er alles daran setzen würde, meine Verwandlung zu verhindern. Doch ich war nur ein zerbrechlicher Mensch, viel zu zerbrechlich für die Welt, die einst so ein großer Teil von mir war…

Edward hatte mich immer davor gewarnt…
 

Ich spürte wie Jake meine Hand los ließ, merkte wie zerbrechlich er war. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Flehend warf ich einen Blick auf Jasper. Er nickte mir zu, während er versuchte Jake zu beruhigen.

„Es tut mir Leid, Bella…”, flüsterte Alice. „Keiner von uns konnte wissen, dass es so weit kommen würde.”

„Welche… Möglichkeiten haben wir?”, fragte Jake und hob den Kopf. Auch seine Stimme wirkte zerbrechlich. Es war das erste Mal seit Minuten, dass er wieder sprach.

Carlisle betrat durch die große Glastür den Raum, er fixierte mich und nickte mir zu. Auch sein Gesicht wirkte angespannt. Esme tauchte hinter ihm auf, einen Augenblick später hatte sie sich neben mich an eines der Tischenden gesetzt.

„Alles wird gut, Bella. Wir beschützen dich”, flüsterte sie mir ins Ohr.

„Wir haben nicht viele Möglichkeiten, Jacob”, antwortete Carlisle. „Genauer gesagt nur eine und wir können nur hoffen, dass sie darauf eingehen werden. Wir müssen sie davon überzeugen, dass ein menschliches Leben für Bella besser ist. Sie hat sich für ein Leben als Mensch entschieden und diese Entscheidung sollten sie akzeptieren… Allerdings glaube ich kaum, dass wir Aro von ihrer Entscheidung überzeugen können. Er schien so interessiert an ihrer Gabe zu sein, die sie nach ihrer Verwandlung bekommen würde...”

Carlisle richtete den Blick auf mich.

„Das werde ich nicht zulassen. Niemals. Ich werde um ihr Leben kämpfen, wenn es sein muss…”, sagte Jake. Wir wechselten einen kurzen Blick und für eine Sekunde verlor ich mich in dem warmen Braun seiner Augen. Jake löste seinen Blick von mir und wandte sich wieder an Carlisle, der nun weiter sprach.

„Ich habe eine Idee, wie wir unsere Chancen ein klein wenig vergrößern können. Ich habe vor mit Tanya zu sprechen. Vielleicht kann sie hierher kommen zusammen mit den Anderen. Wenn sie bezeugen, dass Bella niemals etwas über unsere Existenz verraten würde, könnten sie das vielleicht akzeptieren”, sagte Carlisle.

Ich spürte einen leichten Windzug hinter mir. Ich hob den Kopf und sah Edward im Türrahmen stehen. Seine Körperhaltung war angespannt und seine tiefschwarzen Augen ruhten auf Jake.

„Die Volturi sind uns in einem Kampf überlegen, egal, wie viele wir sind. Selbst wenn das Rudel mit uns kämpfen würde, zu einer Schlacht darf es nicht kommen. Sie könnten uns alle töten…”, sagte er. Ich hörte den nervösen Unterton in seiner Stimme.

„Dann… Bleibt uns nur die eine Möglichkeit, die Carlisle genannt hat…”, antwortete ich matt und alle richteten ihren Blick auf mich. Esme nahm meine Hand und drückte sie leicht. Meine Andere hielt Jake noch immer fest, doch ich spürte, wie er seinen Griff lockerte. Er starrte auf die Tischplatte vor sich, eine Träne glitzerte in seinem Augenwinkel.

„Jake?”, flüsterte ich. „Du darfst nicht aufgeben…”

Er hob den Kopf und sah mich an. Seine Augen schimmerten von den Tränen.

„Ich muss hier raus”, sagte er und stand auf, sein Stuhl fiel zu Boden.

Mit hängenden Schultern lief er an Edward vorbei und verließ das Haus. Ich konnte gerade noch sehen, wie seine Hände zitterten, als er durch die Türe nach draußen verschwand.

Ich stand auf, doch Esme schüttelte den Kopf. „Lass ihm ein paar Minuten, Bella. Er wird wieder kommen, wenn er dich braucht…”

Völlig erschöpft gaben meine Beine nach und ich sank zurück auf meinen Stuhl. Ich war nicht in der Lage meine Gefühle in diesem Moment zu ordnen, denn ich spürte, dass alles auf einmal auf mich einstürzte, sodass ich keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn Carlisles Plan nicht aufgehen würde…

Von meinen Zehen bis zu meinen Haarspitzen spürte ich plötzlich Kälte, sie schien sich in meinem Körper immer weiter auszubreiten und ich spürte, dass es einen Menschen gab, der in diesem Augenblick dasselbe empfand wie ich.
 

Als ich die Terrasse betrat, folgte Edward mir. Jasper stand direkt hinter ihm, doch Edward schüttelte den Kopf und schloss die Türe hinter uns.

Jake saß auf der untersten Treppenstufe. Die Beine an seine Brust gezogen, sein ganzer Körper zitterte. Langsam setzte ich mich neben ihn und da spürte ich, wie er seinen Arm um meine Hüfte legte. „Du bist eiskalt”, flüsterte er. Er sah mich an. Sein Gesicht war nass von den Tränen.

„Du… auch”, flüsterte ich. Seine Haut fühlte sich kälter als sonst an. Die wunderbare Wärme, nach der ich mich jetzt so sehnte, war plötzlich nicht mehr da. Und da wusste ich, dass Jake und ich in diesem Moment dasselbe empfanden. Die Angst, die wir umeinander hatten, verband uns auf eine seltsame Weise noch intensiver miteinander und wir spürten dies beide. Plötzlich musste ich wieder daran denken, was Billy mir erzählt hatte und ich spürte mit jeder weiteren Minute in der ich bei Jake war, dass er Recht hatte. Jake und ich waren Seelenverwandte und diese tiefe Bindung wuchs mit jedem Tag, dass spürte ich, besonders in diesem Augenblick. Es war wie ein leichter Schleier, der uns einhüllte und ein unsichtbares Band, das sich schützend um unsere Hände legte. Ein Band für das es keinen Schlüssel gab. Welches niemand hätte zerreißen können.
 

Jake richtete sich langsam auf und zog mich hoch, ich lehnte mich an seine Schulter. „Jacob”, sagte Edward im ruhigen Ton. „Du kannst sicher sein, dass auch ich alles dafür tun werde, dass sie ein Mensch bleibt. Alles, was in meiner Macht steht, dass verspreche ich.”

Jake nickte. Er beugte seinen Kopf zu mir herunter, legte behutsam eine Hand an meine Wange und strich über meine Haut, während seine Augen mich eindringlich betrachteten. „Ich liebe sie. Jeden einzelnen ihrer Herzschläge, ihrer Atemzüge, so wird es immer sein und egal was ich machen muss, um ihr Leben zu retten, ich werde es tun…”

Jake berührte mit seinen Lippen sanft mein Haar und ich spürte allmählich, wie seine Haut wieder wärmer wurde. Dann wandte er sich wieder an Edward.

„Übermorgen sagt Alice?”, fragte er.

Edward nickte daraufhin. „Bei Sonnenaufgang auf der Lichtung.”

Jake atmete tief durch. „Ich muss Sam Bescheid geben.”
 

Eine halbe Stunde später saß ich eingehüllt in eine Decke auf dem großen Sofa neben Esme und Alice. Jake hatte mit Sam telefoniert, um für heute Nacht ein Treffen zu organisieren. Carlisle wollte die Gelegenheit nutzen, um mit ihm zu sprechen und ihm alles genauer zu erklären.

Während die Sonne immer tiefer sank, sah ich Edward und Jake auf der Veranda stehen, sie unterhielten sich und als Jake meinen Blick auffing, lächelte er kurz, bevor er sich wieder Edward zu wandte. Was beredeten die Beiden? Ich hätte es zu gerne gewusst. In diesem Moment erinnerte ich mich wieder an Jakes Worte.

„Ich liebe sie. Jeden einzelnen ihrer Herzschläge, ihrer Atemzüge, so wird es immer sein und egal was ich machen muss um ihr Leben zu retten, ich werde es tun.”

Ich konnte mir ungefähr vorstellen, was er damit gemeint hatte und ich wusste, dass ich dasselbe für ihn tun würde, ohne auch nur darüber nachzudenken. Vielleicht war ich am Ende diejenige, die eine Entscheidung treffen musste, um die zu schützen, die ich liebte…



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