Vorwort
Wenn ich mich höflicher Weise vorstellen darf, meine Name ist Matsumoto.
Takanori Matsumoto.
Ich bin 17 Jahre alt, oder sagen wir zu jung – was ich damit meine wird sich später noch erklären.
Ich bin vor zwei Jahren mit meinen Eltern nach Tokio gezogen und geh seit dem auch hier auf die Highschool.
Reden wir nicht um die heißen Brei und nur kurz ein wenig Belangloses über meine Person
- Ich bin schwul und mein bester Freund Kai hat's mir gewissermaßen gesagt.
Das mich Mädchen irgendwie nicht reizen, hab ich vorher so gar nicht bemerkt - beziehungsweise nicht für voll genommen, verdrängt, andere Interessen - was auch immer.
Dachte da ist einfach nur nicht die Richtige dabei.
Ich finde Mädchen hübsch, aber das ist dann auch schon alles...
Denn als Kai mich fragte:
„Guck mal, wie findest du Die?“
war meine Antwort ein desinteressiertes Schulterzucken und:
„Hübsch...“
Selbst bei der ach so tollen Klassensprecherin, die als der sprichwörtliche 'heiße Feger' gilt, regte sich absolut nichts bei mir.
Als er mir dann aber eine Zeitschrift mit einem halbnackten Männermodel unter die Nase hielt und ich in eine völlig andere Welt abdriftete, war meine Reaktion auf seine anschließende Frage:
„Guck mal, wie findest du Den?“
das ich lediglich wieder anfing zu atmen und weiter auf das Heft starrte.
„Taka, du stehst auf Kerle, sieh es ein.“
entgegnete er mir trocken, als er die Zeitschrift vor meinen Augen wieder zuschlug und ich blinzelte benommen, um meine Umwelt wieder wahr zunehmen.
Entschuldigt, aber der war nun mal gut gebaut und offensichtlich ganz mein Geschmack...
Wie dem auch sei.
Ich fragte meinen besten Freund dann:
„Und dich stört das nicht?“
und er meinte dazu:
„Nö, wieso sollte es?
Du hast mir bisher nichts getan und das wird sich auch nicht ändern, denke ich mal...“
Ja, Kai ist nett.
Fast schon zu nett und rennt manchmal den ganzen Tag mit einem Grinsen im Gesicht herum, wenn er sich beobachtet fühlt.
Zum Beispiel als ich neu in die Klasse gekommen bin, war er zwar selbst nicht neu, aber er schien nicht viel Anschluss gefunden zu haben.
Deshalb habe ich ihn die ganze erste Zeit kaum aus den Augen gelassen und er lächelte mich immer an wenn er es mitbekam.
Anfänglich wirkte er so unbeholfen und schüchtern das man hätte meinen können, er wäre etwas... na ja... nicht die hellste Birne im Leuchter.
Aber er ist das komplette Gegenteil und mittlerweile hab ich ihm auch ganz gut zu etwas Selbstvertrauen verhelfen können und wenn es das einzige ist was ich bisher vollbracht habe...
Ich fragte ihn damals ob er sich irgendwie von mir bedroht fühlt oder so, weil er mich immer anlächelte.
So kamen wir ins Gespräch und der nette, hoch intelligente Kai hatte eine Pappnase wie mich an der Backe.
Wenn er in Gedanken versunken war, konnte er aber auch ziemlich gefährlich gucken.
Wobei man vielleicht erwähnen sollte: Kai ist nicht sein richtiger Name.
Es ist mehr ein Spitzname, weil er seinen Geburtsnamen nicht mag.
Uke.
Ich kann verstehen, wieso sich Yutaka lieber schlicht 'Kai' nennt und außerdem ist das ein Allerweltsname, da kann man eigentlich nichts falsch machen.
Wir hocken hier gerade im Mathe-Unterricht und das Sack-Gesicht von Lehrer hatte mich eben aufgerufen die Aufgabe an der Tafel zu lösen, weil er mich in der Klasse vorführen wollte.
Ob er es denn mal lernt, das er das bei mir nicht schafft?
Mathe ist eines meiner besseren Fächer und die lausige Aufgabe da vorne an der Tafel alles andere als ein Problem.
Mein großes Problem sollte sehr bald ganz woanders liegen...