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Atlantis

von

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Zwischenmenschliche Beziehungen

Ein Tag war seit dem Angriff vergangen, die Aufräumarbeiten und Verabschiedungen hatte er endlich hinter sich gebracht. Und doch... Wütend schlug die Faust gegen den Stamm des Pilzes, der neben ihm stand. Kabuto presste die Zähne aufeinander und sah zu Orochimaru, der mit verschränkten Armen auf einem der Steine saß und die Augen halb geschlossen hatte, dabei auf den Boden sah und nicht weniger angespannt wirkte als sein Untergebener. Schließlich blickte der Schwarzhaarige auf und knurrte ungehalten: „So langsam ist meine Geduld am Ende! Verdammt, wie lange soll das denn noch gehen? Bring den Trottel doch einfach um die Ecke, dann haben wir endlich Ruhe und müssen nicht diese unsagbar anfälligen Pläne ausklügeln!“
 

Mit einem Ruck fuhr Kabuto komplett zu seinem Herren um und funkelten diesen gereizt an: „Was stellst du dir eigentlich vor??? Wie soll ich das denn machen? Ich bin Heiler und kein Zauberer! Wenn ich Sasori einfach umlege, wie auch immer ich das anstellen sollte, dann war es das mit unserem Überraschungseffekt! Ist es das, was du willst?“ - „Wie redest du eigentlich mit mir?“ In einer flinken Bewegung war der Ältere aufgestanden und presste Kabuto, mit einer Hand um dessen Hals gelegt, an den Stamm. Seine gelben Augen durchdrangen die des Jüngeren, als er nahezu unnatürlich zischte: „Wage es nie wieder so mit mir zu sprechen! Du vergisst hier wohl, wer ich bin und wer DU bist!“ Kabuto rang nach Luft, die ihm die fast weiße, knochige Hand an seinem Hals mit immer festerem Druck verwehrte. Tatsächlich hatte er nicht mehr daran gedacht, dass er gegen seinen Meister nichts auszurichten fähig war; dass er ein Untergebener war und ihm die Machtstellung in Atlantis offenbar ein wenig zu Kopf gestiegen war. Nach Atem röchelnd nickte er nur, einen Ton bekam er in diesem Augenblick nicht mehr heraus.
 

Orochimaru lächelte zufrieden, strich seinem treuesten Diener fast zärtlich über die Wange, ehe er von dessen Hals abließ. Nach Luft schnappend sank Kabuto zu Boden und blickte zu ihm hinauf. So gefiel das dem Schwarzhaarigen schon deutlich besser. Sichtlich zufrieden blickte er auf den Jüngeren herab und lächelte emotionslos: „Schön, dass wir das geklärt haben. Hast du schon eine Idee, wie wir fortfahren sollen?“ Kabuto versuchte wieder aufzustehen, doch der Ältere stieß ihn wieder zu Boden und schüttelte den Kopf: „Nichts da, du bleibst da unten! Damit du nicht vergisst, wohin du gehörst... Also, Plan?“ Keuchend sah der Jüngere auf und spürte, wie sich eine seiner Hände in den feuchten Untergrund gruben. Doch er ignorierte die Demütigung gekonnt, immerhin war er es gewohnt. Statt dessen nickte er: „Ja, den gibt es. Wir wollten doch ohnehin den Köder auswerfen.“ - „Ja, ich erinnere mich.“ - „Gut. Das ist unser Trumpf. Sasori geht mir gehörig gegen den Strich und, mit Verlaub, ich will, dass er leidet! Und ich habe eine sehr starke Vermutung, dass es eine Schwachstelle gibt, die wir in Verbindung mit dem Köder durchaus für uns nutzen können...“
 

Lächelnd beugte der Schwarzhaarige sich ein Stück herunter, griff seinen Vasallen am Kinn und zog diesen zu sich hoch, bis sie voreinander standen: „Das klingt, als wäre es ganz nach meinem Geschmack.“ Nun lächelte auch Kabuto, während er sich in das Gewand des Älteren krallte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da er keinen vollständigen Bodenkontakt mit seinen Füßen hatte. Er nickte leicht: „Und immerhin ist Tsunade außer Gefecht gesetzt. Ich sorge dafür, dass sie eine... gebührende Vertretung bekommt! Und sorge gleichwohl dafür, dass unser Köder auch wirklich auf die Sache anspringt. Schicke ihn Morgen früh nach Atlantis, um den Rest werde ich mich kümmern...“ Orochimaru lachte trocken: „Ich liebe es, wenn du für mich die intrigante Drecksarbeit machst. Zu Hause wird es mir allmählich langweilig...“ Kabuto schluckte schwer. Klar, für üblich sorgte er dafür, dass dem Herrscher von Izyras nicht langweilig wurde, las diesem jeden Wunsch von den Augen ab und tat alles, um dessen Bedürfnissen Befriedigung zu verschaffen. Niemand wusste so viel über Orochimaru und dessen Privatleben wie er. Und niemandem außer ihm vertraute der Schwarzhaarige die Erfüllung dessen Wünsche an.
 

Der Ältere mochte zwar der Herr und Meister sein und er dessen Untergebener, aber dennoch war er für Orochimaru unersetzlich. Der Herrscher brauchte ihn, war abhängig von ihm und... vermisste ihn. So gerne es Kabuto auch manchmal wollte, er konnte diese Abhängigkeit seines Herrn nicht ausnutzen. Es wäre so leicht den Schwarzhaarigen zu stürzen, in seiner Position. Doch er tat es nicht. Denn auch er war abhängig. Abhängig von diesem Gefühl, das er hatte, wenn er darüber nachdachte, wie sehr Orochimaru ihn brauchte. Ging einer von ihnen unter, so würde es der andere zwangsläufig auch tun, und das wusste er. Und er mochte es viel zu sehr, als dass er es jemals ändern wollte. Kabuto sah dem Älteren in die Augen und lächelte: „Ich muss wieder los...“ Orochimaru grinste: „Du hast mir noch keine Antwort gegeben.“ - „Du hast ja auch keine Frage gestellt...“ - „Beeile dich, meine Geduld ist nicht unendlich.“ - „Ich werde mich schon bald wieder um alles kümmern...“ Wieder glitten die knochigen Finger über seine Wange, während der Schwarzhaarige sprach: „Brav...“
 


 

Der Tag neigte sich dem Abend zu, auf den Straßen von Atlantis verzog sich das geschäftige Treiben, das trotz des Massakers vom Vortag herrschte, allmählich in die Häuser zurück. Eine frische und kühle Luft durchzog die Gassen und ließ Sasori ein Frösteln durch die Knochen fahren, das er sich jedoch nicht anmerken ließ. Er betrat den Platz vor dem Tempel und ließ seinen Blick kurz über die noch rot gefärbten Steine schweifen. Er hatte noch seine Festkleidung vom Morgen an, als sie alle gemeinsam der Beisetzung der Gefallenen beigewohnt hatten. Er trug sie nicht häufig, doch zu solchen Anlässen gehörte sie einfach zum guten Ton.
 

Hohe schwarze Stiefel gehörten zu dieser Festkleidung, wie ein pechschwarzes Stoffgewand, das von einem Reif aus purem Silber an der Hüfte festgehalten wurde. Auf den Schultern ruhten kleine ovale Platten, die ebenfalls aus Silber gefertigt waren, und an deren Unterseite der Stoff der Träger und der Ärmel befestigt war. So fielen die Ärmel weich und nur von oben knapp über die Schulter bis auf den Oberarm herab. Die Träger fanden in einem runden Bogen knapp unter dem Brustbein zusammen, auf der Hinterseite auf einer ähnlichen Höhe. Ein filigranes silbernes Diadem rundete die komplette Kleidung letztlich ab, in dem genau über der Stirn ein tiefschwarzer Onyx eingearbeitet war. Alle Elitekrieger hatten ihre Festkleidung getragen. Seine unterschied sich lediglich in einem kleinen Detail: ein aus Silber gefertigter Anstecker mit dem Wappen von Atlantis war an den Stoff vor seiner rechten Brust angebracht, was ihn als Eliteführer auszeichnete.
 

Sasori seufzte. Er war ein wenig früher als Deidara aufgebrochen, da er Zeit zum Nachdenken benötigt hatte. Doch er hatte es nicht einmal geschafft, seine Gedanken wirklich zu sortieren. Noch immer schienen sie wie hungrige Aasgeier um einige Themen zu kreisen. Zu unruhig, um sie fassen zu können und zu penetrant, um sie zu ignorieren. Tsunades Verletzungen brachten noch deutlich mehr Unruhe in seine Überlegungen. Es fiel ihm bereits jetzt schwer zu überblicken, ob seine Entscheidung Deidara gegenüber richtig gewesen war, doch ein Hinauszögern des Festes machte es nur noch schwerer. Vielleicht war er unerfahren und distanziert, aber keineswegs dumm oder blind, er merkte, dass der Blonde ungeduldig wurde und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Und es war erschreckend festzustellen, wie groß seine eigene Zuneigung war. Ließ ihn Strategien und Sicherheitsvorkehrungen vergessen, ließ ihn Dinge tun, die unter Höchststrafe verboten waren und, was deutlich tragischer war, machten ihn trotz aller Geheimhaltung mehr als verwundbar. Das Einzige, was er für Atlantis zu bieten hatte war seine Kampfkunst und die begann offensichtlich unter dieser Situation zu leiden.
 

Abermals seufzte er auf, wischte sich über das Gesicht und blieb für einen kurzen Augenblick in der Mitte des Platzes, wo er mittlerweile angekommen war, stehen. Es war zum verrückt Werden! Gab er sich privat die Chance, so würde seine Karriere leiden. Und wollte er seine Karriere unbeirrt fortfahren, so würde er wohl die schönste Zeit in seinem Leben dafür wieder aufgeben müssen. Unter der Voraussetzung, dass man ihn nicht vorher irgendwie erwischte... Erschöpft und ergebnislos blickte er auf, sein Atem stockte und eine ungemeine Anspannung nahm von seinem gesamten Körper Besitz. Die Gestalt, die am oberen Ende der Treppe durch den Eingang zum Tempel huschte, kannte er zu seinem Leidwesen nur zu gut: Kabuto.
 

Leichtfüßig änderte er seinen eigentlichen Weg kurzerhand und steuerte auf das große Gebäude zu. Eigentlich war er auf dem Weg zu Itachi, da sie dort eine weitere, aber kleine und eher private Feierlichkeit abhalten wollten. Er war ohnehin zu früh, da konnte er sein Glück auch gut damit versuchen, ob er den Schriftführer bei irgendwelchen ominösen Machenschaften erwischen konnte. Fast lautlos nahm er die Stufen zum Eingang hinauf und unterdrückte ein schmerzerfülltes Zischen. Seine Rippen waren noch nicht wieder ganz so einsatzfähig, wie er es gerne gewollt hätte. Doch er hatte schwer lernen müssen die Kontrolle über sich und seine Bedürfnisse zu behalten. Schmerzen und Wehwehchen gehörten ignoriert.
 

Rasch hatte Sasori auch die letzten Stufen hinter sich gebracht und presste sich vor dem Durchgang an die Wand. Vorsichtig wagte er einen Blick ins Innere, konnte jedoch niemanden sehen. Geradezu grazil passierte er den Eingang, in der Absicht sich auf der anderen Seite der Mauer wieder an die Wand zu stellen und sich von dort aus weiter umzusehen. Doch sein Vorhaben sollte er nicht in die Tat umsetzen. Zwei Hände griffen ihn an den Schultern, wirbelten ihn herum und stießen ihn unsanft mit dem Rücken an den Torbogen, durch den er gekommen war. Schmerz durchfuhr ihn von seinen Rippen aus und Sasori sog scharf die Luft ein. Erschrocken riss er die Augen auf, bis er Kabuto vor sich erkannte, der süffisant grinste, ihn an den bearbeiteten Steinen festnagelte und bedrohlich raunte: „Glaube bloß nicht, dass du der Einzige bist, der seine Mitmenschen im Auge hat!“ Wütend kniff der Rothaarige die Augen zusammen und zischte: „Lass deine dreckigen Finger von mir!“
 

Leise und eiskalt kicherte der Schriftführer und schüttelte den Kopf: „Erst hörst du mir zu, wir haben hier nämlich ein paar Dinge klarzustellen...“ - „Ich wüsste nicht, was WIR zu bereden hätten!“ - „Zügle deine Ungeduld mal ein wenig, mein Lieber! Ich werde dich schon noch aus deiner geliebten Eliteeinheit bekommen, das verspreche ich dir. Das gestern war pures Glück! Ohne den kleinen blonden Oberweltler hättest du ganz schön alt ausgesehen, nicht wahr?“ Sasori knurrte bedrohlich und fixierte Kabuto mit vor Wut funkelnden Augen: „Vielleicht solltest du dir vorher überlegen, dass nicht alle immer nach deiner Nase tanzen! Sag mir, wie erniedrigend war die Ohrfeige vor all den Menschen für dich? Hat sicher mehr weh getan, als nur das Brennen auf der Haut, nicht wahr?“ Einen Augenblick lang lagen die tödlichen Blicke der beiden jungen Männer aufeinander, fochten um die Vorherrschaft und ließen keinen Zweifel daran, dass die beiden sich bis aufs Blut verachteten.
 

Dann lächelte Kabuto unerwartet wieder kalt und raunte: „Es wird nichts sein im Vergleich zu dem, was ich ihm antun werde, das kann ich dir versprechen...“ Mit einem Mal blitzte die Wut regelrecht in den Augen Sasoris auf. In einem Schub aus Rage und blinder Wut befreite er sich aus seiner Position, packte den Schriftführer am Kragen und donnerte diesen mit dem Rücken an die nächste Wand, ehe er gefährlich und aufgebracht fauchte: „Sollte das eine Drohung sein???“ Zufrieden grinste Kabuto, seine Stimme verriet eine gewisse Belustigung und Zufriedenheit: „Wenn du es als Drohung ansiehst, dass ich ihm die Haut in Streifen vom Gesicht ziehen will, dann war es wohl eine... dürfte ja ganz nach deinem Geschmack sein...“
 

Eine Faust raste knapp an seinem Kopf vorbei und grub sich geradezu leichtfertig in den Stein hinein, der von der Wand bröckelte. Aus Sasoris Blick sprach, ganz zu Kabutos Zufriedenheit, nicht einfach nur der pure Hass, sondern eine deutlich zu erkennende Angst, als er zischte: „Wage es dich, ihm auch nur ein Haar zu krümmen...“ - „Sieh mal einer an, die kleine Blondine scheint dir ja richtig ans Herz gewachsen zu sein...“ - „Ich warne dich nur ein einziges Mal: ein falscher Blick, eine falsche Bewegung und ich reiße dir das Herz bei lebendigem Leibe aus dem Körper, verstanden?“ Der Schriftführer grinste: „Natürlich. Das war mehr als deutlich. Keine Sorge, ich werde es mir merken... Versprochen.“ Dieser Blick des Langhaarigen behagte Sasori plötzlich gar nicht mehr. Seine Wut ließ nach, seine Anspannung ebbte allmählich ab. Er ließ seinen Gegenüber los und knurrte noch einmal, ehe er sich zum Gehen wandte. Kabuto hielt ihn jedoch noch einmal zurück und sprach mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht: „Aber halte die Augen offen, mein Lieber. Wir wollen doch nicht, dass deinem kleinen Freund nicht vielleicht doch was passiert, oder?“
 

Ruckartig fuhr Sasori herum, von Kabuto war jedoch nichts mehr zu sehen. Er knurrte, ballte die Hände zu Fäusten und schritt eilig aus dem Tempel heraus. Was auch immer dieser schleimige Kerl vor hatte, er würde nicht zulassen, dass dieser Deidara mit in die Sache hineinziehen würde. Und wenn sie ihn endgültig aus der Stadt jagten, sein Entschluss stand fest. Lieber ließ er sich ächten, als zuzulassen, dass Deidara etwas passierte. Wenn sein eigenes Leben schon nichts bot, das es zu beschützen galt, dann aber definitiv das Leben des Geologen. Sasori ließ den Tempel hinter sich und machte sich auf den Weg zu Itachis Haus.
 


 

Mit einem fröhlichen Strahlen auf dem Gesicht schritt Deidara leichtfüßig aus dem Badezimmer und sah dabei auf die Uhr. In einer halben Stunde war das Treffen mit den Anderen bei Itachi. So langsam musste er sich auf den Weg machen. Er hatte sich gut davon ablenken können, dass sein Rotschopf zum Nachdenken abgehauen war, während er sich mit allen Regeln der Kunst fertig gemacht hatte. Seine Haare waren vom Morgen noch komplett zu einem eleganten Zopf geflochten, was er für offizielle Anlässe immer ganz gerne so machte. Es sah einfach ordentlicher und den Umständen entsprechender aus. Er trug ein herbes, aber gleichwohl fruchtiges Eau de Toilette. Egal wohin es ging, diese kleine Flasche war IMMER dabei! Ob in der heißesten Wüste, im tiefsten Urwald oder in der dunkelsten Höhle, entgegen allen blöden Sprüche seiner Kollegen konnte und wollte er auf diesen kleinen Luxus nirgends verzichten. Wenn er auf den Expeditionen schon manches Mal ausgesehen hatte, wie ein nasser Iltis, musste er nun wirklich nicht auch noch so stinken. Als Bekleidung hatte er sich für eine schlichte schwarze Jeans, dunkelblaue Schuhe und ein ebenfalls schlichtes, jedoch weißes Hemd entschieden. Es gehörte zwar nicht zu seiner Lieblingsgarderobe, aber immerhin ging es um eine Trauerfeier und nicht um eine Tour durch die Clubs irgendeiner Großstadt.
 

Während er die letzten Stufen der Treppen nahm, schlich sich ein beinahe dreckiges Grinsen auf sein Gesicht. Er musste an die Festkleidung von Sasori denken und verpasste in diesen Gedanken versunken fast die Linkskurve zur Haustüre, blieb jedoch kurz vor der Flurwand stehen und sah sich mit geröteten Wangen um. Wie peinlich, da hatte er sich so an dem gedanklichen Anblick ergötzt, dass er kurz davor gewesen war, mit offenen Augen vor die Wand zu rennen. Er korrigierte seinen Kurs und schritt auf die Haustür zu, während das Grinsen zurückkehrte. Konnte er ja nichts für, wenn diese Robe an Sasori so unverschämt sündig aussah. Alleine der Gedanke daran, wie der feine schwarze Stoff den Hintern des Rothaarigen schemenhaft nachzeichnete, gehörte eigentlich schon verboten.
 

Mit dem Kopf in den Wolken, und dem Versuch seine guten Sachen nicht voll zu sabbern, trat er ins freie, warf die Tür hinter sich ins Schloss, stiefelte gedankenverloren los und... bremste abrupt und unsanft, als er in jemanden hineinlief. Murrend blickte er auf: „Oh, tut mir Leid ich habe dich nicht.... Was machst DU denn hier?“ Genervt hatte Hidan die Arme vor der Brust verschränkt, wich den Blicken des Blonden aus und schnauzte patzig: „Fuck! Ich muss mit dir sprechen, Blondi!“ Deidara starrte den Jashinisten einen Augenblick lang ungläubig, irritiert und verwirrt an, ehe er langsam nickte und skeptisch murmelte: „Okaaaay.... können wir das unterwegs machen? Sasori reißt mir den Kopf ab, wenn ich zu spät komme...“ - „Wenns sein muss.“
 

Die beiden gingen gemächlichen Schrittes in Richtung Stadt los. Allmählich hatte der Geologe seine Verwirrung überwunden und eine durchaus beachtliche Neugierde ergriff Besitz von ihm. Er sah seinen Kollegen fragend von der Seite an: „Sag mal, was bitte schön möchtest du denn ausgerechnet mit MIR besprechen???“ Hidans Blick war streng und dennoch irgendwie unsicher, als er fauchte: „Eines sage ich dir: wehe du lachst, plauderst etwas aus oder bringst mich sonstwie auf die Palme, haben wir uns verstanden?!?!“ - „Öhm, denke schon. Was gibt es denn so Wichtiges?“
 

Hidan knurrte kurz auf, ehe er den Blick wieder nach vorne richtete und den des Blonden zu ignorieren versuchte: „Scheiße, ich hab Fragen und ich will, dass du mir die beantwortest!“ Deidara hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was der Jashinist eigentlich wollte! Der Archäologe benahm sich schlicht und ergreifend merkwürdig, wirkte fast unsicher und... dem Blonden fiel nichts ein, was auch nur annähernd hätte beschreiben können, wie komisch und fremd Hidan in diesem Augenblick schien. Der Silberhaarige sah ihn noch immer nicht an, als er weitersprach: „Also. Würdest du mir mal bitte verraten, wie um alles in der Welt du dein beschissenes Outing auf die Reihe bekommen hast?“
 

Deidara konnte nichts machen, sämtliche Gesichtszüge entgleisten ihm, was dem Jashinisten natürlich nicht entging und diesen augenblicklich zu einem kleineren Tobsuchtsanfall verleitete: „Glotz nicht so dämlich, sondern beantworte meine scheiß Frage!!!“ Erschrocken schüttelte der Blonde den Kopf und hob beschwichtigend die Arme: „Schon gut, tut mir Leid, ich war nur... ach, vergiss es, egal. Mein Outing?“ Er überlegte kurz, jedoch nicht ohne trotzdem immer mal wieder zu dem Gedanken abzuschweifen, was bloß in Hidan gefahren war. Deidara murmelte nachdenklich: „Ist schon eine Weile her. Ich habs halt einfach gesagt und fertig. Mir war es egal, was die anderen davon hielten oder nicht. Deine blöden Sprüche hätte ich mir zwar manches Mal klemmen können, aber ich denke ich habe mich davon nicht beeindrucken lassen. So bin ich eben. Wem es nicht passt, der kann mir gestohlen bleiben.“ So langsam wurde es dem Geologen unheimlich. Hidan schien tatsächlich über seine Worte nachzudenken.
 

Die Stadtgrenze kam in Sichtweite und Deidara fragte sich, was der restliche Weg noch für Überraschungen bereithalten würde. Der Silberhaarige sah plötzlich auf und knurrte: „Fuck! Wie kann das sein? Dass eine Barbie wie du so einen Mumm hat...“ - „Hidan, hör mal... Wenn du hier bist, um mich zu beleidigen, dann sieh zu, dass du Land gewinnst. Ansonsten sag mir doch einfach mal, was du überhaupt von mir willst!“ Der Jashinist funkelte den Kleineren gereizt an und zischte: „Scheiße, das ist verdammt schwer, okay?!? Hetz mich nicht so!“ Er trat einen kleinen Stein mit dem Fuß weg. „Kacke man, ich hasse sowas! Okay, du erinnerst dich an diesen beschissenen Abend in dieser bescheuerten Kneipe?“ Deidara brauchte nicht lange zu überlegen: „Klar, als du auf stur geschaltet hast, obwohl ich dir helfen wollte...“ - „Maul zu! Aber ja... aber vor allem auch der Abend, an dem... ach Fuck...“ - „Hidan...!“ - „Grmpf! Man, verfickter Dreck! Ich war scheiße drauf, weil dieser Pisskopf einfach mit dieser kleinen Schlampe abgerauscht ist!!! ZUFRIEDEN???“
 

Wieder klappte dem Blonden die Kinnlade herab, während ihm ganz, ganz langsam klar wurde, was er da gerade gehört hatte. Hidan war sauer, weil... „Moment mal! Nur, damit ich mich hier nicht etwas völlig absurdes vorstelle... DU warst eifersüchtig AUF Kakuzu... oder WEGEN ihm???“ Genervt verdrehte der Jashinist die Augen, während sie die Stadtgrenze schließlich passierten, und knurrte den Geologen giftig an: „Fuck, JA, WEGEN ihm!“ - „Kneif mich, bitte.“ - „WAS?“ - „Du sollst mich kneifen!“ - „WAS????“ - „Verdammt, KNEIF MICH!“ - „...“ - „AUA!“ - „Du hast doch gesagt, ich soll...“ - „Aber doch nicht so fest, du Hirni!“ Beleidigt rieb Deidara sich den Arm, in den Hidan ihn unsanft und übermäßig feste gekniffen hatte: „Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht halluziniere...“ - „Das hätte ich dir auch so sagen können, Idiot!“ Der Blonde verschränkte die Arme und sah den Jashinisten skeptisch an: „Mal ehrlich, Hidan. Hättest du dir geglaubt, wenn du dir gesagt hättest, dass ausgerechnet DU schwul sein willst???“ Aufgebracht presste der Angesprochene dem Kleineren eine Hand auf den Mund: „Bist du bescheuert oder was??? Schrei doch nicht so rum, Arschloch!“
 

„Das sagt ja der Richtige...“ schoss es Deidara durch den Kopf, hielt sich mit einem weiteren offiziellen Kommentar jedoch zurück, bis Hidan ihm endlich die Hand wieder vom Mund nahm. Nach einer kleinen Atempause blickte der Blonde wieder auf: „Aber mal zurück zum Thema... was willst du von mir?“ Der Silberhaarige knurrte, schien allerdings nun an dem Punkt angelangt zu sein, an dem der Hase tatsächlich im Pfeffer lag: „Scheiße, ich weiß halt nicht, was ich machen soll... So wie es den Abend aussah, legt die Narbenfresse ja lieber Schlampen flach... Das kotzt mich halt einfach nur derbe an!“ Ein freundliches Lächeln stahl sich auf Deidaras Lippen. Wer hätte das gedacht? Der alte Kotzbrocken wollte seine Hilfe! Er klopfte dem größeren freundschaftlich auf die Schulter und nickte: „Alles klar, ich denke, dass ich verstehe was du willst. Ich fühle Kakuzu mal im Laufe des Abends auf den Zahn. Wie klingt das?“
 

Die beiden erreichten den Tempelplatz und Hidan grinste schief, aber dankbar: „Blondi, das wäre ein Kracher!“ - „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ - „Fuck, und riskieren von dir halben Portion ausgelacht zu werden? Vergiss es!“ - „Au man... Egal. Jetzt weiß ich ja, worum es geht. Ich werde Augen und Ohren offen halten und, mal sehen, vielleicht ergibt sich heute Abend ja etwas...“ Er stieß dem Jashinisten zwinkernd den Ellbogen in die Rippen, der genervt knurrte: „Ja, klar! Wers glaubt...“ Deidara lächelte siegessicher: „Sag niemals nie!“ Skeptisch hob Hidan eine Augenbraue: „Wie soll ich das Gelaber denn jetzt verstehen? Sag nicht, du hast den Angeber rumgekriegt?“ Urplötzlich leuchteten Deidaras Wangen rot auf, ehe er leise raunte: „Pssst. Woher...?“ - „Du hast ihm heute Morgen sowas von verknallt auf den Arsch gestarrt... aber, echt mal, das sieht ein Blinder mit Krückstock!“ - „Bitte sag es niemandem, er will das nämlich nicht!“ - „Soll mir Recht sein, dann bist du ja gezwungen auch über mich die Fresse vorerst zu halten!“ Er hielt dem Blonden eine Hand hin. „Deal?“ Lächelnd schlug Deidara ein und nickte: „Deal!“
 

Deidara und Hidan erreichten das Haus von Itachi und hörten bereits vor der Tür, dass die Meisten bereits eingetroffen sein mussten. Der Jashinist klopfte ungeduldig und polternd an, bis ihnen der Hausherr öffnete und die beiden freudig begrüßte: „Euch zusammen habe ich gar nicht erwartet... aber schön, dass ihr da seid!“ Vorsichtig lugte der Blonde an dem Krieger in den Flur vorbei: „Sind wir die Letzten?“ - „Nein, Naruto, mein Bruder und Kakuzu fehlen noch.“ Der Schwarzhaarige trat zur Seite und ließ die beiden Ankömmlinge ins Haus herein, ehe er die Tür schloss und die beiden durch das Wohnzimmer bis auf die Veranda führte. Der Geologe sah sich mit großen Augen um. Diese Veranda war um einiges größer, als die bei Sasori zu Hause. Gut 15m² Platz boten die Dielen unter freiem Himmel. Hinter dem Ende wartete lediglich der freie Blick auf den offenen See, ähnlich wie aus dem Speisezimmer. An diesem Ende der Veranda standen zwei große Tische, auf denen verschiedene Speisen und Getränke angerichtet waren. Die anderen Gäste standen in Grüppchen herum und unterhielten sich angeregt, aber leise.
 

Deidaras Blick suchte nach Sasori, der neben Konan und Nagato stand und von den beiden offensichtlich in Beschlag genommen wurde. Seufzend senkte er den Blick und atmete ein paar Mal tief durch. Er konnte nichts machen, aber irgendwie verspürte er mit jedem Tag mehr Eifersucht, wenn er seinen Rotschopf in der Nähe der ehemaligen Hohepriesterin entdeckte. Er wusste ja, dass diese mit Nagato zusammen war, aber dennoch war es dem Geologen unangenehm, was für eine innige Freundschaft die beiden hegten.
 

Ehe er jedoch zu seinem Geliebten gehen konnte, begrüßten ihn die anderen Gäste, die sich bereits eingefunden hatten und auf dem Weg zu Sasori herumstanden. Hidan verschwand in Windeseile zum Buffet und begutachtete schmachtend die Leckerbissen, die dort nur darauf warteten von ihm verputzt zu werden. Akamaru trippelte hier und dort zwischen allen entlang und konnte gar nicht so viel schnüffeln, wie ihn neue, ungewohnte und aufregende Gerüche umgaben. Dann, endlich, trafen sich sein und Sasoris Blicke und der Rothaarige winkte ihn zu sich. Geschickt gesellte Deidara sich zu der kleinen Gruppe und begrüßte Konan und Nagato, ehe er sich direkt neben den Rothaarigen stellte und die beiden kurz die Finger ineinander verhakten, die Hände so aneinander drückten und sich ebenso rasch wieder losließen.
 

Stolz streckte der Geologe die Brust raus: „Na, was sagt ihr? Ich bin pünktlich UND nicht der Letzte!“ Der Rothaarige lächelte leicht und nickte: „Das ist mir nicht entgangen. Ich habe auch, glaube ich, genug Drohungen ausgesprochen, um das zu fördern!“ Deidara grinste: „Oh ja!“ Sein Blick wanderte zu Konan und Nagato, die von ihrem Gespräch gar nicht mehr viel mitzubekommen schienen. Verliebt lagen die beiden sich in den Armen und tauschten vor allen einfach und ohne große Probleme Zärtlichkeiten aus, küssten sich und schienen gar nicht mehr voneinander zu trennen zu sein.
 

Innerlich seufzte Deidara laut auf. Natürlich konnten die beiden nicht wirklich wissen, wie frustrierend dieser Anblick für ihn war, was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass es ihn ungemein nervte! Die beiden konnten einfach alles das machen, was er genauso gerne und ungeniert machen würde. Zu gerne würde er vor allen zeigen, wie glücklich er war und wie innig auch Sasori und er miteinander waren. Aber das wünschte der Rothaarige einfach nicht. Bisher waren sie zumeist daheim gewesen und hatten tun und lassen können, was sie wollten. Plötzlich umzuschalten fiel dem Geologen unsagbar schwer. Besonders neben diesem turtelnden Pärchen. Er sah seinen Rotschopf an. Deidaras tieftrauriger und sehnsüchtiger Blick durchbohrte den Krieger regelrecht. Sasori biss sich auf die Unterlippe und erwiderte die Geste mit einem entschuldigenden, reuigen und flehenden Ausdruck in den Augen.
 

Sasori ahnte, wie schwer es Deidara fallen musste, hier auf einmal so zu tun, als seien sie nichts weiter als Kollegen oder vielleicht Freunde. Und es tat ihm wirklich von Herzen Leid, doch er konnte nichts daran ändern. Niemand durfte es erfahren. Noch nicht. Er hasste es doch selbst so, wie es war. Er wollte es so gerne anders, wollte Deidaras Augen wieder glücklich strahlen sehen, doch er konnte es nicht ändern. Schmerzhaft zog sich sein Magen zusammen. Innerlich seufzte der Rothaarige. Wieso nur musste er immer in Situationen geraten, die für ihn und durch ihn nicht zu lösen waren? Er wollte Deidara nicht so sehen. Aber er durfte ihm hier und jetzt nicht das Glück gewähren, das diesem zustand. Es war die Hölle...
 

Alle horchten auf, als schließlich die Tür abermals klopfte und nach einigen Augenblicken Itachi die fehlenden Gäste, Naruto, Sasuke und Kakuzu, zu allen anderen auf die Veranda führte. Nagato entfernte sich von ihnen und gesellte sich mit Kakuzu und Shino zu einer angeregten Diskussion über ihre Funde zusammen. Konan flüsterte ein paar Dinge mit Itachi, ehe sie Deidara und Sasori entschuldigend ansah und lächelte: „Ich hole alles, um mit dem Ritual anzufangen. Danach gibt es auch endlich etwas zu Essen.“ Der Rothaarige sah den Geologen kurz und unbemerkt an. Er konnte es nicht ertragen Deidara so zu sehen und beschloss, erst einmal ein wenig Distanz zu wahren, um die Situation eventuell ein wenig einfacher zu machen. Schließlich sah er Konan an und nickte: „Warte, ich helfe dir...“
 

Mit einem Anfall von Eifersucht sah Deidara den beiden nach und knirschte leicht mit den Zähnen. Beobachtete, wie die einstige Hohepriesterin sich bei SEINEM Rotschopf einhakte und mit diesem ins Haus schlenderte. Was sollte das? Mit ihr schäkerte Sasori locker herum, und er durfte seinen Geliebten nicht einmal wirklich anfassen! War er dem Krieger etwa peinlich? Oder musste dieser mit seiner „besten Freundin“ über ihre Beziehungsprobleme quatschen, von denen er noch nicht einmal wusste??? Zerknirscht wandte Deidara den Blick ab. Er wollte sich und den anderen nicht den Abend verderben und war froh, dass er ja noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Sauer, aber fest entschlossen gesellte er sich zu Kakuzu, Nagato und Shino und beteiligte sich fadenscheinig an der völlig langweiligen Diskussion, um seine „Mission Hidan“ zu beginnen.



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