Zum Inhalt der Seite

Pirate's Dreams

...might turn into nightmares
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Isip il

Also wirklich.

Erwartet ihr wirklich, dass ich gar kein Drama mehr einbaue? XD

Ohne wäre doch echt langweilig.

Außerdem solltet ihr mich mittlerweile gut genug kennen. :D

Aber da das Ganze nur bis Kapitel 24 geht, hier noch mal ein schöner Wendepunkt. ;D

Bis zum nächsten Kapitel! ^__^
 

___________________________________________________________
 


 

Es waren nur wenige Tage vergangen, aber Shin bemerkte, wie Yumehitos Therapiemethoden anschlugen. Er fühlte sich gut, auch wenn es immer noch Momente gab, in denen er wieder am Boden war. Saga baute ihn dann wieder auf und Yumehito redete ihm Dummheiten aus.

Er wusste nicht, wie er sich bei seinem Psychologen jemals bedanken sollte, aber gleichzeitig wusste er, dass das, was seit Yumehitos Ankunft auf dem Schiff vor sich ging, nicht gut war.

Shou und Hiroto hatten Probleme gehabt, das war bekannt gewesen, aber seit ein paar Tagen wurde Hiroto immer stiller, zog sich immer weiter zurück und sprach mit so gut wie niemandem. Im Gegenzug hingen Shou und Yumehito ständig zusammen, hatten Spaß und wirkten ziemlich zufrieden mit sich und der Welt.

Nachdenklich kaute Shin auf seiner Unterlippe herum und legte den Kopf in den Nacken, genoss die Sonne auf seinem Gesicht. Er wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas ganz und gar schief lief und er das nicht so schnell wieder einrenken konnte, aber es ging ihn doch auch nichts an. Es war nicht seine Sache.

Erschrocken zuckte er zusammen, als jemand die Arme um ihn legte und ihn an den warmen Körper drückte. Allein sein Gefühl sagte ihm schon, dass es nicht Saga war, aber er konnte es mittlerweile zumindest akzeptieren.

„Geht’s dir gut?“, flüsterte der andere ihm zu und strich ihm durch die Haare. Langsam öffnete er die Augen und kuschelte sich an den fremden Körper. „Ja, sehr gut sogar“, murmelte er leise und seufzte. „Du musst dir nicht immer so große Sorgen machen, Nao. Nicht mehr.“

„Du hast zu viel durchgemacht. Als dein großer Bruder, wenn auch nicht biologisch, muss ich doch zu dir halten.“ Leise lachend drückte der Ältere seine Hand, wurde dann aber wieder ernst. „Dich bedrückt doch etwas. Wenn du mit Yume und Saga nicht reden willst, vertrau dich doch bitte mir an. Ich will nicht, dass du wieder in alte Muster zurückfällst. Nicht jetzt, wo es dir gerade wieder besser geht.“

Seufzend sah Shin in die Ferne und schüttelte den Kopf. Mit Yumehito konnte er auf gar keinen Fall darüber reden, der würde ihm wahrscheinlich eh nicht die Wahrheit sagen oder ihm erklären, dass es ihn nichts anging. Was ja leider auch den Tatsachen entsprach. Und Saga würde ihm sagen, dass er sich auf sich selbst konzentrieren sollte, weil alles noch nicht völlig in Ordnung war. Natürlich sah er auch ein, dass es wahr wäre, aber trotzdem…

„Es geht um Shou, Yumehito und Hiroto“, antwortete er ruhig und seufzte leise. „Ich mache mir Sorgen, hauptsächlich um Hiroto, aber auch um Yume. Und was ist mir Shou? Ich weiß nicht, was zwischen Yume und Shou abläuft, aber was, wenn die beiden sich damit nur gegenseitig verletzen? Und Hiroto hängt als Shous offizieller Noch-Freund mit drin.“

„Das ist kompliziert, ja. Aber ehrlich, Shin, die drei sind genauso erwachsen wie du und sie werden schon wissen, was sie tun. Du willst doch auch, dass wir dich deine Entscheidungen treffen lassen und dir vertrauen. Dasselbe können andere von dir verlangen. Vertraue ihnen erstmal.“

Still nickte Shin. So betrachtet hatte Nao vollkommen recht, aber bei seinen Entscheidungen mischten sich auch immer alle ein, weil sie sich Sorgen machten. „Und was, wenn die ganze Sache sichtbar aus dem Ruder läuft?“, fragte er trotzdem leise. Er war immerhin mit Shou und Yumehito befreundet, und prinzipiell hatte er auch nichts gegen Hiroto, auch wenn dieser sich ihm gegenüber falsch verhalten hatte.

„Dann können wir immer noch eingreifen, aber noch halten wir beide uns da raus. Mir wäre es lieber, wenn du dich ganz darauf konzentrieren würdest, wieder gesund zu werden, und Saga würde es genauso sehen.“

„Ich weiß, deswegen kann ich ja auch nicht mit ihm reden.“ Leise seufzend schloss er die Augen wieder und legte den Kopf an Naos Schulter. Er wollte nicht lange mit dem Arzt diskutieren, sie beide hatten ihren festen Standpunkt, von dem sie auch nicht abweichen würden. So war es fast immer, auch wenn sie sich gegenseitig verstehen konnten.
 

Skeptisch zog Shin eine Augenbraue hoch, als er die Küche betrat, um sich etwas zu trinken zu holen. Es überraschte ihn so gut wie gar nicht, Yumehito und Shou wieder einmal zusammen zu sehen, eher die Tatsache, dass die beiden sich küssten und ihn gar nicht zu bemerken schienen, überraschte und schockierte ihn gleichermaßen.

Okay, es war nicht selten knutschende Crewmitglieder zu sehen, aber das gerade war doch etwas anderes. Shou war immerhin nach wie vor in einer Beziehung mit Hiroto, und der wäre sicherlich alles andere als begeistert.

Shin räusperte sich gut hörbar, um die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu ziehen. Erschrocken fuhren diese auseinander und sahen ihn an. Yumehito biss sich ertappt auf die Unterlippe, schien die Situation sonst aber für halb so schlimm zu befinden. Ganz im Gegensatz zu Shou, der ihn aus weit aufgerissenen Augen ansah. „Shin, es… Es ist nicht so, wie es aussieht“, stotterte der Koch verwirrt.

„Nicht?“ Amüsiert sah er zwischen Shou und dem Blonden, der diesen fragend ansah, hin und her. „Weißt du, das hast du mir nicht zu erklären, aber Hiroto hat ein Recht auf die Wahrheit. Und Yume sieht nicht besonders glücklich darüber aus, dass du ihn verleugnest.“ Ruhig lief er um den Tresen und holte sich ein Paket Milch aus dem Kühlschrank, trank dann einen Schluck.

„Was hat Hiroto damit zu tun, wenn zwischen Shou und mir etwas läuft?“ Misstrauisch sah Yumehito ihn an und zog eine Augenbraue hoch.

„Wenn es so ist, ja, ich erkläre es dir gern, wenn der ehrenwerte Herr nicht will.“ Entspannt lehnte er sich an den Tresen und warf Shou einen auffordernden Blick zu. Dem Ältesten musste doch wohl klar sein, dass Yumehito und Hiroto ein Recht auf Ehrlichkeit hatten. Auch wenn er sich wieder in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen, weder Yumehito noch Hiroto hatten es verdient, verarscht zu werden.

„Shin, halt dich da raus“, meinte Shou bittend und hob besänftigend die Arme. „Ich kläre schon alles, wenn es an der Zeit dafür ist.“

„Nein, Shou. Du hast jetzt die Möglichkeit, aber du machst, wenn du es so lässt, nichts anderes als das, was Hiroto letztes Jahr mit Saga gemacht hat. Nur weiß er jetzt davon und es geht ihm schlecht“, erklärte Shin fast schon gelangweilt. Selbst wenn Hiroto nicht am Ende gewesen wäre, das erste Argument würde ihn eh weiter bringen. „Auch wenn er damals Mist gebaut habe, er fühlt immer noch wie ein Mensch.“

„Kann mir mal jemand sagen, was hier gespielt wird?“, fuhr der Blonde dazwischen und sah Shin fragend an.

„Shou ist seit was-weiß-ich-nicht-wie-vielen Jahren mit Hiroto zusammen“, erklärte dieser die Situation und seufzte leise. „Letztes Jahr, noch bevor ich hergekommen bin, hatten Saga und Hiroto eine Affäre. Das Ganze hat zu einer kleinen Beziehungskrise geführt, weil das Blondchen sich komisch benommen hat. Nach meinem Verschwinden wurde es besser, aber dann kam die Geschichte raus und seitdem ist Shou sich nicht mehr sicher, ob er noch mit Hiroto zusammen sein kann, obwohl der ihn schon unzählige Male um Verzeihung gebeten hat.“

Überrascht stand Yumehito einen Moment wie erstarrt da. Die Information musste er erst einmal verdauen. Es war so, dass er den Koch sehr mochte, auch deutlich mehr als freundschaftlich normal war, aber er würde es verkraften, nachgeben zu müssen.

„Yume, das… Das stimmt zwar, aber das heißt nicht, dass du mir egal bist“, versuchte Shou sofort, ihn zu beruhigen, ging dabei einen Schritt auf ihn zu und griff nach seinem Arm.

Ohne zu überlegen entzog er sich dem anderen sofort und wich einen Schritt zurück. „Das glaube ich auch nicht, aber bevor du mich noch einmal anfasst, klären wir das. Endgültig. Das heißt, dass wir mit Hiroto darüber reden und eine für alle annehmbare Lösung finden. Aber eines muss dir klar sein: Ich bin niemand, der sich auf Dauer damit zufrieden gibt, ein Bettspielzeug zu sein. Entweder nimmt man mich ganz oder gar nicht.“

Shin lächelte zufrieden und trank wieder einen Schluck Milch. Yumehito konnte nicht nur anderen helfen, er war eben ein ruhiger Mensch. Und Vollprofi, also war es kein Wunder, dass er sachlich ruhig bleiben konnte. Aber Shin hatte das seltsame Gefühl, dass es den Blonden mehr verletzte, als dieser zugab. Immerhin waren auch seine Gefühle betroffen.

„Danke, Shin“, meinte der andere und lächelte ihn schwach an. „Es war wichtig, dass die Wahrheit rauskommt, aber ab jetzt übernehmen wir alleine. Das ist und bleibt unser Problem. Ich kümmere mich darum, und ich kümmere mich um dich. Vertrau mir.“
 

„Shin-chan, was hast du jetzt wieder angestellt?“

Unschuldig lächelnd drehte Angesprochener sich um und sah seinen Freund an. War ja klar gewesen, dass alle mehr oder weniger schnell von seiner kleinen Hilfsaktion erfahren würden, und es war ebenso klar gewesen, dass Saga nicht begeistert sein würde. „Ich habe Shou einen kleinen Schubser in die richtige Richtung gegeben, das ist alles“, meinte er kleinlaut und sah den Größeren aus großen Augen an.

„Das habe ich gehört. Kleiner, was mischst du dich da ein? Du hast doch selber genug Probleme.“

„Weiß ich doch. Aber ich habe dich auch bei mir. Das reicht schon, um mich fit und gesund zu halten.“ Leicht lächelnd schmiegte er sich an den anderen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich“, flüsterte er gegen die Lippen des anderen und lehnte seine Stirn dann an dessen Schulter. Auch wenn er manchmal mit Nao kuschelte, nichts war mit dem Gefühl von Sagas Körper an seinem zu vergleichen, und so sehr er den anderen auch vertraute, bei seinem Freund konnte er sich wirklich fallen lassen.

„Ich dich auch. Das weißt du“, flüsterte der andere leise und drückte ihn fester an den warmen Körper. „Du bist nur ein viel zu gutherziger Mensch. Das macht dich angreifbar. Und das sorgt eben dafür, dass du dir jetzt gerade viel zu viele Sorgen um andere machst. Jetzt, wo wir wieder fast in Japan sind, gehört die Zeit nur uns. Wir können tun, was wir wollen. Wenn du möchtest auch nur wir zwei.“

Leise lachend nickte er und sah seinen Freund an. „Das heißt, wir können auch viel Zeit zusammen im Bett verbringen?“, meinte er dann leise und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, warum war es so schwer, seine Gedanken auszusprechen? „Saga, wenn du vorsichtig bist und nichts dagegen hast, will ich dir wieder näher kommen. Wir haben schon so viel hinter uns und ich kann entscheiden, was ich will.“

„Du glaubst doch nicht, dass ich nicht mit dir schlafen will, oder?“ Behutsam strich ihm der Kapitän eine Strähne aus dem Gesicht und sah ihn ruhig an. „Wenn du noch warten willst, warten wir noch. Fühle dich zu nichts gedrängt. Ich bleibe so oder so bei dir.“

„Ich weiß, dass du noch warten würdest, aber ich will es.“ Ermutigend lächelte Shin seinen Freund an und küsste diesen dann, bevor er sich dann wieder an den warmen Körper kuschelte. Er war tatsächlich auf dem besten Weg, wieder glücklich zu werden, warum sollte er plötzlich stehenbleiben? Angst war Saga gegenüber völlig unnötig. Es bestand einfach kein Grund dazu, länger zu warten, und es konnte ihn eigentlich nur weiter bringen.

„Okay. Wir haben Zeit, das weißt du trotzdem. Außerdem habe ich noch etwas anderes mit dir vor.“

Fragend zog Shin eine Augenbraue hoch, obwohl der Ältere das nicht sehen konnte. Es machte auch keinen Unterschied, wenn Saga ihn überraschen wollte, schwieg dieser wie ein Grab. Und der Kapitän schien einen Landgang zu planen, was auf eine unerklärliche Art und Weise schon extrem komisch war.
 

Zufrieden sah Shin sich um, als er japanischen Boden unter den Füßen hatte. Ein Stück Heimat. Er war viel zu lange nicht mehr in seinem Heimatland gewesen. Er hatte einfach nie Zeit und Geld gehabt. Wie es um ihre Finanzen stand, wusste er nicht, aber er jetzt hatte er die Zeit, um sich in Ruhe umzusehen. Und zu seinem Glück musste er nicht allein losziehen, Saga, Tora und Zero würden ihn begleiten.

Jede Straße seiner Heimat verbarg Erinnerungen vor denen er geflohen war. Wobei die Erinnerungen nicht so schlimm waren wie die Ereignisse, die in diesen enthalten waren. Vielleicht würde er Menschen aus seinem alten Leben begegnen, die er nie mehr hatte wiedersehen wollen, im schlimmsten Fall seinem Vater. Aber er müsste sich diesem nicht allein stellen so wie früher immer.

Nichts würde jemals wieder so sein wie in der Zeit, die er trotz der schlimmen Ereignisse an Bord der Bloody Night immer noch als die schrecklichste Zeit seines Lebens bezeichnen würde. Er hatte sich verändert, war stärker und reifer geworden und er fand Rückhalt, wenn er danach suchte. Es gab eigentlich keinen, weshalb er sich noch vor seinem Vater fürchten sollte. Aber was damals passiert war, konnte er nicht vergessen. Er würde sich nie ganz davon lösen können.

„Bereit?“

Erschrocken zuckte er zusammen, als sich Sagas Arme um seinen Körper legten und er die warme vertraute Stimme so nah an seinem Ohr hörte. Er mochte es einfach nicht, erschreckt zu werden. Trotzdem beantwortete er die Frage mit einem nervösen Nicken. Er konnte den Sturm der Erinnerungen nur herauszögern, auf kurz oder lang würde er eh damit leben müssen.

„Hab keine Angst“, flüsterte der andere ihm zu und drückte seine Hand. „Egal, was passiert, ich bin in deiner Nähe und passe auf. Wenn du dich an irgendeinem Ort nicht wohl fühlst, sag es mir einfach.“

Verwirrt zog der Jüngere eine Augenbraue hoch, nickte aber wieder. Das klang als hätte sein Freund vor, ihn zu foltern, wenn auch nur seelisch. Gleichzeitig wollte Saga ihm aber zur Seite stehen. Was sollte dieses Verhalten ihm bitte sagen? Mit dem Kopf schüttelnd nahm er Sagas Hand und ließ sich von dem Älteren führen, sah sich dabei aber neugierig um. Viel hatte sich geändert, das Leben stand nun einmal nirgendwo still. Aber trotzdem kam ihm das alles irgendwie bekannt vor. Wahrscheinlich sahen die Handelsstraßen aber eh überall gleich aus.
 

„Oh nein!“ Fassungslos sah Shin auf das Haus und den kleinen Vorgarten und wehrte sich dabei gegen Sagas Griff. Das konnte der Kapitän nicht ernst meinen, nie und nimmer. Das konnte nur ein blöder Scherz sein. „Das kannst du vergessen!“, setzte er trotzdem hinzu und machte einen Schritt zurück, zuckte zusammen, als er gegen Zero prallte.

„Hör mir zu, Shin. Bitte. Du kannst mich danach immer noch hassen, von mir aus kannst du mir auch eine Ohrfeige geben, aber tu dir selbst den Gefallen und komm mit.“

Der Jüngere hörte die Worte, aber seine Gedanken waren viel zu weit weg. Er hatte seine Kindheit in diesem Haus verbracht, er hatte selten, aber immerhin manchmal, mit seinen Geschwistern in dem Vorgarten gespielt. Er hatte sich oft genug wegen schlechter Noten kaum nachhause getraut. Und jetzt sollte er sich einfach so der Vergangenheit stellen. Er sollte seine Mutter wiedersehen, vielleicht auch seine Geschwister. Und er sollte völlig unvorbereitet seinem Vater gegenübertreten.

„Es geht hier nicht um uns. Saga, ich kann nicht… Mein Vater… Du kennst die Geschichte.“

„Dein Vater ist aber im Moment nicht hier.“ Lächelnd strich der Kapitän ihm über die Wange. „Ich habe ein bisschen recherchiert und Kontakt zu deiner Mutter gehalten. Nur, weil sie mir die Arbeitszeiten deines Vaters gegeben hat, habe ich dich überhaupt hergebracht. Und du bist nicht allein.“

Unsicher biss Shin sich auf die Unterlippe. Er spürte Zeros Wärme an seinem Rücken, also war Flucht ausgeschlossen. Selbst wenn er hätte fliehen können, er hätte es wahrscheinlich nicht getan. Er konnte nicht immer nur weglaufen. Und… Da war immer noch die Möglichkeit, Toyo zu sehen. Allein das war es eigentlich wert, das Risiko einzugehen.

„Shin, bitte. Tora und Zero sind auch dabei. Dir kann nichts passieren. Ich will dir nur helfen, mit deiner Vergangenheit abzuschließen und in die Zukunft sehen zu können. Und ich will, dass du Kontakt zu deinem Bruder hast. Ich sehe doch jeden Tag, dass Toyo dir fehlt und du dir Vorwürfe machst, weil du ihn allein gelassen hast.“

Still nahm Shin die Hand seines Freundes und küsste ihn leicht auf die Wange. „Das ist süß von dir. Und es ist in Ordnung. Aber nur, wenn du bei mir bleibst. Hoffen wir dann, dass das alles gut geht.“ Unsicher sah er zu dem Haus und bemerkte, wie der Größere beruhigend mit seinem Daumen über seinen Handrücken strich. Unruhig atmete er durch und machte dann seufzend einen Schritt auf sein Elternhaus zu. So schlimm war es eigentlich nicht und es konnte nicht schlimm sein, mit seiner Mutter zu reden.

Bevor er es eigentlich bemerkte, stand er schon vor der Haustür und atmete tief durch, bevor er die Klingel betätigte und wartete, Saga kurz einen nervösen Blick zuwarf und sich förmlich an dessen Hand festhielt.

Unbewusst hielt er die Luft an, als die Tür sich öffnete und er sich seiner Mutter gegenüber sah. Unsicher ließ er die Hand seines Freundes. Wie sollte er nur reagieren? Es war ein komisches Gefühl, seine Mutter nach so langer Zeit wiederzusehen.

„Shin… Mein Gott. Was ist aus meinem kleinen Sohn geworden?“, meinte seine Mutter verlegen lächelnd. „Kommt doch alle erst mal rein und geht in die Küche.“

Langsam betrat Shin den Flur und sah seiner Mutter nach, während diese in die Küche ging. Eilig zog er sich die Schuhe aus und folgte der schlanken Frau, blieb jedoch im Türrahmen zur Küche stehen. „Dein kleiner Sohn ist erwachsen geworden“, beantwortete er die Frage, um keine unangenehme Stille aufkommen zu lassen. Langsam trat er zu der schwarzhaarigen Frau und lächelte sie leicht an, legte eine Hand auf ihre Schulter. „Es ist komisch, wieder hier zu sein.“

Überrascht zog er eine Augenbraue hoch, als seine Mutter ihn einfach schweigend umarmte. Einen Moment reagierte er gar nicht, erwiderte die Umarmung dann aber und schloss die Augen.

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Es ist auch seltsam, den eigenen Sohn nach Jahren völlig verändert nachhause kommen zu sehen. Egal, was passiert, Shin, du bist und bleibst mein ältester Sohn.“

Zufrieden entließ er seine Mutter aus der Umarmung und lehnte sich an die Küchentheke. Er sah die anderen im Türrahmen stehen und winkte sie einfach herein. „Mama, von Saga hast du ja schon gehört, immerhin hat er mich hergebracht und dich kontaktiert. Die anderen beiden sind Zero und Tora, zwei gute Freunde.“

„Das dachte ich mir. Ich wusste nicht, ob du überhaupt herkommen würdest, aber ich dachte mir auch, dass dein Freund dich herbekommen wird. Nur über den Zeitpunkt wusste ich nichts Genaues.“

Verwirrt legte Shin den Kopf schief und sah zu Saga, dann zurück zu seiner Mutter. Was bitte hatte der Kapitän ihr erzählt? „Du weißt Bescheid?“, hakte er deshalb leise nach und sah wieder zu dem Älteren, der aber nur ratlos mit den Schultern zuckte.

„Nein, er hat es mir nicht erzählt. Nicht direkt. Aber die Art, wie er von dir gesprochen hat, hat einiges durchscheinen lassen. Vergiss nie, dass Frauen, und besonders Mütter, von so etwas Ahnung haben.“

„Und es ist für dich kein Problem, dass ich mit einem Mann zusammen bin?“, fragte er vorsichtig und sah dabei aus dem Fenster.

„Wieso sollte es? Überrascht sah seine Mutter ihn an, schüttelte dann aber nachsichtig lächelnd den Kopf. „Ich kenne es nicht anders und ich war darauf eingestellt, dass du zumindest nicht nur an Mädchen interessiert bist. Du hattest hier so gut wie keine Freunde, erst recht keine Freundinnen.“

„Was heißt, du kennst es nicht anders?“ Wieder sah Shin seine Mutter perplex an. Er hatte in den letzten Jahren definitiv einiges verpasst. Vielleicht sollte er zukünftig viel mehr Kontakt zu seiner Familie halten.

„Das solltest du Toyo selbst fragen. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie er darauf reagieren wird, dich nach der langen Zeit zu sehen.“

Langsam nickte Shin, konnte aber nicht verhindern, dass sich ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht schlich. Immerhin lebte sein Bruder, das war schon gar keine schlechte Entwicklung.

„Was hast du in den letzten Jahren gemacht, Shin? Ausbildung, Studium, Nebenjob? Ich bin nur neugierig. Was tust du jetzt?“

„Dies und das“, antwortete er ausweichend und lächelte seine Mutter verlegen an. „Ich habe eine Ausbildung in der Gastronomie gemacht, konnte eine Weiterbildung dann aber nicht abschließen, weil ich bei Saga auf dem Schiff gelandet bin. Privat hatte ich zwar in den Niederlanden die eine oder andere Freundin, aber das hat nie lange gehalten. Und im Moment habe ich eigentlich keine andere Aufgabe, als mich um meinen Freund zu kümmern. Alles in allem ziemlich unspektakulär.“

„Ihr lebt auf einem Schiff, aber keiner von euch sagt, wie ihr Geld verdient.“ Aufmerksam sah die ältere Frau ihn an. „Ich will eine ehrliche Antwort von dir. Seid ihr Piraten?“

Unsicher schluckte Shin und sah auf seine Hände. Er wollte niemanden mit in die kleinen oder großen kriminellen Geschäfte ziehen, aber er konnte seine Mutter nicht anlügen. Machte es denn einen Unterschied, wenn er eine Lüge mehr erzählte?

„Ja, sind wir“, mischte Saga sich ruhig ein und stellte sich neben seinen Freund, legte einen Arm um dessen Körper. „Ich bin nicht nur Shins Freund sondern auch sein Kapitän. Das Schiff untersteht meinem Befehl.“

Anerkennend nickte Shins Mutter. „Ich glaube, Shin, du hast deinen Platz in dieser Welt gefunden. Du siehst glücklich aus und ich gönne dir dieses Glück. Jetzt wäre es nur gut, wenn es deinem Bruder genauso gehen würde. Er ist hier genauso unglücklich wie du es warst. Ich würde mich freuen, wenn ihr einen Platz für ihn hättet. Wenn er hier weg will.“

Still sah Shin seinen Freund an. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee wäre, seinen kleinen Bruder mitzunehmen. Das Leben auf See war alles andere als ungefährlich, das hatte er selbst zu spüren bekommen, und er konnte Toyo nicht beschützen. Er konnte ja nicht einmal sich selbst beschützen, das übernahm Saga, wenn auch sehr gern. Eigentlich konnte das kein guter Plan sein.

„Uns gehen zwar die Betten aus“, antwortete Saga für ihn, „aber ich denke, dass Toyo hier raus muss, wenn er genauso behandelt wird, wie es bei Shin der Fall war. Toyo ist Shins Bruder und gehört dadurch zur Familie. Ich denke, wir werden noch einen Platz für ihn finden, wenn er es möchte.“

Leicht zuckte Shin zusammen, als die Haustür zugeknallt wurde. Er konnte nicht verhindern, dass er zu zittern begann. Was, wenn sein Vater früher von der Arbeit zurückgekommen war? Unruhig schloss er die Augen und atmete durch. Er war verdammt nochmal kein Kind mehr, sein Vater hatte nichts mehr über sein Leben zu entscheiden. Und er war nicht allein, es konnte ihm nichts passieren, solange Saga bei ihm war.

„Mama?“ Fragend sah der Neuzugang in die Rune und betrat die Küche ganz. „Was ist hier los?“

Langsam öffnete Shin die Augen und sah den Jüngeren an. Er spürte, wie das Zittern wieder abnahm, sein Herz aber auf einmal deutlich schneller und aufgeregter schlug. Toyo konnte nicht viel kleiner oder größer sein als er selbst, aber das Haar des Jüngeren wirkte heller als seines.

„Wir haben Besuch, wie du siehst.“

Shin lächelte leicht, als der Blick seines Bruders an ihm hängen blieb. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Toyo ihm um den Hals fallen würde, aber irgendwie hatte er es sich gewünscht. „Hey, Brüderchen“, begrüßte er den Kleineren leise und löste sich aus Sagas schwachem Griff, ging unsicher auf seinen Bruder zu und blieb vor diesem stehen.

„Shin? Was zum…?“, entkam es dem anderen, der ihn immer noch ansah als wäre er ein Geist. Im nächsten Moment warf sich der andere förmlich gegen ihn und verbarg das Gesicht an seiner Schulter. Zart legte er seine Arme um den schlanken Körper und strich seinem Bruder über den Rücken.

Es dauerte nur einen Moment, bis der Jüngere den Kopf wieder anhob und ihn sanft anlächelte. „Bruderherz… Mein Gott, Shin, wo warst du die ganze Zeit über?“

„In Europa und auf den Meeren“, beantwortete er die Frage wahrheitsgemäß und strich dem anderen vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich hab dich vermisst“, gestand er leise und konnte nicht anders, als ebenso leise zu lachen. „Du bist stärker als ich. Immerhin bist du noch nicht abgehauen.“

Auch Toyo musste leise lachen. „Glaub nicht, dass ich es leichter habe als du. Vor zwei Jahren war hier die Hölle los, als Papa mich mit meinem damaligen Freund im Bett erwischt hat. Aber im Gegensatz zu dir war ich zu feige, einfach meine Sachen zu packen und abzuhauen.“

„Willst du denn überhaupt von hier weg?“, fragte Shin leise und löste sich von seinem kleinen Bruder, sah diesem aufmerksam in die Augen. „Das meinte Mama also damit, dass sie es nicht anders kennt, als ihren Sohn in einer Beziehung mit einem Mann zu sehen.“

„Meinte sie das?“ Frech grinste Toyo ihre Mutter an und küsste Shin auf die Wange. „Ja, natürlich will ich hier weg. Aber ohne Geld, Ausbildung und nur mit wenigen Sachen abzuhauen, ohne wirklich zu wissen, ob meine Zukunft dann besser aussieht… Was ist, wenn dann alles nur schlimmer wird? Ich will nicht anschaffen gehen müssen, um zu überleben. Dagegen ist es selbst mit unserem Vater unter einem Dach angenehmer.“

Schweren Herzens biss Shin sich auf die Unterlippe und seufzte. „Na ja… Toyo…Mittlerweile lebe ich unter Piraten und Saga… ist der Captain des Schiffes…“ Einen Moment sah er den Älteren schweigend über seine Schulter hinweg an. „Und er ist mein Freund. Im Sinne von… wir sind zusammen. Er meinte, du könntest mit uns kommen.“ Wieder seufzte er leise und kaute auf seiner Unterlippe herum.

„Ist jemand hier?“

Erschrocken sah Shin zu dem Durchgang zum Flur und wich ganz automatisch in die gegenüberliegende Ecke zurück. Warum? Zitternd krallte er sich an der Holztheke fest. Er musste sich irgendwie wieder in den Griff bekommen, sein Atem ging plötzlich viel zu schnell und flach, so dass das Atmen schon fast schmerzte.

Er spürte Sagas besorgten Blick auf sich, aber er konnte nichts tun. Wo war die Sicherheit, die sein Freund ihm eigentlich immer gab? Gerade jetzt, wo er es doch so sehr brauchte, beruhigte Sagas Anwesenheit ihn überhaupt nicht mehr.

Einen Moment hielt er die Luft an, als sein Vater im Türrahmen erschien und ihn direkt mit finsterem Blick ansah. Das Zittern seines Körpers wurde stärker, seine Beine fühlten sich an, als wollten sie nachgeben und er hatte das Gefühl, ihm würde jeden Moment schwarz vor Augen werden.

„Ach, das undankbare Gör kommt auch einmal wieder her. Was willst du, Shin? Du hast dein Leben ruiniert, verschwinde und sieh zu, wie du klarkommst!“

Shin konnte nicht verhindern, dass ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Trotzdem atmete er durch und schüttelte den Kopf. „Ich will kein Geld und keine Unterstützung, ich will Frieden“, widersprach er seinem Vater, konnte aber das Zittern seiner Stimme nicht überspielen. „Außerdem… Ich habe mein Leben nicht ruiniert. Zu gehen war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich habe Liebe, meine Freunde und ein Zuhause.“

Unruhig beobachtete er seinen Vater, der nach wenigen Schritten vor ihm stand und ihn wütend anfunkelte. „Verschwinde und komm nie wieder her!“, fuhr der Ältere ihn an und hob die Hand, um auszuholen. Hätte er gekonnt, wäre Shin weiter zurückgewichen, aber er spürte das unnachgiebige Holz in seinem Rücken. Fest kniff er die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite. Er kannte seinen Vater lange genug, um zu wissen, wie er den Schmerz möglichst gering halten konnte. Aber der erwartete Schmerz blieb aus.

„Niemand hat das Recht, Shin anzurühren“, erklärte Saga ruhig und hielt den Arm des anderen fest.

Zittrig atmete Shin durch und sah Saga an, der seinen Vater förmlich mit Blicken zu töten schien. Er wollte nur noch weg von hier, nach Hause. Auf die Dark Rose.

„Wir werden gehen, ja, aber nicht allein. Toyo wird zu seinem eigenen Wohl mit uns kommen.“ Langsam ließ der Kapitän den älteren Mann los, stellte sich aber zwischen Vater und Sohn.

„Wer sind Sie, dass Sie glauben, das entscheiden zu können?!“

Ein bedrohliches Lächeln legte sich auf Sagas Gesicht. „Ich bin Shins Chef, sein Freund und Ihr schlimmster Albtraum, wenn Sie ihm auch nur einen Schritt zu nahe kommen.“

„Sein Freund?!“ Aufgebracht versuchte der ältere Mann, sich an Saga vorbei zu drängen, um doch noch an seinen ältesten Sohn heranzukommen, gab aber schon nach kurzer Zeit auf. „Beide Söhne sind dreckige Schwuchteln! Womit habe ich das verdient?! Dass Shin eine Schande für uns ist, ist eine Sache, aber musste das unbedingt auf Toyo abfärben?! Und Toyo wird hierbleiben!“

Energisch ging Shins Vater auf seinen jüngeren Sohn zu, wurde aber von Zero aufgehalten. Der Schwarzhaarige hatte Toyo entschieden hinter sich gezogen und machte genauso wenig wie Saga den Eindruck, aus dem Weg gehen zu wollen.

„Toyo, geh packen. In spätestens zehn Minuten gehen wir.“ Ruhig zog Saga Shin neben sich und legte einen Arm um den schlanken, zitternden Körper. Ohne groß darüber nachzudenken schmiegte Shin sich an seinen Freund und schloss die Augen. Es tat weh, was sein Vater über ihn gesagt hatte, aber die Nähe und der Schutz des Kapitäns gaben ihm Geborgenheit und Sicherheit. Gerade jetzt, wo er es so sehr brauchte.

„Alles ist gut. Ich bin bei dir“, flüsterte der Größere ihm zu und rieb ihm über den Rücken. „Er kommt nicht an dich heran. Und bald bist du wieder außerhalb seiner Reichweite.“

Shin nickte leicht und lehnte seinen Kopf an die Schulter des Größeren. Trotz der Angst und dem plötzlichen Ende wusste er die Antworten auf die wichtigsten Fragen. Toyo lebte und war zwar bei ihrer beider Eltern nicht glücklich, aber es schien ihm so weit ganz gut zu gehen. Und sein kleiner Bruder würde mit ihm auf die Rose kommen, war somit zwar anderen, aber bekannten Gefahren ausgesetzt.

„Wir können meinetwegen los.“ Still stellte Toyo seine Tasche ab und ging zu ihrer Mutter, die still alles beobachtet hatte. „Es tut mir Leid, Mama, aber es wird das Beste für alle sein.“

Kurz umarmte er sie und gesellte sich dann zu Zero, der seine Tasche wieder aufgehoben und sich entspannt über die Schulter gelegt hatte.

„Ist schon gut. Im Gegensatz zu eurem Vater hätte ich gern ab und zu eine Nachricht, wo ihr seid und wie es euch geht, aber, Toyo, es kann für dich nur besser werden. Shin, bleib auf deinem Weg, solange er dich glücklich macht und pass auf deinen Bruder auf.“

Mit skeptischem, auf seinen Vater gerichteten Blick löste Shin sich von Saga und zog seine Mutter leicht an sich. „Ich werde mich um ihn kümmern“, versprach er leise und löste sich von der Frau, ging zu Saga und nahm dessen Hand. „Auf geht’s“, meinte er dann leise und drückte Sagas Hand.
 

Unsicher ließ Shin sich auf einer kleinen Mauer nieder und sah auf seine Hände. Ihm war schwindlig und sein Magen rebellierte ein wenig. Warum hatte er sich nur von seinem Freund überreden lassen, das Haus zu betreten? Es war doch wohl vorhersehbar gewesen, dass es eine Katastrophe geben würde. Und jetzt?

Sein Vater hatte in einem entscheidenden Punkt recht. Er war eine Schande für ihre Familie. Er war zu klein und zu schwach, er lief vor Problemen davon anstatt sich ihnen zu stellen. Er war ein schrecklicher Bruder. Dazu kam, dass Saga etwas Besseres als ihn verdient hatte. Der Kapitän nahm so viel Rücksicht auf ihn, gab ihm alles, was er wollte und kümmerte sich rührend um ihn. Und er konnte nichts davon zurückgeben. Es wäre doch für alle das Beste, wenn er einfach sterben würde. Ihn brauchte niemand, stattdessen klammerte er sich aber an die Menschen in seiner Umgebung.

Er zuckte leicht zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, aber er brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, wer das war. Es war klar, dass sein Freund ihn nicht allein ließ, auch wenn es für die Beteiligten vielleicht das Beste wäre.

„Es ist gut, Shin. Du bist in Sicherheit. Du musst ihn nie wieder sehen.“ Sanft strich der Ältere ihm durch die Haare, kniete sich dann vor ihn und sah ihn aufmerksam an, woraufhin er dem Blick aber nur auswich. „Worüber denkst du nach?“, fragte der andere leise.

Schweigend schüttelte er den Kopf und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte nicht darüber reden, was er dachte und wie er fühlte. Saga würde alles daran setzen, ihm diese Erkenntnisse auszureden, und sollte das nicht funktionieren, wäre er schneller bei Yumehito, als er sich Antworten auf mögliche Fragen zurechtlegen konnte. Und selbst wenn er es nicht wollte, Yumehito bekam die Informationen aus ihm heraus. Dagegen war es vielleicht doch angenehmer, gleich mit Saga zu reden. Aber trotzdem wollte er nicht, dass der Kapitän sich noch mehr um ihn sorgte als sowieso schon.

„Shin, bitte rede mit mir. Wenn du willst, steht das Angebot noch. Hau mir eine rein, wenn es dir dann besser geht. Aber lass mich dir helfen.“

Unsicher sah er den Größeren an. Nein, Saga würde nicht aufgeben, also konnte er sich auch gleich ergeben. Zart strich er dem Älteren über die Wange, biss sich dabei aber kurz schmerzhaft auf die Unterlippe. „Später“, stimmte er widerwillig zu und stand langsam auf. Ihm war immer noch schwindlig und ihm wurde fast schwarz vor Augen. Fest biss er sich wieder auf die Unterlippe, um vielleicht etwas gegen das Schwanken der Welt zu unternehmen. Er spürte, wie Saga ihm einen Arm um die Hüfte legte und ihn so stützte.

„Geht’s?“, fragte der Ältere ihn leise und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich kann dich auch tragen.“

„Nicht nötig“, gab er leise zurück. „Geht schon wieder. Ich will jetzt nur noch zurück zu den anderen. Und dann schlafen.“

„Und was ist mit mir?“ Aufmuntern lächelte Toyo ihn an und piekte ihm in die Rippen. „Ich brauche jemanden, der sich um mich kümmert. Immerhin war ich bisher noch nie auf einem Schiff.“

Leicht lächelte Shin seinen Bruder an und schüttelte den Kopf. Man merkte dann doch, wer von ihnen der Jüngere war, egal, wie kindisch er sich benahm. „Vielleicht ist Zero ja so nett und zeigt dir alles. Ich meine, er trägt freiwillig deine Tasche.“

Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Man muss Kleinere und Schwächere nicht nur beschützen sondern auch ihnen helfen“, gab er einfach zurück.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Haidogirl
2012-08-27T14:52:53+00:00 27.08.2012 16:52
Toyo ist echt süß ^_^

Aber an Shins stelle hätte ich die Mutter auch noch mitgenommen XD
Soll die jetzt alleine mit diesem Typen leben?
Von:  Shou-ki
2012-08-26T13:47:50+00:00 26.08.2012 15:47
Aus, Shin. Ganz böse Gedanken.
Und Shou.... argh! Klär das verdammt nochmal endlich, wehe du schiebst das vor dir her!
Ich glaub das waren genug Drohungen.
Freu mich schon sehr aufs nächste Kapitel.

PS: Toyo ist süß^^


Zurück