Alte Bekannte
„Wow, das war ja toll! Du hättest da glatt sterben können.“ Der
blonde Assassin hüpfte um Ruîn herum und betrachtete sie dabei
von allen Seiten. „Bin ich aber nicht.“ Sie hatte sich gerade von
der Party verabschiedet und wollte nun eigentlich wieder ein paar
Orks töten. „Jajaja, aber es war trotzdem gefährlich. Was für
Waffen hast du da eigentlich dabei?“ Er war an ihrer rechten
Seite geblieben und versuchte einen Blick auf ihre Damas zu
erhaschen. „Solltest du nicht lieber deiner Party folgen bevor du
sie verlierst?“ Sie war stehen geblieben und deutete nach hinten,
wo in einiger Entfernung noch die Anderen standen. „Hmm? Nö,
das ist nicht meine Party, ich war alleine unterwegs.“ Er begann
wieder damit Ruîn zu umrunden. Na toll. Sie wanderten ein Stück
weiter, eine leichte Anhöhe hinauf, von der aus man schon die
westliche Küste sehen konnte, als in der Ferne zwei, drei
Highorks auftauchten. Da sie jetzt keine Lust hatte, sich leise
im Cloak anzuschleichen preschte sie einfach drauf los, zückte
im lauf ihre zwei Damaskus und ließ ein Giftfeld vor dem ersten
Ork entstehen. Sie rammte ihm beide Damas in die Brust, stieß
den Ork mit dem Fuß zurück um die Messer herauszuziehen
und zog sie dem zweiten Krieger quer über den Hals. Es wäre
ein guter Kampf gewesen, wäre da nicht dieses Klatschen
gewesen das nun hinter ihr erklang. Der Assa saß hinter ihr im
Grass und blickte sie bewundernd an. „Wow, das ist ja so cool
mit zwei Daggern.“ „Ich denke das ist normal für einen Assassin.“
„Nah nicht für alle, ich benutze lieber Katare.“ Er nickte und
zückte seine Waffen. „Ist zwar irgendwie ähnlich wie mit deinen
zwei Waffen aber doch ein wenig anders.“ Er hielt ihr das Katar
vor die Nase damit sie ja alles genau sehen konnte. „Jaja, schön.“
Sie schob die Waffe beiseite und setzte ihren Weg fort. Natürlich
folgte er ihr. „Musst du nicht irgendwohin? Irgendwas töten?“
„Nee, ich denke ich bleibe ein wenig bei dir und schau dir beim
Kämpfen zu.“ Na toll. Er lächelte und sprang fröhlich neben ihr
her. „Mein Name ist übrigens Solar. Und wie heißt du?“ Er
plapperte weiter drauf los und hielt eigentlich nur dann den Mund
wenn sie gegen Orkkrieger kämpften. Es dauerte kaum drei,
vier Stunden und Ruîn kannte seine komplette Lebensgeschichte.
Das er in der Nähe von Lighthalzen aufgewachsen war, eine
kleine Schwester hatte und schon als kleiner Junge so schelmisch
war, das seine Eltern immer schon gesagt hatten er würde mal
Thief werden. Was er dann anscheinend auch getan hatte.
Während dieser ganzen Zeit sagte sie kaum mehr als hin und
wieder ein paar Worte. Sie hatte ja die große Hoffnung, dass er
gehen würde wenn erst die Nacht herein brach. Sie hatte es sich
damals in der Wüste angewöhnt in der Wildnis zu übernachten
und ihr neuer Begleiter wirkte nun gar nicht so, als ob er so was
mitmachen würde. Sie hatte am Nachmittag einen hölzernen
Hochstand auf einer Anhöhe gesehen der sich eigentlich ganz gut
zum Übernachten eignen würde. Nach einigen Minuten des Suchens
hatte sie ihn am Horizont entdeckt und eilte nun schnurstracks
drauf zu. Der Hochsitz stand auf einer relativ ebenen Fläche neben
einem großen Baum was für ein Lagerfeuer ziemlich praktisch war.
„So ich denke mal ich übernachte hier.“ „Hier mitten im Wald?“
Solar blickte sich etwas irritiert um. „Ja das mache ich oft so.“
„Cool das hab ich schon lange nicht mehr gemacht.“ Na toll, nicht
mal jetzt wurde sie ihn los.
Die nächsten paar Wochen wich Solar nicht von ihrer Seite und
Ruîn wusste plötzlich warum sie sich nie ein Pet zulegen würde.
Wobei sie zugeben musste, dass es auch angenehme Seiten hatte
nicht alleine zu sein. Man konnte sich zum Beispiel bei der Nachtwache
abwechseln, das war ziemlich angenehm, weil man dann viel besser
schlafen konnte. Sie waren noch im Gebiet der Highorks unterwegs,
wobei sie sich jetzt aber doch lieber von den Orkheroes fernhielten.
„Hmm sag mal hast du noch Platz um ein bisschen was zu tragen?
Ich hab schon soviel Zeug hier.“ Solar ließ klimpernd einige
Orkvoucher fallen. „Dann solltest du nicht jeden Mist aufheben.“
Ruîn ging ein Stück vor ihm und hielt nach Orks Ausschau. Es war
ein schöner, klarer Tag gewesen und die Sonne begann sich gerade
zu senken. Sie waren an der westlichen Küste und der Ozean
glitzerte im Abendlicht. „Du sag mal, unsere Vorräte gehen auch
langsam zur Neige, vielleicht sollten wir mal in die Stadt?“ Solar
kramte in seinem Rucksack und warf dann eine schon leicht
bräunliche Banane heraus. „Hmmm, ja könnten wir machen.“ Ruîn
war immer noch nicht sehr gesprächig. Wobei sie das ja nicht
wirklich sein musste, da er ja für sie Beide genug redete. „Also wir
sind zwar in der Nähe von Geffen, aber es wäre toll auch mal wieder
über den Markt zu gehen, vielleicht mal nach neuen Waffen suchen,
dann könnten wir vielleicht auch mal woanders hingehen.“ Er nickte
und reichte Ruîn einen Butterflywing. „Ok.“ Vielleicht würde er sich
ja in der Stadt abhängen lassen? Sie zerdrückte den Wing zwischen
ihren Fingern und die Landschaft verschwamm vor ihren Augen und
manifestierte sich schließlich wieder zu Prontera. Eine sehr angenehme
Art zu reisen. Sie waren am viel besuchten Partyspot westlich der
Südkafra und bahnten sich einen Weg zur Hauptrasse. „So ich muss
ein paar Sachen erledigen.“ Damit winkte sie Solar kurz zu und eilte
dann in nördlicher Richtung davon. Als erstes besorgte sie sich ein
Zimmer zum Übernachten im PvP Haus, dann wollte sie gerne Isan
finden, die sicherlich irgendwo mit einem Shop herumsaß. Sie lief ein
wenig in der Stadt herum, verkaufte ihr Loot im Tool Shop und füllte
einige Vorräte in ihrem Kafra Lager auf. Dann verließ sie die Stadt
durch das Südtor, weil sich dort auch immer mal wieder einige Shops
einfanden. Es waren einige Leute vor Prontera und hier und da blitzen
einige Dead Branchs auf die den Besitzer wechselten. Mit diesen
Items zu spielen war ein beliebter Zeitvertreib, vor allem vor der
Stadt. Ruîn beschloss denen etwas aus dem Weg zu gehen, man
wusste ja nie welche Monster sie beschwörten, angeblich waren
schon Leute dabei umgekommen und setzte sich etwas südlich vom
Stadttor ins hohe Grass. Sie beobachtete ein wenig das Treiben vor
der Hauptstadt, das kommen und gehen einiger Leute und Partys und
schlürfte dabei einen Chocolate Drink.
Und dann sah sie Ihn. Er kam gerade aus der Stadt und hielt seine
kleine Tochter am Arm, seine Frau folgte ihnen. Sie sprachen neben
dem Stadttor mit einem Highwizzard. Ruîn stand auf um sich etwas
näher ran zu schleichen. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung
kaum verändert. Im ersten Moment hatte sie gedacht sie würde sich
vor ihm fürchten, oder wenigstens wütend werden, aber irgendwie…
Sie war jetzt nur noch um die fünf, sechs Meter entfernt, blieb stehen
und blickte ihn eindringlich an. Und dann entdeckte Helios sie. Er
erstarrte mitten im Satz und betrachtete sie, bis ein Priester zwischen
ihnen Beiden hindurchging und sie verschwunden war. „Was ist los?“
Seine Frau zupfe an seinem Ärmel. „Nichts, nichts, ich dachte ich
hätte was gesehen...“ Er schob seine Tochter zu der Highpriest und
wandte sich an das Stadttor. „Ich habe noch was zu tun, bis später.“
Damit ging er. Die Hauptstrasse lag im dunklen Abendlicht und viele
der Merchants hatten ihre Shops schon geschlossen. Helios versuchte
sich nichts anmerken zu lassen, sie war da, das wusste er. „Es ist
Flieder, nicht wahr? Den Duft hast du damals schon benutzt.“ Er war
am Brunnen an der Schmiede angekommen und setzte sich auf eine
der Bänke. „Hmmm, stimmt. Das weißt du noch?“ Sie kam aus dem
Cloaking und stand nun direkt vor ihm. „Wie könnte ich etwas
vergessen, das mit dir zu tun hat?“ Er lächelte leicht, steckte die Hand
nach ihr aus und mit einem wahnsinnig schnellen Satz war sie weg.
Sie stand gute fünf Meter entfernt und schüttelte langsam lächelnd den
Kopf. Dann drehte sie sich um ging ein paar Schritte, zwischen dem
PvP Haus und der Schmiede hindurch und war verschwunden,
wieder im Cloaking. Er wartete einen kurzen Moment, stand dann
auf und folgte ihrem Weg. Irgendwie hatte er so ein unbestimmtes
Gefühl wo er sie finden konnte. Er betrat das PvP Haus, blickte sich
kurz um und wanderte dann über die Treppe nach oben in den ersten
Stock. Die dritte Türe links war einen Spalt breit offen also betrat er
das Zimmer. Es war scheinbar leer und für einen kurzen Augenblick
dachte Helios daran wieder zu gehen, als plötzlich die Tür hinter ihm
ins Schloss fiel.
„Dich hab ich ja lange nicht mehr gesehen, du weißt schon das wir
noch WoE laufen, oder?“ Der Champ tippte schon die ganze Zeit
gegen Solars Schulter, bis es ihn nervte und er ihm auf die Finger
klopfte. „Ja ich war halt fleißig am trainieren, werd ich ja wohl auch
mal machen dürfen, oder?“ Er war in das Haus seiner Gilde im
Norden von Prontera gegangen um dort zu übernachten und zu
sehen ob mit den Leuten alles noch in Ordnung war. „Ich mein ja
nur das wir dich hier auch mal brauchen.“ Sie saßen in dem großen
Allzweckraum des Hauses an einem großen Fenster von dem aus
man das Schloss sehen konnte. Es gab eine Menge Gildenhäuser
in den Städten, diese dienten hauptsächlich dazu das die Gilden-
mitglieder einen Ort für ihre Besprechungen oder einfach nur zum
wohnen hatten. Gilden waren große Gemeinschaften, fast wie
Familien und man lief nicht nur WoE zusammen sondern trainierte
auch miteinander oder jagte die großen Bossmonster, wie den
Orkhero oder ähnliches. „Ich hab halt zur Zeit anderes zu tun, da ist
diese Assa, ich versuch schon so lange sie zu überreden auch in die
Gilde zu kommen und WoE mitzumachen, aber irgendwie mag sie
noch nicht…“ Solar seufzte und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte
fallen. „Oha, hab ich richtig gehört? Unser Nesthäkchen ist mit
EINER Assa unterwegs?“ Der Champ grinste und klatschte in die
Hände. „Ja ein Mädchen, stell dir vor.“ Solar schüttelte den Kopf,
stand auf und wanderte ans Fenster. Wo sie sich jetzt wohl
Rumtrieb? Sie würde doch hoffentlich nicht einfach wieder alleine
abreisen? Er musste echt besser aufpassen, dass er sie nicht
nochmals verlor. Einmal hätte sie ihn beinahe schon mal in Geffen
abgehängt „Ich bring sie schon noch dazu, dass sie zu uns in die
Gilde kommt.“ Damit winkte er dem Champ zu und verließ das
Gildenhaus um noch ein wenig in den letzten Shops nach ein paar
Waffen zu stöbern.
Helios stand regungslos mitten im Zimmer, er wusste ganz genau
dass sie da war. Es war nur die Frage was sie wollte. Ob sie ihn
einfach nur mit einem ihrer Messer abschlachten würde? Nun,
dann würde er es eben riskieren. Er zog sein Schwert und legte es
langsam hinter sich auf den Boden. Dann lockerte er langsam den
Schulterteil seiner schweren Rüstung und nahm den mittleren Teil
ab, sodass sein Hals frei lag. „Na los, viel wehrloser als jetzt werd
ich kaum noch mal sein.“ „Nun ich schätze da hast du recht…“
Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gezogen
und ein langes, dünnes Messer glitt über seine Kehle. Er konnte
ihren Atem in seinem Nacken spüren, als sie langsam um ihn herum
ging und dabei das Messer fest an seinen Hals gedrückt hielt. Sie
blickte ihn an, kein Zweifel seit ihrer letzten Begegnung war sie
um einiges erwachsener geworden und auch ein wenig gewachsen,
aber immer noch ein großes Stück kleiner als er. Trotzdem sah
sie ihn nun von unten herauf an, ohne den Kopf zu heben, was ihr
einerseits einen gefährlichen, aber andererseits auch einen sehr
erotischen Blick verlieh. Ruîn ließ das Messer langsam über den
Brustpanzer nach unten wandern und schnitt damit die beiden
ledernen Riemen durch, die diesen Teil der Rüstung mit dem
Hinteren verbanden. Laut scheppernd fiel der ganze Panzer zu
Boden. Er wagte es seine Arme auszustrecken, packte sie an
der Hüfte und zog sie an sich. Sie sah ihn weiter von unten herauf
an, dieser Blick machte ihn verrückt. Er küsste sie und auch
wenn er wieder das Messer an seiner Kehle spürte, wehrte sie
sich nicht wirklich. Langsam ließ Helios seine Hände über ihren
Rücken gleiten und zupfte ein wenig an ihren Bandagen. Sie löste
sich aus seiner Umarmung indem sie einen Schritt zurücktrat.
Dann schlug sie ihn so heftig mit beiden Handflächen gegen die
Brust das er einen Schritt zurück stolperte und gegen das Bettende
trat. Sie folgte ihm und schlug nochmals zu sodass er nach hinten
ins Bett fiel. Dann löste sie langsam die Bandagen ihrer Rüstung,
wobei sie ihn die ganze Zeit mit ihrem Blick fixierte. Ruîn trat an
das Bett, kniete sich hin und fuhr mit dem Messer langsam Helios
Beinrüstung nach oben. Als sie an dem leichteren Stoff ankam,
konnte er das blanke Metall der Schneide auf seiner Haut fühlen.
Sie zog das Messer weiter nach oben und schlitzte ihm dabei
sämtliche ledernen Teile seiner Rüstung auf. Sie saß jetzt auf ihm,
steckte sich das Messer in ihre Overknees und schnallte sich
ihren Schulterpanzer ab. Er wagte es langsam seine Arme zu
heben und fuhr ihr über den Oberkörper. Der Stoff ihrer
Assassinenkluft war rau und bildete dadurch einen schönen
Gegensatz zu ihrer weichen Haut. Er zog sie zu sich hinunter
und küsste sie. Als er den Schmerz spürte, dachte er zuerst sie
hätte ihm nun doch das Messer in die Schulter gerammt. Allerdings
waren es nur ihre Fingernägel, die sich in seine Schulterblätter
gruben. Ja, sie würde ihre Spuren hinterlassen damit seine Frau
sie sehen konnte. Überall an seinem Körper. Und sie würde so
brutal sein, wie er es gewesen war. Oh ja, sie würde ihm zeigen,
das sie nicht mehr die kleine wehrlose Thief von Damals war!
Ruîn zerrte an seinem Oberteil und zerriss den Stoff mit ihren
bloßen Händen. Helios richtete sich auf und zog sie an sich. Ihre
Bewegungen waren langsam und geschmeidig, als er sie küsste
konnte er wieder das Messer an der Kehle fühlen. Ja sie machte
es ihm wahrlich nicht gerade einfach. Er wusste, das sie dafür
sorgen würde, das er sich seiner Frau in den nächsten paar Tagen
nicht mehr nähern würde.