Zum Inhalt der Seite

Cràdh

[14. Tür]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Verdammte scheiße! Sonst kann Arthur doch auch immer alles alleine machen und jetzt wo wir unseren Spaß haben, muss er sich melden. Der Kerl weiß doch bestimmt ganz genau, was wir machen. Der ist nur eifersüchtig, dass er niemanden hat, der mit ihm freiwillig in die Kiste springt!“

Gilbert lachte nur leise, während er seine Hose schloss und mit der Suche nach seinem Oberteil begann. Es war doch jedes Mal amüsant mit anzusehen, wie Scott sich über seinen Bruder aufregte. Sicher, die Unterbrechung war ziemlich unpassend, aber das eine Mal würde ihrem Sexleben auch nicht schaden.
 

„Wer weiß, vielleicht hat er ja bald einen. So wie er Antonio anschmachtet ist es doch nur eine Frage der Zeit.“ Scott sah kurz entnervt zu ihm herüber, warf ihm dann das gesuchte Oberteil an den Kopf. „Er tanzt schon seit Jahrhunderten um diesen Kerl herum. Das wird nie etwas. Arthur ist nicht für Beziehungen gemacht. Er ist geboren worden, um mir auf die Nerven zu gehen“, brummte der Schotte schlecht gelaunt, zog sein Shirt über den Kopf, ehe er sich eine seiner Zigaretten ansteckte.

„Du kannst hier bleiben, wenn du willst. Wird sicher nur ein paar Stunden dauern und dann haben wir das restliche Wochenende für uns alleine. Und die Zeit will ich auf jeden Fall nutzen“, meinte Scott grinsend, gab ihm dann einen Abschiedskuss und verließ den Raum.
 

Okay… Ein paar Stunden würde er schon irgendwie überleben. Er könnte irgendetwas Nettes vorbereiten für Scotts Rückkehr. Etwas backen oder so. Jeder liebte schließlich deutsche Torten und sein Freund war da keine Ausnahme. Aber das würde bei seinem Talent nicht stundenlang dauern. Also erst einmal ein wenig entspannen.

Gut gelaunt schnappte sich Gilbert seine Jacke und trat hinaus an die kühle schottische Luft. In der Ferne sah er gerade noch Scotts Wagen verschwinde. Diese verdammte Arbeit…

Gemütlich wanderte er durch die hügelige Landschaft, vorbei an Schafherden und Miniwasserfällen, ehe er sich auf einer der Wiesen am Rand der Klippen niederließ. Scott hatte wirklich ein wunderschönes Land. Grün soweit das Auge reichte. Und dann gab es noch den Alkohol. Den mischten diese verrückten Schotten in wirklich alles: Honig, Milch, Marmelade, Salami…

Aber an sein Bier kam der Kram trotzdem nicht ran.
 

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, wanderten seine Gedanken doch gerade zu dem Tag, an dem ihre Beziehung begonnen hatte. An dem Tag waren sie aus der Konferenz geflogen und waren zusammen ein Bier trinken gegangen. Aus einem Bier waren einige Liter geworden, sie hatten ein wenig rumgemacht und das war es.
 

„Entschuldigung?“

Gilbert zuckte heftig zusammen bei der fremden Stimme, hatte er in dieser verlassenen Gegend doch nicht damit gerechnet. Scotts Haus lag schließlich ziemlich abseits. Als er sich umdrehte sah er zu einer jungen rothaarigen Frau mit leuchtend grünen Augen, die sicher als Scotts Schwester hätte durchgehen können.

Doch schnell wurde Gilberts Aufmerksamkeit von dem Gesicht auf etwas anderes gelenkt. Sie war nackt – splitterfasernackt.
 

„Ist alles in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?“, fragte er besorgt, gingen ihm doch gleich zahlreiche grausame Gedanken durch den Kopf, was eine nackte Frau hier tat. „Ich… Ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung. Da waren diese Männer und… Sie müssen mir einfach helfen.“

Alarmiert sprang Gilbert auf und sah sich um. Also war tatsächlich etwas passiert. „Keine Sorge. Ich helfe Ihnen. Ich habe leider kein Handy, aber ich werde Sie ins Dorf bringen, da kann man Ihnen helfen.“

Die Frau lächelte leicht und nahm die Hand, die er ihr anbot. Kur schienen ihre Pupillen zu Schlitzen zu werden, doch das war wohl nur Einbildung…
 

~*~
 

Gut gelaunt pfeifend stand Gilbert in der Küche, vor ihm eine riesige Schüssel mit Kuchenteig. Scott würde sich unheimlich freuen, wenn er wiederkam und das war die Arbeit dann wirklich wird. Gerade wollte er den Teig in die Form gießen, da klingelte das Telefon. Und da nur verdammt wenige diese Nummer hatten, gab es nicht viele Möglichkeiten, wer das denn war. Wehe, Scott sagte ihm, dass die Besprechung länger dauerte. Manchmal konnte man wirklich meinen die Arbeit war ihm wichtiger als ihre Beziehung.
 

„Ja?“

„Gilbert! Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig. Ist Scott gerade in der Nähe?“

Okay… Normalerweise rief sein Bruder doch nicht an freien Wochenenden an. Wie prüde er auch sein mochte, er wusste genau, was sie an diesen Wochenenden so alles trieben.

„Er ist gerade zu Arthur gefahren. Irgendeine wichtige Besprechung oder so. Warum?“

„Er ist nicht gut für dich. Ich… Komm nach Deutschland, dann können wir reden. Ich habe etwas herausgefunden, dass ich dir lieber persönlich erzählen würde.“ Nun war Gilbert vollkommen verwirrt. Was sollte Ludwig über Scott wissen, dass so schlimm war? Sein Freund hatte nie etwas Schlechtes getan. Das musste ein Irrtum sein.
 

„Hör zu. Was auch immer da los ist, muss warten. Ich werde nicht einfach hier verschwinden. Also entweder du sagst mir übers Telefon, was nicht stimmt, oder…“ Doch da war nur noch Tuten zu hören. Da hatte der Kerl doch tatsächlich aufgelegt. Er konnte es einfach nicht fassen. Genervt ging Gilbert wieder Richtung Küche, doch das Gespräch ließ ihn nicht los.

Was war denn mit Scott? Was hatte er getan? Unsicher sah er den Flur entlang zu Scotts Büro. Sie hatten von Anfang an klar gestellt, dass keiner das Büro des anderen betrat. Nicht das ihre Beziehung durch irgendwelche aufgedeckten Staatsgeheimnisse zerbrach.

Aber jetzt… Irgendetwas stimmte nicht, sonst hätte Ludwig nicht angerufen.
 

Zögerlich ging er auf den Raum zu und mit ein paar Handgriffen und einer Nadel öffnete sich die Tür. Sollte er das wirklich tun? Wenn Scott das herausbekam… Aber es war doch wohl sein Recht zu wissen, was sein Freund tat. Langsam schritt er in das Zimmer und sah sich um. Alles wirkte wie in einem gewöhnlichen Büro, aber was hatte er auch anderes erwartet? Aber jetzt wo er ohnehin schon hier ‚eingebrochen‘ war, konnte er auch noch eine Weile bleiben.
 

Aufmerksam sah er sich um, stockte dann, als er die Bilder auf dem Schreibtisch betrachtete. Keines davon war von ihm, so wie die Bilder von Scott in seinem Büro. Auf allen war eine Frau mit langen roten Haaren. Gilbert schluckte schwer und ging zum Schreibtisch. Er hatte diese Frau noch nie gesehen. Wer konnte nur so wichtig für Scott sein?

Ein leises vibrierendes Geräusch schreckte ihn aus seinen Gedanken und er sah wie sich Scotts Handy auf dem Schreibtisch bewegte. Nein… So tief würde er nicht sinken. Aber… Der Name der auf dem Display blinkte… Caroline und daneben ein kleines Herzchen. Was hatte das zu bedeuten?

Mit zitternden Händen nahm er das Gerät und beantwortete den Anruf. Und sofort ertönte eine hohe Frauenstimme.
 

„Scott, Schatz. Wie gut, dass ich dich noch erreiche. Du hast deine Tasche bei mir vergessen und wenn du sie holst können wir vielleicht doch noch ein wenig weiter machen. Dein Freund wird schon keinen Verdacht schöpfen. Du hast doch selbst gesagt er ist naiv. Was sagst du? ... Scott?“ Gilberts Hände zitterten immer mehr und er beendete das Gespräch eilig. Ihm war schlecht und sein Herz schien sich gerade zusammenzuschnüren.

Scott war nicht bei Arthur… Es hatte keine Besprechung gegeben… Er war bei dieser Frau. Wie oft hatte er ihn wohl schon belogen? Wie viele dieser Besprechungen war sie gewesen… Und warum waren sie überhaupt noch zusammen, wenn da was lief?

Naja gut… Nur nicht gleich wo rein steigern. Vielleicht war das alles ja nur ein dummes Missverständnis. Und er wusste auch schon wie er dahinter kommen konnte.
 

Noch einmal sah er sich um, öffnete dann die Nachrichten. Und tatsächlich waren fast alle von dieser Caroline. Er öffnete die erste und musste schwer schlucken.

>Der letzte Abend war wunderschön. Ich kann deine heißen Lippen einfach nicht mehr vergessen. Ich liebe dich über alles<

Nein… Das war immer noch kein Beweis. Es konnte noch etwas ganz anderes bedeuten. Nur ein Weg also, das rauszufinden. Er musste sehen, was Scott geschrieben hatte. Willkürlich öffnete er eine Nachricht und las sie.

>Ich liebe dich, Schatz. Mehr als alles andere auf der Welt. Sobald ich habe, was ich brauche, trenne ich mich von ihm und nichts mehr kann uns voneinander trennen. Wir können für immer zusammenbleiben.<
 

„Verdammt!“ Wutentbrannt warf Gilbert das Handy an die Wand, wo es zerbrach und zu Boden fiel. Scott betrog ihn… Und nicht nur das. Er wollte ihn auch noch für sie verlassen… Er liebte sie. Das hatte er ihm noch nie gesagt. Nicht ein einziges Mal.

Wie lange ging das Ganze jetzt schon? Hatte er ihn wirklich jemals gemocht?

Tief atmete Gilbert durch, versuchte sich so ein wenig zu beruhigen. Er war sich jetzt sicher, dass das kein Missverständnis sein konnte. Aber trotzdem konnte er nicht aufhören. Gott, er musste irgendwie masochistisch veranlagt sein, dass er sich das antat.
 

Dieses Mal ohne Zögern oder schlechtes Gewissen schaltete er den Laptop an, wurde aber schnell von einer Passworteingabe aufgehalten.

Passwort… Was könnte das wohl sein. Kurz verzog Gilbert das Gesicht und gab dann den Namen von Scotts Affäre ein. Und tatsächlich keine Sekunde später war er eingeloggt. Nur schnell nachsehen, was er hier so fand und dann würde er verschwinden. Er würde zu Ludwig gehen und sich in seinem Zimmer verkriechen, aber erst einmal…

Eine Weile klickte Gilbert wahllos auf die verschiedenen Ordner. Immer wieder tauchten Bilder von der Fremden Frau und dieses Mal auch einige mit Scott zusammen. Aber das wollte er nicht sehen. Nein, sein Instinkt sagte ihm, da war noch etwas. Irgendetwas anderes, dass Scott ihm verheimlichte. Nach einigen Minuten wollte er schon aufgeben, da sah er einen Ordner mit seinem Namen. Er öffnete ihn und betrachtete sich die Dateien. Allesamt Videos und als Titel trugen sie immer nur Daten. Erst als Gilbert eins öffnete und seine eigene Stimme laut stöhnend aus den Boxen kam, wusste er, was das war.

Scott hatte Aufnahmen gemacht, als sie miteinander geschlafen hatten. Aber warum? Wofür? Was sollte das alles nur?
 

„Gilbert! Was machst du hier?“

Ruckartig drehte sich Gilbert um und sah zu Scott, der im Türrahmen stand. „Was ich hier mache? Was machst du die ganze Zeit? Was soll das hier, hm?“, wollte er erbost wissen und deutete auf den Bildschirm. Scott schritt langsam auf ihn zu, warf einen Blick auf den Bildschirm und lachte dann. „Ach das… Nur ein kleiner Nebenverdienst. Du glaubst ja gar nicht, wie viel Geld Leute für so etwas zahlen.“

Gilberts Augen weiteten und er musste sich wirklich zusammenreißen um keine Emotionen zu zeigen. Er wusste ja selbst noch nicht einmal wie er sonst reagieren würde. Er hatte Lust dem anderen eine reinzuhauen, ihm an die Gurgel zu gehen und gleichzeitig wollte er sich nur irgendwo verkriechen und heulen.

„Ich bedeute dir doch überhaupt nichts! Du verdammtes Arschloch hast eine andere! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
 

~*~
 

Scott lächelte gut gelaunt. Er war endlich wieder daheim. Das Ganze hatte nun doch nicht so lange gedauert wie er gedacht hatte. Gut gelaunt betrat er die Wohnung, blieb aber verdutzt stehen, als er die offene Tür zu seinem Büro sah. Er war sich ganz sicher, dass er abgeschlossen hatte und Gilbert wusste doch genau, dass er da nicht rein sollte. Nun doch etwas genervt ging er in den Raum und tatsächlich stand da Gilbert hinter dem Schreibtisch und starrte gebannt auf den Laptopbildschirm. „Gilbert! Was machst du hier?“ Sofort drehte sich der Preuße zu ihm und der Blick, den er im Gesicht hatte ließ Scott zusammenzucken. So wütend hatte er ihn noch nie angesehen. Noch nicht einmal bei ihren schlimmsten Streiten.
 

„Was ich hier mache? Was machst du die ganze Zeit? Was soll das hier, hm?“

Langsam ging Scott auf ihn zu und sah auf den Bildschirm, der allerdings nichts zeigte außer der Kennworteingabe mit einem Fehlversuch. „Das? Das ist ein Passwort. Was soll das? Ist das alles ein Scherz? Wenn ja ist das nicht lustig.“ Doch Gilbert lachte nicht oder entschuldigte sich für den danebengegangenen Scherz. Nein, seine Augen weiteten sich und er sah Scott an, als hätte der etwas unglaublich Schlimmes gesagt.

„Ich bedeute dir doch überhaupt nichts! Du verdammtes Arschloch hast eine andere! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
 

„Was? Ich… Was soll das denn jetzt? Und wie kommst du überhaupt. Ich hab keine andere. Ich mag nur dich. Und du bedeutest mir mehr als alles andere.“ Sanft legte der Schotte eine Hand auf Gilberts Wange und sah ihn besorgt an. „Stimmt irgendetwas nicht?“

Doch seine Hand wurde mit voller Wucht zur Seite geschlagen und auf seine Frage bekam er auch keine wirkliche Antwort.
 

„Ich habe genug verdammt noch mal! Ich bin nicht dein Spielzeug! Such dir doch einen anderen naiven Idioten, den du verarschen kannst.“
 

~*~
 

Scott kam ihm noch näher und es kostete eine Menge Überwindung nicht zurückzuweichen, aber er durfte keine Schwäche zeigen. „Was denn? Dachtest du wirklich, du bedeutest mir etwas? Dachtest du wirklich, dass das mit uns ernst ist?“, spottete der Schotte mit einem verhöhnenden Grinsen und legte dann eine Hand auf seine Wange. „Du bist wirklich niedlich. Wer so naiv ist, verdient es nicht anders, als ausgenutzt zu werden.“

So fest er konnte schlug Gilbert die Hand von sich und machte ein paar Schritte zurück. Er würde sich das nicht gefallen lassen. „Ich habe genug verdammt noch mal! Ich bin nicht dein Spielzeug! Such dir einen anderen naiven Idioten, den du verarschen kannst.“

Scott schritt erneut auf ihn zu und Gilbert wich immer weiter zurück, bis er die Wand am Rücken hatte. „Du glaubst wirklich, dass du kein Spielzeug bist. Das ich nicht lache. Du warst nie etwas anderes für mich. Ein Spielzeug und ein guter Fick, mehr nicht. Weißt du um ehrlich zu sein konnte ich dich noch nie leiden. Du bist laut, nervig und vollkommen unattraktiv. Ich hasse dich.“ Kurz vor ihm blieb Scott stehen und sein Blick war nun nicht mehr amüsiert, sondern eiskalt und hasserfüllt. „Wenn es nach mir ginge, dann könntest du sterben. Niemand braucht dich.“
 

Gilberts Augen weiteten sich und es fühlte sich an, als würde sein Herz zerbrechen. Er stieß Scott zur Seite und rannte an ihm vorbei aus dem Haus. Einfach weg, so schnell wie möglich weg von ihm. Irgendwohin.

Nach einigen Minuten kam er auf einer kleinen Wiese an den Klippen an und sah an die Kante. Dort lagen schwere Steine, die an Seilen befestigt waren. Was auch immer die hier suchten, das kam ihm gerade Recht. Scott hasste ihn. Er wollte nicht mit ihm zusammen sein. Er hatte ihn nie geliebt. All die Zeit hatte er ihn betrogen.
 

~*~
 

Als Scott noch einen Schritt machte wich Gilbert hektisch zurück, als hätte er Angst vor ihm. Was zur Hölle ging hier vor sich. So verhielt sich der Andere doch sonst auch nicht. Und für einen Scherz ging das doch mittlerweile zu weit. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

„Hör zu, Gilbert. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nicht böse, dass du hier rein bist. Lass uns einfach in Ruhe darüber reden, ja? Und wenn du grade gar nicht in meiner Nähe sein willst, dann rufe ich Ludwig an und er holt dich ab.“ Denn alleine würde er Gilbert in diesem seltsamen Zustand sicher nicht auf die Heimreise schicken.

Plötzlich sah ihn der andere an, als hätte er ihm ins Gesicht geschlagen und Scott war wie erstarrt. Was tat er falsch? Er versuchte doch sein Bestes. Als Gilbert losrannte reagierte er zu spät und so war der andere schon aus dem Raum. „Verdammt! Gilbert! Bleib hier!“ Sofort rannte er los, versuchte Gilbert nicht aus den Augen zu verlieren. Als sie an den Klippen ankamen wollte er sofort zu Gilbert rennen, doch eine Gestalt in den Bäumen ließ ihn anhalten. Das war doch… Eindeutig.
 

„Cràdh“, zischte er eiskalt und die Gestalt wandte sich ihm zu, sah ihn mit schlangenartigen grünen Augen an. „Schottland…“ Die langen roten Haare begannen wurden scheinbar von einem Windstoß erfasst, standen dann in alle Richtungen ab. „Es ist zu spät. Er ist meine Beute und du kannst nichts dagegen tun. Er kann nicht mehr klar denken.“ Das Gesicht der jungen Frau verzerrte sich zu einer grausamen Fratze und ihr Grinsen entblößte nun zahlreiche scharfe Zähne.

„So viel Leiden… Hätte ich gewusst, dass das Leiden eines Landes so köstlich ist, hätte ich und deine Brüder schon lange infiziert. Aber erst einmal reicht er mir vollkommen. Sein Leiden wird genug Nahrung für Monate sein.“

Verdammt. Wie hatte er nur nicht daran denken können. Eine Cràdh. Deshalb hatte sich Gilbert also so seltsam benommen. Er musste diese Kreatur berührt haben und unter den Halluzinationen gelitten haben. Und es gab nur einen Ausweg aus der ganzen Sache. Er musste dieses Ding töten… Warum war Arthur jetzt nicht hier, wenn man ihn brauchte? Der Kleine war viel besser im Umgang mit übernatürlichen Dingen. Aber für seinen Freund würde er sich jeder Bestie entgegenstellen.

Er zog einen kleinen Dolch, was die Cràdh nur zum Lachen brachte. „Du willst mich umbringen? Ich bin unsterblich, Idiot. Genau wie ihr. Stell dir nur vor, wie unglaublich groß sein Leiden sein wird, wenn er das feststellt da unten am Meeresboden ohne eine Möglichkeit wieder nach oben zu kommen.“

Scotts Augen verengten sich und er stürmte los. Gilbert war noch beschäftigt mit dem Festbinden der Steine und solange hatte er noch eine Chance das aufzuhalten. Er wusste genau, was ihn das kosten würde. Aber das würde ihn auch nicht aufhalten.

Er stürzte sich auf die Rothaarige und warf sie zu Boden, hob den Dolch und rammte ihn so fest er konnte in ihre Brust. „War das alles? Ich sagte doch ich bin unsterblich.“
 

Scott grinste schief und zog den Dolch wieder aus der Wunde heraus, hielt ihn an seine Hand. „In den Legenden steht geschrieben, man muss ein Opfer bringen, um dich zu töten. Man muss seine Denkfähigkeit aufgeben.“ Kurz atmete er durch und trennte sich dann mit einem Ruck den kleinen Finger ab, ließ das Blut aus der Wunde direkt in die des Cràdh laufen. „Der kleine Finger steht in alten Legenden für das Denken und das reicht als Opfer. Leg dich nicht mit den Kriklands an. Wir kennen euch besser, als ihr euch selbst kennt“, zischte er eisig, während die Wunde der Kreatur begann zu blubbern und das Fleisch von innen verätzt war.

Ein lauter, unmenschlicher Schrei war zu hören und dann explodierte der Körper unter ihm einfach. Gott. Endlich… Das würde den Bann lösen und… Scott drehte sich gerade rechtzeitig um, um mit anzusehen, wie sich Gilbert verwirrt umsah, das Gleichgewicht verlor und mit den Steinen an den Füßen hinab ins Meer fiel.
 

„Gilbert!“

So schnell er konnte rannte er hinterher und sprang in die Tiefen, den Dolch immer noch in der Hand. Sein Körper brannte wie verrückt, als er auf das Wasser knallte, aber er ignorierte den Schmerz. Hektisch sah er sich um und entdeckte auch schon Gilbert, der wie wild strampelte und versuchte nach oben zu kommen, aber nach und nach hinab gezogen wurde. So schnell er konnte schwamm er zu seinem Freund und schaffte es die Seile zu durchtrennen.

Wenige Sekunden später waren sie auch schon prustend an der Oberfläche angekommen. Sofort schloss Scott seinen Freund in die Arme, wollte ihn am liebsten nie mehr loslassen. „Oh mein Gott. Scott du bist verletzt! Dein Finger! Was zur Hölle ist überhaupt passiert? Da war dieses Mädchen und dann…“ „Shhh. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles wieder in Ordnung. Ich liebe dich.“

Gilbert sah ihn erst geschockt an bei diesen Worten, lächelte dann aber leicht. „Ich liebe dich auch… Und so romantisch es auch ist sich in der größten Fischtoilette der Welt den Arsch abzufrieren, wir müssen hier raus und in ein Krankenhaus.“
 

~*~

~*~
 

ScottxGilbert für meinen Bruder Tenn

Das Wesen hab ich übrigens wie sich einige dachten frei erfunden. Gab in der schottischen Mythologie einfach nichts passendes für mein Vorhaben ;)

Cràdh ist das gälische Wort für Leiden/Qual und der Cràdh soll wie man hier rausgelesen hat hoffentlich ein Wesen sein, dass sich vom Leiden der Menschen ernährt. Wenn es einen berührt, dann ist man in seinem Bann gefangen und es kann dem Leiden mit Haluzinationen nachhelfen.

Wem das hier gefällt der kann ja auch mal in meine anderen Adventskalender FFs reinsehen *Werbung mach*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tenn
2011-12-14T17:34:52+00:00 14.12.2011 18:34
Es ist L I E B E ♥
Danke <3


Zurück