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Alles Trans* normal

von

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Wir redeten lange. Oder kam es mir nur so vor? Sie besprachen Sachen, die mit Scheidung zutun hatten. Und eigener Wohnung, Anträge auf Hartz4 und allerlei Sachen, die wichtig für die Zukunft waren.

Zukunft...

Das machte mir erneut Angst. Oh man, ich hatte echt wegen jedem Pups Angst, merkt ihr das?

Aber mal ehrlich... Ich war bei Yoon, er ließ sich von Dennis scheiden, wegen mir! Er wollte sich eine Wohnung suchen mit Daniela. Mir war natürlich klar, dass er nicht sofort sagte "Ich zieh mit Mike zusammen!". Das wäre doch etwas verfrüht, so am ersten Tag.

Aber die Zukunft machte mir dennoch Angst. Jetzt war es offizieller als sonst. Ich und Yoon waren ein Paar (eines ohne ersten Kuss). Dennis war Geschichte und ich war die Zukunft. Seine Zukunft. Und er meine.

Aber ich kam mir auf einmal so verloren vor. Ich war jahrelang in meinem kleinen Zimmer von mir selbst eingesperrt gewesen, hatte kaum Kontakt zu irgendwem und verschwendete mein Leben mit Alkohol und Schlafen. Und jetzt plötzlich stand ich hier, im Garten von Yoons Vater. Wenn man aus der Ausfahrt sah, war dort ein riesiges Feld, mit hochgewachsenem Gras. Überall war Wald um uns herum. Unsere Nachbarn lebten auch in Bungalows, so wie alle in dieser Straße. Es war eine Einöde. Ich meine, ich fand es gar nicht schlecht, immerhin war ich nicht mitten in einer Großstadt gelandet. Aber diese Weite und diese Freiheit erdrückten mich etwas. Ich war es einfach nicht mehr gewöhnt.

Irgendwie war mir sogar nach Heulen zumute. Ich hatte jetzt alles, was ich wollte – nämlich Yoon – und doch brach zumindest für diesen Moment alles über mich hinein. Ich dachte, was für ein Idiot bin ich eigentlich, dass ich mir jetzt solche Gedanken mache? Ich bin doch dort, wo ich sein will. Warum bin ich dann nicht glücklich?

Ich beantwortete mir die Frage damit, dass es einfach die Angst ist, die das verhindere. Ich zwang mich einfach dem zuzuhören, was gesprochen wurde. Ich rauchte eine nach der anderen und schielte die ganze Zeit zu Yoon rüber.

Inzwischen registrierte mein Verstand, dass wir bald ins Bett gehen würden. Es war schon dunkel, ich glaubte es wäre so zwischen 10 oder 11 Uhr abends. Und ich war hundemüde. Aufregung vertrug sich einfach nicht mit Schlaf. Ich spinnte den Gedanken an Schlafen weiter und fragte mich, ob wir in einem Bett schlafen würden. Natürlich würden wir das, in den Wohnwagen da passen unmöglich zwei Betten rein... oder?

Ich war mir unsicher. Immerhin war seine Freundin Daniela auch noch da. Und die schlief glaubte ich auch hier. Schliefen wir alle drei in einem Bett? Ich und Yoon in einem oder gar alle drei in verschiedenen?

Und wenn ich und Yoon wirklich in einem Bett schliefen... hätte ich den Mumm, mich an ihn zu kuscheln? Ihn von hinten zu umarmen, meine Arme um ihn zu schlingen, ihn an mich zu drücken? Oder würde ich feige in einer Ecke und er in der anderen schlafen? Wir hatten oft darüber geschrieben, wie es wohl ist, wenn wir zusammen sind. In meiner Wunschvorstellung liege ich genau so, wie ich es eben beschrieben hatte. Manchmal tröstete ich ihn sogar damit, wenn es ihm sehr schlecht ging. Und fragte dann, ob er meinen Atem in seinem Nacken spürt.

Was für eine schöne Vorstellung.

Und ehe ich mich versah, war es dann soweit. Ich war so aufgeregt als sich alle eine gute Nacht wünschten. Yoon, Daniela und ich verschwanden im Wohnwagen. Er war wirklich ziemlich klein. Rechts neben dem Eingang war ein kleines Bett, auf das Daniela sich gleich setzte. Ich will jetzt nicht bösartig klingen, aber ich fragte mich ernsthaft, wie das Bett dieses Gewicht aushielt. Links vom Eingang war eine kleine Küchenzeile, die aber nicht als solche gebraucht wurde. Es stand ein Flachbildfernseher darauf. Wenn man nach vorne guckte, waren dort Schränke die zum bersten voll mit allem Möglichen waren. Und am Ende des kleines Ganges zwischen Küchenzeile und Schrank war ein größeres Bett.

Darin würden er und ich also schlafen. Mein Herz pochte, ich fühlte es sogar in meinen Händen. Yoon setzte sich aufs Bett und unterhielt sich etwas mit Daniela. Ich setzte mich zu ihm. Und prompt kam das nächste Problem – ich musste mich irgendwie ausziehen. Natürlich nicht ganz nackt, das wollte ich nicht vor Yoon und vor allem nicht vor seiner Freundin. Nur den Pulli, den ich trug. Das T-Shirt darunter würde ich anbehalten. Die Hose war eher das Problem. Ich hatte dabei zwei Schwierigkeiten: Erstens würden sie meine dürren Beine sehen, wenn ich die Socken auszog auch meine seltsamen Füße. Und Zweitens... ich hatte einen ziemlich großen Packer in der Unterhose (eine Art Penis-Prothese). Ich hatte Angst, dass ich damit lächerlich wirke. Und irgendwie wünschte ich mir, ich hätte mir einen kleineren bestellt.

Yoon zog sich dann aus. Er entkleidete sich obenrum bis zur Brustbinde. Ich war fasziniert und beeindruckt, weil er ich dachte, er hätte mehr Hemmungen. Er zog sich dann ein Schlafhemd an. Seine Hose zog er auch sofort aus. Er hatte einen wesentlich kleineren Packer, das konnte ich sehen (Ups, hab ich ihm echt zwischen die Beine gestarrt?). Ich folgte dann seinem Beispiel, auch wenn ich mich nicht bis auf die Brustbinde entkleidete.

Es wurden Kommentare gemacht über meine Beine – aber nicht wie ich befürchtet hatte, weil sie so dünn waren. Eher über die wuchernde Behaarung. Ich war und bin sehr stolz darauf, dass ich auch vor dem Testosteron ziemlich behaart war. Und ich freute mich, dass es Yoon auffiel.

Ich weiß nicht mehr, was wir in der Nacht noch beredet hatten. Ich glaube, ich habe sogar den Mund etwas aufgekriegt.

Aber eins weiß ich. Als das Licht ausging und wir uns hinlegten, habe ich Yoon von hinten umarmt. Meine Arme um ihn geschlungen und ihn an mich gedrückt. Selbst, dass er meinen Atem nicht spüren konnte, weil ich zu klein war um ihn dort zu erreichen, war nicht schlimm (auch wenn es schöner gewesen wäre). Ich küsste seinen Rücken. Ich war in dem Moment glücklich. Die ganze Zeit über war ich angespannt. Nun war ich die Entspannung in Person. Und da fiel mir zum ersten Mal auf, wie gut er roch.

Ich lag noch lange wach und habe ihn einfach nur gehalten. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Selbst als ich Rückenschmerzen bekam, ließ ich ihn nicht los. Ich bekomme immer Rückenschmerzen, wenn ich eine Weile in der gleichen Position liege. Ich glaube, das lag an meinem Untergewicht.

Aber es war mir egal. Ich hielt ihn, sog seinen Duft ein, horchte seinem Atem und spürte mein Herz wild schlagen. Es war wie der wunderschönste Traum den man haben kann. Nur, dass es kein Traum war. Sondern meine Zukunft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-12-12T13:27:05+00:00 12.12.2011 14:27
Die schönste Zukunft aller Zeiten,
auch wenns hart war/wird.
Ich bin überglücklich mich für dich entschieden zu haben
*lächel*
*kiss*
Liebe dich <3


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