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I´ve got nothing...

but love for you
von

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Lektion zwei: Ansprechen

„Wenn du den Leim noch langsamer auf der Tapete verteilst, ist er trocken, bevor wir sie an die Wand kleben können..“ nörgelte Kai mit in die Seite gestemmten Händen und seinen üblichen strengen Blick, von dem ich das Gefühl hatte, dass er ihn extra für mich erfunden hatte.

Ich gebe zu, dass sich mein Elan in Grenzen hielt und ich nichts lieber tun, würde als dem Brünetten seinen Mund zuzukleben. Das wäre zwar irgendwie eine Schande, aber ich half ihm schon seid über zwei Stunden sein Wohnzimmer neu zu tapezieren und wir waren noch immer nicht fertig.

Gerade einmal die Hälfte des Wohnzimmers war neu verkleidet. Ich hatte schon lange keine Lust mehr und ich glaube, dass das Kai nicht verborgen blieb.

„Wie wäre es zur Abwechslung mit einer Pause..?“, fragte ich so hoffnungsvoll ich konnte.

„Wie wäre es zur Abwechslung mit Arbeiten ohne sich alle fünf Minuten zu beschweren..?“

Manchmal hatte er einen richtig grausamen Humor. Doch ich fügte mich in mein Schicksal und befestigte mit Kais Hilfe die nächste Bahn an der Wand.

Gelangweilt strich ich die Tapete fest, so wie es mir der Brünette gezeigt hatte. Mehr oder weniger.

Plötzlich ging er ohne ein Wort in die Küche und ließ mich auf einer Trittleiter stehend allein zurück. Ganz toll.

Missmutig stieg ich die Leiter hinab und bestrich die auf dem Tapeziertisch liegende Bahn mit Leim. Ich war bis zur Hälfte fertig, da kam Kai mit einem Tablett zurück ins Wohnzimmer, dass er wie selbstverständlich auf einer Hand balancierte.

Für einen flüchtigen Moment hatte ich Angst, dass er meine Multitasking Fähigkeiten testen wollte, und ich gleichzeitig tapezieren und das Tablett halten sollte, um meine Fertigkeiten als Kellner zu verbessern. Ich hatte schon Probleme mir im Gehen ein Hemd richtig zuzuknöpfen. Noch schwierigere akrobatische Übungen würden in einem Desaster enden.

„Guck nicht so verstört, sonst machen wir wirklich ohne Pause weiter..“ riss mich der Koch aus meinen stetig bildlicher werdenden Befürchtungen. Innerlich atmete ich erleichtert auf und gestattete mir anschließend einen neugierigen Blick auf das Tablett, welches Kai auf dem Couchtisch abgestellt hatte.

Neben zwei Gläsern, in denen ich kalten grünen Tee vermutete, befand sich ein großer Teller mit in Nori eingewickelten O-Nigiri darauf. Die etwa handtellergroßen Reisdreiecke sahen mehr als appetitlich aus. Mir lief förmlich das Wasser im Mund zusammen.

Anscheinend hatte Kai doch Erbarmen mit mir oder ich hatte ihn lange genug genervt. Ich ging aus einer Mischung aus beidem aus.

„Greif ruhig zu. Ich habe sie heute Morgen frisch zubereitet..“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich ließ den Pinsel in meiner rechten Hand los und nahm mir eines der O-Nigiris. Wenn sich mein netter Nachbar schon solche Mühe gegeben hatte, konnte ich nicht unhöflich sein und sein Essen verschmähen. Mir persönlich hätte ein schlichtes Sandwich gereicht, aber da ich heute noch nichts gegessen hatte, kam mir dieser Zwischensnack sehr gelegen.

„Schmeckt wirschlisch gut..“, nuschelte ich, während ich das O-Nigiri mit zwei Bissen verspeiste und mir gleich darauf noch eines nahm.

Kai bedachte mich mit einem verhaltenen Schmunzeln. „Das sehe ich..“ war sein schlichter Kommentar dazu, bevor er sich eines der Gläser nahm und einen kleinen Schluck trank.

Stille entstand, die ich zwar nicht als unangenehm empfand, trotzdem hatte ich das Bedürfnis mich mit dem manchmal schüchternen Koch zu unterhalten.

„Hascht do koinen Homga..?“, fragte ich deshalb freundlich, weil er bisher nichts angerührt hatte.

„Nein, du kannst alles essen, wenn du willst..“, versicherte er, während ich mir meinen dritten O-Nigiri nahm und es genauso genüsslich verputzte, wie die Beiden davor.

„Bischt do sischa..?“

„Ja, nur hör auf mit vollem Mund zu reden. Du hörst dich an wie ein Betrunkener, der auf seiner Socke rum kaut..“ merkte er mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Tscholdischong..“, murmelte ich und schluckte den letzten Bissen meines Snacks herunter. Danach griff ich nach dem anderen Glas, um ein bisschen zu trinken.

„Können wir dann weiter machen..?“, wollte Kai abwartend wissen. Dem sollte jemand dringend den Begriff Pause erläutern. Wie gut, dass er mich kannte.

„Das waren gerade einmal fünf Minuten. Eine ordentliche Pause dauert gefühlte fünfzehn Minuten..“. Das bedeutete bei mir mindestens eine halbe Stunde.

„Aber umso eher sind wir fertig und ich kann alles aufräumen..“ beharrte mein Gegenüber, wobei sein Blick durch den Raum schweifte.

„Bist du immer so ein Arbeitstier? Entspann dich. Die nackten Wohnzimmerwände werden vor Scham schon nicht rot anlaufen..“ witzelte ich und zwinkerte Kai grinsend zu.

„Ich bin entspannt. Wenn ich alles erledigt habe und ich meine Freizeit wieder sinnvoll nutzen kann..“ redete er sich raus. Ich glaubte ihm kein Wort.

„Was machst du denn, wenn du frei hast und keinen deiner Nachbarn versklaven kannst..?“, fragte ich trocken, während ich das halb leere Glas auf das Tablett zurückstellte.

„Dass was alle machen..“ lautete seine sehr einfallsreiche Antwort.

„In einen Swingerklub gehen und sich auspeitschen lassen..?“ warf ich ironisch ein.

„Ja! Nein!!!!! In SOLCHE Klubs gehe ich nicht..“ haspelte er sichtlich verlegen vor sich hin und ich konnte sehen, wie sich ein zarter Rotton auf seine Wangen legte. Für einen erwachsenen Mann ließ er sich relativ leicht in Verlegenheit bringen. Doch ich verzichtete ausnahmsweise darauf ihn weiter zu necken. Obwohl mir die schüchterne Seite an ihm irgendwie gefiel.

„Aber du gehst in normale Klubs oder Discos..“ stellte ich mehr fest als das ich fragte, woraufhin der Koch ein ausweichendes „Ab und zu..“ von sich gab.

„Du lässt es echt krachen was..?“ spöttelte ich, da mir klar war, dass Kai genauso oft feiern ging, wie ich zum Zahnarzt. Und wahrscheinlich taten wir das beide mit dem selben flauen Gefühl im Magen.

„Ich bin eben kein Partygänger. Zwischen so vielen aufgedrehten Menschen komme ich mir fehl am Platz vor und ich weiß auch nie, was ich machen soll..“ gestand er achselzuckend, seinen Blick betont interessiert auf sein Glas gerichtet. In diesen Moment konnte ich mir lebhaft vorstellen, wie sich Kai in einer Diskothek verhielt.

„Das, was alle machen. Dich unterhalten und Spaß haben..“ entgegnete ich leichthin. Das war schließlich das Einfachste auf der Welt.

„Dazu müsste ich einen Gesprächspartner haben..“

„Sprich jemanden an, der dir sympathisch ist..“ gab ich gelassen von mir, was der Brünette mit einem zweifelnden und wenig überzeugten Blick kommentierte.

„Dann warte, bis dich jemand anspricht. Du wurdest doch sicher schon einmal angesprochen..?“ fragte ich mit einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen.

„Ja..schon..“ folgte seine gedehnte Antwort.

„Siehst du. Und ist ein Gespräch draus geworden..?“

„Nein, die Dame ging weiter, nachdem ich gesagt habe, dass ich kein Abo für das neuste Frauenmagazin brauche..“, erwiderte er allen Ernstes und ich fragte mich, ob er mich absichtlich auf den Arm nahm oder, ob ihn tatsächlich noch niemand anderes außer Zeitschriften Verkäufer in der Fußgängerzone angesprochen hatten.

„Wenn das so ist, werden wir das jetzt üben..“, verkündete ich frohen Mutes. Wir hatten schließlich eine Abmachung.

„Das bringt doch nichts..“ wehrte Kai seufzend und mit einem Kopfschütteln ab.

„Vertrau mir. Stell dir einfach vor du wärst in einer Diskothek. Die Tanzfläche ist voll. Die Musik dröhnt aus den Boxen und ich steh an der Bar..“

„Genau da hätte ich dich vermutet..“, stichelte er, was ich großzügigerweise überhörte.

„Du sollst mich ansprechen..“, rief ich ihn in Erinnerung, wobei ich mich leicht gegen den Tapeziertisch hinter mich lehnte.

Ich wartete und sah den Koch lächelnd an, um ihn seine Scheu zu nehmen. Er öffnete tatsächlich den Mund, schloss ihn jedoch genauso geräuschlos wieder. Dann sank sein Blick zum Boden.

„Was ist? Du musst schon was sagen. Lippenlesen ist in einer dunklen Diskothek nicht möglich..“

„Hey..“ erklang es ganz leise, dass ich fast glaubte, mich verhört zu haben.

„Lauter. Die imaginäre Musik ist so laut, dass ich dich nicht verstehe, wenn du wie eine Maus vor dich hin piepst..“ forderte ich ihn unbeirrt auf und erreichte dadurch, dass er seinen Kopf hob. Allerdings bedachte er mich mit einem Blick, der mehr sagte als tausend Worte.

„Okay, wir machen es anders. Ich spreche dich an..“. Ich würde nicht aufgeben, bevor Kai ein annähernd unterhaltsames Gespräch aus dem Stegreif von sich geben konnte. Denn das er es konnte, hatte er mir schon etliche Male bewiesen. Zumindest konnte er einen gut herumkommandieren. Da war es bis zum Small Talk nur noch ein Katzensprung.

„Du verschwendest deine Zeit. Lass uns lieber weiter tapezieren..“ tat der Kleinere niedergeschlagen kund. Er lief mit hängenden Schultern auf den Tapeziertisch zu, zog den leicht angeklebten Pinsel von der Tapetenbahn und tauchte ihn in den Leim.

„Nicht so schnell. Gib mir wenigstens den einen Versuch..“ bat ich zuversichtlich. Ich lächelte ihn gewinnend an und wurde mit einem ergebenen Nicken belohnt.

Nun würde ich ihm zeigen, wie leicht es war mit anderen ins Gespräch zu kommen.

„Hi, bist du alleine unterwegs..?“, fragte ich ihn sogleich charmant. Es kam mir zwar selbst ein bisschen komisch vor, aber mir blieb nichts anderes übrig.

„Äh..scheint so..“ war Kais perplexe Antwort. Er schien weiterhin skeptisch zu sein.

„Deine Antworten müssen länger sein, dann kann dein Gesprächspartner besser darauf eingehen..“, erklärte ich geduldig, um ihm auf die Sprünge zu helfen.

„Aber mir fällt nie etwas ein..“

„Sei spontan. Sag das, was dir als Erstes in den Sinn kommt..“ richtete ich Mut machend an den Brünetten, ehe ich das Gespräch fort führte als wäre nie etwas gewesen.

„Kommst du oft her..?“.

„Ich wohne hier..“

Fahrig strich ich mir durch die Haare und konnte gerade noch ein verzweifeltes Seufzen unterdrücken. Denn ich wollte dem Koch nicht zeigen, dass ich mit meinem Latein beinahe am Ende war. Warum stellte er sich manchmal nur so kompliziert an?

„Hm..wir müssen zu Plan B übergehen..“ redete ich mehr mit mir selbst, nachdem ich mich kurz am Hinterkopf gekratzt hatte.

„Es gibt einen Plan B..?“. Hörte ich Kais ungläubig Stimme neben mir.

„Ja, und der klappt immer. Also fast immer. Du musst lediglich jemanden zum Tanzen auffordern..“. Schlagartig verdüsterte sich das Gesicht meines Nachbarn.

„Ich kann nicht tanzen..“, teilte er mir kurz angebunden mit, während er begann die Tapetenbahn mit Leim zu bestreichen. Für ihn war das Thema anscheinend beendet. Für mich nicht.

„Jeder kann tanzen..“, flötete ich unerschrocken.

„Hast du den Film Grease gesehen..?“.

„Nö..“. Ich bin schwul, aber keine Frau.

„Sieh ihn dir an und du wirst deine Ansichten überdenken..“ brachte er gelassen über seine Lippen, ohne aufzuhören den Pinsel über die Tapetenbahn streichen zu lassen.

„Mag sein, aber in einer Disco achtet sowieso niemand darauf, wie getanzt wird, sonst würden viele Tabletten gegen unkontrollierte Zuckungen bekommen..“ Das war die schonungslose Wahrheit.

„Muss ich hier mit dir tanzen, wenn ich dich gefragt habe..?“, wollte Kai argwöhnisch wissen, nachdem ich ihn sekundenlang penetrant angesehen hatte.

„Nein..“, log ich so dreist ich konnte und stützte mich dabei auf dem Tapeziertisch links von mir ab. Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf. Ich war froh die Diskussion hinter mir zu haben und zum Tanzen würde ich Kai ebenfalls kriegen.

„Deine Hand..!“.

„Etwas origineller könntest du schon sein..“. Da ging es ja beim Militär freundlicher zu.

„Deine Hand liegt auf der bekleisterten Tapete..“, informierte mich der Brünette nüchtern, sodass sogar ich verstand, was er von mir wollte.

Erst jetzt wurde mir die zähe Konsistenz des Leims unter meiner Handfläche bewusst. Reflexartig zog ich meine Hand hoch, doch, anstatt das sich die Tapete löste, riss ich ein großes Stück heraus.

„Verdammt..“, fluchte ich vor mich hin und fing an meinen Arm wild auf und ab zu schütteln, um den Fetzen los zu werden. Dass das nichts half, stellte ich ziemlich schnell fest. Zu allem Überfluss hatte sich der überstehende Tapetenrest so verdreht, dass die klebrige Seite an der Oberseite meines Unterarmes hängen geblieben war.

„Hör auf herumzufuchteln, sonst wird es nur noch schlimmer..“ schritt Kai energisch ein, bevor ich einen erneuten Versuch beginnen konnte, wie ein flugunfähiger Vogel um mich zu schlagen.

„Halt still. Noch ist der Leim nicht trocken. Also werde ich ihn in einem Ruck abziehen. Das geht ganz schnell..“ verkündete er gelassen und griff gleichzeitig nach dem Tapetenrest auf meinem Arm.

„Das tut garantiert weh..“

„Quatsch, das ist, wie wach sing..“

„Wach sing tut WEH!!!“ machte ich Kai alles andere als begeistert aufmerksam. Woher ich das wusste, behielt ich allerdings lieber für mich.

„Sei keine Memme. Du musst an die Vorteile denken..“ redete der Koch beruhigend auf mich ein.

„Und die wären?“

„Du bekommst eine Haut, die weich ist wie ein Baby Popo..“

„Ich will nicht, dass sich mein Arm wie das Hinterteil eines Säuglings anfühlt..!“.

Kai hatte eindeutig zu viel Werbung geguckt und dann noch die falsche.

„Hör auf zu jammern. Die Tapete muss ab..!“ gab er unnachgiebig von sich, was mich schlucken ließ.

„Ich zähle bis drei und dann zieh ich..“ fuhr er fort und lächelte mich vertrauenswürdig an.

„Bis drei?“

„Bis drei..“ bestätigte der Kleinere mir. Ich atmete tief durch und im gleichen Augenblick spürte ich einen brennenden Schmerz au meinem Arm.

„Scheiße!!! Du wolltest zählen. Du hast nicht einmal eins gesagt..“ zischte ich mein Gegenüber mit zusammengepressten Lippen und tränenden Augen an.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich laut zählen werde..“ eröffnete er völlig ruhig.

Was für ein Sadist.

Ich wimmerte wehleidig, während er damit beschäftigt war den Tapetenfetzen zu entsorgen. Ein bisschen Mitgefühl für mich würde ihn sicher nicht umbringen. Das war immerhin alles seine Schuld!.

„Hier, das kühlt..“ wie aus dem Nichts wickelte Kai ein feuchtes Tuch um meinen geröteten Unterarm und strich sogar ganz leicht über den Stoff.

„Tut mir leid. Ich hoffe, ich habe dir nicht zu sehr weh getan..“ verließ es beinahe schon reumütig die Lippen des Kochs. Er lächelte mich sogar verzeihend an. Endlich bekam ich das Mitleid, was mir zustand.

„Es geht schon wieder..“ Natürlich tat es noch weh. Es fühlte sich an wie ein Waldbrand. Nur ohne Wald. Dafür brande es umso mehr. Doch wenn Kai mich so ansah, konnte ich mich schlecht beschweren und ihm ein schlechtes Gewissen machen.

„Ich denke, für heute hast du mir genug geholfen. Den Rest schaffe ich allein..“ brachte er sacht lächelnd über seine Lippen, was mich nur verwundert blinzeln ließ.

„Bist du sicher? Aber dann verbringst du den ganzen Tag mit tapezieren..“ machte ich ihn aufmerksam.

„Das macht nichts. Ich habe heute sowieso nicht anderes vor..“. Es sollte wohl beiläufig klingen, aber ich hörte sehr deutlich einen Anflug von Traurigkeit heraus.

„Doch nun schon. Du hast eine Verabredung mit mir..“. Die Worte glitten wie von selbst aus meinem Mund. Kai schaute mich erstaunt an und ließ vor Schreck seine Hand still auf meinem Arm ruhen.

„Du willst mit mir ausgehen..?“, schien er sich vergewissern zu wollen, dass er sich nicht verhört hatte.

„Klar, so kann ich dir gleich noch Tanzen beibringen..“. Ich gebe zu, dass das nur ein Vorwand war, aber mein Gegenüber schien es mir abzukaufen und lächelte mich sogar warmherzig an. Sodass seine Grübchen zum Vorschein kamen. Kai konnte richtig süß sein, wenn er nicht immer so ernst wäre.

„Das wirst selbst du nicht schaffen. Ich habe zwei linke Füße..“ gab er selbstironisch von sich und schon war sein Lächeln wieder verschwunden.

„Es kommt nicht nur auf die Füße an. Viel wichtiger ist die Koordination mit deinem Tanzpartner, der Körperkontakt und..“ begann ich drauf los zu reden. Gleichzeitig zog ich Kai zu mir, legte meine Arme um ihn und bewegte mich ein paar Schritte gemeinsam mit ihm durch den Raum. Dankt des Überraschungsmomentes ließ er alles mit sich geschehen und sah mich lediglich verlegen an.

„Das Rhythmus..gefühl..“, beendete ich meinen Satz, ohne unseren Blickkontakt zu lösen.

Unsere Gesichter waren sich so, wie noch nie zuvor. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut fühlen. Aber was ich noch viel stärker wahrnahm, war das Schlagen seines Herzens. Es raste förmlich in seiner Brust, obwohl wir mittlerweile wieder still auf einer Stelle standen.

Das Verrückte war, dass mein Herz genauso schnell schlug und sich noch dazu ein Kribbeln in meinen Magen ausbreitete.

Mein Blick wanderte über Kais gleichmäßiges Gesicht. Von seinen dunkelbraunen Augen, über seine markanten Wangenknochen, bis er auf seinem wohlgeformten Mund ruhen blieb.

Ich schluckte trocken und sah aus den Augenwinkeln, wie der Brünette seine Lider schloss.

Eine stumme Erlaubnis und Aufforderung zugleich.

Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an irgendwelche Bedenken, sondern näherte mich langsam den verlockenden Lippenpaaren, die nur Millimeter von mir entfernt waren.

Plötzlich wurde es dunkel. Dabei war es mitten am Tag. Noch bevor ich mich weiter wundern konnte, fiel eine Bahn Tapete auf uns herab, die ich anscheinend nicht gut genug festgestrichen hatte. Konnte es einen passenderen Moment geben, um von einer heimtückischen Papierrolle angegriffen zu werden?

„Was zum..?“, vernahm ich Kais verwunderte Stimme. Er hatte also auch bemerkt, dass wir im Dunkeln standen. Wenn es nicht so ein magischer Augenblick gewesen wäre, hätte ich es vielleicht lustig gefunden und darüber lachen können.

Ich schnaufte frustriert, ehe ich die Arme hob und die Tapetenbahn von unseren Köpfen nahm. Entschuldigend lächelte ich den Kleineren an, welcher jedoch verlegen weg sah und versuchte durch seine Haare seine roten Wangen zu verbergen.

„Wir waren mit unserem Tanz noch nicht fertig..“, stellte ich unerschrocken fest, um die peinliche Stille zu vertreiben. Wenn es mir einmal gelungen war Kai so nahe zu kommen, würde ich es ganz bestimmt auch ein zweites Mal schaffen.

Ich streckte meine Hand aus, in dem Versuch die Seine zu ergreifen. Aber der Brünette war schneller und wich mir aus.

„Das halte ich für keine gute Idee..“, erwiderte er nicht sonderlich überzeugend.

„Doch, das ist die Beste, die ich je hatte..“, versicherte ich lächelnd und griff noch einmal nach ihm. Ich erwischte das Handgelenk des Kochs.

„Nein Kazuki. Ich will nicht..“ wehrte er energischer ab. Es entstand ein kleines Gerangel, bei dem ich Blindlinks ein paar Schritte rückwärtsging, bis ich mit meinem rechten Hacken gegen etwas stieß. Ich geriet ins Straucheln und ließ Kai reflexartig los. Das Nächste, was ich spürte, war ein stechender Schmerz am Hinterkopf.

„Kazuki!“ hallte seine Stimme mir entgegen, als wäre er weit weg. Dann verschwamm alles um mich herum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gedankenchaotin
2012-10-09T21:05:42+00:00 09.10.2012 23:05
Ja aber echt.. blödes Stück Papier..
aber Kai ist ein kleiner Sadist.. gefällt mir. *grins*Auch wenn Kazuki das eigentlich so gar nicht verdient hat, aber egal.. gef+ällt mir trotzdem. oô

Jetzt kann Kai ihn ja erstmal ein wenig gesund pflegen, sobald er ihn wieder zu Bewusstsein bekommen hat. *kai angrins* Komm schon, so eine kleeeeeine Mund-zu-Mund-Beatmung kriegst doch sogar du hin oder nicht? *kicher*

LG Le Chibi
Von:  Morumotto
2012-10-08T22:55:52+00:00 09.10.2012 00:55
Argh dieses kleine böse Stück Papier!!!
Walzt einfach wo die Romantik platt.
Dabei war es gerade so schön, und ich liebe es wie niedlich schüchtern Kai ist.
Dass Kazuki Kai bei seinem 'problem' helfen will ist einfach Zucker.
Schade ist nur , dass sich Kai sich so sehr dagegen wehrt.
Ich hoffe nur noch das er es nicht mehr allzu lange tun wird, wobei es so auch ganz spannend ist.
LG morumotto


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