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Dark Night's Kiss

von

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27. Kapitel

Als Emma seine Hand ergriff und sie beide alleine mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, musste Cayden zugeben, dass er nervös wurde.

Nicht etwa alleine deshalb, weil sie ihn begleitete – was für sich betrachtet schon ein großes Ereignis war – sondern auch weil sie, von seiner Putzfrau einmal abgesehen, die erste Frau war, die überhaupt seine Wohnung zu Gesicht bekam.

Vanessa hatte ihn zwar immer wieder dazu gedrängt, dass er sie ihr zeigen sollte, doch das hier war sein Reich. Sein Rückzugsgebiet.

Seine 'Frau' hatte hier absolut nichts zu suchen.

Umso froher war Cayden jetzt, dass er Emma in sein ganz persönliches Reich führen konnte, woran keine einzige Erinnerung an Vanessa haftete und sie hier somit die obersten Privilegien besaß, die er ihr nur bieten konnte.

In seinem Apartment war Cayden nicht verheiratet. In seinem Apartment war er die Persönlichkeit, die seinem Wesen noch am ehesten entsprach. Hier konnte er fast er selbst sein und das war ein gutes Gefühl.

Ein sanftes 'Pling' kündigte ihre Ankunft in der obersten Etage an und automatisch schloss sich Caydens Hand noch um eine Spur fester um die von Emma.

Was sie wohl von seinem kleinen Reich halten würde?

Die Fahrstuhltüren glitten lautlos auseinander und noch ehe sie auch nur einen Fuß in sein Apartment gesetzt hatten, ergoss sich der herrlich vertraute Duft von zarten Orchideen, vermischt mit dem Geruch von verschiedenen dunklen Hölzern und natürlichen Ölpolituren über sie.

Es war kein aufdringlicher Duft, der synthetisch hergestellt worden war, um ankommende Gäste zu begrüßen, oder mögliche unangenehme Gerüche zu überdecken, sondern viel mehr das natürliche Ergebnis der in dem Apartment vorkommenden Möbel, Pflanzen und Gegenstände.

Caydens feine Nase nahm auch noch den Duft von nährstoffreicher Humuserde wahr, der ihn an einen feuchten Waldboden erinnerte und mit seiner etwas herben Note zu einem seiner Liebsten Gerüche in dieser Wohnung gehörte. Doch für Emma dürfte der Duft so gut wie nicht wahrnehmbar sein. So wie für alle anderen Menschen auch nicht.

Durch den hell erleuchteten Fahrstuhl sah man nur die ersten paar Meter in den breiten Flur hinein, der viel mehr wie ein großer Raum wirkte, wenn man es nicht besser wusste und sich nun vor ihnen erstreckte, aber gerade das, war ein wunderbares Empfangsbild, wie Cayden immer wieder feststellen konnte.

Direkt vor dem Fahrstuhl lag ein blutroter Teppich, der gerade noch klein genug war, um die Sicht auf den spiegelnd schwarzen Marmorfußboden nicht zu versperren, welcher stets eine angenehme Wärme abstrahlte, da Cayden eine Fußbodenheizung hatte einbauen lassen.

Für gewöhnlich ging er Barfuß durch seine Wohnung.

Links und rechts vom Lift wurden sie bereits von den breit gefächerten Blättern seiner großen Farnpflanzen begrüßt, die in fast riesigen Vasen voll mit schwarzer Erde ihren Platz gefunden hatten.

Daher auch der für ihn so deutlich wahrnehmbare Duft nach Waldbodenerde.

Irgendwo am Ende des Flurs konnte man die Lichter der Stadt blitzen sehen, doch vielleicht sah auch nur Cayden sie.

Ein etwas unsicheres Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bis er Emma ansah und sich mit einem Mal absolut sicher war. Er wollte ihr sein Reich zeigen, egal was sie davon hielt.

Also küsste er ihren Handrücken und zog sie dann hinter sich aus dem Fahrstuhl auf den Teppich.

Als sich die Türen hinter ihnen beiden schlossen, war es dunkel um sie herum, weshalb Cayden ein Farnblatt zur Seite strich, um an einen der Lichtschalter zu kommen.

Als er ihn drückte begann der ganze Flur in einem kleinen funkelnden Sternenhimmel zu erstrahlen. Die winzigen weißen LEDs in der Decke machten es möglich, da sie sich in dem auf hochglanzpolierten schwarzen Marmor spiegelten und die Wände in tiefstem Dunkelrot erstrahlten, während die Decke vollkommen schwarz gestrichen worden war.

Am Tag sah alles eine Spur weniger beeindruckend aus, doch da er meistens ohnehin nachts hier zu Gange war, hatte er sich seine kleine Höhle genau nach seinen Bedürfnissen eingerichtet.

Präzise gesetzte Spiegel an den Wänden verstärkten den glitzernden Effekt der winzigen Lämpchen und vergrößerten den breiten Flur auch noch.

Wenn man eine Stufe hinunter gestiegen war, gab es rechts vom Fahrstuhl eine kleine Garderobe, wo Cayden Emmas Mantel auf einem Kleiderbügel aufhängte und auch er seine Schuhe auszog.

Links vom Fahrstuhl ging eine schwarze Tür ab, hinter der ein kleines Bad für mögliche Gäste oder Besucher lag, an das er sie jedoch einfach vorbei, weiter den sich leicht verschmälernden Flur entlang führte.

Er hätte sie bis ganz ans Ende und somit direkt in das riesige Wohnzimmer führen können, von wo aus die Lichter der Stadt nun durch die beeindruckende Fensterfront besser zu sehen waren, doch stattdessen führte er sie nach rechts, direkt in sein Schlafzimmer.

Wenn Emma es wollte, würde er ihr morgen eine ausführliche Führung durch sein Apartment geben, doch vorerst hatte sie oberste Priorität und dass sie endlich zu ihrem wohlverdienten Schlaf kam.

Caydens Schlafzimmer war nicht weniger beeindruckend, als es schon der Flur gewesen war. Überall war alles in dunklen Tönen, wie das bereits bekannte Schwarz und Blutrot gehalten. Auch hier war die Decke finster wie die Nacht, nur durchbrochen von kleinen weißen Lichtern, ebenso wie der riesige Kleiderschrank der sich links von der Tür bis fast zu den Fenstern erstreckte. Selbst das Gestell des großen Futonbettes an der gegenüberliegenden Wand erhob sich kaum von dem dunklen Meer der Einrichtung, doch dafür auf eine ganz andere Weise.

Caydens Bett stand auf einem Podest, ebenso wie die bequeme Couch vor dem breiten Fenster, die von riesigen grünen Topfpflanzen eingekesselt wurde und stets zum Faulherumliegen einlud.

Weiße Schaffellteppiche zu beiden Seiten des Bettes ermöglichten einen bequemen Zugang, und die indirekte Wandbeleuchtung hinter einer verschnörkelten Leiste an der Kopfseite, wies den Weg.

Der Raum an sich war groß. Viel zu viel Platz, wie man vielleicht glauben könnte und doch war er gemütlich, da sich viele kunstvolle Ölgemälde, zusammen mit Samuraischwertern und anderen Klingenwaffen auf nicht überladende Weise mit weiteren Grünpflanzen wie Efeu und Zierweinranken ablösten.

Eigentlich konnte Cayden gar nicht genug Pflanzen in seiner Wohnung haben, weshalb sich auch auf diversen Tischchen und Ablagen weitere tropische Pflanzen tummelten und selbst nahe an seinem Bett beeindruckend gewachsene Ficusbäume standen.

Im Gegensatz zum Flur war der Boden hier nicht aus schwarzem Marmor sondern dunklem, weichen Teppichboden, der den Füßen schmeichelte und vermutlich Caydens Putzfrau in den Wahnsinn trieb, aber für gewöhnlich ging hier niemand mit Schuhen ein und aus.

Wie alles in seinem Apartment vermischte sich auch hier modernes Design und Beleuchtung auf perfekt harmonische Weise mit Altertümlichkeit und Kunstgeschmack und schaffte somit genau den Charakter, dem Cayden tief in sich drin ähnelte.

"Setz dich doch kurz.", meinte er zu Emma und wies auf das Bett, nachdem er sie in die Mitte des Raumes geführt hatte, damit sie sich weiter umsehen konnte, während er zu einem der schwarzgläsernen Türen seines Schrankes ging und sie öffnete.

Er brauchte nicht lange, um ein passendes T-Shirt von sich zu finden, das er Emma für die Nacht geben konnte, da sie selbst natürlich keine Sachen mit hatte. Schließlich hätte an diesem Morgen wohl niemand von ihnen beiden damit gerechnet, dass sie heute Nacht hier schlafen würde.

"Hier, für dich. Zum Schlafen."

Cayden gab Emma das dunkle Baumwollshirt – er hielt nicht viel von Synthetikzeug, schon gar nicht beim Schlafen – und löste schon einmal den Knoten seiner Krawatte, während er sich unauffällig im Raum umsah, ob auch wirklich alles in Ordnung war.

Aber wie immer war alles ordentlich, was nicht nur seiner Putzfrau, sondern auch ihm selbst zu verdanken war, da er nicht besonders viel Mist machte.

Selbst die helle Tagesdecke war perfekt glatt gestrichen und darunter befand sich bestimmt auch frisch überzogene Baumwollbettwäsche, da er kaum mehr als ein paar Mal im gleichen Bettzeug schlief. Er mochte es gerne frisch und nicht muffig. Und schon gar nicht konnte er Seidenlaken ausstehen, da ihm dabei jedes Mal die Bettdecke im Schlaf davon lief und er das ganz und gar nicht bequem fand.

"Ich bin nur ganz schnell im Bad, du kannst dich also ungestört umziehen. Aber wehe du bist eingeschlafen, wenn ich wieder komme."

Cayden schenkte Emma ein warmes Lächeln.

Selbst wenn sie bereits schlafen sollte, wenn er zurück war, wäre das auch kein Problem für ihn gewesen. Aber eine kleine Warnung konnte ja nicht schaden und außerdem wollte er ihr die nötige Privatsphäre geben, um sich umzuziehen.

Nur weil sie einmal miteinander geschlafen hatten, hieß das noch lange nicht, dass sie bereits nackt und ungeniert vor einander herum hüpfen würden. Auch wenn Cayden mit Nacktheit an sich nicht sehr viele Schwierigkeiten hatte, aber Frauen waren da grundsätzlich anders.

Also verschwand er schnell in seinem angrenzenden Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen, sich das Gesicht zu waschen und dann in eine seidene Schlafhose zu schlüpfen.

Bevor er den Raum wieder mit einem heißfeuchten Waschlappen verließ, horchte er noch einmal an der Tür, ob Emma auch wirklich schon mit dem Umziehen fertig war und kam dann zu ihr.

"Hier. Ich dachte, wenn du schon so müde aussiehst, dass du im Stehen einschlafen könntest, wäre es wohl nicht zu viel von mir verlangt, dir noch eine kleine Erfrischung der etwas anderen Art anzubieten. Ich nehme nicht an, dass du gerne mit Make-up schlafen gehst."

Wieder lächelte er und berührte zärtlich Emmas Gesicht mit der einen Hand, während er ihr mit der anderen mit dem warmfeuchten Waschlappen über die Wange strich und ihre Haut zu säubern begann.

Emma wusste es vielleicht nicht, aber auch das war schon Teil seines kleinen Sandmannjobs, den er so gut wie möglich ausfüllen wollte und der ihm zugleich eine unheimliche Freude bereitete.

Sanft strich er ihr auch über die Augen, die Stirn, die Nase, das Kinn, ihre Lippen und den Hals. Er erkundete sie, strich ihre Züge mit seinen Fingerspitzen nach und hatte das Gefühl, ihr dabei immer näher zu kommen, obwohl er körperlich kaum näher gerückt war.

Als ihr Gesicht schließlich von jedem Vertuschungsmittel befreit war, das sie aufgetragen hatte, seufzte er besorgt.

"Ach, Emma…"

Mit dem Daumen strich er die dunklen Ringe unter ihren Augen nach und legte den Waschlappen dann zur Seite, um ihr Gesicht zwischen seine beiden Hände nehmen und die kleine Falte der Erschöpfung zwischen ihren Augenbrauen wegküssen zu können.

Seine Lippen streiften über ihre geschlossenen Augenlieder, ihre Schläfen und die Nasenspitze, doch kurz vor ihrem Mund hielt er noch einmal inne.

"Ich werde mich darum kümmern.", flüsterte er leise. Womit er ihren erschöpften Zustand meinte und ihr deshalb nur einen zärtlichen, besänftigenden Kuss auf die Lippen hauchte.

Ein Versprechen.

"Leg dich ins Bett. Mit dem Bauch nach unten und wag es ja nicht, dich zuzudecken, bis ich wieder komme."

Er grinste gegen ihren Mund, knabberte flüchtig an ihrer Unterlippe und löste sich dann, um den feuchten Waschlappen zurück ins Bad zu bringen.
 

Während sie sich die Bluse aufknöpfte, sah Emma sich nun wirklich einmal im Raum um. 
Bereits als sie das Penthouse durch den Privataufzug betreten hatte, war ihr die Sprache weggeblieben. Was sich bis jetzt nicht geändert hatte. Der ganze Luxus, der hier aus jeder Ecke strahlte, machte sie etwas unsicher. Es war so ein krasser Gegensatz zu ihrem Zuhause, das sie als gemütlich und einladend betrachtete. Was nicht heißen sollte, dass sie sich hier in Caydens Wohnung nicht eingeladen fühlte. Aber Emma fühlte sich ein bisschen so, als dürfe hier nichts berührt werden. Alles war so... teuer. Und es sah wirklich so aus, als gehöre es eher in ein Inneneinrichtungs-Hochglanz-Magazin.

Emma hatte seit dem ersten Schritt in diesen Palast das Gefühl, dass sie hier nicht herein passte. 
Was sie aber vor allem unsicher machte, waren die ganzen Waffen um sie herum, die auch durch die vielen Pflanzen nicht in ihrem aggressiven Eindruck reduziert werden konnten. Ein Schlafzimmer sagte etwas über den Bewohner aus. Vielleicht sogar so viel, wie ein Badezimmer es tat. Und Caydens Schlafzimmer war...

Emma streifte sich die Bluse von den Schultern und griff nach dem T-Shirt, das er ihr gegeben hatte, bevor sie sich ganz umzog.


Irgendwie war dieses Zimmer anders, als Cayden bis jetzt auf sie gewirkt hatte. Auf den ersten Blick wirkte es düster und sogar ein bisschen einschüchternd, mit der Kombination aus Schwarz und dunklem Rot. Etwas Mieses schoss ihr durch den Kopf, das Emma kurz stutzen ließ. Nein, das konnte nicht...

Bloß, um sich zu bestätigen, dass Cayden nicht 'so einer' war, machte sie ein paar Schritte auf das Bett zu und legte den Kopf in den Nacken. Kein Spiegel über dem Bett. 
Emma atmete erleichtert auf.


Sie setzte sich ganz vorsichtig auf die Überdecke, die so aussah, als würde jede halbe Stunde jemand kommen, um sie auf ungewollte Falten zu kontrollieren. Hier lag kein Staubkörnchen herum, keine Fluse wagte es, sich aus den kuscheligen und strahlend weißen Bettvorlegern zu lösen und Emma hätte zu gern ihren Mr. Potatoehead hergebracht, um etwas 'Unordentliches' zur Auflockerung aufzustellen. Zwischen diesen zugegeben wunderschönen Pflanzen auf dem asiatisch anmutenden Tischchen hätte er sich wunderbar gemacht.


Es überraschte sie gar nicht, dass sie kurz zusammen schrak, weil Cayden fast lautlos aus dem Badezimmer gekommen war. So müde, wie sie war, hätte er vermutlich direkt neben ihr stehen können und sie hätte es erst bemerkt, wenn er es darauf anlegte.


Noch immer sagte sie nichts, legte aber ihre Hände auf Caydens Oberschenkel, als er an sie heran trat und sie zu ihm aufsehen musste. Mein Gott, ihm war bestimmt gar nicht klar, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass sie ihn mit so etwas an sich heran ließ. Unter anderen Umständen - wäre sie nicht so zerschlagen gewesen, wäre er nicht so... sonderbar wunderbar gewesen - hätte sie ihn vermutlich mit diesem Waschlappen wieder ins Bad geschickt oder ihm das Ding einfach aus der Hand genommen. Emma war doch kein kleines Kind, dem man das Gesicht waschen musste, weil sie es nicht mehr allein ins Bad schaffte!

Noch während sie im Geiste protestierte, spürte sie die Wärme auf den Wangen, das Prickeln, als die Feuchtigkeit auf ihrer Haut zuerst abkühlte und dann langsam trocknete, während Emma mit geschlossenen Augen am liebsten nach vorn gekippt und an Caydens Bauch eingeschlafen wäre.


Irgendwo ganz hinten in ihrem Kopf hörte sie so etwas wie eine besorgte Mahnung, bevor sie etwas viel Besseres davon ablenkte. Seine Lippen an ihrer Stirn, kleine Küsse auf ihrem Gesicht, die noch sanfter wirkten, als das Streicheln seiner Finger.


Es fühlte sich für Emma ungewohnt richtig an, dass er sich um sie kümmern wollte. Sobald Cayden sie losgelassen und etwas von ins Bett legen gesagt hatte, robbte Emma über die Tagesdecke, schob sie umständlich unter ihrem Körper hinunter und brachte dann mit geschlossenen Augen ihre Beine unter die kühle Bettdecke, bevor sie ihre Arme um eines der dicken Kopfkissen schlang und ihren Kopf hinein kuschelte. Sie war schon halb eingeschlafen, bevor sie auch nur zweimal tief durchgeatmet hatte. Allerdings war da doch ein Teil in ihr, der noch nicht ganz entspannen und sich fallen lassen konnte. Es war ein fremdes Bett, in einem fremden Raum und Cayden war auch hier...

"Kommauchinsbett...", nuschelte sie vollkommen unverständlich in das Kissen und seufzte leise. Wach bleiben war so anstrengend.
 

Als er wieder aus dem Bad zurück und nahe ans Bett heran getreten war, blieb er wie gefangen von dem Anblick, der sich ihm bot, stehen, während er ganz deutlich fühlte, wie sich etwas in ihm drin erneut in die bereits eingeschlagene Richtung verschob.

Cayden legte seine Hand auf seine Brust, genau dort wo sein Herz kräftig und schnell schlug und es ihm zugleich immer wärmer wurde.

Emma war so-

"Kommauchinsbett…"

Ihre Worte waren kaum zu verstehen und doch auch nicht misszuverstehen.

Caydens Beine setzten sich noch vor seinem Zutun in Bewegung, so dass er sich noch einmal zurückhalten musste, um die Tagesdecke ganz vom Bett zu ziehen und einfach auf den Boden fallen zu lassen, ehe er auf der anderen Seite des Bettes die Decke zurück schlug und zu Emma auf die Matratze glitt.

Sie schlief schon halb, als er neben ihr zum Liegen kam und sogar etwas zögernd den Arm nach ihr ausstreckte.

Das alles war auch für ihn ungewohnt. Vor allem sie in diesem Bett bei sich zu haben. Es schien mit allem zu brechen, was er sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte und doch … vielleicht weil es ihm so ganz und gar nichts ausmachte, war er irgendwie aufgeregt und nervös.

Aber er hatte Emma versprochen, dass es ihr heute Nacht gutgehen würde, also legte seine Hand sich schließlich in ihren Rücken, nachdem er ihr die Decke weiter ihren Körper hinauf und sie ein Stück näher an sich heran gezogen hatte.

Cayden schob sie ihr in den Nacken, den er zuerst sanft streichelte und schließlich mit seinen Fingerspitzen zu massieren begann.

Sie war total verspannt. Eigentlich sollte es sie nicht wundern, dass sie nicht gut schlief, wenn ihr ganzer Körper sich verkrampfte und nicht loslassen konnte.

Also schob Cayden seinen anderen Arm unter Emma hindurch, so dass sie nun wirklich an seiner nackten Brust lag und hielt sie warm fest, während seine Hand die Verspannungen aus ihren Muskeln massierte.

"Schlaf ruhig, Emma. Ich werde da bleiben."

Er flüsterte es leise in ihr Ohr, nicht sicher, ob sie nicht bereits schlief, aber selbst wenn, sie würde ihn auf einer andere Ebene hören können und er hielt sein Wort. Er würde bei ihr bleiben und ihre Träume vertreiben.
 

"Danke."


Emma schaffte es noch zu lächeln, aber die Augen bekam sie beim besten Willen nicht mehr auf. Dafür war es neben Cayden einfach zu gemütlich. Mit einem entspannten, tiefen Atemzug genoss Emma die Finger in ihren Nacken, die sie sanft massierten und sie zusammen mit dem warmen Duft nach Männlichkeit einhüllten, der ihr so gut gefiel. In ihrem müden Hirn machte es noch irgendwie leise pling, woraufhin Emma das Gefühl bekam, irgendetwas, das sie erwartet hätte, fehle. Aber das machte gerade nichts. Ihr Gesicht an seine warme Haut gekuschelt, schlang Emma einen Arm um Caydens Seite, legte sich so gemütlich hin, dass es schon fast unverschämt war und erlaubte sich endlich einzuschlafen.


 

Sie stürzte. Irgendwo in dem dunklen Treppenhaus hatte sie eine Stufe verpasst, war abgerutscht und schlug sich jetzt das Schienbein blutig. Der Schmerz schabte sich durch ihren Körper und spiegelte sich neben der Panik kurz in ihren Augen. Sie musste weiter. Hinter sich konnte sie es schnauben hören. Krallen auf dem PVC des Treppenhauses. Sie musste rennen. Weiter!


Über ihr klaffte der Himmel, unter ihr verschlingende Dunkelheit. Das Treppenhaus ging immer weiter, verengte sich, weitete sich wie eine atmende Lunge, während dieses ... Ding hinter ihr her war. 
Schaben. 
Ein Knurren zerriss die Luft und knabberte sich Emmas Rückgrat hinauf.

Emma rannte einen weiteren Schwung Treppen hinauf. Der Himmel rückte in weite Ferne. Keine Türen, kein Ausweg, sie - wurde im Lauf herum gerissen. Erschrocken blickte sie nach unten, wurde aber von etwas geblendet, das sie an der Hüfte gepackt und sich vor sie geschoben hatte. Genau in die Bahn des Dings. 
Emma konnte Fangzähne blitzen sehen.



Sie riss wie immer die Augen so weit auf, dass es schmerzte. Ihr Atem ging schnell, aber... 
Ein Arm lag um ihre Hüfte. Warm und beschützend. Beinahe hätte Emma angefangen zu lachen. Oder zu weinen. Sie wusste es selbst nicht.
 

Cayden arbeitete sich noch ihre Schultern hinab, bis zu Emmas untersten Lendenwirbeln, während sie schon längst eingeschlafen war und löste sich dann nur kurz von ihr, um das gedämpfte Licht ganz auszumachen.

Praktisch veranlagt wie er war, musste er dafür nicht extra noch einmal aus dem Bett steigen. Was er gerade überhaupt nicht gewollt hätte.

In der Dunkelheit sahen seine Augen sie um so vieles intensiver, als er sie bei Licht hatte sehen können. Es war schwer zu beschreiben, wie man durch die Augen eines Vampirs bei Nacht sah, doch auf jeden Fall war da mehr, als nur Farben und Schärfe. Es hatte Tiefe und zugleich schien jeder Gegenstand im Raum oder eben auch Emma, von einem überirdischen Schimmer umgeben zu sein.

Emma war in seinen Armen wunderschön und Cayden war ihr dankbar dafür, dass sie ihm so viel Zeit schenkte, in der er sich ungestört jeden ihrer Züge einprägen konnte, bis er selbst müde genug war, um schließlich in einen wohligen Schlummer zu fallen.

Wirklich fest schlief er nie, außer sein Körper ließ ihm gar keine andere Wahl, weshalb Cayden schon davon wach wurde, dass Emma in seinen Armen leicht zu zucken begonnen hatte und immer unruhiger wurde.

Dass der Vampir in ihm natürlich auch den Geruch ihrer Angst nur allzu deutlich wittern konnte, trug zusätzlich dazu bei, dass er hellwach war, noch bevor Emma aus ihrem Alptraum hoch schreckte.

Ihre Augen waren weit aufgerissen und obwohl sie sich langsam zu beruhigen schien, weil sie spürte, wie er sie fest hielt, griff er schließlich über sich, um wieder das stark gedimmte Licht anzuschalten, damit sie ihn wenigstens sehen konnte.

Sanft strich er ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht und stützte sich dabei auf einen Ellenbogen ab.

"Na, welchem Monster, darf ich heute in den Arsch treten, weil es dich vernaschen wollte?"

Seine Stimme war leise, ganz ruhig und nur ein klein wenig rau vom Schlafen.

Er lächelte.
 

Ihre Augen brannten, als er das Licht anschaltete und Emma blinzelte ein paar Mal, bis sich ihre überforderten Augen an die Umgebung gewöhnt hatten und sie Cayden richtig sehen konnte.

Ein bisschen war es ihr peinlich, dass ihm ihr Albtraum aufgefallen war. Hatte sie um sich geschlagen? Oder geschrien? Selbst wenn sie irgendetwas Anderes getan und Cayden damit aufgeweckt hatte, war das keine sonderlich angenehme Vorstellung. Auch wenn Emma wusste, dass sie dafür nichts konnte.


Mit einem unzufriedenen Laut ließ sie sich auf den Rücken sinken und fuhr sich mit beiden Hände übers Gesicht bevor sie ihre Handballen auf ihre Augen presste und noch schlechte gelaunter grummelte.


"Ich wollte dich nicht aufwecken."


Als sie unter ihren Händen hervor spähte, konnte Emma kurz nicht glauben, dass Cayden so aus dem Schlaf gerissen so frisch und munter aussah. 
Wie spät war es eigentlich?


"Tut mir leid."


Sie setzte sich ein Stück auf und suchte nach einer Uhr, konnte aber keine finden. Lediglich der Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass es noch mitten in der Nacht sein musste. Gut möglich, denn sie waren ja auch unglaublich früh ins Bett gegangen.


Emma gähnte so stark, dass ihr Körper durchgeschüttelt wurde und sie anfing zu frieren.


"Es war nicht so schlimm. Nicht so schlimm wie manche andere Male jedenfalls."


Sie sah sich seine Hand an, die wahrscheinlich auf ihrem Rücken gelegen und ihr den Eindruck eines Helfers im Traum vermittelt hatte.


Das war einer, aber bestimmt nicht der einzige Grund dafür, dass Emma sich vorlehnte und Cayden einen kleinen Kuss auf die Lippen drückte, bevor sie sich die Haare etwas ordnete und sich wieder neben ihn legte.


Mit einem weiteren Gähnen kuschelte sie sich an Cayden und sah ihn von unten her an.


"Was hältst du von weiterschlafen? Es ist... keine Ahnung. Hoffentlich noch lange nicht Zeit zum Aufstehen."
 

"Du musst dich nicht entschuldigen. Es macht mir nichts aus."

Cayden meinte es ernst, weshalb er Emma auch die Zeit ließ, um sich wieder zu sammeln, mit dem Geträumten zurecht zu kommen und dann zu beschließen, dass es ruhig wieder in die nächste Runde gehen konnte.

Der kleine Kuss, den sie ihm auf die Lippen gehaucht hatte, beschleunigte seinen Herzschlag kurzfristig, bis er sich auch wieder neben sie ausgestreckt und das Licht ausgeschalten hatte.

Seine Beine umwickelten sich mit denen von Emma und er zog sie wieder in seine Arme, so dass er sie angenehm vertraut, halten konnte.

Er mochte dieses Gefühl gebraucht zu werden, weshalb er regelrecht darin badete, so lange er es konnte.

Mit geschlossenen Augen, die Nase dicht an ihrem Haar, sagte er leise und gedämpft, während seine Hand über ihren Nacken kraulte: "Die Sonne geht erst in ein paar Stunden auf. Es bleibt also noch genug Zeit zum Schlafen."
 

Den Rest der Nacht hatte Emma, soweit er das beurteilen konnte, ruhig geschlafen. Cayden war noch eine ganze Weile wach geblieben und hatte auf ihre Atmung gehört, bis der gleichmäßige Rhythmus ihn selbst einschlafen ließ.

Erst, als die Sonnenblenden automatisch vor Sonnenaufgang beinahe lautlos hinunter fuhren, um ihn vor einem so bösen Erwachen zu retten, wie er es in Tokyo erlebt hatte, wachte er von dem leise summenden Geräusch auf.

Da es noch zu früh zum Aufstehen war, aber auch schon zu spät, um noch eine Runde weiter zu schlafen, blieb Cayden wach und genoss es in vollen Zügen, Emma so dicht an sich gekuschelt zu spüren. Eine ihrer Hände hielt sich an seiner Seite fest, die andere lag deutlich an seiner Brust, die Finger leicht gekrümmt, so als wolle sie sich selbst dort irgendwo fest halten.

Schon seltsam. Sie wirkte nicht wie eine dieser sonnengebräunten Frauen, eigentlich hätte er ihre Hautfarbe als hell und cremig bezeichnet. Doch selbst neben ihr, wirkte er geradezu weiß. Zum Glück nicht kränkelnd weiß, aber sie schien sich ziemlich krass von dem Weiß und Schwarz seines Körpers abzuheben.

Vielleicht schien ihr gerade deshalb sein T-Shirt so unglaublich gut zu stehen. Vielleicht aber auch nur, weil es ihm gehörte und dass sie es trug, etwas aussagte.

Sie gehört zu mir…

Zumindest alles in diesem Moment, schien das auszudrücken.

Caydens Herz raste erfreut in seiner Brust bei diesen Gedanken und in seinem Bauch kribbelte es. Erst recht, als er sich nach einiger Zeit über Emma beugte und seine Lippen ihren Nacken entlang wanderten, um sie sanft zu wecken.

Es wurde Zeit. Zumindest für's Frühstück.
 

Immer wieder war sie nahe daran gewesen aufzuwachen. Wenn sich Cayden ein bisschen bewegt hatte und Emma bewusst geworden war, dass sie nicht allein im Bett lag. Es hatte freudiges Klopfen in ihrem Bauch verursacht, das sie sanft aufwecken wollte, um seine Gegenwart voll und ganz genießen zu können. Aber der Drang nach Ruhe und Erholung war immer noch größer.


Erst als sie spürte, wie er sich bewegte und das intensiver, als es bis dahin der Fall gewesen war, tauchte Emma aus dem Schlaf auf. Sie spürte sanfte Küsse an ihrem Nacken und musste sofort lächeln. Ein Schaudern ging durch ihren Körper und sie zog die Schultern hoch. Das war wirklich schon fast quälend angenehm. Und Emma war ziemlich kitzelig, wenn sie nicht darauf vorbereitet war.


Sie trat die Flucht nach vorn an, drückte sich an Caydens Brust und schlang ihre Arme um ihn, ohne allerdings die Augen aufzuschlagen.


"Guten Morgen."


Oh nein.


Emma rollte sich ein bisschen zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie sich gestern gar nicht mehr die Zähne geputzt hatte. Mit diesem Morgenatem wollte sie Cayden lieber nicht zu nahe kommen. Zumindest nicht so nahe, wie sie-


"Gleich wieder da."


Sie lächelte ihn an, bevor sie sich aus seiner Umarmung riss und im Halbdunkeln ins Bad tappte, wo sie sich kurz frisch machte und sich etwas von Caydens Zahncreme auf den Zeigefinger drückte. Nicht wirklich ein Ersatz für ordentliches Zähneputzen. Aber ein paar Mal mit dem Zahnpastaschaum über die Zähne gerubbelt und dann ausgespült. Es würde hoffentlich gehen.


Als sie wieder ins Schlafzimmer ging, rieselte glückliche Erleichterung durch Emmas Körper. Ihr wurde erst jetzt klar, dass Cayden in der Zwischenzeit genauso gut hätte aufstehen können. Wenn sie es recht bedachte, hätte das sogar sehr viel besser zu ihm gepasst, als so im Bett sitzend auf sie zu warten. Und sie mit einem sehr undurchsichtigen Lächeln zu begrüßen.


Naja, jetzt konnte Emma sich einigermaßen beruhigt zu ihm gesellen und ihm einen anständigen Guten-Morgen-Kuss geben. Da hatte sich der kleine Ausflug doch gelohnt.
 

Als Emma so schnell aus dem Bett war, setzte sich Cayden leicht irritiert auf, da er plötzlich nicht mehr ihre Wärme spüren konnte. Aber sie würde ja wieder kommen und der Anblick, wie sein Shirt ihr nur ganz knapp bis über den Hintern ging, war auch nicht zu verachten gewesen.

Ganz im Gegenteil.

Cayden streckte sich einmal ausgiebig, rollte den Kopf auf den Schultern und strich sich etwas die zerzausten Haare gleich, da sie morgens dazu neigten, nach allen Richtungen abzustehen, als hätte er sich mit einem Tornado frisiert.

Danach drehte er das Licht an. Eigentlich nur, um Rücksicht auf Emma zu nehmen, da er nur schwer einschätzen konnte, wie viel sie in dem Halbdunkeln sehen konnte. Er selbst hätte es ja nicht gebraucht. Aber er wollte auf keinen Fall, dass sie irgendwo drüber stolperte. Schließlich musste man sich auch erst an die Stufe des Podestes gewöhnen, die zu seinem Bett führte.

Als sie aus dem Bad zurück kam, schlug er wieder die Decke beiseite, unter der es schön warm geblieben war und ließ sie darunter kriechen.

In seiner Wohnung war es zwar nicht wirklich kalt, aber er schlief gerne bei gemäßigteren Temperaturen, wenn es schon so etwas wie eine Decke zum Schlafen gab.

Emmas Guten-Morgen-Kuss überraschte ihn vielleicht nur ein bisschen, aber dafür kostete er ihn voll und ganz aus und er erwiderte ihn auch.

Irgendwie war es immer noch seltsam ungewohnt, sie zu küssen, oder lag es vielleicht einfach nur an der Aufregung dabei, die es nicht einfach banal werden ließ?

Ob so oder so, seine Hand schob sich automatisch in ihren Nacken, als er ihren Kuss erwiderte und dabei sanft an ihrer Unterlippe knabberte.

Das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte sich, wurde zu einem prickelnden Ansturm, der sich durch seine Adern in seinem ganzen Körper ausbreitete und seinen Herzschlag beschleunigte.

Es war 'nur' ein Kuss und doch … schoben sich plötzlich ungefragt seine Fangzähne in den Vordergrund.

Beinahe hätte Cayden überrascht die Luft eingesogen und sich instinktiv von Emma abgewandt, weil das etwas war, das er vor ihr verbergen musste und doch kam er sich dabei auch wie ein unerfahrener Teenager vor, der seinen Körper noch nicht im Griff hatte und somit bestimmte Reaktionen einfach nicht vermeiden konnte.

Verdammt. Es war zwar nicht so, als wäre er schon allein von einem Kuss ohne Zunge steif geworden. Aber ausgefahrene Fänge ohne Blutlust waren sozusagen ein ähnlich deutlich messbares Indiz auf gewisse Gefühlsregungen, wie es eine Erektion war. Nur, dass die Bandbreite an Reizauslösern noch ein bisschen größer und die Sensibilität noch um einiges Höher war, als bei einem Glied. Doch im Grunde sagte es das gleiche aus.

Und das nicht unter Kontrolle zu haben, war für jeden Vampir ziemlich peinlich. Besonders in den Anfangsjahren, doch umso mehr, umso älter man wurde. Denn eigentlich sollte man es mit der Erfahrung langsam in den Griff bekommen.

Eigentlich. Das war der Punkt.

Cayden war es gestern in der Teeküche schon einmal passiert und er wusste, es würde wieder passieren, wenn die Küsse intensiver wurden. Das war einfach unabdingbar. Aber jetzt schon … das…

Um seine Fänge vor Emma zu verbergen, küsste er ihren Hals und schlich sich an ihr Ohr heran, ehe er ganz gelassen fragte: "Möchtest du etwas frühstücken? Ich könnte uns etwas machen. Pfannkuchen vielleicht?"
 

Emma kicherte leise. An diesem Morgen schien sie wirklich ziemlich empfindlich zu sein. Jedenfalls kitzelten sie Caydens Haare auf ihrer Wange gleichzeitig mit seinem Atem an ihrem Ohr und sie musste sich ein Stück vor ihm zurück ziehen, um nicht laut loszulachen.


Um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass er ihr zu nahe getreten war oder sie es nicht mochte, dass er sie so berührte, lächelte sie ihn mit einem Strahlen in den Augen an. Natürlich hätte sie auch sagen können, dass er sie nur gekitzelt hatte, aber das war seinem Gesichtsausdruck nach gar nicht nötig. Er schien auch so nicht geknickt deswegen zu sein. Auch wenn Emma oftmals das Gefühl hatte, ihn schlecht einschätzen zu können. Aber bis jetzt war er immer offen und ehrlich zu ihr gewesen, soweit sie das beurteilen konnte. Und Emma schätzte, dass er es ihr sagen würde, wenn sie ihm auf den Schlips trat oder er eine ihrer Reaktionen als seltsam erachtete.


Es war schon seltsam, dass sie bei Cayden so viele Sachen, die sie normalerweise tat oder sagte, vorher sehr genau bedachte. Emma war es wichtig, was er über sie dachte, was sie für eine Reaktion bei ihm hervor rufen könnte und ob es richtig war, sich in dieser oder jener Weise zu äußern. 
Vielleicht lag die Vorsicht hauptsächlich daran, dass sich Emma nur zu gut bewusst war, wie schwierig ihr Stand trotz allem war. Jetzt wollte sie nicht darüber nachdenken, aber mit Kathy würde sie später darüber reden müssen. Nein, sie wollte darüber reden und eine andere - weibliche - Meinung dazu hören, was er ihr gesagt hatte. Emma wollte wissen, ob sie vollkommen den Verstand und noch so Einiges mehr verloren hatte, sich auf diese Sache mit Cayden einzulassen.


Aber das konnte warten. Auf später.


"Frühstück hört sich gut an. Aber wenn es dir Recht ist, würde ich dir gerne dabei helfen."


Wenn er für sie Frühstück machte, wollte Emma nicht nur unnütz irgendwo herum stehen und ihm dabei zusehen. Darin war sie ohnehin schlecht.
 

Cayden legte den Kopf schief und tat so, als müsste er angestrengt über Emmas Vorschlag nachdenken. Was zwar nicht der Fall war, aber so hatten seine Fänge Zeit, den Fehlalarm als solchen zu erkennen und sich wieder zurück zu ziehen.

"Okay.", meinte er schließlich entschieden und mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Ich lasse dich in meine geheiligte Küche, allerdings nur so, wie du gerade bist. Angezogen wird später."

Das Lächeln verschob sich zu einem Grinsen, obwohl er das nicht mit Absicht machte.

Cayden meinte es ernst mit seiner Forderung, denn er würde sich niemals im Anzug Frühstück machen, wenn er sich überhaupt wieder mal eines machte. Eigentlich war das heute nur dank Emma der Fall.

"Ich hole nur schnell meine Brille und dann können wir loslegen."

Geschmeidig wie eine Katze schlüpfte er aus dem Bett und ging lautlos ins Bad, um seine Gläser zu holen, damit seine Netzhaut nicht in anderen Teilen seiner Wohnung gegrillt wurde.

Wieder zurück ergriff er Emma bei der Hand und führte sie aus seinem Schlafzimmer.

Beim Hinausgehen ließ er noch die Sonnenblenden hoch, so dass seine Pflanzen endlich den neuen Tag begrüßen konnten.

Die restliche Wohnung war hell erleuchtet und wo nachts hauptsächlich Eleganz und Glamour vorgeherrscht hatten, wurde nun vor allem ein anderer Aspekt seiner Innengestaltung ersichtlich.

Caydens Leidenschaft altertümliche Dinge zu sammeln, die ihn interessierten. Das konnten ganz verschiedene Dinge sein, wie zum Beispiel chinesische Vasen, kleine Statuen aus Ägypten oder auch noch andere Waffen, die man manchmal nicht einmal als solches erkannte, wie zum Beispiel eine Stabschleuder. Aber vor allem waren es Bücher.

Als Cayden Emma durch den Flur in das riesige Wohnzimmer führte, fiel sofort die große Anzahl an Büchern ins Auge, die in massiven Regalen an den Wände nebeneinander gereiht standen. Die besonders alten Exemplare sogar hinter Glas.

Hauptsächlich diente sein großes Wohnzimmer tatsächlich zum Wohnen. Da gab es eine wuchtige, aber sehr bequeme Ledercouch mit dazu passenden Sesseln, die sich um eine Glasplatte tummelten, die von einem Jaguar aus schwarzem Marmor auf dem Rücken gehalten wurde. Ein riesiges Ölgemälde über dem Kamin, das nur Farben in verschiedenen Rottönen zeigte, bis hin ins Schwarze, aber doch so faszinierend vermischt, dass es eines seiner Lieblingsbilder war.

Cayden hatte es selbst gemalt, dennoch interessierte ihn wenn schon meist der Plasmafernseher, der dahinter versteckt war.

Rechts wurde das Wohnzimmer von einem großen Holzregal abgetrennt, in dem ein wunderschönes Aquarium mit vielen exotischen Fischen eingebaut war und dahinter befand sich sein kleines Privatbüro samt Schreibtisch, an dem sich bereits ein paar Akten stapelten.

Links hinüber um die Ecke ging es in die Küche.

Cayden hatte absichtlich keine Tür direkt vom Flur aus in die Küche einbauen lassen, weil er stets den Weg durchs Wohnzimmer bevorzugte und den Raum besonders mochte, da er nicht so … übertrieben elegant, wie sein Schlafzimmer war, sondern mehr der Gemütlichkeit zusprach.

Natürlich war alles aus hochwertigen Materialien und die vielen Pflanzen machten die dunkle Wandvertäfelung auf alle Fälle freundlicher, aber es war eben ein Raum in dem er gerne seine Gedanken schweifen ließ, Bücher las und vor allem nicht den Platz für körperliche Aktivitäten brauchte, den er sich deshalb im Schlafzimmer frei hielt.

Die Küche selbst wurde von einer kleinen Theke mit Barhockern vom Wohnzimmer abgetrennt, so dass man einen Platz zum Essen hatte, aber ihm auch, wenn nötig, beim Kochen zusehen konnte.

Sie war relativ schlicht gehalten. Ein edles Design mit hellgrauen Fronten und schwarzen Marmorplatten als Arbeitsflächen. Sein Herd war einer der Besten auf den Markt und sein Kühlschrank war eigentlich viel zu groß für einen alleinstehenden Vampir, zudem auch noch gut gefüllt. Aber Cayden frönte dem Genuss, was das Essen anging. Da kam es nicht darauf an, so viel wie möglich zu essen, sondern so viel Auswahl wie möglich zu haben.

"Wie wär's, wenn du schon mal die Zutaten aus dem Kühlschrank holst, die wir brauchen und ich uns um die Kochutensilien kümmere?", schlug Cayden vor, während er bereits einen Schrank öffnete, um eine passende Pfanne hervor zu holen.
 

"Okay, mach ich."


Da es sich lediglich um ein paar Eier und Milch handelte, die sie aus dem Kühlschrank holen musste, würde Emma das auf jeden Fall hinbekommen.


Als sie allerdings die Tür aufzog, sah sie sich so vielen Dingen gegenüber, dass sie erst einmal staunend stehen blieb, obwohl ihr die Kälte aus dem Gerät auf die nackten Füße fiel. Da gab es stapelweise Wurst, Käse, gleich zwei Regalabteile mit Gemüse und Obst, Säfte, Fisch, Milchprodukte... Emma ging näher heran und stupste mit dem Zeigefinger an eine verschweißte Packung, in der irgendetwas in einer halbdurchsichtigen Flüssigkeit schwamm. Die Aufschrift war in einer Asiatischen Sprache, daher wusste Emma nicht, was es war. Sie tippte auf Tofu oder etwas in der Richtung. Vielleicht war es aber auch etwas total Anderes. Ein ganzer Fisch sah ihr aus einer Ecke des Kühlschranks entgegen und Emma fiel sofort auf, dass etwas fehlte. Sie grinste in sich und den Kühlschrank hinein, als ihr klar wurde, dass Cayden beim Anblick des Kühlschranks in der WG wahrscheinlich ohnmächtig geworden wäre.


"Du stehst also nicht auf Lieferservice. Das ist sehr löblich, dass du auch für dich allein etwas kochst."


Endlich zog sie die Eier und die Milch aus der Tür und schloss diese Offenbarung an Lebensmitteln wieder, bevor sie ihre Beute auf die Arbeitsplatte legte und Cayden angrinste.


"Ich kann mich nie dazu durchringen für mich allein etwas zu kochen. Das ist mir immer zu viel Aufwand."


Vielleicht war an seinem Körper - im Gegensatz zu ihrem - deshalb auch kein Gramm Fett zu viel.


Ihr Lächeln wurde klein und Emma zog das Shirt, in dem sie steckte, ein Stück weiter nach unten. Natürlich nützte das nichts. Ihre Oberschenkel, die sie selbst nicht gerade toll fand, konnte sie mit dem Shirt nicht verstecken. Und wenn sie noch weiter an dem Ding zog, würde sie Cayden darauf nur aufmerksam machen.


"Kann ich noch was tun?", fragte sie stattdessen.
 

"Kommt darauf an. Willst du Kaffee oder Tee zu den Pfannkuchen? Kaffee geht schnell von der Maschine, aber Tee wäre hier im Schrank."

Cayden öffnete eine Tür und zeigte somit ein reiches Sortiment an verschiedensten Teesorten und zwar viele davon, die nicht in Beuteln aufbewahrt wurden.

"Der Wasserkocher steht dort hinten und du könntest die Pfanne bewachen."

Da er die Herdplatte schon eingeschalten hatte.

Normalerweise brauchte er nicht besonders lange, um Pfannkuchenteig zuzubereiten. Auch heute, war das nicht anders, weil er sich die Zutaten nahm, die er brauchte, in eine Schüssel tat, ohne irgendetwas abzumessen und dann auch schon den Teig mit dem Rührbesen bearbeitete. Nur musste er es in normal menschlichem Tempo tun. Wenn er unter sich war, ging das alles noch um eine Spur schneller.

"Kakao gebe es natürlich auch noch.", fügte er noch an, weil er sich daran erinnerte, dass es so etwas auch noch gab. Er hatte auch tatsächlich welchen im Haus, aber wirklich mögen, tat er das Pulverzeug nicht. Heiße Schokolade war ihm in solch einem Fall lieber.

"Und ich koche eigentlich auch nie für mich alleine. Das macht irgendwie bei so kleinen Mengen keinen Spaß. Was übrig bleibt, gebe ich in Frischhalteboxen und wenn meine Putzfrau Lust hat, kann sie das Essen mitnehmen. Sie weiß, dass ich es sonst wegwerfe."

Wäre zwar eine ziemliche Verschwendung, aber er aß grundsätzlich nicht das gleiche mehrmals am Tag oder noch schlimmer, mehrere Tage lang.

"So halten wir es auch mit den Lebensmitteln, damit nichts verfällt."

Der Teig war fertig, also machte er sich daran, die Pfannkuchen zuzubereiten.

"Wenn du möchtest, könntest du auch für uns beide den Tisch decken. Unter der Frühstückstheke findest du Platzdeckchen für die Teller und dort drüben in der Schulbade ist Besteck und Servietten. Gläser sind hier."

Während Cayden darauf achtete, keine Pfannkuchen anbrennen zu lassen, räumte er auch schon nebenbei wieder die Lebensmittel weg und machte sauber. Das ging bei ihm schon automatisch einfach so mit.

"Kochst du eigentlich immer in eurer WG oder wechselt sich das ab?", wollte er neugierig wissen. Er konnte sich das irgendwie so gar nicht vorstellen. Er war noch nie in einer WG gewesen.
 

Emma hatte schon 'Kaffee' antworten wollen. Den hatte sie schon ewig nicht mehr getrunken und sie hatte eigentlich Lust darauf. Aber als Cayden ihr seine Teeauswahl zeigte, konnte sie dann noch nicht widerstehen. Kaffee konnte sie auch später noch trinken.

"Ich nehme Tee, danke."

Das war schneller gesagt, als getan. Immerhin musste sie sich zuerst durch sämtliche Sorten lesen und dann auch noch eine davon aussuchen. Emma entschied sich für Apfel-Zimt, weil ihr das zum mal wieder trüben Wetter zu passen schien.


"Welchen möchtest du denn?"


Natürlich fanden sich in Caydens Schränken nur zu einander passende, weiße Tassen, von denen Emma zwei heraus holte und dann Wasser aufsetzte, um den Tee zu machen. Während das Wasser sich erwärmte, deckte sie den Tisch, zog noch Marmelade und Schokoaufstrich aus dem Kühlschrank und beobachtete immer wieder Cayden, der am Herd stand. 
Es war wirklich noch ein überraschendes Gefühl, ihn so halb nackt zu sehen. Nur in einer Schlafanzughose und die Haare nicht perfekt frisiert. Trotzdem gefiel Emma das Gefühl, denn es war irgendwie auch aufregend, gerade weil alles so neu war.


"Das kommt ganz darauf an. Wir haben keinen Plan, wie es manche anderen WGs haben. Es kommt auch vor, dass jeder für sich allein kocht. Aber meistens macht derjenige, der als Erstes zu Hause ist, etwas zu essen und so viel, dass die Anderen noch was davon haben."


Emma zuckte die Achseln und goss den Tee auf, während sie weiter erzählte.


"Oder wir bestellen uns Pizza. Manchmal sind wir auch alle drei zu Hause und keiner kocht. Dann macht sich jeder irgendwas und wir hocken in der Küche oder vor dem Fernseher. Wie es sich eben ergibt."


Sofort biss sie sich auf die Zunge, als sie Cayden spontan fragen wollte, ob er nicht mal zum Abendessen kommen wollte. Nein, nein, nein. Alles immer schön langsam und vorsichtig.
 

Nachdem auch der letzte Pfannkuchen auf dem kleinen Berg gelandet war, der sich bereits auf einem Teller stapelte, schaltete Cayden die Herdplatte aus und stellte die Pfanne zur Seite.

Emma hatte schon an die Beigabe zu den Pfannkuchen gedacht, weshalb er sich eigentlich nur noch mit dem voll beladenen Teller zu ihr zu setzen brauchte.

"Na dann, greif zu."

Er überließ es selbstverständlich ihr, sich zuerst zu nehmen, während er den Teebeutel aus seinem Tee nahm, damit dieser nicht bitter wurde und Zucker dazu gab.

"Hört sich gemütlich an."

Das meinte er ehrlich, auch wenn er nur schwer Vergleiche mit seinem eigenen Leben anstellen konnte. Aber das Zusammensein mehrerer Menschen, die sich mochten, wurde ja nicht umsonst geschätzt.

Cayden probierte einen Pfannkuchen mit Schokoladencreme. Wie immer waren sie genau so, wie er sie mochte. Aber wenn man sie schon so oft gemacht hatte, wie er in seinem Leben, war das kaum ein Kunststück. Vor allem, da er mit seiner Küche sehr vertraut war.

"Und fühlst du dich heute ausgeruhter?", fragte er schließlich, nachdem er bei seinem dritten Pfannkuchen schon langsam zu schwächeln anfing.

"Oder muss ich noch ein bisschen als Sandmann üben?"

Cayden lächelte und gab Emma einen kleinen Stups mit seinem Schenkel. Sie saßen direkt aneinander, weshalb er es gleich noch um einiges gemütlicher fand, mit ihr zu frühstücken. Ein richtiges Highlight und dann erst, wie sie da so nur mit seinem Shirt neben ihm saß…

Er hätte beinahe wohlig geschnurrt und vielleicht auch noch andere Dinge getan, wenn er nicht stattdessen an seinem Tee genippt hätte.
 

Der fluffige Pfannkuchen landete auf Emmas Teller, wurde mit Marmelade bestrichen und schaffte es immerhin bis zur Hälfte in ihren Magen.

'
Oh bitte, nein.'


Der süße Geschmack des Stückchens, das sie gerade kaute, schien ihre Magensäure in Aufruhr zu bringen und Emma schluckte hart, ohne dabei ihren Happen in ihrem Magen verschwinden zu lassen. Erst nachdem sie so ausgiebig darauf herum gekaut hatte, dass sie das Gefühl hatte, ihr Bauch hätte gar nichts mehr damit zu arbeiten, schluckte sie hinunter und wartete.


Den Blick auf ihren Teller gerichtet, hätte sie wirklich heulen können. Es war so lecker! Was sollte das denn nur, mit dieser Übelkeit, die ihr den Hals zuschnürte und sie mit flachen Atemzügen gegen den Brechreiz ankämpfen ließ, der aus dem Nichts zu kommen schien? Sie hatte nichts schlechtes gegessen! Und an den Pfannkuchen war nicht so viel Fett, dass es ihr so auf den Magen schlagen konnte.


Vielleicht wenn sie wirklich ganz langsam aß...


Nach einem kleine Schluck Tee musste Emma sich eingestehen, dass es gar nichts half. Ihr war schlecht und zwar so, dass sie sich den Pfannkuchen aus Höflichkeit hinunter würde zwingen müssen. Und danach würde sie aufgeben. Es wäre einfach zu schade, wenn sie sich das Frühstück, das Cayden extra für sie gemacht hatte, wieder heraus kam.


Oh man, das tat ihr so leid.


Deshalb sah sie ihn umso enthusiastischer an, als er sie nach der Nacht fragte.


"Für einen Anfänger hast du das sehr gut gemacht.", meinte sie mit einem ehrlichen, breiten Lächeln, fügte dann aber mit leiser, verschwörerischer Stimme hinzu: "Aber nur Übung macht den Meister."
 

Bei Emmas Stimme, musste er lächeln.

"Ich hab nichts gegen Übungen. Vor allem, wenn sie viele Wiederholungen haben. Also jederzeit gerne wieder, wenn du möchtest."

Es war eine Einladung, kein Betteln. Obwohl alles in ihm gerne nach noch einer Nacht mit ihr gebettelt hätte. Und zwar einer, in der sie sich aneinander kuscheln und er für Emma da sein konnte. Das hatte sich wahnsinnig gut-

Cayden ließ seine Gabel sinken, als er Emmas unglaublich blasses Gesicht sah, als wäre ihr plötzlich alles Blut aus dem Kopf gewichen.

Sorge schlug in ihm so plötzlich und heftig zu, dass er einen Moment lang nicht einmal atmen konnte. Doch dann ließ er die Gabel ganz los und drehte sich voll zu Emma herum.

"Was ist los?"

Er befühlte ihre Stirn und Wange, horchte auf ihren schnellen Herzschlag.

Bildete er sich das nur ein, oder war sie sogar leicht grün um die Nase?

"Wieder dein Magen?", riet er einfach, weil ihm sonst nicht einfiel, was es sonst sein könnte.
 

Emma erschrak über Caydens heftige Reaktion. Seine Hände wanderten so schnell über ihr Gesicht und er sah so besorgt aus, als könne sie gleich ohnmächtig oder mit etwas Schlimmerem vom Stuhl fallen. Sah man es ihr wirklich so direkt an?


Weil ihr nichts Besseres einfiel, nickte sie nur stumm und streichelte mit ihrem Daumen am Henkel ihrer Teetasse entlang.


"Mir ist ein bisschen schlecht. Aber es ist nicht so schlimm."

Die Lüge war einfach, weil Emma nicht wollte, dass er sich solche Sorgen machte. Jeder konnte sich mal den Magen verderben. Oder sie wurde wirklich einfach krank. Eine recht erholsame Nacht würde ihr angekratztes Immunsystem vermutlich nicht wieder vollkommen aufrichten. Das war reines Wunschdenken und dafür war Emma zu realistisch.


"Nur schade, um die Pfannkuchen."
 

"Mach dir um die keine Gedanken. Die landen in einer Frischhaltebox und sind somit gut versorgt. Aber du solltest wirklich einmal zum Arzt gehen. Einfach nur zur Sicherheit."

Cayden zwang sich zu einem Lächeln. Immer noch besorgt, strich er mit dem Daumen über Emmas Wange, ehe er vom Hocker rutschte und ihren Teller gleich mit nahm. Sie sah nicht so aus, als würde sie noch etwas davon essen können.

"Wenn du willst, kannst du schon mal duschen gehen. Vielleicht hilft das und ich mach derweil die Küche sauber."

Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Bald würden sie im Büro erscheinen müssen, aber es hatte noch Zeit.

"Handtücher liegen bereit und wenn du sonst noch etwas brauchst, sag es einfach, ja?"

Cayden beugte sich über die Theke und hauchte einen Kuss auf Emmas Lippen, ehe er auch den immer noch beachtlichen Berg an Pfannkuchen mit nahm.

"Hast du denn eigentlich schon mit deiner Mutter gesprochen? Wegen des Urlaubs meine ich. Vielleicht täte er dir ganz gut."

Auch wenn sie dann nicht hier wäre und Cayden sich sicher war, dass er sie bereits jetzt vermisste.

Innerlich schüttelte er den Kopf. Diese neuen Gefühlsregungen machten ihn noch ganz verrückt.
 

"Na okay. Dann können wir sie vielleicht mittags essen."


Dass die Pfannkuchen nicht im Müll landen würden, dafür wollte Emma sorgen. Gegen Mittag würde es ihr bestimmt besser gehen und die Pfannkuchen schmeckten auch kalt sehr lecker. Außerdem war es so, dass sie ohne wirkliches Frühstück bestimmt bald Hunger bekommen würde.


"Und ja, ich werde zum Arzt gehen. So langsam wird das wirklich nervig. Vor allem, weil ich wirklich keine Ahnung habe, woher es kommen könnte. Ich esse doch nichts Schlechtes oder mache irgendetwas Ungesundes."


Ja, nervig war wirklich die richtige Bezeichnung dafür. Emma verlor die Geduld mit dieser Übelkeit, für die sie keinen Grund sah. Was bedeutete, dass sie auch nichts ändern konnte, um sich besser zu fühlen.


"Ich fahre nächste Woche zu meiner Mom nach Nelson. Vielleicht gehe ich einfach dort zum Arzt. Diese Woche ist es ja eher schlecht."


Es ergab ein nettes, kleines Geräusch, als sie sich kurz auf die Lippen küssten. Emma hätte noch Lust auf mehr davon gehabt. Aber dazu würde es noch weitere Gelegenheiten geben. Etwas, auf das sie sich immer wieder freuen konnte - und würde.


"Danke, dann hüpfe ich mal unter die Dusche. Ist ja bald Zeit."


Damit huschte sie durch das Wohnzimmer zurück in Caydens Schlafzimmer und packte ihre Sachen ins Bad, um zu duschen und sich anzuziehen. Da sie ihre Bluse zumindest über die Lehne des Sofas gehängt hatte, würde es hoffentlich nicht zu stark auffallen, dass sie die gleichen Sachen heute noch einmal trug.



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