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Dark Night's Kiss

von

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16. Kapitel

Der Duft von frischer Wäsche umhüllte sie wie ein Kokon und sog sie fast unausweichlich in die Kissen, während Emma schon ziemlich wach durch eine Lücke in den Jalousien nach draußen blickte. Der Himmel war grau und wirkte irgendwie körnig. Vermutlich der Smog, von dem man immer so viel hörte.

Der Wecker hatte vor fünf Minuten geklingelt, aber da sie genau wusste, wie viel Zeit sie im Bad brauchen würde, musste sie noch nicht sofort aufspringen. Sie würde es in aller Ruhe schaffen aufzustehen, sich anzuziehen, sich büroschick zu machen und dann alle Akten zusammenzusuchen, die sie für das Frühstück brauchte.

„Wie sich das anhört ...“

Wer brauchte Geschäftsunterlagen schon zum Frühstück?

„Schmeckt sicher nicht.“

Mit einem kleinen Lächeln schälte sie sich aus der wuchtigen Decke und tapste ins Bad.

Eine Stunde später war Emma auf dem Weg zum Fahrstuhl, die Akten in den Armen. Erst da fiel ihr auf, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie Mr. Calmaro zum Frühstück treffen sollte.

 

Cayden war schon lange vor Sonnenaufgang wach geworden.

Nichts Ungewöhnliches für ihn, selbst nach so einem anstrengenden Flug nicht. Schließlich schlief er für gewöhnlich nur ein paar Stunden am Tag und an einem fremden Ort nur so viel, wie er gerade noch verkraften konnte.

In seinem Penthouse war das Schlafen für ihn kein Thema, aber dort hatte er auch alle nötigen Mittel in der Nähe, um sich zu schützen. In einem Hotel und noch dazu in einem fremden Land war das etwas ganz anderes.

Trotzdem war er nicht weiter besorgt, sondern dachte über das bevorstehende Frühstück mit Emma nach, während er sich anzog.

Dankbar dafür, dass er heute einmal keine Krawatte tragen musste, nahm er das seidene Oberteil zur Hand, das vom Form und dem Schnitt her irgendwie nicht ganz zu seinen Tattoos passen wollte, aber sie würden unter dem glatten feinen Stoff ohnehin nicht zu sehen sein.

Das Oberteil lag eng an, so wie es sein sollte, ging aber dann in einem losen Stoff über, der ihm fast bis zur Mitte der Oberschenkel fiel, und betonte ausnahmsweise einmal mehr seine Sportlichkeit, anstatt die breiten Schultern und ein respektvolles Auftreten, wie es in einem maßgeschneiderten Anzug der Fall war.

Es war in japanischem Stil und somit bis zum Hals hochgeschlossen.

Schwarze Seide umspielte seinen Oberkörper, während darauf eingewebte japanische Muster zu erkennen waren. Die Ärmel, der Kragen, sowie die Knopfleiste waren mit roter Seide eingesäumt und wirkten als wunderbarer Kontrast zu der schwarzen Seide und passten zudem auch gut zu seinen eigenen roten Haaren und der rotgetönten Brille.

Die Hose selbst war ebenfalls luftig und leicht, wenn auch aus feinster Baumwolle.

Die lange Form des Oberteils verlieh dem ganzen Ensemble einen tunikaähnlichen Tragekomfort, war zugleich aber auch angemessen für diverse gehobenere Anlässe. Wäre der Stoff aus schlichter Baumwolle und von unscheinbarer Farbe gewesen, hätte er sich damit wohl nicht zum Frühstück blickenlassen können. Zumindest nicht in einem Hotel wie diesem, wo man nicht als Bauerntrampel inmitten von Reichtum und Luxus erscheinen wollte.

Da er vergessen hatte, Emma Bescheid zu geben, wo sie sich zum Frühstück trafen, ließ er es einfach darauf ankommen.

Sie wohnten in der gleichen Etage und auch die Uhrzeit war bekannt, zu der sie sich ungefähr treffen wollten. Also würden sie sich früher oder später sicher über den Weg laufen. Wenn nicht, so hatte er immer noch seinen Blackberry bei sich und zudem auch noch Emmas Firmenhandynummer.

Doch Cayden musste weder warten noch sie anrufen, als er schließlich voll angezogen und mit seinen elektronischen Unterlagen aus dem Zimmer trat und in Richtung der Fahrstühle ging.

Emma stand gerade vor einem der Aufzüge und wartete darauf, dass sich die goldenen Türen öffneten, also gesellte er sich einfach zu ihr und wünschte ihr einen guten Morgen, als er neben sie trat.

Zugegeben, er hatte es nicht unbedingt darauf angelegt, sich an sie heranzuschleichen, aber absichtlich Geräusche gemacht, hatte er auch nicht.

„Haben Sie gut geschlafen?“, erkundigte er sich mit höflichem Interesse und ließ ihr schließlich den Vortritt, als die Türen sich endlich vor ihnen teilten.

Unwillkürlich drehte er leicht den Kopf in ihre Richtung, während sie hinunterfuhren, und konnte somit leichter ihren Duft wittern, der am Morgen besonders … nun, einfach besonders zu sein schien. Vielleicht, da noch keine anderen Gerüche ihren ursprünglichen Duft überdecken konnten. Natürlich nahm er auch die Seife und all die kleinen Pflegeartikel war, die jeder Mensch beziehungsweise auch Vampir benutzte, doch das gab dem ganzen Geruchsbild lediglich eine frische Note.

 

„Oh Gott.“

Emma fuhr so stark zusammen, dass die Papiere in ihren Armen lautstark knitterten.

Himmel hatte er sie erschreckt!

So stocksteif, wie sie nun dastand, konnte sie erst gar nichts erwidern, auf die Gefahr hin, dass sie ihn deswegen anmotzen würde. Manchmal war es wirklich ganz vorteilhaft, sich selbst gut zu kennen.

Daher fasste sie sich erst einmal wieder, bevor sie Calmaro in den spiegelnden Türen kurz musterte und dann einen flüchtigen Blick zu ihm hochwarf.

„Guten Morgen. Ja, vielen Dank. Ich habe sehr, sehr gut geschlafen. Sogar für Hotelverhältnisse. Ich hoffe, dass das nicht nur an der langen Anreise lag.“

Ihre Augen blieben an einem Knopf an seinem Kragen hängen, der irgendwie halb aus der kleinen Schlafe herausgesprungen war und nun eindeutig danach schrie, wieder in Ordnung gebracht zu werden.

Emmas Finger fingen an zu kribbeln.

„Hatten Sie denn auch eine angenehme Nacht?“

Wenn sie noch länger hinstarrte, konnte sie den Knopf trotzdem nicht mit Telekinese schließen. Hatte Stella nicht gesagt, sie solle auf ihn aufpassen? War das ein bisschen zu viel des Guten? Aber sie sollte doch ...

„Sie ...“

So unaufdringlich, wie das eben möglich war, zeigte Emma mit dem Zeigefinger ein wenig unterhalb seines Kinns und erntete einen fragenden Blick.

„Einer der Knöpfe am Kragen ist nicht ganz zu.“

Okay. Das war eine sachlich vorgetragene Information gewesen. Und vermutlich für eine Assistentin auch nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Immerhin war er der multimillionenschwere Geschäftsmann, auf den jeder achten würde. Und wenn er sich schon in dieses … Outfit schmiss, dann konnte Emma auch darauf achten, dass es korrekt aussah.

Mit einem winzigen Aufatmen wandte sie ihren Blick wieder in Richtung Tür und wartete geduldig, bis diese sich öffnete und eine hübsche Japanerin mit einem Holzklemmbrett sie begrüßte.

„Guten Morgen, Mr. Calmaro. Miss Barnes. Wie geht es Ihnen heute Morgen? Bitte, wenn Sie mir an Ihren Tisch folgen möchten?“

Emma wünschte breit und ehrlich lächelnd ebenfalls einen guten Morgen und ging hinter der Frau her zu einem kleinen Tisch, der direkt am Fenster lag, für zwei Personen fein gedeckt war und sehr viel Platz zu den umliegenden Tischen bot.

„Vielen Dank.“

„Oh, sehr gerne, Miss Barnes. Wissen Sie schon, möchten Sie Kaffee oder Tee?“

„Bitte einen weißen Tee und einen Mangosaft.“

Die hübsche Kellnerin nickte und notierte sich etwas auf ihrem Brett, bevor sie sich an Calmaro wandte. Und dabei hätte Emma gedacht, dass er als Mann als Erster bedient werden würde. Hatte sie sich vorgedrängelt?

 

Etwas verblüfft über Emmas Anmerkung, aber kein bisschen davon gestört, fuhr er sich mit der Hand über die Knopfreihe und schloss den locker sitzenden Knoten ganz, ehe er seiner Assistentin ein dankbares Lächeln schenkte und wieder gerade ausblickte.

„Sie war angenehm, danke der Nachfrage.“

Was sonst hätte er zu seiner minimalen Anzahl an Schlafstunden auch sagen sollen? Stella hatte ihn einmal dabei erwischt, wie er statt sich auszuruhen gearbeitet hatte und obwohl sie es nie direkt angesprochen hatte, besaß sie Mittel und Wege, es einem auf eine Art unter die Nase zu reiben, die kaum Fragen offen ließ. Emma wäre da nicht so zurückhaltend. Nein, gewiss nicht, weshalb er beinahe versucht wäre, es auch bei ihr herauszufordern, allein deswegen, um ihre Reaktion zu beobachten.

Aber wieder einmal ermahnte er sich dazu, dass er es besser sein ließ.

Sie war nur ein Mensch …

Auch er wünschte der Japanerin einen guten Morgen und sah sich unauffällig im Raum um, während diese Emma und ihn an ihren reservierten Tisch führte.

Es waren kaum Leute anwesend. Nicht verwunderlich, so ganz unter der Woche, aber auf jeden Fall angenehm.

„Einen Chai-Latte und ein Wasser, bitte.“

Auch seine Bestellung wurde feinsäuberlichst auf dem Klemmbrett notiert, ehe die fleißige Kellnerin auch schon verschwunden war, um ihnen ihre Wünsche zu erfüllen.

„Besser so? Können Sie sich jetzt mit mir in aller Öffentlichkeit sehenlassen?“

Cayden versuchte ernst drein zu schauen, während er sein Kinn leicht anhob, damit Emma die perfekt geschlossene Knopfreihe sehen konnte, an der es inzwischen nichts mehr auszusetzen gab, aber dennoch umspielte ein Schmunzeln seine Lippen.

 

Emma blinzelte etwas irritiert und hätte sich im nächsten Moment am liebsten mit einem der Stäbchen, die auf ihrer Gedeckmatte lagen, das Herz durchbohrt. Aber da war es sowieso schon zu spät. Das „Ach ja, fürs Erste wird es gehen“ war schon heraus und selbst auf ihr Flehen zu allen zuständigen Göttern tat sich kein Loch unter ihr auf, das sie bei einem Fall aus dem zehnten Stock vielleicht nicht im Erdboden versinken, aber sich vielleicht im besten Falle einfach das Genick brechen ließ.

Ihr wich kurz sämtliche Farbe aus dem Gesicht, bevor sie das Gefühl hatte, brennende Hitze würde sich unter die Haut ihrer Wangen legen.

„Ich meine ... natürlich. Sie sehen toll aus. Ich ...“

Scheiße!

 

Es juckte ihn in den Fingerspitzen und zugleich wollten seine Mundwinkel zucken. Doch er konnte die bemühte Ernsthaftigkeit gerade noch so aufrechterhalten, während er sich ein Stück zurücklehnte, noch einmal sanft am Saum seines Oberteils zog, so dass es sich kurzzeitig noch mehr über seinem Brustkorb spannte und so tat, als würde er den Sitz prüfen.

„Natürlich. Was denn sonst“, meinte er mit narzisstischem Hochmut, ehe er beide Ellenbogen auf dem Tisch abstützte, sein Kinn auf seine Hände legte und Emma tief in die Augen sah.

Die Art wie ihr Gesicht von einer Sekunde auf die andere die Farbe wechseln konnte, war faszinierend, und dass es am Ende deutlicher durchblutet wurde, trug für jemanden wie ihn noch zu weit größerer Faszination bei.

„Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn es Ihrer Meinung nach nicht mehr geht. Dann werde ich mir umgehend einen Sack über den Kopf stülpen und Sie können getrost angeben, dass Sie diesen Irren nicht kennen. Aber bis dahin, vielen Dank, dass Sie mein Äußeres toll finden und nebenbei bemerkt, mit Ihnen würde ich mich jederzeit sehen lassen.“

Sein Blick schweifte demonstrativ einen Moment über ihr heutiges Outfit, ehe seine Augen wieder die ihren fanden.

„Aber Ihren Duft finde ich noch besser. Was gibt’s zum Frühstück?“

Cayden ließ Emma auf seinen letzten Kommentar sitzen, als er nach der kleinen kunstvoll gedruckten Menükarte auf seiner Seite griff und sie völlig unbeschwert öffnete.

 

Wow.

Auf so einen Patzer auch noch mehr als ein Kompliment zu ernten war wirklich ... unerwartet.

Emma sah ihren Chef eine Weile einfach nur an und wusste nicht so genau, ob sie zu der Sache jetzt noch etwas sagen musste oder nicht. Sie hätte sich bedanken können. Aber dazu war der Kommentar mit ihrem Duft irgendwie zu schräg gewesen. Schon allein, dass er sich darüber Gedanken machte ...

Emma bemerkte gar nicht, wie ihr Blick dank ihrer eigenen Überlegungen an ihrem Gegenüber entlang wanderte. Die manikürten Fingernägel waren ihr schon von Anfang an aufgefallen und sie wusste immer noch nicht, ob sie das gut oder seltsam finden sollte.

Die starken Arme gefielen ihr, genauso wie die breiten Schultern, das markante Kinn und die blasse Haut, die sie jetzt zum ersten Mal wirklich eingehend musterte.

Die vielen, kleinen Sommersprossen hatte sie bis jetzt zwar durchaus bemerkt, aber nie wirklich … wahrgenommen. Sie reichten sogar bis auf seine Lippen und seine Augenlider.

Interessant. Gerade jetzt, wo ihm seine Strähne des auffällig roten Haares in die Stirn fiel, verfluchte Emma diese doofe Brille mit den Gläsern, die den Blick auf seine strahlendgrünen Augen verwehrten.

Das konnte doch keine Absicht sein! Dieser schmale, dunklere Kreis am äußeren Rand seiner Iris wäre unverfälscht bestimmt noch anziehender ...

Kurz war Emma davor, auf ihrem Stuhl zurückzuzucken, als sich die Pupillen direkt auf ihre eigenen richteten und ein Funkeln darin erschien, das Emma schnell nach ihrer Karte greifen ließ.

Das Papier war zu klein, um sich dahinter zu verstecken, aber die Auswahl an Frühstücksvarianten lenkte zumindest von dem ab, wohin ihre Fantasie gerade hatte wandern wollen.

Irgendwas schien hier im Trinkwasser zu sein, was ihr Hirn zermatschte.

 

Es sollte ihm keinen Spaß machen, Emma aus dem Konzept zu bringen. Es sollte ihn noch nicht einmal interessieren, dass sie ihn daraufhin viel zu lange ansah, als es normal gewesen wäre und ihm gerade das gefiel. Oder, dass es manchmal so leicht war, jemanden dazu zu bringen, wegzusehen, vor allem wenn sich dieser jemand bewusst war, gestarrt zu haben.

Aber Tatsache war, dass es ihn sehr wohl interessierte und er irgendwie auch nicht gewillt war, etwas dagegen zu unternehmen.

Emma hatte eben einfach diese erfrischende Art, dieses gewisse Etwas, dem man sich nicht entziehen konnte, wenn man nicht völlig hirntot war und das war bei ihm sicherlich nicht der Fall. Selbst wenn man den gängigen Gerüchten über Vampire und deren untote Existenz glauben schenkte.

Cayden nutzte Emmas emsiges Studieren der Menükarte aus, um nun im Gegenzug sie zu studieren. Da sie sich mit solchem Elan auf die Speiseliste stürzte und vermutlich gar nicht auf den Gedanken kam, dass er das ausnützen könnte, starrte er offen ihren Hals an.

Die Rundung ihrer Brüste, sofern sie ihm daraufhin nicht die Sicht versperrte. Die Art, wie sie ihr Haar trug. Wie die Farbe ihrer Augen heute eine Spur dunkler war.

Sie war eine Augenweide, an der man immer wieder etwas Neues entdecken konnte. Hier ein kleines Muttermal, dort ein anderer Lichtreflex in ihrem Haar.

Unterbrochen wurde er erst in seinen Beobachtungen, als ihre Getränke geliefert wurden und Emma mit der Auswahl ihres Frühstücks zufrieden zu sein schien.

Cayden überließ ihr den Vortritt mit der Bestellung und schenkte der Kellnerin ein charmantes Lächeln, als er zu seiner eigenen ansetzte. Er wählte ein normales Frühstück, kürzte aber die Hälfte der Speise davon weg und pickte sich somit nur die Sachen heraus, die er essen wollte und konnte.

Das war eine kleine Schale mit Miso-Suppe, Mochi, gefüllte Shiitake-Pilze und noch etwas Tsukemono dazu. Alles gerade so viel, dass er sich nicht überfraß und vermutlich schon fast zu wenig, um als ordentlich traditionelles Frühstück durchzugehen. Aber auch das war ein Grund, warum ihm Emma lieber als Stella war. Sie würde ihm wohl kaum auf die Finger schauen, wie viel er zu sich nahm. Bisher war ihm Emma nicht wie eine Glucke erschienen.

Als die Kellnerin mit seiner Liste abgerauscht war, nippte er einmal an seinem Chai-Latte und sah dann Emma direkt in die Augen.

„Wie macht sich Ihr BBQ-Grill?“

 

Emma bestellte sich Tamagoyaki und Onigiri, da sich das beides so anhörte, als könnte ihr Gaumen es so früh am Morgen schon vertragen. Sie hatte nämlich durchaus vor, später noch durch die Stadt zu gehen und ein paar Spezialitäten zu probieren, lustige Snacks in bunter Verpackung zu kaufen, gerade weil sie nicht lesen konnte, was sich darin verbarg – aber jetzt hatte sie Hunger und wollte ihn gern stillen.

Was Calmaro bestellte, hörte sich nach viel an. Oder zumindest waren es unterschiedliche Dinge gewesen. Das hatte sie aus der japanischen Unterhaltung zwischen ihm und der Kellnerin herausfiltern können. Gerade wollte sie zur Sicherheit nachfragen, ob die Besprechung auch in japanischer Sprache ablaufen würde, als er sie seinerseits ansprach.

„Der BBQ-Grill kam heil bei uns an und wurde auch schon zweimal benutzt, nachdem mein Mitbewohner ihn tapfer in strömendem Regen im Garten aufgebaut hat. Vielen Dank nochmal, dass sie mir das Los überlassen haben. Und mein Mitbewohner dankt auch, sollte ich Ihnen schon längst ausrichten. Er meinte, Sie sollten mal auf ein Steak vorbeikommen.“

Da Rob das wirklich so gesagt hatte, fiel es Emma auch nicht schwer, diese Einladung auszusprechen. Ihr Anteil daran war vorhanden, aber so winzig klein, dass ihr das auch nicht peinlich war. Zumal sie zu wissen glaubte, dass ihr Chef sowieso nie in ihrem Haus, geschweige denn zu einer Grillparty auftauchen würde.

 

„Bewundernswert die Entschlossenheit ihres Mitbewohners. Einen Grill dieses Kalibers aufzustellen ist bereits nicht ganz leicht. Aber es auch noch bei strömendem Regen zu tun, hat definitiv etwas von einem Kampfgeist. Wenn er auch so grillt, wie er den Aufbau angegangen ist, dürfte es eine interessante Grillparty werden.“

Cayden lächelte, weil er sich das irgendwie ganz gut vorstellen konnte. Ein Mann am Feuer mit dem tropfenden Fleisch über den Kohlen. Der Duft von Gebratenem und Gewürzen. Frauen, die ihn umschwärmen, den Tisch decken und die Beilagen zu dem Fleisch vorbereiten. Niemand durfte das Revier des Mannes betreten, solange er Herr am Grill war.

Sein Lächeln wurde breiter.

Oh ja, er konnte es sich nur allzu gut vorstellen.

„Eine Schande, sich das entgehen zu lassen, aber gerade Sie wissen ja, dass ich vermutlich noch nicht einmal dazu kommen würde, selbst das Fleisch für so eine Einladung zu kaufen, geschweige denn es persönlich hinzutragen. Aber richten Sie Ihrem Mitbewohner meinen Dank aus. Ich weiß das Angebot zu schätzen.“

Selbst wenn es nur eine höfliche Geste auf das Geschenk hin gewesen war.

„Und haben Sie schon einen Plan, was Sie mit Ihrer freien Zeit hier anstellen möchten?“, wechselte Cayden schließlich das Thema.

Immerhin war es momentan noch nicht wichtig, die Unterlagen des Meetings noch einmal durchzugehen. Erst wollte er in Ruhe essen und danach hatten sie immer noch genug Zeit, um sich mit der Arbeit zu beschäftigen.

Zugegeben, Reisen, die er ins Ausland machen musste und zu denen er sich extra nur dafür Zeit nahm, genoss er selbst sehr. Es bedeutete etwas weniger Stress als sonst, auch wenn er diesen durchaus schätzte. Aber es musste eben nicht immer so sein.

 

„Wenn er auch so grillt, wie er den Aufbau angegangen ist, dürfte es eine interessante Grillparty werden.“

Sein anschließendes Lächeln kitzelte Emmas Nase wie sommerliche Sonnenstrahlen. Sie lächelte zurück und spürte etwas Prickelndes in ihren Zehenspitzen, während sie sich vorzustellen versuchte, wie so eine Party genau aussehen könnte.

Calmaro hatte doch das Curry ganz gern gemocht. Vielleicht konnte man zum Fleisch verschiedene Sauce und Dips in diese Richtung machen und einen Salat mit Mango. Das war sicher lecker. Auch wenn Emma selbst vor allem auf gegrillte Maiskolben stand, wenn es ums Grillen ging. Allerdings hatte auch so ein Steak hin und wieder etwas für sich.

Ihre Mom hatte mal ein ganz tolles Rezept für einen Dip mit Ananas und Frischkäse ...

„Eine Schande, sich das entgehen zu lassen ...“

Emma hätte am liebsten die Hände auf den Tisch geknallt und ihm gesagt, was sie von dieser dummen Ausrede hielt. Das machte er doch ständig so! Man konnte sich doch wirklich einmal einen einzigen Abend frei nehmen, um auf eine Grillparty bei ...

Mit ein wenig vorgeschobener Unterlippe lehnte Emma sich in ihren Stuhl zurück und schlang sich einen Arm um den Bauch. Eine Geste, die ihr sonst nur in den Weg kam, wenn sie sich unsicher oder zu dick fühlte für die Klamotten, die sie gerade trug. Dass beides im Moment nicht der Fall war, wunderte sie allerdings nicht.

Sie hatte viel zu viel damit zu tun, über ihre eigenen Hirngespinste innerlich den Kopf zu schütteln. Mr. Calmaro auf einer Grillparty – mit ihr und ihren Freunden? Klar.

„Und haben Sie schon einen Plan, was Sie mit Ihrer freien Zeit hier anstellen möchten?“

Vermutlich war ihm aufgefallen, dass sie zu dieser windigen Ausflucht gar nichts gesagt hatte. Und das war jetzt das beste Ausweichmanöver, das er hinbekam? Nicht sehr kreativ. Aber wirkungsvoll, denn es brachte Emma dazu, etwas nicht nur vor sich selbst, sondern auch Mr. Calmaro zuzugeben.

„Ich habe mir darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Tokio ist für mich der Inbegriff von Hektik, innovativem Elektrospielzeug und kleinen Tempeloasen. Das würde ich gerne alles sehen. Aber wie genau ich das anstelle, wird sich vermutlich erst ergeben, wenn ich unterwegs bin.

Was haben Sie denn vor? Kennen Sie hier jemanden? Statten Sie ein paar Besuche ab?“

 

„Nein, Besuche werden es wohl keine werden, auch wenn ich natürlich auch hier Leute kenne. Aber Ihre Beschreibung von dieser Stadt ist wirklich sehr treffend. Das muss ich Ihnen lassen. Denn im Grunde drückt sie alles aus, was derzeit mein Interesse weckt. Eigentlich sollte ich hier wohnen. Wenn es nach der japanischen Arbeitsmoral ginge, wäre sie wie für mich gemacht.“

Cayden nahm lächelnd einen Schluck von seinem Chai-Latte und redete weiter, während er Emma immer wieder dabei in die Augen sah.

„Aber um zu Ihrer Frage zurückzukehren. Hektik habe ich genug zuhause und beim Elektronikspielzeug für Erwachsene bin ich meistens auf dem neuesten Stand, also werde ich mir vermutlich die Tempeloasen vornehmen, oder – was wahrscheinlicher ist – ich werde das eine oder andere Wellness- und Fitnessangebot des Hotels in Anspruch nehmen. Immerhin weiß ich schon nicht mehr, wann ich das letzte Mal ein paar Bahnen geschwommen bin.“

Und das war die Wahrheit.

Wenn er es recht bedachte, sollte er sich wirklich mehr Zeit zum Schwimmen nehmen. Schließlich war er früher beziehungsweise in dem ersten Jahrhundert seines Lebens sehr oft geschwommen und dass nicht einfach in einem chlorgereinigten Betonbecken, sondern in Gewässern, wo man sich Auge in Auge mit Piranhas tummelte. Natürlich hatten sie damals noch nicht diesen Namen gehabt.

Und Schwimmen war etwas, das wirklich nicht zu viel Zeit fraß. Er sollte es also durchaus einmal in Erwägung ziehen, es öfters zu tun.

„Sehr weit außerhalb des Hotels werde ich vermutlich nicht kommen. Aber ich hoffe, dass Sie einiges zu sehen bekommen. Haben Sie denn auch genug Speicherplatz auf Ihrem Fotoapparat?“

Caydens Lächeln wurde breiter, als er sich vorzustellen versuchte, wie Emmas Freunde sie auf der Couch umringten, um ihre Schnappschüsse aus Tokio sehen zu können. Schließlich war so eine Reise etwas Besonderes. Zumindest für Emma vermutete er. Denn für ihn selbst war es zwar wie ein kleines Abenteuer aber doch immer sehr stark von der Arbeit angehaucht. Das dämpfte das Feeling schon deutlich.

Gerade wollte er fragen, ob Emma denn auch schon andere Länder bereist hatte, als die Kellnerin mit ihren Bestellungen kam und er von dem Anblick abgelenkt wurde, wie vor ihm kleine ausgewählte Speisen erschienen. Es war wirklich nicht viel, aber so unterschiedlich, dass sein Geschmackssinn auf jeden Fall jubilieren würde. Außerdem freute er sich darauf, wieder einmal mit Stäbchen essen zu können.

Besteck war zwar eine gute Erfindung, um gesittet essen zu können, aber es machte irgendwie nicht so viel Spaß wie mit Stäbchen, einem kleinen Dolch oder mit den Fingern zu essen.

 

Emma konnte sich wirklich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie oft man auf Reisen gewesen sein musste, damit man die ganze Zeit einfach nur im Hotel verbrachte. Schon gar nicht, wenn die Stadt vor den Fenstern – nur durch Glas von einem getrennt – danach schrie, dass man sie besuchte. Emma selbst spürte schon, als ihr Frühstück kam und sie sich sehr langsam darüber hermachte, den Drang etwas zu unternehmen.

Als Erstes musste sie sich einen Stadtplan an der Rezeption besorgen, denn so, wie sie sich Tokio vorstellte, war sie ohne so einen Plan verloren. Vermutlich würde sie nicht zurück zum Hotel finden, selbst wenn sie sich nur einen oder zwei Blocks davon entfernte.

Mit einem Blick aus dem Fenster suchte sie nach einem Ziel. Irgendetwas, das bereits aus dieser Entfernung ihr Interesse wecken konnte. Doch sie fand nichts. Zumindest nicht auf Anhieb, denn keines der Gebäude stach in einer Weise hervor, die es attraktiver gemacht hätte, als seine umgebenden.

Vielleicht sollte sie einfach mit einem Shoppingcenter anfangen. So, wie sie das aus Filmen kannte, würde es dort genug Neues zu sehen geben, so dass sie einen ganzen Tag lang beschäftigt war. Und dann wollte sie gern Sushi essen. Und das am besten in irgendeinem Park mit einem kleinen Tempel mit einem dieser hübschen, mystischen Holztore davor.

„Ich denke schon, dass ich ausreichend Speicherplatz für ein paar Bilder habe. Und wenn nicht, sitze ich ja momentan an der Quelle, was günstigen Nachschub angeht.“

Sie lächelte, zupfte dann ein kleines Stück von ihrem Eieromelett ab und schob es sich vorsichtig mit den Holzstäbchen in den Mund. Es schmeckte wirklich außergewöhnlich. Und sehr lecker.

„Wenn Sie schon so oft hier waren, haben Sie denn einen Tipp für mich? Gibt es irgendetwas, von dem Sie finden, ich sollte es mir angesehen haben, wenn ich schon einmal hier bin?“

Wenn er doch natürlich auch hier Leute kannte, hieß das wohl, dass er schon öfter hier gewesen war. Also kannte er sich auch aus.

 

Cayden nahm zuerst die Miso-Suppe in Angriff. Dazu nahm er zuerst die Stäbchen in die Hand, um mit den großen Einlagen der Suppe fertigzuwerden. Doch da er es inzwischen gewohnt war, dass man im Westen nicht schlürfte, aß er langsam und manierlich, obwohl es in Japan umso besser schmecken musste, je lauter die Geräusche beim Essen offenbar waren.

„Das stimmt“, gab Cayden fast schon grinsend zu. Emma saß hier wirklich an der Quelle, was diese Art von Technik anging.

Als sie ihn allerdings fragte, was sie sich hier so ansehen könnte, erlosch das Lächeln auf seinen Lippen und sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich.

Er war schon so lange nicht mehr in der Stadt selbst gewesen, dass er wirklich erst einmal in seinem Kopf nachforschen musste, was es da überhaupt zu sehen gäbe und dann sollte es auch noch Emma gefallen.

Schließlich legte Cayden die Stäbchen weg und nahm den Porzellanlöffel zur Hand, benutzte ihn jedoch noch nicht.

„Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was Ihr Interesse wecken könnte, aber da gebe es zum Beispiel das Nationaltheater in Hayabusacho, in dem überwiegend traditionell japanische Theaterformen aufgeführt werden. Auch das Nationalmuseum im Bezirk Taito ist empfehlenswert. Es ist das größte und älteste Museum Japans und umfasst rund 110.000 Exponate der japanischen Kunst und Archäologie. Wenn Sie einkaufen wollen, kann ich das Mitsukoshi empfehlen, da es speziell für Touristen angelegt ist und trotzdem ein edles Ambiente bietet. Dort ließe sich bestimmt ein schönes Souvenir finden. Natürlich können Sie sich in den anderen Geschäften umsehen. Davon gibt es mehr als genug.“

Cayden stahl sich die Zeit, um noch mehr Sehenswürdigkeiten in seinem Gedächtnis zusammenzukratzen, in dem er nun doch einen Löffel von der Suppe nahm und sie genüsslich über seine Zunge rollen ließ. Es schmeckte einfach fantastisch und befriedigte so gut wie jede seiner Geschmacksknospen. Beinahe hätte er sogar die Augen geschlossen und sich ganz dem Genuss hingegeben. Doch ihm fiel noch rechtzeitig ein, dass er nicht alleine war und noch ein bisschen mehr an Auskünfte zu geben hatte.

„Falls Sie von Wissen und Shopping genug haben sollten, biete sich da auch der Tama-Zoo an, der größte Zoo von Tokio. Er besitzt drei ökologische Areale. Den asiatischen Garten, den afrikanischen Garten und den australischen Garten und umfasst somit rund 52,3 Hektar Land. Der Ueno-Zoo ist nicht ganz so groß, aber dafür der älteste Zoo Japans. Parks und Tempelanlagen gibt es genug, da werden Sie sicher auch von selbst welche finden.“

Mehr war nicht aus ihm herauszuholen, denn die anderen Sachen dürften sie wohl kaum interessieren und schließlich sollte ihr auch noch erlaubt sein, selbst ein paar Dinge zu entdecken. Auch das machte die Spannung während einer Reise aus, zumindest wenn sie nicht gänzlich geschäftlich war.

Cayden zumindest wusste, dass er sich bis zum Meeting mit den Vorbereitungen beschäftigen würde, danach sah die Welt vielleicht eine Spur anders aus. Aber darüber würde er sich erst Gedanken machen, wenn es so weit war.

 
 

***

 

Emma stand vor der riesigen, glitzernden Hello Kitty, die einen pinken Kimono trug und bedauerte nicht zum ersten Mal an diesem Tag, dass sie niemanden hatte, den sie mit einem leicht gequietschten „Schau mal, wie toll!“ darauf aufmerksam machen konnte.

Inzwischen hatte sie sich schon durch einige Abteilungen des Mitsukoshi Ginka gearbeitet, hatte sich teure Küchenartikel, DVDs und Kosmetika angesehen. Und jetzt stand sie in dem Stockwerk, das sie am meisten interessierte: Spielwaren.

Es gab sogar kleine Modelleisenbahnen im Hello Kitty-Look und kleine Plastikeier, in denen Puppen saßen, die man mit Accessoires, Perücken und allem möglichen und unmöglichen Schnickschnack zur eigenen, perfekten Lieblingspuppe machen konnte. Verrückt.

Aber auch ungemein spannend. Emma musste wirklich ihre Handtasche festhalten, um nicht bei jedem süßen, bunten Plastikspielzeug schwach zu werden. Schon allein die kleinen Ponys mit Feenflügeln, die es in Sammeleditionen wahlweise auch mit Einhorn gab, hatten ihr Einiges abverlangt, um nicht mit dem Sammeln anzufangen. Aber Souvenirs durfte man ja kaufen. Kleinigkeiten.

Wie zum Beispiel ein Salatbesteck für Kathy, auf dem bunte Vögel auf gelbem Grund lackiert waren. Sowas von kitschig, dass es schon fast beim Ansehen wehtat, aber es würde wunderbar zu ihrer hellblauen, unauffälligen Salatschüssel passen!

Grinsend ging Emma weiter, drückte auf Try-me-Knöpfe, die auch hier an den Spielzeugen genauso aussahen wie zu Hause. Bloß bewirkten sie hier irgendwie sehr viel coolere Sachen. Es war ein ... quietschbuntes Wunderland der Überflüssigkeiten! Emma liebte es!

Selbst ihr knurrender Magen konnte erst mit einer sehr heftigen Aktion dafür sorgen, dass sie die Abteilung verließ – wohlgemerkt mit einer hübschen und sehr vollen Papiertasche – und sich zur Fressmeile aufmachte, die irgendwo oben in der Nähe der Terrasse sein musste.

 

Etwa eine Dreiviertelstunde später hatte sie auch den kleinen Grünflecken gefunden, den sie sich zu ihrem Sushi-Päckchen gewünscht hatte.

Auf einer Bank machte Emma es sich gemütlich, klappte die Plastikbox auf, schüttete Sojasauce über alles und kaute keine Minute später selig auf ihrem ersten Sushiröllchen herum und seufzte.

Wenn die Hektik einen nichts anging, war sogar sie ziemlich faszinierend. Zumindest gab es viele interessante Menschen, die man sich hier unauffällig ansehen konnte. Denn Emma hatte irgendwo einmal gelesen, dass es in Japan unhöflich war, anderen Menschen direkt ins Gesicht zu sehen. Deshalb versuchte sie so unauffällig wie möglich die Vorbeigehenden zu betrachten, in Ruhe ihr Sushi zu essen ... und dachte darüber nach, ob ihr Boss wohl tatsächlich den ganzen Tag im Hotel verbrachte.

Gab es für das Meeting noch so viel vorzubereiten? Wenn er so viel Zeit dafür benötigte, hatte sie selbst doch hoffentlich nichts vergessen? Aber einen ganzen Tag damit zu verbringen? Nein, da hätte sie schon ihren Part noch einmal ganz von vorn aufrollen müssen.

Emma zuckte die Schultern.

Deswegen war sie auch nur Assistentin und es war seine Firma.

 

Caydens Tag verlief eigentlich wie immer, nur dass er dieses Mal in einem Luxushotelzimmer stattfand und somit die Ruhe in seinen Räumen fast schreiend wurde.

Wobei ihm das seltsamerweise erst heute so richtig auffiel, weil er nicht unterschwellig Emmas oder Stellas Stimmen vor seinen Türen hören konnte oder die anderen begleitenden Bürogeräusche, die er sonst so gewohnt war.

Vermutlich passierte es deshalb, dass er immer wieder von seinen kleinen Karteikärtchen hoch und sich umsah, so als würde ihm etwas fehlen und er könne es alleine mit seinem Blick wiederfinden. Dass ihm etwas fehlte, war klar, aber dass er es mit einem Blick finden würde, war sehr unwahrscheinlich. Zumal Emma ja in Tokio auf Tour war und vermutlich nicht vor dem Abend wieder kommen würde.

Sich selbst ermahnend, dass er sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren sollte, schüttelte er schließlich den Kopf, um Emma daraus zu vertreiben und vertiefte sich erneut in Zahlen, Statistiken, Argumenten und Gegenargumenten.

Er kannte Yamato zwar schon seit Jahren, aber das hieß nicht, dass der Kerl nicht auch jetzt noch eine harte Nuss in Sachen Verhandlungen war.

Zu Mittag legte Cayden schließlich seine übliche Pause ein, verlängerte die Stunde jedoch auf zwei Stunden und bereitete sich dann weiter vor.

Er kannte sich selbst gut genug, dass er erst Frieden geben würde, wenn er die ganzen Zahlen, Prozente, Angaben und Klauseln auswendig kannte. Deshalb saß er schonungslos bis zum Abend an dem langen Tisch, zwischen herumliegenden Zetteln, Notizen und Kopien, bis ihm alles schon vor den müden Augen verschwamm und er endlich zufrieden zusammenräumen konnte.

Das Meeting machte ihn zwar schon jetzt nervös, aber das war eben so und würde auch immer so sein. Cayden zeigte es vielleicht nicht, aber selbst er war vor Nervosität nicht gefeit.

Da es schon zu spät für ein Abendessen mit Emma war und er ohnehin keinen Hunger hatte, beziehungsweise keinen, der sich auf Essen bezogen hätte, ließ er sich schließlich vor dem Zubettgehen noch eine halbe Stunde lang gründlich massieren, um die Anspannung aus seinen Muskeln zu bekommen und legte sich dann frühzeitig schlafen.

Morgen war ein wichtiger Tag, da sollte er ausgeruht sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Koori
2012-10-22T12:02:18+00:00 22.10.2012 14:02
Man oh man, wäre ich am liebsten auch mal in Tokio *w*
Die Wahl gefällt mir genauso gut, dass ihr für das Meeting Tokio gewählt habt. Hab schon öfter mal etwas über England oder andere Länder, Städte gelesen, deswegen freut es mich so, dass ihr Tokio genommen habt, net alltägliches.
Toll, wie ihr alles so genau beschreibt, kann des gar net oft genug sagen. Fühl mich so, als ob unter einem Baum liege, Sonne scheint und ein geniales Buch lese.
Verdammt, immer diese "sie ist nur ein Mensch" Sache regt auf, klar gibt es Komplikationen und man müsste über vieles nachdenken und aufpassen, aber sie passen so gut zusammen, dass es schon gruselig ist xD
Die Beiden haben sich gesucht und gefunden, man merkt das da zwischen ihnen etwas ist.
Interessant genauso, die Gedankengänge der Beiden. Es wird nicht zuviel geredet, man beschreibt die Umgebung, selbst kleine Dinge finden ihren Platz.
Mhm er ist also sehr oft geschwommen, aber nicht in Schwimmbädern, das ist bestimmt mal was anderes.





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