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Dark Night's Kiss

von

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14. Kapitel

„Emma.“

Jemand klopfte gegen die Scheibe, an der Emmas Stirn ruhte und rief von draußen ihren Namen.

„Wir sind da!“

Vorne wurde die Tür aufgerissen und Rob streckte den Kopf ins Auto, um Emma anzugrinsen, die gerade noch ein bisschen Schlaf hatte nachholen können.

„Bin wach.“

„Wer’s glaubt. Ich mach jetzt deine Tür auf.“

„Bin wach!“

Ihre Finger öffneten beim zweiten Versuch den Autogurt und Emma kam halb fallend, halb kletternd aus dem Auto, um sich dann gerade hinzustellen, in großer Geste zu gähnen und sich ausgiebig zu strecken, bis ihr schwindelig wurde.

Es war ganz schön frisch.

„Und wo genau sind wir?“, wollte sie mit einem Blinzeln in die Sonne wissen, die so früh am Morgen ganz schön tief stand. Vor ihr erstreckten sich das Meer und eine sanft ansteigende, hügelige Küstenlinie. Sonst war nicht viel zu sehen.

„Keine Ahnung.“

Rob kontrollierte seine Fotoausrüstung, während Kathy Kaffee aus einer Thermoskanne in einen Becher goss und ihn Emma hinhielt.

„Großartig!“

Sie grinste und verbrannte sich die Zungenspitze am ersten Schluck Kaffee. Der aber trotzdem außerordentlich köstlich schmeckte.

 

Eine Stunde später hatten sie eine kleine Siedlung erreicht, die an einem Steinstrand lag und vollkommen verlassen aussah. Einmal von der Katze abgesehen, die gemütlich auf einem dicken Kissen in einem Fenster lag und den Besuchern keine Beachtung schenkte.

Emma ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen auf einen alten Baumstamm fallen und streckte die Beine vor sich aus, während Rob noch damit beschäftigt war, Fotos von einem verlassenen Kran zu schießen.

„Ja und?“

Kathy sah so erwartungsvoll aus, als hätte Emma ihr vor Stunden eine unglaublich tolle Überraschung versprochen. Allerdings konnte sie sich daran nicht erinnern.

„Was?“, wollte sie trotzdem schon ein bisschen auf der Hut wissen.

„Wie war er so?“

Auch ohne die Betonung hätte Emma gewusst, wer er war. Immerhin hatte Kathy sie schon seit einer halben Stunde mit Fragen über die Spendengala gelöchert.

Wellen schlugen leise gegen die Steine und rollten ein Stück den Strand hinauf, bevor sie sich wieder zurückzogen. Emma sah aufs Wasser hinaus und überlegte.

„Er ist sympathisch.“

In der Pause, die folgte, runzelte sich Emmas Stirn ein wenig und dann schüttelte sie fast unmerklich den Kopf.

„Aber irgendwie lässt er sich nicht wirklich greifen.“

Kathy unterbrach nicht, sondern sah nur mit wirklich interessiert wirkendem Blick in Emmas Richtung und wartete.

„Am Anfang des Abends habe ich noch vermutet, dass ich für diese paar Stunden nicht mit ihm auskommen werde. Egal, von was oder von wem er gesprochen hat, alles war negativ behaftet. Jeder war ein Fiesling oder Langweiler. Ich hab mich zuerst bloß gefragt, was er wohl so über mich denkt, wenn diese Reichen und Schönen, die er schon Jahre kennt, so schlecht wegkommen. Und immerhin hat er es ja mir erzählt – also jemandem, den er gar nicht wirklich kennt.“

„Ist er denn bei allem so? Ich meine, ist dir das vorher schon aufgefallen?“

Jetzt konnte man Emmas Kopfschütteln gar nicht übersehen.

„Nein, eigentlich gar nicht. Aber vorher hab ich mich ja noch nie länger mit ihm unterhalten. Außer das eine Mal als wir zusammen zu Abend gegessen haben. Da hat er ein bisschen was erzählt.“

Erst als sich Kathys Augen erstaunt weiteten, fiel Emma auf, dass sie noch gar nichts von diesem Curry-Dinner erzählt hatte.

„Irgendwie habe ich mir bis gestern gar keine richtige Meinung über ihn gebildet. Er ist halt mein Boss, ich komme gut mit ihm aus, was die Arbeit angeht und ich finde ihn vom Äußeren her ganz attraktiv.“

„Ahaa ...“

„Nix 'ahaa'. Es gibt auch andere Männer, die ich rein objektiv gesehen attraktiv finde. Das heißt nichts.“

Wären Kathys Augenbrauen noch weiter nach oben gewandert, sie wären ihr vermutlich vom Gesicht gefallen.

„Jaaa, schon gut. Ich finde, dass er ganz süß aussieht, wenn er lächelt.“

Bevor Kathy den Mund aufmachen konnte und ein weiteres 'ahaa' über die Lippen brachte, hielt Emma ihr den Zeigefinger vor die Nase.

„Was er aber nicht sonderlich oft tut!“

„Aber der Abend war trotzdem nicht so, wie zuerst befürchtet. Immerhin warst du erst spät zu Hause.“

Emmas Blick sank auf ihre Schuhspitzen.

„Es wurde besser, schlimmer, grottig und dann sehr schön.“

Ihre Stimme war leiser geworden und hatte einen Unterton bekommen, der Kathy aufhorchen ließ.

„Wäre er was für dich?“

Mit einem echten Lachen hatte sie wohl nicht gerechnet, denn Kathy sah kurz wirklich ein wenig bestürzt aus.

„Kathy, er ist verheiratet. Dazu kennst du meine Meinung.“

„Ja. Das beantwortet meine Frage aber nicht.“

Jetzt war Emma es, deren Augen sich vor Überraschung zuerst weiteten und dann einen fast schon melancholischen Blick annahmen.

„Ich denke, er könnte mir gefallen. Wie gesagt, er kann süß sein, wenn er will und auch sehr zuvorkommend. Aber mal davon abgesehen, dass ich mich weigere, vergebene Männer auch nur in Betracht zu ziehen, würde er nicht zu mir passen. Er arbeitet sich lieber zu Tode, als mal ins Kino zu gehen. Auf einem BBQ würde er sich vermutlich nie sehenlassen und selbst wenn, würde es ihm vermutlich nicht gefallen. Ich denke, bei ihm hätte man ständig das Gefühl, mit seinem Job konkurrieren zu müssen. Darauf hab ich ehrlich gesagt keinen Bock.“

„Hm. Versteh ich.“

 

„Die Fotos werden super! Sobald wir zu Hause sind, muss ich die gleich auf den PC laden.“

Rob hatte sich in den kleinen Bildschirm an seiner Kamera vertieft, blickte mal mit gerunzelter Stirn und mal mit freudig glitzernden Augen auf die Fotos, die er geschossen hatte, und ließ ab und zu einen kleinen Kommentar hören.

Emma fuhr die Küstenstraße entlang Richtung Wellington und konnte ein müdes Gähnen zum zweiten Mal gerade so unterdrücken. Ob es nun die viele frische Luft war oder der Abend zuvor ihr noch ein bisschen nachhing, war egal. Sie wollte jetzt einen riesigen Topf voll Nudeln mit Gemüse kochen, sich vollstopfen und dann mit einem Buch auf der Couch liegen, bevor sie früh ins Bett ging. Immerhin war Sonntag. Was bedeutete, dass Morgen die neue Arbeitswoche begann.

„Nachher kommen noch ein paar Freunde von mir vorbei“, verkündete Kathy wie aufs Stichwort. Allerdings keines, das Emma in diesem Moment gefallen hätte. Da ging wohl ihr gemütlicher Abend auf der Couch dahin. Naja, wenn schon nicht Couch, dann eben ihr eigenes Bett. Das war genauso kuschelig.

„Ich dachte mir, dass wir alle zusammen essen könnten.“

„Wie viele kommen denn?“, wollte Emma vorsichtshalber wissen. Denn wenn sie schon auf die Couch verzichten musste, würde sie eine kleiner werdende Portion Nudeln nicht akzeptieren. Sie hatte schon jetzt einen Bärenhunger!

Es kam für eine ganze Weile keine Antwort, bis Emma skeptisch wurde und in den Rückspiegel zu Kathy nach hinten sah. So, wie diese ihre Finger gespreizt hatte und lautlos ihre Lippen bewegten, konnte das nicht nur eine kleine Gruppe von zwei oder drei Leuten bedeuten.

„Sieben. Drei meiner Arbeitskollegen, deren Partner und einer, der nur für ein paar Wochen bei uns ist. Einer aus OZ. Aber trotzdem ganz nett.“

Das brachte zumindest einen Lacher. Na gut, dann würde sich Emma eben auf einen anderen Abend einstellen. War ja auch nicht so schlimm. Morgen konnte sie dafür früh ins Bett gehen. Soweit sie Calmaros Termine im Kopf hatte, stand diese Woche ohnehin nichts Riesiges an. Mal vom üblichen Chaos abgesehen.

 
 

***

„Hier.“

„Danke“, murmelte Cayden geistesabwesend und vertieft in ein paar sehr wichtigen Verträgen, die noch unterzeichnet werden mussten.

Vanessa stellte den Kaffee lautlos auf seinem Schreibtisch ab und nahm die alte Tasse wieder mit. Er bemerkte nur am Rande, dass sie immer noch neben ihm stand und ihn ansah.

Zuerst wollte er sie ignorieren, doch schließlich hob er doch den Blick.

„Willst du mir irgendetwas sagen?“, fragte er sie höflich, aber ohne jegliches Gefühl in seinen Worten. Sie war nicht das, was sie nach außen hin ausstrahlten und nirgendwo sonst merkte man das so deutlich, wie bei ihnen zuhause. Dort wo niemand sie dabei sehen konnte und die Dienstboten waren verschwiegen und diskret.

„Ich bin deine Frau …“, begann Vanessa mit einer merkwürdig belegten Stimme. Fast so, als würde sie zittern, wenn sie noch ein bisschen lauter sprach. Dabei starrte sie nachdenklich in seine leere Kaffeetasse.

„Auf dem Papier, ja“, bestätigte Cayden und wollte sich schon wieder seinen Verträgen widmen, da sie nicht weitergesprochen hatte.

„Seit zehn Jahren.“

Sie schien seine Worte einfach überhört zu haben oder ignorierte sie absichtlich.

„Bedeutet dir das eigentlich irgendetwas?“

Cayden legte die Papiere zurück auf den Tisch und hob den Blick. Vanessa sah ihn direkt an, die Tasse in ihren Händen zitterte leicht.

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück.

„Willst du auf irgendetwas hinaus? Denn ich habe das Gefühl, das ist keines unserer üblichen Gespräche.“

Kurz schien so etwas wie Wut über ihre Augen zu huschen, doch diese Erscheinung verschwand zu schnell wieder, als dass er sich sicher sein konnte.

„Ich bin deine Frau“, begann sie erneut. „Wir sind seit zehn Jahren verheiratet. Wir haben unzählige Male miteinander geschlafen. Wir haben sogar unser Blut geteilt. Wir schlafen im gleichen Bett, wenn auch nicht allzu oft, wenn es unser Terminplan nicht zu lässt, aber wir leben im gleichen Haus. Essen am gleichen Tisch und all die Zeit, all die Jahre, da hast du …“

Sie senkte den Blick. Nun zitterte die Tasse deutlich in ihren Händen. Ihre Stirnfransen verhinderten einen Einblick auf ihr Gesicht, aber ihre Schultern schienen zu beben.

Weinte sie etwa? Das wäre ihm einmal etwas gänzlich Neues!

„… nie hast du mich auch nur einmal so angesehen … wie du sie angesehen hast.“

Man hörte regelrecht, wie sie ein Schluchzen unterdrücken musste, womit sich Cayden erst recht wie im falschen Film vorkam.

Hielt Vanessa ihm gerade tatsächlich einen Vortrag über …?

Obwohl sie es ständig mit irgendwelchen Typen trieb, die ihr scheißegal waren?

Wie soll ich wen angesehen haben?“, stellte er sich dumm, denn er war tatsächlich verwirrt. Über diese ganze Situation, in der er sich plötzlich wiederfand und die unerwartete Gefühlsaufwallung von Vanessa, die für gewöhnlich kälter als eine Hundeschnauze war.

„Verdammt Cayden, leugne es nicht auch noch!“, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und umklammerte die Tasse so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Das war eindeutig ein Zeichen von Wut, aber sie sah immer noch so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

„Ich rede von deiner neuen Assistentin! Was findest du überhaupt an dieser fetten Wachtel mit diesen Hängetitten!?“

Die Tasse zerbrach, während gleichzeitig sein Schreibtischstuhl gegen die Wand schlug.

Cayden war so schnell aufgesprungen, dass Vanessa die Bewegung nicht hatte kommen sehen. Ebenso wenig die Hand, die um ihren Hals lag, ohne zuzudrücken, sondern sie lediglich dazu zwang, ihn anzusehen.

Mit gebleckten Fängen fuhr er sie leise aber gefährlich an: „Das ist meine letzte Warnung. Noch ein schlechtes Wort über sie und ich breche unseren Vertrag. Glaubst du wirklich, ich finde keine Andere, die mir ihr Blut gibt? Glaubst du wirklich, ich hege dir gegenüber mehr Gefühle als an jeder anderen Mahlzeit? Und unter uns gesagt …“

Er beugte sich so dicht zu ihrem Gesicht herab, dass er auf seiner Haut spüren konnte, wie ihr der Atem stockte und für sie zum ersten Mal seine Fangzähne keiner Verlockung gleichkamen, sondern ihr tatsächlich Angst machten.

„… deine Vorstellung von Schönheit geht mit meiner weit auseinander. Oder glaubst du wirklich, ich würde den Unterschied zwischen weichen, echten Brüsten im Vergleich mit deinen Silikonkissen nicht erkennen? Du bist nichts weiter als ein künstliches Modepüppchen. Schön anzusehen, aber nicht schön anzufassen. Kaum zu glauben, dass tausende von Mädchen und Frauen deinem Ideal hinterher rennen. Von mir aus treib es mit so vielen hirnlosen Typen, wie du willst, die glauben, das wäre wahre Schönheit. Aber halt mir keine Vorträge darüber, wie ich mit dir umzugehen oder dich anzusehen habe. Du bist meine Frau. Ja. Und das schon seit zehn Jahren. Aber glaub mir, für mich bist du nichts weiter als ein Wimpernschlag in der Ewigkeit.“

Mit diesen Worten ließ er sie los, nahm die Verträge von seinem Schreibtisch und ging. Heute war es hier absolut nicht auszuhalten und wenigstens würde er in seinem Penthouse in Ruhe nachdenken können, ohne dass ihm sein eifersüchtiges Weib die Hölle heißmachte. Wobei …

Er drehte sich noch einmal herum.

„Übrigens, an deinem schauspielerischen Talent musst du noch arbeiten. Vor allem das mit den Tränen funktioniert noch ganz und gar nicht, oder hast du sie einfach in deinem Eifer vergessen?“

Nein, vermutlich wollte sie einfach nicht ihre Wimperntusche verschmieren.

Wütend verließ Cayden den Raum und schloss die Tür leise hinter sich.

 

Cayden war nicht in sein Penthouse gefahren, sondern direkt an den Ort des Geschehens. Zudem war ihm sein Büro ohnehin am liebsten, da er dort die meiste Zeit verbrachte.

Die Verträge vor sich waren durchgesehen, die eine oder andere Klausel noch einmal abgeändert oder neu hinzugefügt worden und nun saß er da, einen Kugelschreiber in der einen, die leere Kaffeetasse in der anderen Hand und starrte Löcher in die Wand.

Wie soll ich sie denn angesehen haben?

Das fragte er sich nicht zum ersten Mal seit dem aufschlussreichen Gespräch mit Vanessa. Aber obwohl er sich diese Frage immer wieder stellte, sie von allen Seiten zu beleuchten versuchte, wollte sich darauf einfach keine Antwort finden lassen.

Emma war seine Assistentin. Es war ein sehr schöner Abend gewesen und er würde es als gutes Erlebnis in seiner Erinnerung behalten.

Damit sollte das Thema eigentlich erledigt ein.

Aber das ist es nicht.

Darüber war sich Cayden dank Vanessa plötzlich nur allzu deutlich bewusst. Schließlich war sie nicht einfach nur seine Assistentin, sie war auch kein gewöhnlicher Mensch, sondern stammte von Jenen ab, und auch wenn sie vielleicht keine Ahnung hatte, was sie alles mit ihrer Gabe anrichten konnte, würde Emma immer das Potential in sich tragen, ihm oder einem anderen Vampir gefährlich werden zu können.

Allein dieser Abwehrmechanismus vor seinem Büro war dafür Beweis genug.

Auch wenn er nicht vorhatte, ihr deshalb etwas zu tun, es könnten andere seiner Art auf sie aufmerksam werden und dagegen etwas unternehmen wollen. Immerhin hatte sogar Calvin Tasken bemerkt, wer sie war und ihn sogar darauf hingewiesen.

Cayden glaubte zwar nicht, dass der Vampir großes Interesse an Emma hatte, da der sich mit vollkommen anderen Dingen beschäftigte, aber es gab auch unter den Vampiren Jäger, genauso wie es unter den Menschen Jäger gab und sich somit beide Spezies gegenseitig jagten, wenn es nötig war.

Seine Hand begann auf seinem Block mit den Notizen zu den Verträgen, herumzukritzeln.

Sie ist nur ein Mensch. Warum kümmert es mich überhaupt? Es ist schließlich nicht mein Problem, sollte jemand auf sie aufmerksam werden und sich darum kümmern wollen.

Trotzdem beschäftigte es ihn und egal wie oft er sich einzureden versuchte, dass seine Sorge nur daran lag, eine potentielle Nachfolgerin für Stella nicht zu verlieren, konnte er sich diese Lüge einfach nicht vollkommen einreden.

Ja, Emma war nur ein Mensch und sie würde früher oder später ohnehin sterben, so wie es diese Rasse schon seit unzähligen Jahren tat, trotzdem ließ ihn der Gedanke nicht in Frieden.

Caydens Hand kritzelte weiter, während seine Gedanken abschweiften. Zu den anderen Menschen, die ihm keine Ruhe gelassen hatten, weil sie ihm am Ende mehr bedeutet hatten, als ihm lieb war.

Ein paar seiner vergangenen Ehefrauen hatte er wirklich geliebt und daher auch gehen lassen, als sie den Gedanken an die Ewigkeit nicht länger ertrugen. Er hatte sie sterben lassen, weil es ihr Wunsch war, obwohl er sie eigentlich bei sich hatte behalten wollen. Doch so egoistisch hatte selbst er am Ende nicht sein können.

Sein Glaube daran – dass Menschen einfach nicht für die Ewigkeit geschaffen waren – hatte ihn dazu gebracht, sie ziehen zu lassen, obwohl es geschmerzt hatte.

Auch um Helen würde er trauern, wenn sie nicht mehr war. Sie war eine gute Frau und er würde sie auch so in Erinnerung behalten, aber damit hatte er sich schon längst abgefunden. Doch Emma – die er noch nicht einmal wirklich kennengelernt hatte – ließ ihm keine Ruhe.

Cayden wusste nicht, was es war. Er wusste nicht, was Vanessa mit ihrem Vorwurf genau gemeint hatte, oder ob das ebenfalls einfach ein Teil ihrer Show gewesen war. Er wusste nicht, ob er überhaupt noch dazu fähig war, sich tief genug an einen Menschen zu binden, nachdem selbst ihn das auf Dauer nicht kalt ließ.

Eigentlich wusste er gar nichts. Nur, dass es keinen Sinn hatte, über vergängliche Dinge nachzudenken, wenn man selbst sich nicht vom Fleck bewegte. Außerdem sollte er es sein lassen und weiter arbeiten. Nicht nur auf den heutigen Tag beschränkt, sondern auf die Jahre, die noch vor ihm lagen.

Er hatte keine Zeit, um sich den Kopf wegen sinnloser Fragen zu zermartern oder gar seine Assistentin näher kennenlernen zu wollen. Mit ihr schlafen und ihr Blut trinken zu wollen. Was das anging, war er realistisch. Sie war neu. Sie hatte ihren Reiz und das mochte er. Darum war der Gedanke auch nicht so abwegig, mehr mit ihr tun zu wollen, als einfach nur mit ihr zu reden. Aber da sprachen seine Hormone und Instinkte aus ihm. Damit konnte er nach einem so langen Leben, wie er es führte, nur allzu leicht umgehen.

Es ließ sich ignorieren und genau das sollte er tun.

Die Gedanken an Emma und seine Tagträumerei sein lassen und seinen Kopf wieder auf die Arbeit richten.

Ein guter Plan.

Entschlossen legten Cayden den Kugelschreiber zur Seite und setzte sich wieder gerade in seinem Stuhl hin, um sich noch einmal die Verträge durchzulesen und ganz bestimmt nicht mehr an den Tanz mit Emma zu denken.

Als er allerdings einen Blick auf seine Notizen warf, musste er einsehen, dass das alles gar nicht so einfach werden würde.

Cayden riss die Seite ab und sah sie sich noch einmal an, ehe er das detaillierte Bild von Emmas Lächeln und den Ausdruck ihrer Augen zerknüllte und in den Müll warf.

Das Bedürfnis zu zeichnen, war das allerletzte, dem er weder heute noch in den nächsten Jahren nachgeben durfte; könnte es ihn doch am Ende dazu bringen, die ganze Arbeit einfach hinzuschmeißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  thundergirl
2012-11-20T07:59:27+00:00 20.11.2012 08:59
Hey :)

ich hab gestern angefangen die FF zu lesen und wollte euch mal sagen wie geil ich sie finde.
Sie ist total fesselnd, spannend,geil geschrieben sodass ich garnicht aufhören kann zulesen XD
Ich freu mich schon total die nächsten Kapitel zu lesen

MfG
Von:  Koori
2012-10-22T12:01:46+00:00 22.10.2012 14:01
Hm Rob scheint sehr aktiv zu sein XD
Okay und Kathy dagegen ist sehr neugierig :D
Ehm, also...ist Vanessa verrückt o.o Bedeutet ihr die Ehe wirklich was :o Glauben kann ich das irgendwie net und wenn doch, ist sie ganz schön blöd ^^
Ich versteh die Frau net, aber schön dass wenigstens sie erkannt hat, das Cayden, Emma ganz anders ansieht, als wie sie!!
Krass, wie kalt er sein kann, das hat sogar mir ne Gänsehaut verpasst ^^ Irgendwo hat er Recht und find es klasse, wie er Vanessa so zusammen gestaucht hatte :D Ich hoffe sie kapiert es endlich u.u Net, dass sie ihr mal etwas antut *langsam angst bekomm*
Fand es richtig gut, wie ihr Emma, Kathy und Rob beschrieben habt und zwischen drin Cayden und Vanessa vorkommen, perfekter Zeitpunkt zum Wechsel der Geschehnisse >//<
Die Sichtweite von Emma, kann ich gut nachvollziehen, besonders wie sie Cayden sieht *dazu nick* Frag mich was sie wohl dazu sagen würde, wenn sie wüsste das es daran liegt, dass er so gut wie Ewig lebt :O




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