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Trust me

Eternal Chronicles
von

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Der erste Tag

Es schien mir als wären gerade einmal ein paar Sekunden vergangen, als ein lautes Geräusch, ähnlich einer knallenden Tür, mich wieder aus dem Schlaf riss. Lediglich das einfallende Sonnenlicht verriet mir, dass es bereits Morgen war, obwohl ich mich noch genauso müde fühlte wie vor dem Schlafen. Dennoch widerstand ich der Versuchung, den Kopf wieder auf das Kissen sinken zu lassen, die Augen zu schließen und noch für ein paar Minuten weiterzuschlafen. An meinem ersten Tag wollte ich den bestmöglichen Eindruck schaffen und das wäre als Erstes mit frühem Aufstehen erreicht.

Während ich also aufstand, um mich anzuziehen, hörte ich noch einmal, wie jemand mit einer Tür knallte – und gleich danach konnte ich einen lautstarken Streit aus dem Nebenraum vernehmen.

Was genau das Thema war, konnte ich nicht verstehen, aber dass ein Junge und ein Mädchen sich in zwei vollkommen unterschiedlichen Sprachen gegenseitig anschrien war mir direkt klar. Zumindest die Sprache des Jungen konnte ich als Spanisch wiedererkennen, also musste das Mädchen griechisch sprechen. Ich fragte mich, ob die beiden überhaupt in der Lage waren, sich gegenseitig zu verstehen, wenn sie sich in unterschiedlichen Sprachen stritten, beschloss aber, das vorerst nicht herausfinden zu wollen.

Um nicht daran verwickelt zu werden, sah ich erst einmal nach draußen auf den Gang, um sicherzugehen, dass sie ihren Streit nicht nach dort verlegt hatten, ehe ich mein Zimmer verließ, um das Bad aufzusuchen.

Konflikte am Morgen war ich bereits gewohnt, nur war zu Hause ich immer im Mittelpunkt davon gewesen – aber natürlich nicht mit meiner Familie, eher mit Mitschülern – hier würde ich dem allem hoffentlich aus dem Weg gehen können. Deswegen war ich ja nach Japan gekommen, mit dem Entschluss, mich vorbildlich zu benehmen, damit ich bald wieder zurück nach Hause könnte.

Vorerst würde ich aber gute Miene zum bösen Spiel machen und versuchen, mich einzugliedern.

Als ich in neuer Frische schließlich wieder aus dem – glücklicherweise sehr sauberen – Bad kam, stellte ich fest, dass der Streit inzwischen verstummt war. Dafür war diese unheimliche Stille der letzten Nacht zurückgekehrt, die mich dazu führte, besonders leise aufzutreten, um keine verdächtigen Geräusche zu erzeugen.

Die meisten Türen im Gang waren schlichte Holztüren auf denen kleine Plastikplaketten angebracht waren, in die man Papierstreifen mit Namen stecken konnte. Aber die meisten von ihnen waren leer und zeigten damit, dass der Raum dahinter verwaist war.

Bei der ersten Tür mit einem Papierstreifen blieb ich wieder stehen, um die Gelegenheit zu nutzen, die Namen meiner Zimmernachbarn zu lernen. Ich kniff die Augen zusammen, um die Zeichen besser lesen zu können.

ソルラスカ

Ein wenig irritiert neigte ich den Kopf, während ich innerlich versuchte, diese Katakana in westliche Buchstaben umzuwandeln. „Sorurasuka?“

Ich bemerkte gar nicht, dass ich leise vor mich hinzumurmeln begann. „Nein, ich darf nicht vergessen, dass man damit ein ausländisches Wort umschreibt. Außerdem haben die kein L, also vielleicht... Sol Lasker? Aber nein, das klingt ja idiotisch. Vielleicht ist es auch gar kein Name, sondern-“

„Sorluska“, hörte ich plötzlich eine genervte Stimme neben mir.

Erschrocken wandte ich den Kopf und entdeckte einen Jungen, ungefähr in meinem Alter, die Arme in die Hüfte gestemmt, das braungebrannte Gesicht recht genervt und auch ein wenig wütend. In seinem schwarzen Haar, das in seinem Nacken zu mehreren kurzen Zöpfen gebunden war, konnte ich ein rotes Büschel in seine Stirn fallen sehen.

„Uhm... excuse me?“

Perplex wie ich war, fragte ich das auf Englisch, statt dem eher angebrachten Japanisch, wenn wir uns schon in Japan befanden. Zu meiner Überraschung wandelte sich sein Gesicht plötzlich, der wütende Ausdruck verschwand, dafür lächelte er sogar, als er weiter auf Japanisch sprach: „Sorluska, das ist mein Name und das steht da auch.“

Einen solch seltsamen Namen hatte ich noch nie zuvor gehört, aber ich kommentierte das nicht, immerhin konnte er mit Sicherheit nichts für diesen Namen, sondern nickte stattdessen verstehend – und blickte dann überrascht auf seine Hand, die er mir entgegenhielt.

„Du musst Reana sein.“

„Leana“, korrigierte ich, während ich seine Hand schüttelte, um ihn nicht mutwillig zu verärgern.

Er lachte amüsiert. „Ah, also ist es tatsächlich ein L. Hier kann man sich ja nie wirklich sicher sein, was?“

Ich nickte ein wenig irritiert über seinen plötzlichen Stimmungswandel und drehte mich um, als ich hinter mir Schritte hören konnte. Ein Mädchen stand da und blickte mich direkt an, während sie sich selbst Zöpfe in ihr langes braunes Haar zu flechten versuchte, ihr Gesicht wirkte ein wenig als würde sie schmollen, auch wenn ich nicht wusste, weswegen sie das tun sollte.

„Yo, Thalia, das ist Leana“, übernahm Sorluska meine Vorstellung, wobei er meinen Namen auf eine ganz merkwürdige Art und Weise betonte, die ich noch nie zuvor so gehört hatte.

Thalia verzog die Mundwinkel ein wenig. Nicht weit genug, dass man es als Lächeln bezeichnen konnte, aber doch, dass man sah, dass sie nicht schlecht gelaunt war. „Guten Morgen.“

Als ich auch ihre Stimme hörte, war mir direkt klar, dass die beiden sich zuvor gestritten hatten – und nun so taten als wäre nichts gewesen, vielleicht weil ich hier war oder weil sie das immer taten, das konnte ich natürlich nicht sagen.

Ich erwiderte den Morgengruß und erklärte dann auf ein Nachhaken von Sorluska, dass ich am Abend zuvor sehr spät angekommen war und dementsprechend noch ein wenig müde war.

Er nickte verstehend, dabei grinste er, was zwei äußerst scharf aussehende Eckzähne enthüllte, fast so als wäre er ein Raubtier... was aber natürlich lächerlich war.

„Wir gehen frühstücken“, meinte Thalia. „Am besten, du kommst gleich mit, dann müssen wir dir nicht extra erklären, wie das alles hier funktioniert.“

Ich war mir nicht sicher, ob sie auf eine unglückliche Art versuchte, freundlich zu sein oder ob sie nur höflich sein wollte, nickte aber ohne nachzuhaken und folgte den beiden in den Speisesaal. Da dieser Ort wohl eine Art Hostel war, war der Speisesaal ziemlich groß – aber auch verlassen, an keinem der zahlreichen Tische saß jemand. Es gab wohl nicht sonderlich viele Leute hier oder sie waren noch nicht wach, da es immerhin Sonntag war. Sorluska bestätigte mir, dass es aktuell außer uns tatsächlich niemanden hier gab.

„Gibt wohl nicht sonderlich viele Eltern, die ihre Kinder loswerden wollen und sie dafür ans andere Ende der Welt schicken.“ Er grinste bei dem Gesagten, aber es war diese Art von Grinsen, das verriet, dass man es nur aufsetzte, um nicht in Tränen auszubrechen... es bedrückte mich ein wenig.

Deswegen war ich erleichtert, dass Thalia nun wieder das Wort ergriff, um mir zu erklären, wie das mit den Mahlzeiten ablief. Normalerweise war es offenbar wie in jeder Kantine, dass man sich an einem Buffet in einer Schlange einreihte und sich das Gewünschte heraussuchte, aber da wir nur zu dritt waren, durften wir unser Essen direkt in der Küche einnehmen.

Mein Blick fiel dort sofort auf die metallene Arbeitsplatte, wo jemand bereits Schalen mit Suppe, Reis und gebratenem Fisch angerichtet hatte. Direkt daneben war dickes Toastbrot und Marmelade bereitgestellt worden, was mir am frühen Morgen ein wenig sympathischer erschien.

Wir setzten uns auf die dastehenden Stühle und beobachteten im nächsten Moment, wie eine Frau durch eine weitere Tür hereinkam. Sie trug neben einer weißen Schürze auch ein weißes Tuch auf dem Kopf, um ihr schwarzes Haar zurückzuhalten. Als sie eine Kanne, aus der es herrlich nach grünem Tee roch, zum Frühstück dazustellte, lächelte sie uns freundlich an. „Guten Morgen.“

Wir erwiderten den Gruß fast einstimmig, dann richtete sie ihren Blick auf mich. „Du musst Leana sein.“

Sie gab sich hörbar Mühe, meinen Namen korrekt auszusprechen und ich quittierte das mit einem leichten Lächeln und einem angedeuteten Nicken. „Das ist richtig.“

Sie stellte sich mir als die Köchin Takase vor und sie schien recht froh zu sein, dass wir nur noch zu dritt waren, da es ihr die Arbeit erleichterte. Ich sagte nichts dazu, obwohl ich zugeben musste, dass es mir auch ganz recht war, dass nicht so viele Leute hier waren. Das verringerte immerhin schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit jemandem in Streit geraten würde.

Takase-san überließ uns dem Frühstück, während sie sich dem bereits entstandenen Abwasch widmete. Thalia und Sorluska machten sich gierig über den Reis und den gebratenen Fisch her, während ich mich lieber dem Toast und der – doch viel zu süßen – Marmelade widmete.

In der entstandenen Stille hörte ich ein Radio, dessen Standort ich nicht ausfindig machen konnte, aber mich irritierte auch mehr das, was gesagt wurde: „Heute Morgen wurde die Leiche eines Schülers der Monobe-Akademie im Fukui-Park gefunden. Die näheren Umstände der Tat wurden noch nicht bekanntgegeben, im Moment sucht die Polizei nach Augenzeugen.“

Gedankenverloren kaute ich meinen Toast. Der Fukui-Park war jener auf der anderen Straßenseite, dort, wo ich in der Nacht zuvor diese Person beobachtet hatte. Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, das der Polizei zu melden, verwarf ihn allerdings fast sofort wieder. Ich hatte absolut nichts gesehen, was mit der Tat im Zusammenhang stand, es gab keinen Grund, der Polizei irgendetwas zu melden.

„Nach dem Frühstück zeigen wir dir alles Wichtige im Haus“, begann Thalia plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Und nach dem Mittagessen zeigen wir dir alles in der näheren Umgebung. Wenn du gestern im Dunkeln angekommen bist, wirst du kaum etwas gesehen haben.“

Ich nickte schweigend, um mich einverstanden zu erklären.

Der Rest des Frühstücks ging schweigend vonstatten, wir bedankten uns noch einmal bei Takase-san für die Mahlzeit und liefen dann durch das Gebäude, damit ich alles davon zu sehen bekam.

So wirklich wichtig war davon allerdings nichts. Sie zeigten mir den Gemeinschaftsraum, in dem es neben einem Sofa, mehreren Sesseln und einem Tisch auch ein Radio und einen Fernseher gab.

Für den Fall, dass es doch mehr Schüler gab und man diese alle auf einmal versammeln musste, gab es sogar einen bestuhlten Saal mit Bühne, allerdings hatten weder Sorluska noch Thalia je eine solche Versammlung mitbekommen.

Hinter dem Gebäude gab es noch einen Hof, in dem sich Katzen um eine Mülltonne versammelt hatten und schliefen. Als wir an ihnen vorbeikamen, blickten sie träge auf, ehe sie sich genüsslich streckten und dann weiterschliefen.

Dann gab es noch das Büro von Agano-san, das ich nach dem gestrigen Abend aber bereits zur Genüge kannte und natürlich das Bad und die Toiletten, alles Dinge, die ich bereits wusste.

Das üppige Mittagessen, das wieder aus Fisch, Reis und Suppe bestand – und nun war mein Magen auch bereit dafür – nahmen wir im Speisesaal ein.

„Wie lange seid ihr eigentlich schon da?“, fragte ich, in einem Versuch, ein wenig Konversation zu betreiben und normal zu sein.

Beide neigten nachdenklich die Köpfe.

„Also ich war zuerst hier“, erinnerte Sorluska sich. „Ich bin vor fast drei Monaten angekommen.“

Thalia nickte zustimmend. „Ich kam dann vor anderthalb Monaten an. Damals waren noch vier andere da, die aber nach und nach abgereist sind. Dann waren Sor und ich allein.“

Sie klang nicht wirklich bedauernd und da sie ihn sogar mit Spitznamen ansprach, standen die beiden sich wohl recht nahe.

„Warum haben sie dich denn hergeschickt?“, fragte Sorluska neugierig.

„Ich bin in einige Schlägereien mit Mitschülern geraten. Das hat den Gönnern der Privatschule, die ich besuchte, nicht geschmeckt und meine Eltern beschlossen, mich hierher zu schicken.“

„Ähnlich wie bei mir“, sagte er grinsend. „Hab mich zu Hause zu oft mit den falschen Leuten angelegt, bis ein Sozialarbeiter den Einfall hatte, mich hierher zu schicken. Er meinte, das würde meine sozialen Kompetenzen schulen.“

Dabei schnitt er eine Grimasse, die verriet, dass er nicht daran glaubte. Ich sah zu Thalia hinüber, um mir ihre Geschichte anzuhören. Sie hob die Schultern. „Meine Eltern meinten, ich würde mir schwertun, mich vernünftig in Gruppen einzugliedern – ich glaube aber, sie wollten mich nur loswerden und das war die beste Methode.“

„Glaubst du wirklich?“, fragte ich, worauf sie entschieden nickte und Sorluska seufzte. „Vergiss es lieber, Leana, davon wird sie sicher nicht abkommen.“

Genau genommen war es ja auch möglich, immerhin kannte ich ihre Eltern gar nicht, deswegen sagte ich nichts mehr dazu und widmete mich lieber wieder meinem Mittagessen.

Zu meiner Freude war der Fisch frisch, da ich aus einer Hafenstadt kam, wäre mir etwas anderes sauer aufgestoßen, aber hier legte man offenbar genau so großen Wert darauf wie ich.

Im Anschluss verließen wir das Gebäude, um uns im näheren Umfeld umzusehen. Was mir besonders auffiel war die Tatsache, dass sich das Heim offenbar in einer sehr ruhigen Gegend befand, es war fast schon beängstigend still, während wir die Straße hinabliefen, lediglich aus den Hinterhöfen der anderen Häuser war das undeutliche Getratsche von Hausfrauen oder das Lachen von spielenden Kindern zu hören.

Der kleine Supermarkt, der sich in der Straße befand, schien verlassen, aber das, was wirklich wichtig war, befand sich an der nächsten Ecke. Ein kleiner Außenkiosk mit Zeitungen aus aller Welt hatte dort sein Quartier aufgeschlagen. Meine Augen suchten sofort nach einer britischen Zeitung, die ich auch rasch fand, um die Schlagzeile auf der Titelseite zu lesen. Ich war erst eine Nacht fort, nichts schien sich in meiner Heimat ereignet zu haben, auch wenn Europa wegen der Schuldenkrise immer noch unruhig war. Aber nach dem Lesen war ich um einiges ruhiger.

Thalia kaufte sich eine griechische Zeitung, während Sorluska nur desinteressiert neben uns stand, den Blick auf den Park gerichtet, wo unser Weg uns als nächstes hinführte – auch wenn wir nicht weit kamen.

Gelbe Absperrbänder der Polizei verwehrten uns den Zutritt in den Park, genau wie gut einem Dutzend anderer Leute, die alle darum herumstanden und offenbar nur sehen wollten, was untersucht wurde – nur um enttäuscht festzustellen, dass von diesem Ort aus nichts zu sehen war.

„Hoffentlich ist er morgen nicht mehr gesperrt“, merkte Sorluska plötzlich überraschend ruhig an. „Das ist der kürzeste Weg zur Schule.“

Thalia nickte zustimmend und ich war ein wenig perplex. „Kümmert es euch nicht, dass hier ein Schüler ums Leben gekommen ist?“

Ich empfand die ganze Situation als erschreckend unwirklich, immerhin war ich nie mit Mordfällen in Berührung gekommen in meiner Heimat, aber ich war doch ein wenig... überrascht, dass andere das so einfach übergehen konnten – nicht zuletzt, weil dieser Mord quasi direkt vor unserer Haustür geschehen war.

Aber Sorluska zuckte nur mit den Schultern. „Ganz ehrlich? In meiner Heimat bin ich morgens immer über mindestens eine Leiche gestolpert.“

Mir fröstelte allein bei der Vorstellung. Thalia hob ebenfalls die Schultern. „Außerdem ist das nicht der erste ermordete Schüler. Letzte Woche erst wurde hier ein Lehrer tot aufgefunden und letzten Monat ein Schülerpärchen.“

„Aber trotz dem Polizeiaufgebot konnte der Mörder noch nicht geschnappt werden“, erklärte Sorluska weiter. „Deswegen ist es besser, wenn wir nachts drinnen bleiben.“

Beide nickten zustimmend, hatten sich bereits abgefunden mit dieser Situation, die mich schwer schlucken ließ. Bei nächster Gelegenheit würde das meiner Familie schreiben, damit ich vielleicht doch früher nach Hause durfte. Doch als mein über die Menge schweifender Blick auf eine bestimmte Person fiel, war mein Kopf für einen Moment vollkommen leer. Dort, inmitten aller Schaulustigen, die mir plötzlich vollkommen grau und farblos erschienen, stand die mit Abstand schönste Person, die ich jemals zuvor gesehen hatte und für einen kurzen Moment war ich mir nicht einmal sicher, ob es sich dabei nicht um eine Frau handelte, so wie das lange, silberne Haar, das bis an die Hüften dieser Person reichte und zu einem Pferdeschwanz gebunden war, es vermuten ließ. Aber ausgehend von der Körpergröße und dem flachen Oberkörper, musste es ein junger Mann sein, ein femininer und überraschend gutaussehender zwar, aber immer noch ein Mann.

Er wandte den Kopf, um mit der Person neben sich zu sprechen und seine hellblauen Augen trafen für einen kurzen Moment auf meine, worauf ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte, mich sonst aber mit keiner weiteren Reaktion bedachte, obwohl ich ihn nach wie vor geradezu anstarrte.

Erst als Thalia mich an der Schulter berührte und mir zu verstehen gab, dass wir wieder zurückgehen würden, schaffte ich es, mich von ihm abzuwenden und gemeinsam mit den anderen beiden den kurzen Rückweg ins Heim anzutreten.

Für den Rest des Tages, bis spät in die Nacht hinein, waren meine Gedanken bei diesem Fremden, der da mitten in der Menge gestanden hatte, die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Blick so neugierig und gleichzeitig unbeteiligt, dass er ausgesehen hatte als wüsste er nicht einmal, warum er eigentlich dort stand. Fast schon bedauerte ich die Aussicht, dass ich ihn wohl nie wiedersehen würde, nicht einmal aus der Ferne – da wusste ich aber auch noch nicht, dass ich ihn nicht einmal 24 Stunden später für unglaublich rüde und respektlos befinden würde.



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