Zum Inhalt der Seite

Über den Wolken

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Slipping away

„Du rennst blind in der Gegend herum. Hat euch Kritiker nicht beigebracht, euren Rücken zu schützen?“

Die kalten Worte des Schwarz trafen Yohji wie eine Ohrfeige. Außerdem wusste er nicht, was er mit dieser Unterstellung anfangen sollte. Verwundert blickte er den Größeren an. Dieser zog elegant eine Augenbraue in die Höhe.

„Vier Bodyguards haben sich unter den Passagieren versteckt und behalten die Zielperson im Auge. Dachtest du wirklich, er würde ohne Schutz in der Weltgeschichte umherreisen? Für so einfältig hätte ich dich wirklich nicht gehalten.“

Yohji presste seinen Kiefer zusammen und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er war so dumm gewesen. Wie hatte er sich nur diesen Fehler erlauben können? Hätte Crawford ihn nicht darauf hingewiesen, wäre er spätestens im Hotel in eine böse Falle gelaufen. Er spürte die Wut über sich selbst und über die fehlende Zeit, die er gebraucht hätte, um mehr Informationen einzuholen.

„Und warum warnst du mich? Für dich wäre es doch perfekt gewesen, wenn sie mich aus dem Weg geräumt hätten!“, fauchte er dem Schwarz entgegen.

Dieser warf ihm ein kühles Lächeln zu.

„Wahre Worte, aber die Mission wäre geplatzt und ich kann mir nicht leisten, im Sandkasten zu spielen.“

//Wie ich, meinst du wohl, Bastard.//

Doch Yohji verkniff sich dieses bissige Kommentar, er wollte dem anderen so wenig Angriffsfläche geben wie nur möglich.

Er zuckte etwas zurück, als sein eigentlicher Feind sich zu ihm beugte und ihm unnatürlich nahe war.

„Halt die Augen offen und komm mir nicht unnötigerweise in die Quere, dann erledige ich das und du musst dir nicht mal die Hände dreckig machen.“

Dem Weiß entkam ein Schnauben.

„Seit wann übernimmst du sowas freiwillig? Und du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir vertraue?“

Er sah einen Schatten, der sich kurz über Crawfords Augen legte.

„Ich habe meine Gründe.“

Schneller als Yohji es realisieren konnte, verschwand der Schwarz wieder aus der Kabine. In dem Moment in dem die Tür zurück ins Schloss glitt, ließ der Weiß seine Faust mit der Wand kollidieren um seinen Frust etwas rauszulassen. Das hätte eindeutig nicht passieren dürfen. Hätte er versagt und es überlebt, wäre sicher Aya derjenige gewesen, der diesen Fehler korrigierte. Ergeben schloss er die Augen und atmete einige Male tief durch.

Wenige Minuten später verließ er die Toilette und spazierte zu seinem Platz, ohne sich ein einziges Mal umzublicken, wo Crawford saß. Es wäre zu auffällig gewesen und Yohji konnte sich nicht noch einen Patzer leisten. Schließlich wusste er auch nicht einmal, welcher von den Passagieren ein Bodyguard war oder nicht.

Jetzt hieß es Tee trinken und warten.
 

Das Flugzeug landete pünktlich in Bukarest. Es war gegen Abend und Yohji hatte das Gefühl, ihm würde die Zeit weglaufen. Er hatte nur diese eine Nacht und sein Auftrag musste unbedingt erfüllt werden.

Er nahm sich ein Taxi zum Hotel, wusste er schließlich, dass sein Opfer in genau dem selbigen untergebracht war und er auch dessen Zimmernummer wusste. Irgendwie hatte Kritiker es natürlich geschafft, ihn genau ins Nebenzimmer zu verfrachten, was das ganze hoffentlich noch etwas einfacher gestalten sollte. Den Schwarz verdrängte er aus seinen Gedanken, versuchte die aufkommende Wut zu unterdrücken. Er würde sich keinen weiteren Fehler mehr erlauben. Versagen wurde immerhin nicht geduldet und er wollte sich gar nicht erst vorstellen, was sein Leader mit ihm anstellen würde, wenn er das hier vermasselte. An Kritiker wollte er erst gar nicht denken. Die Gedanken verdrängend betrat er sein Hotelzimmer und schmiss seine Tasche auf das riesige Bett, während er aus seiner Manteltasche die Notizen herausholte, auf denen festgehalten war, welche Termine sein Opfer heute noch haben würde. Neben einer Pressekonferenz und einem Interview stand noch ein Abendessen im teuersten Restaurants der Stadt an. Der Weiß hatte vor während dieser Zeit auszukundschaften, wie er am besten in das Zimmer des anderen eindringen und wieder verschwinden konnte. Sobald der Auftrag ausgeführt war, würde er sich ein Alibi suchen müssen, was allerdings nicht das größte Problem war. Durch die Zimmertür konnte er nicht so einfach eindringen, davor stand immer ein Bodyguard, wie er beim einchecken feststellen musste. Schon wieder verfluchte er den Schwarz, der ihn so freundlich darauf hingewiesen hatte, dass der Minister sicher nicht allein reisen würde.

Doch noch war Zeit, denn solang sich sein Opfer nicht auf den Weg machte, konnte er nichts unternehmen. Um seinen Kopf etwas frei zu bekommen, ging er zu der kleinen Terrasse und holte seine Zigaretten heraus. Tief inhalierte er den Dunst und füllte seine Lungen damit, während er die untergehende Sonne betrachtete, die lange Schatten warf. Es tat gut, mal endlich etwas Abstand zu allem zu bekommen, auch wenn es eine Mission war. Langsam aber sicher war ihm die Decke im Koneko auf den Kopf gefallen. Natürlich mochte er seine Freunde sehr, konnte sich mittlerweile kein Leben mehr ohne sie oder die nächtlichen Aktivitäten vorstellen, aber ab und zu mal raus zu kommen war dennoch sehr entspannend. Nicht ständig im Blumenladen stehen und seinem Ruf des Herzensbrechers nachkommen zu müssen, wo ihm doch keines der Mädchen am Herzchen lag, denen er ab und zu schöne Augen machte. Klar, es war erfrischend. Wer hätte es nicht gemocht, angehimmelt zu werden und ständig Telefonnummern zugesteckt zu kriegen. Aber das war ihm nicht mehr wichtig. Seit geraumer Zeit war das, was man von ihm im Blumenladen zu sehen bekam nur noch Fassade.

Yohji schüttelte den Kopf, versuchte die Gedanken, die sich darin breit machten abzuschütteln. Die konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, sie würden ihn nur unnötigerweise ablenken. Als er seinen Blick zum Horizont schweifen ließ, war die Sonne schon untergegangen. Seine Zielperson würde erst wieder am späten Abend zurück sein. Er dämpfte seine Zigarette aus und verzog sich zurück in sein Zimmer, wo er sich sogleich ins angrenzende Bad verzog. Eine lange Dusche würde ihn schon auf andere Gedanken bringen. Verkrampft würde er den Job sicher nur versauen.
 

Gerade als Yohji aus der Dusche stieg klopfte es an der Zimmertür. Er runzelte die Stirn und schlang sich ein Handtuch um die Hüften, während er das Bad verließ. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es kurz nach acht Uhr Abends war. Vielleicht war es jemand vom Hotel und wollte sich erkundigen, ob alles in Ordnung war. Der Weiß öffnete die Tür nur einen Spalt als diese schwungvoll aufgestoßen wurde und er einen gehetzten Schritt zurück machen musste, um nicht erschlagen zu werden. Entsetzt starrte er sein Gegenüber an, das sich gewaltsamen Einlass in sein Zimmer verschaffte und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

Doch es dauerte gerade mal wenige Sekunden ehe sich das Entsetzen in Wut verwandelte und er den anderen anblitzte.

„Hast du sie noch alle?! Was willst du?“, fauchte er und bekam nur ein überhebliches Grinsen zu hören.

„Störe ich dich denn gerade?“, fragte Crawford, der einen abschätzenden Blick über Yohjis Körper wandern ließ. Der Weiß blinzelte ihn kurz verwirrt an, ehe er sich bewusst wurde, dass er gerade mal ein Handtuch hatte, das seine Blöße verdeckte.

Er schnaubte und verschränkte trotzig seine Arme vor seiner Brust. Um zumindest ein klein bisschen zu verstecken, wie unsicher er im Inneren war. Anscheinend hatte der Schwarz aber gar nicht vor, ihm eine Antwort zu geben, denn dieser wollte geradewegs an ihm vorbeispazieren. Das war wohl der Punkt an dem Yohjis Geduldsfaden riss. Er packte den anderen am Arm und zog ihn zurück.

„Ich wiederhole mich nur sehr ungern. Was willst du?“

Der Amerikaner war natürlich keineswegs überrascht über Yohjis Reaktion. Vermutlich hatte er es schon vorhergesehen. Sein Blick legte sich auf den etwas kleineren Mann vor ihm.

„Die Mission ist erledigt.“

Der Weiß stutzte. Was zum Teufel ging hier denn eigentlich vor? Wollte der Schwarz ihn etwa verarschen? Konnte ja wohl nicht sein Ernst sein. Vermutlich wollte er ihn nur verwirren.

„Was soll heißen, die Mission ist erledigt?“

Die Antwort war ein Augenrollen und anscheinend hatte Crawford es auch langsam satt, dass Yohji ihn noch immer grob am Arm festhielt. Er riss den anderen in einer schnellen Bewegung herum und presste diesen so hart an die Wand, sodass es dem Weiß die Luft aus den Lungen drückte.

„Taub bist du anscheinend auch noch. Das Zielobjekt ist eliminiert. Du dachtest ja wohl nicht, dass ich mich auf dich verlassen würde.“

Zornige Augen richteten sich auf ihn.

„Ach und das soll ich dir glauben?“, knurrte er dem anderen entgegen, „Da könnte ja jeder ankommen! Wer sagt mir, dass du nicht eigentlich sein Bodyguard bist und mich nur davon abhalten willst, dass ich meine Arbeit mache?“

Crawfords Augenbraue hob sich, während seine Lippen sich zu einem geringschätzigen Grinsen verzogen. Sein Gesicht näherte sich dem des Weiß‘.

„Du wirst es mir wohl oder über glauben müssen. Aber wäre dem so, hätte ich mir kaum die Mühe gemacht, hierher zu kommen. Ich hätte auf dich gewartet und erst dann wäre die ein Licht angegangen. Das Zielobjekt wäre dann schon längst weg.“

Okay, das leuchtete natürlich ein. Yohji versuchte sich auf die Worte des anderen zu konzentrieren, was sich aber als schwieriger herausstellte, als es eigentlich sein sollte. Der Amerikaner war einfach viel zu nah. Mittlerweile hätte vermutlich nicht einmal mehr eine Hand zwischen sie gepasst und der Schwarz hatte seine Arme neben Yohji an der Wand abgestützt. Somit fühlte sich dieser komplett eingekesselt. Krampfhaft suchte er sein Hirn nach einer passenden Antwort ab.

„Und was willst du jetzt hier?“

Schon wieder dieses Grinsen. Zu gern hätte er es dem Schwarz aus dem Gesicht geschlagen. Dazu noch dieser überhebliche Blick und das Wissen, dass man diesen Mann niemals überraschen konnte.

Crawford kam ihm noch etwas näher.

„Dafür, dass ich die Dreckarbeit erledigt hab, erwarte ich eine Belohnung.“

Hätte Yohji nicht schon gewusst, worauf angespielt wurde, hätte er den anderen jetzt nur dumm angeguckt. So aber blieb er ganz locker. Zumindest äußerlich, innen drin wütete ein Orkan, sammelte sich in seiner Magengegend und zog etwas tiefer, während er ein Kinn störrisch hob. Doch der Schwarz legte nur seine Hand an genau dieses und zog es etwas in seine Richtung, strich dabei flüchtig über den Hals und schenkte dem Weiß eine Gänsehaut, die sich auf dessen ganzem Körper ausbreitete.

„Und sag mir jetzt nicht, dass du das nicht hättest kommen sehen...“, säuselte der andere an sein Ohr. Yohji schloss kurz seine Augen ehe er sie wieder öffnete und dem anderen einen störrischen Blick schenkte, welcher heiß erwidert wurde. Er spürte die Hitze, die von dem Körper vor sich ausging. Sie drohte ihn zu versengen. Insgeheim wusste er, dass der andere bereits gewonnen hatte, er konnte es in dessen Augen sehen. Mittlerweile konnte er diese schon gut lesen. Und nach unzähligen Minuten, die sie nur dastanden, wurde es Yohji zu bunt. Er wollte diesen Mann, mehr als alles andere. Es hatte gar keinen Sinn, das auch nur ansatzweise verheimlichen zu wollen. Mit einem Ruck nach vorne krallte er sich in Crawfords schwarze Haare und zog ihn gierig an sich, umschloss seine Lippen und presste sich an ihn.

Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er sich diesem Teufel schon hingegeben hatte, wie oft sie sich getroffen hatten und wie oft er sich geschworen hatte, dass es das letzte Mal wäre. Und trotzdem ging er immer wieder zu dem Schwarz zurück.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück