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BlueberryCastle

Weil ihr anders seit
von

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Kapitel 8

Sie hatten alle in der Küche Platz genommen. Es gab ein seltsames Familienportrait ab, diese Zusammenstellung aus den verschiedensten Wesen.

Killian lehnte lässig über einem Stuhl und erweckte den Eindruck eines Strandtuches, das man zum Trocknen über das Möbelstück gehängt hatte. Die Arme verschränkt, den Mund verzogen, schien er lieber wieder in sein Zimmer zu wollen.

Toulouse hockte auf dem Küchentisch und putzte sich eine Vorderpfote während er Blicke mit Mouses starren Augen auszutauschen schien, der als dunkle Silhouette vor dem Küchenfenster Stellung genommen hatte. Auch Erin war zu ihnen gestoßen. Sie saß mit traurigen Augen und herunterhängenden Mundwinkeln ebenfalls auf einem Stuhl und beobachtete wie Victor Alice' Wange vorsichtig mit einer kühlenden Tinktur eincremte und danach ein Pflaster auf die kleine Platzwunde klebte, die Sophia ihr verpasst hatte. Alice konnte nicht verhindern, dass ihr dabei die Tränen in die Augen traten, denn es tat doch ganz schön weh.

Die Zwillinge schienen etwas aus dem Inhalt des Kühlschranks zu basteln.

Als erster ergriff nun der Kater das Wort: „Sie haben einen Weg gefunden durch die Bannzettel zu kommen. Wir müssen uns stärkere Flüche aneignen.“ Es folgte zustimmendes Gemurmel. „Ich werde Egmont damit beauftragen. Er ist auch beinahe mit der Reparatur des Fensters fertig.“

Ein paar der Anwesenden nickten. Da niemand Anstalten machte etwas dazu sagen zu wollen, übernahm Toulouse auch das weitere Gespräch. „Ich stelle nun die Fragen, die uns alle beschäftigen: Wie konnten unsere Feinde derart an Stärke gewinnen und wie hat Alice den Schlag einer ausgewachsenen Vampirin so einfach ohne irgendeine Art des Knochenbruchs überstanden?“

Alice blickte auf, sofort wurde sie nervös. Alle Blicke lasteten auf ihr, sogar das Geklapper der Zwillinge im hinteren Teil der Küche war verstummt.

„W-wisst ihr...“, begann sie zögerlich, „das konnte ich schon immer... Also mir nicht die Knochen brechen... Ich kann von einem Dach springen ohne mir etwas ernsthaftes zu tun. Tut natürlich trotzdem weh, aber ich steh einfach wieder auf, klopf mir den Dreck aus den Klamotten und spiel weiter 'Flieh-vor-deinen-Mitschülerinnen'.“

Erstaunen spiegelte sich in den Blicken der anderen wieder. Killian richtete sich auf und pfiff durch die Zähne, als hätte er gerade einen Skandal aufgedeckt. Und wahrscheinlich war Alice genau das für ihn: Ein aufgedeckter Skandal. „Da scheint wohl mehr in die zu stecken als nur ein kleines Menschlein. Wieso hast du davon bisher nichts erwähnt, mh?“

„Niemand hat mich gefragt?“ Sie musste einfach eine schnippische Antwort geben, wenn sie ein Model mit frecher Klappe vor sich sitzen hatte. „Es ist einfach so, dass mich bisher jeder deswegen geächtet hat und da gewöhnt man sich halt an, nicht jedem zu erzählen: Du da, weißt du schon, dass du versuchen kannst mir den Schädel zu spalten, wenn du willst? Es wird nur nicht klappen, weil ich ein Mon-“ Sie hielt inne. Beinahe hätte sie Monster gesagt. Killian schien das nicht entgangen zu sein und er setzte schon zu einer Antwort an, wurde aber von Victors Blick gestoppt. Der Vampir pattete ihren Kopf. „Ist schon gut, vielen von uns ging es genauso.“ „Tschuldigung“, murmelte das Mädchen trotzdem kleinlaut.

Eine Schüssel mit merkwürdigem Inhalt schob sich auf dem Tisch in ihr Blickfeld. Die Dämonenbrut lugte über den Tischrand. „Wir haben dir Eis gemacht.“

Der Inhalt der Schüssel wirkte wie ein wildes Durcheinander an Vanilleeis, Schokosoße, Weingummi, Schokostücken und irgendetwas nicht identifizierbar grünem. Dennoch war diese Geste unglaublich süß. Sie lächelte. „Danke...“ Nach kurzer Überlegung fügte sie hinzu.

„Sterbe ich, wenn ich das esse?“

„Vielleicht“, antworteten Clock und Time unisono.
 

„Zu den Bannzetteln“, schnitt Victor ein neues Thema an. „Es gibt nur eine Möglichkeit, wie die Vampire an Stärke gewinnen. Was bedeutet, dass mir etwas entgangen sein muss...“

Victor sah unglücklich aus. Die anderen wirkten nicht eben fröhlicher. „Wie werden sie denn stärker?“, wollte Alice wissen.

„Also bitte“, spuckte Killian ihr entgegen, „Blut vielleicht!?“

„Oh...“

Victor warf dem Model erneut einen verärgerten Blick zu. „Sie müssen ein Dorf überfallen haben. Normalerweise versuche ich sie davon abzuhalten, indem ich Bannzettel und Knoblauch verteile, Weihwasser in Bäche um das entsprechende Dorf schütte und noch ein paar mehr Maßnahmen ergreife. Aber mir muss ein Fehler unterlaufen sein. Sie haben es geschafft ein Dorf anzugreifen, ohne dass mir davon zu Ohren gekommen ist. Was wiederum bedeutet, dass meinem Spitzel etwas passiert sein muss.“ Er sah besorgt aus, biss sich auf der Unterlippe herum.

„Und warum kommst du immer so ramponiert nach Haus?“, fragte Alice erneut.

„Es gefällt ihnen nun mal nicht, dass sie sich wegen mir von Waldtieren ernähren müssen.“ Jetzt grinste er triumphierend, wurde aber gleich darauf wieder ernst. „Wenn der Vampirclan ein Dorf überfällt, dann lässt er niemanden am Leben. Es darf keine Zeugen geben, verstehst du? Die Menschen dürfen nicht wissen wer es war, weil sie sonst sofort in den Wald einfallen würden. Es ist besser sie glauben an einen menschlichen Mörder. Die Vampire sind sehr geschickt darin einen Massenmord so aussehen zu lassen als wäre er von Menschenhand begangen worden.“

Alice bekam den Mund nicht mehr zu. „Wegen DIR bin ich am Rand des Waldes kurz vor der Besserungsanstalt über Knoblauch gestolpert! Der war nämlich von einem Baum gefallen, denn als ich mich daraufhin umgesehen habe, hingen überall in den nahestehenden Bäumen verteilt Knoblauchstränge... Das heißt du kletterst in den Ästen herum? Aber warte mal...“

„Jetzt ist sie darauf gekommen, dass du merkwürdigerweise nichts gegen Knoblauch, Weihwasser oder Bannzettel auszusetzten hast“, warf Killian dazwischen und schnaubte. „So eine Blitzmerkerin. Ich sag dir was, Mensch: Das ist es was die anderen Vampire an ihm hassen. Er kann sich sogar in der prallen Sonne aufhalten und es würde ihm nichts ausmachen sich einen Cocktail aus Weihwasser zu mixen. Sie sehen in ihm eine ernsthafte Bedrohung... außerdem sind sie neidisch. Ihr könnt euch bei mir bedanken, dass ich das Gespräch etwas angekurbelt habe.“

„Daaaanke Nervian~“, trällerten die Zwilling und kletterten kichernd auf seinen Schoß. „Iss doch auch etwas von unserem Eis“, boten sie dem Model an. „Dann wirst du fett und niemand will dich mehr fotografieren.“ Als nun ein Gerangel zwischen der Dämonenbrut und dem Italiener entstand, nahm Alice die Gelegenheit beim Schopf noch eine Frage zu stellen ohne unterbrochen zu werden.

„Und du machst das ganz allein? Niemand hilft dir?“, wollte sie von Victor wissen, der daraufhin nickte.

„Aber warum kommt keiner von ihnen mit?“ Sie blickte in die Runde.

„Die Zwillinge würden eher ein Chaos anrichten als mir behilflich zu sein, Killian und mein Bruder müssen arbeiten und sind nicht so flexibel wie ich das sein kann. Toulouse hat mir ab und zu geholfen, aber er passt nun auf dich auf. Egmont und Mouse würden jeden, der sie sieht in panische Schreie ausbrechen lassen und Erin... naja...“ Die Geisterfrau lächelte entschuldigend als die Sprache auf sie kam. „Ich darf selber nicht mit Weihwasser in Berührung kommen...“, sprach sie langsam und flüsternd.

„Und was ist wenn ich dir helfe?“

Victor lachte kurz auf. „Hast du schon vergessen wie ich nach Hause komme? Sie würden dich sofort zerfleischen, wenn sie dich erwischen.“

„Hast du schon vergessen, dass ich nicht so verwundbar bin wie ein normaler Mensch?“, konterte Alice.

Der Vampir schien zu überlegen. „Bleib lieber noch ein wenig hier. Du weißt noch viel zu wenig.“

„Aber ich will nicht einfach rumsitzen während du da draußen dein Leben einsetzt! Da hab ich aber was gegen Mister! Vergiss es. Jetzt wo ich weiß wie gefährlich das hier alles ist, werd ich nich einfach die Köchin spielen und sonst nichts tun! Ich wette ihr macht alle irgendwas geheimes und heldenhaftes, wenn ihr nicht hier seit!“

Sie hatte wieder die allgemeine Aufmerksamkeit. Kein Wunder bei der Lautstärke.

Und zu ihrer Bestätigung sah jeder der Anwesenden so aus, als hätte sie ins Schwarze getroffen. Bis auf Mouse, denn dessen Gesicht konnte man aufgrund seiner breiten Hutkrempe nicht sehen.

Victor schienen seine Worte im Hals stecken zu bleiben als sie derart aufbegehrte. Toulouse allerdings blieb die Ruhe selbst. „Wie wäre es dann, wenn du mit in die Stadt kämest um ein paar Dinge herauszufinden? Ich hätte auch schon einen Einfall für die erste Erkundungstour.“

„Schieß los! Ich werd auf jeden Fall mitkommen!“, meinte Alice im Brustton der Überzeugung.

„Dann gehen wir beide morgen Abend mit Killian mit.“

„WAS?!“, riefen nun Genannter und Angesprochene gleichermaßen entsetzt. Die Dämonenbrut fing schallend an zu lachen und kugelte sich auf dem Küchenboden herum.

„Das ist eine Idee, mit der ich leben kann“, gab Victor sich geschlagen. „Reißt euch zusammen ihr zwei.“

Alice erwiderte nichts. Sie hatte gewollt, mitkommen zu dürfen und nun musste sie sich geschlagen geben.

„Sie wird mich bei meiner Arbeit stören! Ich kann mich da bestimmt nie wieder blicken lassen! Vergesst es!“, zeterte Killian, er war sogar aufgestanden was Erin zusammenzucken und sich entmaterialisieren ließ. Mit einem Puffen war sie verschwunden.

„Sei so nett und trag auch etwas dazu bei, dass wir wenigstens hier in Frieden leben können Killian. Du hast Erin verscheucht“, bat Victor und blickte seinen Mitbewohner fast schmollend an. „Nur ein einziges Mal?“

Das Model schien die Luft anzuhalten, alle Muskeln in seinem Körper waren angespannt. Wütend trat er gegen den Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hatte und stampfte aus der Küche.

„Er ist einverstanden“, sagte Victor lächelnd.

Obwohl es Alice ganz und gar nicht wie Einverständnis vorkam und obwohl sie überhaupt keine Lust dazu hatte mit Killian zu seiner Arbeit gehen zu müssen, bedankte sie sich bei Victor. Er wollte ihr schließlich bloß entgegenkommen. Es war ihre Chance endlich etwas mehr vom Alltag ihrer skurrilen Mitbewohner kennen zu lernen und sich besser darin zurecht zu finden.

Heute Nacht würde sie definitiv nochmal in dem Buch über Naturgeister lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Akai_Tenshi
2012-01-25T22:02:51+00:00 25.01.2012 23:02
Ich freu mich auch schon auf das nächste Kapi :D
Das tue ich im Übrigen jedes mal!
Ehrlich gesagt bin ich normalerweise nicht so die kommi-schreiberin, aber ich finde es sehr schade dass du so wenig feedback bekommst, wobei du es doch verdienst :)
Die Story ist wirklich toll & iwie mag ich Killian x3, auch wenn er ne Zicke ist xD
Also dann, hoffentlich kommt das Kapi bald *-* ;D
Von:  SayuriShirayuki
2012-01-23T19:47:08+00:00 23.01.2012 20:47
Tolles Kapitel ^^
Was wohl Alice für ein Wesen ist?
Bin schon gespannt auf den Ausflug in die Stadt im nächsten kapi :3
(fällt Killian ale berühmtes Model nicht dort auf? x3)


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