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EX

von

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Raeha 2.0

Ich konnte kaum glauben, dass Novalis ein Liveran war. Mit Allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. Mir waren nicht kleinste Merkmale aufgefallen, die bei Lexus eigentlich, selbst wenn er seine schöne Hülle nutzte, nicht sichtbar waren - womöglich war Novalis auch gar nicht sein Name gewesen, sondern eine Art Schutzmantel, eine neue Identität, die er für seine Spielchen nutzte. Es interessierte mich brennend, wer auf Karatek überhaupt darüber Bescheid wusste. Außerdem hatte er von Jemanden gesprochen, etwas davon erwähnt, dass man mich doch gleich hätte verspeisen sollen. Die einzig logische Vermutung war Luranthan. Es war noch nicht allzu lange her, dass wir seinen Fängen entkommen waren - und er musste unglaublich erbost über den Verrat von Lexus sein, da war es doch eigentlich nur legitim, dass er und 'Novalis' gemeinsame Sache machten, um sich an uns zu rächen. Vorstellen, dass Novalis wollte, dass Lexus Schaden nimmt, nein, das konnte ich nicht, aber wenn er mich an Luranthan ausliefern würde, hätte dieser womöglich Gnade mit Lexus; was womöglich so ausgehen würde, dass Novalis ihn mit Gewalt an sich reißen würde.
 

Anstatt weiter in meinem Gedankenchaos zu verweilen und mich eng an die Wand hinter mir zu schmiegen näherte ich mich Fyhas, der mich immer wieder zurück drängeln wollte. Er wollte mir helfen, mich beschützen, aber ich wollte auch nicht tatenlos zusehen, wie er sich von Novalis zerfetzen lassen würde. Ich erahnte dass einiges an Kraft in seinem Körper inne wohnen musste und dass Fyhas nicht zu leichtfertig mit ihm umgehen sollte.

Und es geschah so, wie es mir nicht ausmalen wollte: Novalis griff Fyhas mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an, sodass diesem gar keine Möglichkeit blieb großartig zu blocken, und ich musste mit Entsetzen mit ansehen, wie sich die Klauen des Liveran durch die Panzer-artige Haut von Fyhas wetzten. Eine dunkelgrüne Flüssigkeit schoss aus den offenen Fleischwunden heraus und ein schmerzerfülltes Krächzen war das Einzige, was er von sich geben konnte. Novalis hatte Fyhas in die Knie gezwungen, mit einer Einfachheit, die ich nicht erwartet hätte. Er drückte ihn mit einem Fuß zu Boden, die scharfen Haken an seinen Versen über dem Gesicht des Anderen verweilend und den Blick auf mich gerichtet.
 

"Was schaust du mich denn so an, hmh? Ich sagte doch, dass ich Insekten hasse... Also, was soll ich nun mit ihm tun? Ich könnte ihm - einfach so - das Gesicht in sämtliche Stücke teilen. Oder... oh, nein, das gefällt mir noch besser..."
 

Für einen kurzen Augenblick stockte mir der Atem; und ich glaubte mein Herz würde ebenfalls versagen...

Novalis hatte das Rippengebilde von Fyhas mit einer Klaue in die Höhe gezogen, an wessen Ende der noch immer der Gift-Stachel baumelte, welchen er dann auf mich richtete.
 

"Wie verführerisch das ist... Die Vorstellung, wie du dich vor Lähmung kaum noch rühren kannst und langsam aber sicher jedes einzelne Organ in deinem Körper zu platzen droht. Ich habe zwar nicht viel für Insekten übrig, aber ihr Gift ist schon ganz nützlich, denkst du nicht auch?"
 

Ich musste mich zusammen reißen und durfte der Angst in mir nicht noch mehr Macht über mich erlauben - selbst ohne Gift fühlte ich mich bereits wie gelähmt und war nicht fähig auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.

Novalis lies dann letztendlich von Fyhas ab, welcher sich am Boden krümmte und krächzte, mit Mühe versuchte, die Blutungen zu stoppen, die aufgrund der Fleischwunden entstanden waren. Er überbrückte die letzten Schritte zwischen uns und schlug mich mit solch einer Wucht gegen die Wand hinter mir, dass ich schmerzlich aufschrie. Ein Grinsen zierte seine blassen Lippen und seine dunklen Augen funkelten mich bedrohlich an - es musste eine süße Melodie in seinen Ohren gewesen sein, als ich immer wieder wimmerte und schrie, weil er mir unaufhörlich immer mehr Schmerzen hinzufügte. Grob nahm er mein Kinn zwischen seine Klauen und zwang mich dazu ihm ins Gesicht zu blicken.
 

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie gerne ich dich töten würde... Leider darf ich das nicht, sonst würde ich mit einer Bestrafung rechnen müssen... Aber die wäre es mir allemal wert..."
 

Für ein paar Sekunden wog ich mich wegen seiner Worte in Sicherheit, doch diese verflog genau so schnell wieder, wie sie gekommen war. Sein Hass und der Neid auf mich mussten unsagbar groß gewesen sein, tief in seiner Seele verankert, und er würde nur Frieden finden können, wenn ich nicht mehr wäre. Was für eine Kränkung das wohl für ihn sein musste, dass Lexus ihn von sich gestoßen und verachtet hatte und dann mich an seiner Seite weilen zu sehen, und das, wo ich in seinen Augen womöglich Abschaum gewesen war; genau genommen: nur eine Delikatesse für seine Rasse, nichts weiter als ein Stück Fleisch.
 

"Was ist es... was du willst? Lexus?", fragte ich, so leise, dass er mich kaum verstehen konnte, "Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass er sich von dir abgewendet hat..."
 

Ich machte es nicht besser, sondern verschlimmerte die Situation nur zunehmend - ich heizte Novalis' Wut auch noch an und sorgte sogar selbst dafür, dass er mir immer mehr Schmerzen zufügte. Warum war ich nicht einfach still gewesen...?
 

"Wie sehr sehne ich mich danach mit ansehen zu können, wie er dich frisst. Dich ein für alle mal vernichtet, damit du mir nie wieder in die Quere kommen wirst! Lexus wird erkennen, dass er einen Fehler begangen hat! ...Und er wird es bitter bereuen... Er wird erkennen, dass ich der rechtmäßige Partner an seiner Seite bin, einer seines Gleichen, einer, der mit ihm auf Augenhöhe steht!”
 

Es konnte sich nur um Luranthan handeln, darin bestand für mich kein Zweifel mehr. Also war er es der Karatek angegriffen hatte, um Lexus damit in eine Falle zu locken, damit Novalis freie Bahn mit mir hatte, und das, obwohl er mich nicht töten durfte - aber das ergab keinerlei Sinn. Wieso so viel Mühe, wenn Luranthan sich doch dessen bewusst sein müsste, dass er für seinen Rachezug nicht ein Mal Novalis brauchte? Aber gut, dieser profitierte von diesem Deal ja insofern, dass Lexus verschont und ihm überlassen werden würde, wohingegen Luranthan mich endlich verspeisen könnte...

Meine Augen suchten immer wieder den Kontakt zu Fyhas, den ich nicht leiden sehen konnte. Ich wollte ihm helfen, zumindest seine Blutungen stoppen, aber ich war selbst nicht bewegungsfähig. Ganz abgesehen von Novalis, der es auch nicht zulassen würde, dass ich ihm helfe.

Wie sah sein Plan genau aus? Wollte er mich hier so lange fest halten, bis Luranthan eintreffen würde? Und war es wirklich Luranthan, gegen den Lexus angehen musste? Vage Erinnerungen daran, was auf Liverath geschehen war, verbildlichten sich vor meinen Augen - was genau geschehen war weiß ich bis heute nicht, aber Lexus war nur gerade so mit dem Leben davon gekommen, als er sich gegen den Anführer seiner Rasse auflehnte.

Novalis war sichtlich ungeduldig. Ich sah ihm an, dass er mich am liebsten in Stücke reißen wollte, doch er durfte er scheinbar nicht - ob das für mich jetzt Glück oder Unglück war, konnte ich noch nicht so wirklich einschätzen. Meine Gedanken drehten sich um Lexus, und auch um Fyhas, der immer mehr Blut verlor...
 


 

-
 


 

Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als wenig später dann tatsächlich Luranthan vor mir stand. Nicht unbedingt sanft drängte mich Novalis aus dem Zimmer heraus - Fyhas ließ er zurück - und brachte mich in irgendeinen Raum, welchen ich vorher noch nicht kannte. Es verwunderte mich, dass keiner, an welchem wir vorbei gegangen waren, auch nur irgendetwas tat. Wussten sie alle von Novalis' Identität? Und von seinen Plänen? Karatek war angegriffen worden - und das war sein Verschulden!
 

Mir blieb der Atem in der Kehle stecken, als Luranthan näher an mich heran trat. Seine Erscheinung war, im Gegensatz zum ersten Mal, als wir uns begegnet waren, um einiges imposanter. Genau deuten, woran diese Wahrnehmung liegen mochte, konnte ich nicht, aber ich spürte, dass er um einiges gefährlicher war als zuvor. Und... wo war Lexus? Nirgends war eine Spur von ihm zu erkennen!
 

"Wer hätte gedacht, dass wir uns noch ein Mal wieder sehen, Aterun. Aber ich bin auch von nichts Anderem aus gegangen: früher oder später würdest du mir ausgeliefert sein. Freust du dich nicht, mich wieder zu sehen?"
 

Am liebsten wäre ich gerannt, so schnell ich konnte, einfach nur fliehen, aber Novalis verhinderte dass ich auch nur ansatzweise hätte fort laufen können, so fest, wie er meine Arme hinter meinem Rücken zusammen drückte. “Wo ist Lexus?”, brachte ich nur krächzend heraus, “Wo ist er?”
 

Ich hörte Novalis hinter mir schnaufen und spürte, wie er meine Arme fester aneinander drückte, als ich einen gewissen Namen aussprach, doch ich biss die Zähne zusammen und wollte jegliche Schmerzenslaute verhindern - ich ahnte, dass Luranthan darauf nur noch mehr reagieren würde und dass solche Laute einen Liveran umso mehr anheizten - so oder so stand ich auf seiner Speiseliste, aber ich wollte es für mich nicht noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war.
 

“Was denkst du, was ich mit ihm gemacht habe? In einem unbedingt guten Zustand war er ja jetzt nicht, als er mir gegenüber stand, wirklich erbärmlich.”
 

Die schlimmsten Vermutungen musste ich sofort ausblenden. Luranthan konnte ihn unmöglich getötet haben, da Novalis ihn wollte. Wenn ich meiner Annahme richtig lag... Vorstellen, dass es anders gewesen sein mochte, konnte ich es mir zwar nicht, aber ich durfte mich nicht zu sehr auf das versteifen, was ich mir in meinem Angst-Wahn zusammen gesponnen hatte. In meinem Hinterkopf drehte sich alles um Lexus - und auch um Fyhas - weniger darum, dass es mit meinem Leben womöglich bald vorbei sein würde... In diesem Augenblick war mir so gut wie alles was mein eigenes Wohl betraf egal. Alles, was ich wollte, war dass die Beiden wohlauf waren; im Grunde war ich ja auch der Auslöser für ihr Leid gewesen, es war meine Anwesenheit, die die beiden in Gefahr brachte, nichts Anderes. Aber wäre es wirklich so sinnvoll, wenn ich mich Luranthan ausliefern würde? Es gab keinerlei Sicherheit dafür, dass er Lexus, Fyhas und sämtliche Bewohner Karatek’s dann in Ruhe lassen würde. Dank Lexus wusste ich, wie grausam dieser Tyrann wirklich gewesen war, da traute ich ihm alles zu.

Luranthan trat näher an mich heran, bis er mir so nahe war, dass sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper bildete. Seine gesamte Erscheinung war Angst einflößend und der Blick auf seine massiven Zähne, die sich nach meinem Fleisch sehnten, beruhigten mich in keinster Weise. Ich wollte meine Augen schließen, ihn nicht mehr ansehen, doch er zwang mich immer wieder dazu. Seine Klauen drohten mein Gebiss mit Leichtigkeit zu zertrümmern.
 

“Eigentlich würde ich dich jetzt sofort verspeisen wollen, aber... Da es noch so viele andere Körper gibt, durch welche ich meine Zähne reißen muss und von denen ich weiß, dass sie auch nicht Mal ansatzweise so gut schmecken wie der Körper eines Aterun... musst du leider noch warten. Das Beste zum Schluss.”
 

Was? Er würde noch unzählige Andere verspeisen wollen? Ich war davon ausgegangen, dass er es schlicht und allein nur auf mich abgesehen hatte, weswegen ich mit den Gedanken spielte, mich ihm freiwillig hinzugeben, damit niemand sonst noch in Gefahr gebracht werden würde - da lag ich mit meiner Hoffnung also vollkommen falsch.

Novalis' Griff war noch immer stark und er würde mich auch nicht los lassen, bis Luranthan sich mir widmen würde. In meinem Kopf herrschte ein riesiges Wirrwarr und ich wusste nicht, was ich tun sollte; eigentlich war ich nicht ein Mal im Stande dazu irgendetwas zu tun, aber...

War es also meine Schuld, dass den Bewohnern von Karatek ein solches Unheil drohte? Wäre Luranthan überhaupt hierher gekommen, wenn ich nicht hier gewesen wäre?

Mein Brustkorb fühlte sich schwer an, als Luranthan sich dann von uns entfernte - ich malte mir sofort aus was er Grausames planen würde und hoffte, dass ihn irgendjemand daran hindern würde.
 

“Du warst es also, der ihm die Information gab, wo wir uns befinden...”, brachte ich nur mit Mühe heraus und linste über meine Schulter zu Novalis, dem der Hass förmlich ins Gesicht geschrieben war, “Wieso? Hättest du nicht irgendeinen anderen Plan haben können, uns eventuell weg locken, aber auf Karatek? Vermutlich irre ich mich ganz gewaltig, aber selbst so ein Widerling wie du muss doch etwas für Andere übrig haben...”
 

Es war mir noch immer ein Rätsel, warum Novalis auf Karatek lebte. Nach Erzählungen sogar schon relativ lange, immerhin war er damals mit Lexus schon zusammen an diesem Ort gewesen, aber Lexus schien erst dann verstoßen worden zu sein, als er sich gegen Luranthan stellte, um mich zu schützen. War also Novalis allein damals verstoßen worden und sah Lexus es als eine Art Aufgabe, dann trotzdem noch bei ihm zu sein, obwohl sie eigentlich getrennte Wege gehen mussten? An der Vorstellung der ehemaligen Beziehungen der Beiden hatte ich so schon zu knabbern - und alles zusammen ergab einfach keinen Sinn, den ich nachvollziehen konnte.
 

Natürlich antwortete er nicht, sondern gab nur ein verächtliches Zischen von sich, dabei meine Arme fester an meinen Rücken drückend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jackal
2013-04-16T20:31:57+00:00 16.04.2013 22:31
boah ey du kannst sagen was du willst, aber ich find Novalis voll cool :/
Fyhas tut mir leid, aber auch blöd, dass der sich überhaupt in den Weg stellt, wenn er sowieso null Chance hat x.x
und jetzt wird Luranthan vermutlich den ganzen Planeten fressen. Entweder wird Lexus heldenhaft zur Hilfe eilen, oder Arash ooooooder Luranthan platzt, bevor er Aria fressen kann :D
und hoffentlich gehts Lexus gut :/


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