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Cyvethum - 2.0

Das Unwissen über den genauen Verbleib der Lykrateker machte mich beinahe wahnsinnig. Das Futter, was er meinen Hirngespinsten und schlimmsten Vermutungen gegeben hatte war viel zu groß portioniert gewesen, nur eine vage Angabe von dem, was ich wissen wollte - und nun blieb es mir überlassen mir auszumalen, was wohl der Wahrheit entsprach.

Irgendwann löschten sich auch die kleinen künstlichen Lichter, die in dem kleinen Raum verteilt gewesen waren, in welchem er mich eingesperrt hatte, und alles um mich herum wurde von gnadenloser Dunkelheit verschlungen. Wie lange würde ich noch dort eingesperrt sein müssen? Und würde er mir überhaupt irgendwann mitteilen, was nun wirklich aus dem Volk geworden war? Ständig musste ich an Kytakes denken und fragte mich gefühlte hundert Male, ob sie noch unter den Lebenden weilte. Auch mochte ich gar nicht an die ganzen unschuldigen Kinder denken, die diesen grausamen Angriff womöglich nicht überlebt hatten...

Hätte ich ein wenig länger durchgehalten, wäre es dann überhaupt so weit gekommen? Diese Frage quälte mich. Im Endeffekt hatte ich versagt und konnte ihnen nicht helfen, nicht so, wie ich es gerne für sie getan hätte...

Ebenso schwirrten mir seine Worte noch ständig im Kopf herum - und ich spürte noch immer seine Lippen auf meinen, obwohl schon Stunden vergangen waren, als er mir so nah gewesen war... Ich verstand seine Beweggründe einfach nicht. Wer war er überhaupt genau? Und warum war er auf der Kolonie gewesen? Er ging dort immer ein und aus und war, wenn ich das Puzzle richtig zusammen setzte, sogar ein Kommandant der ersten Liga gewesen! Oder täuschte ich mich? War er es vielleicht gar nicht?

Dieses ganze Wirrwarr in meinem Kopf würde mich wohl noch in den Wahnsinn treiben, wenn ich nicht schnellstmöglich all die Antworten bekam, nach denen ich so sehr verlangte.
 

Nach ein paar weiteren Stunden in Dunkelheit, wo ich einfach nur in einer Ecke gesessen hatte und meinem Körper Ruhe schenkte, während mein Kopf schier durchdrehte, öffnete sich erneut die Türe. Diesmal war er es allerdings nicht - nur jemand, der mir ein wenig Nahrung bringen sollte. Ich erhob mich aus meiner dunklen Ecke und trat an den kleinen Serviertisch heran, auf dem etwas Undefinierbares platziert wurde, was ich hätte essen sollen, und wollte noch drum bitten, dass man mir neue Lampen bringen würde, da schloss sich die Tür auch schon wieder.

Nicht einen Happen konnte ich zu mir nehmen. Sowieso wollte ich dieses seltsame Zeug nicht anrühren, wo ich nicht mal wusste, was ich essen würde. Wieder hatte ich etwas Abscheuliches vor Augen, vielleicht war es sogar das Fleisch von einem der...

Nein. Ich unterbrach den Gedanken sofort wieder. Nicht zulassen, dachte ich immer wieder, nicht zulassen. Trotz das mein Körper nach Nahrung verlangte, wollte ich nichts essen. Der Appetit war mir schon lange vergangen.

Ich hatte viel zu viel Zeit um über all das nachzudenken, was ich am liebsten aus meiner Gedankenwelt gestoßen hätte. Eine Mischung aus Verzweiflung, Trauer, Angst, Wut und Anziehung war nicht gut gewesen...
 

-
 

Zwei Tage vergingen, bis man mich aus dem Zimmer herausholte. Man hatte mir die Hände hinter dem Rücken gefesselt und dafür gesorgt, dass auch meine Füße nicht allzu viel Platz zwischen den Schritten finden konnten und ein aus Eisen gegossenes Mundstück um mein Gesicht geschnallt, damit ich nicht sprechen konnte. Trotz dass ich keinen Bissen zu mir genommen hatte, war mein Körper erstaunlich vital und gesättigt, was ich mir in keinster Weise erklären konnte. Alle Wunden waren vollständig verheilt.
 

Nun beweg dich endlich, du blödes Miststück!” Ein kräftiger Hieb gegen meine Schultern ließ mich für einen Augenblick lang schwanken, aber ich fing mich schnell wieder und fand mein Gleichgewicht wieder. Ich weigerte mich, den Wachleuten zu folgen und ging ihnen nur mit langsam Schritten nach. Die eiserne Kette, die an dem Mundstück befestigt gewesen war, hing stramm vor mir und deutete ebenfalls darauf hin, dass ich Gehorsam leisten musste - jedes festere Ziehen drückte die Gurte der Maske an meinem Hinterkopf fester in meine Kopfhaut und verursachte Schmerzen.

Das Gebäude - oder was auch immer es war, wo ich festgehalten wurde - war ebenso schwarz und erdrückend wie das kleine Zimmer, in welchem ich die letzten Tage verbrachte.

Halt machten wir erst am Ende eines Korridors, an welchem sich eine letzte massive Tür erstreckte, die dann auch Mithilfe von Identifikationsprogrammen geöffnet wurde. Als sie sich einen Spalt öffnete, konnte ich wieder nichts anderes erkennen als ein bloßes Schwarz. War das mein neues Gefängnis gewesen?
 

Als ich eintrat war ich absolut verwirrt. Der Wachmann, der mich soeben noch an der Kette hielt, hatte mich in dem Raum alleine gelassen und schloss die Tür hinter mir. Ein Gefühl von Angst kroch meine Waden hinauf. In diesem Raum konnte man rein gar nichts erkennen und ich konnte nicht einschätzen, ob ich alleine gewesen war. Keine Anzeichen eines anderen Lebewesens, aber was, wenn ich mich irrte? Ich rührte mich keinen Zentimeter und versuchte meine Atmung zu regeln - vor Nervosität atmete ich automatisch schneller, und durch das Zittern, was ich nun vor Angst hatte, raschelte die Kette, die noch immer an der Maske befestigt war.

Ein Geräusch! Ein Rascheln aus einer Ecke, welche es war, konnte ich nicht deuten, aber ich war mir nun sicher darüber, dass ich nicht alleine gewesen war! Irgendetwas weilte dort ebenfalls in diesem Raum und hatte nun Notiz von mir ergriffen. Ich atmete hastiger, konnte das Rascheln der Kette nicht aufhalten, da ich meine Hände durch die Fesseln hinter meinem Rücken nicht rühren konnte und versuchte einige Schritte zurück zu gehen, bis ich an der Tür gelehnt hatte.

Wieder ein Rascheln. Es wurde lauter, und weitere Geräusche hallten durch den dunklen Raum, bis ich Schritte vernahm, die sich mir näherten. Verzweifelt versuchte ich mich weiter an die Tür zu drücken, obwohl es absolut keinen Sinn ergab, da ich mich so noch mehr selbst in die Ecke drängte, und hoffte einfach darauf, dass ES mich nicht finden würde, was auch immer es war!
 

Mein Herz setzte für einen Augenblick aus, als es mich dann packte. Es war eine Klaue, kalt, eiskalt, und ein hungriges Knurren stieß sich mir entgegen, als er mich von der Tür wegzerrte.

Die Panik in mir trieb mich in eine Verzweiflung, in der ich versuchte all meine Fesseln und Ketten zu lösen, was mir allerdings nicht gelang. Es hatte mich gepackt und hielt mich fest, hatte mich an der Kette erwischt und zog diese so stramm nach oben, dass ich nur noch mit den Zehenspitzen auf dem Boden weilen konnte. Die Gurte schnitten nun fester ein.
 

“Ariaaaa..”
 

Vor mir entzündete sich ein grelles Feuer und ich erkannte dann auch sofort, mit wem ich es zu tun hatte. ER war es, aber... was war mit ihm geschehen? Sein Körper hatte nun eine andere Form und lange, spitze Zähne erstreckten sich über seine Lippen. Eine Art von Transformation, von der immer nur gemunkelt wurde, ein Mythos, weil so etwas niemals möglich gewesen sei, und nun musste ich mich einem reellen Märchen stellen...

Ein unverständliches Jaulen gab er von sich, bevor er mich wieder losließ. In Windeseile versuchte ich erneut zu fliehen, doch wieder war seine Klaue schneller gewesen als ich und packte erneut nach der Metallkette, mit welcher er mich zu sich zurückgezogen hatte. Als mein Körper an seinen gedrückt wurde fühlte ich die eisige Kälte, die von ihm ausging, erneut und fröstelte für einen kurzen Augenblick, ehe mich die Flamme des Feuers, die er in einem einer Fackel ähnlichem Behälter in der linken Klaue hielt, schnell wieder wärmte.
 

“Du musst mich nähren...”, zischte er in einer Unnatürlichkeit, die ich bisher noch nie erlebt hatte und zog mich dann weiter in den Raum hinein, bis zu einer Art Tisch, auf welchen er mich stieß. Noch immer war es mir unmöglich, mich in irgendeiner Weise zur Wehr zu setzen und ich wand mich unter ihm, als er sich dann über mich gebeugt hatte. Diese Form, die er nun angenommen hatte, glich nichts anderem als einer Bestie, die sich nach Nahrung sehnte - und genau das schien nun auch bittere Realität für mich geworden zu sein. Ohne großartige Mühe entfernte er meine Maske und warf diese achtlos zur Seite. Wenig später kratzen seine langen Zähne an meinen Lippen, bis das erste Blut hervorquoll, was er genüsslich mit seiner Zunge empfing. Alles in meinem Körper begann zu beben, als ich seine Zunge an meinen Lippen spürte und ich fühlte mich, als wäre ich durch seinen Speichel mit einem Gift infiziert worden, was mich nach und nach lähmen sollte. Seine Zunge glitt über meine Lippen, bis über meine Wangen, bis sie zurück zu meinem Mund fanden. Er wollte mich schmecken und zwang mich dazu, meinen Mund zu öffnen. Ein leises Wimmern war das Einzige, was ich in diesem Moment von mir geben konnte, und - tatsächlich - ich konnte mich kaum noch rühren. Er würde mich also fressen, er würde mich fressen! Er war ein hungriges Tier, das seine Beute mit einem Gift betäubte, damit es nicht mehr fliehen konnte, und er würde mich bei lebendigem Leib fressen!

“Ariaaa...”, knurrte er leise und tastete mit einer der Klauen über meine Wange, wollte erneut zu einem Wort ansetzen, unterbrach sich aber selbst und ließ dann von mir ab - zumindest für einen kurzen Moment, bis er sich wieder zu mir herunter gebeugt hatte und mir tief in die Augen sah, ehe er sich erneut mit mir verband. Diese Art von Verbindung war so ungeheuerlicher skurril, dass ich sie mir kaum erklären konnte. Er war mit seinen Klauen unter meine Haut getaucht, in mein Fleisch hinein, und schien sich von meinem Blut zu ernähren, während ein Kreislauf automatisch dafür sorgte, dass auch ein Bruchteil von seinem Blut in meinen Körper gelangte. Ich spürte das Pochen seines Herzens, als wäre es mein Eigenes, und ich glaubte seine Gedanken hören zu können, auch wenn nur für einen kurzen Augenblick...

Während er sich von meinem Blut und meinen Gedanken ernährte, schien sein Körper sich wieder zur normalisieren - ich war für mich absolut nicht nachvollziehbar gewesen, wie das alles geschehen konnte und war einfach nur so fasziniert von ihm, dass die Anziehung, die ich ihm gegenüber empfand, wieder einen Triumph über die Angst erlangte, die mich eben noch völlig beherrscht hatte... Ich wollte beinahe schon Nein schreien, als er die Verbindung zu meinem Körper unterbrach, schaffte es aber nicht auch nur einen Ton von mir zu geben...
 

“Was ich gerade gemacht habe, fragst du dich sicherlich...” Sein Körper hatte binnen weniger Momente wieder seine normale Form angenommen und nicht nur noch eine Spur war von der Transformation war noch zu sehen gewesen. Die Zähne hatten sich wieder zurück in seinen Mund geschoben und waren nun wieder deutlich kleiner, und auch seine Klauen hatten sich wieder normalisiert. ”Das passiert, wenn ich hungrig werde.”
 

“Hungrig?” Noch immer lag ich, schnell atmend, auf dem Tisch und konnte mich kaum beruhigen. Meine Arme waren an den Stellen, wo er sich mit mir verbunden hatte, unversehrt und nichts mehr war von dem erkennbar, was geschehen war.
 

“Ein ganz besonderer Hunger.”, murmelte er und beugte sich zu mir herunter, zog mich an den Schultern in eine Sitzpostion und griff hinter mich, um die Fesseln von meinem Handgelenk zu lösen. Er war mir so nah, dass einige seiner Haarsträhnen mir ins Gesicht gefallen waren und ich den betörenden Geruch seines Körpers tief einatmen konnte... Was war das, wenn er mir so nahe gewesen war? Was war das für eine Anziehung, durch welche ich mich am liebsten in seine Arme werfen wollte, obwohl ich negative Gefühle ihm gegenüber empfand? Diese verdammten Puzzleteile, die ich einfach nicht finden konnte...



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