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Gefühle Widerwillen

von

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Die Sehnsucht nach der Herrschaft über Gefühle

„Prinzessin Vivi?“, rief Igaram und durchquerte den Palast. Keine Spur wies auf diese hin, die nach dem Frühstück wie vom Erdboden verschwunden war.
 

„Was ist denn los?“, fragte Peruh nach, der um die Ecke bog.
 

„Ich kann sie erneut nicht finden.“
 

„Lass sie, sie ist erwachsen geworden, Igaram. Lass ihr ihren Freiraum“, erklärte der Leibwächter lächelnd, wusste innerlich jedoch bereits, wo sie sich aufhielt.
 

× ×
 

Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt und mit einem Lächeln betrat die Prinzessin den Saal. Ihr Vater saß bereits vor seinem Kaffee und begrüßte seine Tochter mit einem „Guten Morgen“. Seit Tagen schien es der erste Tag zu sein, an dem er Vivi glücklich sah. Natürlich hatte der König keinen blassen Schimmer von deren Beziehung zur Navigatorin. Er dachte lediglich daran, dass Vivi über den Abschied ihrer Freunde trauerte.
 

Guter Laune ließ sich die Prinzessin auf einem der Stühle nieder, nahm sich ein Brötchen und die Zeitung zur Hand. Eifrig blätterte sie diese durch, hielt immer wieder inne um einen Artikel zu lesen, während sie ihr Brötchen in zwei Hälften schnitt, dieses belegte und nebenbei aß.

Gegen Mitte hin stockte ihr jedoch der Atem. Erneut ein Absatz bezüglich der Vorfälle, die sich hier zugetragen hatten, doch es war das Bild, die Worte darunter, welche ihre Sinne betrübten. Mehrmals flog sie über die Zeilen und konnte nicht fassen, was dort stand.
 

„Bewahrheitet sich dieses Gerücht?“, fragte Kobra entzückt nach, stellte seine Tasse ab und musterte seine Tochter. Irgendwann kam natürlich die Zeit, in der sich junge Menschen verliebten, doch hatte dieser innerlich gehofft, dass sich seine Tochter noch Zeit damit ließ. Vivi hob ihren Kopf, schüttelte diesen und schlug die Zeit zu.
 

„Nein, nichts was dort steht, entspricht der Wahrheit. Gar nichts. Corsa und ich, wir sind lediglich Freunde“, sprach sie gepresst. Was, wenn Nami diesen Artikel zu Gesicht bekam? Was würde diese denken?
 

„Entschuldige mich bitte, ich brauche frische Luft“, sprach sie höflich und entfernte sich gemächlich vom Tisch. Sie ignorierte die Worte ihres Vaters und erst als sie außer Sichtweite war, beschleunigten sich ihre Schritte, ehe sie in Windeseile aus dem Palast floh.
 

× ×
 

„Warum wusste ich, dass ich dich hier finde?“, ertönte eine männliche Stimme, die Vivi aus ihren Gedanken riss.
 

„Du hast es mit Sicherheit gelesen, oder?“, fragte sie sogleich und blieb in ihrer Position verharrt. Sie hatte es sich auf dem Sims bequem gemacht und die Turmuhr ein wenig geöffnet, damit es ihr einen kleinen Überblick über die Stadt und mehr Licht verschaffte.
 

„In der Tat. Warum nimmt es dich mit? Ist doch normal, dass die Presse gern spekuliert. Vielleicht hoffen sie darauf, dass sich die Prinzessin ihres Landes verliebt. Gefundenes Fressen für die Klatschspalte“, sprach Corsa ruhig und setzte sich neben die Prinzessin. Diese seufzte und strich sich durchs Haar. Ob er verstand, was ihr daran Sorgen bereitete?
 

„Du reagierst, als ob es jemand falsch interpretieren könnte“, flüsterte er nach ein paar Minuten des Schweigens und betrachtete seine Freundin durchdringlich, studierte förmlich jede ihrer Bewegungen und Reaktionen, auf der Suche nach Bestätigung. Traurig blickte sie ihm in die Augen und nickte.
 

„Ja“, hauchte sie wehmütig.
 

„Welcher der Strohhüte ist es? Der Kapitän? Dieser Schwertkämpfer? Oder sag bloß dieser Frauenheld? Bitte nicht diese Langnase?!“, rätselte der ehemalige Rebell. Innerlich bereitete er bereits mehrere Argumente vor, die gegen jeden sprach. Vivi kicherte. Offensichtlich hatte er nie daran gedacht, dass es eine Frau sein könnte. Warum auch? Es gab nie einen Anlass dazu.
 

„Nein, niemand der Aufgezählten ist es“, wisperte Vivi und fühlte sich unbehaglich. Corsa nickte vor sich hin, schnitt eine Grimasse und versuchte zu erahnen, wer noch in Frage kam.
 

„Okay, dann musst du mir auf die Sprünge helfen“, meinte er mit der Schulter zuckend.
 

„Du bist am richtigen Weg. Denk nach, wer gehört noch zu der Bande?“, bohrte sie nach. Entsetzt sprang er hoch und spürte wie ihm die Kinnlade hinunter fiel.
 

„Doch nicht dieses Tier? Dieser Elch?! Es heißt ja, die Liebe überwindet alle Hindernisse, aber, aber,… Vivi?!“, sprach er entrüstet und ging ein paar Schritte auf und ab. Die Angesprochene räusperte sich.
 

„Corsa,…, ich spreche nicht von Chopper. Außerdem ist er ein Rentier und kein Elch. Beruhig dich. Die Rede ist von,…“, brach Vivi ab, stammelte einen Namen vor sich hin, welchen Corsa nicht hören konnte. Erst als er nachfragte, atmete die Prinzessin tief durch und sprach halbwegs hörbar.
 

„Nami.“ Mit aufgerissenen Augen betrachtete er Vivi, setzte zum Sprechen an, schloss seinen Mund, schüttelte den Kopf. Hatte sie diesen Namen tatsächlich ausgesprochen?
 

„Du, du bist also lesbisch?“, stammelte er vor sich hin und musste sich setzten. Nein, damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet.
 

„Ja. Nein. Also. Ach, was weiß ich was ich bin“, brabbelte die Prinzessin vor sich hin. So gesehen wusste sie es tatsächlich nicht. Bisher war Nami die einzige Frau gewesen, an der sie Interesse horchte. Corsa ließ den Kopf sinken und spielte nervös mit seinen Fingern, nur um sich von dieser Neuigkeit abzulenken. Der Schock saß tief. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, doch Vivi, seine Prinzessin, die ihn all die Jahre nicht aus dem Kopf ging. Nein, es konnte nicht der Wahrheit entsprechen.
 

„Corsa, sag doch was“, flehte Vivi, wusste mit diesem Schweigen nicht umzugehen.
 

„Ich war ein Narr“, murmelte Corsa schlussendlich und versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, was misslang.
 

„Ich verstehe nicht“, gab die Prinzessin zu und rückte ein Stück näher.
 

„Dieser Artikel, er gab mir Hoffnung. Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft. Ich nahm es nicht als Gerücht auf, vielmehr als Bestätigung, dass nicht nur ich sehe, dass uns zwei etwas verbindet. Wenn du mir nun sagst, dass du Frauen bevorzugst, dann,… Habe ich da überhaupt eine Chance? Ich habe dich nie vergessen, tagtäglich an dich gedacht. Dich wiederzusehen, dieser Moment. Da lag ich wohl falsch.“
 

„Corsa“, hauchte Vivi und suchte nach den passenden Worten. Nervös biss sie sich auf ihre Unterlippe. Warum hatte sie es nicht bemerkt? Sie sah ihn als Freund, ihren besten Freund aus Kindertagen.
 

„Du musst nichts sagen“, wisperte der Mann und schämte sich. Es wäre besser gewesen, hätte er ihr nichts gesagt. Räuspernd erhob er sich, versuchte seine Enttäuschung zu überspielen.

„Ich lass dich dann mal lieber alleine. Eigentlich wollte ich mich lediglich verabschieden. Ich fahre wieder ein paar Tage nach Hause.“ Vivi war es, die ihn am Handgelenk packte und am Gehen hinderte.
 

„Warte“, untermalte sie ihre Geste. Corsa haderte einen Moment mit sich selbst, ehe er die jüngere Frau auf die Beine und in seine Arme zog. Ihr süßlicher Duft benebelte seine Sinne. Vivi ließ es geschehen, spürte die aufkeimenden Tränen. Vorsichtig hielt sie sich an ihm fest. Wie lang sie in dieser Position verharrten, wussten sie nicht.
 

„Ich will dich nicht verletzten, keinen von euch. Seit Tagen wünsche ich mir nichts sehnlicher als Herrin meiner Gefühle zu sein. Ich dachte, dass sich mein Leben erleichtern würde, nun nachdem Crocodile hinter Gitter sitzt und das Land sich reformieren kann“, wisperte Vivi und klammerte sich mehr und mehr an ihn. Es fühlte sich anders an, anders als es bei Nami der Fall war. Dieser Körper fühlte sich hart und rau an. Nichts von der Weiche, der Zierlichkeit der Weiblichkeit.
 

„Du willst es vielleicht nicht hören, doch ich hoffe du weißt, dass es keine Zukunft für euch gibt. Nicht, wenn sie auf See und du hier bist“, raunte er in ihr Ohr, was ihr eine Gänsehaut bescherte.

„Sie ist fort und niemand weiß, wann sich eure Wege erneut kreuzen. Doch ich, ich bin hier, nicht nur in Gedanken, in Fleisch und Blut. Ich kann mit dir sprechen, dich hören, dich berühren. Reicht es dir nicht? Ich könnte dir all das geben, was ihr verwehrt bleibt. Ich kenne dich besser, als jeder andere. Vivi, ich liebe dich.“

Die Prinzessin schluckte hart, spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete und sich ihr Magen harsch zusammenzog.
 

„Ich erwarte keine sofortige Antwort, tu mir jedoch einen Gefallen. Denk darüber nach. Bald bin ich wieder hier, nimm dir diese Zeit und horch in dich hinein“, flüsterte er erneut ins Ohr, küsste ihre Wange und ließ von ihr ab.

„Bis bald, Prinzessin“, fügte er noch hinzu, lächelte und schritt von dannen.
 

Was soll ich tun?, fragte sich Vivi und sank zu Boden, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Verzweifelt wurde ihr bewusst, dass es niemanden gab, mit dem sie darüber sprechen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  BurglarCat
2013-04-22T20:02:10+00:00 22.04.2013 22:02
auf jedenfall schön, dass du noch mal auf vivi zurück kommst und etwas von dem schreibst, was ihr passiert, nachdem nami weg ist. schwere situation sicherlich, und corsa macht es ihr wahrlich nicht einfacher.
ich denke mal vivi wird ihm nachgeben, ich fragte mich nur, ob die beiden die möglichkeit haben werden sich noch irgendwie mal auszusprechen. andernfalls wäre das für beide seiten sicherlich nicht das beste. nami würde es über die zeitung erfahren und vivi würde ihr gewissen quälen.
wobei sich ja nun auch bei nami langsam was anbahnt, wenn auch noch nicht so deutlich, wie bei vivi. bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weiter geht.
Von:  Dark777
2012-08-07T20:44:43+00:00 07.08.2012 22:44
Ich. Wusste. Es. War klar, dass etwas über eine Verlobung oder Beziehung in der Zeitung stand! Ich hätte allerdings eher damit gerechnet, dass Vivi einer Zweckehe und deren Bekanntmachung zugestimmt hat. Dass sie selber davon überrumpelt wurde, hat mich jetzt wiederum überrascht. Du bist schon fies, Vivi in diese Situation zu bringen. Es ist doch ganz offensichtlich, dass egal wie sie sich entscheidet, sie am Ende unglücklich sein wird. Nimmt sie Corsa, ist das gut für das Königreich, aber sie macht sich dann selber unglücklich und Corsa gegenüber ist das irgendwie unfair. Weist sie ihn wiederum ab, ist niemandem gedient und die Sache wird nur noch schwerer......... Bin gespannt, wie du das deichseln willst, wie immer klasse geschrieben V(~_^)!
Von:  Yuugii
2012-08-02T10:27:03+00:00 02.08.2012 12:27
Oh mann, wie fies! Dabei bin ich doch so ein großer Corsa/Vivi Fan und ich würde es unseren Corsa wirklich gönnen, seine große Liebe Vivi endlich zu bekommen. Aber andererseits sind die Gefühle, die Vivi für Nami hegt, auch sehr stark. Wie könnte sie die Navigatorin einfach vergessen und dann etwas mit Corsa anfangen? Das ist wirklich verzwickt und ich frage mich wirklich, wie das alles hier noch enden soll. Ich denke, dass die Entfernung der beiden jungen Frauen ein großer Nachteil ist. Es sind ja nicht nur ein paar Kilometer, die die beide trennen, sondern ganze Ozeane. Da ist es schwierig einander zu lieben, daher würde ich es weder Nami noch Vivi verübeln, wenn sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich in jemand anderen verlieben. Aber haaach... ich hoffe, dass es hier bald weiter geht, damit ich endlich erfahre, wie du diese Sache klären möchtest! :3
Von:  Shay
2012-07-30T18:57:08+00:00 30.07.2012 20:57
Bitte schreib schnell weiter!!
Bin jetzt nämlich total gefesselt und will wissen wie es weitergeht^^°
Von:  fahnm
2012-07-23T00:39:51+00:00 23.07.2012 02:39
Hammer Kapi^^


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