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Treat it like that

Fortsetzung zu Please don't be like this
von

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V

Sie hatten eine ziemliche Strecke zurück zu legen, war der genannte Ort doch noch über das andere Ende der Stadt hinaus.

Natürlich wussten sie, dass es ein absolutes Risiko war, dass Uruha gleich mit ihm kam, doch auch dafür hatten sie eine plausible Erklärung parat.

Was sie aber genau erwarten würden, ob es sie wirklich weiter bringen würde, das konnte bisher niemand sagen und die Gegend, in die sie kamen, war menschenleer und düster, die Lichter der Stadt weit hinter und unter ihnen. Und dass sie tatsächlich noch auf irgendwen treffen würden, erschien nach und nach unwahrscheinlicher.

Jedenfalls so lang, bis sie um die nächste Kurve bogen und ein Glimmen in einiger Entfernung erschien.

Ein Blick auf die Navigation auf dem Handy verriet, dass das ihr Ziel sein würde.

Für einen Moment sah er zur Seite und es reichte, um zu erkennen, dass sein Beifahrer sichtlich nervös war. Doch wenigstens einer von ihnen sollte zuversichtlich bleiben und so versuchte er, ihm etwas Mut zu machen, legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, um diesen sachte zu drücken. Lang konnte er das nicht, verlangte die Straße seine Aufmerksamkeit und auf dieser hatten sie auch schnell die letzte Distanz überwunden.

Als sie näher kamen war zu erkennen, dass es sich um ein größeres Gelände voller Frachtcontainer handelte, die das Licht vor Ort voraussichtlich bisher weitesgehend abgeschirmt hatten. Sie waren überrascht, dass sie nicht bereits an dem Tor des Zaunes, der dieses Gelände umrandete, abgefangen wurden. Aber Ruki war sich sicher, dass man sie auf jeden Fall entdeckt und im Auge behalten würde.

Und als sie auf die ersten Menschen trafen, waren es, wie zu erwarten, misstrauische Blicke, mit denen sie bedacht wurden. Sie waren neu hier und nicht umsonst war dieses Treffen so weit außerhalb. Und es dauerte, bis er seinen Kontakt ausfindig machen konnte und den Wagen unweit zum stehen brachte.

Als sie ausstiegen, wurden sie sich der Blicke umso bewusster und trotz einer gewissen Anspannung, sah er sich möglichst gelassen um, warf in diesem Zuge auch einen weiteren Blick zu seinem Partner, der seine Nervosität nicht gänzlich verstecken konnte. Aber nun gut, in dieser Umgebung konnte wohl jeder nicht Eingeladene ein Mal nervös werden.

Der Blonde allerdings ließ den Autoschlüssel am Schlüsselring um seinen Finger einmal kreisen, ehe er ihn umfasste, um die Hände nur einmal mehr in seinen Jackentaschen zu vergraben, als er auf Nara zuging.

Uruha hatte sich derweil nur umgesehen, ehe er den Kloß in seinem Hals herunter schluckte. Dieser Moment war es, der ihn die ganze Tragweite seiner Entscheidung bewusst machte, war es immerhin bisher eher ein Spaziergang gewesen. Aber er hatte nicht vor, auch nur irgendwem lediglich am Rockzipfel zu hängen, zog es entsprechend vor, sich erst einmal an die geschlossene Wagentür zurück zu lehnen, behielt aber alles um sich herum genau im Auge. Vielleicht würde er dem Jüngeren so den Rücken frei halten können, während der die Lage auslotete.

Denn der Mann neben Nara wirkte alles andere als begeistert, gleich zwei unbekannte Gesichter zu sehen und auch ihr Kontakt wirkte ein wenig verwirrt, als er dem Neuankömmling entgegen kam, den Blick allerdings auf den Dunkelhaarigen am Wagen gelegt.

"Schön, dass du es einrichten konntest.", fing er an, brachte Ruki dazu, dass für einen Moment die Brauen in die Höhe zuckten. Jetzt waren sie also beim "Du"? Nun gut, dann sollte es wohl so sein. Und der Andere fuhr ohnehin bereits fort. "Aber was will der hier?"

Nur wenige Schritte von ihm entfernt blieb der Blonde stehen, warf einen kurzen Blick über die Schulter, ehe er wieder Nara ansah.

"Der Typ? Mein Mitbewohner, der wollte unbedingt mit und ließ sich nicht abschütteln. Aber ich habe sowieso was gut bei ihm.", stellte er klar, bedachte den Älteren mit einem Ausdruck, der keinen Widerspruch zuließ, auch, wenn der nicht sonderlich beeindruckt wirkte, sich nur zögerlich von Uruha abwandte, um dem Kleineren vor sich ansehen zu können.

"Man kann ihm vertrauen?"

"Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.", stellte er mit fester Stimme ohne Zögern klar und auch, wenn Nara nach wie vor zweifelnd schien, so beließ er es dabei.

Ohnehin wurde er nun selbst zur Seite genommen, hatte der Mann, mit dem er zuvor bereits gesprochen hatte, sich zu ihm gesellt, zog seine Aufmerksamkeit auf sich und auch, wenn er ihn nicht verstehen konnte, so war klar, worum es ging.

Allerdings winkte Nara schnell ab, schmunzelte schon beinahe ein wenig.

"Ich hab den Jungen fahren gesehen. Ich dachte mir, er würde sich vielleicht beweisen wollen. Das bot sich förmlich an.", klärte er auf und verstehend nickte der Andere, ehe auch der sich dem Blonden zuwandte, der noch immer unverändert zu ihnen sah, wenn sein Blick auch noch immer äußerst aufmerksam wirkte.

"Wie heißt du?", kam die nächste Frage, doch der Kleinere wirkte vollkommen unbeeindruckt.

"Ryu Hidaka.", ließ er ihn wissen und seine Vermutung, in welche Richtung diese Frage zielte, wurde bestätigt, als der Fremde einen der umstehenden Männer zunickte, ihm damit wahrscheinlich das Zeichen gab, über den Neuankömmling zu recherchieren. Finden würden sie nur das Leben, das sie genau zu diesem Zweck zurecht gelegt hatten, aber er wusste, dass seine Kollegen in dieser Hinsicht in der Lage waren, gute Arbeit zu leisten und sie nichts zu befürchten hatten. Eine Tatsache, die ihm etwas Entspannung verschaffte, ihn dazu brachte, sich etwas lockerer hin zu stellen, die Hände auch aus den Taschen zu ziehen und die Arme vor der Brust zu verschränken. Je nachdem, wie tief sie graben würden, konnte das eine Weile dauern.

Umso überraschter war er, dass der Fremde ihn nicht dauerhaft im Auge behielt, sondern Nara nur noch ein weiteres Zeichen gab, das wohl sagen sollte, dass der ihn im Blick behielt, ehe er sich selbst weiter unter das Volk mischte.

Nara hingegen kam nun zu ihm, legte ihm den Arm um die Schultern, ehe er ihn in eine andere Richtung davon führte. Etwas, das ihm gar nicht gefiel.

"Komm, ich will, dass du dir etwas ansiehst.", hörte er den Älteren direkt neben sich sagen, sah aus dem Augenwinkel aber noch einmal zu Uruha. Immerhin war er so etwas wie für ihn verantwortlich. Doch der schien hervorragend klar zu kommen, hatte offenbar ein bekanntes Gesicht in der Menge ausfindig gemacht. Er hoffte inständig, dass die Beteuerungen am Abend ernst gemeint waren. Natürlich wollte er ihm glauben, hatte nicht den geringsten Grund, das nicht zu tun und doch verfinsterte sich sein Gesicht einmal mehr.

Harsch schob er den Arm von sich, sah streng zu dem Mann neben sich hinauf.

"Eine Regel: Fass mich noch mal an und ich breche dir die Arme.", stellte er klar und auch, wenn Angesprochener erst einmal perplex wirkte, so legte sich schließlich doch wieder ein Schmunzeln auf seine Lippen, ehe er nickte und er seinen Weg fortsetzte, überzeugt davon, dass Ruki ihm folgen würde.
 

"Was sagst du dazu?", war die ruhige Frage, auf die der Blonde mit gehobenen Brauen aus dem geöffneten Motorraum aufsah und den Mann nur wenige Schritte weiter anblickte.

Er wusste nicht, was er erwartet hätte, aber hatte Nara ihn tatsächlich zur Seite genommen, um sich einfach nur ein Auto anzusehen? Es sah ganz danach aus.

Entsprechend zuckte er die Schultern, ehe er die Frage beantwortete.

"Da steckt viel Zeit und Geld drin.", fing er an, ging auch noch ein wenig weiter an der Seite des Autos entlang, um noch einen weiteren Blick in das Innere zu werfen.

"Danach zu urteilen, was hier an Technik verbaut ist und wie leer der Innenraum geräumt wurde, ist das gute Stück nicht für einen guten Wochenendausflug gedacht.", stellte er in den Raum, sich noch etwas weiter nach vorn lehnend, um sich die Armaturen noch etwas genauer zu betrachten, ehe er sich wieder aufrichtete, den vermutlich Älteren wieder anblickend. Das Wichtigste war in Griffweite verbaut, extra angepasst. Hinzugefügte Module zeugten von weiteren Umbauten und nach seiner Erfahrung handelte es sich um einen Wagen mit Heckantrieb, der durch eine entsprechende Tieferlegung voraussichtlich schon förmlich an der Straße kleben würde.

"Straßenrennen und driftkompatibel.", endete er schließlich, konnte das zufriedene Grinsen Naras gar nicht übersehen.

"Wie sieht es aus, Lust auf eine Spritztour?", hinterfragte der und nun doch etwas überrascht sah der Blonde ihn an.

"Mit diesem Wagen? Hier? Allein?", hinterfragte er daher, doch der Andere lachte schon beinahe amüsiert auf.

"Du kannst auch deinen Eigenen nehmen.", stellte er klar, Ruki aber verzog das Gesicht, als er zu seinem Auto blickte.

"Das kommt darauf an, was das Ziel der Tour ist. Um durch die Stadt zu gurken reicht es. Auch, um von A nach B zu kommen. Aber für mehr...? Mir fehlt das Geld, um viel draus zu machen, nachdem ich den Letzten gegen die Wand gesetzt habe und Kou mich nur noch gerade so raus ziehen konnte. Seitdem geht es nur langsam voran, in jeglicher Hinsicht.", erklärte er, doch Naras Grinsen wurde nur umso breiter, ehe er ihm den Autoschlüssel zuwarf.

Das kam unerwartet und doch hatte er Glück, dass seine Reflexe funktionierten und er ihn auffangen konnte, selbst schief zu schmunzeln begann, ehe er noch einen weiteren Blick über die Schulter warf.

"Dann bleibt nur zu hoffen, dass die Augen-Kommunikations-Koordination meines Spotters auch bei höheren Geschwindigkeiten funktioniert."

"Hauptsache, den setzt du nicht gegen die Wand, den könntest du wahrscheinlich den Rest deines Lebens nicht mehr abbezahlen."

Eine Antwort, die ihn lediglich müde lächeln ließ.
 

Uruha war derweil an vollkommen anderer Stelle beschäftigt.

Natürlich hatte er mitbekommen, dass Ruki gegangen war, war selbst deutlich angespannt gewesen und für einen Moment war ihm klar, dass es sicherlich nicht besser wurde, wenn er hier allein stehen gelassen wurde. Doch schnell wurde ihm bewusst, dass er doch nichts zu befürchten hatte, so lang er einfach er selbst war und sich nebenbei an ihr Skript hielt. Mehr sollte es nicht sein und immerhin war er ein erwachsener Mann, kein kleines Kind mehr, das permanent an die Hand genommen werden musste.

Dass nun auch noch Kazuko hier auftauchte war unerwartet, aber für ihn eine willkommene Abwechslung. Dann sollte Ruki ruhig auf seine Art seiner Spur nachgehen, er selbst würde sich lieber weiter integrieren und sehen, wie er auf ganz eigene Weise weiter kam. Vor allem so, dass er sich auch wohl fühlte und die permanente Anspannung von ihm abfallen konnte, die es ihm sowieso nur umso schwerer machte.

"Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen.", stellte er klar, hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet, während er noch immer bei ihrem Auto stand, auch, wenn die junge Frau sich mittlerweile neben ihm an die Karosserie gelehnt hatte. Das würde der Blonde sicherlich nicht gern sehen, doch das sollte ihm gerade wirklich ziemlich egal sein.

Und auch sie lachte nur leise, zuckte die Schultern.

"Ist das so unwahrscheinlich?", schmunzelte sie, das Handy gelassen in der Hand drehend. "Es hat einen Grund, warum ich ständig bei euch im Laden bin.", fuhr sie fort, entlockte auch dem Älteren ein Grinsen.

"Und ich dachte schon, das hätte etwas mit mir zu tun. So pünktlich habe ich selten Mittag bekommen.", erwiderte er frech, wenn ihm auch klar war, dass es nach einem Flirt klingen konnte. Aber nichts konnte ihm egaler sein, sie musste ja nicht wissen, dass er an Frauen nicht interessiert war. Offensichtlich war das ja nicht einmal seinem eigenen Partner klar. Und wenn sie so weiter kommen konnten, was sprach schon dagegen?

Und auch die Brünette schenkte ihm lediglich ein kokettes Grinsen, das bereits Antwort genug sein konnte.

"Wer behauptet, dass der nette Service nicht seinen Teil dazu beiträgt?", gab sie zurück.

Allerdings fuhren sie überrascht zusammen, als mit einem Mal ein Räuspern hinter ihnen erklang und mit undurchsichtigem Blick sah Ruki sie an, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Tut mir leid, euch unterbrechen zu müssen, aber der nette Service wird gerade wo anders benötigt.", stellte er trocken klar, wandte sich damit auch direkt dem Älteren zu.

"Ich soll ne Runde drehen und kann deine Augen gebrauchen.", erklärte er weiter und es war Kazuko, die sich wieder einmischte, nach der Hand des Größeren griff.

"Dann komm mit, ich zeige dir den Überwachungsraum, von da hast du perfekte Sicht auf alles.", versprach sie, zog ihn gleich auch hinter sich her.

Uruha kam nur noch einmal dazu, einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen, unschuldig die Schultern zu zucken, doch der Blonde verengte die Augen, ihm mit einer kurzen Geste bedeutend, dass er ihn im Auge behalten würde, doch dann machte er sich auf den Weg zurück zu dem vorgeschlagenen Wagen, unterwegs schon sein Handy heraus kramend, damit er mit Uruha im Kontakt würde bleiben können. Er war gespannt, wie gut der Ältere sich auf die Aufgabe würde konzentrieren können.
 

Das Headset saß, das Telefon war verstaut, als die Stimme an sein Ohr drang.

"Hörst du mich?"

Ein wenig leise, gerade, wenn er das Auto erst starten würde, also zog er es vor, die Lautstärke einfach noch etwas zu erhöhen. Besser jetzt, bevor es zu spät war. Er befürchtete, dass die Gelegenheiten später wohl rar werden würden.

"Jetzt laut und deutlich.", gab er schließlich zurück, als er sicher war, dass es passen würde.

"Kou, ich verlasse mich auf dich, hörst du. Dich und dein geübtes Adlerauge.", stellte er noch einmal klar und auch ohne es zu sehen wusste er, dass der Ältere schmunzeln würde.

"Das kannst du. Konzentrier dich lieber auf das Fahren. Ist eine Weile her. Nicht, dass du komplett aus der Übung bist.", scherzte er, doch der Blonde schnaubte nur und statt noch etwas zu sagen drehte er lieber den Zündschlüssel im Schloss.
 

Natürlich hatte er es nicht verlernt. Doch gerade in dieser unbekannten, unübersichtlichen Umgebung war der Überblick Uruhas umso wichtiger.

Wie zu erwarten war es eine eher einseitige Kommunikation, wo Ruki es nicht für nötig erachtete, auf jede Anweisung auch eine Antwort zu geben. Immerhin erhielt Uruha diese Antwort ja auch zeitnah in Form einer entsprechenden Handlung, in der er in die hingewiesene Richtung lenkte. Und wenn er ehrlich war, war das die perfekte Gelegenheit, das weitläufige Gelände einmal komplett auszumessen und wenigstens grob schon einmal einen Überblick bekommen zu haben.

Wer wusste schon, was hier alles versteckt werden konnte. Abgesehen davon, dass sie bisher nicht wussten, wem das Grundstück zuzuordnen war. Dass es hier zu diesen Treffen kam, war hingegen wahrscheinlich eher kein Zufall.

Viel Zeit hatte er als Fahrer natürlich nicht, um sich auch nur irgendetwas ansehen zu können, dafür lief es einfach zu flüssig. Uruha sah von seiner Position sehr viel mehr, war das immerhin auch Sinn dessen. Er hoffte nur, dass auch der Dunkelhaarige an diese Möglichkeit dachte.

Und der war froh, dass es funktionierte, wie es eben funktionierte und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Jüngeren so beim Fahren beobachten konnte, auch wenn er ihn natürlich nicht direkt sehen konnte.

"In 500 Metern sehr scharfe Kurve, danach bist du wieder hier.", ließ er ihn wissen, zog die Brauen zusammen, als dieses Mal allerdings keine Reaktion folgte.

Der Abstand schmolz dahin.

"200 Meter, Ru, du musst bremsen.", fuhr er deswegen eilig fort, die Geschwindigkeit ließ nicht viel Zeit. Und noch immer wurde der Andere nicht langsamer, es kam keine Antwort. Selbst darüber, dass er ihn mit seinem wahren Spitznamen ansprach, konnte er sich in diesem Augenblick keine Gedanken machen, aber ihre Namen waren immerhin nicht umsonst so gewählt worden, dass sie diese Möglichkeit durchaus hatten.

"Hörst du mich, brems!", forderte er noch einmal, sein Herz raste in der Brust und er merkte nicht einmal, dass er förmlich in das Telefon schrie.

Würde Ruki bei diesem Tempo in den nächsten Container fahren, dann wäre es sein geringstes Problem, das Auto abzubezahlen. Sie konnten wirklich nicht schon wieder einen Unfall gebrauchen!

Wie von selbst bewegten sich bereits seine Füße, doch gerade, als er sich abgewandt hatte, um sich auf den Weg hinab zu machen, hörte er nur noch das Quietschen von Reifen auf dem Asphalt, das ihn zu den Monitoren zurück sehen ließ.

Er konnte nicht glauben, was er dort sah.

Ein perfekter Drift um die Kurve, ein einzelner Donut und schon kam der Blonde zum Stehen.

Nur für einen Moment starrte er auf den entsprechenden Monitor, doch schon hatte sich sein Körper wieder einmal selbstständig gemacht und nur kurz darauf drängte er sich durch die Anwesenden, wo dieser Auftritt nicht unbemerkt geblieben war.

Und während die offensichtlich beeindruckt waren, wusste er selbst nicht, ob er erleichtert oder wütend sein sollte, gerade, wo sein Partner auch noch vollkommen gelassen ausstieg. Am liebsten hätte er seine Faust in dessen Gesicht gerammt, hatte die Hände bereits zu Fäusten geballt, doch noch im letzten Moment konnte er sich zurück halten, stieß ihn stattdessen nur fest gegen die Schulter, worauf der Blonde allerdings kritisch die Brauen hob.

"Sag Mal, spinnst du? Du kannst mir doch nicht so einen Schock einjagen! Was stimmt denn mit dir nicht?", beschwerte sich der Ältere und es war ihm egal, dass die Augen der Umstehenden auf ihnen lagen.

Und dass der Kleinere verständnislos die Schultern zuckte, machte es nicht unbedingt besser, brachte Uruha dazu, aufgebracht die Stirn nur noch weiter in Falten zu legen.

"Komm mal wieder runter, ich hatte alles unter Kontrolle.", stellte Ruki gelassen klar und es war sein Gegenüber, der ungläubig schnaubte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein?

"Dann warne mich das nächste Mal wenigstens vor, dann muss ich das nächste Mal keinen Herzinfarkt bekommen.", gab er unzufrieden zurück, schüttelte für sich den Kopf.

"Unsagbarer Idiot.", murmelte er weiter, doch sein Gesprächspartner verdrehte die Augen.

Eine Tatsache, die ihn dazu brachte, sich mit mürrischem Brummen abzuwenden. Sicherlich würde er ihm hier keine weitere Szene machen, aber auf sich sitzen lassen würde er das sicherlich auch nicht.

Und nur allzu deutlich hörte er die Stimmen hinter sich, als er ging.

"Was war das denn gerade?", war es Nara, so weit er es beurteilen konnte und deutlich spürte er Rukis Blick in seinem Nacken.

"Er hatte nur keine Ahnung, dass ich zu jeder Zeit den Wagen im Griff hatte und er sich nicht in die Hosen machen muss."

Oh nein, ganz und gar nicht würde er es dabei belassen!
 


 

Wenigstens dauerte eine Nacht nicht unendlich lang. Dafür kam ihm die Rückfahrt endlos vor.

Sie schwiegen sich aus und Uruha hatte als Beifahrer den Kopf an das Fenster gelehnt, blickte erst hinaus, doch der Blonde sah deutlich, dass sein Kiefer angespannt war und auch, als er es wenigstens versuchte, ihm die Hand auf den Oberschenkel legte, um ihn irgendwie zu beschwichtigen, so schlug der Ältere die zurück.

Es war nicht einmal, dass er es nicht verstehen konnte. Er hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, doch was hatte er für eine Wahl gehabt?

Als sie in ihrer Unterkunft ankamen ging der Ältere direkt und auch hier ohne ein Wort zu verlieren auf den winzigen Balkon. Er war nicht riesig, schon beinahe ein französischer Balkon, aber er reichte aus. Und es ließ Ruki nur noch einmal leise seufzen.

Dann würde er ihm wohl noch einige Momente allein geben, ehe er es mit einem Gespräch versuchen würde. Und damit ging er vorerst ins Badezimmer, um sich fertig zu machen.

Als er aber zurück kam, stand der Dunkelhaarige noch immer draußen, also atmete auch der Jüngere tief durch, um zu ihm zu treten, wenn er auch in der Tür stehen bleiben musste, wo der Platz für zwei nicht ausreichend war.

"Uru...", fing er an, doch weiter kam er nicht, bis der Angesprochene ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, sich dann allerdings an ihm vorbei schob und selbst ins Bad ging, um sich dort einzuschließen und Ruki konnte ihm nur noch mit gehobenen Brauen nachsehen.

Vielleicht konnte man es als etwas Positives werten, dass er ihn wenigstens eines Blickes gewürdigt hatte?

Er war unschlüssig, ob er dran bleiben konnte, aber so wollte er eigentlich nicht zu Bett gehen. Dass er aber keine andere Möglichkeit haben würde, wurde ihm bewusst, als der Ältere förmlich gar nicht mehr aus dem Bad kommen wollte.

Letztlich blieb ihm nichts, als die Lichter zu löschen und mit einem letzten Blick zu der verriegelten Tür den Rücktritt anzutreten.

Schlafen konnte er tatsächlich aber nicht, schon gar nicht, als er glaubte, Bewegungen in der Wohnung hören zu können.

Zuerst glaubte er, er hätte es sich nur eingebildet, lauschte angespannt und wagte doch nicht, sich zu bewegen, zu offenbaren, dass er noch wach war. Aber nur wenige Momente später bemerkte er zweifelsfrei, wie der Ältere sich auf der Matratze hinter ihm nieder ließ, so leise und vorsichtig es eben ging. Sicherlich wollte er nicht, dass der Blonde bemerkte, dass er eben die Nacht doch nicht außerhalb des Bettes verbrachte.

Und auch, wenn dieser zögerte, dem Älteren den Freiraum geben wollte, den dieser verdiente, so hielt er es kaum aus, drehte sich diesem schließlich doch zu, um auch den letzten Abstand zu überwinden.

Als Ruki vorsichtig die Hand auf den Oberarm seines Freundes legte, ihm einen beschwichtigenden Kuss auf die Schulter hauchte, merkte er deutlich, wie angespannt der Körper vor ihm war, doch er wollte nicht abrücken, lehnte stattdessen den Kopf zwischen die Schulterblätter und schloss die Augen. Zunächst sagte er nichts, doch Uruha wollte sich einfach nicht entspannen, weswegen dem Kleineren schließlich ein leises, schuldbewusstes Seufzen entkam. Sowas war einfach wirklich nicht sein Ding, auch wenn er wusste, dass es angebracht war.

"Es tut mir leid.", flüsterte er also schließlich in die Dunkelheit gegen den Rücken vor sich, doch noch immer schwieg der Dunkelhaarige, weswegen er langsam fortfuhr.

"Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen. Und ich wollte dich nicht beleidigen."

Doch wieder schwieg der Andere und brachte den Jüngeren dazu, sich fest auf die Unterlippe zu beißen. Dass er schließlich doch noch zu einer Antwort ansetzen würde, damit rechnete er schon beinahe nicht mehr, bis die leise und dennoch vorwurfsvolle Stimme die Dunkelheit durchschnitt.

"Aber du hast es getan, das war demütigend, Taka.", stellte er klar und Ruki konnte nicht anders, es zog seine Eingeweide zusammen. Uruha hatte ihn ewig nicht mehr so genannt.

"Es ist eine Rolle. Für Ryu bist du nur ein Freund, ein Mitbewohner.", versuchte er, sich zu erklären, doch der Dunkelhaarige schnaubte leise, ehe er sich bewegte und auch den Kleineren dazu brachte, die Augen wieder zu öffnen, wenige Zentimeter zurück zu rücken, um ihn ansehen zu können, wenn er auch befürchtete, dass Uruha wieder gehen würde. Dieser aber drehte sich stattdessen zu ihm um, stütze sich halb aufgerichtet auf den Ellenbogen, während er auf seinen Partner hinab sah.

"Auch mit seinen Freunden geht man nicht so um, das sollte selbst dir bewusst sein.", belehrte er ihn, doch wieder biss Ruki sich auf die Innenseite seiner Unterlippe, unsicher, was er sagen sollte.

"Weißt du, über deine grundlosen Eifersüchteleien könnte ich noch hinweg sehen. Aber vor den ganzen Leuten wie der letzte Trottel da zu stehen gehört nicht unbedingt zu meinen Präferenzen.", stellte der Ältere deswegen weiter klar, konnte hören, wie sein Gegenüber Luft holte, um etwas zu sagen. Doch die Worte kamen nicht, nicht beim ersten Versuch.

Der Blonde setze noch mehrere Male an, ehe er tatsächlich wieder etwas über die Lippen brachte.

"Was kann ich tun? Ich kann es nicht rückgängig machen."

Nun, damit hatte er wohl Recht, das konnte er nicht. Und dass Ruki die Worte fehlten, er sich entschuldigte und augenscheinlich ein schlechtes Gewissen hatte, war auch nicht die Regel. Was also konnte er von ihm noch weiter verlangen?

"Stell mich nie wieder derart bloß. Wenn du wieder so einen Plan hast, dann lass mich nicht im Dunkeln. Und glaube bloß nicht, dass sich das damit einfach in Wohlgefallen auflöst.", ließ er ihn entsprechend wissen und durch das nächtliche Zwielicht war zu erkennen, wie sich ein vorsichtiges, schiefes Lächeln auf die Lippen des Jüngeren schlich.

"Versprochen!"
 


 

Er hatte es geahnt und schon, als sie angekommen waren, erhielt er seine Bestätigung.

Dieser Ausflug war mit viel zu viel Papierkram verbunden! Seinen freien Nachmittag hätte er sich auch anders vorstellen können, aber er hatte es immerhin versprochen.

Als das aber hinter sie gebracht war, konnte das wenigstens wieder verdrängt werden, waren sie immerhin beinahe allein und das würde auch ihrem Vorhaben sehr zu Gute kommen.

Momentan hatte der Jüngere sich etwas versetzt hinter seinem Begleiter positioniert, um an ihm vorbei sehen zu können und ihn zu leiten.

"Hast du einen festen Stand?", fragte er, blickte zu dem Anderen auf, der mit einem ruhigen "Mh.", nickte, worauf auch er selbst fortfahren konnte, ihn mit einer Hand an den Unterarmen lenkte.

"Dann die Arme hoch, so dass du ordentlich sehen kannst.", wies er weiter an, die Haltung nur minimal korrigierend, wenn er auch schmunzeln musste, als er aufsah, ihm frech mit der freien Hand in die Seite zwickte, was ihm die volle Aufmerksamkeit des Größeren einbrachte, als dieser zu ihm hinab sah.

"Beide Augen offen halten und beide Hände ans Eisen.", stellte er entsprechend streng klar. Dieser Mann sah wirklich zu viele Filme!

Und so deutete er mit einem Nicken wieder nach vorn.

"Also, zielen.", fuhr er fort, ließ den Arm des Älteren dieses Mal los, um auf die entsprechenden Vorrichtungen zu deuten.

"Hier über Kimme und Korn...", fing er an, bemerkte aber auch deutlich die Bewegung aus dem Augenwinkel, wo die Schutzbrillen an ihrem Blickfeld immerhin nichts änderte.

"Hör auf, so zu grinsen, das heißt so.", stellte er klar, aber das brachte den Dunkelhaarigen erst Recht zum amüsierten Glucksen, was Ruki aber dazu brachte, selbst mit schiefem Grinsen den Kopf zu schütteln, ehe er lieber fortfuhr.

"Komm schon, Konzentration. Beides sollte in einer Linie sein.", erklärte er, beobachtete seinen Nebenmann auch weiter, bis dieser aber zustimmend nickte.

"Und wenn du dir sicher bist, dann können wir die Kopfhörer aufsetzen, entsichern und alles von vorn. Und pass auf den Rückstoß auf.", stellte er noch einmal klar, erntete dafür aber nur ein verständnisloses Schnauben und der Andere ließ die Arme sinken, als er unzufrieden hinabsah.

"Ernsthaft?", fragte er, hatte er doch damit gerechnet, dass es gleich weiter gehen würde.

Doch der Blonde zuckte nur gelassen die Schultern.

"Safety first. Und mit den Dingern hättest du mich wahrscheinlich nicht verstanden.", stellte er klar, reichte dem Älteren also die Kopfhörer, ehe er die Eigenen aufsetzte. Erst dann positionierte er sich wieder hinter ihm, leitete ihn dieses Mal lediglich mit entsprechenden Gesten an, damit Uruha seinen Bedürfnissen nachgehen konnte und seinem Wunsch nach etwas Übung.

Und als sie sich am Ende des Tages die Zielscheibe betrachteten, konnten sie durchaus ihre Schlüsse ziehen:

Dieser gemeinsame Nachmittag, an dem sie einfach sie selbst sein konnten, hatte ihnen unglaublich gut getan. Und eigentlich hätte Uruha gar keine Übung nötig gehabt.
 


 

"Haben Sie mittlerweile neue Erkenntnisse?"

Eine Frage, die ihn das Gesicht verziehen ließ, während der Ältere einen vorsichtigen Schluck von seinem Kaffee nahm und wenigstens versuchte, dem aufmerksam zu folgen. Das Wort aber würde er dem Blonden überlassen, der sich mit verschränkten Armen an dem Tisch nieder gelassen hatte.

"Wir sind erst seit zwei Wochen überhaupt drin, so schnell geht das nicht, wenn wir nicht mit der Tür ins Haus fallen wollen und uns damit verraten.", stellte er missmutig klar. Sie konnten doch auch keine Wunder vollbringen! Dass sie mittlerweile mehrmals eingeladen wurden, sich damit integrierten, war doch schon viel Wert.

Abgesehen davon war es noch viel zu früh am Morgen und dazu kam die Tatsache, dass man sich auch nicht einfach auf der Straße verabreden konnte, um diese Unterhaltungen zu führen und man sie stattdessen jedes Mal abfangen musste. Nichts, was für großartig Freude oder Begeisterung sorgte.

Das schien allerdings nicht nur bei ihnen der Fall zu sein, denn ihr Vorgesetzter war es, der tief seufzte und nachzudenken schien.

"Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, das anderweitig zu beschleunigen?", fragte er nach, war sich der fragenden Blicke beider Angesprochenen sicher, beide die Brauen gehoben. Was genau der Ältere damit sagen wollte, wussten sie Beide nicht, doch der schien sie nicht aufklären zu wollen.

"Zum Beispiel?", fragte deswegen schließlich Uruha, sichtlich gespannt auf diese Antwort, die nur zögerlich kam.

"Nun ja. Sie sind zu zweit, vielleicht können sie an verschiedenen Punkten weiter ansetzen?"

Okay, damit hatten sie ganz offensichtlich nicht gerechnet, es verschlug ihnen für einen Moment schlicht die Sprache, während es natürlich auch in ihren Köpfen die Zahnräder in Gang brachte.

"Ihre Kontakte gehen doch davon aus, dass Sie nach wie vor im Streit sind, oder? Das wäre in meinen Augen eine passende Gelegenheit.", fuhr der Älteste daher fort, doch wieder erhielt er nur Schweigen, weswegen er noch einmal tief durchatmete, schließlich abwinkend, während den Angesprochenen klar war, dass 'Streit' vielleicht etwas zu viel des Guten wäre.

"Besprechen Sie das, aber es wäre erfreulich, wenn wir bei der nächsten Besprechung mehr vorweisen können.", endete er deswegen, Beide noch einmal mit einem strengen Blick bedenkend, ehe er ging, auch die Kollegen mit sich beorderte und sie damit allein ließ.

Und während Uruha ihm beinahe fassungslos nachsah, war es Ruki, der ihm langsam, unschlüssig den Blick zuwandte. Es dauerte einige Momente, bis er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er zögerlich zu dem Dunkelhaarigen hinüber gehen konnte, der inzwischen den Blick auf seinen Kaffee senkte.

"Er hat vermutlich Recht.", stimmte der größere leise zu, noch bevor sein Partner ihn erreicht hatte. Das aber hielt den nicht auf, bis er vor dem Größeren in die Knie gehen konnte, eine Hand auf dessen Knie gelegt. Vielleicht hatten sie Kontakt an unterschiedlichen Stellen aufgebaut, aber weit vordringen konnten sie bisher nie. So gäbe es die Gelegenheit, einen möglichen Störfaktor auszuräumen.

"Du weißt aber, was das heißen würde.", fing Ruki leise an, den Blick des Älteren suchend.

"Ich werde gezwungen sein, mein Versprechen zu brechen. Und ich werde nicht mehr auf dich aufpassen können, wenn ich nicht mehr bei dir bin, sollten wir wirklich so weit gehen, weitesgehend getrennte Wege zu gehen.", fuhr er fort, ihn forschend ansehen, doch der Angesprochene lächelte schief.

"Ich bin schon groß, wenn es darauf ankommt, kann ich auch auf mich allein aufpassen.", stellte er klar, wenn es wohl auch eine Art von Galgenhumor darstellte. Natürlich, sie würden auch ohne einander klar kommen, waren nicht voneinander abhängig, das wussten sie beide. Und dennoch war das keine Situation wie jede Andere. Und auch der Blonde zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, wenn das auch nur mäßig glückte. Und zugleich reckte er sich hinauf, um die Arme um den Älteren zu legen, ihn vorsichtig, aber bestimmt an sich zu drücken und zufrieden bemerkend, wie dieser sich an ihn lehnte.

"Dann sei dir sicher, das, was ich sagen und tun muss, hat nichts mit dir zu tun. Aber es würde anders nicht funktionieren.", stellte er klar, wusste er doch, dass sie sich in eine Situation manövrieren mussten, die ihnen beiden nicht zusagen würde. Und so schloss auch der Dunkelhaarige die Augen.

"Aber bleiben wir ehrlich, eine andere Wahl lässt man uns sowieso nicht."



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