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Man sieht sich immer mehrmals im Leben - Part 2

...Fortsetzung folgt ...
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Von Kaffee, Käsekuchen und Augenringen

Die unschuldigen Soldaten, die morgens früh beobachteten, wie die sogenannte Elite ihres Landes ins Eastern Hauptquartier kamen, wo sie eine wichtige Besprechung hatten, dachten zuerst, dass sie es mit einer Zombieinvasion zu tun hatten – nur wurde statt „Hirn! Hirn!“ nach Kaffee verlangt. Jeder derer, die morgens um sieben zur Frühbesprechung antraten, sah so aus, als wäre er mindestens dreimal gestorben. Das beste Beispiel war vermutlich Generalleutnant Olivier Mira Armstrong. Sie hatte violette Schatten unter den Augen, ihr Blick war glasig und ihr normalerweise strahlender Teint war äschern, fast gräulich. Ihre Uniform war zerknittert und ihr Schwert fehlte völlig, was ein vollkommen eines Phänomen war. In der Teeküche lief die Zombie-Generalin in eine Kollegin hinein. General Charlotte Lewellyn sah so aus, als wäre sie die Hauptdarstellerin eines Filmes namens Grüße aus der Gruft oder einem anderen mehr oder minder sinnfreien Vampirfilm. Sie war so blass, dass man alle Adern durchscheinen sah, und ihre Augen wurden von dunklen Ringen umgeben. Um ihr Vampirimage zu perfektionieren, hatte sie gerade versucht, vor dem Meeting noch schnell ein bisschen rote Grütze zu essen, was dazu führte, dass rote Flüssigkeit über ihr Kinn rann, bevor sie es wegwischte, um sich zu einer weiteren Zombiegeneralin umzudrehen. Kay Hamilton sah kein bisschen besser aus als ihre Kolleginnen, hatte aber den Vorteil, dass sie es darauf schieben konnte, dass sie gerade erst Mutter geworden war. Sie sah wie eine Zitrone aus, die man mindestens dreimal ausgepresst hatte. Ihre Uniform befand sich ebenfalls in einem bemitleidenswerten Zustand und hinter ihr standen drei leere Kaffeetassen auf dem Tresen. Niemand, der sie kannte, zweifelte daran, dass sie sie schon geleert hatte. Sie sah so aus, als bräuchte sie dringend ein bisschen mehr Schlaf.

„Morgen“, sagte Oberst Jade Tempest, während sie in den Raum kam. Sie sah besser aus als die drei anderen, weil sie mehr Zeit gehabt hatte, um sich zu schminken und damit die Spuren ihrer Zombieidentität zu verbergen. Aber ihr sah man es an den leicht unordentlichen Haaren an. Sie hatte auch keine ruhige Nacht gehabt. Sie lächelte tapfer und stellte eine Box auf dem Tresen ab. „Will noch jemand Käsekuchen, bevor wir ins Meeting reingehen?“, fragte sie sanft.

„Gerne“, sagte Olivier und nahm sich ein Stück. „Selbstgebacken?“

„Frisch heute Nacht“, sagte Jade leise, während sie sich selbst ein Stück Schokokuchen aus einer kleineren Box nahm. „Phil isst ihn gerne … ich nicht, aber ich backe gern. Deswegen war es für mich kein direkter Mehraufwand, als ich schon einmal wach war.“

„Hmh … da sage ich nicht Nein“, lächelte Charlotte und nahm sich ebenfalls ein Stück. „Ich kann nicht backen“, sagte sie dann trocken. „Liegt wohl daran, dass ich das Mädchenpensionat direkt nach meinem sechzehnten Geburtstag verlassen habe, um mich ins Militär einzuschreiben. Ich hatte mehr im Sinn als nur eine Ehe.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Tja, man sieht ja, was aus mir geworden ist. Eine alte Schachtel mit mehr Geld als Verstand.“

„Uff“, sagte Kay amüsiert, während sie sich ein Stück Schokoladenkuchen nahm. „Das will was heißen, was, Charlotte? Ich fand deinen Artikel in der Central Times übrigens sehr interessant.“

„Guten Morgen, Madams“, sagte eine junge Sekretärin und goss kochendes Wasser über ihren Teebeutel. „Sie haben wohl nicht so gut geschlafen, was?“

Ein kurzer Blick zwischen den vier anderen Frauen, dann …

„Der Sturm letzte Nacht hat mich wach gehalten“, sagte Jade trocken. „Ich konnte nicht schlafen.“

Olivier nickte eifrig. „Es war fürchterlich“, sagte sie zustimmend. „Ich habe kein Auge zugetan.“

„Ich auch nicht“, seufzte Charlotte. „Es war wirklich eine sehr, sehr lange Nacht.“

Kay blieb still, bis sie wieder unter sich waren, dann brach sie in Gelächter aus. Erst als sie den Sitzungssaal erreicht hatten, war sie in der Lage, wieder zu kommunizieren. „Also ernsthaft“, sagte sie trocken. „Eine Luftalchemistin hat Stress mit einem Sturm und zwei Frauen, die in Briggs, im Hoheitsgebiet der Schneestürme gearbeitet haben oder noch arbeiten, sind von ein bisschen Wind wach gehalten worden? Wir brauchen glaubwürdigere Ausreden.“

Jade seufzte schwer. „Wenigstens habe ich irgendetwas sagen können“, sagte sie, während sie die Box mit dem Kuchen auf den Konferenztisch stellte. „Ich meine, das ist ja eben das Schlimme daran, nachts nicht schlafen zu können. Es beeinflusst mein ganzes Leben. Es macht mich kaputt. Es bringt mich langsam aber sicher um.“

„Aber … wir sind doch stark genug dafür, richtig?“, fragte Charlotte leise. Sie war die zweitälteste im Verband derer, die von Albträumen gequält wurden, und sie hatte oft genug gesehen, was mit denen geschah, die den Druck nicht mehr aushielten. Meistens war es eine kurze Bewegung, dann war der Revolver an der Schläfe und man drückte ab.

„Wir müssen stark genug sein“, sagte Olivier und setzte die Kaffeekanne energisch auf dem Tisch ab. „Wenn wir es nicht sind, übernehmen nachher noch Männer das ganze Feld.“

Charlotte schmunzelte. „Ich mag deine energische Art“, sagte sie dann leichthin, während sie sich bereits setzte. „Was jetzt noch fehlt, sind die Jungs, dann können wir anfangen.“

„Und hier sind wir auch schon“, sagte Roy, als er hereinspazierte. „Schön, zu sehen, dass ihr wohl auch alle Probleme mit dem Sturm heute Nacht hattet. Phil hat uns da ganz schön gerettet.“ Er schlug seinem Cousin freundschaftlich auf die Schulter. „Und du hast Kuchen gemacht, Jade. Du weißt ja, wie sehr ich es mag, morgens zum Frühstück Kuchen zu essen.“

Sie schlug seine Hand weg, als er danach griff. „Hat Maman dir nicht schon tausendmal gesagt, dass du dich richtig ernähren sollst?“, schnappte sie. „Wenn du nur so ungesundes Zeug in dich hineinstopfst, bist du bald so hoch wie breit, Roy Mustang!“

„Du bist nicht meine Mutter!“, sagte er und griff wieder nach dem Kuchen. „Ernsthaft, Jade. Du solltest hin und wieder mal ein bisschen lockerer werden. Wenn du immer so streng mit dir selbst und allen anderen bist, wirst du nie irgendwen finden, der dich ertragen kann.“

Charlotte schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Das reicht, Mustang, Tempest“, sagte sie, um zu verhindern, dass die Situation eskalieren konnte. Sie wusste, dass alle von ihnen eine schwere Nacht hinter sich hatten, und sie wollte sich, dass sie in ihrem ausgelaugten Zustand Dinge sagten, die sie später nicht mehr zurücknehmen konnten. Sie sah, wie Jade sich in ihren Sessel zurücksinken ließ und wie Roy sie entschuldigend ansah, bevor er Platz nahm.

Natürlich, sie wussten, dass es den anderen mindestens so dreckig ging wie ihnen selbst, aber sie mussten sich dennoch zusammenreißen. Sie erinnerte sich noch daran, wie Serena sich eines Morgens so sehr mit Kay gestritten hatte, dass sie einander fast an die Gurgel gegangen wären. Charlotte selbst hatte in vierzig Jahren gelernt, Schlafmangel zu kompensieren und es sich kaum anmerken zu lassen, wenn sie übermüdet war, aber an den Tagen, an denen ihre Sitzungen an ein Zombiemeeting erinnerte, fiel es auch ihr sehr schwer.

„Kaffee, du Getränk der Götter“, seufzte Leroy, während er sich eine Tasse eingoss, bevor er Riza und Charlotte jeweils eine andere zuschob. „So, Ladies and Gentlemen, kommen wir dann zur Tagesordnung? Jeder hat seinen Kaffee, Oberst Tempest hat Kuchen mitgebracht und Fullmetal Orangensaft. Ich würde sagen, wir sind bestens ausgerüstet für alles, was da kommen mag.“

„Richtig“, sagte Miles, „aber ich habe noch ein paar Kleinigkeiten mitgebracht, die wir essen können. Ich konnte wegen des Sturms nicht schlafen und habe meine Kochkünste verbessert.“

Serena schnappte sich ein Stück selbstgebackenes Brot und biss hinein. „Köstlich“, urteilte sie dann grinsend, bevor sie Olivier ansah. „Du hast dir wirklich einen guten Mann ausgesucht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DarkDragon
2011-10-23T10:12:22+00:00 23.10.2011 12:12
Haben die ein Kaffeekränzchen oder ein Meeting? Gibt es da überhaupt einen Unterschied?

lg


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