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Von Schwestern und Freunden

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie immer gilt: Wem Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Grammatikfehler auffallen, darf mir das gerne mitteilen :) Komplett anzeigen

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Von Schwestern und Freunden

Der angenehme, vormals ruhige Sommerabend, wurde von zwei weiblichen Stimmen unterbrochen.

„Du hast es aber versprochen.“ Ein Seufzen war die Antwort.

„Ja, aber ich habe dir schon dreimal erklärt, dass es nicht geht! Versteh es doch Tunia, es ist verboten. Außerdem habe ich dir doch schon etwas gezeigt, ich hab dir die Rattenschwänze mitgebracht.“ Diese Aussage wurde mit einem verächtlichen Schnauben quittiert.

„Aber ich will, dass du mir jetzt etwas zeigst!“ Die quengelnde Stimme von Petunia wurde etwas leiser und ein lauernder Unterton schlich sich hinein, als sie fortfuhr. „Oder kannst du es etwa gar nicht?“ Empört setzte Lily dazu an, sich zu verteidigen, aber ihre Schwester ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen und unterbrach sie mit einer einzigen Handbewegung. „Bist du nun eine Hexe oder nicht? Wenn ja, dann beweis es!“
 

Zur Überraschung der beiden Mädchen, erklang eine dritte, diesmal männliche Stimme.

„Sie muss dir gar nichts beweisen, du hast doch früher schon gesehen, dass sie es kann.“

„Sev!“ Ein erfreuter Ton schwang in Lilys Stimme mit, als sie sie auf ihren besten Freund zustürzte und ihn in eine Umarmung zog, die dieser etwas verlegen erwiderte. Wie immer trug er ein zerknittertes Hemd und trotz der warmen Temperaturen hatte er einen alten Mantel an. Petunia beobachtete diese Szene mit gekräuselten Lippen und verächtlichem Blick.

„Was tust du denn hier? Du Spinner!“

„Nimm das sofort zurück, Tunia!“

„Und wenn nicht? Was dann?“

„Sev, nein!“ Dieser Ausruf war auf die Tatsache zurückzuführen, dass der schmächtige Junge seinen Zauberstab gezogen hatte und ihn mit bebenden Fingern auf Lilys Schwester richtete.

 

Zum ersten Mal schlich sich ein unsicherer Ausdruck in die Augen von Petunia, doch sie bemühte sich, ihre Furcht zurückzudrängen.

„Tus doch“, zischte sie ihm zu. „Aber ich dachte, es wäre verboten. Was passiert dann? Schmeißen sie dich von der Schule?“Sie bemerkte, wie sich die Hand von Severus leicht senkte. „Ha! Feigling!“
 

Auf den aufflammenden Zorn in seinem Blick war sie nicht gefasst und rasch wich das junge Mädchen zwei Schritte zurück und klammerte sich hilfesuchend an den Arm ihrer jüngeren Schwester. Doch das war gar nicht nötig. Ebenso schnell hatte Severus sich wieder unter Kontrolle. Er schenkte ihr noch einen letzten verächtlichen Blick aus seinen schwarzen Augen und dachte kurz nach.

„Wir treffen uns morgen wieder, hier, um die gleiche Uhrzeit und dann wirst du sehen, was wir können.“

„Sev, was hast du vor?“ Lilys Stimme klang plötzlich unsicher. Ihr bester Freund bemerkte das und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.

„Keine Sorge, vertrau mir.“ Nur zögernd nickte Lily und strich sich eine Strähne ihres flammend roten Haares aus dem Gesicht. Ihre Augen fixierten den Jungen vor ihr besorgt.

„Gut… Dann bis morgen. Komm Tunia.“ Die beiden Evans-Mädchen wandten sich ab und kehrten nach Hause zurück. Während Petunia wider Willen gespannt auf den morgigen Tag war, so blickte Lily ihm eher besorgt entgegen. Was konnte Severus geplant haben?
 

Zur verabredeten Zeit trafen sich alle drei wieder an dem alten Spielplatz. Außer ihnen hielt sich keine Menschenseele hier auf. Die Stille des Ortes wurde nur von dem Rauschen des Flusses in der Nähe unterbrochen. Petunia hatte wieder zu ihrem alten Selbstbewusstsein zurückgefunden. Ihr Kinn war herausfordernd gehoben.

„Na, dann leg mal los.“ Zu ihrem Unwillen wurde sie von Severus ignoriert, da dieser sich bereits an Lily gewandt hatte, diese an der Hand packte und ein Stück seitwärts zog. Ein einziger Blick reichte aus, um zu verhindern, dass Petunia ihnen folgte.

„Sev, was soll das werden?“

„Na, was wohl? Sie wird dich nie in Ruhe lassen, wenn du ihr nicht etwas zeigst.“

„Deswegen lasse ich mich doch nicht von der Schule schmeißen!“ Vor Empörung hatte Lily ihre Stimme erhoben, was dazu führte, dass Petunia sofort ihren Kopf hob und versuchte mehr von dem Gespräch zu hören.

„Nicht so laut! Glaubst du, ich bin blöd? Sieh mal.“ Er zog etwas aus der Tasche.

„Aber… Das ist nicht deiner. Von wem…?“

"Meiner Mutter. Sie wird nicht bemerken, dass er fehlt. Sie hat ihn immer in einer Schublade. Weißt du, er sieht es nicht gerne, wenn sie zaubert und deswegen...“ Seine Stimme brach ab, aber Lily hatte verstanden, was er sagen wollte und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. Vor Aufregung tänzelte sie auf der Stelle herum.

„Das ist genial, Sev! Absolut genial! Sie werden denken, dass sie zaubert.“ Ihre Begeisterung trieb ihm eine leichte Röte auf die Wangen. „Aber… Wir zaubern immer noch vor Tunia, das ist trotzdem verboten…“ So schnell wie ihre Begeisterung aufgelodert war, so schnell fiel sie wieder in sich zusammen.

„Hmm“ Diese nichts sagende Antwort, war die einzige Reaktion, die sie daraufhin erhielt. Das hatte Severus in seinem Plan übersehen. Zögernd sprach er den ersten Gedanken aus, der ihm in den Sinn kam, wohl wissend, dass er Lily nicht gefallen würde. „Und wenn wir sie in Gefahr bringen und dann retten? Man darf Zauberei schließlich einsetzen, um Muggeln das Leben zu retten.“ Unter Lilys drohendem Blick verstummte er. „Schön, dann mache ich es. Ich springe in den Fluss und du rettest mich mit einem Schwebezauber. Das sollte wohl reichen.“

„Kommt nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich. Sev, nein!“
 

Doch ihr bester Freund kümmerte sich nicht um ihren schockierten Aufschrei und bewegte sich flink in Richtung des Flusses. Seinen alten Mantel ließ er im Laufen zu Boden gleiten. Er vertraute darauf, dass die junge Hexe ihm helfen würde. Und so gefährlich konnte das Wasser gar nicht sein. Mit einem gewagten Satz beförderte sich Severus in die Fluten. Zu seinem Entsetzen hatte die Strömung doch mehr Kraft, als er erwartet hatte. Er konnte zwar etwas schwimmen, aber die Kräfte des 12-jährigen waren den Wassermassen nicht gewachsen. Keuchend und prustend bemühte er sich, seinen Kopf über der Wasseroberfläche zu halten und gleichzeitig das rettende Ufer zu erreichen.

Ein aussichtsloses Unterfangen.
 

„Wingardium Leviosa!“ Lilys Stimme erklang und mit einem Anflug von Erleichterung bemerkte sie, dass sich ein hustender Severus durch die Luft bewegte. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes dirigierte sie den triefenden Jungen zu sich und ließ ihn auf den rettenden Boden gleiten.

„Sev! Sev! Geht’s dir gut? Was hast du dir nur gedacht? Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?" Ihre Stimme überschlug sich förmlich, als sie auf den am Boden liegenden zustürzte und ihn an den Schultern packte.

Seine Antwort bestand in einem Hustenanfall, der einen ganzen Schwall Wasser zu Tage förderte. Lilys Wut verrauchte etwas, als sie bemerkte, dass er kaum sprechen konnte und sie beschloss die Strafpredigt auf später zu verschieben. Eilig suchte sie nach seinem Mantel und hüllte ihn darin ein. Sie half ihm sich aufzusetzen und strich ihm das nasse Haar aus dem Gesicht.
 

Nach einigen Minuten hatte sich der triefende Zauberer soweit erholt, dass er wieder sprechen konnte.

„Keine Sorge, mir geht’s gut“, würgte er hervor.

„Was sollte das? Was, wenn ich dir nicht hätte helfen können? Wag es ja nicht, mir noch einmal so einen Schrecken einzujagen!“ Obwohl sie es gar nicht wollte, brach ihre Stimme zum Ende hin und Lilys Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.

„Lily. Hör bitte auf. Nicht weinen. Es ist doch alles gut…“ Er fühlte sich schrecklich hilflos, als er bemerkte, dass das junge Mädchen neben ihm anfing zu weinen. Unbeholfen tätschelte er ihre Schulter.

„Gar nichts ist gut! Du wärst fast ertrunken!“

„Aber ich bin es nicht. Ich wusste, dass du das hinkriegst. Hör mal, es war unter Umständen eine blöde Idee, aber-“

„Unter Umständen?! Das war das bescheuertste, was du jemals getan hast!“

„Ja, ich weiß. Es war unüberlegt und dumm und es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.“ Severus warf ihr einen vorsichtigen Blick zu und war erleichtert, dass sie nicht mehr weinte. Er konnte mit so etwas nicht umgehen, da war es ihm lieber, wenn sie wütend war.

„Tu das nie wieder, verstanden?“

„Versprochen, ob du es glaubst oder nicht, so toll war das gar nicht.“ Mit gewissen Stolz stellte er fest, dass er sie immerhin zum Schmunzeln brachte.

„Ob du es glaubst oder nicht, das kann ich mir sogar vorstellen.“ Eindeutig, ihr Sinn für Humor war wieder zurückgekehrt.

 

Nach einigen Momenten der Stille erhoben sich die beiden und bewegten sich zurück in die Richtung des Spielplatzes. Severus zog eine Tropfspur nach sich, aber das kümmerte ihn wenig.

„Wo ist deine Schwester?“

„Weggelaufen. Als du dich in den Fluss gestürzt hast, hat sie sich beinahe zu Tode erschreckt.“

„Dann war alles umsonst? Sie hat es gar nicht gesehen?“ Severus konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur Enttäuschung in seine Stimme legte. Sie hatte also gar nicht mitbekommen, was Lily konnte?

Seine beste Freundin interpretierte das allerdings etwas anders. Ruckartig blieb sie stehen.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, fuhr sie ihn an „Erzähl mir nicht, dass du dich Tunia zu liebe da reingeschmissen hast. Wahrscheinlich steht sie jetzt unter Schock!“

Nur mit Mühe verkniff er sich ein Schnauben, er glaubte vielmehr, dass Petunia Evans der größte Feigling aller Zeiten war. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur Angst gehabt, in die Sache mit hineingezogen zu werden. Aber das brachte er jetzt lieber nicht zur Sprache. Lily reagierte immer so empfindlich, wenn man ihre ältere Schwester kritisierte.
 

„Ich meinte ja nur, dass sie im Endeffekt gar nicht mitgekriegt hat, wie gut du zaubern kannst. Das war doch der ganze Sinn der Aktion.“ Er verstummte. Wenn er genauer darüber nachdachte, war das wirklich eine bescheuerte Idee gewesen. Seit wann interessierte es ihn was Petunia dachte oder sagte? Dieser Gedanke schien auch seiner Freundin gekommen zu sein.

„Seit wann bist du so erpicht darauf, dass sie ihren Willen durchsetzten kann?“ Echte Neugier klang in ihrer Stimme mit.

„Bestimmt nicht, um sie glücklich zu machen…“, murmelte Severus, wich ihrem Blick aus und fing an mit seinem Fuß kleine Kreise in den Sand zu zeichnen.

„Weil sie dich gestern einen Feigling genannt hat?“ Zugegebenermaßen, das hatte ihn schon gestört, dass ausgerechnet sie sich erdreistet hatte, ihn einen Feigling zu nennen, aber er wusste selber, dass das eher eine untergeordnete Rolle gespielt hatte.

„Wegen dir“, getraute er sich schließlich zu sagen.

„Du wolltest mir helfen?“ Sie klang ehrlich überrascht.

„Was dachtest du denn?“ Jetzt schaute er ihr doch in die grünen Augen. „Sie hätte dir den ganzen Sommer damit in den Ohren gelegen, dass du es nicht kannst. Ausgerechnet du! Du bist super in der Schule. Sie hat kein Recht so etwas zu behaupten!“ Nach dieser - für seine Verhältnisse - langen Rede spürte er, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.

 

„Ach, Sev.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf Lilys Lippen. „Das würde sie doch auch tun, wenn ich ihr etwas gezeigt hätte. Sie ist meine Schwester, sie würde immer etwas finden, mit dem sie mich aufziehen kann. Das ist doch völlig normal. Ich hätte mich nicht von ihr provozieren lassen sollen…“ Unsicher verstummte sie und schenkte ihm ein Lächeln. „Aber, es ist sehr ritterlich von dir, dass du es für mich getan hast.“ Dieses Lächeln beruhigte ihn und sanft erwiderte er es.

„Dafür sind Freunde doch da.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2011-10-16T18:35:49+00:00 16.10.2011 20:35
Ein süßer OS.
Hat mir sehr gut gefallen.
Schade, dass Lily's Schwester weg gelaufen ist und Severus sich umsonst in die Fluten gestürzt hat. Mich würde ja schon interessieren, was Petunia dachte und ob sie Lily jetzt in ruhe lässt.
Antwort von:  Kerstin-san
17.03.2016 19:20
Hallo Omama63,

auch wenn dein Kommentar schon eine Weile zurück liegt und ich mich damals sicherlich per ENS oder GB-Eintrag gemeldet hatte, möchte ich mich trotzdem noch einmal auf diesem Wege bedanken.

Leider hab ich diese praktische Direkt-Antworten-Funktion erst relativ spät entdeckt.^^


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