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Zweifel

1.1
von

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Chesters Point Of View.

Dies ist ein One-Shot!
 

BENNODA
 

Überarbeitet 23.10.11
 


 


 


 

Stille.
 

Ich konnte meinen Atem hören. 

Er rauschte ungewöhnlich laut in meinen Ohren, gemischt mit der Strömung meines Blutes.

Ich hatte meine Augen geschlossen und meine Hände auf den Schoß gelegt.
 

"Warum bist du schon so früh hier?", tönte es leise vor mir und ich öffnete erschrocken meine müden Augen.

"Ich,…", begann ich und runzelte dann die Stirn.

Auf diese Frage hatte ich keine Antwort. Weswegen war ich so früh im Studio aufgelaufen? 

Wahrscheinlich, weil ich die Stille in meinen eigenen vier Wänden nicht mehr ausgehalten hatte.
 

Es gibt zwei verschiedene Arten der Stille:

Die Gute, die dich beruhigt und dafür sorgt, dass du dich wohl fühlst und die Schlechte, die dir tausende Sätze und wirre Wörter durch den Kopf jagt, ohne jegliche Hoffnung auf Besserung.
 

"Ich konnte nicht mehr schlafen.", antwortete ich meinem Kollegen, der nun die Stirn runzelnd seinen Rucksack in die Ecke pfefferte.

"Du konntest nicht mehr schlafen? Hast du ÜBERHAUPT geschlafen?!", fragte er und stemmte seine Hände an die Hüfte.

Ich sah auf und blickte in misstrauische, schöne braune Augen.

"Nein. Habe ich nicht.", antwortete ich ihm kleinlaut und sah wieder bedrückt zu Boden.

"Chezzy, warum erzählst du niemandem von uns, was mit dir los ist? Das geht schon seit Monaten so. Das kann doch nicht nur eine Phase sein?", sprach Mike leise und kniete sich hin, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein.

Ich kam mir vor wie ein kleiner Junge.
 

"Du machst mir Angst, Chaz. Wirklich. Was ist los? Sag's mir. Wir sind hier allein! Brad und die anderen kommen erst in einer knappen Stunde. Bitte.", bat er mich leise und als ich ihn ansah, glitzerten seine braunen Augen trügerisch im schwachen Licht des Studios.
 

Ich holte Luft und krallte meine Hände in die Hose.

"Chaz?", wiederholte er und legte den Kopf schief. 

Ich sah weg und starrte durch die Glasscheibe, die mir den Aufnahmeraum offenbarte.

"Es ist alles Okay.", log ich und ich merkte, wie meine Mauer langsam zu bröckeln begann.
 

Beinah ein halbes Jahr lang quälten mich Fragen über Fragen. Ich hatte Versagensängste, Angst, alleine zu sein, wirre Gedanken, stand völlig neben mir.

Mir passierten Dinge, die mir sonst nie passierten.

Ich vergaß das Essen auf dem Herd. Ich verpasste Aufnahmezeiten. Verspätete mich in der Schule.

Ich seufzte leise und schluckte ein Wimmern herunter.

Seit Monaten schon…wollte ich einfach nur noch heulen. Und der einzige Gedanke, der Trost brachte, war...er.

"Ich, äh…Ich..Mike..", begann ich und starrte erneut meine Hände an. Mir wollten keine klaren Worte über die Lippen gehen.

Wie sollte ich ein Gespräch über meine Probleme beginnen, wenn ich nicht einmal genau wusste, was mein Problem war?

"Ja, ich bin hier.", hörte ich ihn leise. In seiner Stimme schwang Sorge mit. 

Ich wusste nicht Warum oder Weshalb, aber es beruhigte mich, dass er sich um mich sorgte.

Dass sich die gesamte Band um mich sorgte. 

Sie waren für mich da. Und immerzu standen sie mit ausgebreiteten Armen vor mir, bereit, einen Teil meiner Laster auf sich zu nehmen.
 

Ich biss mir schmerzlich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn.

Dichte Sorgenfalten bildeten sich darauf und machten mein Gesicht hässlicher, als es war.

"Na komm schon.", redete Mike wieder auf mich ein und stand auf.

"Was ist los?"
 

Ich sah zu ihm auf und versuchte, seinem Blick stand zu halten.

Es fiel mir schwer, aber ich zwang mich dazu, den Blickkontakt zu halten. Vielleicht erkannte er einfach, dass ich in einer depressiven Phase steckte?

Nein, das erkannte er nicht. Woher sollte Mike das auch wissen? Er war ein guter Freund - kein Hellseher, noch Gedankenleser.
 

"Ich bin hier, weil ich nicht zuhause sein will. Nicht zuhause sein kann.", begann ich und versuchte meiner Stimme Stärke zu verleihen.

Mike gab mir keine Antwort, sondern sah mir weiter in die Augen. 

"Seit dem…Samantha weg ist,…", versuchte ich weiter zu erklären, doch dieses Mal unterbrach er mich.

"Ich wusste es doch! Es ist wegen ihr! Vergiss sie Chester! Du weißt, dass sie nicht gut für dich war! Endlich trinkst du weniger…Und du wagst es, ihr hinterher zu trauern?!", brummte er, doch es klang eher nach einem Knurren.

"Ich, nein, Mike, das ist es nicht. Mikey, das ist es nicht.", wandte ich schnell ein und hob beschwichtigend meine Hände.

"Was ist es dann?! Was hat diese Frau dir nur angetan, dass es dir so schlecht geht?!", brüllte er dieses Mal und ließ mich zusammen zucken.

Sofort entschuldigte er sich: "Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken…"
 

Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Mike tat es mir gleich.

Er war immer noch ein Stückchen größer als ich.

"Seit dem Samantha weg ist, gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf! Ich kann Abends nicht schlafen, weil ich nicht aufhören kann, zu denken. Überall in meiner Wohnung kann ich sie riechen,…Es spielt sich alles in meinem Kopf ab. Tag ein, Tag aus! Und ich frage mich, ob es an mir lag? Habe ich mich anders verhalten?.", erklärte ich und schluckte erneut Tränen herunter.

Ich schniefte leise.

"Meine Gedanken haben mich schon so weit gebracht, dass ich…Dass ich…", flüsterte ich leise und starrte auf meine Hände.

"Ich wollte mir nie weh tun.", warf ich ein.

Mike schnappte nach Luft und griff erschrocken nach meiner rechten Hand. Er strich den Ärmel nach oben.

"Das ist nicht dein Ernst.", murmelte er leise, in seinen Augen stand Entsetzen.
 

"Sieh mich nicht so an.", knurrte ich ungewollt.

Er ließ meine Hand vorsichtig los und sah mich immer noch so merkwürdig an.

"Was geht dir dabei bloß durch den Kopf?!", versuchte er mich zur Rede zu stellen, aber ich wusste keine direkte Antwort.

"Ich habe angefangen, ALLES zu hinterfragen. Ob es an mir lag, dass sie mir fremdging. Ob ich nicht ein besserer Partner hätte sein können! Ob ich für diese Band gut genug bin! Ob ich…Ob ich euch genüge!", schrie ich ihn an und trat einen Schritt zurück.

"Ob ich dir genüge.", fügte ich kleinlaut hinzu.
 

"Ob du MIR genügst? Was soll das denn für eine Frage sein? Natürlich tust du das. Du hast eine tolle Stimme, du passt hier rein. Ohne dich hätte diese Band keine Existenz! Scheiß drauf, ob ich sie gegründet habe, DU bist jetzt ein Teil von ihr!", platzte es aus ihm heraus.

"Warum überhaupt ausgerechnet mir?!", warf er noch ein und sah mich fragend an.

"Ich sagte bereits, ich hatte alles hinterfragt. Tue es immer noch.", flüsterte ich leise, aber es war eher an mich selber gerichtet.
 

Mike seufzte und nahm meine Hand, um sich meine Schnittwunden anzusehen.

"Du hättest mit mir reden können.", sagte er, plötzlich ganz ruhig geworden.

Seine Hand war warm und er strich vorsichtig über die Wunden. 

Es jagte mir einen Schauer über den Rücken.

"Tu ich doch.", murrte ich und beobachtete seine Hand bei ihrer Erkundungstour.

"BEVOR du das hier getan hast, Chaz.", knurrte er mir entgegen.

Ich schluckte.

"Deine Haut ist schön.", hauchte Mike leise und blickte verträumt auf meinen Arm.

Ich sah ihn erschrocken an, doch er reagierte nicht darauf.
 

"Du bist schön.", sagte er und sah mir in die Augen.

"Wie..", begann ich und schnappte nach Luft.

"Kommt es mir nur so vor, oder hast du mich in letzter Zeit…ANDERS angeguckt?", fragte er und lächelte kurz.

"Anders? Ich..weiß nicht.", log ich und drehte mein Gesicht weg. Ich spürte die Hitze aufsteigen.

"Kann es sein, dass dir vor allem durch den Kopf gegangen ist,…ob es vielleicht an deiner Sexualität lag, dass Sam weg gegangen ist? Zu einem anderen Kerl?", wollte Mike wissen.

Ich biss mir auf die Unterlippe und wollte ihm meine Hand weg zerren, doch er hielt mich fest.

"Du hast nie…ein großes Geheimnis draus gemacht. Dass du Bi bist, meine ich.", sprach Mike weiter und ich hörte auf mich zu wehren. Stattdessen zuckte ich mit den Schultern.

"Was ist an mir anders, dass du mir gegenüber nicht so offen bist?", stichelte Mike weiter und ich sah ihn wieder an.

Mir war es egal, wie rot ich aussah.

"Na weil du…Ein Kollege bist.", gab ich zu und zuckte erneut mit den Schultern.
 

Er ließ meine Hand los und lachte leise.
 

"Ich bin dein Freund! Und du bist mein Freund. Ich bin für dich da, wie kein anderer, oder täusche ich mich da?"

Ich schüttelte schnell den Kopf.

"Ich hole dich von Parties ab, wenn du besoffen bist und bin immer der Erste, der dich anruft, wenn du Geburtstag hast."

Ich nickte.

"Ich hör dir zu und frage nach deinen Sorgen. Und zwar direkt."

Wieder nickte ich.

"Also, was ist an mir anders?", wiederholte er und zog mich zu sich.

Ich schnappte nach Luft und hielt sie sogleich an.
 

Er küsste mein kurzes Haar.
 

"Nichts.", hauchte ich ihm gegen seine Brust, lächelte und schloss die Augen.
 

____

Überarbeitet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ruha_sama
2016-06-29T22:29:15+00:00 30.06.2016 00:29
Ich wundere mich, warum es hier noch keine kommentare gibt, ist doch eine tolle ff...
Es ist schön, wie du die Unsicherheit und verklemmtheit Chester gegenüber Mike darstellst... schöner schreibstil...


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