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Behind the Scenes

von

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Act 3 Scene 1: Let the Games begin

Mit einem heißen Tee in der Hand torkelte Saeko durch die Wohnung, lies sich schlussendlich auf einen Stuhl fallen, weit war sie wirklich nicht gekommen, und lies den Kopf nach vorne fallen, schloss die Augen und fasste zu dem warmen Waschlappen, der in ihrem Nacken lag. Sie sah auf die Uhr. 4.27 Uhr morgens. Eigentlich die Zeit, in der sie schlafen sollte, denn sie musste schon in wenigen Stunden wieder aufstehen. Und dann saß sie schon wieder wach am Tisch und trank diesen scheuslichen Tee. Mizu hatte wirklich wenig Auswahl was so etwas anging. Schon seit Wochen litt Saeko unter intensiven Schlafstörungen, obwohl ihr Körper eindeutig nach Ruhe verlangte. Schuld daran waren ihre Alpträume. Wohl eher der Alptraum, denn es war immer der Selbe. Mizu interessierte das alles herzlich wenig, denn der Top Star schlief meist sehr sehr fest und merkte nicht wenn sie sich hin und her wälzte, irgendwann frustriert aufstand und die Nacht durch die Wohnung geisterte. Zuerst hatte sie geglaubt, dass es wohl an Mizu's Anwesenheit oder der Wohnung gelegen hatte, wesshalb sie es einige Zeit lang bei sich zu Hause geschlafen hatte, aber egal in welchem Bett sie lag, der Alptraum kam immer wieder. Saeko glaubte manchmal er wurde sogar noch schlimmer. Bissher war nur Gaichi darin eingeweiht gewesen, aber die konnte ihr auch nicht weiter helfen und weggegangen war der Traum dadurch auch nicht. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss sah sie es vor sich. Diese Dunkelheit. Dieses wundervolle, weiße Kleid. Dieser schwarze Anzug.

Saeko's Kopf schnellte nach oben und sie atmete schnell und laut. Schon wieder war sie weggenickt, hatte es natürlich sofort mit den inzwischen so vertrauten Bildern bereut. Seufzend fuhr sich die ehemalige Otokoyaku durch die Haare, fühlte dabei den kalten Schweiß, der an ihren Händen kleben blieb und starrte auf die Tasse, die sie noch immer mit einer zitternden Hand festhielt. Wenn sie nicht bald etwas Schlaf fand würde sie wohl umkippen. Schwermütig erhob sie sich, glaubte dabei, dass sie wohl eine Tonne wiegen müsste und ihre Beine aus Streichhölzern bestanden. Die Tasse lies sie einfach wo sie war, tastete sich stattdessen an der Wand entlang ins Schlafzimmer. Vielleicht konnte Mizu sie ja wenigstens etwas beruhigen. Das hieß, wenn man sie wach bekam. Der ehemalige Top Star lies sich auf den Rand des Bettes fallen, sah auf die junge Frau unter der Decke, die noch immer seelig schlummerte, und schluckte dabei etwas. Mizu auf zu wecken war eigentlich nie eine gute Idee, denn die Otokoyaku war ein richtiger Morgenmuffel. Dennoch beugte sie sich zu der anderen, strich ihr über die Haare. Keine Reaktion. Sie war wohl wirklich nicht mehr auf zu wecken. Saeko seufzte etwas. Eine wirkliche Alternative hatte sie nicht. Gaichi war ihres Wissens zwar bestimmt schon wach, aber um diese Uhrzeit hatte sie anderes zu tun als sich um sie zu kümmern. Osa wecken zum beispiel. Der ehemalige Hanagumi-Top-Star war inzwischen wieder in das Theaterbuisness eingestiegen, spielte im Tokyo-Theater, an dem sie ebenfalls wieder arbeitete, eine der Hauptrollen und musste dementsprechend früh raus. Kiriyan und Yuuhi wollte sie ebenfalls nicht wecken, die hatten nämlich rein gar nichts mit der Sache zu tun. Obendrein würden sie nachfragen, wenn sie in ihrem Zustand ankam. Eine wirkliche Alternative hatte sie also nicht.

Nur langsam erhob sie sich wieder, schliff den schlappen Körper zurück ins Wohnzimmer. Warum wohnte sie eigentlich immer noch bei Mizu? Eigentlich hatte sie sich vorgenommen ausschließlich in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben, aber der Yukigumi-Top-Star überredete sie immer wieder dazu einfach zu bleiben. Asako schien Recht behalten zu haben. Mizu hatte sie an der Angel, auch wenn sie es meist gar nicht mit bekam. Nur wenn sie alleine war und intensiv darüber nachdachte fiel es ihr immer wieder auf. Seufzend kramte sie nach dem Handy in ihrer Tasche, ging die Nummernliste durch bis sie bei Asako's Nummer angekommen war. Schon jetzt ging sie davon aus, dass sie den Tsukigumi-Top-Star weckte, aber in diesem Moment brauchte sie die andere einfach, Einwilligung hin oder her. Erst nach längerem Warten ging jemand ans Telefon.

"Asako?", fragte Saeko mit leiser, fast brüchiger Stimme.

"Was ist denn? Es ist mitten in der Nacht..."

"Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, aber.... aber könnte ich zu dir kommen?"

"Ist was passiert?"

Kurzes Schweigen. Sie wollte nicht darüber sprechen, aber irgendeinen Grund musste sie der anderen ja geben.

"Ich brauche dich..."

"Hör mal ich habe Besuch. Kann das nicht bis morgen warten?"

"Asako bitte. Ich bleibe auch auf der Couch, aber ich brauche dich wirklich in meiner Nähe. Du wirst nicht merken, dass ich da bin." Die Stimme des ehemaligen Top Stars zitterte als sie etwas lauter wurde um nicht ganz so leise zu flüstern, aber wirklich helfen tat es nicht. Stille am anderen Ende. Sie hörte nur leise eine Stimme, dann Asako's Seufzen.

"Schön. Kommst du alleine hierher oder soll ich dich abholen?" Sie wusste nicht, ob sie in der Verfassung war ihr Auto zu benutzen. Sie war müde, ihre Sicht nebelig und überhaupt drehte sich alles. Sie schaffte es ja kaum das Handy fest zu halten. Aber Asako bitten sie ab zu holen konnte sie eigentlich auch nicht tun. Die Frau am anderen Ende seufzte erneut als hätte sie ihre Gedanken gehört. "Ich bin in 30 Minuten da."
 

Kaum, dass die Otokoyaku aufgelegt hatte stöhnte sie einmal genervt auf, drückte sich langsam nach oben wesshalb Shio, die mit dem Kopf auf ihrer Schulter gelegen hatte, herunterrollte. Auch Kimu, die mit dem Kopf auf ihrem Bauch lag regte sich langsam.

"Ich blick manchal echt nicht durch dich durch", meinte Shio mit müder Stimme, streckt sich einmal und gähnte.

"Ich auch nicht", antwortete Asako nur und rüttelte Kimu sanft an der Schulter. "Geh runter Kimu und lass mich aufstehen."

Demonstrativ hielt die andere sie an der Schlafhose fest, brummte nur etwas unverständliches und vergrub den Kopf etwas mehr in Asako's Bauch.

"Aber eins sag ich dir", brummte Shio und zog sich die Decke über die Schulter. "ich stehe nicht auf."

"Erwarte ich auch nicht von dir. Ihr könnt ja weiterschlafen. Ich bleib dann halt auf der Couch."

"Von mir aus. Ist ja deine Wohnung. Aber jammer mir später nicht wieder die Ohren voll."

Shio drehte sich um und schlussendlich schaffte sie es sogar Kimu von sich runter zu bekommen, erhob sich dann aus dem Bett und streckte sich einmal. Saeko hatte so gar nicht gesund geklungen am Telefon. Vielleicht war sie krank, aber da hätte sich auch Natsuki um sie kümmern können. Immerhin wohnte Saeko bei ihr, was Natzuki ihr in aller Ausführlichkeit unter die Nase gerieben hatte. Davon, dass sie und Saeko sich regelmäßig trafen, davon hatte der Yukigumi-Top-Star keine Ahnung, wesshalb Asako sich auch perfekt zurückhalten konnte. Statt sich um zu ziehen, immerhin war es inzwischen 4:45 morgens und keiner war um diese Uhrzeit unterwegs, schlüpfte sie nur in ein paar Turnschuhe, schnappte sich den Schlüssel und stieg in ihr Auto um sich auf den Weg zu Natsuki's Wohnung zu machen, die gar nicht mal so weit entfernt von ihr lag.

Seit der Nacht in der Bar und dem Elisabeth-Auftritt von Yukigumi war mehr als ein Jahr vergangen. Ein Jahr, in dem sie und Saeko sich immer wieder getroffen hatten, ausserhalb von Natsuki's Wissen und ihrer anderen Freunde. Ein Jahr, nachdem Osa aus Takarazuka eingestiegen war und sich entschlossen hatte in einem anderen Theater zu spielen. Kiriyan war offiziell ihr Vice geworden, Yuuhi inzwischen in Soragumi. Es war Yuuhi's eigene Entscheidung gewesen die Troupe zu wechseln, auch, wenn Asako es befürwortet hatte, wäre sie in Hanagumi geblieben. Yuuhi hatte inzwischen gemerkt, dass sie daran arbeitete möglichst viel Einfluss auf die anderen Troupes zu bekommen, was nicht ganz so einfach war. Es war für sie nicht leicht Kontakte in Soragumi und Hoshigumi zu bekommen, da sie mit den beiden Troupes nichts zu tun hatte. Tsukigumi und Hanagumi waren für sie ein leichtes gewesen, aber Natsuki hütete ihre eigene Truppe wie ein Hirte seine Schafe. Dafür jedoch hatte sie inzwischen enge Kontakte mit Shio und Kimu geknüpft, verbrachte mit den beiden ihre meiste Zeit, auch, wenn sie ihren 'alten' Freundeskreis noch immer regelmäßig sah. Shio verstand sich ganz wundervoll darin Einfluss in Sora- und Hoshigumi zu bekommen, hatte so einige Kontakte in den beiden Gruppen und hatte schnell gelernt, dass ein enger Kontakt zu Asako nur zu ihrem Gunsten ausfallen konnte. Obendrein verstanden sich die zwei Otokoyaku geradezu blendend, nicht zuletzt, da sie sich in so vielen Dingen ähnelten. Kimu hatte sich zunächst schwer getan, dass ihre Megami, wie sie Asako inzwischen immer nannte, zu akzeptieren, aber hatte sich irgendwann damit abgefunden, dass der Tsukigumi-Top-Star die Hoshigumi-Darstellerin in ihrer Nähe haben wollte. Über kurz oder lang hatten sich die beiden sogar irgendwie angefreundet, sodass Kimu nicht einmal mehr ein Problem damit hatte, dass Shio meist schon da war wenn sie kam.

Es dauerte eine Weile bevor die Tsukigumi-Darstellerin vor Natsuki's Haus stand, stieg dort aus und lehnte sich an die Autotür, schrieb eine kurze Nachricht auf Saeko's Handy bevor sie wartete. Das Licht war aus, Saeko musste also im dunkeln sitzen, was wieder hieß, dass Natsuki wohl zuhause war. Sie würde ziemlich blöd schauen wenn ihre 'Freundin' nicht da war wenn sie aufwachte. Asako grinste. Als sie Saeko dann aber sah, wie sie aus der Wohnung getrokelt kam erstarb dieses Lächeln. Selbst in dieser Dunkelheit sah sie, wie blass die ehemalige Otokoyaku war.

"Was ist denn passiert?", fragte sie als Saeko schließlich vor ihr stand, wortlos in Richtung Beifahrerseite ging.

"Fahr einfach, okay?"

Asako stellte keine weitere Frage, stieg wieder in den Wagen und warf nochmal einen flüchtigen Blick in Richtung von Natsuki's Wohnung. Wann der Yukigumi-Top-Star wohl aufstehen würde? Eigentlich hätte sie gerne das Gesicht der kleinen Lügnerin gesehen wenn sie die Wohnung leer vorfand. Anschliesend warf sie einen Blick zu Saeko. Vielleicht sollte sie der älteren Frau einen Tee oder so machen wenn sie zurück waren. Sie war mehr als blass, der Schweiß stand ihr auf der Stirn und die Haare klebten ihr im Gesicht. Sie sah aus als hätte sie einen Geist gesehen. Bevor sie den Motor startete lehnte sie sich zu der anderen, legte ihr die Hand auf die Stirn. Kurz sah Saeko verwundert drein, nahm dann aber den Kopf weg.

"Du hast Fieber", meinte Asako nur und lehnte sich zurück, startete den Motor dann doch.

"Ist doch egal."

Der Tsukigumi-Top-Star seufzte etwas. Die andere war auf jeden Fall krank. Sie wurde immer furchtbar griesgrämig wenn es ihr körperlich schlecht ging. Die Fahrt über wechselten sie desshalb kein Wort, aber auch wenn es eine nicht sonderlich lange Fahrt war zog es sich dank der Stille in die Länge.
 

"Komm rein. Aber sei leise. Shio wird immer ziemlich schnell muffelig wenn man sie weckt", sagte Asako als sie die ehemalige Otokoyaku in ihre Wohnung lies, allerdings ohne das Hauptlicht an zu machen. Stattdessen knipste sie eine kleine Lampe an, die an der Couch stand. Saeko, noch immer schweigend, hängte ihre Jacke auf und entledigte sich ihrer Stiefel. Ihr Zustand verschlimmerte sich, sodass selbst sie es zugeben musste. Ihr war schwindlig, ihr Gleichgewichtssinn machte langsam schlapp und sie fühlte, wie ihr Kopf immer wieder schwer wurde. Kurz warf sie einen Blick zu Asako, wollte am liebsten zu ihr, sich an sie schmiegen und endlich einmal in Ruhe etwas schlafen. Die andere hatte eine Aura um sich, die sie einfach beruhigte, aber sie hielt sich zurück. Der Tsukigumi-Top-Star hatte ihr gezeigt, dass sie es nicht gut hieß, wenn Saeko ihr nahe war wenn noch andere Personen im Haus waren. Dann war es wohl Shio, die noch immer in Asako's Bett lag. Eifersucht stieg in ihr hoch. Eigentlich sollte sie die einzige sein, der es erlaubt war in dem Bett der anderen zu liegen, aber das durfte sie in ihrer Position wohl nicht verlangen. Immerhin teilte sie ihr Bett auch mit einer anderen Frau. Sie beäugte den inzwischen reifer wirkenden Top Star, lies ihren Blick über ihre Schlafsachen gleiten. Sie kannte das Outfit nur zu gut, denn es waren Asako's bevorzugte Klamotten. Wenigstens eine Sache, die sich in all den Jahren nicht geändert hatte. Die Tatsache lies sie dann doch schwächlich lächeln als sie langsam zur Couch ging, dabei zusah, wie die jüngere nach einem Flüchtigem Blick zu ihr Richtung Gang verschwand. Vielleicht in die Küche. Saeko reckte sich nach der Decke, die am Fuß der Couch lag, legte sich hin und spürte sofort, wie ihr Körper nach Ruhe aufschrie. Quälend rollte sie sich auf die Seite, ihre bevorzugte Position, drückte das Gesicht etwas in das Kissen, auf dass sie den Kopf gelegt hatte. Es roch noch etwas nach Asako's Parfüm, was sie dann doch etwas beruhigte. Oder ihr überhitzter Körper lies sie haluzinieren.
 

Schlussendlich hatte Asako sich dazu entschieden der kranken Frau auf ihrer Couch wenigstens etwas den Schweiß vom Gesicht zu waschen, war desshalb an der Küche vorbei ins Badezimmer gegangen und hatte ihr einen Waschlappen nass gemacht, kalt versteht sich. Sie drückte das Wasser so weit aus, dass es wenigstens nicht mehr tropfte, ging damit wieder zurück ins Wohnzimmer, wo sie die Saeko schon auf der Couch liegend vorfand. Ob sie wohl schon eingeschlafen war? Wundern würde es sie nicht. Langsam setzte sie sich auf den Rand der Couch, beugte sich über die andere, die ihr den Rücken zugedreht hatte. Selbst mit dieser kranken Blässe im Gesicht war sie immer noch so wunderschön. Asako seufzte etwas, legte der anderen die Hand auf die Schulter.

"Hey. Noch nicht einschlafen." Saeko brummte etwas missgelaunt, öffnete die Augen einen Spalt. "Komm. Du triefst geradezu." Sanft zog sie die andere am Arm, sodass sie sich zumindest etwas zu ihr drehte und sie den Lappen über die blasse, vom Fieber jedoch leicht gerötete Wange gleiten lies. Die andere stöhnte dabei genüsslich auf und drehte sich etwas mehr in die Berührung. Dass ihr die Kälte gut tat hatte sie sich schon gedacht. Zärtlich wusch sie der Älteren das Gesicht und noch das, was vom Hals freigelegt war. Saeko erschauderte unter ihren Fingern, fror offensichtlich.

"Ich geh dir noch eine Decke holen...", sagte Asako noch, wobei die andere nur leicht brummte.

Leicht knirschte sie mit den Zähnen. Eigentlich hatte sie sich geschworen Saeko nicht mehr nahe zu sein solange Kimu oder Shio sich in ihrer Nähe aufhielten. Dann aber wieder war Saeko sehr offensichtlich krank, wobei sie sich fragte, ob es wirklich 'nur' Fieber war was sie belastete. Sie hatte schon einmal mitbekommen, dass Saeko unter Fieber gelitten hatte, sogar schwereres, als das, was sie jetzt hatte, aber da war sie noch mehr als doppelt so fit gewesen. Die tiefen Augenringe verrieten ihr, dass es wohl auch Schlafmangel war, aber nachfragen wollte sie nicht. In ihrem Versprechen war immerhin keine Klausel die besagte, dass sie sich nicht um ihre kranke Freundin kümmern durfte. Asako ging ans andere Ende des Wohnzimmers, wo sie eine weitere Decke aus einem Kasten zog und mit dieser zu Saeko ging, die sich wieder weiter auf die Seite gerollt hatte und damit fast die ganze Couch einnahm. Ob die Decke wohl reichen würde? Wohl nicht. Kurzerhand legte sie sich an den noch freien Rand, legte die Decke sowohl über sich als auch über die kranke Frau und legte den Arm um diese damit sie nicht heraus fiel. Sie merkte, dass Saeko unter der Berührung für einen Moment zusammenzuckte, sich dann aber etwas in ihrem Arm regte. Asako schloss die Augen, lehnte den Kopf an den Hinterkopf der anderen. Der typische Geruch der anderen stieg ihr in die Nase als sie etwas an den Haaren roch, auch wenn der leichte Geruch von Schweiß mit dabei war, der aber nicht so stark war als dass es unangenehm wäre. Für einige Sekunden tat sich nichts bis Saeko sich wohl dazu entschlossen ihr noch etwas mehr Platz zu geben, drehte sich um und rutschte etwas mehr an die Rückenlehne. Asako rutschte nach, lies den Arm aber dort wo er war. Die Hand der ehemaligen Otokoyaku stahl sich über ihren Hüftknochen an ihre Taille, wo sie zu liegen kam und sich festkrallte, sie etwas näher zog. Der Tsukigumi-Top-Star beugte sich etwas über die inzwischen schon wohl dösende Saeko, hauchte ihr einen Kuss auf die völlig überhitzte Schläfe, wobei die andere den Kopf etwas gegen ihren Oberkörper drückte und gegen ihren Hals atmete. Es war eine ganze Weile her gewesen, dass sie so zusammen gelegen hatten, doch die Vertrautheit führte auch bei dem Tsukigumi-Top-Star dazu, dass sie in einen schnellen Schlaf abdriftete.
 

Shio stand mit etwas kritischer Miene im Gang zum Wohnzimmer. Nachdem Asako gegangen war, war sie dann doch wach geblieben, beziehungsweise konnte nicht mehr einschlafen, wartete, bis ihre Freundin mit dem Störenfried nach Hause kam. Sie hatte dabei zugesehen, wie Asako sich zu der Älteren gelegt hatte, wobei sie dabei eine Augenbraue gehoben hatte. Zuerst hatte sie überlegt zu protestieren, allerdings konnte ihr das recht egal sein mit wem sich Asako abgab. Sie war immerhin nicht Kimu, die fast krankhaft eifersüchtig wurde wenn jemand ihre Göttin nur schief ansah. Manchmal fand sie die Yukigumi-Darstellerin fast schon bemitleidenswert, dass sie so abhängig geworden war. Zwar war es angenehm, dass Asako nur einmal mit den Fingern schnippen musste und bekam, was sie wollte, denn immerhin hatte auch sie einen Vorteil dazu. Da Asako sie mehr oder minder direkt zu ihrer Partnerin gemacht hatte hörte auch Kimu ihr aufs Wort. Manchmal nannte sie die kleine auch Schoßhund, auch wenn sie die Befehle doch manchmal etwas zu genau nahm. Ohne sich weiter ein zu mischen ging sie zurück ins Schlafzimmer, wo sich Kimu inzwischen aufgesetzt hatte und sich verschlafen die Augen rieb.

"Wo ist Asa?"

"Leg dich hin und schlaf weiter."

"Was?"

"Es bringt nichts jetzt noch wach zu bleiben." Die Blonde krabbelte zurück ins Bett, strich einmal über die Haare der anderen. "Ehe du dich versiehst ist sie wieder da."

"Aber..."

"Glaubst du sie ist glücklich, wenn du verschlafen bist wenn sie zurück kommst."

Kimu seufzte etwas.

"Nein. Natürlich nicht."

Abermals grinste die Hoshigumi-Darstellerin nur als sich Kimu dann wirklich wieder hinlegte, sich unter der Decke einrollte. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie nur noch sehr wenige Stunden hatte bevor sie wieder aufstehen musste.
 

Asako wachte nur langsam auf als sie merkte, wie ihr jemand über die Haare strich, regte sich dabei leicht. Sie merkte noch, dass sie einen anderen warmen Körper im Arm hatte, drehte desshalb nur den Kopf zu der Hand hin. Als sie die Augen etwas aufschlug merkte sie, dass Shio über sie gebeugt war und sie leicht anlächelte.

"Guten Morgen", flüsterte sie und strich ihr eine Haarsträhne weg. "Ich bin dann beim Training. Du solltest vielleicht aufstehen bevor Kimu wach wird. Du weist, wie sie reagiert."

Asako brummte nur etwas. Hatte sie die Yukigumi-Schauspielerin denn nicht im Arm? Ein kurzer Blick und sie erinnerte sich prompt was sich in der Nacht, wohl eher vor ein paar Stunden, abgespielt hatte, seufzte dabei leise und lockerte den Griff um Saeko.

"Ja schon gut", murmelte die Tsukigumi-Darstellerin und drehte sich etwas auf den Rücken. "Kommst du heut abend wieder?"

"Denke mal schon. Bis dann." Die Blonde hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, stand dann auf und setzte zum gehen an.

"Shio..." Sie drehte sich nochmals um. "Tu das worum ich dich gebeten habe." Shio nickte nur, verlies dann die Wohnung. Etwas schwerfällig versuchte Asako sich auf zu setzen, zog dabei den inzwischen tauben Arm unter Saeko's Kopf heraus und legte stattdessen ein Kissen darunter. Mit der noch wachen Hand fühlte sie abermals die Temperatur des ehemaligen Top Stars. Das Fieber war noch da, aber wenigstens nicht ganz so schlimm wie noch vorher. Als sie aufstand brummte die noch immr schlafende Frau einmal missgelaunt, krallte sich in die Decke und zog diese näher. Asako wusste nur zu gut wie es sich anfühlte wenn die Wärmequelle auf einmal weg war, aber damit musste sie jetzt wohl leben. Langsam stand sie auf, streckte sich einmal ausgiebig und warf einen Blick auf die Uhr. Bis sie selbst los musste war noch Zeit, aber Kimu musste sie wecken. Der Yukigumi-Plan war ziemlich streng gegen Ende deren Saison. Alles was Asako an dem Tag noch zu tun hatte war sich die neuen Stücke an zu sehen, die verteilt werden würden und ihre Stimme dafür abgeben. Langsam wurden wieder die Stücke verteilt, um die sich die Troupes stritten, wesshalb sie das so früh wie möglich erledigen wollte. Zwar hatte sie schon aufgegeben, dass das Elisabeth-Stück nochmals angeboten wurde während sie noch der Tsukigumi-Top-Star, aber selbst wenn sie in Senka wechseln musste hatte sie sich in den Kopf gesetzt den Tod zu spielen.

Seufzend ging sie zum Schlafzimmer, sah dabei nochmals kurz zu der schlafenden Saeko. Hatte sie sich getäuscht, oder hatte die Ältere tatsächlich leise gewimmert? Wahrscheinlich nur Einbildung. Sie schloss die Schlafzimmertür hinter sich und hockte sich aufs Bett, rüttelte Kimu sanft an der Schulter.

"Hey Schlafmütze. Aufstehen. Du hast heute Probe."
 

Erst eine ganze Weile später hatte es Kimu endlich geschafft sich aus dem Bett zu schälen. Die kurze Wachphase war ihr gar nicht bekommen, denn sie war jetzt nur noch müder als sie sowieso schon gewesen wäre. Sie hatte den Vorabend nach ihrem Training damit verbracht noch einkaufen zu gehen, zu Kochen und ein wenig sauber zu machen. Nicht in ihrer eigenen Wohnung, aber bei Asako. Da der Tsukigumi-Top-Star mit Shio zusammen deren Script durchgegangen war, wie so oft in letzter Zeit, wollte sie sich wenigstens etwas nützlich machen. Dass die Blonde so viel Zeit mit ihrer Göttin verbrachte war ihr zwar nicht Recht, aber sie konnte ihr ja nicht wiedersprechen. Wenn Asako sie akzeptierte, dann sei es so.

Kimu streckte sich einmal ausgiebig, zog die Vorhänge auf und legte die Decken zusammen. Asako war inzwischen in der Küche und nahm sich eine Tasse von dem Kaffee, der in der Maschiene war. Den hatte wohl Shio noch aufgestellt bevor sie gegangen war. Langsam schliff sie aus dem Schlafzimmer zu Asako, umarmte sie von hinten und drückte das Gesicht gegen ihren Rücken, murrte einmal.

"Komm nochmal ins Bett", maulte sie und die Tsukigumi-Darstellerin seufzte einmal.

"Du machst dich jetzt fertig und gehst zu deiner Probe. Und sei leise."

"Was?" Kimu lehnte sich etwas zurück. "Wieso?"

"Saeko schläft noch auf der Couch. Es ist nicht nötig, dass du sie weckst. Und bevor du dich jetzt aufregst, sie ist krank."

"Muss sie denn hier bleiben?"

"Ich werde Gaichi anrufen. Ich werde mal sehen ob sie sich um Saeko kümmern kann." Kimu brummte nur etwas, beugte sich vor, begann sanft den Nacken der anderen zu küssen, kraulte ihren Bauch und schob ihre Hände unter das Shirt der anderen. Schon wieder dachte ihre Göttin schon wieder nur an den ehemaligen Tod-Darsteller. Dabei war sie doch eigentlich viel wichtiger. "Kimu lass das. Dafür haben wir nicht die Zeit."

"Aber..."

"Kein aber. Wenn wir wieder mal alleine sind."

Kimu schmollte missgelaunt und Asako drehte sich einmal um als sie die Hände weg nahm. Kimu rutschte noch etwas näher und lies die Fingerspitzen über die Wangen, den Kieferknochen und die weichen Lippen der anderen gleiten. Wie konnte ein Mensch nur so perfekt sein? Fast tranceartig sah sie ihr in die Augen beäugte sie intensiv. Es war ein so sattes, dunkles Braun, beinahe schwarz, und doch so ausdrucksstark und glänzend.

"Ich will dich immer noch für mich", flüsterte Kimu leise und hauchte der anderen einen Kuss über den markanten Kieferknochen, legte die zweite Hand an ihre Schulter.

"Du kennst unseren Deal."

"Ich weis... Aber du hast die Regeln schon gelockert."

"Du kannst froh sein, wenn ich dich nicht vor die Tür setze. Immerhin hällst du dich auch nicht an die Regeln."

Kimu senkte den Kopf, wobei Asako ihr Gesicht zwischen die Hände nahm sodass sie wieder aufsehen musste. Sie hatte schon Recht, aber trotzdem wollte sie ihre Göttin allein für sich.

"Aber Megami..."

"Küss mich und sag, dass es dir Leid tut."

Da war er schon wieder. Dieser Befehl, den sie immer bekam, wenn Asako keine Widerworte duldete. Wieso sie immer wieder darauf hörte wusste sie selbst nicht, denn sie könnte einfach gehen. Sich auf dieses Niveau herab zu lassen war eigentlich gar nicht ihre Art, aber sie war süchtig nach ihrer Göttin. Sie beugte sich vor und küsste den Tsukigumi-Top-Star heiß auf die Lippen. Sie fühlte, wie die andere die Hände an ihren Hintern legte und dort einmal beherzt zudrückte, woraufhin Kimu einmal genüsslich aufstöhnte. Nur langsam löste sie den Kuss.

"Verzeihung..."

"Na also. War doch gar nicht so schwer." Asako lächelte einmal und zog sie etwas näher. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Raunen gegen ihre Lippen, was ihr eine Gänsehaut bescherte. "Shio und ich haben dir etwas schönes aus der Stadt mitgebracht als wir am Wochenende dort waren. Wir haben es zu dir in die Wohnung gebracht. Komm damit heut Abend hierher."

Kimu nickte nur. Wieder ein Befehl, dem sie nicht widersprechen wollte oder konnte.
 

In ihrer Wohnung saß Gaichi in der Küche, trank einen Kaffee und hing über ihren Notizen. Dadurch, dass sie einige der Auftritte organisierte verbrachte sie ziemlich viel Zeit zuhause, da sie auch von dort aus arbeiten konnte, und hatte sich daher noch etwas mehr eingerichtet als sonst. Sie hing noch über den Plänen für die Auftritte der nächsten paar Monate. Es war schon durchgeplant bis zu Kiriyan's Dinner-Show, die im März zusammen mit den letzten Auftritten des neuen Tsukigumi-Stücks, Saudade, sein würden. Jetzt ging es darum den Ablauf der darauf folgenden Stücke zu planen, denn immerhin brauchten die Truppen einige Zeit um die Stücke ein zu studieren. Ausserdem war die Verteilung, wer welches Stück bekam noch gar nicht klar. Mit den Scripten in der Hand stand Gaichi auf, nahm noch einen kleinen Schluck aus ihrer Tasse, welche sie wieder zurück auf den Tisch stellte, und lief anschliesend ins Wohnzimmer. Osa war noch immer im Bad, duschte womöglich noch. Naja genug Zeit hatte sie noch bevor sie los musste, da Gaichi dieses Mal daran gedacht hatte den ehemaligen Hanagumi-Top-Star rechtzeitig zu wecken. Also wieder zurück zu den Verteilungen. Zur Auswahl standen Oguri, Me and My Girl, das Special mit allen Troupes war geplant, The Legend of the Great King, Raindrops fall on Roses und... fast hätte Gaichi das Script fallen gelassen. Elisabeth? Sie führten schon wieder Elisabeth auf?

"Und? Was steht in Takarazuka demnächst so an?"

Gaichi drückte die Scripte an sich, sah zu Osa, die inzwischen frisch angezogen aus dem Schlafzimmer kam. Sie sah zu der anderen, die sich vor sie stellte und sie anlächelte.

"Ach. Das übliche. die Dauerbrenner halt. Es ist ein Special dabei."

"So? Na dann."

Osa kam zu ihr, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.

"Ja eben. Wann musst du los? Du hast ziemlich getrödelt."

"Ich merk schon du willst mich loswerden..."

Gaichi lächelte, wollte gerade etwas sagen als das Handy der ehemaligen Senka losging. Verwundert sah sie zu dem kleinem Gerät auf dem Tisch, legte die Scripte auf einen kleinen Stuhl neben einer Kommode bevor sie das Handy nahm und darauf sah. Sena? Was wollte sie um diese Uhrzeit von ihr? Ganz davon abgesehen, dass sie seit einer halben Ewigkeit kein Wort mehr miteinander gesprochen hatten, nicht zuletzt wegen Saeko. Dass die beiden so offensichtlich aneinander hingen und dennoch ihre 'Beziehung' eher zur Affaire machten, war ihr so gar nicht recht. Sie hob ab.

"Sena? Guten Morgen."

"Guten Morgen Gaichi. Könntest du mir einen Gefallen tun?"

Sie schwieg einen Moment.

"...Um was geht es?"

"Saeko. Sie liegt krank bei mir und ich muss weg. Könntest du vorbeikommen und dich so lange um sie kümmern bis ich wieder da bin?"

Saeko war bei ihr? Wie war sie denn dahin gekommen? Sicher nicht mit Natsuki's Einverständnis, obwohl der Yukigumi-Top-Star ihr recht egal sein konnte. Wieso war Saeko so blöd und ging einfach weg, wenn sie krank war, wobei sie sowieso schon in gar nicht so einer guten Verfassung war. Wenigstens hatte Sena den Anstand sie an zu rufen.

"Gut. Ich komme so schnell ich kann."

Ohne weitere Worte legte der Tsukigumi-Top-Star auf, und Gaichi seufzte einmal schwer.

"Was ist los?"

Osa hatte sich inzwischen die Schuhe angezogen, sah vom Eingangsbereich her zu ihr hinüber und hob eine Augenbraue. Besonders irritiert sah sie aus, als Gaichi zu ihr kam und ebenfalls nach ihren Schuhen fischte.

"Saeko liegt bei Sena. Sie ist wohl krank."

"Ging es ihr nicht die letzten Tage schon so schlecht?"

"Eben..."
 

Kaum hatte Asako aufgelegt, wobei Kimu schon das Haus verlassen hatte, hörte sie ein Wimmern und ein Schluchzen aus Richtung des Wohnzimmers. Saeko schlief doch noch, also wer konnte das schon sein? Sie legte das Telefon auf die Seite, ging ins Wohnzimmer, wo sie dabei zusehen musste, wie Saeko mit einem Schrei nach oben fuhr und dabei von der Couch fiel, nur spärlich versuchte sich an der Lehne fest zu halten. Asako stand regungslos in der Tür als sie dabei zusehen musste wie die sonst so stolze Tod-Darstellerin auf dem Boden lag, etwas wimmerte, was sie nicht verstehen konnte und wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Das Schluchzen war fast unerträglich.

"Saeko!", rief sie als sie sich dann doch aus ihrer Starre lösen konnte und sprang geradezu zu der zusammengebrochenen Frau. Sie kniete sich zu ihr, zog sie in ihre Arme, woraufhin sich Saeko in ihrem Oberteil verkrallte und sich an ihr festhielt, dabei noch immer weinte. Hatte sie einen Alptraum gehabt? Aber was konnte so schlimm sein, dass ihre Freundin derart heftig reagierte? Jetzt halb auf dem Boden liegend zog sie de andere fester in ihre Arme, fühlte dabei ihre Stirn. Sie glühte regelrecht. Vielleicht ein Fiebertraum.

"Sht~", flüsterte Asako leise und streichelte ihren Rücken um sie irgendwie zu beruhigen. "Alles okay. Es war nur ein Traum."

Die Decke hing noch immer halb auf der Frau, nur ihr Oberkörper war freigelegt, den sie aber fest an die Tsukigumi-Darstellerin drückte. Nur langsam hörte der Körper in ihren Armen auf zu beben, aber sie zitterte noch immer. Asako nahm die Arme der Älteren, legte sie sich um den Nacken damit diese sich festhielt als sie Saeko langsam wieder auf die Couch zog. Der Boden konnte nicht gut für sie sein. Sie lies die andere auf ihrem Schoß, drückte sie zärtlich an sich während sie sie langsam hin und her wog. Es dauerte, aber irgendwann hatte sich die Ältere doch mehr oder minder beruhigt und krallte sich nur noch spärtlich in ihren Nacken. Asako hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Besser?" Die andere nickte nur etwas. "Ich habe Gaichi angerufen. Sie müsste gleich da sein."

"Bleib...", hauchte Saeko etwas kraftlos. Asako spürte den völlig überhitzten, Atem an ihrem Hals.

"Ich muss. Ich bleibe auch nicht lange weg. Danach bleibe ich bei dir."

Die andere krallte sich nur noch fester an sie und Asako seufzte leise. Vielleicht beruhigte sie sich wieder wenn Gaichi endlich da war. Bis dahin hielt sie die andere nur fest, streichelte ihr zärtlich über den Arm und die Haare. Tatsächlich lockerte sich der verkrampfte Griff um ihren Nacken etwas und Asako sah ihre Freundin dann schlieslich doch an. Sie war blass bis auf den noch stärker gewordenen Rotton auf den Wangen, wirkte desorientiert und schwitzte ziemlich. Sie hatte auf jeden Fall einen Alptraum hinter sich. Vorsichtig strich sie der Älteren über die Wange.

"Gehts wieder?" Ein schüchternes, schwaches Nicken, bevor dann schließlich auch die Türklingel los ging. Behutsam hob Asako die andere von ihrem Schoß, hauchte ihr nochmals einen Kuss auf die Stirn bevor sie zur Tür ging um die Senka hinein zu lassen. "Gut, dass du so schnell gekommen bist. Es geht ihr wirklich nicht gut."

"Was hat sie denn?"

"Fieber. Und ich glaube sie hatte einen Fiebertraum."
 

Die Senka wusste sofort, dass das kein normaler Fiebertraum gewesen war, wenn sie so reagierte. Es war schon wieder dieser Alptraum gewesen, von dem Saeko ihr neulich erzählt hatte und dadurch konnte sie dieses leicht verstörte Verhalten nur zu gut verstehen. Sie setzte sich zu der anderen, strich ihr über die Haare und lächelte etwas, sah dann aber irritiert auf als Sena sich auf einmal weg bewegte.

"Wo willst du hin?"

"Ich hab noch zu tun. Ich bin bald wieder da."
 

Shio, gerade in der Pause, hatte sich entschlossen ein wenig frische Luft zu schnappen und das Training etwas setzen zu lassen. Sie standen erst am Anfang ihres Stückes und da wurde das ganze etwas entspannter angegangen. Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten noch nicht einmal das Script verinnerlicht hatten. Ob sie mal bei Chigi vorbeisehen sollte? Immerhin hatte sie die Schauspielerin schon seit einer Weile nicht gesehen. Chigi wurde während der Zeit, die sie hauptsächlich mit Asako verbracht hatte, nach Yukigumi transferiert, arbeitete somit mit Kimu zusammen. Charakterlich waren die zwei sich ziemlich ähnlich, denn das was Kimu für Asako war, das war Chigi für sie. Mit einem Unterschied: Shio hatte nicht vor ihr Helferchen irgendwann fallen zu lassen. Dafür war sie zu vernarrt in die andere, allerdings hatte ihr Asako so einiges erzählt wie es denn eigentlich lief und was sie tun musste um zumindest einigermaßen mit dabei zu bleiben. Die Blonde war keineswegs auf eine Top Star-Position aus, das war ihr zu stressig, aber sie liebte es im Hintergrund ihre Fäden zu sehen. Als sie vor einiger Zeit gemerkt hatte, dass alles genau so verlaufen war, wie sie es geplant und gewollt hatte, hatte es ihr einen Push gegeben, den sie so noch nicht gekannt hatte. Kontrolle über das was sie tat war etwas gänzlich neues. Diese Kontrolle half ihr dafür zu sorgen, dass Chigi nur bei ihr allein blieb. Die Yukigumi-Schauspielerin nannte sie nicht Göttin, aber das konnte ja noch werden.

Ihr Handy klingelte. Wenn man vom Teufel sprach.

"Guten Morgen Chigi."

"Morgen Shio. Wegen dem worum du mich gebeten hast..."

"Ja was ist damit?"

"Die anderen sagen, dass das in Ordnung geht. Sie konnte mir noch nicht so ganz sagen, was jetzt genau los ist, aber sie meldet sich sobald sie etwas weis."

Shio lächelte etwas. Da war schon wieder dieser Schub, der ihr Blut etwas schneller durch die Adern presste.

"Danke Chigi. Möchtest du heute Abend vorbekommen? Ich würde mich freuen."

"Bei dir?"

"Nein bei Asako. Zum Essen."

"Ist das denn okay, wenn du mich so einfach einplanst?"

"Selbst ohne dich wären wir mindestens fünf Personen. Eine Person mehr oder weniger macht jetzt auch keinen Unterschied."

"Uhm... na gut?"

"Gut. Fahr einfach mit Kimu mit. Ich weis nicht ob sie noch einkaufen wollte, aber wenn, wärst du so freundlich ihr etwas zu helfen?"

"Klar. Mach ich doch gern."

"Danke."

Sie legte auf, lächelte etwas breiter.
 

Inzwischen hatte sich Saeko wieder einigermaßen beruhigt, hielt den Tee, den Gaichi ihr gemacht hatte, fest zwischen den Händen und lies sich den Nacken von der Senka massieren. Da Gaichi bereits wusste, was Sache war, musste sie gar nicht erst erklären wieso sie so drauf war.

"Ich finde trotzdem, dass du es Sena erzählen solltest. Es kann nichts Gutes bedeuten, wenn du immer das Selbe träumst. Besonders der letzte Teil macht mir Sorgen..."

"Es geht sie aber nichts an, Gaichi."

"Wenn sie in deinen Träumen vorkommt, doch ich glaube das geht sie sehr wohl etwas an."

"Es ist nur ein bedeutungsloser Alptraum. Ich bekomm mich schon wieder ein."

Gaichi seufzte einmal, stand auf und setzte sich vor Saeko, die selbst im Schneidersitz unter der Decke saß und auf die dampfende Flüssigkeit in ihrer Tasse starrte.

"Ich sage es nochmal. Es kann nichts Gutes bedeuten. Wir sehen beide, dass Sena sich verändert."

"Sie würde aber nie..." Saeko seufzte. "Du weist, dass sie nicht dazu fähig wäre."

"So wie sie sich momentan verhällt? Ich traue ihr alles zu."

Die ehemalige Tod-Darstellerin brummte einmal missgelaunt auf und erhob etwas die Stimme.

"Es ist immer noch meine Freundin von der du da sprichst."

Selbst in ihrem völlig übermüdetem Zustand, der Schlaf war mehr anstrengend als erholsam gewesen, schaffte sie es noch sich über Gaichi's sehr herablassenden Tonfall auf zu regen. Immerhin hatte Asako es versprochen.

"Ich würde vielleicht anders handeln, wenn ihr beide euch endlich mal zusammenraufen würdet und endlich Mizu und Kimu vor die Tür setzt. Ich verstehe euch nicht." Saeko holte einmal Luft, aber Gaichi unterbrach sie. "Ich weis, dass ihr dieses komische Abkommen habt, wobei ich den Sinn davon immer noch nicht verstehe. Aber selbst damit verstehe ich nicht, wieso du dich immer noch von Mizu flachlegen lässt. Geschweigedenn Sena einfach ihrem Willen nachgehen lässt. Du siehst dabei zu, wie sie ihr kleines Spinnennetz spinnt und unternimmst nichts dagegen."

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich sagte ich mische mich nicht ein."

"Du bist aber die einzige, die sich einmischen kann. Du merkst doch mit deinen Träumen, dass es dir doch etwas ausmacht. Und es stört dich. Unternimm etwas degegen."

"Ich kann nicht. Versteh das doch einfach." Das Telefon klingelte und Saeko streckte sich einmal nach dem schnurlosem Teil auf dem Tisch, sah auf das Display. Chika's Nummer? Wie kam Chika an Asako's Nummer? Sie nahm ab.

"Sena ich warne dich wenn meine Freundin..."

"Dir auch guten Morgen, Chika."

Die Stimme des Yukigumi-Top-Stars schlug mit einem Mal um.

"Saeko! Was machst du bei Asako?"

"Ist doch nicht wichtig, oder?"

"Ich denke schon, dass es wichtig ist, wenn du mitten in der Nacht einfach abhaust."

"Chika ich hab meine Gründe. Hör mal ich kann jetzt aber auch nicht weg."

"So?" Chika am anderen Ende klang doch etwas wütend. "Und? Was ist dieses Mal deine Entschuldigung?"

"Ich habe Fieber bekommen. Ich kann mich kaum bewegen."

Kurzes Schweigen am anderen Ende.

"Ich hole dich nach dem Training ab."

"Chika nein..."

"Kein Aber. Ich glaube nicht, dass Kimu so sonderlich glücklich ist, wenn du da bist..."

"Ich bin alt genug um selbst zu entscheiden wo ich bleibe, vielen Dank." Saeko's Stimme triefte geradezu vor Ironie. "Und Kimu ist alt genug um nicht gleich einen Aufstand zu machen. Bissher hat es auch geklappt. Du konzentrier dich darauf endlich mal dein Script zu lernen, dass du ja immer noch nicht kannst."

"Saeko..."

"Darf ich auch mal?" Asako stand mit einem mal bei der Couch, hatte sich auf die Rückenlehne gelehnt und lächelte.

...Lächelte? Asako lächelte nie, wenn es um Chika ging. Überhaupt, wann war sie denn so nahe an sie herangetreten. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass der Tsukigumi-Top-Star überhaupt die Tür reingekommen war.
 

Ohne weiter auf Saeko's Antwort zu warten fischte sie nach dem Telefon in der Hand der Älteren, drückte den Freisprechknopf, der rot aufblinkte, und lies sich dann in ihren Sessel nieder, lehnte sich auf ihren Oberschenkeln auf und hielt das Telefon so, dass Natsuki sie problemlos hören konnte.

"Guten Morgen, Natsuki. Ich hoffe euer Training verläuft gut?"

"Sena!" Die Frau am anderen Ende des Telefons war hörbar in Rage. "Was fällt dir eigentlich ein..."

"Jetzt komm mal runter. Saeko passiert schon nichts. Sobald sie wieder gesund ist bringe ich sie dir sogar selbst wohlbehalten und unangetastet zurück. Aber etwas anderes." Die Tsukigumi-Darstellerin beugte sich vor, setzte sich eine Brille auf die Nase, die sie manchmal zum Lesen brauchte, und schlug eine Mappe auf, die auf dem Tisch lag. Darin waren einige Notizen, allerdings so dahingekritzelt, dass eigentlich nur sie selbst es entziffern konnte. "Stimmt das Gerücht, dass du mit Aqua 5 dieses Jahr ein Konzert gibst?"

Aqua 5 war eine kleine Gruppe innerhalb von Takarazuka, fast eine kleine Band, die Natsuki vor einiger Zeit zusammengestellt hatte. Wenn sie die Zeit fanden gaben sie manchmal kleine Konzerte, was Takarazuka einen extra Profit einbrachte.

"...Selbst wenn, was geht es dich an?"

"Ich finde es nur sehr sehr schade."

"Wieso?"

"Weil du dann nicht bei meinem Auftritt dabei sein wirst. Wirklich jammerschade."

"Welcher Auftritt? Wovon zur Hölle sprichst du bitte?"

"Von meinem Auftritt als Tod."

Schweigen am anderen Ende. Asako war in das Hauptgebäude Takarazuka's gegangen um zu sehen, welche Stücke zur Auswahl standen für die zukünftige Saison. Sehr zu ihrer Verwunderung, dann jedoch zu ihrer Freude fand sie das Elisabeth-Stück darunter. In dem Moment hätte sie am liebsten Freudensprünge gemacht. Natsuki konnte ihr das Stück nicht wegnehmen, egal wie man es drehte und wendete. Sie konnte geradezu fühlen, wie die Frau am anderen Ende abkühlte und das hörte man ebenso an ihrer Stimme.

"Wer sagt, dass du das Stück bekommst? Hoshigumi und Soragumi haben bessere Chancen darauf. Von Hanagumi mal abgesehen."

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das Stück bekomme."

"Mach dir keine falschen Hoffnungen."

"Ist das eine Kriegserklärung, Natsuki? Ich nehme sie mit Freuden an."

Im Augenwinkel sah sie Gaichi aufspringen. Die Senka war mit zwei Schritten bei ihr, entriss ihr das Telefon und Asako sah etwas verwundert auf.

"Es reicht jetzt! Alle beide!" Sie nahm das Telefon und drehte es zu sich. "Du Natsuki hällst dich mal schön raus. Ihr beide werdet gefälligst die Direktoren selbst entscheiden lassen wer welches Stück bekommt! Also schluss jetzt." Asako lehnte sich nur zurück, lehnte den Kopf an den Handrücken und sah dabei zu, wie Gaichi Natsuki abwürgte, die gerade noch etwas sagen wollte und das Telefon anschließend weglegte, fast wegwarf. und sich zu ihr drehte. "Was sollte das, Sena??"

"Ich weis nicht, was du meinst."

"Ich glaube du weist genau was ich meine!"

"Nein ganz und gar nicht. Immerhin habe ich nur eine nette Unterhaltung mit Natsuki geführt. Wenn ich mich recht entsinne redet ihr auch ziemlich viel miteinander."

"Das kannst du nicht vergleichen. Denk doch wenigstens mal darüber nach, was du anstellst!"

"Sie hat angefangen, Gaichi, also schrei mich nicht dafür an."

Die Senka schnaubte einmal, schluckte die restlichen Worte, die sie sichtlich noch auf der Zunge liegen hatte, herunter und ging zu Saeko. Erst jetzt fiel auch Asako's Blick auf die ehemalige Tod Darstellerin. Sie starrte mit fast vertörtem Blick zu ihr herüber, wobei Asako das Entsetzen in ihrem Blick sehen konnte, ebenso wie die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Jetzt stockte sie doch. Was war denn los mit ihr? Sie trat einen Schritt auf sie zu.

"Saeko?"

"Wag es nicht, Sena. Wir gehen und du bleibst da schön stehen."

"Was zur... Gaichi was soll das?"

"Lass es einfach. Bevor du dich wieder einbekommst brauchst du dich gar nicht bei mir blicken lassen. Ich nehm sie mit zu mir. Und bevor du nicht endlich realisierst was du anstellst brauchst du gar nicht erst daran denken an zu rufen."

Asako konnte nur dabei zusehen, wie Gaichi Saeko stütze und sie aus der Wohnung brachte, blieb wie ein begossener Pudel vor dem Sofa stehen.
 

Saeko konnte kaum laufen. war noch immer zu geschockt von dem, was sie gerade gesehen hatte. Es war nicht einmal das Gespräch an sich gewesen, sondern vielmehr Asako selbst. Dieser Blick, dieses Lächeln, dieses fast bestialisch böse Lächeln, dass sie bissher nur ein mal gesehen hatte. Es lies ihr das Blut in den Adern gefrieren. Noch immer verkrallten sich ihre Hände in die Decke, die sie um die Schultern trug, wobei sie nicht einmal merkte, dass Gaichi gar nicht dazu gekommen war ihre Schuhe wieder an zu ziehen und Saeko trotz des Fiebers nur in Socken im Auto saß. Sie hatte es gefürchtet. Es hatte ihr den Schlaf geraubt.

Asako...



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