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Prinzessin Rabenhaar

Oder auch: Wie angelt man sich einen Prinzen?
von

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Verraten und Verkauft

Draußen krähte der Hahn und weckte Lore. Murrend und noch erschöpfter, als er es gestern war, erhob er sich und saß erstmal da, wie ein nasser Sack. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals so müde gewesen war.

Aber sicherlich lag es daran, dass er sich die ganze Nacht den Kopf zerbrochen hatte.

Das rächte sich nun, in dem er müde war. Mit einem Stöhnen, wischte er sich über das Gesacht, schaute hinaus, aus dem Fenster. Die Sonne war dabei auf zu gehen. Und er hörte deutlich wie das Bett nach ihm rief. So ließ er sich wieder nachhinten fallen, die Arme über seinen Kopf ausgestreckt und schloss die Augen.

Doch bevor er wieder wegdämmern konnte, wurde die Tür geöffnet und Laru trat ein. Frisch gewaschen und gebürstet. Als sie ihren Mann noch in den Federn sah, musste sie kichern.

Leise schlich sie sich zur Kommode auf der eine Waschschüssel stand und nahm einen Schwamm. Tunkte diesen in das Wasser und ging mit dem nassen Ding zu ihrem Mann. Mit einem gemeinen Grinsen hielt sie den Schwamm über Lore und drückte zu.

Ein Schwall kalten Wassers ergoss sich über Lore, der erschrocken aufschrie und wie von der Biene gestochen aufsprang. Erstmla nicht begreifend was passiert war, schaute hektisch um sich, dann aber sah er seine Frau. Mit dem Schamm und lachend. Ihm dämmerte nun, was passiert war und er sah sie fassungslos an. „La-Laru?“, keuchte er. „Bist du noch zu retten? Willst du mich in Grab bringen?“

„Tut mir leid, Lore!“, kicherte Laru, die sich langsam wieder beruhigte. „Aber es wird Zeit nachhause zu gehen!“

„Zieh dich an und komm runter. Jardo und Makan haben uns Frühstück gemacht!“

Dann verließ sie auch wieder das Zimmer.

Lore blieb erstmal sitzen, dann aber raffte er sich auf und zog sich an. Nicht das Laru auf die Idee kam und einen Eimer Wasser über ihn ausschüttete.

Mit einem etwas zerknirschten Gesicht stieg er die Stufen hinunter und ging in die Schankstube.

Jardo, Makan und Laru erwarteten ihn bereits. „Guten Morgen, der Herr. Na, gut geschlafen?“, fragte Jardo mit seiner tiefen Stimme und man konnte deutlich das Lachen in dieser hören.

Lore ahnte igrendwie wieso. Sicher hatte man seinen Schrei bis nach unten gehört. „Ja. Aber das Wecken war nicht gerade berauschend!“, sagte er und schaute mit finsterer Miene zu Laru. Diese hob nur die Hände.

„Wie ich hörte, wart Ihr gestern auf dem Schloß?“, fragte Makan nun und beugte sich erwartend vor. Lore stöhnte innerlich, weil er wusste, dass Laru ihr alles erzählen würde. Und er es sich zum zweiten Mal anhören müsste.

„Erzählt. Wie war es?“

Lore machte schon jetzt ein gequältes Gesicht. „Naja…ziemlich pompös eben. Alles was Rang und Namen hatte, war dort…Um ehrlich zu sein, ich war froh, als wir weg waren!“

Lore staunte das hatte sich gestern noch ganz anders angehört.

Oder sagte sie das, nur um ihn den Kummer zu ersparen, der ihn bei der königlichen Hochzeit ereilt hatte, fern zu halten?

„Für mich wäre das auch nichts. All diese gelackten Affen und nach parfümstinkenden Adelszicken…Ich würde mich da nicht wohl fühlen!“, sagte Jardo.

Wohl gesprochen, dachte Lore und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Das du auch immer alles schwarzmalen musst!“, sagte Makan mürrisch. Jardo grinste nur, legte den Arm um seine Frau und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Laru und Lore sahen sich dabei lächelnd an.
 

Als der Monat vorbei war, zahlte Sada Lore für seine Mühe aus und Lore war erstaunt, wieviel ihn der gute Mann zahlte. Damit konnte er sowohl das Haus, als auch den Ring zahlen. Ungläubig schaute er auf das Säckchen mit seinem Lohn. „Ich…ich weiss nicht was ich sagen soll!“

„Wie wäre es mit Danke?“, grinste der Alte.

„Danke, Sada!“, sagte Lore daraufhin. Das Grinsen Sadas wurde breiter. „Nimm dir den Tag frei!“, sagte er dann. „Du hast es dir verdient!“
 

Noch immer sprachlos, verließ Lore die Stadt. Doch zuvor hatte er Sada gebeten, einen Teil des Geldes sicher zu verwahren. Sada erklärte sich einverstanden. Fragte jedoch wieso. Lore sagte nur, dass das einen bestimmten Grund hatte, den er noch nicht verraten wollte.

So ging er mit dem Rest, den er dem Verwalter geben wollte, nach hause und sah schon von weitem, dass Laru Besuch hatte.

Ein Reiter stand auf der Strasse und hielt die Zügel eines anderen Pferdes.

Lore ahnte, wer sie da besuchte. Und als er näher kam, hörte er schon die Stimme des Verwalters. „Das reicht nicht mal um einen der drei Monate zu zahlen!“, blafft er. „Womit habt Ihr Eure Zeit vergeudet? Mit nichts tun? Wenn Ihr nicht zahlt, werde ich das Haus nehmen und ihr entdet auf der Strasse!“

„Gebt uns bitte noch etwas Zeit. Ich…es war eine schwere Zeit!“, sagte Laru hilflos.

„Euch noch mehr Zeit geben? Wollt Ihr Euch über mich lustig machen?“, schnaubte der Mann und trat nach draußen. Laru ging ihm hinter her und rang die Hände. „Wenn Ihr nicht zahlt, dann…!“

Lore hatte genug gehört. Mit entschlossenen Schritten ging er auf den Mann zu. „Werter Herr!“, rief er und der Verwalter zuckte kurz zusammen. Dabei klang er wie ganz der Prinz, der er mal war. Gebieterisch und ohne ein Widerwort billigend. Jedes Wort troff nur vor kalter Entschlossenheit. Der Verwalter sah ihn zuerst erschrocken an, dann aber schien er sich wieder zu fassen. „Sieh an. Der Gatte. Ich hoffe doch, dass immerhin Ihr genug Geld habt, um Euer Haus zu behalten!“

Lore verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln, griff in seine Tasche und holte das Säckchen hervor. Warf es ihm zu. „Reicht das?“, fragte er kalt.

Der Verwalter öffnete das Säckchen, zälte das darin befindliche Geld und seine Brauen hoben sich. In seinen Augen blanker Unglauben. Dann, als er Lore und Laru anschaute, versuchte er ungerührt zu wirken.

„Ja!“, sagte er. Laru wollte schon aufatmen, als er dann sagte. „Zumindest um den größten Teil Eurer Schulden zu begleichen. Nächsten Monat werde ich wieder kommen und den Rest holen. Ich bin ja kei Unmensch. Aber wehe Euch, wenn Ihr nicht zahlt. Dann ist es aus mit Euch!“

Dann ging er von dannen.

Lore und Laru sahen ihm nach. Als er aus ihrer Sicht verschwand, atmete Laru auf. „Gut, dass du rechtzeitig dagewesen bist!“, sagte sie. „Nicht aus zu denken, was passiert wäre, wenn du ihm das Geld nicht gegeben hättest!“

„Aber wir haben noch Schulden!“, sagte Lore ernüchternd. Laru winkte ab. „Auch das bekommen wir hin. Wir dürfen nur nicht verschwenderisch sein!“

Verschwenderisch? Sie lebten doch schon an der Armutsgrenze. Die wenigen Gelegenheiten, die sie hatte, um mit ihrem Singen Geld zu verdienen, waren so selten, wie Rosen in der Wüste. Das Singen auf der Hochzeit der Prinzessin, war das einzige, was ihnen genug Geld einbrachte und das ging nun an den Verwalter. So wie es aussah, würde er nun auch das Geld nehmen müssen, mit dem er den Ring bezahlten wollte, damit sie sich immerhin etwas zu essen leisten konnten.

Wieder einmal wünschte er sich, wieder Prinz zu sein.
 

„Dieser Verwalter ist wahrlich ein Blutsauger!“, schnaubte Sada abfällig. Lore hatte ihm am nächsten Tag erzählt, was gestern passiert war und wirkte mehr als nur geknickt. „Wenn das so weiter geht…!“, murmelte er vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Jetzt lass doch den Kopf nicht hängen. Immerhin hast du noch genug Geld für Euch beide, damit Ihr Euch was zu beißen kaufen könnt!“

„Ja, aber das Geld war eigentlich für was anderes gedacht!“

„Und für was?“

„Ich…ich wollte damit einen Ring kaufen. Es sollte ein Geschenk für Laru sein!“, begann Lore zögernd. Sada hatte sowas schon erwartet.

Diese ganze Geheimniskrämerei…

Lores Grübeln…

Eigentlich zeugte dies von großer Hingabe. Aber er wusste auch um die Geldnot der beiden.

Darum hielt er es für das Beste, den Jungen davon zu überzeugen, dass sie erstmal das Geld für das wichtigste nehmen sollten.

„Meinst du nicht, dass du dir dabei zu viel aufbürdest?“, fragte er daher.

„Was meinst du damit?“, fragte Lore. Sada hob die Schultern. „Naja, ich finde du solltest nichts überstürzen. Laru ist nicht der Mensch, der große Geschenke braucht!“, sagte der Alte. Lore verzog das Gesicht. Genau das gleiche hatte Laru auch gesagt.

Er hätte sich denken können, dass Sada so etwas von sich geben würde. Dennoch zog es ihn runter.

„Aber ich dachte…!“, begann Lore. Sada hob die Hand. Brachte ihn so zum Schweigen.

„Es zeugt von großer Zungeigung. Aber Gold kann man nicht essen!“

Da war was Wahres dran.

Diese ernüchternen Worte ließen das letzte bisschen von Lores Entschlossenheit in sich zusammenstürzen, wie ein Kartenhaus.

Das Schlimmste aber war, dass, Sada recht hatte. Sie brauchten das Geld mehr für Essen, als für sonst irgendwas.

Wie ein begossener Hund ließ er den Kopf hängen. „Nagut, ich werde es lassen!“

Sada sah natürlich, dass es Lore schwer traf.

Und es brach ihm das Herz. Er verstand wie ihm zumute war. Auch er war einmal jung und verliebt und hätte alles für seine Angebetete getan. So wie Lore nun und er wollte ihm helfen.

„Weißt du was? Ich gebe dir das noch fehlende Geld für Larus Ring!“, sagte er daher. Lores Augen wurden groß als er das hörte.

Meinte Sada das ernst?

Soviel Großzügigkeit konnte ein Mensch doch nicht in sich tragen?!

„Sada! Ich…ich weiss nicht, wie…!“

„Dann lass es!“, sagte Sada. „Das du Laru glücklich machen willst, weil du sie liebst, zeigt mir, dass du ein gutes Herz hast. Und das reicht mir!“

Lore sagte erstmal nichts, sondern sah ihn nur nachdenklich an.

„Du…du magst sie sehr, oder?“

Sada lächelte schwermütig. „Sie ist wie eine Tochter für mich!“

Lore nickte. Sowas hatte er sich schon gedacht. Sada hatte nie erwähnt, dass er selbst Kinder hatte. Dabei fragte er sich warum.

So ein herzensguter Mensch wie er, hätte doch sicher leicht eine Frau gefunden und dutzende Kinder mit ihr haben können.

Wieso also war er allein?

War das der Grund, warum er in Laru und in ihm die Kinder sah, die er nie hatte?

Weil er nicht allein sein wollte?

Die Antwort auf diese Frage fand er sehr schnell.

Ja!

Sada war stets wie ein Vater zu ihm gewesen. Hatte ihm mit Geduld alles gezeugt, was er wissen musste.

Dabei musste Lore an seinen eigenen Vater, den König, denken.

Früher hatte er ihn stets für streng und ungerecht gehalten, weil er ihm, aus seiner Sicht, seinen Willen auf zwingen wollte. Aber nun, wo er so darüber nachdachte, musste er erkennen, dass sein Vater nur so gehandelt hatte, weil er ihn auf den rechten Weg bringen wollte. Doch Lore dafür blind gewesen.

Bittere Reue ergriff ihn. Und er wünschte sich, seinem Vater zu sagen, dass es ihm Leid tat.

„Und nun habe ich auch noch einen Sohn!“, sagte Sada und lächelte. „Und ich bin froh, dass ich so einen tüchtigen Sohn habe. Da weiss ich nämlich, dass mein Geschäft in sicheren Händen ist, wenn ich diese Welt verlasse!“, sagte er.

Lores Magen zog sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen. „Bitte sag sowas nicht!“, kam er leise von ihm.

Sada sah sie ihn tröstend an. „Irgendwann wird dieser Tag kommen. Für jeden von uns. Und ich bin schon alt. Ich habe mein Leben gelebt!“

Sada klang so als würde er bereist mit einem Fuss im Grab stehen und es sorgte nicht gerade dafür, dass sich Lore davon getröstet fühlte.

„Wie kommt es eigentlich, dass du keine Kinder hast?“, fragte er und hätte sich selbst am liebsten geohrfeigt. So eien frage zu stellen, würde sicherlich nicht die Laune zwischen ihnen heben. Aber was Besseres war Lore nicht eingefallen, um die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken.

Sada hob nachsichtig die Schultern. „Es sollte einfach nicht sein. Die Frau, die ich liebte, war zu wohlhabend und ich ein armer Bursche. Ich versuchte alles, um in den Augen ihres Vaters gut genug zu sein. Und ihr alles bieten zu können, was sie wollte. Aber leider wollte sie nicht auf mich warten. Trotz dass ich ihr beteuerte, wie sehr ich sie liebte!“, sagte Sada und wirkte schwermütig. In seinen Augen sah Lore deutlich, dass er um die Frau trauerte, die er geliebt hatte und verspürte zu gleich einen Groll gegen diese.

Wie konnte sie ihn verschmähen, obwohl sie wusste, dass er sie heiß und innig liebte?

„Und hast du nie daran gedacht, eine andere Frau zu lieben?“

Sada lächelte traurig. „Wenn du einmal dein Herz verloren hast, ist es verloren und du kannst es nie wieder zurückbekommen!“

„Dann…dann warst du immer schon allein?“

„So allein wie du jetzt denkst, war ich wirkich nicht. Ich habe immerhin noch meine Freunde. Und ich habe Laru und nun dich…!“, sagte Sada und klopfte ihm auf die Schulter. Lore lächelte etwas.

Ließ ihn die Bitterkeit ein wenig vergessen.

„Jetzt aber schluss mit Trübsal blasen. Ran an die Arbeit. Das Geld verdient sich ja nicht von allein!“
 

Als Lore nachhause kam, hatte er bereits etwas zu essen eingekauft. Gemüse, Brot, ein paar Eier und auch Fleisch.

Da Sada ihm das Geld für Larus Ring geben wollte, hatte er mit dem, was er zurückgelegt hatte, diese Sachen kaufen können und er war sich sicher, dass Laru darüber Augen machen würde. Er war sich aber auch sicher, dass sie Fragen stellen würde. Aber da musste er durch.

Kaum dass sie die ganzen Sachen sah, schaute sie ihren Mann verwirrt an. „Mit was für ein Geld hast du das bezahlen können?“, fragte sie, als sie den Korb sah.

Lore wirkte verlegen. „Ich…ich habe das mit dem restlichen Geld bezahlt!“, murmelte er.

„Mit dem restlichen Geld? Aber du hast doch alles dem Verwalter gegeben? Oder etwa nicht?“, bohrte sie nach.

Lore wäre es nun am liebsten gewesen, wenn er sich jetzt in irgendein Mauseloch verkriechen könnte. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie, sollte sie den eigentlichen Zweck für sein erspartes Geld herausfinden, nicht gerade begeistert sein würde. Immerhin hatte sie ihm mehr als einmal beteuert, dass sie keine kostspieligen Geschenke haben wollte.

„Ja…Nein…Ach, verdammt!“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Ich wollte dir…!“

Lore sparte es sich, weiter zu sprechen. Sondern machte nur eine abwehrende Handbewegung und schüttelte den Kopf.

Laru wusste auch ohne dass er weitersprach, was er sagen wollte.

Geht das schon wieder los, dachte sie deprimiert. Ging auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. „Du bist einfach unverbesserlich!“, seufzte sie. Lore schloss die Auge, angesichts dieser Tatsache und seufzte ebenso. „Ich weiß!“
 

Einige Tage später kam hoher Besuch in den Weinladen Sadas.

Lore war gerade dabei einige Fässer aus dem Lager in die Vorderstube zu tragen, als er hörte, wie sich Sada mit jemandem unterhielt.

„Was für eine Freude, Euch wieder zu sehen. Wie lange ist das her?“, hörte er ihn aufgeregt rufen.

„Gut und gerne fünf Monate!“, erwiderte der Besucher und Lore merkte, wie sich im der Hals zu schnürte. Auch wenn er diese Stimme schon lange nicht mehr gehört hatte, wusste er, wem sie gehörte. Admiral Fira!

Was will der denn hier, dachte Lore finster und alles in ihm sträubte sich dagegen, nach vorne zu gehen. Aber er wollte bei ihnen auch nicht den Eindruck erwecken, dass er laienhaft war. So atmete er einmal tief durch und trug da Fass, mit dem Rücken vorraus, in den Laden.

„Wie ist es Euch so ergangen, Sada?“

„Bestens. Bestens. Ich kann mich nicht beklagen. Seit einiger Zeit habe ich jemanden, der mich tüchtig unterstützt!“, sagte Sada. „ Ahh. Da kommt er gerade!“

„Seid gegrüßt!“, sagte der Admiral höflich zu Lore. Doch dieser nickte nur. Bugsierte das Fass zu einer freien Stelle und achtete dabei, dass der Admiral ihn nicht sah.

„Nicht gerade gesprächtig, Euer Helfer!“, bemerkte Admiral Fira belustigt, worauf Lore ihm am liebsten etwas an seinen Schädel geworfen hatte. Er konnte sich gut das Grinsen vorstellen, mit dem er ihn bedachte und die alte aber wohl bekannte Wut kam in ihm hoch. Doch er riss sich zusammen.

„Was hat Euch hierher verschlagen, Herr Amdiral?“

„Ich wollte meinen Landurlaub nutzen, um gute Freunde zu besuchen!“, sagte der Admiral.

Mit mehr Kraft als gut war, knallte Lore das Fass auf den Boden, sodass dieser zitterte und das Fass bedrohlich ächzte. Welche Freunde das sein würden, konnte er sich gut vorstellen.

Er sah schon deutlich vor sich, wie er mit Laru wieder anfing zu flirten und Süßholz zu raspeln.

Ihm wurde schon schlecht bei dem bloßen Gedanken.

„Junge, sei doch vorsichtig. Sonst verschüttest du noch den guten Wein!“

„Entschuldige!“, sagte Lore leise.

Doch Fira hörte ihn und erkannte ihn sofort. „Lore?“

Lore zuckte dabei zusammen und drehte sich langsam widerstrebend um. Trotz des Bartes und den kurzgeschnittenen Haaren schien der Admiral ihn erkannt zu haben. Und Lore wünschte sich nun weit weg.

Mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck stand er da und schaute den Admiral mürrisch an.

In diesem Moment wäre es ihm lieber gewesen, wenn Roska durch diese Tür gekommen wäre.

Aber er musste nun seinem Nebenbuhler gegenüberstehen.

„Ihr kennt Euch?“, fragte Sada dann verwirrt.

„Ja. Wir sind alte Bekannte!“

Alte Bekannte, höhnte Lore in Gedanken. Das ist die größte Lüge überhaupt.

„Oh, na das freut mich!“, sagte Sada.

„Ich hole uns Gläser und eine Flasche meines bestens Weines!“

„Wir sind doch bei der Arbeit!“, wandte Lore ein. Zum einen weil er wirklich nichts während der Arbeit trinken wollte. Und zum anderen- und das war wohl der ausschlaggebende Grund-wollte er nicht mit dem Admiral trinken.

Eigentlich sollte er über seine Eifersucht drüberstehen.

Nach dem sich Laru und er so nahe gekommen waren und er sich ihrer Liebe so sicher war, wie sie bei ihm.

Dennoch war da dieses Flüstern, was ihm zu zischte, dass er nicht so blauäugig sein sollte.

Daher würde er lieber dutzende Weinfässer schleppen, bis ihm der Rücken schmerzte.

Aber er wollte Sada auch nicht vor dem Kopf stoßen. So blieb er und ließ es über sich ergehen.

Während Sada und der Admiral munter mit einander redeten, saß Lore da, nippte hin und wieder an dem Glas und schien nicht die Absicht zu haben, sich an der Unterhaltung zu beteiligen.

So war es nur eine Frage der Zeit bis der Admiral das Wort an ihn richtete. „Wie geht es Laru eigentlich?“

Lore kostete es große Mühe, ihm nicht den Wein ins Gesicht zu schütten.

Egal ob die beiden befreundet waren oder nicht.

Die Frage des Admirals schnitt in das Herz von Lore.

Das geht Euch einen feuchten Dreck an, keifte er. Sagte aber stattdessen:„ Ihr geht es gut!“

„Das freut mich. Mir liegt sehr viel daran, dass es ihr gut geht!“

„Denkt Ihr, ich bin ein schlechter Ehemann?“, schoss es aus Lore und sah den Admiral erschüttert an.

Dachte er wirklich, er könne für Laru nicht sorgen?

Er wusste doch nichts. Rein gar nichts.

Sicher hatte er noch sehr gut in Erinnerung, wie Lore sich aufgeführt hatte, als das Bier ihm zu Kopf gestiegen war.

Und dachte wohl dass er sich auch bei Laru so aufführte. Sie vielleicht sogar auch schlug.

Das machte ihn noch wütender, als er es schon vorher war.

„Das wollte ich nicht damit sagen!“, entschuldigte sich der Admiral sogleich.

Lore aber war nun nicht mehr zu halten. „Und was dann? Dass sie ohne mich besser dran wäre?“, fragte Lore wütend. „Was wisst Ihr denn schon? In der Zeit, nachdem Ihr den Hafen verlassen habt, hat sich einiges getan!“

„Lore, beruhig dich doch!“, versuchte Sada nun die Lage zu retten. Lore aber ließ sich nicht beschwichtigen.

„Es tut mir leid, Sada. Aber ich kann nicht weiterhin hier sitzen und mit ihm trinken!“, sagte Lore, wandte sich ab und ging.

Er hörte Sada sich beim Admiral entschuldigen und es tat ihm leid, dass er sich so Sada gegenüber aufgeführt hatte. Ihn traf nun wirklich keine Schuld.

Er konnte ja nicht wissen, wie angespannt das Verhältnis zwischen ihm und dem Admiral war.

Sobald sie allein waren, würde er sich bei ihm entschuldigen.

Als der Admiral dann gegangen war, ging Lore zu Sada. Kaum dass der alte Mann ihn sah, überschüttete er ihn mit zig Fragen und entrüsteten Bemerkungen.

„Was ist nur in dich gefahren, Junge?“

Lore ließ die Schultern hängen. „Ich...es tut mir leid, Sada. Wirklich. Aber ich…ich war so wütend auf ihn!“

„Das habe ich gemerkt. Er war doch nur freundlich und du brüllst ihn an, als wäre er hinter deiner Frau her!“

„Ich glaube auch, das hatte er vor!“

„Bitte?“, fragte Sada und sah ihn erschüttert an. „Ich habe gesehen, wie er Laru angeschaut hatte, als sie sich das letzte Mal trafen. „So sieht doch keiner einen anderen an, wenn er nur mit ihm befreundet sein wollte!“

Langsam dämmerte Sada, was in seinen Lehrling gefahren war.

„Verstehe. Du denkst, dass er was von Laru will!“

Lore zerknirschtes Gesicht war mehr als nur eine Antwort.

Sada seufzte. „Junge junge. Ich hätte mir sowas denken können. Deine Abneigung dem Admiral gegenüber war mehr als deutlich. Dabei dachte ich, du würdest genug Verstand und auch Vernunft haben, um zu wissen, dass du und Laru füreinander bestimmte seid!“, warf er ihm dann in väterlicher Strenge vor. Lore nickte schwach. Jetzt, wo Sada es ihm sagte, kam er sich wirklich dumm vor. Wiedermal hatte er sich von seiner Hitzköpfigkeit hinreissen lassen.

Das schlechte Gewissen, was er schon vorher hatte, wog nun noch schwerer.

„Und Laru weiß das auch!“, rief er ihm noch mal ins Gedächtnis.
 

Als der Laden dann schloss, machte er sich erleichtert, weil er sein Gewissen gereinigt hatte, auf den Heimweg.

Doch kaum dass er einige Schritte getan hatte, wurde er plötzlich aufgehalten. „Lore!“

Sofort versteifte er sich und dachte nur, dass das doch nicht wahr sein konnte.

„Was wollt Ihr?“, fragte Lore finster. Admiral Fira trat aus dem Dunkeln.

„Ich möchte mit Euch sprechen!“

„Und um was?“

„Was habe ich Euch getan? Gibt es einen Grund, warum Ihr mich so sehr hasst?“

Lore wollte nicht darüber sprechen, weil er es für reine Zeitverschwendung hielt.

Außerdem musste der Admiral doch die Antwort kennen.

Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, ihm zu sagen, was ihm so lange schon auf der Seele brannte.

„Das fragt Ihr noch? Ihr könnt mir erzählen, was Ihr wollt. Aber ich sehe Euch an, dass Ihr Gefühle für meine Frau habt!“, kam es aus Lore herausgesprudelt. „Aber lasst Euch sagen, dass ich Sie Euch nicht so einfach überlasse. Ich liebe sie!“

Der Admiral sah ihn für eine lange Zeit nur schweigend an. Dann lächelte er und nickte dann. „Das habe ich mir schon irgendwie gedacht!“, sagte er. „Da komm ich wohl zu spät!“

„Wusste ich es doch!“, maulte Lore.

„Bevor Ihr mir wieder an den Hals geht: Ja, ich habe Gefühle für Laru. Und ja, es sind nicht nur freundschaftliche Gefühle! Aber als ich ihr von meinen Gefühlen erzählt habe und sie fragte, ob sie das gleiche für mich fühlte, sagte sie, dass sie mich nur als guten Freund haben wollte. Dass sie auf den einen, den Richtigen wartete. Und ich es leider nicht bin!“, sagte der Admiral und Lore verlor den Faden.

Nur langsam drangen seine Worte in Lores Bewusstsein und ihm dämmerte, dass Laru nur ihn gemeint haben konnte.

Sie hatte auf ihn gewartet? Oder sagte er das nur um ihn von seiner Wut und Ungewissheit zu befreien?

Die Augen des Admirals hatten nicht eine einzige Spur von Täuschung. Sondern waren erfüllt von tiefster Ehrlichkeit.

Lore sagte nichts. Sondern sah ihn nur an. Konnte immernoch nicht glauben, was er da gehört hatte.

„Wollt Ihr damit sagen, dass ich derjenige bin?“

„Das müsstet Ihr doch am besten wissen!“, sagte der Admiral.

Und ob er das wusste. Sein Herz wusste es. Von Anfang an. Lore nickte nur.

Fire hingegen lächelte. „Seht Ihr. Ihr braucht Euch daher keine Sorgen zu machen!“

Mit diesen Worten klopfte er ihm auf die Schulter und ging dann.

Lore ließ er einfach stehen. Er wiederum sah dem Admiral nach. Dann machte er sich auch auf den Heimweg.
 

Laru sah ihrem Mann natürlich an, dass etwas passiert sein musste.

„Was ist los?“, fragte sie ihn besorgt, als er die Haustür hinter sich schloss. Lore sagte nichts. Schüttelte den Kopf.

Schaute zu Boden. Während er nachhause gelaufen war, musste er immer wieder daran denken.

Wie konnte sie auf ihn warten, wenn sie vorher noch gar nichts von ihm wusste. Lore erinnerte sich, wie sie damals entsetzt war, als sein Vater sie mit ihm vermählen wollte. Da hatte er nicht gerade den Eindruck gehabt, als würde sie jemals glücklich mit ihm werden. Aber nun…

Wie seltsam und wie schnell sich doch alles ändern konnte.

Laru deutete sein Schweigen als etwas Ungutes und kam mit sorgenvoller Miene auf ihn zu. „Lore? Du…du machst mir Angst. Was ist denn mit dir?“

Statt endlich was zu sagen, ergriff er nun ihre Schultern und drückte sie fest an sich. „Nichts. Es tut mir leid. Jetzt glaube ich dir!“, sagte er. Laru sah ihn verwirrt an. Begriff nicht was mit ihm war. Irgendwie wusste es aber ihr Herz und es schlug schneller.

Mit einem glücklichen Lächeln umarmte sie ihn.
 

Sada hatte, wie er es Lore versprochen hatte, ihm das noch ausstehende Geld für Larus Ring gegeben. Sogleich war er zum Goldschmied gegangen und hatte den Ring bezahlt.

Wobei der Händler ungläubig auf die Taler geschaut hatte.

Deutlich sah Lore ihm an, dass er es nicht für möglich gehalten hatte, dass Lore soviel Geld aufeinmal auftreiben konnte.

Doch er sagte nichts. Sondern gab ihm einfach den Ring und wünschte ihm noch einen schönen Tag.

Stolz wie ein König verließ Lore das Geschäft.
 

„Was für ein schönes Stück!“, sagte Sada bewundernd, als Lore ihm den Ring zeigte. Lore nickte.

„Meinst du, er wird ihr auch gefallen?“, fragte er dann.

„Machst du Witze? Sie wird aus dem Häuschen sein!“, sagte Sada. Lore grinste. Er konnte es kaum erwarten, ihr den Ring zu schenken.

Gleich heute Abend würde er ihr an den Finger stecken.

„Ich kann es kaum erwarten. Am liebsten würde ich gleich nach hause gehen!“

Sada lachte. „Das glaube ich gerne. Aber ehe es soweit ist, wirst du erstmal hier fertigwerden müssen!“

„Nagut!“, seufzte Lore und grinste verschmitzt. „So schwer es mir auch fällt!“

„Du unverschämter Schelm!“, sagte Sada und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.

Der Tag verging schnell und Lore verabschiedete sich bei Sada.

Voller Vorfreude eilte er die Gasse entlang. Malte sich aus wie Laru auf den Ring reagieren würde.

Sicher würde sie nach Luft schnappen, wenn sie das edle Schmuckstück sieht. Ihm vielleicht um den Hals fallen. Ihm tausendmal küssen und ihm dankte. Das hoffte er zumindest.

Ach, was.

Natürlich wird sie sich freuen. Auch wenn sie meinte, dass sie nichts von ihm wollte.

Sie würde den Ring bekommen. Gerade schob er seine Hand in die Tasche seines Mantels.

Tastete nach dem Ring. Doch seine Finger fanden nichts.

Lore blieb wie vom Donner gerührt stehen. Der Ring!

Er hatte den Ring vergessen. Er musste ihn im Weinladen gelassen haben.

Vielleicht war Sada noch da!Lore hoffte es.

Schnell lief er zurück, doch schon von weitem sah er, dass sein Hoffen nicht erhört wurde.

Das Licht war bereits erloschen. Sada war also auch schon daheim.

Verdammt, fluchte Lore.

Wie konnte er nur den Ring vergessen?

War er so sehr in Gedanken und seiner Vorfreude versunken?

Es brachte nichts, sich jetzt darüber zu ärgern.

Anstatt sich über seine Gedankenlosigkeit auf zu regen, sollte er sch auf den Heimweg machen.

Er konnte ihr den Ring auch morgen geben.

Immerhin war dieser gut aufgehoben. Also brauchte er sich keine Sorgen zu machen.

Mit dieser Sicherheit trat er den Heimweg an.

Er kam dabei an einigen Gaststätten vorbei, in denen munter das Ende der Arbeit gefeiert wurde. Lore lächelte etwas.

Er würde nur feiern, wenn es wirklich etwas zu feiern gab. Nicht einfach nur so. Es dämmerte schon und Lore beeilte sich.

Das Tor würde bald schließen. Da ging die Türe einer der Schenken auf und eine Gruppe von Männern trat auf die Gasse.

Sie schienen etwas angeheitert zu sein. Lore wollte gleich weitergehen. Doch da rief einer:„ Lore!“

Lore zuckte zusammen.

Er erkannte die Stimme. Sie gehörte einem von Fürst Roskas Lakeien.

Was wollen die hier?

Lore wollte es eigentlich nicht wissen, so machte er, dass er so schnell wie möglich weiterkam.

Er musste zum Tor und aus der Stadt. „Hey, wartet doch!“, rief der erste wieder und kam auf ihn zu.

„Was wollt Ihr? Wollt Ihr mir auch eins auswischen?“, fragte er und konnte einen herausfordernden Unterton in seiner Stimme nicht unterdrücken. Roskas List war noch lebhaft in seiner Erinnerung.

Dieses Mal würde er ihnen nicht so einfach in die Falle gehen.

Die Männer sahen sich nur an. Dann schüttelten einige von ihnen die Köpfe.

„Nein, im Gegenteil: Wir wollten Euch nur unsere Bewunderung bekunden!“, sagte nun ein anderer.

Lore Augen wurden groß, als er das hörte. Er hatte erwartet, dass sie ihm auflauern würden.

Sich für den Schlag, den er ihrem Herrn verpasst hatte, reavangieren wollen.

Dass sie nun aber ihre Anerkennung zeigen wollten, wunderte ihn. Machte ihn aber auch misstraurisch.

„Und Fürst Roska? Wird er nicht wütend sein, wenn Ihr ihm damit in den Rücken fallt?“

Einer von ihnen murmelte etwas, was Lore als eine Beldeidigung für den Fürsten verstand. Ein anderer spukte angewidert aus.

Der erste von ihnen trat etwas unwohl auf der Stelle herum und sagte zögernd:„ Er darf es nicht erfahren. Aber wir hassen ihn. Wäre er nicht der Sohn eines angesehenen Edelmannes und würde er uns nicht in der Hand haben, weil jeder von uns ihm Geld schuldet, würde keiner von uns in seiner Nähe sein. Er demütigt und verspottet uns, wann es nur geht und wenn er kein anderes Opfer gefunden hat!“

Die anderen nickten sich zu.

Lore wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er wusste schon immer, dass Roska einen verdorbenen Charakter hatte.

Das er nur Freude empfand, wenn er auf dem Leid anderer herumritt.

Seine Lebenseinstellung war einfach wie egostisch. Da wunderte es ihn nicht, dass seine angeblichen Freunde ihn verachten.

Und dennoch blieben sie bei ihm.

Nur weil er sie mit ihren Schulden an sich gekettet hatte. Er konnte nicht leugnen, dass er Mitleid mit ihnen hatte.

„Ihr wart der erste, der sich gegen ihn aufgelehnt hatte!“, sagte nun ein anderer.

Zustimmendes Gemurmel war zu hören. „Und dafür wollen wir Euch danken!“, kam es von dem ersten wieder.

„Das…das ist nicht nötig!“, sagte Lore verlegen. Ihm war es ein wenig unangenehm. Immerhin hatte seine Heldentat zur Folge, dass er im Gefängnis gelandet war und Laru ihn aus zahlen musste. Im Vergleich dazu war der Dank der Männer gerade zu lächerlich.

„Doch. Und darum wollen wir Euch einladen!“, sagte der andere.

„Nein. Ich…ich muss zu meiner Frau!“, sagte Lore und schaute hoch.

Die Dämmerung war längst vorbei. Das Tor, geschlossen. Lore stiess einen innerlichen einen Fluch aus.

Wieso war er einfach nicht weitergegangen? Nun jetzt würde er nicht mehr nachhause kommen.

Da konnte er auch mit ihnen gehen. „Also gut. Aber nur einen Humpen!“, sagte Lore.

Die Männer schienen nichts dagegen zu haben.
 

Es wurde ausgelassen gefeiert.

Mehr als einmal sprachen die Männer einen Prost zu Ehren Lores zu.

Lore hob verlegen lächelnd seinen Humpen. Zu seinem Glück blieb es auch bei diesem einen. Während die Männer sich immer wieder nachschenken ließen.

Und er musste zu geben, dass es auch eine lustige Runde war.

Vergessen waren das Misstrauen und die Vorsicht, mit denen er ihnen begegnet war.

Die Zeit schien wie im Fluge zu vergehen, dabei fühlte es sich auch so an, als würde sie nicht vergehen wollen.

Lore fragte sich, wie spät es war.

Außerdem merkte er wie ihm aufeinmal merkwürdig schwindelig wurde.

Was war los?

Das eine Bier konnte ihm doch nicht so sehr die Sinne trüben?

„Ich sollte jetzt lieber gehen!“, sagte Lore und erhob sich.

„Und wohin? Habt Ihr eine Bleibe?“

„Ich werde in die Gaststube von Jardo gehen. Zum singenden Bären!“

„Dann werden wir Euch dahin bringen!“, sagte der eine und sie begleiteten Lore nach draußen.

Um ihn nicht fallen zu lassen, stützten ihn links und rechts. Langsam gingen sie die Strasse entlang. Lore ließ sich einfach führen.

Das Schwindelgefühl schien hier an der frischen Luft stärker zu werden. Mit jedem Schritt den er machte.

Dabei fragte er sich, wie das sein kann. War er so empfindlich, so dass es schon einen Humpen Bier bedurfte, um ihn von den Füßen zu holen?

Lore konnte sich darauf keine Antwort geben.

Und noch etwas ließ ihn stutzen. Sie waren schon eine Weile unterwegs und er kannte sich gut genug aus, um zu wissen, wie weit es eigentlich zu Jardos Gaststätte war. Oder welchen Weg man nehmen musste.

Und sie nahmen einen anderen. Besser gesagt: den falschen Weg. Er bezweifelte nicht, dass sie wussten, wo Jardos Gaststätte war.

Sondern dass sie dahinbringen wollen. Was lief hier?

Er wollte etwas sagen, aber nicht nur sein Körper fühlte sich schwer an, sondern auch seine Zunge. Statt Worte gab er nur ein Lallen von sich. Er versuchte sich aus dem Griff der Männer nun zu befreien.

Was auch immer sie vorhatten, es war nichts Gutes.

Sie hatten ihn in eine Falle gelockt, schoss es ihm durch den Kopf. Und er verfluchte sich nun für seine Gutgläubigkeit.

Dabei hatte er sich vorgenommen, bei sowas achtsamer zu sein.

Doch sich deswegen zu schellen, würde nichts bringen.

Seine Gegenwehr vermochte es nicht sich aus dem Griff, der nun stärker wurde, zu befreien.

Als sie sahen, dass Lore nun nicht mehr ganz bei sich war, schleppten sie ihn in eine Seitengasse.

Hart stießen sie ihn dann gegen die Wand. Hielten ihn fest.

„Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da?“, lachte plötzlich eine Stimme und alles in Lore gefror zu Eis.

Aus dem Schatten tauchte plötzlich eine Gestalt auf.

Lore wusste sofort, wer da auf ihn zukam. Fürst Roska!

Natürlich. Er hätte es sich denken können.

Und wäre er nicht außer Stande sich zu wehren, würde er Fürst Roska wieder eine verpassen.

Da war es ihm gleich, ob er wieder eigesperrt wurde.

Aber so..

Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihn böse an zu sehen.

Davon ließ sich Roska natürlich nicht beeindrucken.

Mit einem boshaften Lächeln, schritt er auf ihn zu. „Es wird Zeit, es dir zurück zu zahlen!“, sagte er und schlug Lore ins Gesicht.

Lores Kopf wurde nach hinten geschleudert und knallte gegen die Wand.

Wäre Lore vorher nicht schon benommen gewesen, so würde er jetzt Sterne sehen.

In seinem Mund machte sich der Geschmack von Blut bemerkbar. Lore spukte aus.

„Was wird das werden, Roska? Willst du dich jetzt wirklich dafür rächen, dass ich den Mut hatte, dir entgegen zu treten?“, fragte Lore. „Weil es kein anderer wagen würde!“

Dabei schaute er zu Roskas Vasallen.

Sein Mitleid für sie hatte sich in Luft aufgelöst.

Das sahen und wussten sie und schauten sich unwohl an. Roska sah sie finster an. Dann wandte er sich wieder Lore zu. „Denkst du wirklich, dass ich mich mit diesem einem Schlag begnüge?“, fragte er und schlug ein zweites Mal zu. Dann ein drittes und ein viertes Mal.

Immer wieder, bis Lore das Bewusstsein verlor.

Bevor er allerdings in tiefste Schwärze abglitt, konnte er Roska noch sagen hören:„ Nehmt alles, was er bei sich hat!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Pamuya_
2016-01-23T15:22:33+00:00 23.01.2016 16:22
Ach du Schande! Schon allein, als ich den Titel gelesen habe, habe ich schon einiges geahnt. Dieser Roska ist ein verdammter Schweinehund! Er macht ja alles, nur um seine Genugtuung zu bekommen und zusätzlich machen die Idioten von Lakaien auch noch mit. Denen hätte ich so gerne den Marsch geblasen und sie windelweich gerpügelt. Hinterrücks schimpfen, aber dann dem Lackaffen auch noch helfen. Lore hatte Recht, genau das dem Fürsten unter die Nase zu binden. Leider ist er in diese Falle getappt. Er hätte mehr auf sein Bauchgefühl hören sollen und zumindest gleich zu seinem Freund ins Wirtshaus gehen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Naja, zumindest hatte er den Ring nicht dabei. Den können sie Lore nicht abnehmen. Dennoch ahne ich, dass da noch etwas kommen wird. Armer Lore.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
23.01.2016 16:23
Tjajajaja. Das Leben ist eine Achterbahn...Höhen und Tiefen...und Loopings
Antwort von:  Pamuya_
23.01.2016 16:25
Die Loopings beziehe ich mal auf preparierte Gesöff und ich glaube darauf hätte Lore gerne verzichtet.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
23.01.2016 16:28
Lach* das ist gut. Präperiertes Gesöff
Antwort von:  Pamuya_
23.01.2016 16:31
Ist doch so. ^^ Irgendetwas müssen die Deppen des Fürsten doch in den Krug hineingekippt haben. Sonst wäre Lore doch nicht so komisch gewesen und einen Humpen kann er normalerweise ertragen. -> Daher stimmte etwas mit dem Zeug nicht.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
23.01.2016 17:31
Gut kombeniert Sherlock Holmes
Antwort von:  Pamuya_
23.01.2016 19:01
^^^ Merci
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
23.01.2016 19:02
hehe


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