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Prinzessin Rabenhaar

Oder auch: Wie angelt man sich einen Prinzen?
von

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Ein lange gehütetes Geheimnis wird offenbart

Der nächste Tag brach an und Laru rollte sich gerade auf die Seite, als ihr Arm auf die linke Seite fiel, auf der Lore immer schlief und stellte erstaunt fest, dass diese leer war. Verschlafen öffnete sie die Augen, blinzelte. „Lore?“, fragte sie müde und gähnte einmal laut. Laut sagte sie dann, als sie sich aufrichtete:„Lore!“

Wo konnte er nur sein? „Ich bin am Frühstück machen!“, hörte sie seine Stimme. „Frühstück?“, fragte Laru noch halb benommen von der Müdigkeit, als ihr der Geruch von gebratenen Eiern in die Nase stieg. Träumte sie noch?

Sogleich meldete sich ihr Magen, machte ihr damit klar, dass sie nicht träumte und ließ sie nun mit einem Satz aus dem Bett springen. Schnell wusch sie sich das Gesicht und kleidete sich an, bevor sie in die Stube trat. Hier war der Duft von Eiern und Speck am stärksten und ließen das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Lore stand am Herd und briet gerade frischen Speck an. Laru war sichtlich überrascht ihn so zusehen. Aber sie freute sich auch. Mit schlenderten Schritten ging sie zu ihm. „Und was machst du leckeres?“, fragte sie fröhlich. „Eier mit Speck. Was Besseres konnte ich nicht!“, sagte er: „Ach, das macht doch nichts. Ich bin froh, dass du mich auch mal bekochst!“, sagte sie und riskierte einen Blick über seine Schulter. Ihre Heiterkeit verflog schnell, als sie die kümmerlichen, verkohlten Reste des Specks sah. „Ähhm…!“, brachte sie nur gedehnt hervor und Lore drehte sich zu ihr herum. „Ist was?“

„Nein nein nein!“, sagte sie schnell und schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung. Ich decke schonmal den Tisch!“

Das Frühstück war, wie zu erwarten, ungeniessbar, doch Laru würgte tapfer einige Bisse hinunter und spülte den Rest hinunter. „Und? Hast es geschmeckt?“, fragte er. Sein Teller war restlos leer und Laru fragte sich, wie er das geschafft hatte.

Waren seine Geschmacksnerven taub? Oder würgte er es nur runter, weil er sich nicht die Blöße geben wollte?

„Hm, ja. Sehr deftig!“, sagte sie und tupfte sich den Mund mit einem Tuch ab. Morgen würde sie wieder das Frühstück machen.

„Warum bist du denn schon so früh wach?“, fragte Laru. Lore sah sie kurz an, hob dann die Schultern. „Ich war halt sehr früh wach und dachte mir, du würdest dich freuen, wenn ich Frühstück mache!“

Laru lächelte. Auch wenn es nicht gerade gut geschmeckt hatte, freute es sie wirklich, dass er sich die Mühe gemacht hatte. „Das ist wirklich lieb von dir. Aber überlasse das Anbraten lieber mir!“, sagte Laru mit einem verschmitzen Grinsen. „Es hat dir doch nicht geschmeckt!“, stellte Lore fest und fühlte sich gekränkt. Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben. Laru machte nun ein etwas gequältes Gesicht. „Nun ja…es…es war gut durch. Zu durch!“, gestand Laru nun. „Ich geb zu, dass ich es ein bisschen zulange in der Pfanne braten ließ!“, sagte Lore kleinlaut. Ein bisschen ist gut, dachte Laru. „Es ist ja auch mein erstes Mal gewesen!“, behauptete Lore inbrünstig und verschränkte die Arme vor der Brust. Laru kicherte. „Hast du denn gut geschlafen?“, fragte Lore dann wieder ernst und Laru wurde auch ernst. Sie nickte. „Ja!“, sagte sie. „Danke, dass du da warst!“

Dann schwiegen sie. Lore sah sie an und er hatte den Eindruck, als würde ein Schatten über ihrem Gesicht liegen. Ob sie immer die Angst spürte, die sie letzte Nacht gepackt gehalten hatte?

Lore Neugier wuchs und wuchs. Bis er es nicht mehr aushalten konnte. Er wollte es endlich wissen.

„Seit wann hast du schon…diese Angst vor Gewittern?“, fragte er dennoch vorsichtig und Laru, die gerade etwas trinken wollte, verschluckte. Hustete heftig und schlug sich gen die Brust. Als sie sich etwas beruhigt hatte, sah sie ihn mit überraschten Augen an. Seine Frage schien sie nicht zubegreifen oder etwas in ihr aufzureissen, an das sie nicht denken wollte. Langsam stellte sie den Becher ab und schaute auf den Teller. Kaute auf ihrer Lippe herum und schien ange nachzudenken. Dann aber hob sie den Blick und sagte mit belegter Stimme:„ Ja, seid ich denken kann!“

„Und woher…kommt diese Angst?“, bohrte Lore weiter, auch wenn er sich bewusst war, dass er ihr damit sicherlich schlimme Erinnerung heraufbeschwor. Aber nach all der langen Zeit…

„Das ist nicht weiter wichtig!“, sagte sie, etwas zuschnell für seinen Geschmack. „Laru!“, sagte er leise. Wollte sie zum einen dazudrängen, dass sie mit der Wahrheit rauskam und um endlich mehr von ihr zuwissen. Ihm kam es vor, dass sie ihn inundauswendig kannte, während er das Gefühl hatte, dass sie ein Buch mit sieben Siegeln sei. Kaum hatte er eins gebrochen kam schon ein neues. Sie war ihm einfach ein Rätsel. Laru schüttelte den Kopf. „Lass es gut sein, bitte!“, bat sie ihn und schaute kurz nachdraußen. „Du solltest dich auf den Weg machen!“

Lore blieb sitzen, sah sie mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut an.

Warum machte sie daraus so ein Geheimniss?Dachte sie etwa, er würde sie deswegen auslachen? Was dachte sie dann von ihm?

Aber er sagte nichts. Sondern stand auf, zog sich dien Stiefel an und ging hinaus. Die Luft roch frisch und war angenehm kühl. Nichts schien mehr an die drückende Schwüle zuerinnern. Lore atmete tief ein. Sog die würzige Luft tief ein, die Balsam für seine Lungen war. Dann machte er sich auf den Weg. Doch als er schon das Feld sah, sah er, dass etwas nicht stimmte. Anstatt zu arbeiten, standen die Arbeiter nur da und redeten. Einige sehr laut und aufgebracht. Und als er näher kam, sah er auch warum. Das gesamte Feld war von dem gestrigen Unwetter zerstört worden. Die Stengel waren umgeknickt oder vom Matsch bedeckt. Die ganze Arbeit war zerstört. Oh nein, dachte er nur. Mare entdeckte ihn und kam auf ihn zu. „Lore, sieh dir das an!“, rief er aufgelöst und machte eine Armbewegung, die das gesamte Feld einschloss. „Wie ist das geschehen?“, fragte er und legte die Sense nieder. „Der Hagel, der gestern mit dem Unwetter kam, hat alles zunichte gemacht. Alles zerstört. Es wird Wochen dauern, vielleicht Monate um alles neu anzubauen!“, seufzte Mare. „Zeit, die wir nicht haben!“

„Weiss der Vogt schon davon?“

„Was ist hier passiert?“, herrschte eine Stimme und Mare murrte:„ Wenn man vom Teufel spricht!“

Der Vogt sah das Unglück und war außer sich. „Die ganze Ernte!“, rief er und schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Das gibt Ärger!“, murmelte Mare unter vorgehaltener Hand. „Wie konnte das passieren?“, schrie der Vorsteher, wobei er sich die Antwort schon denken konnte. „Es gab ein schweres Unwetter und der Hagel…!“, versuchte Lore es zuerklären. Doch der Vorsteher fiel ihm derbe ins Wort. „Dass es ein Unwetter gegeben hat, weiss ich selber!“

Dann wandte er sich um und schüttelte immer wieder nur den Kopf. „Was soll ich nur dem König sagen?“, jammerte er und ging dann. „Was wird denn jetzt passieren?“, fragte Lore leise. Kurz schaute sich um, betrachtete die abgerochenen Kornhalme und bezweifelte, dass man davon noch etwas retten konnte. „So wie es aussieht, wird er uns für die getanene Arbeit entlohnen und wir werden uns eine neue Arbeit suchen dürfen!“, sagte Mare. „Und wo?“ Mare lächelte dann und schlug ihm auf den Rücken. „Du hast doch schon eine, vergessen?“ Obwohl er eigentlich froh sein sollte, dass er nicht lange nach einer neuen Arbeit suchen musste, wusste dennoch Lore nicht, wie er Laru gestehen sollte, dass er nicht mehr auf dem Feld arbeiten konnte. Dass das die Ernte durch den Hagel zerstört wurde, war zwar höhere Gewalt gewesen und der Vorsteher hatte ihm genug Geld gegeben, abzüglich der Steuer, die noch fällig war, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass das nicht genug war. Zumindest nicht, wenn er den Ring für sie kaufen möchte. Er musste sich also eine weitere Arbeit suchen, bei der viel mehr verdienen konnte, sodass es auch zum Leben reichte. „Im Hafen suchen sie immer junge, kräftige Männer, die ihnen helfen die Ladung aufs oder vom Schiff zuholen!“, hatte ihn Mare gesagt. Lore war sich nicht sicher, ob solch eine Arbeit für ihn etwas wäre. Aber er hatte auch gedacht, dass die Feldarbeit auch zuschwer für ihn wäre. Und hatte sich wunderbar bewährt. Warum also sollte er nicht auch am Hafen arbeiten?
 

Laru schien nicht überrascht zu sein, als er so früh schon nachhause kaum und auch nicht, als er ihr erzählte, was mit der Ernte geschehen war. „Das habe ich mir fast gedacht!“, gestand sie und setzte sich, nachdem sie das Essen zubereitet hatte. „Auf jeden Fall hat man uns von der Feldarbeit entlassen und ausgezahlt!“, sagte er niedergeschlagen und legte den Beutel mit dem Lohn auf den Tisch. Öffnete ihn und ließ die Münzen hinauspurzeln. „Abzüglich der Steuer, die fällig war!“, erklärte er, als er Larus enttäuschten Blick sah. „So ein Blutsauger!“, murmelte sie. „Wir werden eine andere Arbeit finden!“, sagte sie dann und strich über seine Hand. Lore nickte nur. Fast wollte er sagen, dass er schon eine hätte. Verbiss es sich jedoch.
 

Schon am nächsten Tag ging er in die Stadt und zum Hafen. Dort war geschäftiges Treiben. Männer, beladen mit schweren Fässern und Säcken, liefen die Planken, der anlegenden Schiffe auf und ab und mehr als einmal musste Lore diesen Männer ausweichen, um nicht umgerannt zuwerden, oder sie selbst ins Stolpern zubringen. Schon allein dass er hinundwieder mit ihnen zusammenstiess, brachte ihm böse Blicke ein und er versuchte nicht weiter aufzufallen. Dennoch musste er das Büro des Hafenmeisters finden. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich durch zufragen.

Das Büro des Hafenmeisters war nahe dem Wasser und so erbaut, dass der Mann durch die Fenster seines Büros, welches im höchsten Stock lag, alles sehen konnte. So auch jetzt, als Lore in das kleine Zimmer trat und sich ankündigte. Der Mann drehte sich herum und sah den jungen Mann, der in der Tür stand fragen und prüfend an. „Ja?“, fragte er und Lores Hals fühlte sich aufeinmal ganz trocken an. Er ging einige Schritte vor. „Ich wollte Sie fragen, ob Sie für mich Arbeit hätten?“, fragte er. Der Hafenmeister sah ihn noch einmal prüfend an und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Du siehst nicht aus, als seist du harte Arbeit gewohnt. Wo auch immer du zuvor gearbeitet hast…hier geht es härter zu!“

„Das macht mir nichts. Ich habe schon auf dem Feld gearbeitet!“, sagte Lore trotzig. „Und wieso jetzt nicht mehr?“

„Die Ernte wurde durch das Unwetter zuerstört und somit bin ich arbeitslos!“

„Ja, ich habe davon gehört!“, sagte der Hafenmeister und blätterte in einem Buch. Schien ihn gar nicht mehr weiter zubeachten. Lore dachte schon, er würde noch Wurzeln schlagen, als der Mann dann aufschaute. „Ich kann dir keine Stelle geben!“, sagte er schließlich. Lores Mut sank ins Bodenlose. Dennoch wollte er nicht aufgeben. „Sind Sie sicher? Haben Sie nicht doch etwas für mich, bitte. Es ist sehr wichtig. Es ist für meine Frau!“, begann er und dachte kurz darüber nach, zu erwähnen, wer seine Frau war. Vielleicht kannte der Hafenmeister Laru und würde ihm so eine Stelle geben. Doch Lore verwarf diesen Gedanken wieder. Er musste selbst eine Stelle bekommen. Ohne die Hilfe von jemanden oder mit diesem irgendwie zutun zuhaben. „Ich habe keine Stelle frei. Es tut mir leid!“, sagte der Hafenmeister und Lore musste einsehen, dass er nichts dagegen tun konnte. So bedankte er sich dennoch höflich bei dem Hafenmeister und dessen Büro.
 

Mit hängenden Schultern und in den Hosentaschen vergrabenen Händen lief er durch das Gedränge, welches immernoch im Hafen war und war tief in Gedanken versunken. Seine Stimmung war tief gesunken und er wusste nicht, wo er sich noch umschauen konnte. Er hatte gehofft hier Arbeit zufinden. Nicht nur wegen der Arbeit in der Schenke, sondern auch, dass er hier noch ein wenig mehr verdienen könnte. Hier schien es wesentlich mehr Arbeit zu geben, als sonst wo. Der Hafen war, so schien es Lore, das Herzstück des Handels mit anderen Völkern zusein. Wann immer er hier war hatte er gesehen wie zahlreiche Schiffe, ob groß oder klein hier anlegten und ihre Fracht entluden. So hatte er sich gedacht, sich hier nach einer Stelle zuerkundigen. Da sicher immer Männer gesucht werden, die die Fracht vom Schiff in die Lagerhäuser bringen sollten. Aber anscheinend schien er nicht dafür geeignet zusein. Das hatte deutlich in den Blicken des Hafenmeisters gesehen und Lore wäre am liebsten umgekehrt und hätte diesen Mann für seine Voreingenommenheit geschlagen. Doch was hätte ihm das gebracht? Nichts. Nur Ärger!

Darauf konnte er verzischten. Also blieb ihm nichts anderes als sich damit anzufinden und weiter zusuchen. Aber egal wo er nachfragte. Keiner konnte oder wollte ihn einstellen. Etnweder weil es schon zuviele Arbeiter gibt oder weil er nicht dafür gemacht zu sein schien. Die Begründungen waren endlos und immer niederschlagender.

Verdammt, dachte Lore wütend und kickte einen Stein weg, als er wieder auf der Strasse entlang lief. Irgendwo muss ich doch eine Stelle finden. Da hörte er jemanden entsetzt aufrufen. „Halt! Haltet das Fass auf!“

Lore schaute auf und sah wie ein großes Fass über das Kopfsteinpflaster polterte. Genau auf ihn zu. Ein älterer Mann rannte dem Fass hinunter her. Hatte die Arme hoch erhoben und schrie immer wieder, dass jemand das Fass aufhalten soll. Keiner der anderen reagierte. Nur Lore. Schnell sprang er in den Weg des herannahenden Fasses und wollte es stopen. Doch durch den enormen Schwung wurde er selbst von den Füssen gerissen und das Fass rollte einfach über ihn hinweg. Lore glaubte unter dem Gewicht des Fasses keine Luft zubekommen. Doch kaum dass es ihm die Luft aus den Lungen presste, rollte es auch sogleich von ihm hinunter und hielt an. Lore hielt es dennoch fest, dass mit es nicht doch in die andere Richtung wegrollte. Der Mann, der dem Fass wohl die ganze Strasse entlang hinterher gerannt war, blieb schnaufend stehen und rang nach Atem. Als er sah, dass jemand sein Fass gestopt hatte, schlug er die Hände über den Kopf zusammen und konnte sein Glück nicht fassen. „Danke danke…ich danke dir, junger Mann!“, brachte er hervor. „G-Gern geschehen!“, japste Lore, dem immernoch die nötige Luft fehlte. Langsam rappelte er sich auf und stellte das Fass senkrecht hin. „H-hier Ihr Fass, werter Herr!“, sagte er und stützte sich darauf. Hielt sich die Brust. Tastete sie ab, weil er fürchtete, dass dieses Ding ihm einige Rippen gebrochen hatte. Doch er fühlte nichts. Erleichtert holt er einen tiefen Atemzug. „Wie kann ich Ihnen danken!“, sagte der Mann. Lore wollte schon abwinken, als der Mann sagte: „Himmel. Wie unhöflich von mir. Kommen Sie. Ein Schluck Wein würde Ihnen sicherlich guttun!“

Lore wollte darauf etwas erwiedern, ließ es aber, als er sah, mit welchem Blick ihn der Mann bedacht. Er bestand förmlich darauf, sich bei ihm zubedanken und ihm etwas Wein zugeben. Und wenn Lore ehrlich war, was sprach schon dagegen, sich ein Glas Wein zu gönnen. Außerdem wäre es unhöflich gewesen, diese Bitte, diesen Lohn abzuschlagen. Vielleicht konnte er so seinen Ärger kurz vergessen. Also willigte Lore ein. Rollte das Fass dem Mann hinterher, der vorraus ging. Die Strasse hoch und dann abbog. Der Mann führte Lore zu einem Laden, in dessen Schaufenstern Flaschen ausgestellt waren und mit Schildern beklebt waren. Über dem großen Fenster prangte ein Schild, auf dem mit geschwungener Schrift:„Vinothek!“, geschrieben stand. „Da wären wir!“, sagte der Mann und schob die Tür auf. Lore rollte das Fass hinein und stellte es dann wieder hin. Der Laden war klein, aber geräumig eingerichtet. Eine Theke stand an der gegenüberliegenden Wand. Dahinter ein großer Schrank in dessen Fächern unzählige Flaschen lagen. An den Wänden Fässer, ebenso wie die Flaschen in dem Schaufenster, beschriftet. Diese waren wohl fürs Probieren gedacht, denn es waren Zapfhähne in diese geschlagen und in der Luft hing ein würzigsüßer Duft. Lore sog diesen auotmatisch tief ein. Noch nie hatte er so guten Wein gerochen. Der Mann musste es bemerkt haben, denn ein wissendes Lächeln huschte über seine Lippen. „Bitte setz dich doch!“, sagte er und Lore war zuerst verwundert, dass er ihn nun so vertraut ansprach, sagte aber nichts, sindern setzte sich auf einen der Stühle, die um den Tischen standen. Der Weinbesitzer ging hinter die Theke, holte einen einfachen Holzbecher hervor und ging dann zu einem der Porbefässer. Drehte den Hahn auf und ließ etwas von dem daringelagerten Wein hineinfließen. Reichte Lore dann diesen. „Bitte, ich hoffe er mundet dir!“, sagte er. Lore roch an dem Wein und das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Nicht mal die Weinkeller seines Vaters hatten solche wunderbarduftenden Weine. Lore nahm einen Schluck und kaum das er ihm den Hals hinuntergeflossen war, leerte Lore sogleich den ganzen Becher in einem Zug. Er schmeckte sogar noch besser, als er roch. Fast schon wollte er den Mann bitten, ihm noch etwas einzuschenken, hielt sich jedoch zurück. Das letzte was er wollte, dass er sich betrank. Das Lächeln des Mannes wurde breiter. „Er scheint dir zuschmecken!“

„Ja, sehr sogar. Haben Sie ihn selbst gemacht?“, fragte Lore.

„Natürlich. Mit meinen eigenen Händen!“, sagte der Alte. „Aber leider werde ich nicht jünger!“

„Haben Sie denn keinen Gehilfen?“ „Nein, leider nicht. Alle anderen jungen Burschen wollen im Hafen arbeiten oder gar zur See fahren. Um was von der Welt zusehen, versteht sich. Aber guten Wein zu machen? Nein, das ist Ihnen nicht aufregend genug!“, murmelte der Mann enttäuscht und Lore fühlte sich dabei ertappt. Vor nicht zwei Stunden wollte er auch nur im Hafen arbeiten. Er hatte seltsamerweise ein schlechtes Gewissen diesem Mann gegenüber. „Wären Sie denn einverstanden, wenn ich Ihnen helfe. Als Ihr Lehrling und Gehilfe?“, fragte er nun hoffnungsvoll. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum. Aber er sah dabei die Chance endlich Arbeit zu finden. Und es würde jemanden helfen. Der Mann sah ihn für einen kurzen Moment verwirrt an, begriff nicht, um was ihn der junge Mann bat. Dann aber lächelte er. „Aber natürlich. Ich würde mich glücklich schätzen, einen solchen jungen, kräftigen Burschen in die Lehre zu nehmen. Du scheinst guten Wein sehr zuschätzen und zuerkennen!“, sagte er. „Das sehe ich sofort!“

Lore wusste nicht, was er sagen sollte. Er war überglücklich, doch noch was gefunden zuhaben. Doch seine Freude verflog, als er daran dachte, dass er noch eine andere Stelle hatte. „Danke, aber ich… ich habe noch eine andere Stelle.
 

In der Schenke von Jardo. Ist das ein Problem?“, fragte er und hoffte, dass er dem Mann damit nicht auf die Füsse treten würde. „Nein. Überhaupt nicht. Schließlich muss man sehen, wo man bleibt!“, sagte er verständnissvoll. „Wann arbeitest du in der Schenke denn?“

„Die letzten drei Tage der Woche!“

„Gut, damit kann ich leben. Dein Lohn wird natürlich nicht minder sein!“, versprach der Mann ihm. Lore wagte nicht zu fragen. Aber er wusste, dass es genug sein würde, um Laru zuunterstützen und ihr das Geschenk zu kaufen. „Danke. Ich weiss nicht, was ich sagen soll!“, brachte Lore nur hervor, stand auf und reichte dem Mann die Hand. „Sag doch einfach, dass du dich freust!“, sagte er. „Mein Name ist übrigens Sada!“

„Lore!“, erwiederte Lore nur. „Und ich freue mich!“

„Du arbeitest in Sadas Weinladen?“, fragte Jardo mit geweiteten Augen und hätte beinahe einen Bierkrug fallengelassen. Lore trat unwohl von einem Fuß auf den anderen und kam sich vor wie ein kleiner Junge, der eine Beichte abgelegt hatte. „Ich…nun…ja!“, sagte er schließlich. Nachdem Sada ihm die Stelle als sein Gheilfe und Lehrling zusprach, fühlte er sich verpflichtet, Jardo davon in Kenntniss zu setzen. Er hoffte, dass Jardo es ihm nicht übel nahm, dass er nun eine andere Stelle annahm, bei der mehr arbeiten und auch mehr verdienen konnte. „Tut mir leid. Aber ich…ich verdiene da gut genug, um Laru zu unterstützen. Und außerdem…!“, wollte er weitersprechen, wurde da aber immer leiser weil er feststellte, dass er damit Jardo wahrlich ins Gesicht schlug. Außerdem hob Jardo dann die Hand du brachte ihn so gänzlich zum Schweigen. „Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen. Um ehrlich zu sein, freue ich mich, dass du eine andere Stelle gefunden hast!“, sagte er und Lores Mund klappte auf. Wollte Jardo damit sagen, dass er keine große Hilfe war?

Dass er mehr eine Last, als eine Unterstützung war?

Jardo schien seinen entsetzten Blick richtig gedeutet zu haben. Doch er schlug die Hände auf den Bauch und begann schallend zu lachen. „Nicht, was du jetzt denkst!“, sagte er beruhigend. „Ich bin schon ein wenig enttäuscht, dass du kündigst. Zwei helfende Hände verliert man ungern. Aber andererseits freue ich mich auch, dass du eine volle Anstellung hast und somit mehr Geld bekommst!“

Lore atmete innerlich auf. „Dann ist es für dich in Ordnung?“, fragte er dennoch. Jardo lächelte väterlich. „Wenn es dir und Laru hilft, ist es nur recht!“

„Du arbeitest in Sadas Weinladen?“, fragte Laru, als ihr Lore davon erzählte. „Ja. Ich wollte zuerst im Hafen arbeiten. Aber dort hatten sie keine Stelle für mich. Sada war ein Fass verloren gegangen und die Strasse runtergerollt. Ich konnte es gerade noch aufhalten, ehe es zerbrach!“, erklärte er. „Dann hast du wirklich Glück gehabt!“, bemerkte Laru mit einem Schmunzeln. „Ja, ich kann es selber noch nicht fassen!“

„Die Arbeit im Hafen wäre sowieos nichts für dich. Da gibt es mehr Unfälle als sonst wo!“

„Denkst du etwa, ich wäre dafür viel zu ungeschickt?“

„Nein, aber ich will nicht so früh Witwe werden!“, gab sie zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

Am nächsten Tag begann Lore sogleich seine neue Arbeit im Weinladen. Sada zeigte ihm zuerst den Keller, in dem der Wein hergestellt wird. Unter anderem ein Gerät, in dem man die Trauben für den Wein hineintat und mit Hilfe einer Scheibe, die hinuntergedrückt wurde, auspresste. Ein Schrank, gefüllt, mit Gläsern, in denen verschiedenste Gewürze zum Verfeinern standen. Getrockenete Kräuter und andere Dinge. „Wielange machst du…machen Sie das Sada?“, fragte Lore, während er die Sammlung betrachtete. „Seit ich so alt war, wie du. Das ist natürlich schon sehr sehr lange her. Ich habe den Laden von meinem Vater, der ihn wiederum von seinem Vater hatte!“, erklärte Sada. „Sag ruhig du zu mir. Ich komme mir noch viel älter vor, wenn man Sie zu mir sagt!“

Lore musste dabei lächeln. „Was ist eigentlich mit deiner Familie. Lebt Sie denn in der Stadt. Wie kommt es, dass ich dich dann noch nie gesehen habe?“, fragte Sada da. Lore biss sich auf die Lippen. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn Sada ihn niemals danach gefragt hätte. Aber da sie eben noch über seine Familie gesprochen hatten, war es nur verständlich, dass Sada auch nun etwas über Lores Familie wissen wollte. Nur was sollte Lore ihm sagen.

Dass er eigentlich der Sohn eines Königs war und nur durch seine eigene Dummheit und Arroganz hier war? Früher wäre es ihm ein leichtes gewesen, das zu seinem Vorteil zuverdrehen und sich als Unschuldslamm hinzustellen. Aber nun wusste er es besser. Er war selbst schuld. Dennoch wollte er es Sada nicht offen legen. Also entschied er sich für eine halbe Wahrheit. „Nein, ich…meine Familie lebt weit weg von mir. Ich…mein Vater schickte mich fort, weil er wollte, dass ich auf eigenen Beinen stehe. Mir ein eigenes Leben aufbaue und lerne, Verantwortung zu übernehmen!“, sagte er daher und jedes Wort kostete Kraft. Schmerzvoll musste er daran denken, wie ihn sein Vater fortgeschickt hatte. Sada nickte verständnissvoll. „Das war sicherlich nicht leicht für dich. In die große weite Welt gestoßen zu werden, ohne Hilfe oder Beistand!“

„Ja, war es!“, stimmte Lore zu, musste dann aber lächeln, als er sich sagte, dass er nicht ganz so allein war. „Aber ich habe jemanden, der mir hilft und mich lie…!“

Lore brach mitten im Satz ab und wagte es nicht ihn weiter auszusprechen. „So, wer denn?“, fragte Sada mit einem Schmunzeln. Er ahnte wohl, dass es sich herbei um eine Frau handelte. „Laru. Ihr Name ist Laru!“, sagte er und die Augen Sadas wurden groß. „Goldkehlchen?“

„Ja, so heisst sie auch!“

„Da brat mir doch einer einen Storch. Schon seit Jahren prdige ich ihr, sie soll endlich einen Mann heiraten, damit diese Strolche sie endlich in Ruhe lassen und immer wieder hat sie sich geweigert. Jetzt hat endlich einer dieses sture Ding geheiratet und sie hält es nicht für nötig, es mir zusagen!“, brachte er empört hervor und Lore wunderte sich, warum Sada so außer sich war. Hatten die beiden irgendwie eine Verbindung miteinander? Und wenn ja, welche? „Woher weißt du das? Kennst du sie etwa sehr gut?“

„Sehr gut? Das ist ja wohl eine Untertreibung! Ich war ein guter Freund ihrs Vaters!“, sagte er immer noch entrüstet. „Ich bin so etwas, wie ihr Patenonkel!“

„Laru hat nie etwas von einem Patenonkel erzählt!“, murmelte Lore erstaunt. Sada rümpfte die Nase. Vergass aber dann seinen Ärger. „Naja, was solls. Hauptsache sie ist endlich unter die Haube gekommen!“, sagte er. „Und dann mit so einem hübschen Burschen. Die anderen Mädchen müssten sich sicherlich jetzt die Augen ausweinen, weil sie dich nicht bekommen haben!“

Neckisch stiess er Lore seinen Ellenbogen in die Rippen. Lore wurde rot. „Nunja, ausweinen sicherlich nicht!“, brabbelte er vor sich hin, als er daran denken musste, wie die verschmähten Edeldamen über ihn lachten, als er mit Laru fortgebracht wurde. „Jetzt aber genug, mit dem Tratschen. An die Arbeit!“, sagte Sada. „Kannst du reiten?“

„Ja, kann ich!“

„Gut, dann werden wir im Laufe der Woche zu einem der Bauern gehen und die Ernte holen, damit wir Wein machen können!“, sagte er. „Vorher aber will ich dir alles zeigen, was du wissen musst!“

Und so begann für Lore der erste Tag in seiner Lehre.

Es war nicht so schwer, wie das Korn zu ernten, aber auch nicht leichter. Es gab vieles, was Lore sich merken und beachte musste. Angefangen von der Prüfung der Trauben, ob sie schon faule Stelle hatte, bis zur richten Auswahl der Zutaten für die verschiedenen Weine. Lore musste sich erstmal alles aufschreiben, um es nicht zu vergessen und versprach Sada sich alles einzuprägen, damit er ihm eine große Hilfe sein konnte. Sada lachte nur. „Langsam, langsam, Junge. Das Königreich wurde auch nicht an einem Tag erbaut!“, sagte er. „Es ist zwar löblich, dass du alles so schnell wie möglich. Aber du solltest dir dennoch Zeit lassen, da du erst am Anfang deiner Lehre bist und am besten lernt man mit der Zeit und mit Geduld. Nicht zu vergessen mit Erfahrung!“
 

Es war schon fast Abend, als Lore zuhause war. Laru erwartete ihn bereits sehnsüchtig. „Na endlich. Ich dachte, du hättest dich verirrt!“, sagte sie erleichtert, als er in die Stube trat und lächelte dann verschmitzt. „Oder bist davongelaufen!“

So denkst du von mir?“, fragte er und konnte einen Anflug von Ärger nicht verbergen. Sie sollte ihn eigentlich, nach all der Zeit bereits kennen. Laru sah, dass sie etwas Falsches gesagt hatte und lächelte um Verzeihung bittend. „Tut mir leid. Ich habe mir eben Sorgen um dich gemacht!“, sagte sie und trat an ihn heran. Nahm seine Hand. „Du hast gesagt, du würdest in die Stadt gehen, um nach Arbeit zu suchen. Daher dachte ich, du seist eher zurück!“

Lores anfänglicher Ärger verflog und er lächelte matt. Hob dann ihre Hand an seine Lippen und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Haut. „Schon gut. Ich dachte ja auch, dass ich gleich wieder zurück zu dir kann. Aber es hat sich anders ergeben!“

„So hast du Arbeit gefunden?“, fragte Laru hoffnungsvoll. „Ja, ich habe einem Mann geholfen, sein Weinfass zu retten und er gab mir sogleich eine Stelle!“, erklärte er und Larus Gesicht nahm nun einen erstaunten Ausdruck an. „Heißt dieser Mann etwa Sada?“, fragte sie dann und Lore nickte, mit einem gewissen schelmischen Funkeln in den Augen. „Das…das ist ja wunderbar!“, sagte sie dann. „Ich wusste, dass du dich darüber freust!“

Während dem Essen erzählte Lore ihr alles. Wie er zuerst zum Hafen ging und dann auf Sada stieß, der seinem Fass hinterherjagte und wie Lore es davor bewahrte, ins Wasser zu fallen. Laru musste dabei lachen, als sie sich dies bildlich vorstellte. „Oh je der arme Mann. Da hatte er ja wirklich Glück, dass er dich hatte!“, sagte sie. „Ja, es war wirklich Glück und noch größeres Glück, dass er mir eine Stelle gab!“

„Ja. Sada gibt nicht jedem eine Stelle. In dieser Hinsicht ist er sehr verbohrt!"

„Den Eindruck hatte ich wirklich nicht. Er kam mir vor, wie ein guter Onkel!“

„Nun ja, Sada hatte schon mal einen Lehrling. Aber dieser erwies sich als ein echter Nichtsnutz. Faul und unverschämt. Das schlimmste jedoch, was er getan hat, war, dass der den gesamten Weinvorrat ausgetrunken hatte!“

„Was? Aber wie konnte er das tun?“, fragte Lore. Er konnte sich vorstellen, was das für Sada bedeutet hatte. Er musste diesem Lehrling vertraut haben, wie keine zweiten, wenn er ihm den Zugang zu dem Weinvorrat erlaubte und dieser Kerl verdankte es ihm auf solch eine schändliche Art. Laru hob nur die Schultern. „Er war eben dem Wein verfallen und Sadas Wein ist der Beste, den es gibt!“, erklärte Laru müde. „Und als Sada für einige Stunden den Laden verließ, sah dieser seine Chance gekommen und hatte es sich eben in dem Weinvorratskeller bequem gemacht!“

„Widerlich. Einfach widerlich nur!“, knurrte Lore. „Mach dir deswegen keinen Kopf. Was geschehen ist, ist geschehen!“, sagte sie. „Jetzt hat er dich. Und in dir hätte er keinen besseren Lehrling finden können!“
 

„Heute werde ich dir zeigen, wie man den Saft aus den Trauben presst!“, erklärte Sada feierlich, als Lore am folgenden Tag in den Laden kam und sich seine braune Lederschürze umgebunden hatte. Er folgte ihm in den Keller, den er bereits gesehen hatte. Sada hatte ihm schon alles gezeigt. Nur nicht, wie man die Presse bediente. Nun aber zeigte er ihm wie. „Du musst den Hebel mit beiden Händen nehmen, um ihn runter zu drücken. Es ist nicht gerade leicht, aber so ein junger, starker Bursche dürfte keine Schwierigkeiten haben. Probiere es mal!“, sagte Sada. Lore schaute etwas unsicher zu dem Gerät. Er soll de Hebel runterdrücken?

Wie soll er das machen?

Der war genauso dick wie der Arm eines Bären. Und sicher auch so schwer. Jedoch wollte er Sada nicht enttäuschen und es versuchen. So stellte er sich neben den Hebel und legte die Hände darauf. Er sah Sada noch einmal fragend an. Dieser nickte, als Aufforderung und Lore holte tief Luft und drückte den Hebel runter. Zumindest versuchte er es, doch der Hebel gab nicht nach. Lore drückte fester. Als sich der Hebel immer noch nicht rührte, stemmte er sich nun dagegen. Es knarrte und quietschte und Lore merkte, wie der Hebel sich ein wenig nach unten bewegte. Aber es war nur sehr wenig. Nicht genug, um Trauben zu pressen. „Lass gut sein, Junge!“, sagte Sada und Lore ließ den Hebel los. „Tut mir leid!“, sagte Lore beschämt. Wenn dieses Ding schon schwer für ihn ist, mochte er sich nicht vorstellen, wie Sada sich ständig abmühen musste, um den Hebel runterzubekommen. „Schon gut. Ich erwarte nicht, dass du sofort den Wein pressen kannst. Es braucht schon ein wenig mehr an Muskelkraft. Hier, nimm erstmal den Hocker. Stell dich darauf. Damit geht es besser!“, tröstete Sada ihn und schob einen Hocker heran. Lore stellte sich auf diesen und versuchte erneut den Hebel runterzudrücken. Sada hatte recht gehabt. Es ging leichter. Immerhin etwas. „Na, siehst du. Es geht!“, sagte Sada lobend. „Und jetzt. Lass uns Wein machen!“

Um die Platte ganz runter zu drücken musste Lore seine gesamte Kraft aufbieten. Und das immer wieder, sobald Sada frische Trauben in die Presse geschüttet hatte und ihm das Zeichen gab, den Hebel zu betätigen. Doch er beschwerte sich nicht. Zum einen, weil er froh war, eine neue Arbeit, und ohne jegliche fremde Hilfe, gefunden hatte und weil er diesen alten Mann irgendwie gern hatte. Er war wie ein Vater, der ihm alles zeigte und auch Geduld mit ihm hatte. Genauso wie Laru. Er stellte auch keine unangenehmen Fragen. Zumindest keine, die in Richtung seiner Herkunft gingen. Dafür aber welche, die Laru betrafen.

„Ist sie eine gute Ehefrau?“ „Habt Ihr schon an Nachwuchs gedacht?“

„Wieviel sollen es denn sein?“

„Möchtest du lieber einen Junge oder ein Mädchen haben?“

„Habt Ihr schon die passenden Namen für sie?“, und so weiter und so weiter. Lore war es mehr als peinlich. Noch nie hatte Laru den Wunsch nach Kindern geäußert und bisher hatte er sich auch selbst keine Gedanken darüber gemacht. Er fühlte sich noch nicht soweit. Er musste erstmal selbst für sie beide sorgen. Vielleicht wenn es ihnen besser ging, genug Geld hatten, dann würde er sie vielleicht darauf ansprechen. Und je öfter er sich das sagte und vornahm, umso mehr malte er sich aus, wie es wäre, wenn er tatsächlich Vater wäre. Er stellte es sich vor, wie sie zusammen eins oder mehrere Kinder bekämen. Fragte sich dann, ob sie Jungen oder Mädchen bekommen würden. Am liebsten wären ihm zwei Söhne und ein Mädchen. Doch das behielt er für sich. „Nein, wir dachten noch nicht daran, Kinder zu bekommen. Es gilt erstmal, dass wir genug für uns haben. Solange das nötige Geld fehlt, halte ich es für keine gute Idee. Wenn ich einmal Kinder habe, dann sollte es ihnen an nichts fehlen!“, sagte er. Sada ließ die Worte auf sich wirken, dann nickte er anerkennend. „Eine gute Antwort. Das zeigt, dass du Verantwortung tragen kannst. Laru hat in dir den richtigen gefunden!“, sagte er dann und klopfte ihm auf die Schulter.

Lore sagte darauf nichts, sondern nickte nur. Trotz dass die Worte des Alten ehrlich waren, hatte Lore dennoch das Gefühl, dass dies nur der halben Wahrheit entsprach. Wenn er sich an die vielen Dinge erinnerte, die er falsch gemacht hatte oder für die er Laru die Schuld gegeben hatte, hatte er das nagende Gefühl, dass dem nicht so war. „Bin ich das wirklich?“, fragte er mehr zu sich, als Sada. Dennoch hörte es sein Lehrmeister. Väterlich legte er seine Hand auf die gesunkene Schulter des jungen Mannes. „Laru würde nie einen Mann wählen, der nur sich selbst im Kopf hat und dem es gleich ist, was mit den anderen um ihm herum geschieht. Sie hat eine gute Menschenkenntnis und dass sie sich für dich entschieden hat, muss bedeuten, dass sie in dir den richtigen sieht!“

Lore hatte das Gefühl, als würden sich tausend glühende Dolche in sein Herz bohren, als Sada dies sagte. Er konnte ja nicht wissen, dass Laru und Lore nicht aus freien Stücken, geschweige denn aus Liebe miteinander vermählt wurden. Es war der Wille seines Vaters, der ihn an Laru gebunden hatte. Fast hätte er es ausgesprochen, es erklärt, doch er wagte es nicht. Sada sah in ihm einen guten Mann für sein Patenkind. Einen guten Vater, für die ungeborenen Kinder. Es würde ihm das Herz brechen, wenn er die Wahrheit erfuhr. Also schwieg Lore.
 

Mit einem schweren Seufzer ließ sich Lora auf einen Stuhl fallen und massierte sich seine Schulter. Von dem ganzen Hebeln tat ihm jeder Muskel weh. Aber er wollte nicht jammern. Immerhin war es gute ehrliche Arbeit. Laru kam gerade aus dem Schlafgemach und sah, dass ihrem Mann alles wehtat. „Genau, wie damals, als er auf dem Feld gearbeitet hatte!“, dachte sie und musste lächeln. „Hat Sada dich ordentlich durch die Mangel genommen?“, fragte sie mit einem Lächeln in der Stimme. „Ja, kann man so sagen. Ich wusste nicht, dass Weinpressen solche Arbeit ist. Wein trinken ist dagegen leichter!“, sagte Lore. Laru lachte. „Komm, ich massiere dir die Schultern. Dann geht es dir wieder besser!“

„Aber bitte hier. Nicht auf dem Bett!“, wandte Lore schnell ein, als ihm wieder in Erinnerung kam, was beim letzten Mal geschehen war, als sie ihn massiert hatte und die Röte stieg ihm ins Gesicht. Laru sah ihn darauf hin verwirrt an, fragte aber nicht nach dem warum. „Also gut. Zieh dein Hemd aus. Ich hole etwas Salbe!“, sagte sie und ging wieder ins Schlafgemach. Lore zog sich das Hemd aus und legte es auf den nebenstehenden Stuhl. Laru kam wieder zu ihm und hatte ein kleines Fläschchen dabei. Sie öffnete es und träufelte etwas von dem Inhalt auf ihre Hand. Sogleich breitete sich der Duft von Pinien und Tannen aus. Laru verrieb die Hände, sodass sich das Öl auf ihren beiden Händen verteilt war und begann Lore zu massieren. Merkte dabei, wie verspannt er war und massierte fester. Lore ließ entspannt den Kopf hängen und schloss die Augen. Es tat mehr als nur gut. Laru besaß wahrlich magische Hände. Laru musste etwas lächeln. Ermahnte sich aber seine Gedanken nicht eine Richtung einschlagen zulassen, die ihn in eine peinliche Situation bringen würde. „Stimmt was nicht?“, fragte Laru ihn sogleich und Lore zuckte etwas zusammen.

„Nein, wieso?“

„Du sagst nichts. Da dachte ich, dass es dir zu sehr wehtut!“

„Nein, es tut nicht weh. Ich war nur…in Gedanken!“, log Lore schnell und merkte nun, wie sein Gesicht zu glühen begann. „So, und was waren das für Gedanken?“, fragte Laru, während sie weitermassierte. „Nun…ähm…!“, druckste Lore herum und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Flüchtig schaute er hinunter in seinen Schritt und stellte erleichtert fest, dass weder eine Beule noch etwas, was diese ankündigt, zu sehen war. „Ich…!“, begann er wieder und überlegte sic schnell, was er sagen konnte, was nicht so peinlich war. Da fiel ihm sein Gespräch mit Sada ein, wie er ihn ausfragte, ob sie irgendwann Kinder haben wollen. Dies schien ihm ein wesentlich gutes Gesprächsthema zu sein. „Nun Sada wollte wissen, ob wir irgendwann Kinder haben wollen!“, sagte er und schaute über die Schultern zu ihr. Laru hielt inne und sah ihn nur an. In ihren Augen sah er aber, dass es ihr ebenso peinlich war, wie bei ihm zuvor. Sie schüttelte den Kopf. „Dieser alte Zaußel!“, murmelte sie. Oh je, dachte Lore. Da habe ich jetzt was angerichtet. Er schaute schnell weg. „Willst…willst du überhaupt Kinder haben?“, fragte er dann, in der Absicht ihre Wut auf Sada abzumildern. Er konnte ja nichts dafür. Laru sagte erstmal nichts, sondern schaute nur vor sich hin. Lore wagte es nicht, sich zu rühren. Er wollte sie auch nicht drängen zu antworten. So eine Frage war wirklich zu persönlich. Gerade für eine Frau, da sie es ja war, die das Kind zur Welt brachte. Und Laru wusste sicherlich besser als jeder anderer, dass das Leben mit einem Kind noch härter werden würde. Sie hatten es ja jetzt schon schwer. „Ich nehme es dir nicht übel, wenn du nein sagst!“, sagte er zögernd und schaute sie nun wieder an. „Natürlich will ich später mal Kinder haben. Aber jetzt noch nicht. Erstmal müssen wir genug Geld haben, damit wir überhaupt leben können!“, sagte sie dann. „Und du? Möchtest du auch Kinder haben?“, fragte Laru nun. Lore biss sich auf die Unterlippe. Für ihn galt das gleiche, dass sie erstmal genug Geld verdienten, damit sie was zu essen und das Haus hatten. „Ich auch. Irgendwann!“, sagte er. „Und was möchtest du am liebsten. Junge oder Mädchen!“

„Sowohl Mädchen als auch Junge!“, erklärte Lore, ergriff dann ihre Hand und küsste sie sanft. Laru lächelte. „Aber diesem Ziegenbock werde ich die Hammelbeine langziehen!“, sagte sie dann. Lore lachte. „Sei nicht so streng mit ihm. Er meint es ja nur gut!“

„Er muss sich trotzdem nicht überall einmischen!“, sagte sie und massierte dann weiter. Aber nun wesentlich fester als vorher. „Was bildet er sich ein? Hat er nicht schon genug um die Ohren? Ich bin alt genug, um selber zu wissen, wann ich Kinder haben will! Wenn ich ihn in die Finger bekomme…!“, schimpfte sie nun weiter und je mehr sie sich aufregte, desto heftiger massierte sie ihn. Lore verzog schon schmerzhaft das Gesicht. „La-Laru…wür-würdest du bitte et-etwas sanfter ma-massieren?“, bat er sie schmerzlich. Laru, erschrocken, dass sie ihren Frust auf ihren Mann abwälzte, hörte sofort auf und schlug sich die Hände vor den Mund:„ Was? Oh, tut mir leid, das wollte ich nicht!“

Lore drehte und massierte sich selbst kurz seine noch mehr geschundenen Schultern. „Schon gut. Aua!“, jammerte er. Laru wurde rot vor Scham, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Komm, ich reibe dich mit einer Salbe ein, die hilft!“, bot sie ein. „Nein nein nein nein. Ist nicht nötig!“, rief Lore schnell. „Es…es geht wieder!“

Wie um seine kleine Lüge wortkräftig zu untermalen, sprang er auf und dehnte sich. Verbiss sich dabei seinen Muskelkater zu zeigen. „Ich fühle mich schon viel besser!“, rief er ausgelassen und eilte ins Schlafzimmer. Laru sah ihm nur nach und fragte sich, was ihn gebissen hatte.

Laru schlief bereits. Lore aber war noch wach. Nachdenklich blickte er an die dunkle Zimmerdecke. Das Gespräch mit Sada und Laru, was Kinder anging, ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Beide waren vernünftig genug um zu wissen, was wirklich gut war. Vor allem aber Laru. Wenn er an die anderen Frauen dachte, die, kaum dass sie einen Mann an der Angel hatten, unbedingt schwanger werden wollten, um ihn an sich zu binden und das Kind als Sprungbrett benutzten, um die eigenen Ziele zu erreichen…

War Laru wirklich reif und verantwortungsbewusst. Aber er konnte sich auch gut vorstellen, dass sie gerne eine kleine Familie gründen würde. Mit ihm. Und er fragte sich, ob er ein guter Vater sein könnte. Dass Laru eine gute Mutter sein würde, stand außer Frage. Nur bei ihm selbst war er sich nicht sicher. Er musste daran denken, wie schwer es sein Vater mit ihm hatte. Wie oft er versucht hatte, ihn auf den richtigen Weg zu bringen und wie oft Lore ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Wenn er ein genauso schlechter Vater sein würde, wie er ein schlechter Sohn war, dann…

Lore schauderte. Und hatte auf einmal das Gefühl, als würde er keine Luft bekommen.

Er musste an die frische Luft. Ohne dabei Laru zu wecken, kletterte er aus dem Bett, zog sich etwas an und ging hinaus.

Die Nachtluft war zwar kalt, aber Lore war das gleich. Denn so könnte er sich von seinen zweifelnden Gedanken ablenken. Zumindest dachte er das. Doch er musste immer noch an seine Eltern. Merkte, wie er sie vermisste. Und er fragte sich, ob sie ihn ebenso vermissten. Bei seiner Mutter war er sich sicher. Sie war immer diejenige gewesen, die die Wogen glättete und den Streit zwischen Vater und Sohn schlichtete. Er konnte sich gut vorstellen, dass das auch nicht für sie einfach war. Jedoch hielt sie immer zu ihm, sowieso Laru. Sie war seiner Mutter ähnlich. Sanft, aber auch bestimmt und immer darauf bedacht, dass er das richtige tat. Er war sich sicher, wenn sie sich irgendwann wieder begegnen würden, würden seine Frau und seine Mutter sich so gut verstehen, dass sie in ihr in eine Tochter sah. Lore musste lächeln, als er sich dies vorstellte.

„Lore?“, fragte eine zaghafte Stimme und Lore zuckte zusammen. Ohne das er es bemerkt hatte, war sie nach draußen zu ihm getreten. „Ist dir nicht kalt?“

Lore überwand seinen kurzen Schrecken und schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte er und schaute wieder hinaus in die Ferne. „So kann ich über alles nachdenken!“

„Und über was?“, fragte Laru und setzte sich zum ihm auf die Bank.

„Über meine Eltern. Ich frage mich, was Sie machen. Ob sie an mich denken? Oder ob Sie mich längst vergessen haben?“ „Nein, das würden Sie nie!“, sagte Laru und legte sanft ihre Hand auf seine. „Du bist ihr Sohn. Und egal was geschehen ist: Eltern hören niemals auf, an ihre Kinder zudenken!“

Lore biss sich auf die Lippe. Ob sie das sagte, weil sie an ihre Familie dachte?

„Was ist mit deinen Eltern?“, fragte Lore und bereute diese sogleich. Wieso fragte er sie das? Weil sie über seiner Eltern sprachen. Von denen sie mehr wusste, als er über die ihren. Jedoch wollte er endlich erfahren, was mit ihren Eltern war und woher sie kam. Laru sagte daraufhin nichts, sondern schaute nur vor sich hin. Die Hand auf seiner begann zu zittern. Er konnte spüren, dass es sie schmerzte. Und der Schmerz, den er spürte, weil er in ihr alte Wunden aufgerissen hatte, war diesem gleich. Plagte ihn. „Du…du musst es nicht sagen!“, sagte er und war erschrocken wie rau seine Stimme klang. Auch wenn er wusste, dass er niemals mehr eine solche Gelegenheit bekommen würde, etwas von ihrer Herkunft zu erfahren. Aber wenn es sie so sehr mitnahm… „Nein!“, sagte sie und schüttelte den Kopf. Stand auf und trat an den Rand der Terrasse. Zog die Decke, die sie sich um die Schultern gelegt hatte, enger um sich. „Ich habe lange genug darüber geschwiegen. Du hast ein Recht es zu erfahren. Schließlich…!“, sagte sie und drehte sich zum ihm herum. „…Bist du mein Mann!“

„Es begann alles mit einem Sturm. Nichts, was einem Sorge machen sollte. Doch der Sturm brachte einen noch größeren mit!“, begann sie zu erzählen und schaute, wie Lore es tat, hinaus in die Nacht. „Ich kann noch immer das Tosen des Windes und das Grollen des Donners hören, der über uns hinweg rollte, wie die Wellen des Meeres. Ich und mein kleiner Bruder hatten uns ins Bett meiner Eltern verkrochen und zitterten vor Angst. Meine Mutter war bei uns und tröstete uns. Mein Vater war dabei die Fenster und die Tür zu verstärken. Der Regen peitschte unablässig gegen das Glas und brachte es zum zittern. Mutter hatte uns immer von Ungeheuern erzählt, die im Wald lauerten und nur darauf warteten, sich kleine Kinder zu holen, die nicht rechzeitig zuhause sein würden. Und in dieser Nacht glaubte ich, dass eines dieser Ungeheuer vor unserem Haus stand und mit aller Gewalt eindringen wollte. Mein kleiner Bruder weinte und klammerte sich an mich. Mutter sang eines ihrer Lieder, wie immer, wenn wir Angst hatten. Es gab einen entsetzlich lauten Knall und ich glaubte, unser Haus würde in sich zusammenstürzen. Dann kam das Feuer. Ein Blitz war in den Baum hinter dem Haus eingeschlagen und das Feuer, war aufs Dach übergesprungen. Unser Vater kam ins Zimmer gestürmt und schrie, dass wir hier rausmussten. Doch da war es schon zu spät. Das Feuer breitete ich rasend schnell aus. Binnen von Sekunden brannte alles über unseren Köpfen. Das Holz ächzte und knarrte und es fielen schon die ersten brennenden Stücke hinunter!“, sagte sie und betrachtete ihren, von Brandnarben bedeckten Arm. „Es sollten die ersten von vielen sein. Meine Mutter nahm meinen Bruder, während mich mein Vater trug. Er hatte mich gerade nachdraußen gebracht, als wir meinen Bruder und meine Mutter schreien hörten. Sie waren durch eingestürztes Bauwerk eingeschlossen und konnten nicht mehr hinaus. Mein Vater setzte mich ab und eilte ihnen zur Hilfe. Und dann ging alles ganz schnell und dennoch erinnere ich mich ganz genau, was dann passierte. Immer mehr von unserem Haus stürzte ein und schloss sie in diesem Inferno ein. Heute, wenn ich so darüber nachdenke, frage ich mich was mich dazu gebracht hatte zu glauben, dass ich, ein Kind, sie retten könnte. Aber damals wollte ich es. Ich wollte sie aus den Flammen retten und stürmte auf die Flammen zu. Ich packte das brennende Holz. Achtete dabei nicht auf den Schmerz und zerrte daran. Und je mehr ich versuchte sie zu retten, desto weniger heile Haut blieb mir. Aber wie gesagt: Das war mir egal! Irgendwann aber packten mich zwei Hände und zogen mich zurück. Zuerst dachte ich, es sei mein Vater, der sich durch ein Wunder retten konnte und meine Mutter und meinen Bruder ebenso gerettet hatte. Doch als ich hochschaute sah ich, dass es einer der Bauern war, die in der Umgebung lebten. Sie hatten endeckt, dass unser Haus brannte und wollten uns zur Hilfe eilen!“, sagte sie. „Aber es war zuspät. Viel zuspät. In dieser Nacht verlor ich alles, was ich hatte. Was ich liebte. Meinen Vater, meine Mutter und meinen Bruder. Mein Zuhause und…!“

Nun drehte sie sich um und legte sich die Hand auf die vernarbte Wange. „Und mein Gesicht!“

Trotz der Dunkelheit konnte Lore die Tränen in ihren Augen schimmeren sehen. Er wusste, dass es nicht um ihr Gesicht ging, sondern vielmehr um ihre Familie. Lore fühlte sich furchtbar, weil er nicht nachempfinden konnte, wie sie gerade in ihr vorging. Aber er wusste, dass sein Heimweh, nichts im Vergleich zu ihrem Schmerz war. Langsam stand er auch und schaute sie traurig an. „Das tut mir leid. Ich wusste nicht…!“, begann er, brachte es aber nicht fertig, weiter zusprechen. Laru lächelte verzeihend. „Wie konntest du auch. Ich habe bisher mit niemanden Außenstehenden darüber gesprochen. Du bist der erste und ich bin froh, es dir erzählt zuhaben!“

„Trotzdem. Ich hätte dich nicht drängen dürfen, sondern warten sollen, bis du es mir freiwillig erzählen würdest!“, sagte er leise. „Dann hätte ich es niemals getan und dieses Geheimnis hätte wie eine tiefe Kluft zwischen uns gelegen!“, flüsterte sie und lehnte sich an ihn. „Gerade vor dir wollte ich nicht so ein Geheimnis haben. Du bist doch mein Mann!“ Lore schloss die Augen und legte die Arme um sie. Drückte sie an sich und spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. In diesem Moment fühlten sie sich einander so nah, wie noch nie zuvor. Noch lange blieben sie so stehen, doch dann beschlossen sie zu Bett zu gehen.
 

So nach langer Pause geht es weiter ^^

Hoffe es gefällt Euch



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Pamuya_
2015-10-18T07:13:27+00:00 18.10.2015 09:13
Hellotschi

Wieder ein schönes Kapitel. Da freut man sich richtig, wie aus einem verwöhnten Bengeln von Prinzen ein freundlicher, verantwortungsbewusster und hilfsbereiter junger Mann geworden ist. Immer mehr spürt man, dass Lore mehr als nur Freundschaft, oder so für Laru emfpindet und dass er sein Leben mit ihr nicht mehr als "Gefängnis" betrachtet, sondern stattdessen mit ihr genießt. Er will für sie da sein und das zeigt sich auch bei kleinen Dingen wie das Frühstück zum Beispiel ^^. Oder der Gedanke an gemeinsame Kinder.
Einfach schön. :)

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Laru
Antwort von:  Pamuya_
18.10.2015 09:15
Eine Frage stelle ich mir trotzdem schon seit längerer Zeit: Was ist eigentlich mit unserer Prinzessin Rabenhaar? Wann kommt sie wieder ins Spiel?
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
18.10.2015 10:35
Oh...keine Sorge die taucht wieder auf...wenn du das Original kennst, wisst du ja, wann es passiert^^
Antwort von:  Pamuya_
18.10.2015 10:58
Ja ich kenne das Original. -> Ok, dann ahne ich schon, was als Nächstes passieren wird. Ich lasse mich mal überraschen. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
18.10.2015 11:04
Bis es aber soweit ist, lassen wir noch etas zeit vergehen und den Prinzen noch in das eine oder andere Fettnäpfchen treten^^
Antwort von:  Pamuya_
18.10.2015 11:06
^^ Da freue mich schon! Was Lore nun erelben wird? Ich bin gespannt! ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
18.10.2015 11:14
ach dies und das...^^


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