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Shaman king 0

Wie alles begann
von

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Die Meisterung des Einheitssterns

Kapitel 35: Die Meisterung des Einheitssterns
 

Es war so weit. Vor einigen Stunden hatte ihm Shikigami den Termin für die letzte Prüfung mitgeteilt. Das dieser Ausgerechnet beim Abendessen in den Raum geplatzt war und ihnen allen erstmal einen gewaltigen Schreck eingejagt hatte veränderte die Stimmung nicht im geringsten. Seit einigen Monaten war er nun dabei die Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns zu bestehen. Zeitweise hatte er sich gefragt, ob sie überhaupt einmal ein Ende nahmen. Dieses Mal wusste er es zum ersten Mal genau. Heute sollte die letzte Prüfung stattfinden. Einerseits war er froh darüber, doch ein Teil von ihm konnte seine Nervosität nicht verbannen. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er über die kommende Prüfung nachdachte. Zeitweise rief er sich die anderen Prüfungen ins Gedächtnis um sie miteinander zu vergleichen und herauszufinden, ob es einen Zusammenhang gab. Irgendeinen Hinweis, der darauf deutete, wie er die jetzige Prüfung bestehen konnte. Noch hatte er niemanden von der letzten Prüfung erzählt. Nur Youji und dieser hielt zu seinem Glück dicht. Gedankenversunken kritzelte er einige Wörter auf ein Pentagramm ohne sich dieser Worte überhaupt bewusst zu sein. Erst als er sich gewaltsam wieder aus den Gedanken riss, sah er auf die Zeichen, die er geschrieben hatte. Zu seinem eigenen erstaunen waren diese in der heiligen Schrift geschrieben. Eine alte Schreibweise, die in seiner Zeit kaum noch einer benutzte. Was hieß kaum, soweit er es mitbekommen hatte schienen die Toshiros noch immer diese Art von Schrift zu bevorzugen. Wieso er diese jetzt auch benutzte wusste er nicht. Seufzend stand er auf. Er sollte langsam losgehen, sonst würde er seine Chance noch verpassen und das wäre nun doch ärgerlich. Bevor er jedoch aus der Tür treten konnte, hörte er wie Kami sich den Zettel schnappte und ihn laut vorlas.

„ Nichts ist wie es scheint. Das Richtige zu tun ist schwieriger als es gesagt wird, denn es ist ein Wort, was jeder anders interpretiert. Für jeden ist etwas anderes Wichtig und der Richtige Weg wird dadurch für jeden auf einen anderen Pfad gelegt. Wer entscheidet was richtig oder falsch ist? Jeder behauptet das richtige zu tun, doch wer hat wirklich Recht. Und welche Bedeutung hat es, wenn der scheinbar richtige Weg nur Katastrophen mit sich bring. Ist er dann immer noch der richtige Weg? Sind die Hindernisse nur eine Versuchung, die einem davon abbringen soll. Ist der neue Weg vielleicht der richtige, oder war es doch der erste. Könnte es ein dritter Weg sein. Wer kann sich schon sicher sein und ist der, der von Weg abgekommen ist wirklich ohne weiteres zu bestrafen? Oder zeigt man mit diesem Verhalten nur, dass man einen anderen scheinbaren richtigen Weg nicht akzeptieren kann? Das weiß niemand und es wird niemand erfahren, da die wenigsten tolerant sind und anstatt zuzuhören und zu lernen voreilig handeln. Siehe und höre zu und lerne aus den neuen Erkenntnissen um den einzigen Weg zu finden, der von allen akzeptiert werden kann um die Welt mit einander zu vereinen. Gegenseitiger Respekt, ist das der Richtige Weg, die Meinung anderer zu respektieren. Was auch immer die antwort ist, sie liegt mit Sicherheit keine fünf Meter entfernt. Man muss sie nur erkennen…“

Für einen Moment schwieg sie und schien sich die Worte durch den Kopf gehen zu lassen, da jedoch legte sie das Stück Pergament zur Seite und folgte ihm kopfschüttelnd.

„Du solltest dich mal wieder beruhigen. Ich meine, wenn du so etwas schreibst, obwohl du mit den Gedanken ganz wo anders bist, dann brauchst du dir um die nächste Aufgabe keinen Kopf zu machen. Die wirst du mit Sicherheit mit links schaffen.“

„Danke für die Aufmunterung.“

„Das war keine Aufmunterung, sondern Gewissheit.“

Diese Worte nahm Hao nur mit einem Nicken zur Kenntnis, bevor er mit Kami wieder zum Tempel des Einheitssterns ging. Es würde das letzte Mal sein, dessen war er sich bewusst.
 

Als er dort jedoch ankam konnte er seinen Augen kaum trauen. Vor ihm stand niemand anderes als Samira. Ihre langen goldblonden Haare waren zurück gebunden, wobei eine Haarsträhne sich dieser Tortur entzogen hatte und ihr ins Gesicht hing. Ihre Augen schienen zu leuchten, weshalb sie wirklich den Eindruck machen, als würde man in die tiefe des Meeres blicken.

„Hao, schön dich wieder zu sehen.“

„Samira.“

„Wie du dir wahrscheinlich denken kannst stelle ich die letzte Prüfung zur Meisterung des Einheitssterns. Wenn du mir also bitte folgen würdest.“

Sie konnte es nicht leugnen. Es viel ihr mehr als schwer Hao nicht sofort um den Hals zu fallen. Sie war froh ihn wieder zu sehen, doch vorerst musste sie die Prüfung hinter sich bringen. Eine Prüfung, bei der sie sich richtig zusammenreißen musste um ihre Fassade nicht bröckeln zu lassen. Ansonsten könnte sie das Resultat nicht anerkennen und das wäre ihm gegenüber nicht fair. Aus diesem Grund führte sie ihn einfach nur in einen ihr zugewiesenen Raum und erklärte ihm die Regeln so neutral wie sie es vermochte.

„Die Aufgabe besteht darin das Ziel dort zu treffen. Es ist egal wo, die einzige Vorraussetzung besteht darin, dass du das Mädchen, was davor stehen wird nicht verletzen darfst.“

Bei diesen Worten drückte sie Hao ein Messer in die Hand. Im selben Moment erschien ein junges Mädchen aus den Schatten des Raumes und stellte sich so vor das Ziel, dass sie nur einige Zentimeter unter der Mitte des Zieles stand. Beide, sowohl das Mädchen als auch Samira wirkten unberührt, fast so, als wenn sie das jeden Tag machen würde.

„Bereite dich in Ruhe darauf vor, denn für diese Prüfung gibt es keine Zeitangabe, allerdings gilt auch hier, dass der erste Versuch auch der letzte ist.“

Während Samira dies sagte verband sie dem Mädchen die Augen und strich ihr sanft über die blonden Haare.

„Nur damit sie dir keinen Vorteil geben kann und in letzter Minute zur Seite springt.“

Hao sah nur kopfschüttelnd auf das Messer in seiner Hand. Seine Treffsicherheit war zwar gut, doch er wusste, dass auch er mal einen Fehler machen konnte. Bei diesem Gedanken schwenkte sein Blick wieder zu dem Mädchen, das mit ihren Fingern spielte. Scheinbar war die kleine doch nicht so ruhig wie er zuerst dachte, was man bei Samira nicht behauten konnte. Aus ihrem Gesicht war nicht mal annähernd zu lesen, worüber sie gerade nachdachte. Fast schon Hilfe suchend überflog Hao den gesamten Raum, bevor er ein weiteres Mal auf das Messer in seiner Hand blickte. Es war einfach nicht richtig. Mit diesem Gedanken legte Hao das Messer beiseite, sein Blick allerdings ruhte weiterhin auf dem kleinen Mädchen.

„Was willst du damit bewirken? Wenn du diese Prüfung verweigerst waren deine gesamten Anstrengungen für umsonst. Das ist die letzte offizielle Prüfung um den Stern der Einheit zu meistern.“

„Das ist mir klar, Samira. Trotzdem, das ist es nicht wert.“

„Was soll das heißen das ist es nicht wert. Wir reden vom Stern der Einheit. Die größte Macht die ein Schamane jemals haben wird. Das wäre nicht nur ein Sieg für dich sondern auch für deine gesamte Familie. Das ist doch der Grund weshalb du bis jetzt durchgehalten hast. Du hast für andere gekämpft und genau das hat dich weiter getrieben als jeden Größenwahnsinnigen, der nur für sich selbst kämpfst. Was willst du ihnen erzählen, dass du die letzte Prüfung nicht durchführen wolltest.“

Samira sagte dies mit einer relativ neutralen Stimme. Für jeden anderen wäre dieser Kommentar überzeugend genug gewesen, um sich noch einmal um zu entscheiden, doch Hao konnte das ganze einfach nicht mit seinem Gewissen ausmachen.

„Versteh mich nicht falsch Samira. Ich habe mir vorgenommen alles in meiner Macht stehende zu tun um diese Prüfungen zu bestehen. Doch wenn der einzige Weg den Einheitsstern zu meistern darin besteht ein anderen in Gefahr zu bringen, dann bin ich der Falsche dafür. Tut mir Leid.“

„Nein mir tut es Leid. Und ich hatte wirklich gedacht du würdest es ernst meinen. Hao, hör mir zu. Wenn du jetzt gehst gibt es kein Zurück mehr. Es wird vielleicht die Zeit kommen, an dem du deine Entscheidung bereuen wirst. Versteh doch es gibt keinen zweiten Versuch. Jeder darf nur einmal versuchen den Stern der Einheit zu meistern, scheitert er hat er seine Chance vertan.“

„Das ist mir egal.“

„Mir aber nicht. Außerdem gibt es Regeln. Ich muss dich also enttäuschen. Du kannst nicht einfach aus der Prüfung aussteigen, das erlauben diese nicht.“

Bei diesen Worten nahm Samira das Messer, was Hao kurz vorher weggelegt hatte und drückte es ihm wieder in die Hand.
 

Dieser sah sie nur fassungslos an. Er konnte nicht glauben, dass sie das wirklich von ihm verlangte, anderseits gab es auch so eine Möglichkeit aus der Sache herauszukommen. Mit einem leisen Seufzen wendete er sich bei diesem Gedanken wieder an Samira.

„Einen Versuch?“

„Genau. Ein Versuch. Alles oder nicht.“

Hao schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf um sich von seiner Wut über Samiras Sorglosigkeit zu befreien, bevor er das Messer warf. Allerdings war sein Ziel nicht wie zuerst angenommen die Zielscheibe oder das Mädchen darunter. Im letzten Moment hatte er sich zur Seite gedreht und das Messer auf eine sich zu seiner linken befindenden Zielscheibe geworfen und wie erwartet mitten ins Schwarze getroffen.

„So das war mein Wurf. Bist du jetzt zufrieden?“

„Wieso hast du das getan? Deine Treffsicherheit ist unglaublich. Das Ziel war weiter entfernt als das andere. Du hättest diese Prüfung locker bestehen können.“

„Und wenn nicht, dann hätte das Mädchen entweder ein Ohr oder sogar ihr Leben verloren.“

„Damit hast du einen Teil deiner Zeit für die Meisterung des Einheitssterns vergoldet. Ein paar Jahre deines Lebens hast du alles dran gesetzt, Informationen zusammeln, dir neue Kräfte anzueignen um für dich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Du hast dein Leben riskiert für nichts und wieder nichts. Wieso? Dem Mädchen wäre nichts passiert.“

„Und wenn doch, würde ich mir das nie verzeihen. Außerdem liegst du mit einer Sache falsch, Samira. Das ganze war trotz allem nicht Nutzlos. Ich habe eine Menge gelernt und zusätzlich meine eigenen Fähigkeiten verbessern können. Die Erfahrungen, die ich bei den Prüfungen gesammelt habe, kann mir niemand mehr nehmen und damit werde ich mich fürs erste begnügen.“

Mit diesen Worten wollte Hao schon gehen, doch im letzten Moment hielt Samira ihn zurück. Sie wirkte auf einmal wie verändert und im selben Moment genauso kalt wie vorher. Aus diesem Grund schenkte er ihre Stimme nicht so viel Beachtung, sondern orientierte sich viel mehr an ihrer Körpersprache, weshalb ihm auch nur unterbewusst auffiel, dass ihre Stimme wärmer klang als vorher.

„Hao, warte.“

„Was? Besteht die Pflicht der Wächter auch noch darin die gescheiterten solange fertig zu machen, bis sie den geschützten Bereich verlassen haben.“

„Nein, das nicht. Ich wollte dir nur gratulieren.“

„Wie bitte?“

„Es ging bei der Prüfung nicht um den Messerwurf. Es war ein Vorwand um dein Herz zu testen.“

Nun war Hao erst Recht verwirrt. Nun konnte er auch an ihrem Körper sehen, dass sich ihr Verhalten verändert hatte. In ihren Augen standen Tränen, die er nicht wirklich deuten konnte, da in diesem Moment einfach zu viele Gedanken in seinem Kopf herumschwirrten. Aus diesem Grund wollten auch Samiras Worte beim besten Willen keinen Sinn ergeben.

„Und das bedeutete was?“

Doch noch bevor er eine Antwort bekam fiel sie ihm auch schon um den Hals. Völlig perplex legte er einen seiner Arme um sie. Genau in diesem Moment flüsterte sie ihm die Bedeutung ihrer Sätze ins Ohr.

„Was das bedeutet? Natürlich das du die Prüfung bestanden hast. Du bist der erste der den Stern der Einheit gemeistert hat. Ich gratuliere.“

Nun war Hao erst Recht baff. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet, nicht nach Samiras voriger Reaktion.
 

Sie wirkte einfach zu ernst. So als würde sie jedes Wort ernst meinen, doch andererseits schien allen Toshiros

diese Fähigkeit zu besitzen.

„Ihr Wächterinnen und euer verdammtes Pokerface. Bei euch weiß doch keiner mehr woran man ist.“

„Tja andernfalls wären die Prüfungen doch viel zu einfach, oder nicht.“

Hao kam nicht mal dazu Samira zu antworten, da sie schon ihre Lippen auf seine legten. Er konnte nicht mal annähernd leugnen, dass er es nicht genoss. Während der Kuss hielt schien keiner mehr die Umgebung wahr zu nehmen, so merkten sie auch nicht, dass eine weitere Person in den Raum gekommen war und die beiden nur geschockt beobachtete.

„Das ist ja eine schöne Überraschung!“

Die Worte waren mehr als laut und drückten blankes Entsetzen und Zorn aus. Sofort löste sich Hao von Samira und blickte die alte Wächterin mit einem undefinierbaren Blick an. Bevor er sich jedoch zu dem ganze äußern konnte, mischte sich Samira ein.

„Verzeihen sie, es war meine Schuld Meisterin Chiyo.“

„Spielt dass eine Rolle. Immerhin gehören immer zwei dazu.“

„Äh Meisterin Chiyo. Kann ich die Augenbinde wieder abnehmen.“

„Natürlich Rin. Und dann gehst du unverzüglich in dein Zimmer, verstanden?“

„Zu Befehl Meisterin Chiyo.“

Mit diesen Worten nahm das kleine Mädchen die Augenbinde ab und eilte aus der Tür. Als sie verschwunden war wollte Chiyo gerade anfangen zu reden, doch genau in diesem Moment kam das Mädchen noch einmal mit einem breiten Lächeln wieder zurück.

„Ach hab noch was vergessen. Herzlichen Glückwunsch zur Meisterung des Einheitssterns.“

Nach diesen Worten war das Mädchen wieder verschwunden. Für Chiyo allerdings schien eine Welt zusammen zu brechen. Er hatte die Prüfung also bestanden. Das war gar nicht gut. Und der Meinung war sie nicht nur, weil sie ihn nicht leiden konnte. Die Regeln besagten eindeutig, dass kein freundschaftlicher oder höherer Kontakt zwischen den Wächtern und Trägern des Einheitssterns bestehen darf. Soweit sie die Situation allerdings überblicken konnte, bestand zwischen Samira und Hao jetzt schon eine engere Bindung als eine bloße Freundschaft. Eine Entwicklung, die sie nicht mal dem Asakura-Erben in die Schuhe schieben konnte, da dieser nichts von den Regeln wusste. Wieso sollte er auch, immerhin war es nicht mal sicher ob er überhaupt alle gestellten Prüfungen überstehen würde. Dennoch musste sie feststellen, dass die Hälfte der Wächterinnen ihn in ihr Herz geschlossen hatte und insgeheim dafür gebetet hatten, dass er den Einheitsstern meistern würde. Das war doch ein einziger Albtraum. Höchst wahrscheinlich durfte sie sich nachher vor dem König der Geister rechtfertigen, eine Sache die sie mehr als alles andere auf der Welt hasste.
 

Zu ihrem bedauern lag es auch noch an ihr und Samira, ihm diese Macht nun zugänglich zu machen. Damit lag es nur noch am König der Geister, ob er den Erben der Asakura-Dynastie weiterhin als würdig erachtete oder seine Meinung in letzter Sekunde noch um entschieden hatte

„Dann stellt sich wohl nur noch die Frage ob der König der Geister dir die Macht gönnt und ob du sie auch annimmst.“

„Ist das jetzt eine formelle Aussage oder ernst gemeint?“

„Folg mir einfach und dann wirst du es sehen oder auch nicht. Samira du kommst auch mit, immerhin ist es als Wächterin der letzten Prüfung deine Aufgabe.“

Samira nickte bei diesen Worten nur und sah kurz unsicher zu Hao. Sie hatte es mal wieder geschafft sich dabei erwischen zu lassen, dass sie eine Regel gebrochen hatte. Sie konnte nur hoffen, dass der König der Geister es weder ihr noch Hao nachtrug. Sonst wäre Hao nicht der erste, der die Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns gemeistert hatte, sondern auch der einzige, der dessen Macht wegen dem Fehler einer Wächterin nicht erhalten hatte. Diese Gedanken warfen darüber hinaus eine weitere Frage auf. Was würde jetzt passieren. Da es vor Hao noch niemand geschafft hatte, schien nur Chiyo den genauen Ablauf zu kennen. Woher konnte sich Samira auch nicht erklären, wahrscheinlich hatte der Geisterkönig es ihr gesagt, doch darüber konnte sie genauso wie alle anderen nur spekulieren. In diesem Fall jedoch musste sie es so hinnehmen.

„Ich hoffe dir ist bekannt wie man seinen Geist von jeglichen Gedanken befreit. Falls nicht, wird dein Geist die Macht des Einheitssterns nicht aufnehmen können. Im Gegensatz zu anderen Fähigkeiten oder Techniken ist nicht das Wissen oder die korrekte Durchführung von Bedeutung. Es ist keine Macht die man sich antrainieren kann. Besitzt man sie einmal wird man sie nie wieder los, weil sie eins mit der Seele wird.“

„Nur so aus Neugier. Gibt es eine Möglichkeit mit der die Fähigkeiten von denen ihr sprecht einem wieder abgenommen werden.“

„Dazu wäre nur der König der Geister fähig und das würdest du wahrscheinlich nicht überleben und wenn doch würdest du es spüren. Die Schmerzen wären fast grenzenlos. Falls er jedoch so weit geht, dann würde ich mal sagen, dass du es verdient hast.“

Hao erwiderte auf Chiyos Worte nichts. Um genau zu sein wollte er es so genau gar nicht wissen, doch besser er informierte sich vorher als dann wenn es sowieso schon zu spät war. Darüber hinaus fragte er sich was ihn jetzt noch erwarten würde. Gut sie hatte ihm gesagt, dass er seinen Geist befreien musste, damit seine Seele diese Macht aufnehmen konnte, doch wie sollte das gehen. Scheinbar hatte sein Verstand, der ihm geraten hatte sich nicht zu früh zu freuen, mal wieder Recht behalten. Es war noch nicht vorbei. Er konnte lediglich hoffen, dass damit nicht das typische Sprichwort ‚Es ist noch nicht vorbei, die Tortur hat gerade erst begonnen’ zum Einsatz kam.
 

Diese Gedanken aus dem Kopf schüttelnd sah er kurz zu Kami, die fröhlich grinsend neben ihm ging. Sie hatte sich bei den Prüfungen überwiegend zurückgehalten und wirkte manchmal sogar so, als wäre sie auf einmal stumm geworden. Eine Reaktion, die er gar nicht verstehen konnte, da sie meistens eher Vorlaut war und immer einen frechen Spruch parat hatte. Bei diesem Gedankengang sah er sich kurz um. Soweit er es beurteilen konnte, war das Ziel das Dach des Tempels. Und er sollte recht behalten. Nach wenigen Minuten hatten sie das Dach des Tempels erreicht.

„Begib dich ins Zentrum des Platos und öffne deinen Geist, in dem du die Gegenwart und jegliche Gedanken aus deinem Kopf verbannst. Ach bevor ich es vergesse, du solltest das nicht im Stehen machen, sonst könnte noch ein kleiner Unfall passieren.“

Hao warf Chiyo bei diesem Worten einen verwunderten Blick zu, bevor er ihrer Anweisung nachging. Er konnte nicht leugnen, dass er ihren letzten Kommentar etwas irritierend fand, doch da er jegliche Gedanken aus seinem Kopf verbannen sollte, kümmerte er sich nicht weiter darum, sondern setzte sich einfach im Lotussitz in das Zentrum des Platos. Ein letztes Mal atmete er tief durch, bevor er die Augen schloss und sich dem hingab was ihn erwartete. Dem zur Folge beachtete er auch nicht, dass um ihn herum alles zum stillstand kam. Weder Wind noch Kälte oder Wärme schien er mehr wahr zu nehmen. Auch schien jeglicher Laut, der absichtliche oder unabsichtlich um ihn herum verursacht wurde verstummte ohne sein zutun. Die Umgebung verschwamm in der Dunkelheit, die gar keine Dunkelheit war sondern bloß eine anhaltende Leere, die jeglicher Beschreibung trotzte, da man ansonsten schnell wieder in die Realität zurückgestoßen worden wäre. Aus diesem Grund bemerkte Hao auch nicht, wie sein Furyoko um ihn herum in die Höhe stieg oder wie Chiyo es nicht lassen konnte einen ihrer Kommentare loszuwerden, der zu einem von ihm unbemerkten Streit zwischen zwei Beteiligten führte, die seiner Meinung nach keine Verbindung zu einander hatten.

„Scheint so als hätte der Junge Schwierigkeiten seinen Geist zu öffnen.“

„Nö, das muss so sein.“

„Woher willst du das bitte wissen?“

„Weil ich es weiß. Wenn man seinen Geist öffnet setzt man sowohl seine Seele als auch seine Energie frei und lässt sie sich selbst kontrollieren. Es ist ein absoluter Transzustand, der die eigene Macht nach außen bringt um den Träger dieser Macht während der Trans vor Angriffen zu schützen.“

„Wo hast du das denn her?“

„Aus der Schule des Geisterkönigs, wo denn sonst?“

„Ich misch mich zwar ungern ein, aber könntet ihr mal ruhig sein, ihr macht es ihm nur unnötig schwer, wenn ihr euch so laut streitet.“

„Ach quabbes. Der Junge würde es noch nicht mal mitbekommen, wenn sich hier jemand einen Schamanenkampf liefert, hab ich doch eben erklärt.“

Mit diesen Worten blickte Kami nur zu Hao, die verwunderten und Teils wütenden Blicke der beiden Wächterinnern neben ihr ignorierte sie einfach gekonnt. Auch die plötzliche Anwesenheit des Feuergeistes, der sich ziemlich geschickt in den Flammen einer auf diesem Dach aufgestellten Fackel verbarg, störte sie nicht weiter. Es wunderte sie vielmehr wo die anderen Spirits of Elements waren, immerhin bezweifelte sie, dass diese sich die einmalige Chance entgehen ließen. Doch scheinbar hatten sie sich aufhalten lassen oder sie hatten sich so gut getarnt, dass sie es nicht mitbekam. Was auch der Grund sein mochte, es sollte ihr egal sein.
 

- Bei Hao -
 

Ungewollte und mehr reflexartig öffnete Hao die Augen wieder, als er die Anwesenheit einer ihm unbekannten und doch vertrauten Gestallt vor sich bemerkte. Doch was er erblickte ließ ihn sichtlich sprachlos zurück. Er befand sich nicht mehr auf dem Dach des Tempels. Wo genau er war konnte er nicht sagen. Alles was er sah war eine dunkle Umgebung, welche dennoch von Milliarden Lichtern erhellt zu sein schien. Er konnte es nicht vermeiden an den Sternenhimmel zu denken, doch diesen Gedanken verbannte er schnell wieder und wendete sich an den alten Mann der ihm gegenüber stand. Er kannte ihn. Vor 7 Jahren hatte dieser ihn auf den Stern der Einheit aufmerksam gemacht und ihm einige Hinweise gegeben, wo er den Tempel und den Austragungsort der einzelnen Prüfungen finden konnte. Er konnte nicht leugnen, dass ihn die erneute Erscheinung des alten Mannes überraschte und in einem geringen Maße auch etwas enttäuscht. Er wusste nicht was er erwartet hatte, nur soviel war ihm bekannt, damit hatte er nicht gerechnet.

//„Der erste Schamane, der die Prüfungen der Wächterinnen bestanden hat. Ich würde dir unter normalen Umständen gratulieren, allerdings musst du vorher noch eine letzte Aufgabe bestehen.“\\

„Und die wäre?“

Noch bevor der alte Mann darauf antworten konnte, änderte sich die Umgebung in der er sich befand schlagartig und gaben den Einblick auf eine Waldlandschaft, durch die ein kleiner Fluss floss, frei. Ohne Vorwarnung stießen auf einmal Metallspitzen aus dem Boden, die Hao und den alten Mann nur um Haaresbreite verfehlte. Durch den Schock, welchen er durch dieses Ereignis bekommen hatte war er unfähig sich zu bewegen oder gar etwas zu sagen. Mit einem Mal nahm der Wind zu und brachte eine gefrierende Kälte mit sich, wodurch das Wasser des Flusses langsam zu gefrieren begann. Ein Teil der umherstehenden Bäume wurden mitsamt Wurzeln herausgerissen und einige Meter weit transportiert. Intuitiv war Hao daraufhin zurückgewichen, woraufhin hinter ihm auf einmal heiß brennende Flammen aufloderten und ihm keinen Ausweg mehr boten. Plötzlich verebbte der Wind wieder und die brennende Wärme nahm die Landschaft ein und brachte damit die Bäume zum glühen und das entstandene Eis wieder zum schmelzen, worauf der Fluss sintflutartige Eigenschaften annahm. Wenige Sekunden später hatte es das Feuer der brennenden Bäume gelöscht. In unnatürlicher Schnelligkeit jedoch schienen daraufhin aus der Asche neue Keimlinge zu entstehen, die zu neuen Bäumen heranwuchsen.

//„Die Macht der Elemente, beängstigend und doch faszinieren. Sie zerstören, damit etwas Neues erschaffen werden kann. So ist der Lauf der Natur.“\\

Nach diesen Worten verringerte sich das Feuer, welchen immer noch hinter ihm loderte, zu einer einzelnen kleinen Flamme, die sich langsam in die Luft erhob. Auch das Wasser verdichtete sich und ließ somit den Flusslauf vor dem er stand vertrocknen. Nur ein Eiskristall blieb von diesem übrig, welches ebenfalls in die Luft erhoben wurde. Auch die Metallspitzen verformten sich und waren hinterher kaum noch von einer abgebrochenen Schwertspitze zu unterscheiden. Kurz darauf entstand ein kleiner Tornado, der zunehmend an Größe verlor und am Ende nur noch die Größe von maximal 15-20 cm hatte. Zu letzt löste sich die Umgebung um ihn herum ein weiteres Mal auf und ließ die ursprüngliche Umgebung ein weiteres Mal erscheinen. Die vier materialisierten Elemente allerdings schwebten weiterhin vor ihm und hatten sogar von einem fünften Element, das die Form einer ihm unbekannten Pflanze angenommen hatte, welche mit ihren Wurzeln noch einen Teil ihres Nährbodens festhielt und es nicht allzu bald loslassen zu wollen.
 

Zum Teil verwirrt drehte er sich zu dem alten Mann. Er hatte keine Ahnung was er machen sollte, das gestand er sich offen und ehrlich ein. Bevor er seine Frage jedoch in seinem Kopf formulieren konnte, schien sich der alte Mann schon dazu äußern zu wollen.

//„Jeder Schamane trägt ein bestimmtes Element in seinem Herzen. Unbewusst und dennoch kontrolliert dieses das Leben eines Schamanen. Jedes Element hat seine ganz spezifischen Eigenschaften. Eigenschaften, von denen manche stärker ausgeprägt sind als andere. Allerdings stellt das unbewusst gewählte Element die Vorliebe zu bestimmten Geistergruppen dar, mit der diese kämpfen wollen. Alle Elemente sind in dem Stern der Einheit vertreten, sowie ihre Macht und die Kontrolle darüber. Allerdings wirst du selber wählen müssen, welches dein Hauptelement darstellt.“\\

Nach diesen Worten trat eine kurze Pause ein. Eine Pause die Hao die Gelegenheit gab die Bedeutung der Worte zu registrieren. Allerdings hatte er das Gefühl, als würde an der ganzen Sache ein Harken sein. Einer, der die ganze Sache letzten Endes doch zum Scheitern bringen konnte.

„Und was ist die Schwierigkeit. Denn irgendwie bezweifle ich, dass es so einfach ist, wie es im ersten Moment klingt.“

//„Das ist richtig. Du musst dein eigenes Element wählen und das kannst du nur, wenn du nicht auf deinen Verstand hörst. Angenommen ein Schamane, dessen Herzen das Element des Wassers trägt, wählt das Element des Feuers, so wird dieser die Macht des Sterns der Einheit niemals verwenden können. Ist es der umgedrehte Fall, so wird dieser die Macht nicht kontrollieren können und sich dadurch selbst vernichten. Erst wenn er sein eigenes Element wählt, wird er dieser Macht gerecht werden.“\\

„Im Klartext ich wähle das Element meines Herzen oder erweise mich der Macht des Einheitssterns trotz allem als unwürdig.“

//„So könnte man es sagen. Immerhin kann man sich einer Macht nur als würdig erweisen, wenn man sie sowohl einsetzen als auch kontrollieren kann. Nur demjenigen, der sich selbst und die Natur verstehen, kann man eine Macht anvertrauen, die Stärker ist als alles was man auf der Welt vorzufinden vermag. Andernfalls stellt er ein Risiko für sich und seine Mitmenschen sowie die Natur an sich dar.“\\

Bei diesen Worten sah Hao wieder zu den einzelnen Elementen, die sich genau in dem Moment von ihm wegbewegten und zu jedem ihrer Partner versuchten den gleichen Abstand zu bekommen, was ihnen nach einiger Zeit auch gelang.

//„Die Entscheidung ist nicht einfach, denn die meisten sehen sich so, wie sie sich sehen wollten. Selten kann einer akzeptieren, dass er einen Fehler begangen hat, doch genau das ist was in dem Fall nötig ist. Erwartungen und Vorurteile bringen einem von dem Weg des Herzen ab und dieser Weg ist der, auf den du dich verlassen solltest. Immerhin ist der Instinkt unterbewusst und meistens hilfreicher als das lange Grübeln und befolgen von komplizierten Anweisungen.“\\

Nach den Worten des alten Mannes hatte sich Hao dazu entschlossen diesen erst einmal zu ignorieren. Seine Hinweise sollten vielleicht hilfreich sein, doch im Augenblick irritierten sie ihn nur. Darüber hinaus hatte dieser gesagt, dass er auf seinen Instinkt hören sollte und dieser sagte ihm, dass er sich einfach auf ein unbestimmtes Element konzentrieren musste und einfach warten welches dieser Element ihm als erstes in den Sinn kam. Es war ein gewagter Versuch, doch eine andere Wahl hatte er nicht.
 

Hao musste sich entscheiden und diese Entscheidung viel ihm im ersten Moment schwer. Er wusste zwar, dass Kami der Geist einer Schamanin war und dass diese Art von Geister das Element der Erde repräsentierten und dass unabhängig davon, welches Element diese früher für sich gewählt hatte, doch das änderte nichts. Wenn er seinen Verstand entscheiden ließ, so würde er ohne Frage das Element Erde nehmen. Ein Element, welches nicht nur die reine Erde sondern auch die Welt der Pflanzen widerspiegelte und damit den Lebensraum aller darstellte. Doch wie der alte Mann vor ihm schon gesagt hatte war es keine Entscheidung des Verstandes. Es musste eine intuitive Wahl bleiben und dafür musste er seinen Verstand vollkommen verbannen. Anders würde es ihm nicht besonders viel bringen. Aus diesem Grund schloss er einfach für einen Moment die Augen und versuchte sich auf sein Gefühl zu konzentrieren. Zeitgleich fingen die Elemente um ihn herum zu wandern. Fast so, als würde er sie in seinen Gedanken kontrollieren. Eine Beobachtung die der alte Mann nur mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck beobachtete. Dieser wusste selbst nicht welches Element Hao für sich gewählt hatte. Allerdings hatte er eine leise Ahnung, welches der Elemente es sein würde. Zwar konnte er es jederzeit herausfinden, doch im Augenblick wollte er sich selber überraschen lassen. Und tatsächlich war die Überraschung groß, als eines der Elemente vor Hao zum stehen kam. Ein Element, welches er nun wirklich nicht erwartet hätte. Auch Hao schien für einen Augenblick verwundert zu sein, bevor er die Hand nach der kleinen roten Flamme ausstreckte, welche auch sofort auf ihn zukam und kurz darauf nur wenige Zentimeter über dessen Hand schwebte.

//„Du hast das Element des Feuers gewählt. Bleibst du bei dieser Wahl?“\\

„Es ist das Element das mein Herz als richtig erachtet. Aus diesem Grund bleibe ich bei diesem Element und hoffe, dass es das richtige ist.“

Noch bevor einer der beiden noch etwas sagen konnte, vereinigten sich die anderen Elemente mit dem Feuer, woraufhin dieses noch heller zu leuchten begann und eine goldene Farbe annahm.

//„Ein eigenwilliges Element. Viele bringen mit diesen Element nur noch den Tod in Zusammenhang, doch die Kräfte des Feuers sind um einiges Komplizierte. Allein in dieser Zeit ist das Feuer trotz seiner zerstörerischen Eigenschaften ein Hauptbestandteil des Lebens. Es gibt Licht in den dunkelsten Stunden und Wärme in den kältesten Nächten. Alte Gelehrte, die sich dieser Tatsache bewusst waren, kennzeichneten es als Herr über Leben und Tod. Doch lass dir nicht einfallen dieser Bezeichnung zu folgen. Kein Schamane sollte sich das Recht herausnehmen über das Leben anderer zu richten, nicht mal diejenigen, die dazu in der Lage wäre. Das lässt nur Hass entstehen und in einer Welt mit Hass lebt niemand lange. Auch wenn man sich nichts zur Schulden hat kommen lassen..“\\

„Ich verstehe.“

//„ Tust du das wirklich?“\\

Auf diese Worte antwortete Hao nicht, was sollte er auch schon groß sagen. Er hatte nicht vor diese Macht gegen andere anzuwenden. Er hat diese Prüfungen auf sich genommen um anderen helfen zu können und nicht um bestimmte Menschen zu richten. Bevor er jedoch weiter über die Worte des alten Mannes nachdenken konnte und die Gelegenheit den Sinn hinter diesen zu entschlüsseln, schnitt dieser ein anderes Thema an. Ein Thema, was ihn doch etwas verwunderte.

//„Es ist wichtig, dass du das Hauptelement, welches du gewählt hast für dich behältst. So etwas verbreitet sich nämlich rasendschnell in der Welt. Und das würde zwangsläufig dazu führen, dass auch die Spirits of Elements davon erfahren, von denen du bereits ein paar kennen gelernt hast. Tu dir selbst und ihnen einen Gefallen, denn einige werden dir diese Wahl ziemlich übel nehmen, auch wenn sie genau wissen, dass du keine andere Wahl gehabt hast.“\\

Mit diesen Worten legte der alte Mann seine Hand unter Haos und führte diese vorsichtig zu dessen Herzen. Die Flamme, die immer noch knapp über dessen Handfläche schwebte wanderte ohne umschweifen mit. Als sie jedoch mit dessen Haut in Berührung kam, drang sie in dessen Körper ein. Für einen Augenblick hatte Hao das Gefühl als würde er keine Luft mehr bekommen, doch dieser Zustand normalisierte sich schnell wieder. Für einen Moment ruhte sein Blick auf der Stelle, an der die Flamme durch seine Haut gedrungen war, bevor er sich wieder zu dem alten Mann wendete, welcher sich währenddessen von Hao abgewandt hatte.

//„Es ist Zeit zurückzukehren, Hao.“\\

Bevor Hao etwas erwidern konnte schien alles um ihn herum zu verschwimmen. Für einen Moment dachte er, dass das nur an seinen Augen lag, weshalb er diese kurz schloss. Als er sie jedoch wieder öffnete, war er wieder auf dem Dach des Tempels. Fast zeitgleich schoss auf einmal ein kurzer stechender Schmerz durch Kopf.
 

Es dauerte eine Zeit lang bis er merkte, dass Kami sich zu ihm begeben hatte und ihn besorgt musterte. Allerdings brauchte er noch zehn weitere Sekunden um sich darüber bewusst zu werden war passiert war und vor allem wo er sich befand.

„Alles in Ordnung?“

„Alles bestens, hoffe ich jedenfalls.“

Mit diesen Worten stand Hao auf und wendete sich zu Chiyo und Samira. Die Reaktionen der beiden waren sichtlich unterschiedlich, dass konnte er sofort erkennen. Während Samira eher besorgt schien, war bei Chiyo nur blanke Gleichgültigkeit zu erkennen, doch es kümmerte ihn nicht.

„Scheint wohl so als müsste ich dir nun auch gratulieren.“

Hao nahm diesen Worte nur mit einer einfach Gestik so hin, da er genau wusste, dass diese die Worte nicht gern über die Lippen brachte, doch dann wurde er von etwas abgelenkt.

//Scheinbar hat er sich die Kräfte des Einheitssterns angeeignet. Schade ich hätte liebend gern gesehen wie er scheitert.\\

Hao wusste, dass diese Sätze von Chiyo kamen, doch sie hörten sich viel mehr wie Gedanken als Worte an. Auch die Tatsache, dass Kami nichts dazu sagte irritierte ihn, da sie auf solche Sprüche meistens gereizt reagierte und normalerweise auch dementsprechend handelte. Aus diesem Grund ignorierte er diese Sätze einfach und versuchte normal zu wirken. Was sich jedoch als schwieriger erwies als er dachte, da sich Chiyo schon wieder zu Wort meldete.

„Hao, ich müsste mit dir für einen Augenblick unter vier Augen sprechen. Wenn du mir also folgen würdest.“

Etwas skeptisch sah Hao zuerst zu seinem Schutzgeist, bevor er der Anweisung der älteren folge leistete. Das er ein merkwürdiges Gefühl hatte, ignorierte er erst einmal. Immerhin wusste er, dass Chiyo ihn nicht leiden konnte, doch ihrer etwas merkwürdige Bitte, falls man sie als solche bezeichnen konnte, nicht nachzugehen würde die Situation wahrscheinlich nur noch schlimmer machen.

„Ich will nicht lange um die eigentliche Sache herumreden. Alles was mich interessiert ist, wie viel du über unsere Traditionen und Regeln weißt.“

„Nicht viel, immerhin hat sich keiner die Mühe gemacht mich aufzuklären.“

„Dann werde ich das wohl tun müssen. Die wichtigste Regel besteht wohl darin, dass es keine freundschaftliche oder höhere Bindung zwischen den Wächterinnern und dem Träger des Einheitssterns geben darf. Wenn du genau nachdenkst weißt du worauf ich hinaus will.“

Hao sah die alte Frau nur fassungslos an. Er konnte sich wirklich denken, worauf das hinauslaufen sollte, doch er konnte es einfach nicht glauben.

„Wahrscheinlich darauf, dass ich Samira aus dem Weg gehen sollte, aber…“

„Kein Aber. Ich weiß sehr wohl wie ihr beide übereinander denkt, das war ja auch nicht zu übersehen. Doch die Wahrheit ist, dass es für euch keine Zukunft gibt. Du tust also gut daran ihr aus dem Weg zu gehen und sie zu vergessen.“

„Und was ist mit Samira? Wollen sie wirklich, dass ich sie mit dieser Aktion in den Glauben lasse, dass ich sie nur benutzt habe? Das kann nicht ihr ernst sein.“

Es war deutlich zu sehen, dass Hao das ganze nicht einfach so akzeptieren konnte. Auch Chiyo bemerkte dies und ein kleiner Teil in ihr bereute ihre Offenheit. Der größte Teil jedoch schien keine Skrupel zu haben und zufrieden zuzusehen, wie Hao vor ihr sich langsam seinem Schicksal fügte.
 

Alles was sie brauchte war ein letzter Anstoß, einen, der ihm klar machte, dass er keine Alternative hatte als ihr den Rücken zuzuwenden. Sie wusste zwar, dass Samira dadurch am Boden zerstört sein würde, doch es war immerhin zu ihrem besten und das würde sie früher oder später einsehen.

„Es ist mein voller Ernst. Und Samira sollte nicht dein Problem sein. Für sie gibt es so oder so eine herbe Enttäuschung. Sie müsste sich entscheiden zwischen dir und ihrer Familie. Willst du ihr wirklich zumuten eine Entscheidung zu treffen, die sie dazu bringt über das endgültige Resultat zu Zweifeln. Sie ewig im ungewissen zu lassen, ob ihre Entscheidung die richtige war. Wenn du wählen müsste, wenn würdest du wählen. Und in dem Fall solltest du wissen, dass ich, wenn ich von Familie spreche, nicht von den anderen Wächterinnen spreche sondern von ihrer kleinen Tochter.“

„Wie bitte?“

Diese Worte ließen Hao geschockt zurück. Er hatte keine Ahnung, dass Samira selbst schon ein Kind bekommen hatte, geschweige denn wann. Doch scheinbar wollte ihm Chiyo nicht im trüben fischen lassen, weshalb sie einfach weiter sprach.

„Erinnerst du dich an das kleine Mädchen, das bei der letzte Prüfung mit dabei war? Ihr Name ist Rin. Sie ist Samiras Tochter. Wie gesagt, wir haben unsere eigenen Regeln und Traditionen und ihre Schwangerschaft war ein Teil davon.“

Hao sagte daraufhin nichts. Zu sehr schockten ihn die neusten Nachrichten. Selbst sein Schutzgeist, der die gesamte Zeit neben ihm stand schien nichts dazu sagen zu wollen. Lediglich einen vernichtenden Blick bekam Chiyo von diesem, wobei sie das Gefühl bekam, dass sie schon einmal in die stechenden Augen der jungen Frau gesehen hatte.

„Ich denke das war Information genug, Chiyo…“

„Lass gut sein, Kami. Und zu ihnen. Sie haben gewonnen, ich werde Samira aus dem Weg gehen. Immerhin scheine ich ja keine andere Wahl zu haben.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von der alten Frau ab. Innerlich sträubte er sich zwar zu gehen, doch er hatte keine Wahl. Er konnte Samira nicht zu irgendetwas zwingen. Insbesondere deshalb nicht, da ihm seine eigene Familie selber am Herzen lag und wusste dass er sich nicht zwischen ihnen und Samira entscheiden könnte. Es wäre nicht fair ihr diese Entscheidung zu überlassen.

//Na sie mal an, der Junge weiß wohl doch, wann es Zeit ist aufzugeben.\\

„Den Kommentar können sie sich sparen, Chiyo.“

Mehr sagte Hao nicht sondern verließ den Tempel, ließ dabei allerdings zwei völlig verwirrte Frauen zurück, die erst einmal verstehen mussten was gerade passiert war.

„Was habe ich gesagt?“

„Versuchen sie es mal mit gedacht. Denn so wie ich das sehe, hat er nicht nur die Kräfte des Einheitsstern in sich aufgenommen, sondern auch die Gabe Gedanken zu lesen, also seinen sie in Zukunft vorsichtig was sie in seiner Gegenwart denken.“

„Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu reden?“

„Das könnte ich dich auch fragen, Chiyo. Ich bin zwar auch dagegen, dass die beiden sich weiter über den Weg laufen, aber das gerade war unnötig.“

Nun wendete sich auch die junge Frau mit dem wüstenfarbenen Haar von Chiyo ab und verließ ebenfalls den Tempel. Ein Phänomen, dass Chiyo durchaus bekannt war, jedoch von einem anderen Geist. Erst daraufhin konnte sie die Zusammenhänge entdecken.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Akayami
2013-05-14T11:47:39+00:00 14.05.2013 13:47
Ohh was für ein Kapitel...
Erst freut man sich wie ein Schneekönig, dass Samira und Hao sich wiedersehen können und dann am Ende das v.v hoffe das es da trotzdem eine Möglichkeit für die beiden gibt..
Und Chiyo hat jetzt wohl gemerkt das Kami in Wirklichkeit Okami ist..bin sehr gespannt auf das nächste Kapi :)
Liebe Grüße


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