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Shaman king 0

Wie alles begann
von

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Der erste Schritt auf dem Weg zum Einheitsstern

Kapitel 31: Der erste Schritt auf dem Weg zum Einheitsstern
 

Hao war mittlerweile bei einem verdeckten Weg angekommen. Dieser wurde lange nicht mehr benutzt und trotzdem schien es so, als wären einige Gräserhalme in Mitleidenschaft genommen worden. Daraus ergab sich, dass er hier richtig war. Gut um genau zu sein wusste er es auch, doch manchmal musste man sich doch etwas auf die Zeichen der Natur verlassen. Die Frage, die sich ihm stellte war jedoch was ihn erwartete, wobei er nicht unbedingt an die Aufgaben zur Meisterung des Einheitssterns dachte. Er hatte einiges in Erfahrung gebracht, doch alle die versucht hatten diese Aufgabe zu meistern und lebend zurückgekommen waren, schienen alles was sie in der Zeit erlebten vergessen zu haben. Die Berichte wirkten meist so, als würde ein Fluch auf dieser Prüfung liegen, der verhinderte, dass irgendjemand weitererzählte welchen Aufgaben und vor allem welchen Bedingungen sie ausgesetzt waren.

„Was suchst du in diesen Gefilden, Fremder.“

Hao sah die Frau vor ihm für einen Moment überrascht an. Zu erst war er unschlüssig ob er ihr sein Anliegen schildern sollte, immerhin wusste er ja nicht wie geheim der Tempel wirklich war und wer davon wusste und wer nicht. Erst als er das Amulett am Hals der Frau, die seiner Einschätzung nach 27 Jahre alt war, erblickte entschloss er sich sein Anliegen zu schildern

„Ich bin hier um mich der Prüfung zur Meisterung des Einheitssterns zu stellen.“

„Und wie kommst du darauf, dass du hier richtig bist.“

„Tja da gibt es mehrere Gründe. Erstens habe ich in einigen alten Schriften den Hinweis gefunden, dass sich der Tempel der Wächterinnen hier befindet. Zweitens habe ich zusätzlich diese Information bestätigt bekommen und drittens verrät dein Amulett, dass du zu den Wächterinnen gehörst.“

Die Hand der Frau vor ihm glitt bei diesen Worten an ihr Amulett und umschloss es vorsichtig mit ihrem Fingern als ob sie befürchtete, als könnte sie es andernfalls zerbrechen. Sie wurde für diese Aufgabe ausgebildet, doch wirklich mit ihr konfrontiert zu werden war etwas völlig anderes.

„Verstehe, nun gut. Bevor ich jedoch deinem Verlangen nachkomme, habe ich noch eine Frage die ich loswerden muss. Ich würde gerne wissen, welchen Stand du vertrittst.“

„Für dieses Vorhaben vertrete ich keinen Stand. Höchstens den eines einfachen Schamanen, der sein Glück versuchen will, die bevorstehenden Aufgaben zu lösen.“

„Und du glaubst dass du die Aufgaben als einfacher Schamane bestehen kannst. Die Meisterung des Einheitssterns ist keine Aufgabe die man leichtfertig trifft. Zwar ist es mir relativ egal was dich hierher zieht oder welche Qualitäten du besitzt, allerdings muss ich das meiner Aufgabe wegen klarstellen. Jeder der diese Herausforderung annimmt muss zwangsläufig mit dem Tod rechnen, es sei denn er Bittet frühzeitig um Gnade. Das allerdings läutet sein Scheitern ein. Eine nicht bestandene Aufgabe ist ebenfalls ein Grund um dein Vorhaben zum Scheitern zu bringen. Jeder Schamane, der einmal versucht den Stern der Einheit zu meistern und daran scheitert, hat seine Chance vertan, da jeder nur einen Versuch hat. Darüber hinaus kann es durchaus passieren, dass der König der Geister dich aus eigenem ermessen rausschmeißt, weil er dich nicht für würdig hält. Alles was er dafür tun muss ist den Weg durch die Barriere dort vorne zu versperren. Auch in dem Fall hast du deine einzige Chance vertan. Da du jetzt einigermaßen weißt was dich erwartet, frage ich dich noch ein einziges Mal. Bist du willig dein Leben auf Spiel zu setzen um dich dieser Herausforderung zu stellen.“

„Wenn ich es nicht wäre, würde ich bei meiner Familie sitzen und eine Tasse Tee trinken und nicht hier stehen um mir deine Belehrungen anhören.“

Auf dem Gesicht der Jungen Frau erschien auf einmal ein leichtes Lächeln. Wenn es nach ihr ginge, dann hatte sie keine Bedenken ihren Gegenüber durchzulassen.
 

Allerdings war es ihre Aufgabe die Prüflinge zu empfangen und sie mit der aller ersten Prüfung zu konfrontieren um zu testen ob dieser wirklich weiß worauf er sich einließ.

„Das interpretiere ich als ein ‚Ja’. Nun gut. Doch wir brauchen Zeit um uns vorzubereiten. Schon lange hat keiner der Herausforderung zugestimmt. Darüber hinaus kann ich dir versichern, dass du das ganze nicht innerhalb einer Woche schaffst, falls du solange durchhältst. Die meisten haben nach meiner Erfahrung schon nach zwei Tagen aufgegeben weil es ihnen zu viel wurde. Also nimm dir einen Tag und bereite dich noch einmal darauf vor. Eines kann ich dir jedoch sagen, alles was du benötigst ist deine Kraft als Schamane, einen treuen Schutzgeist und vor allem einen klareren und messerscharfen Verstand sowie einige gewisse Geschicklichkeit. Die Regeln und Ziele der einzigen Aufgaben wird dir von den zuständigen Wächterinnen erklärt.“

Hao stutzte bei diesen Worten kurz. Das letzte, was er von dem Einheitsstern gelesen hatte, war dass deren Wächterinnen immer bereit sein mussten. Die einzige Ausnahme bildete einen plötzlichen Tod der zuständigen Prüferin, sofern man das so nennen konnte. Genau in dem Moment vielen ihm auch Samiras Worte von damals wieder ein.

//Eine Sache noch. Wenn es soweit ist lass dich nicht aufhalten. Von niemanden hörst du, dass ist nämlich wichtig. Niemand der zögert hat ein Anrecht auf die Macht, die in dem Einheitsstern steckt. Merk dir meine Worte.\\

„Bei allem Respekt. Ich bin hier aus einem Grund und soweit ich mitbekommen habe, solltet ihr immer bereit sein, da ihr nur für eure Prüfungen lebt.“

„Das ist wahr…doch…“

Weiter kam die Wächterin nicht, da in dem Moment etwas hinter ihr aufblitzte. Langsam aber sicher veränderte sich die Umgebung und ein prachtvoller Tempel kam zum Vorschein. Die Frau musste die Präsenz gespürt haben, da sie sich sofort zu diesem umsah. Für einen Moment blieb sie sprachlos, doch dann wendete sie sich mit einem freundlichen Lächeln zurück zu Hao.

„…Der König der Geister hat deine Entschlossenheit gespürt. Er hält dich für würdig die Prüfungen des äußeren Tempels zu bestreiten. Doch sei gewarnt, jeder der sie beginnt, kann nicht zurück, bevor er die Prüfungen bestanden hat. Wochen können vergehen, bis man ins innere des Tempels gelangt und Tage, bis man diesen wieder verlassen kann, jedenfalls wenn man den Weg zum Einheitsstern bis zum Schluss gehen will. Diese Prüfungen unterteilen sich in 2 großen Kategorien und zwar in die Geländeprüfungen und den Tempelprüfungen, wobei dir eine Pause zwischen den Tempelprüfungen und der letzten Prüfung gestattet ist, allerdings mit der Vorraussetzung, dass du klein Wort über die Prüfungen verlierst.“

War ja klar dass es einen Harken gab. Er durfte seine Familie nicht sehen, solange er die Prüfungen zu bewältigen hatte. Das würde auch erklären, wieso manche Schamanen von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwunden und entweder Tod oder verwirrt Tage später wieder aufgefunden wurden. Er konnte nur von Glück sagen, dass er vorsichtshalber vorgesorgt hatte.
 

Flashback
 

Youji und Hao waren zurück auf dem Asakuraanwesen. Hinter ihnen hörten sie das Tuscheln der Dorfbewohner. Kein Wunder immerhin waren beide Verletzt und die Art von Verletzungen holte man sich nicht einfach mal eben so. Nun allerdings hatten sie erst einmal ruhe vor dem ganzen. Schnell stiegen beide von den Pferden, wobei Hao dabei kurz vor Schmerz zusammen zuckte.

„Du solltest deine Wunde behandeln lassen.“

„Ja ich weiß, ich schnapp mir deine Mutter nachher.“

„Mach das lieber sofort, sonst verblutest du mir noch und wir sind auf unser Familienoberhaupt angewiesen.“

„Das Oberhaupt ist Tod es lebe das Oberhaupt, ist es nicht so.“

„Hao?“

Youji konnte einfach nicht mehr. Er konnte nicht glauben, dass Hao in so einer Situation noch blöde Sprüche vom Stapel ließ. Besonders da dieser genau wusste, dass Riku keine wirklich gute Alternative als Oberhaupt der Familie war.

„Schon gut, schon gut. War nur ein Witz.“

„Kein guter.“

„Youji, Hao, da seit ihr ja wieder…was zur Hölle ist mit euch passiert.“

Santi ließ sofort, als sie die beiden erblickte alles was sie in der Hand hielt fallen und schlug sich mit den Händen erschrocken vor den Mund.

„Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit einem anderen Schamanen.“

„Müsst ihr euch denn mit der ganzen Welt anlegen.“

„Hey, dieser Bastard hat sich mit uns angelegt und dann hat der sich auch noch selber in die Luft gesprengt und uns fast mit. Dabei wollte wir nur reden.“

Youji spulte die Ereignisse einfach nur runter, als wäre nichts besonders passiert. Allerdings brachten sie Hao dazu seinen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, auszusprechen.

„Nichts für ungut Youji, ich wollte reden, du warst drauf und dran ihn zu erdolchen.“

„Er hätte es verdient gehabt. Schickt mir einfach diese blöden Hakai Typen auf den Hals anstatt sich persönlich mit mir auseinander zu setzten.“

„Die Hakái henséi. Wieso habt ihr nichts gesagt?“

„Weil wir euch da nicht mit reinziehen wollten, deshalb Santi.“

„Ja toller Plan. Wisst ihr eigentlich, dass ihr euch dabei hättest umbringen können. Was soll’s, bei euch rede ich ja sowieso gegen eine Wand. Besonders bei dir Hao. Jetzt aber rein, damit ich mir eure Wunden ansehen kann, denn von dem was ich sehe, müssen sie dringend gesäubert werden.“

Nach diesen Worten schritten alle in das große Haus, welches auf dem Asakuraanwesen stand. Den beiden blieb natürlich nicht verborgen, dass Cassandra, die ihnen entgegen gekommen war, sich fast den Kopf verengte um herauszufinden, was passiert war.
 

Während Santi diese Tatsache nicht weiter beachtete, wendete sich Hao mit einem leichten hinterhältigen Lächeln zu seinem Cousin.

„Phase eins läuft bereits. Cassandra ist jetzt schon Feuer und Flamme.“

„Ja ich seh es. Hoffentlich bricht sie sich bei den Verrenkungen nicht den Hals.“

„Wird sie schon nicht. Diese Frau ist diese Art von Bewegung gewöhnt.“

„Worüber redet ihr beide.“

„Über gar nichts.“

Santi schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Es war immer wieder verwunderlich wie schnell sich die beiden einer Situation anpassen konnten. Mal wirkten sie wie erwachsene Männer und dann wurden sie wieder zu den Kindern, die sie vor Sayuris Tod waren. Es war nicht zu verleugnen. Seit dem Tag waren die beiden Jungs über sich hinausgewachsen und hielten fester zusammen als zuvor. Es war schon immer merkwürdig mit anzusehen wie gut die drei sich damals verstanden hatten. Haos Vater und Riku waren in dem Punkt total anders. Die beiden dachten nur daran die Familienführung irgendwann zu übernehmen und anschließend ihren Kindern zu übergeben. Doch zwischen Hao, Youji und Sayuri gab es nie einen Konkurrenzkampf. Und insgeheim war sie froh, dass es so geblieben war.

„Setzt euch, ich hol nur schnell etwas Wasser und Verbandzeug.“

Mit diesen Worten war Santi auch schon verschwunden. Währenddessen schielt Hao vorsichtig zur Tür und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, als er bemerkte, dass diese sich leicht bewegte.

„Scheint so, als wären wir die Hakái henséi losgeworden.“

„Echt mal, diesen Sieg müsste man in die Geschichte aufnehmen. Asakuras besiegen die Geheimorganisation der Hakái henséi. Klingt doch gut, oder Hao.“

„Gut, ich find es klingt passend. Jedenfalls überlegen sie es sich dem nächste zwei Mal bevor sie sich mit uns anlegen.“

„Das will ich hoffen…obwohl…war doch ein schönes Training.“

„Und was haben wir trainiert? Ich meine wir wussten auch vorher, dass wir im Team unschlagbar sind. Für ein anständiges Training bräuchten wir schon stärkere Gegner“

„Hast auch wieder Recht…Tasse Tee.“

„Schaden kann es jedenfalls nicht.“

Noch bevor einer von ihnen etwas ergänzen konnten, hörten sie auch schon laute Schritte, die sich scheinbar eilig von der Tür entfernten. Den Triumph konnten die beiden jedoch nicht auskosten, da in dem Moment Santi wieder zu ihnen stieß und sie vorwurfsvoll ansah.

„Der einzige Grund, wieso ich zu der Aktion nichts sage ist, weil du unser Familienoberhaupt bist, Hao. Darüber hinaus denke ich, dass du weißt was du tust, doch könntest du Cassandra das nächste Mal aus deinen Plänen herauslassen.“

„Ging dieses Mal nicht anders.“

Santi erwiderte daraufhin nichts. Sondern kümmerte sich nur stillschweigend um die Wunden der beiden jungen Männer vor ihr. Sie vertraute ihnen, wieso sollte sie also etwas dazu erwidern.
 

Es dauerte eine Weile bis die Wunden der beiden versorgt waren. Santi hatte sie daraufhin allein gelassen um nach Cassandra zu sehen. Derweil war Hao fast im selben Moment aufgesprungen, in der die Tür hinter Santi ins Schloss gefallen war.

„Steh auf Youji, wir haben noch eine Menge zu erledigen.“

„Und was? Ich würde mich lieber ins Bett fallen lassen und ne Runde durchschlafen.“

„Schlafmütze…in unseren Zimmern liegen noch einige Berichte und Informationen über die Hakáis, die wir loswerden müssen, bevor Cassandra sie entdeckt, denn dass bedeutet, dass sie Beweise hätte.“

„Konntest du nicht daran denken, bevor wir diese Frau auf die Bürger losgelassen haben?“

„Nein, der Moment war einfach der geeignetste…darüber hinaus…ich muss dich noch mit den ganzen Familiengeschäften vertraut machen.“

Bei diesen Worten viel Youji fast von dem Stuhl auf dem er saß. In gewisser Weise wünschte er sich, dass er sich gerade verhört hatte. Hao wollte ihm mit den Familiengeschäften vertraut machen. Was sollte der Mist den bitte, wieso sollte dieser das tun.

„Schuldige, aber hab ich was verpasst?“

„Ja und zwar, dass du mich ersetzen wirst, während ich mich den Prüfungen des Einheitssterns widme.“

„Wieso ich?“

„Weil du der einzige bist der dazu in der Lage ist und dem ich nebenbei auch noch vertraue…Youji du musst das einfach für mich tun…wir hatten einen Deal….“

„Schon aber…“

„Hast du deine eigenen Worte schon vergessen? Ich werde die anderen Asakuras zum Schweigen bringen, wenn sie etwas gegen die Entscheidung einzuwenden haben und wie sollte das besser gehen, als wenn du meinen Platz in der Familie einnimmst.“

„Gibst du mir überhaupt eine Chance ‚nein’ zu sagen?“

„Nein.“

„Gut, dann fang mal an mich zu unterrichten.“

Hao nickte daraufhin nur kurz bevor er Youji das wichtigste erklärte. Am Ende schwirrte dieser ziemlich der Kopf, dass konnte er erkennen. Darüber hinaus hatte er durchaus Erfahrung. Kazumi hatte es ihm damals mindestens genauso schnell erklärt wie er eben und auch ihm tat hinterher der Kopf weh, doch in der Routine konnte er sich die meisten Prozesse schnell wieder ins Gedächtnis rufen.

„Wenn mich das ganze Wissen bis zu deiner Rückkehr nicht erschlagen hat, dass renn ich zehn Mal non-stop um das ganze Dorf und zwar freiwillig!“

„Das will ich sehen.“

„Komm einfach schnell wieder zurück…aber bloß nicht zu schnell!“

„Ich geb mein bestes.“

Bei diesen Worten verabschiedeten sich die beiden voneinander. Hao hatte sich dazu entschieden diese Sache nicht mit den restlichen Asakuras abzusprechen. Und wer weiß, vielleicht war es so, sogar besser.
 

Flashback Ende
 

Er ging gerne auf Nummer sicher und in diesem Fall schien er damit mal wieder die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Mit einem Trick hatte es also angefangen, die Frage war nur, wie oft diese Wächterinnen noch versuchen würden ihn reinzulegen.

//Die Erste Prüfung besteht also darin seine Entschlossenheit zu zeigen. Da stellt man sich doch die Frage, was noch alles gefordert wird.\\

„…Bitte folge mir!“

Hao blickte nicht zurück, sondern tat einfach wie man es ihm gesagt hatte. Die leicht glänzende Barriere, die sich vor ihm befand ließ ihn ohne zu zögern hindurch. Genau in diesem Moment ging ein leichter Schock von dieser aus und die Landschaft vor ihm veränderte sich ein weiteres Mal. Von jetzt auf Gleich bebte die Erde und aus dem Boden brachen Dornenbesetzte Pflanzen hervor, die sich über den gesamten Geländebereich erstreckten und mindestens 4 Meter in die Höhe stiegen. Zur gleichen Zeit materialisierte sich Kami neben ihm und sah sich das Geschehen amüsiert an.

„Eine 4 Meter hohe Dornenhecke…wie originell.“

„Diese Dornenhecke stellt die erste offizielle Prüfung dar. Ihr werdet euch einen Weg durch diese bahnen müssen, allerdings unter der Bedingung, dass ihr weder das Schwert gegen die Pflanzen erhebt, noch dass auf Geistkontrolle zurückgegriffen wird.“

„Ist damit allein die Geistkontrolle gemeint oder sämtliche Techniken, die mit Geister zu tun hat.“

„Sobald sich der Prüfungsort vollständig aufgebaut hat, werden Wege erscheinen. Das Ziel ist es zum inneren Hof zu gelangen, die Schwierigkeit ist jedoch, dass es nur einen Weg dorthin gibt, doch viele Pfade die auf diesen Weg führen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit diesen wieder zu verlassen auch mehr als hoch. In dem Labyrinth der Dornen befinden sich viele Gefahren, die jedoch nur mit Hilfe von Techniken bewältig werden dürfen, die den eigenen Schutzgeist nicht miteinschließen…“

„Das heißen wenn ich den Kopf nicht schnell genug einzieht, bin ich ihn los.“

„Das könnte in der Tat passieren. Dein Schutzgeist wird natürlich an deiner Seite bleiben, doch nimmst du ihre Hilfe an ist die Prüfung beendet. Solltest du keine Möglichkeit haben dich zu verteidigen, so werde ich eingreifen, doch das Prinzip ist das gleiche. Die Prüfung wäre beendet und du gescheitert.“

Genau in dem Moment als sie das sagte, öffneten sich mehre Durchgänge in der Dornenhäcke und gaben den Blick auf ein scheinbar unendliches Labyrinth frei.

„Es ist so weit, die Prüfung hat begonnen. Es gibt kein Zeitlimet, deshalb kannst du deine Schritte genau planen und dir die Zeit lassen, die du benötigst.“

„Zeit allein nütz einem gar nichts, wenn man sich nicht dazu entschließ den ersten Schritt zu machen und ich denke wirklich vorbereiten auf das was kommt, ist sowieso unmöglich. Also lass uns gehen.“

„Wie du wünscht.“

Mit diesen Worten schritten die beiden in das Labyrinth. Kami verdrehte derweil nur genervt die Augen. Sie selbst hatte eine solche Prüfung nie miterlebt und war deshalb genauso unwissend wie Hao. Was sie am meisten verstimmte war jedoch, dass sie nicht eingreifen durfte.
 

Im Prinzip war es also kein Wunder, dass die meisten an der Prüfung scheiterten. Gute Schamanen verließen sich stets auf ihren Geist und auf ihr Medium. Nahm man es diesen weg, so waren sie nichts mehr als verängstigte Menschen, bei denen der Verstand aussetzte.

„Wenn die erste Prüfung die Entschlossenheit zeigen sollte, welche Fähigkeit soll dann die zweite Testen? Ausdauer?“

Nach dieser Frage hörte er von der jungen Frau nur ein herzhaftes Lachen. Allerdings verstummte sie schnell wieder und äußerte sich zu dem Punkt.

„Würde ich es sagen, wüsstest du was auf dich zu kommen wird.“

„Das weiß ich zum Teil jetzt schon und zwar ein langer Weg.“

„In der Tat.“

Noch bevor Hao verstand, worauf die Wächterin hinaus wollte, schloss sich der Weg hinter ihnen. Für einen Moment blickte Hao auf den nun versperrten Weg, bevor er sich fragend zu seinen Begleitern umblickte und letzten Endes eine Antwort erhielt.

„Immer wenn du den richtigen Weg verlässt oder betrittst schließ sich der Gang hinter dir. Bleibst du auf dem richtigen Weg passiert nichts und bleibst du auf dem falschen ist es genauso. Nur die Überschreitung bringt eine Veränderung hervor, die dauerhaft ist.“

„Augenblick, dass heißt also immer wenn über den richtigen Weg laufe schließen sich die Wege die dorthin führen. Das würde bedeuten, dass irgendwann nur noch ein gerader Weg vor mir liegt, dem ich lediglich zu folgen brauche.“

„Genau. Doch so einfach ist es auch nicht. Wenn du dir diesen Weg verbaust ist es unmöglich wieder auf diesen Weg zurück zu kehren.“

„Das heißt für mich, dass ich den Test nicht bestanden habe.“

„Genau.“

„Und ich schätze mal, dass du mir nicht sagen kannst ob ich den richtigen Weg verlassen habe oder ob ich ihn betreten habe.“

„Sagen könnte ich es dir schon, aber ein Wort in dieser Richtung von mir und die Prüfung ist beendet.“

„Herrlich.“

Hao lächelte bei diesen Worten nur schwach. Das waren alles keine guten voraussichten, besonders da er es noch nie mit Glücksspielen hatte. Immer wenn es um Glück oder Zufall ging, dann hatte er die schlechte Karte gezogen und das war immer schon so.

„Niemand sag, dass die Prüfungen einfach wären.“

„Das war mir bewusst…da fällt mir ein, wie lautet eigentlich dein Name, denn ich bezweifle, dass es dir gefällt, wenn ich dich mit Wächterin anspreche.“

„Du bist der erste Fremde, den das interessiert, doch du hast Recht. Es gefällt mir nicht. Und da es nicht gegen die Regeln verstößt, kann ich meinen Namen auch nennen. Er lautet Midori. Doch um der Fairnishalber würde auch ich einen Namen begrüßen.“

„Mein Name ist Hao.“

„Ja ja, jetzt haben wir uns vorgestellt und sind glücklich, könntet ihr mal wieder auf den Weg achten, wir bekommen nämlich gerade Gesellschaft.“

Sofort blickten Hao und Midori nach vorne und entdeckten einen Reiter, der führ Haos Geschmack ein Makel zu viel hatte.
 

Normalerweise würden ihn kleine Makel nicht stören, doch dieser brachte ihn doch etwas aus den Konzept, weshalb er etwas irritiert zu der Wächterin blickte.

„Bilde ich mir das ein, oder hat der keinen Kopf.“

„Dieses Wesen hat seinen Kopf verloren und zieht umher um einen neuen zu suchen, solange bis er einen findet, der nicht in dem Moment in dem er ihn aufsetzt zu Staub zerfällt.“

„Moment mal aufsetzte, das heißt…“

Weiter kam Hao nicht, da der Reiter schon auf sie los galoppierte. In Windeseile stieß Hao die Wächterin zur Seite und brachte sich kurz daraufhin selbst in Sicherheit. Allerdings hatte der Reiter nicht vor seine neue Beute entkommen zulassen und ritt ein weiteres Mal auf Hao zu. Dieser zog blitzschnell sein Schwert hervor. Er durfte es zwar nicht gegen die Dornenwände einsetzen, doch gegen diesen Kopflosen Reiter schon. Allerdings war die Wucht des gegnerischen Angriffes so enorm, dass ihm sein Schwert regelrecht aus der Hand geschleudert wurde und einige Meter von ihm weg schlitterte. So hatte er sich die Sache nicht gedacht. Viel zeit zum beklagen hatte er jedoch nicht, der Reiter schon ein weites Mal mit seinem eigenen Schwert ausholte. Schnell duckte sich Hao, weshalb die Schwertschneide über ihm vorbeisauste statt seinen Kopf einen Teil der Dornenhäcke abschnitt, was bewirkte, dass die Dornenbesetzten Äste auf ihn herunter regneten. Genau in diesem Moment schnellte die Hand der jungen Wächterin zu ihrem Medium, doch noch bevor sie es hervorziehen konnte, wurde ihre Hand von einer anderen berührt. Schnell blickte sie auf und erblickte Kami. Ein bisschen irritiert blinzelte sie etwas, bevor sie einen schnellen Blick zu Hao, der sich gerade aus der Reichweite des kopflosen Ritter gebracht hatte.

„Greif nicht ein. Noch nicht. Hao hat schon andere Gefahren überstanden und das ist nichts dagegen. Hab vertrauen und gibt ihm eine Chance.“

„Aber wenn er…“

„Als Wächterin ist es doch deine Pflicht, die Prüfungen zu überwachen und nur dann einzugreifen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Eine Alternative besteht hier jedoch.“

Kami konnte nicht leugnen, dass auch sie ihre Zweifel hatte, doch Hao hatte nicht so viel auf sich genommen um gleich am Anfang zu scheitern. Sie hatte vertrauen in seine Schamanenkräfte und die waren nicht auf den Kampf mit einem Geist beschränkt. Und wie als hätte sie es vorhergesehen stieg das Pferd des Reiters auf einmal hoch und ließ seinen Herren herunterfallen. Hao hatte doch tatsächlich den Zauber von Takumi Sasaki verwendet. Eben jene der bewirkte, dass Pfähle aus dem Boden schossen. Nun standen sich die beiden Kämpfer wenigsten auf einer Ebene gegenüber, da der Kopflose seinen Pferdevorteil verloren hatte, welcher seine Angriffe um einiges Stärker gemacht hatte.

„Auf zu Runde zwei oder wie darauf ich das verstehen.“

Mittlerweile hatte Hao auch sein Schwert wieder erlang und die beiden Gegner umkreisten sich. An sich schon ein wunder, da der Kopflose ja eigentlich nichts sehen dürfte, doch scheinbar wusste dieser trotzdem genau, wo Hao sich befand. Das Pferd hatte derweil Fersengeld gegeben und war verschwunden.
 

Dem zur Folge gab es wirklich nur noch einen Mann gegen Mann Kampf. Ob dieser nun fair oder unfair ablief, war in diesem Zusammenhang eine andere Frage. Jedenfalls schien der Kopflose nach einiger Zeit keine Lust mehr auf das Verzögerungsspiel zu haben und griff ohne Rücksicht auf Verluste an. Hao wicht daraufhin nur aus und führte das Schwert des Kopflosen geschickt von seinem Körper weg. In einer darauffolgenden fließenden Bewegung durchtrennte Hao zusätzlich den Umhang des Kopflosen, welcher nur wehend über den Weg wehte bis es an der Dornenhecke hängen blieb. Diese Aktion schien den Kopflosen jedoch nur noch wütender zu machen, jedenfalls schien es so, da dieser sein Schwert kurz darauf wie ein Schlagstock verwendete und versuchte Hao damit zu erschlagen.

„Das ist definitiv kein gebührender Umgang mit einem Schwert. Dem sollte man mal ein paar Lehrstunden erteilen.“

„Kannst du ja gerne machen, Kami. Jedenfalls wenn der noch in der Lage ist eines zu halten sobald ich mit dem fertig bin.“

Wie auf Kommando wich Hao ein weites Mal aus und schlug dem Kopflosen den Arm, in der dieser sein Schwert hielt, ab. Dieser fiel nur zu Boden und zerfiel zu staub. Doch trotz dieser Aktion war kein Blut zu erkennen, das darauf hinwies, dass dieses Wesen ein menschliches Lebewesen ist. Auch hatte es nicht den gewünschten Effekt, da der Arm aus unerfindlichen Gründen langsam begann nachzuwachsen. Allerdings war Hao doch einen Schritt schneller. Ohne lange nachzudenken griff er nach dem Schwert des kopflosen und stach diesem in die linke Brusthälfte, mitten ins Herz. Daraufhin war nur ein lauter schriller Schrei zu hören, der dazu führte, dass sich jeder die Ohren zuhalten musste. Zeitgleich blähte sich der Körper des Kopflosen aus, bis er explodierte und sich dessen Überreste in Form von schwarzer Asche in alle Richtungen verteilte.

„Das nenn ich mal einen Abgang.“

„Können wir weiter gehen?“

Bei diesen Worten klopfte Hao die Asche ab, welche sich auf seinen Sachen niedergelassen hatte. Midori blickte ihn nur völlig geschockt an. Sie selbst war total überrascht von dem plötzlichem Ende und konnte noch nicht richtig realisieren, dass Hao den Kopflosen Reiter wirklich besiegt hatte.

„…j…ja…na klar…“

„Alles in Ordnung?“

Auf diese Worte nickte sie nur. Nach einem kurzen Blick zurück folgte sie ihm auf Haos weiterem Weg. Erst nach einigen vergangenen Minuten hörte sie das vertraute Rascheln, welches darauf schließen ließ, dass sich der Weg hinter ihnen wieder geschlossen hatte.

„Ich schätze dieser Kopflose Reiter war eine der Gefahren, die hier lauern.“

„Stimmt, doch die restlichen setzen nicht zwangsläufig auf eine menschliche Waffe.“

„Gut zu wissen...sag mal wie groß ist dieses Gebiet eigentlich?“

„Groß. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen.“

Auf diese Worte hin war nur ein leises Kichern von Kami zu hören. Die Antwort hätte durchaus von ihr stammen können. Dann jedoch wendete sie sich wieder dem eigentlichen Problem zu. Vor ihnen befand sich eine weitere Weggabelung. Sie konnte Hao in diesem Moment richtig ansehen, wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann. Ein Weg drei Möglichkeiten. Eine Situation, die er in seinem Leben schon mehrfach hatte, aber bei seiner Trefferqoute war es offensichtlich, dass er den falschen Weg nehmen würde, wenn er nicht sowieso schon auf diesem war, was sie selbst nicht beurteilen konnte. Sie ließ sich lieber vom Ergebnis überraschen, immerhin wusste sie, dass Hao auch ohne ihre Hilfe zurecht kam. Dass musste er zwangsläufig, denn wenn er nicht dazu in der Lage war diese Prüfungen allein zu bestehen, dann hatte er auch kein Recht auf die Macht des Einheitssterns und bisher schlug er sich doch ganz gut. Jedenfalls ihres Erachtens.
 

Langsam gingen sie weiter nur um ein weiteres mal ein vertrautes Rascheln hinter sich zu hören.

„Irgendwie war das zu erwarten.“

„Warum wählst du den Weg dann?“

„Weil ich einen nehmen muss.“

Okay, dass stimmte und wahrscheinlich hatte Hao auch daran gedacht einen der anderen Gänge zu nehmen. Also hatte es bei ihm wirklich etwas mit Glück zu tun. Noch ehe sie jedoch einen ihrer beliebten Sprüche zum besten Gegeben konnte, schlug die Hecke um sie herum auf einmal aus. Dornen besetzte Ranken schossen aus einer unkalkulierbaren Richtung auf sie zu und versuchten sie zu treffen. Oder jedenfalls schien es so, doch allein die Tatsache dass diese Ranken Teil der Dornenhecke war hielt Hao davon ab diese einfach mit dem Schwert durchzutrennen, immerhin war es seiner Meinung nach Verboten und dass machte Midori auch kurz danach ziemlich deutlich.

„Diese Ranken sind Teil der Hecke, sie dürfen nicht verletzt werden.“

„Und dass sie uns verletzten interessiert kein Schwein oder wie…Lach nicht, sondern pass lieber auf deine Körperteile auf!“

Hao konnte einfach nicht mehr anders als zu lachen. Kami war manchmal einfach zu komisch. Besonders da sie nicht mal bemerkt hatte, dass er bereits sein Furyoko um ihn herum gesammelt hatte und eine Art Schutzbarriere erstellt hatte, an denen die Ranken in regelmäßigen Abständen abprallten.

„Immer doch, Kami. Können wir trotzdem verschwinden oder brauchst du noch ein paar Minuten um dich wieder einzukriegen?“

„Ob ich…na klar, der Herr muss mal wieder seine Schutzbarriere aus reinem Furyoko aktivieren. Weißt du eigentlich, dass das totale Verschwendung ist. Du weißt doch nicht mal was noch alles kommt. Vielleicht brauchst du das noch!“

„Kami, Mundhalten und mitkommen!“

Nun war es Midori die lauthals anfing zu lachen. Sie hatte noch nie eine Partnerschaft zwischen Geist und Schamanen gesehen, die so intensiv war. Die beiden zogen sich in gleichen Maße auf und spiegelten gleichzeitig ein Teamwork wieder, dass für sie unvorstellbar war. In diesem Moment war sie sich sicher, wenn sie jemanden den Einheitsstern gönnen würde, dann war es Hao. Dieser hatte einfach einen enormen Ergeiz, doch im Gegensatz zu allen anderen wirkte er nicht verbissen. Allein die Tatsache, dass der König der Geister ihm den Zugang zu den Prüfungen so schnell gewährt hatte sprach für sich. Mit einem kurzen Blick zurück zu den Ranken, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatten, schloss sie wieder mit den anderen auf. Sie hatte diese mit einem Zauber belegt, was dazu geführt hatte, dass diese sie nicht beachteten.
 

Dieser Zauber diente zu ihrem Schutz, doch das hieß nicht, dass die Personen in ihrer näheren Umgebung ebenfalls verschont wurden. Im Gegenteil. Von ihr ließen sie ab doch jeden anderen griffen sie doppelt so schnell an, weshalb eine Schutzbarriere durchaus eine ausgezeichnete Idee war.

„Eine ungewöhnliche Art die Dinge zu bewältigen.“

„Tja das ist halt Hao. Verteidigung kommt immer an erster Stelle.“

„Ich schätze lediglich die Lage ab, dass ist alles.“

„Logisch!“

Noch ehe jemand etwas zu Kamis Worte sagen konnten, hatten sie schon die nächste Abzweigung überschritten und wurden auch sogleich ein weiteres Mal angegriffen, dieses Mal jedoch von fliegenden Dornen. Schneller als irgendwer sonst es verarbeiten konnte hatte Hao die beiden mit zu Boden gerissen, weshalb alle Geschosse ausnahmslos an ihnen vorbei gingen.

„Wenn ich demnächst einen riesigen Bogen um Dornenhecken mache, dann wisst ihr wieso!“

„Siehst du, genau deshalb sollte man nie zu früh auf sein Furyoko zurückgreifen.“

„Reg dich ab, ich hab noch genug. Aber bitte, dann dieses Mal eben mit Zauber.“

Ohne weiter auf Kami einzugehen konzentrierte sich Hao. Kurz darauf zog ein heftiger Wind auf, der jedes Dornengeschoss erfasste und an ihnen vorbei lenkte.

„Besser?“

„Viel besser.“

Wieder schlich sich ein Lächeln auf Midoris Gesicht. Diese Gefahr hatten sie dank Hao ebenfalls unbeschadet überstanden. Allerdings waren das auch die einfachsten Gegner, die hier zu finden waren. Frühestens bei dem Riesenskorpion, der auftaucht wenn er ein weiteres Mal nach rechts ging, würde er ohne Schutzgeist Probleme bekommen. Und wie aufs Stichwort wählte er sogar den besagten Weg.

//Langsam sieht es so aus als würde Hao immer den schwierigen Weg nehmen. Hoffentlich kommt er trotzdem noch ans Ziel.\\

„Ganz ehrlich, mir waren die Ranken und Dornengeschosse lieber.“

„Wieso? Was hast du gegen Skorpion?“

„Nichts solange sie klein und ungefährlich sind. Dieser ist jedoch nichts von beiden. Da würde ich doch eher eine Riesenspinne vorziehen, die hat jedenfalls keine giftigen Stachel.“

Schnell schüttelte Hao den Kopf. Gut, dass mit den giftigen Stachel war ein blödes Argument, besonders da es ihm egal sein konnte ob der giftig war oder nicht, denn an der Situation, dass er vor einem riesigen Skorpion stand, der so wirkte als würde er ihn gleich aufspießen wollen, änderte es nichts. Und diese Tatsache gefiel ihm nicht im Geringsten.
 

Wie als hätte er es erwartet kam der große Stachel schon auf ihn zu. Blitzschnell zog er sein Schwert wieder hervor und schlug zu. An sich nichts Besonderes wenn sein Schwert den länglichen Stachelfortsatz wirklich durchtrennt hätte. Dem war jedoch nicht so. Denn schon nach einigen cm wurde der Schlag gestoppt und das Schwert hatte sich sauber in dem Schwanz verharkt, so dass Hao es nicht mehr rausziehen konnte. Gerade noch rechtzeitig lockerte er den Griff um sein Schwert, bevor der Stachelfortsatz sich mit ihm in die Luft schwang. Das lief definitiv nicht so wie es laufen sollte.

„Die Chitinpanzer bei Rieseninsekten sind um einiges Stabiler als bei ihren kleineren Artgenossen. Weder Stock, Stein noch Schwert dringt durch diesen hindurch, jedenfalls nicht komplett!“

„Dieser Satz wäre ganz nützlich gewesen, wenn er einige Minuten vorher gekommen wäre. Aber bitte, dann eben auf die harte Tour.“

„Tschuldige.“

„Tze, tze, tze…also wirklich, fall bloß nicht aus deiner Rolle, Midori.“

„Tu ich nicht. Keine Sorge.“

Kami hatte Recht, sie fing an für Hao zu beten. Dafür zu beten, dass er diese Herausforderung überstand und dass durfte sie eigentlich nicht. Normalerweise war es auch mehr als einfach, immerhin machte sich keiner die Mühe sich mit ihnen zu unterhalten. Man sah sie nur als lästige Wegbegleiter, doch Hao war anders. Er sah sie wie eine Schamanin und behandelte sie auch dementsprechend. Bei diesen Gedanken beobachte sie, wie Hao dem Stachel des Skorpions ein weiteres Mal auswicht und sein Schwert mit einem schnellen und kraftvollen Ruck wieder aus dem Chitinpanzer des Schwanzes herauszog. Fast in derselben Bewegung ließ er einen Fluch auf den Boden unter dem Skorpion los, der dazu führte dass dieser etwas einbrach und Schwierigkeiten hatte sich aus der missligen Lage wieder zu befreien.

„Er hat den Boden abgesenkt?“

„Yupp, der Junge ist nicht schlecht, was?“

Mittlerweile hatte sich Hao auf den Rücken des Skorpions begeben und suchte nach einer Schwachstelle. Was jedoch nicht so einfach war, weil er ziemlich darauf achten musste durch die hektischen Bewegungen nicht runter zu fallen. Innerlich hoffte er, dass diese nicht auf der Unterseite des Skorpions war, sonst müsste er sich jetzt etwas einfallen lassen. Während er suchte schien der Stachel des Tieres in alle Richtungen auszuschlagen, jedoch nicht in der Lage zu sein seine derzeitige Position zu treffen. Bei diesem Anblick kam ihm ein Gedanken. Vorsichtig tastete er sich zum Kopf des Skorpions vor. Je näher er diesem kam, desto mehr lief er Gefahr, von dem Stachel erwischt zu werden.
 

Er musste durchaus zugeben, dass Geistkontrolle jetzt nicht schlecht wäre. Er würde sogar eine Geistvereinigung durchführen, wenn er es gedurft hätte, denn dass hier war schon Risiko auf höchsten Niveau. Er musste den Skorpion dazu zwingen sich selbst mit dem Schwanz aufzuspießen. Zumindest war es ein Versuch wert, der einzige der ihm helfen konnte, wenn sein Schwert wirklich nirgendwo durch den Panzer dringen konnte.

„Hey Kami. Erinnere mich bei Gelegenheit daran, dass ich Rieseninsekten aus dem Weg gehe.“

Kami sagte daraufhin nichts, sondern grinste einfach nur. Der Junge hatte so was von keine Ahnung, was ihn noch erwarten würde. Gut sie wusste es auch nicht wirklich, doch sie wusste, dass es Hao dazu bringen würde ein Rieseninsekt vorzuziehen. Immerhin waren die anderen Prüfungen auch nicht ohne. Genau in dem Moment, wo sie das dachte ließ der Skorpion seinen Schwanz herunterschnellen. Hao konnte in dem Moment wirklich von Glück reden, dass er abgerutscht war und auf dem Boden gelandet war. Andernfalls hätte der Stachel ihn sauber erwischt, so jedoch stieß der Stachel nur durch den Harten Chitinpanzer. Das Insekt zappelte noch etwas bevor es letzten Endes reglos zusammenbrach.

„Scheint so als war’s das. Oder hat das werte Tier noch Kinder.“

„Das…“

„…darfst du nicht sagen, schon klar.“

„Ich wollte eigentlich sagen, dass ich das nicht weiß!“

Für einen Moment herrschte Stille. Weder Hao noch Kami, die meistens einen passenden Spruch zu jeder Situation hatten, konnten etwas zu diesem Kommentar sagen. Schließlich war es Hao der sich dazu entschloss nicht weiter auf das Thema einzugehen.

„Gut, wie auch immer. Gehen wir weiter, bevor sich doch ein paar unerwartete Verwandte melden und ihren Spaß haben wollen.“

Lächelnd folgte Midori den beiden. Sie hatte mittlerweile wirklich gute Laune. Hao hingegen trat Gedanken verloren einen kleinen Stein vor sich her. Mittlerweile waren sie an einer weiteren Weggabelung angekommen, an der sie kurz anhielten. Für einem Moment schien Hao zu lauschen, ob er irgendetwas hören konnte, doch dem war nicht so. Es wäre auch zu einfach gewesen. Leicht frustriert ließ Hao den bisherigen Weg revue passieren. Es musste doch irgendeinen Trick geben. Für ihn war es ausgeschlossen, dass die erste Prüfung eine reine Glückspartie war.

„Sag mal, Midori. Finden sich diese Kreaturen eigentlich auf allen Wegen ein.“

„Darüber darf ich keine Aussage treffen, tut mir Leid.“

Hao nickte nur. In ihren Augen jedoch war plötzlich ein leichtes Strahlen zu erkennen. Sie hatte irgendwie das Gefühl, als hätte er den Grundplan dieses Gebietes verstanden.
 

Nun musste er nur noch rausfinden, was er mit diesem Verdacht anzufangen hatte.

„Angenommen nur auf bestimmten Wegen finden sich diese Kreaturen, dann müsste man wissen ob diese nun den richtigen oder den falschen Weg markieren.“

„Angenommen…und welchen Weg säumen die Kreaturen dann nach deiner Ansicht?“

„Den falschen. Immerhin heißt es ja auch, wer auf den falschen Weg geleitet wird, muss kämpfen um seinen Fehler zu korrigieren.“

„Man oh man, was du dir von Takumi Sasaki alles gemerkt hast, unglaublich. Scheinbar hast du deine Wahl getroffen, aber wie bleiben wir auf deinem vermeintlich richtigem Weg?“

Kami verschränkte bei diesen Worten die Arme vor der Brust. Zu wissen welcher Weg der richtige war, sagte gar nichts. Denn bei einem richtigen und tausenden Irrwegen war es mehr als einfach die falsche Abzweigung zu nehmen. Besonders wenn man Hao hieß.

„Ich weiß selber, dass ich immer falsch abbiege. Danke, dass du mich daran erinnerst. Am besten ich nehme von jetzt an den Weg, den ich eigentlich schon ausgeschlossen habe.“

„Und du glaubst, dass funktioniert?“

Mit diesen Worten trat Hao den Stein vor seinen Füßen einfach weiter nach vorne. Dieser kullerte knapp über die Weggabelung hinaus. Was als nächstes geschah überraschte jedoch jeden, denn allein der Stein verursachte, dass der Weg vor ihnen sich verschloss. Dieses Mal war es jedoch Midori war, die es nicht unterlassen konnte ebenfalls etwas zu ergänzen.

„So viel dazu.“

„Das ist jetzt nicht wahr, oder?“

„Doch ist es. Also welchen Weg nehmen wir jetzt?“

Kami konnte ein schadenfrohes Grinsen nicht für sich behalten, denn nach Haos Logik hatte er sich gerade den richtigen Weg wieder einmal verbaut. Demnach blieb ihm nichts anderes übrig als einen anderen Weg zu nehmen und zu hoffen, dass er bald wieder auf den vermeindlich richtigen Weg gelangen würde. Die anderen folgen ihm daher sichtlich amüsiert.

„Bitte keinen weiteren Kommentar dazu. Lasst uns lieber hoffen, dass es nicht schon wieder ein…“

Urplötzlich verstummte Hao, vor ihm erstreckte sich ein tiefer Wassergraben, der sich über den gesamten Boden zog und ihnen den Weg versperrte. Die undurchsichtige dunkle Oberfläche ließ erahnen, dass es nicht ratsam war in diese einzutauchen.

„Ist das Zeug giftig!“

„Nö, das einzige vor dem du dich in Acht nehmen musst ist der darin schwimmende Dämon. Und glaub mir der ist nicht ohne.“

„Ganz ehrlich. Ich streike.“

Mit diesen Worten rezitierte Hao einen Wasserelementarzauber und ließ das Eis vor ihm gefrieren. Mit einem Dämon wollte er nun wirklich keinen Streit anfangen. So lebensmüde war selbst er nicht, jedenfalls wollte er es nicht sein.

„Du weiß schon, dass der Dämon nur angreift, wenn man seinen Lebensraum verändert.“

„Ist nicht wahr…“

Noch ehe Midori auf diesen Kommentar reagieren konnte zersprang die gefrorene Oberfläche des Wassers in tausend Stücke und empor kam ein menschenähnlicher Dämon mit grünen Schuppen, der die Anwesenden mit glühend blauen Augen musterte.

„Lass mich raten, gegen den ist mein Schwert nutzlos!“

„So in etwa!“

„Das ist sowas von nicht mein Tag.“

Während Kami ihrem Schützling nur zustimmte schluckte Midori innerlich. Nachdem was sie gehört hatte war dieser Dämon von allen hier im Labyrinth lauernden Gefahren am schwierigsten zu besiegen. Nun musste Hao sich richtig anstrengen um unverletzt aus der Situation herauszukommen, denn bisher war noch keiner an diesem Dämon vorbeigekommen, der ihn getroffen hatte. Viel mehr weilten alle Unglücklichen in den Tiefen des Wassergrabens und wurden niemals wieder gesichtet. Sie konnte nur hoffen, dass Hao nicht dasselbe Schicksal teilen musste.



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