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Shaman king 0

Wie alles begann
von

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Flucht

Hey hier bin ich wieder. Ich will euch nicht lange aufhalten, doch dieses Mal muss ich eine kleine Warnung aussprechen. Dieses Kapitel ist nicht ohne. Lesen also nur auf eigene Gefahr und vor allem nicht ohne Taschentücher.
 

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Kapitel 17: Flucht
 

Sie lief so schnell sie konnte. Zwar hatte sich schon längst die Orientierung verloren und wusste nicht mehr wo sie sich befand, doch die Hauptsache war, dass sie hier weg kam. Menschen denen sie eigentlich nur helfen wollte, hatten sie durch diese selbstlose Tat in eine Falle gelockt. Es war einfach zu traumatisch um weiter darüber nachzudenken, weshalb sie diese Gedanken aus ihrem Kopf verbannt und entgegen den Willen ihres Körpers noch schneller lief. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn ihre Beine auf Grund der extremen Belastung ihre Dienste aufgegeben hätten. Bisher war es jedoch nicht dazu gekommen, doch durch ihre Panik, die in ihren Gedanken herrschte war es nicht unüblich, dass sie hin und wieder einige sich auf dem Boden befindenden Wurzeln und Steine fiel und mit dem Knien auf dem harten Boden aufschlug, welche sich sofort mit einem heftigen Schmerzreiz beschwerten.

Genauso war es auch in diesem Moment. Noch ehe sie sich versah, befand sie sich zum x-ten Mal auf den mit kleinen Steinen überzogenen Boden. Am liebsten wäre sie einfach an Ort und Stelle liegen geblieben und hätte sich ihren Schmerzen ergeben, doch die plötzlichen Hufgeräusche herannahender Reiter ließen sie wieder aufschrecken. Es sorgte dafür, dass sie ihre verbliebene Kraft komprimierte um erneut wieder aufzustehen und sich wieder daran machte mehr Abstand zwischen sich und den Geräuschen zu kriegen. Sie brauchte ein Versteck, irgendeinen Ort, an dem sie für einen Moment unterkommen konnte, doch weit und breit konnte sie weder einen Menschen geschweige denn einen Felsvorsprung, hinter dem sie sich hätte verstecken können, entdecken. Ängstlich und desorientiert sah sie sich noch einmal genauer um. Ihr Herz pochte dabei so laut, dass sie wetten könnte, dass man es einige Meter entfernt noch hören konnte. Es war nicht nur so laut, dass es das Hufgetrappel beinah komplett überschattete, sondern vermittelte gleichzeitig den Eindruck, als würde es gleich zerspringen. Sie wusste gar nicht mehr, was am meisten Schmerzen verursachte, da sich der Schmerz ihrer Wunden und der ihres Herzen, welches schmerzhaft gegen ihre Brust schlug, durch den ganzen Körper zog und somit jede einzelne Empfindung als Gesamtheit wiedergab. Zusätzlich viel ihre das Atmen immer schwerer. Bei jedem einzelnen Atemzug hatte sie das Gefühl, als würde man ihr an tausend Stellen die Lunge durchlöchern. Mittlerweile hatte sich vor ihren Augen ein trüber, milchiger Schleier gebildet, welcher durch ihre Zusätzliche Erschöpfung und des hohen Blutverlustes entstanden war.
 

Vergeblich versuchte sie diesen zu verdrängen um wieder ein klares Sichtfeld zu bekommen, was ihr jedoch mehr schlecht als Recht gelang. Doch selbst wenn sie es geschafft hätte, so wusste sie, dass es an der Ausgangssituation nichts geändert hätte. Sie war allein unfähig sich zu wehren und wurde von mindestens zwei Reitern verfolgt. Darüber hinaus war es dunkel. Nicht mal der Mond wagte es sich seinen Weg frei zu kämpfen, als ob dieser somit das zukünftige Geschehen ignorieren wollte. Auch die Sterne hielten sich versteckt und hielten ihr leuchten hinter dunklen Wolken versteckt. Mit wackeligen Beinen bewegte sie sich weiter, weshalb ein weiterer Stechender Schmerz durch ihren Körper zog und ihr die Tränen in die Augen trieb, die anschließend erbarmungslos an ihren Wangen herunter liefen und in der scheinbar endlosen Dunkelheit verschwanden. Durch diese Tatsache ließ sie sich wieder zu Boden fallen und atmete einige Sekunden tief durch, bevor sie einen weiteren Versuch startete. Die kurze Pause war jedoch genug um ihren Körper dazu zu bringen sich der enormen Anstrengung und der daraus resultierenden Erschöpfung zu ergeben, weshalb sie sofort wieder zu Boden sackte. Derweil kamen die Reiter immer näher. Den Hufgeräuschen nach zu urteilen war es ein gemächlicher Gang, wofür es genau zwei Möglichkeiten gab. Entweder wollten ihre Verfolger sie nicht übersehen oder an ihr vorbeireiten oder ihre Familie war bereits auf der Suche nach ihr. Wobei sie das letztere eher bezweifelte. Wahrscheinlich waren diese mit anderen Dingen beschäftig oder hatten sich schon schlafen gelegt, was nicht gerade unüblich war, immerhin war es schon nach Mitternacht, jedenfalls wenn sie sich nicht gewaltig Täuschte und das war unwahrscheinlich. Darüber hinaus war sie kein 12 jähriges Mädchen mehr, auf das man rund um die Uhr aufpassen musste. Auch der vorige Streit mit ihrem Vater würde dazu führen, dass man nicht sofort nach ihr Suchen würde, wahrscheinlich dachte jeder, dass sie ihm und den anderen einfach aus dem Weg gehen wollte und deshalb absichtlich von zu Hause wegblieb. Was sogar logisch war, da sich ihre Familie noch nicht mal sorgen gemacht hatte, als Hao drei ganze Tage lang verschwunden war, obwohl er gerade Mal 10 Jahre alt war. Gut, Noriko hätte damals das gesamte Asakuraanwesen auseinander genommen und nach ihm gesucht, wenn Youji nicht letzten Endes gebeichtet hatte, weshalb Hao nicht da war. Außerdem wusste auch jeder, dass Hao ein Überlebenskünstler war, der selbst aus den schwierigsten Situationen entkommen konnte.
 

Bei den Gedanken an die Situation nahm sie ihre ganze verbliebene Kraft zusammen und stieß sich vom Boden ab. Zwischen ihr und ihren Cousins bestand kein Konkurrenzdenken, was sie zu diesem Entschluss bewegte. Sie waren eine Einheit, eine Familie, wieso sollten sie sich gegenseitig runtermachen. Viel mehr lag es daran, dass sie die beiden wieder sehen wollte. Die beiden und ihre restliche Familie. Es war ein Wunsch der ihr die nötige Kraft verlieh aufzustehen und vor allem stehen zu bleiben. Sie wollte nicht hier sterben. Nicht in der Einsamkeit einer unbekannten Landschaft. Um genau zu sein wollte sie überhaupt nicht sterben, jedenfalls jetzt noch nicht und dabei war es ihr egal wo sie sich befand. Sie fürchtete sich zu sehr vor dem Sterben und das wäre ihr Schicksal, wenn sie nicht weiter lief. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte sie keine Hoffnung in ihrer Zukunft sehen. Immer wieder sah sie ihr Ende wie eine flüchtige Vision vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sie wusste nicht was es zu bedeuten hatte. War es einfach nur ihre Angst, die sie ,mit den erschreckenden Bildern weitertreiben, oder war es die Zukunft, die ihr Mitteilen wollte, dass sie auf jeden Fall heute sterben würde und deshalb besser aufgeben sollte um sich unnötigende Qualen zu ersparen. Was auch immer der Grund war, er brachte in ihrem Kopf eine Frage auf. Wie konnte es so weit kommen? Eine Frage, die sie schon die ganze Zeit beschäftigt hatte und die sie nicht mehr loszulassen schien. Sie konnte diese einfache Frage einfach nicht beantworten, obwohl sie die Geschehnisse noch genau in Erinnerung hatte. Einzig und allein der Grund ließ sie darüber nachdenken. Wieso musste das ganze ihr Schicksal sein? Sollte wirklich der Streit mit ihrem Vater der Auslöser für das ganze sein. Was dieses kleine unerwartete Ereignis an allem Schuld. Alles nur, weil sie sich einmal gewehrt hat, ihm kontra gegeben hatte und sich geweigert hatte nach dessen Regeln zu spielen. Nur weil sie sich einmal in ihrem Leben an Hao ein Beispiel genommen hatte. Das konnte doch nicht alles sein. Es konnte einfach nicht wahr sein.
 

- Flashback -
 

Es war an sich ein recht angenehmer Tag, besonders da Sayuri sich dazu entschlossen hatte dem Training ihres Vaters auszuweichen und stattdessen mit Hao und Youji ausgeritten waren. Gut die beiden haben anschließend etwas trainiert, doch im Gegensatz zu dem Training ihres Vaters war es nicht so eintönig. Immerhin gab es bei ihm nur Lob oder Tadel. Nie kam ein Aufmunterndes Wort auch wenn er sich mal dazu herabließ sie zu Loben klang es immer halbherzig, als würde er dennoch unzufrieden mit ihr sein. Doch in gewisser Weise war sie es schon gewöhnt, immerhin wendete er diese Methode immer bei ihr an. Sie konnte sich gut vorstellen, wieso er es tat. Vor dem Tod von Haos Eltern hatte er einen Konkurrenzkampf mit seinem Bruder Akio ausgetragen, den er jetzt auf Hao übertragen hatte. Unter normalen Umständen wäre er jetzt das eigentliche Oberhaupt der Familie. Meister Shin hatte die Führung der Familie vorerst an seine Frau weiter gegeben, da er nicht dazu in der Lage war eine Entscheidung zu treffen. Er hätte es tun können, doch dann wer die Führung entweder an den richtigen Erben, welcher eindeutig Hao war, gegangen oder an ihren Vater. Doch er hatte sich gegen diese Entscheidung entschieden und die Verantwortung seiner Frau Meisterin Noriko überlassen. Was wahrscheinlich sogar besser war. Jedenfalls für einige. Für ihren Vater war es eine Demütigung. Von Geburt an stand seine Bestimmung als Oberhaupt der Familie fest und dann durch ein unvorhersehbares Ereignis änderte sich auf einmal alles. Sie konnte ihn in gewisser Weise verstehen, doch das hieß nicht dass sie seine Ansichten teilte. Sie hatte ihre eigene Meinung auch wenn sie diese in seiner Umgebung nicht vertreten konnte. Dafür hatte sie einfach zu viel Angst vor ihm. Dieses Mal hatte sie sich jedoch dazu entschlossen ein Mal in Haos Fußspuren zu treten. Sie wollte einmal das tun, was ihr spaß machte und nicht ein unsinniges Training absolvieren. Dass es für diese Freiheitsnahme ärger geben würde wusste sie, doch das war ihr in dem Moment egal gewesen. Sie hatte es riskiert und bereute es nicht. Innerlich hatte sie sich die Konsequenzen schon ausgemalt. Es bestand nur die Möglichkeit das Training für einige Tage zu erhöhen oder ihr Hausarrest zu geben. Mit beiden konnte sie durchaus leben besonders da es nicht ewig dauern konnte. Sie wusste dass Meisterin Noriko ihrem Vater früher oder später ins Gewissen rufen würde und ihn dazu brachte die Strafe wieder zu lockern, das tat sie immerhin jedes Mal.
 

Mit diesen Gedanken betrat sie mit ihren Cousins das Asakuraanwesen. Allerdings konnte sie es nicht vermeiden sich vorher vorsichtig umzusehen. Trotz dem sie wusste, dass sie sich in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht hatte und das sie eine Strafe deswegen bekommen würde, hinderte es sie nicht daran ihrem Vater trotzdem auszuweichen. Immerhin musste sie es ja nicht gleich auf einen Konflikt ankommen lassen. Zu ihrem Glück begegnete sie ihm nicht, weshalb sie mit ihren Cousins weiterhin einen schönen Tag verbringen konnte ohne sich das Gebrülle eines wütenden Riku Asakuras anzuhören. Erst als sich der Tag dem Ende neigte und das gemeinsame Essen anstand wurde Sayuri von Minute zu Minute unruhiger. Ein Verhalten, welches Hao als erstes bemerkte, was sie nicht sonderlich verwunderte, da dieser schon immer ein Auge für solche kleinen Details hatte.

„Was ist denn los mit dir Sayuri, du bist so unruhig.“

„Nichts weiter nur…ich hab euch vorhin angelogen…ich hatte eigentlich doch Training bei meinem Vater und na ja ihr kennt ihn ja.“

„Wieso hast du nichts gesagt?“

Youji sah seine kleine Cousine nur völlig irritiert an. Er konnte nicht glauben was sie ihnen gerade gestanden hatte.

„Willst du mir jetzt einen Vorwurf machen, Youji. Ich habe es einfach satt mich von meinem Vater wie eine Sklavin herumkommandieren zu lassen. Ich wollte endlich mal wieder Spaß haben und nicht immer diese blöden Trainingsprogramme absolvieren.“

„Hey beruhig dich wieder, Sayuri. Der wird dir schon nicht den Kopf abreißen, immerhin bist du seine Tochter und wenn er es doch übertreibt, dann wende dich an mich und ich nehme die Schuld auf mich. Immerhin bin ich bei ihm sowieso an allem Schuld.“

„Nein danke Hao. Da muss ich alleine durch. Ich meine, ich hab mich ja schon auf die möglichen Strafen eingestellt, aber ich habe Angst davor, dass ich irgendetwas nicht Kalkuliert habe, dass ich eine mögliche Konsequenz vergessen habe oder dass ich genau reagiere wie jetzt und alles nur noch schlimmer mache. Ihr kennt mich. Ich kann nicht klar denken, wenn ich nervös oder wütend bin.“

„Wer kann das schon. Aber sei froh, dass du ihm nicht begegnet bis, als wir hier angekommen sind. Ich denke nämlich, dass er vor Meisterin Noriko nicht allzu streng sein wird.“

Bei Haos Worten munterte sich Sayuris Laune wieder auf und sie sah nur kurz zu Youji, der dem jüngern nur schweigend zustimmte. Es war doch immer dasselbe mit den beiden. Wenn es um familiäre Probleme ging tauschen sie immer wieder die Rollen und Hao erwies sich immer wieder als ein Experte, während Youji ihn nur öfters beeindruckt zustimmte.
 

Mit neuem Mut machten sich die drei auf dem Weg zum Esszimmer. Dort angekommen wurden ihnen nur einige kurze Blick zugeworfen, bevor sich jeder wieder seinen eigenen Aufgaben zuwendete. Nur Cassandra wendete sich kurz an die drei jugendlichen und gab ihnen einen weisen Rat.

„Ihr solltet auf der Hut sein, dann kann euch nichts passieren, genauso wenig wie der ganzen Welt heute nichts passieren wird. Es ist der reinste Tag, den wir jemals hatten und das kann nichts trügen.“

„Hey Cassandra hast du mal wieder vergessen deinen Kräutertee zu trinken?“

Auf Youjis Gesicht schlich sich daraufhin ein leichtes Lächeln. Es war ein offenes Geheimnis, dass Cassandra ohne Kräutertee mehr Unsinn von sich gab als sonst, weshalb ihr Mann ihr auch an einigen Tagen das Gebräu Literweise verabreichte. Doch er war nicht der einzige der sein Grinsen nicht verbergen konnte. Auch Sayuri fing neben ihm leise an zu kichern. Cassandra allerdings schien diese Stichelei nicht zu begreifen, weshalb sie auf die Frage wahrheitsgemäß antwortete.

„Schein ich wohl vergessen zu haben. Was wäre ich nur ohne euch entzückenden Kindern.“

Mit diesem Worten wendete sich Cassandra von den drein ab und machte sich einen Kräutertee, während Youji nur etwas vor sich hin nuschelte.

„Wir sind keine Kinder mehr.“

„Im Gegensatz zu ihr schon, Youji.“

„Das ist doch kein Argument, Sayuri.“

„Und wie lautet dein Argument?“

„Was? Hao tu mir bitte einen Gefallen und behalt solche Fragen für dich. Ich weiß nämlich nie wie man auf diese Art von Fragen reagieren soll.“

„Das ist ja auch der Sinn, Youji. Man soll das Thema fallen lassen wenn man die Frage hört und sich nicht weiter über bestimmte Dinge aufregen.“

„Wenn man es von der Seite sieht, dann finde ich die Frage klasse.“

Weiter kam Youji nicht, da in dem Moment Riku in den Raum kam und sofort mit einem roten Kopf auf seine Tochter zukam. Dabei stieß er Hao, der ihm im Weg stand einfach mal zur Seite, so dass dieser auf dem Boden landete. Nach dieser Aktion war die gesamte Aufmerksamkeit auf Riku gerichtet, der sich scheinbar nicht mehr unter Kontrolle hatte.

„Sag mal was denkst du dir einfach dein Training mal eben so ausfallen zu lassen.“

Bei diesen lauten Worten zuckte Sayuri kurz zusammen, sie hatte erwartet, dass er wütend sein würde, doch dieses Ausmaß an Wut hatte sie nicht erwartet.
 

Genau dieses Verhalten bewirkte, dass auch ihr Wutpegel plötzlich stieg. Sie war ein 16 jähriges Mädchen und kein kleines Kind mehr, sie hatte ihren eigenen Kopf und den wollte sie ab und zu auch mal gebrauchen.

„Was hast du gesagt?“

Sayuri sah ihren Vater bei diesen Worten nur geschockt an. Hatte sie ihre Gedanken eben wirklich laut ausgesprochen? Wenn ja dann konnte ihr jetzt niemand mehr helfen. Andererseits hieß dass, das sie nichts mehr zu verlieren hatte.

„Ich sagte dass ich kein kleines Kind mehr bin! Also behandle mich nicht immer so.“

„Wenn du dich wie eine verantwortungsbewusste junge Frau benehmen würdest, müsste ich dich auch nicht wie ein kleines Kind behandeln. Es liegt an dir und nicht an deinem Alter.“

„Nur weil ich einmal nicht zum Training gekommen bin machst du hier gleich so einen Aufstand und nennst mich verantwortungslos? Du hast überhaupt keine Ahnung was mich betrifft.“

Das hätte Sayuri nicht sagen sollen. Noch ehe sie reagieren konnte musste sie auch schon eine heftige Ohrfeige einstecken, die sie ebenfalls auf dem Boden beförderte. Geschockt hielt sie sich die schmerzende Wange und sah ihren Vater vorwurfsvoll an. Jedenfalls so lange, bis sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Ohne lange nachzudenken erhob sie sich und rannte aus dem Raum. Die Blicke die ihr folgten beachtete sie nicht. Erst als sie die Tür hinter ihr schloss und sie ihren Namen hörte blieb sie kurz stehen und lauschte.

„Sayuri, warte.“

„Nicht Hao, lass sie gehen, es nützt nichts ihr zu folgen. Ich glaube sie braucht erst einmal etwas Zeit für sich um sich wieder zu beruhigen.“

„Aber…“

Nach den Worten brach Hao seinen Satz ab. Wahrscheinlich hatte Meisterin Noriko ihm signalisiert, dass er das Thema fallen lassen sollte, immerhin konnte sie ja nicht wissen, dass Sayuri jedes Wort mithörte. Diese hatte kurzfristig wirklich überlegt, ob sie warten sollte und zurück zu Hao gehen sollte. Doch nach dieser Aktion entschied sie sich dagegen und verließ das Asakuraanwesen. Sie war nicht wütend auf Hao, weil er sich nicht durchgesetzt hatte und ihr gefolgt war. Wahrscheinlich hätte sie ihre Wut und ihre Enttäuschung über die Reaktion ihres Vaters noch an ihn ausgelassen und das wollte sie nicht. Aus diesem Grund lief sie einfach weiter ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben. Erst an den Toren einer Stadt kam sie zum stehen und wischte sich die Tränen aus den Augen. Erst jetzt viel ihr die Kälte auf, die um sie herum herrschte. Aus diesem Grund schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und versuchte sich so zu wärmen, was nicht wirklich so effektiv war wie sie gehofft hatte. Leicht zitternd vor Kälte streifte sie durch die Stadt und sah sich um. Sie suchte nach nichts Bestimmten sondern wollte sich einfach nur ablenken. Trotz der Kälte hatte sie keine Lust wieder zurück zu gehen. Auch die Dunkelheit, die mittlerweile die gesamte Umgebung eingehüllt hatte ließ sie nicht von ihrer Entscheidung zurückweichen. Falls sie jetzt zurückgehen würde, müsste sie eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht hatte und das hatte sie ihrer Meinung nach nicht. Sie hatte lediglich ihre Meinung gesagt und wenn das schon verboten war, dann konnte ihr ihre Familie gestohlen bleiben. Allerdings wusste sie in ihrer Wut auch, dass das nicht der Fall war. Sie wusste, dass ihre Familie alles für sie tun würde, sollte sie wirklich mal Hilfe benötigen. Im Augenblick war sie lediglich zu stur um ihre Verstand einzusetzen und sich das einzugestehen und deshalb war es vielleicht wirklich besser dass sie etwas Zeit für sich hatte.
 

Nach einigen Minuten hörte sie einen lauten Schrei. Ohne lange zu überlegen lief sie zu dem Ursprung des Geräusches und fand einen Mann, der schwer atmend auf dem Boden saß. Sofort kniete sie sich neben diesem und versuchte herauszufinden was passiert war. Der Mann allerdings sagte kein Wort da er durch den Luftmangel, unter dem er offensichtlich litt, kein einziges Wort herausbrachte ohne riskieren zu müssen, dass er anschließend gar keine Luft mehr bekam. Hilflos sah sich Sayuri nach einigen Leuten um, doch die Straße war leer, jedenfalls war es so, als sie hier angekommen war. Jetzt allerdings füllte sich diese auf einmal mit Schaulustigen, die nicht mal die anstallten machten auf ihren flehenden Blick zu antworten. Keiner rührte sich sondern alle sahen nur stumm zu wie Sayuri versuchte den alten Mann zu helfen, dessen Hand sich immer noch total verkrampft an dessen Brust befand. Alles was sie jedoch tun konnte war dem Mann zu beruhigen und leise auf ihn einzureden, dass es ihm bald besser ginge. Es war eine Lüge, doch anders wusste sie sich nicht zu helfen, weshalb sie sich kurz darauf an die herumstehenden wendete.

„Der Mann braucht dringend Hilfe, kennt sich irgendwer damit aus?“

Erwartungsvoll da Sayuri in die Runde, doch keiner schien sie zu bemerkten. Alle Blicke waren nur starr auf den Mann gerichtet, der von Minute zu Minute immer weiter in sich zusammen sackte. Sein Gewicht wurde nur noch von Sayuri gehalten, die langsam verzweifelt zu den Herumstehenden blicke. Erst als sie das laute atmen des Mannes neben sich nicht mehr hörte ließ sie diesen langsam zu Boden sinken und betrachtete ihn. Der Mann hatte eindeutig aufgehört zu atmen. Eine Tatsache, die bewirkte, dass selbst Sayuri unfähig an Ort und Stelle knien blieb. Erst das leise Geflüster der umherstehenden ließen sie wieder aufhorchen.

„Sie hat ihn getötet.“

„Wer vergreift sich bloß an einen armen hilflosen Mann.“

„Ich hab es gesehen sie hat ihn verhext, damit er keine Luft mehr bekommt.“

Sayuri stand bei dem Geflüster, das sie nur ansatzweise mitbekam vorsichtig auf. Noch bevor sie wusste, was geschah, kam auch schon eine ältere Frau auf sie zu und rammte ihr ein großes Messer in den Bauch. Alles was sie daraufhin tun konnte war diese geschockt anzusehen und das Messer zu umklammern. Was sie jedoch am meisten schockierte waren die rechtfertigen Worte der Frau, die sie und die Herumstehenden Menschen erstarren ließen.

„Hexe, du hast ihn getötet.“

Mit den vor Hass sprühenden Worten zog sie das Messer mit einem kräftigen Ruck wieder aus dem Bauch der immer noch fassungslosen Frau heraus. Die schwarzhaarige ging kurz daraufhin in die Knie und sah sich schon fast flehend zu den Herumstehenden Menschen um, welche entweder zu geschockt waren um zu handeln oder einfach nicht handeln wollten. Noch bevor sich jemand erbarmen konnte ihr zu helfen, wurde die am Boden kniende schon mit Gewalt auf die Beine gezogen.

„Wenn das so ist, sollten wir diese Verbrecherin für diese Tat richtig bezahlen lassen und zwar nicht nur mit ihrem Blut.“

Bei diesen Worten handelte Sayuri nur noch intuitiv und trat dem Mann, der sie immer noch mit einem festen Griff auf den Beinen hielt gegen das Schienbein und fing an zu laufen. Sofort merkte sie, dass sie verfolgt wurde. Kurzer Hand nahm sie ihr Medium und griff mit einem verhältnismäßig schwachen Angriff an um sich mehr Luft zu verschaffen. Im Moment interessierte es sie nicht, was dieser Angriff bewirken konnte, alles was sie wollte war sich etwas Luft zu verschaffen und einfach eine Gelegenheit zu bekommen abzuhauen. Wenig später wurde sie jedoch von einem Mann zu Boden gestoßen, was bewirkte, dass sie ihr Medium aus der Hand verlor. Dieses schlitterte genau zu der wütenden Menschmasse, die sie mittlerweile von ihrem Angriff erholt hatte und wieder auf sie zukam. Schnell richtete sich Sayuri wieder auf und lief weiter. Es war ihre einzige Chance zu entkommen, immerhin kam sie an ihr Medium nicht mehr ran und ein anderes hatte sie nicht zur Verfügung. Bei einem kurzen Blick zurück, merkte sie, dass die Menschen vor den Stadttoren stehen blieben und ihr scheinbar nur wütend hinterher blickten. Ein gutes Zeichen, doch sie wusste, dass dieser Zustand nicht lange halten würde. Sie würden ihr früher oder später folgen und je weiter sie dann weg war, desto besser. Aus diesem Grund lief sie mit den Händen ihre Bauchwunde verdeckend weiter und ließ sich nicht mal von den vielen Stürzen, die sie auf ihren Weg erlitt bremsen. Alles was sie wollte war zu entkommen.
 

- Flashback Ende -
 

Mittlerweile hatte sie sich unter den starken Schmerzen wieder vollständig aufgerichtet. Durch ihren vielen Stürzen waren ihre Knie aufgeschlagen und bluteten heftig. Ihr Anblick war schrecklich. Sie war voller Blut, welches größten Teils aus ihrer Bauchwunde stammte. Es war ihr selbst ein Rätsel wie sie sich wieder zu einem Sprint animieren konnte. Lag es an ihrer Angst vor den sich nähernden Reitern oder wirklich nur daran, dass sie ihre Familie wieder sehen wollte. Wollte sie sich einfach nur in die Sicherheit ihrer Familie flüchten oder wollte sie damit unterbewusst klar stellen, dass sie sich ab jetzt nicht mehr so schnell unter kriegen lässt. Noch bevor sie gedanklich weiter darüber nachdenken konnte, fiel sie ein weiteres Mal. Dieses Mal war jedoch weder ein Stein noch eine Wurzel die Ursache, immerhin hatte sie mittlerweile eine Wiese erreicht. Nein der Grund für ihren Sturz war ein Kaninchenbau, in dessen Loch sie hinein getreten war. Bevor sie jedoch erneut aufstehen konnte, griff ihr auch schon jemand in die Haare und zog sie unsanft wieder hoch. Scheinbar hatten ihre Verfolger sie wieder erreicht und wie erwartet gehörten sie nicht zur Familie. Trotzdem kam Sayuri nicht dazu etwas zu sagen, da sie schon einen heftigen Schlag ins Gesicht bekam und ein weiteres Mal auf dem Boden landete. Kurz darauf bekam sie heftigen Tritt in den Bauch, was bewirkte, dass sie sich nur vor schmerzen auf dem Boden krümmend zusammenzog. Die restlichen Verfolger blieben auf ihren Reittieren sitzen und sahen sich das ganze genüsslich an. Jedenfalls so lange, bis sie von einer unsichtbaren Macht zu Boden gerissen wurden. Fast zeitgleich spürte Sayuri, dass jemand in ihrer Umgebung Geistkontrolle erschaffen hatte und sah, dass auch der Mann der eben noch auf sie eingetreten hatte eine Flugstunde bekam. Alles was sie anschließend wahrnahm, war das platschen von Wasser. Scheinbar wurde ihr Angreifer mitten in einen Fluss befördert, doch wirklich interessieren tat es sie nicht, sie war nur froh, dass sie die Typen vorerst los war. Jedenfalls dachte sie das, doch diese schienen sich nicht so schnell beeindrucken zu lassen.
 

Im Gegenteil, sie schienen von dieser Überrumpelung ihn ihrem Stolz gekränkt worden zu sein und machten sich deshalb mit gezogenen Waffen kampfbereit.

„Gut Schluss mit dem Versteckspiel. Wer ist noch hier?“

Bei diesen Worten sah sich der Mann wütend um, bevor sein Blick auf Sayuri ruhte, doch in dem Moment wurden ihm plötzlich die Beine weggezogen, was bewirkte, dass er ebenfalls auf dem Boden landete. Im gleichen Moment verschwand die Energie der Geistkontrolle wieder. Scheinbar hatte derjenige, der sie erschaffen hatte diese wieder gelöst, was Sayuri doch etwas enttäuschte. Kurz darauf erschien jedoch eine weitere Person vor ihnen, welche mit langsamen Schritten auf das am Boden liegende Mädchen zu und sich anschließend zu diesem kniete. Diese war jedoch immer noch so verwirrt von dem ganzen, so dass von alledem gar nicht mitbekam. Erst als sie von jemanden am Arm berührt wurde, schreckte sie zusammen. Kurz darauf fing ihr Körper an unnatürlich zu zittern.

„Ganz ruhig Sayuri, ich bin es.“

Nach diesen Worten schien ihr Körper sichtlich zu relaxen. Sie kannte die Stimme, doch durch ihren derzeitigen Zustand konnte sie diese mit keinem in Zusammenhang bringen. Die Stimme war so nah und doch kam es ihr so vor, als würde sie Kilometer weit entfernt sein. So weit, dass sie diese nur wie ein leises Echo des Originals wahrnahm.

„Halt dich aus der Sache raus Junge, oder du wirst das Schicksal dieses Mädchens teilen.“

„Davon träumt ihr. Ich persönlich würde euch raten, dass ihr die Beine in die Hand nehmt und verschwindet, bevor ich zu schlagfertigeren Argumenten greifen muss.“

Bei diesen Worten versuchte sich Sayuri wieder aufzurichten. Das letzte was sie wollte war, dass sie einen anderen in das ganze mit rein zog, der ihr nur helfen wollte. Allerdings wurde sie von einer Hand sanft wieder zu Boden gedrückt. Scheinbar wusste dieser, was sie vor hatte und wollte verhindern, dass sie sich mehr anstrengte als unbedingt nötig. Dennoch war ihr törichter Versuch sich aufzurichten nicht nutzlos, denn dadurch hatte sie einen Blick auf ihren Retter erhaschen konnte. Trotz allem war sie mehr als verwirrt. Sie kannte ihn schon eine Zeit lang, immerhin war er ihr Cousin, doch so hatte selbst sie ihn noch nie erlebt. Seine Gesichtszüge waren hart und er hatte einen eiskalten Blick aufgesetzt, mit dem er die anderen fixierte, welche langsam auf ihn zukamen.

»Du hast keine andere Wahl als gegen sie zu kämpfen, jedenfalls dann wenn du sie retten willst. Hao bitte, du kannst nicht darauf warten, dass sie durch deine harmlosen Angriffe die Flucht ergreifen. Sie sind zu allem entschlossen und das musst du auch sein. Du musst dich entscheiden, es gibt keine Möglichkeit diese Situation mit einem Vergleich zu regeln.«

Bei diesen Worten sah Sayuri zu einer jungen Frau mit wüstenfarbenen Haar, die sich mittlerweile vor sie und Hao gestellt hatte und scheinbar so wirkte, als wolle sie gegen die Menschen kämpfen.
 

Kurz darauf spürte sie, dass Hao von ihrer Seite wich und sich anschließend zu der jungen Frau stellte. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er, dass er sie verstanden hatte. Kurz darauf ging alles rasend schnell. Hao vereinigte die Frau binnen Sekunden mit dem Schwert, welches einer der Männer während seines ersten Angriffes verloren hatte und griff ohne zu überlegen an und beförderte die Männer zu Boden. Zuerst machten sie anstallten einen erneuten Angriff zu wagen, doch dann schnappten sie sich einstimmig die Pferde und galoppierten davon. Für einen Moment verharrte Hao an Ort und Stelle, bevor er das Schwert fallen ließ und sich wieder zu seiner Cousine begab. Sein Schutzgeist löste daraufhin die Verbindung und sah nur mit einem undefinierten Gesichtsausdruck zu den beiden. Mittlerweile hatte er sie in den Arm genommen und versuchte die starke Blutung ihrer Bauchwunde zu stoppen.

„Kami. Geh und hol die anderen.“

Die junge Frau sah Hao bei diesen Worten nur fassungslos an. Zu dieser Zeit und vor allem nach diesem Ereignis sollte man vermeiden ungeschützt zu sein. Immerhin bestand die Gefahr, dass die Männer mit Verstärkung zurück kamen und das würde Hao in gewaltige Schwierigkeiten bringen. Das konnte sie einfach nicht zulassen.

„Worauf wartest du noch?“

»Aber ich kann euch doch nicht…«

„Du kannst und du wirst. Kami, bitte. Wenn du mir wirklich helfen willst, dann hol die anderen.“

Zuerst wollte Kami darauf etwas erwidern, doch dann überlegte sie es sich anderes Sayuri lief die Zeit davon. Zwar war sie nicht ihr Schutzgeist, doch sie war Hao sehr wichtig. Außerdem konnte sie seinem flehenden Blick nicht widersprechen. Es war deutlich zu sehen, dass er mit der Situation überfordert war. Wie sollte es auch anders sein. Hao war nicht dumm. Er wusste, dass er die Blutung hier nicht stillen konnte, das würde die Sache nur noch schlimmer machen. Eine Unterkühlung war dabei noch das kleinere übel. Allerdings konnte er sie auch nicht selber zum Asakuraanwesen zurück bringen, jedenfalls nicht schnell genug. Er brauchte Hilfe, wenn er sie retten wollte und zwar so schnell wie möglich und wer kann schneller von einem Ort zum anderen gelangen außer ein Geist. Nur Schamanen die die höchste Teleportationstechnik gemeistert hatten waren noch dazu in der Lage, doch zu diesen Schamanen gehörte Hao nicht. Jedenfalls noch nicht.

»…ok…ich…ich bin so schnell wie möglich wieder zurück.«

Mit diesen Worten war Kami auch schon verschwunden. Ein Phänomen, dass Hao unter normalen Umständen immer wieder verwundert, doch im Moment war seine Aufmerksamkeit voll und ganz bei seiner Cousine, die ein weiteres Mal zu zittern angefangen hatte.
 

Ohne lange zu überlegen schloss er sie fester in ihre Arme und ließ seinen Umhang über sie beide fallen, so dass er sie beide wärmen konnte.

„Gib nicht auf Sayuri.“

Die Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. Dennoch verstand sie es. Doch sie konnte nicht viel erwidern. Zu sehr hatte sie ein ohnmächtiger Schleier eingenommen. Sie war zwar noch bei Bewusstsein, doch sie fühlte, dass sie diesen Zustand nicht lange aufrechterhalten konnte. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihre Augenlider wurden immer schwerer und drohten zuzufallen. Doch das konnte sie nicht zulassen.

„…Hao…ich…“

„Erzähl es mir später. Im Moment strengt es dich viel zu sehr an.“

„Nein…ich muss…wenn…“

Plötzlich brach Sayuri ab und fing heftig an zu Husten. Sofort hielt sie ihre Hand vor den Mund, während Hao ihr half sich etwas aufzurichten. Erst als sich ihr Hustanfall gelegt hatte, bemerkte sie einen metallischen Geschmack in ihrem Mund. Sie brauchte nicht lange zu überlegen woran es lag, da es an sich nur eine Ursache gab. Blut. Sie Hustete Blut, das war nie ein gutes Zeichen. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen, bevor sie sich langsam wieder in Haos Arme lehnte. Dieser schien ihrer Einschätzung nach unnatürlich ruhig zu sein. Sie kannte zwar einige Fassetten seines Lebens und wusste, dass er von einer Minute auf die anderen seinen Charakter um 180 Grad ändern konnte, doch dieses verhalten war wie das vorige eher untypisch. Er schien besorgt um sie zu sein und wirkte sogar leicht überfordert. Doch wer wäre das in so einer Situation nicht.

„Ich wollte… es…. nicht so weit… kommen lassen… Ich wollte keinen offenen Konflikt …Alles was ich wollte… war einmal meine Ruhe...“

Sayuris Stimme versagte beim Schluss des Satzes, bevor sie einen weiteren Hustanfall bekam. Es stimmte was sie sagte, sie wollte niemals einen offenen Konflikt mit ihrem Vater oder mit dem Rest ihrer Familie austragen und genau diese Tatsache belastete sie am meisten. Hao, der das durchaus bemerkte, legte nur seine Hand auf ihre. Er hatte nicht viele Möglichkeiten ihr zu helfen. Alles was er tun konnte war sie solange bei Bewusstsein zu halten, bis die anderen kamen und ihr helfen konnten.

„Das weiß ich. Und die anderen werden es erfahren, wenn du wieder auf den Beinen bist.“

„Klar…aber das ist nicht alles was sie erfahren werden…“

Nach einem weiteren kurzen Hustanfall sprach Sayuri kraftlos weiter. Auch wenn ihr Hao versuchte zu signalisieren, dass sie sich ausruhen sollte. Sie wollte das einfach loswerden, bevor sie nicht mehr Lage war ihre Meinung kund zu geben.

„…Ich stimme Meisterin Noriko zu. Du würdest dich gut als Familienoberhaupt machen…egal was mein Vater dazu sagt…“

Sayuri sah Hao bei diesen Worten nur mit einem leichten lächeln an, bevor sie sich wieder an seine Schulter anlehnte und für einige Sekunden die Augen schloss.

„Sayuri?“

Bei diesem leicht panischen Ausruf öffnete Sayuri wieder die Augen und sah nur müde in Haos erschrockenes Gesicht. Sie versuchte zwar immer noch gegen die nahende Ohnmacht zu kämpfen, doch langsam ließen ihre Kräfte nach. Alles was sie tun konnte war weiter zu kämpfen oder sich einfach zu ergeben.

„Weißt du was. Ich bin froh, dass du bei mir geblieben bist.“

„Sayuri, bleib wach! Sayuri…“

„…es ist so kalt…“

Mit diesen Worten schloss Sayuri erneut die Augen und spürte wie sie in die endgültige Dunkelheit gezogen wurde. Das Hao weiterhin nach ihrem Namen rief bemerkte sie gar nicht mehr, genauso wenig, dass er sie nach einiger Zeit fester in den Arm geschlossen hatte und versuchte sie wieder in das Diesseits zu holen. Sie merkte gar nichts mehr, weder Schmerz noch Kälte oder sonst irgendetwas. Es gab absolut nichts was sie fühlen oder spüren konnte. Selbst ihr Hör- und Geruchsinn ließen nach. Es war fast so, als wäre alles um sie herum verschwunden und würden sie in ein endloses Nichts ziehen. Ein Nichts, das alles umfasste und dennoch nicht zu beinhalten schien. Eines das sie von der Welt die sie kannte abgrenzte und sie unwiderruflich in die tiefe Dunkelheit der endlosen Finsternis zog, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte und wo alles aufhörte zu existieren.



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