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Das Wunder des Lebens

von

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Auf der Suche nach dem Pottwal

I. Auf der Suche nach dem Pottwal
 

Brian trat aus dem Terminal.
 

Verkackte Hitze hier, es war doch erst Mai. Okay… fast Juni.
 

Warum trug er noch mal einen dicken Anzug?
 

Ach ja, weil er direkt aus der Firma zum Flieger gehastet war. Und weil es ins Pittsburgh schlappe 15 Grad kälter gewesen war. Seine irischen Gene hatten das durchaus zu schätzen gewusst. Wer zum Teufel wohnte freiwillig in einer solchen Bruthitze? Dabei war nicht mal richtig Sommer. Justins weiße, empfindliche Haut würde hier verbrutzeln. Aber der lag ja krank im Bettchen und ließ sich von seinen im zweiten Frühling befindlichen Eltern betütteln.
 

Er schaute auf die Anzeigentafel. 31. Mai 2006. 16 Uhr 27. 29 Grad Celsius. Ein mildes Wetterchen so nahe am Äquator – wenn man Mal von der Luftfeuchtigkeit absah . Er schnappte sich sein Handgepäck und latschte brav mit der Menge die langen Fluchten bis zur Passkontrolle entlang. Urlauber. Ein schwedisches Pärchen, das in ihrer drolligen Sprache stritt. Die Nase der Frau ähnelte Justins. War das sein skandinavisches Erbe?
 

Die Hitze außerhalb der Terminals traf ihn wie ein Hammerschlag. Ächzend schälte er sich aus seiner Anzugjacke. Das Hemd klebte schweißfeucht an ihm. Er empfing interessierte Blicke aus allen Richtungen. Himmel, waren die Leute hier mickrig… Er fühlte sich wie der Storch im Rhabarber. Aber so hatte er jedenfalls einen guten Überblick. Er wimmelte die Horde ihn eifrig umwerbender Taxifahrer und Hotelscouts ab und schlängelte sich durch das laute, klebrige Chaos zur groß ausgeschilderten Filiale der anvisierten Autovermietung.
 

Er konnte Daphne nicht Mal erreichen, ihr Handy dürfte sie im Kreissaal wohl kaum am Ohr haben, und am regulären Anschluss des Krankenhauses würde man ihm als einem nicht Verwandten ebenfalls kaum Auskunft geben. Alles was er tun konnte, war rennen und hoffen, dass er möglichst schnell in dieses Kaff gelangen würde, dass Daphne zu ihrer Brutstätte erkoren hatte. Auf der Karte, die er sich vor dem Abflug in einem Zeitungsstand am Terminal besorgt hatte, sah die Strecke nach etwa drei Stunden Fahrt aus, immerhin größtenteils Autobahn.
 

Brian betrat das Foyer der Autovermietung, lächelte charmant und nutzte die Gelegenheit, sich daraufhin ungeniert vorzudrängeln, indem er: „Dürfte ich bitte vor? Meine Frau bekommt unser Baby und ich muss dringend ins Krankenhaus!“ sagte. Postwenden wurde er mit begeisterter Anteilnahme überschüttet, die Frau am Verleihtresen verfiel in überschwängliche Aktivität. Jacke und Gepäck unter den Arm geklemmt, den Autoschlüssel zwischen den Fingern, hastete er hinaus, während ihm eine Woge bester Wünsche, Ratschläge und sentimentaler Erfahrungsberichte folgte.
 

Er schmiss seine Sachen auf die Rückbank des BMWs, startete den Motor und ließ die Klimaanlage hoch fahren. Aus dem Radio plärrte Party-Musik. Tja, diesmal hatte sein Ausflug nach Mexiko leider nicht das Ziel, sich durch das schwule Disco-Publikum zu ficken… Er schaltete die Musik aus und konzentrierte sich drauf, das Auto durch den tobenden Verkehr zu navigieren. Hielt sich denn hier keine Sau an die Verkehrsregeln? Was für Versager waren denn hier Verkehrspolizisten? Oder hatten die sich alle schon frustriert an einem einsamen, ignorierten Straßenschild aufgenüpft? Was für ein verficktes Chaos! Nein, er war wohl kein Vertreter südländischer Mentalität… Er tat es den anderen gleich und hämmerte wütend auf die Hupe, während er sich den Weg zur Autobahn frei kämpfte.
 

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Joan schaute durch das Küchenfenster in den kleinen Garten hinter dem Reihenhaus. In der alten Sandkiste, die Jack vor vielen Jahren für Brian und Claire gezimmert hatte, spielten Gus und Jack. Gus war dabei, generalstabsmäßig einen „Garten“ anzulegen, teilte Beete ein und zeichnete Wege in den Sand, Jack fungierte als Hilfstruppe und schaufelte artig nach Plan. Anscheinend hatte Brian neuerdings seine Liebe zur Gärtnerei entdeckt, was Gus jetzt eifrig imitierte. Nun, dagegen war ausnahmsweise Mal auch nichts einzuwenden. Brian hatte früher auch immer mit im Garten geholfen, obwohl sich seine Begeisterung damals eher in Grenzen gehalten hatte. Sie erinnerte sich an längere Diskussionen mit ihrem halbwüchsigen Sohn, als dieser die Meinung vertreten hatte, es sei hier alles zu gerade und ob man den Busch nicht einfach mal lassen sollte. Jetzt hatte er ja genug eigene Büsche, die er „mal lassen“ konnte. Wie sie ihren Sohn kannte, würde er der riesigen Fläche, die das Haus in Green Tree umgab, schon seinen Willen aufzwingen. Wo war da bitte der Unterschied zu ihren Gartenvorstellungen?
 

Gus würde heute über Nacht bleiben, hatte sie mit Justins Eltern besprochen. Gus hatte sich nicht angesteckt und musste, solange noch Gefahr bestand, fort vom kranken Justin gehalten werden. Ärgerlich runzelte sie die Stirn – wie konnte Brian nur ausgerechnet jetzt fortfahren? Die Taylors hatten auch nur insofern Bescheid gewusst, dass er dieser Freundin von Justin, die auch auf der Weihnachtsfeier gewesen war, Daphne hieß sie, zur Hilfe kommen wolle, die sich anschickte, irgendwo in Mexiko ihr Kind zur Welt zu bringen. Was hatte Brian damit zu schaffen? Er hatte ein eigenes Kind und einen kranken… Irgendwas, um die er sich zu kümmern hatte! Sollte sich doch der Vater des Babys darum kümmern… Sie bremste sich… Sie dachte an Brians Geburt… niemand war gekommen, ganz besonders nicht der Vater, der wahrscheinlich nur ein paar Häuserecken entfernt in einer Kneipe gesessen hatte und betrunken mit seinen Kumpels lamentiert hatte… Und dieses Mädchen war auch ganz allein… Und Brian war bereit, durch den halben Kontinent zu reisen, damit sie das nicht blieb… Etwas Derartiges wäre Jack nie in den Sinn gekommen. Nein, Brian folgte seinem Vater da nicht nach… Oder hatte Brian etwa etwas mit diesem Kind zu tun…? Unsinn, schalt sie sich. Von dieser Aussicht hatte sie sich inzwischen verabschiedet.
 

Die Mikrowelle läutete. Sie hatte bereits mit Jack und Gus gegessen, die Reste waren nun für John aufgewärmt, der etwas später aus der Schule gekommen war, da er noch am Englisch-Förderunterricht teilgenommen hatte. Claire würde erst abends von ihrer Schicht heim kehren und dann gewiss wieder versuchen, sich frühzeitig von ihren Kindern zu verabschieden, um mit ihrem neuen… Freund ausgehen zu können. Dass sie ein derartiges Verhältnis pflegte, war eine Sache, dass sie darüber ihre Kinder vernachlässigte, hingegen trug Joan ihr übel nach. Sie seufzte. Johns schulische Leistungen hatten sich, nachdem sie und Brian ihn bearbeitet hatten, deutlich verbessert, weil er sich jetzt immerhin anstrengte, der hellste Stern am Himmel war er jedoch beileibe nicht. Er würde lernen müssen, mit seiner Mittelmäßigkeit klar zu kommen. Sein eingeschränkter geistiger Radius war ganz bestimmt nicht ihrem Erbe gedankt, da zeigte sich wahrscheinlich sein hohlköpfiger Vater. Claire war genauso wenig wie Brian auf den Kopf gefallen, sie war nur unfähig gewesen, daraus etwas zu machen. Und sie selbst… Sie war eine sehr gute Schülerin gewesen, damals auf der High School, das Lernen hatte ihr Freude bereitet. Ihr Lehrer war sogar einmal zu ihnen nach Hause gekommen, um ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie zum College gehen müsse. Er hatte sich sogar schon nach Stipendien erkundigt, die sie aufgrund ihrer Fähigkeiten zur Finanzierung des Studiums beantragen könnte. Aber es war zwecklos gewesen. Ein gutes katholisches Mädchen brauchte dergleichen nicht. Und ihr selbst war auch nicht in den Sinn gekommen, das zu hinterfragen – zu sehr hatte sie es verinnerlicht gehabt. Statt in Hörsäle wanderte sie vor den Traualtar und von dort exakt hier her, wo sie jetzt stand.
 

Sie lief nach John, der daraufhin laut die Treppe hinunter gepoltert kam. Erwartungsvoll linste er in die Küche.
 

„Was gibt’s zu Essen, Oma?“ fragte er hungrig.
 

„Lachs mit Kartoffeln“, sagte sie.
 

„Lecker… Solange kein Vanillepudding dran ist… Mann, das Gesicht von diesem Typen… besonders als er den Hühnerfuß gesehen hat…“
 

Joan meinte: „Wir haben das nicht aus Rache getan, sondern um die Dinge gerade zu rücken…“
 

„Habt ihr gesagt, ja. War trotzdem ziemlich gemein. Und ich durfte das böse A-Wort sagen…“
 

„Untersteh dich, das jemals wieder zu wiederholen!“
 

„Nein! Onkel Brian hat ja gesagt… Aber es war super, sich so daneben benehmen zu dürfen! Blöd nur dass wir den Frass mitessen mussten… aber das Hühnerzeug fand ich gar nicht mal so übel… Könnten wir das vielleicht Halloween…?“
 

„Besser nicht. Aber es war gut, das du das gemacht hast, John.“
 

John starrte seine Großmutter überrascht an. Ein Lob von ihr… das konnte er sich glatt rot im Kalender anstreichen und jedes Jahr wieder feiern. Und dann auch noch dafür, sich total daneben benommen zu haben… Irgendwie fühlte er eine Form etwas idiotischen Stolzes in sich aufsteigen. Er hatte etwas gemacht…
 

Er zuckte etwas hilflos mit den Achseln: „Naja ich hatte ja echt Sch… Mist gebaut… Und ihr habt gesagt, so könnte ich es ein wenig wieder gut machen…?“
 

Joan nickte. Schien so als würde John allmählich doch noch etwas lernen.
 

Das Menü war gewiss das scheußlichste, das sie je zustande bekommen hatte, eingeschlossen die Torte zum ersten Besuch ihrer Schwiegereltern, bei der sie den Zucker mit dem Salz verwechselt hatte und sich fürchterlich blamiert hatte.
 

Aber für Gus hätte sie auch verwesende Exkremente gegessen, ohne mit der Wimper zu zucken.
 

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Justin wälzte sich unruhig in den Laken.
 

Sein ganzer Körper brannte, jedes Körperglied wog Tonnen, er war schweißnass und fror trotz der Decken erbärmlich.
 

Und es juckte, es juckte so furchtbar!
 

Er hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Er wollte sich kratzen, die Haut runter reißen, damit das endlich aufhörte.
 

Aber er hing fest. Diese Arschlöcher hatten ihn festgebunden… Das ging auf Brians Konto! Sein eigener Vater hatte ihn mit Bondage-Handfesseln ans Bett gezurrt. Ging’s noch?! Wo kamen die Dinger überhaupt her? Oder hatte die Brian extra hierfür besorgt?! Immerhin hatten sie ihn nicht geknebelt und an den Nippeln an die Decke gehängt, um ihn in Schach zu halten…
 

Er strampelte und schubberte sich, so gut es ging, an den seidenglatten Laken, die absolut keine Reibungsfläche boten… Verdammt!
 

Ihm war schon klar, dass sie das nur taten, um ihm zu helfen und vor Schaden zu bewahren. Aber aktuell hätte er ihnen dennoch gerne allen mit Gewalt in die Eier getreten.
 

Und wenn sie glaubten, dass es ihm entging, dass sie ihn mit Babybrei fütterten, hatten sie sich geschnitten. Er war schlichtweg zu schwach, um sich gegen dieses entwürdigende Essen zur Wehr zu setzten. Und der Gedanke an die Anstrengung, die es ihm kosten würde, etwas Festes zu kauen, wurde ihm ganz übel.
 

Und irgendwo im fernen Mexiko lag Daphne im Kindbett…
 

Ob sie wohl für eine Weile mit ihm tauschen würde? Eine andere Form von Schmerzen wäre jetzt geradezu wunderbar. Aber einen ganzen Menschen durch die Genitalien auszuhusten… da blieb er dann doch besser bei den Masern…
 

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Jennifer half Craig, den halb besinnungslosen Justin zu drehen und zu halten, damit sie ihn mit einem Waschlappen ein wenig säubern und dann neu eincremen konnten.
 

Er sah erbarmungswürdig aus. Das Fieberthermometer zeigte immer noch vierzig Grad.
 

„Wir müssen ihm neue Wickel machen… Wenn das Fieber bis morgen früh nicht gesunken ist, müssen wir den Arzt nochmal rufen“, meinte Jennifer besorgt.
 

„Mama…?“ flüsterte Justin.
 

„Ist ja gut, mein Schatz. Wir sind bei dir. Und wir bleiben auch. Molly übernachtet bei einer Freundin.“
 

Craig hielt seine Hände, deren Finger nervös zuckten, während Justin gegen den Reflex ankämpfte, sich jetzt, da sie ihn losgeschnallt hatten, wie irrsinnig zu kratzen. Jennifer verstrich die Creme auf seinem malträtierten Körper, was kurze Linderung brachte.
 

„So, Justin, ganz vorsichtig… Dreh dich um, damit ich an deinen Rücken und deinen Hintern komme.“
 

„Das sagt Brian auch immer“, murmelte Justin.
 

Craig verdrehte die Augen. Jennifer warf ihm einen scharfen Blick zu. Jaja… Justin war erwachsen und sexuell aktiv – wenn ihn vor der Form dieser Aktivitäten jedoch immer noch gruselte. Aber er musste das ja auch nicht machen… Er hatte schon zur Kenntnis genommen, dass Justin an einigen Teilen seines Körpers ziemlichen Kahlschlag veranstaltet hatte, was garantiert nicht unbedingt rein hygienische Gründe hatte. Einfach nicht weiter darüber nachdenken, mahnte er sich.
 

Als Jennifer fertig war, bugsierten sie ihn vorsichtig in einen dünnen seidenen Schlafanzug, den Brian, bevor er hatte loshetzten müssen, besorgt hatte, um Justins Haut zu schonen. Craig gab ihm zu trinken. Justin schien seine ganze Konzentration dafür zu brauchen, um die Flüssigkeit zu schlucken. Dann streckte er schicksalsergeben die Hände aus, um sich erneut fixieren zu lassen, damit er nicht die Kontrolle verlor oder im Schlaf die Pusteln aufriss.
 

Jennifer holte Wasser und Handtücher und begann mit den Wickeln.
 

Die Kälte ließ Justin kurz etwas zu sich kommen. „Brian…?“ fragte er.
 

„Brian musste zu Daphne, Schatz, sie bekommt ihr Baby und ist sonst ganz allein… Und Gus ist bei Joan Kinney, damit er sich nicht bei dir ansteckt.“
 

„Gut…“, hauchte Justin und sank wieder tiefer in die Laken.
 

„Ja, es wird alles gut, Justin. Du musst dich ausruhen, ja…?“
 

„Okay…“ flüsterte Justin und döste weg.
 

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Es war fast neun Uhr abends, als Brian schließlich entnervt vor dem Provinzkrankenhaus parkte. Trotz Navigationsgeräts hatte er sich am Schluss nochmal ordentlich verfahren und war im Straßenchaos mitten in einen Gemüsemarkt im Abbau geraten. Das Geräusch, wie seine Räder ein paar über Bord gegangene Kohlköpfe zermatschten, hatte ihm da nur eine leichte Linderung gewährt.
 

Er hatte zu Hause angerufen und eine ziemlich besorgte Jennifer erwischt. Justin ging es nach wie vor ziemlich übel. Es machte ihn rasend, sich nicht vor Ort selbst darum kümmern zu können. Aber Craig und Jennifer waren Justins Eltern… Mehr als sie könnte er auch nicht machen. Und die beiden kannten sich mit Krankenpflege und Kinderpest wahrscheinlich deutlich besser aus als er. Dennoch…
 

Immerhin hatte es nicht auch noch Gus erwischt. Der Gedanke, dass dieser wahrscheinlich schon auf einer Liege in Joans Schlafzimmer schlummerte, um Justins Viren zu entkommen, gefiel ihm auch nicht recht. In dem hochkatholischen Ehebett, das hier einst gestanden hatte und das Joan nach dem Hinscheiden seines Vaters sofort hatte entsorgen lassen, war er vermutlich bei ausgeschaltetem Licht beim schicksalsergebenen Vollzug der ehelichen Pflichten gezeugt worden. Da wäre ihm eine Petrischale fast lieber gewesen… Wobei er wieder beim Grund seines Hierseins angekommen war.
 

Er rappelte sich aus dem Auto und die abendliche Hitze umfing ihn erneut mit Gebrüll. Binnen kürzester Zeit war er erneut klatschnass. Merke, Armani eignet sich nicht für die Tropen. Aber was dann? Ein Hawaihemd und kurze Hosen? Und dazu ein Schnauzbart? Nur über seine Leiche. Der Parkplatz war recht dürftig beleuchtet, insgesamt machte dieser Ort auch nicht unbedingt einen sehr vertrauenserweckenden Eindruck. Die Fassade des Krankenhauses zeigte blätternden Putz, es war ziemlich klein. In Mexiko gab es gute Kliniken, aber diese hier sah eher nicht nach einem Geheimtipp aus. Er hatte Daphne doch gesagt, dass Geld kein Problem sei… Oder war das wieder ihrer Geheimniskrämerei geschuldet? Wie auch immer, es ließ sich jetzt wahrscheinlich nicht mehr ändern.
 

Er schnappte sich seine Sachen von der Rückbank, verrammelte den Wagen und machte sich auf, diese hehren Hallen zu betreten. Die Schwester am Empfang war des Englischen nur bedingt mächtig, so dass er eine Weile brauchte, aus ihr heraus zu quetschen, wo die Entbindungsstation mit der Gesuchten sei. Immerhin handelte es sich um eine ältere Nonne, so dass er sich keine gierigen Blicke gefallen lassen musste. Manchmal konnte es wirklich anstrengend sein, so auszusehen wie er… Früher hatte er sich darin geaalt, bei jeder Gelegenheit als Sex-Objekt wahrgenommen zu werden und hatte sich das auch gerne zu Nutzte gemacht. Tat er auch jetzt noch. Aber dieses Angehechelt-Werden begann ihm zeitweise schon auf den Zeiger zu gehen. Hallo…? Ich habe abgedankt und agiere nur noch im privaten Rahmen! Sucht euch eine andere Wichs-Vorlage…
 

Die Nonne watschelte vor ihm her und redete ohne Punkt und Komma auf Spanisch auf ihn ein. Er verstand nur Brocken… „americano“… „papa“… Wehe… nix da! Nix Papa! Schwuler Freund! Was hieß das bitte schön auf Spanisch? Und würde ihn der Pinguin dann nicht gleich in die ewige Verdammnis schubsen? Nicht schon wieder…
 

Schließlich schob sie ihn durch die etwas angeschlagene Tür eines Krankenzimmers im ersten Stock. Brian blinzelte im Halbdunkel.
 

„Daphne…?“
 

„Brian… Gott sei Dank!“ Daphne lag halb aufgerichtet unter einem weißen Laken und schien nur aus Bauch und zwei riesig aufgerissenen Augen zu bestehen. Trotz ihrer dunklen Haut wirkte sie käsig und atmete schnell.
 

Er zog sich einen Hocker heran und setzte sich neben sie. Sie streckte die Hand nach ihm aus, er ergriff sie.
 

„Alles klar…?“ fragte er, etwas ratlos. Schwangere Frauen waren nicht unbedingt sein Lieblingsthema oder –gesprächspartner.
 

„Mmm… Drecks-Wehen.. Ich dreh bald durch, wenn es nicht endlich losgeht… Das tut echt beschissen weh… Ahhh… Da kommt wieder eine!“ Sie schrie auf und krümmte sich. Schmerzen schossen durch Brians Arm, als sie ihm die Hand zerquetschte.
 

„Ahhh! Verdammt Daphne, lass mich los! So eine Scheiße macht man traditionell mit dem Erzeuger!“
 

Sie kippte keuchend zurück in die Laken, Brian rieb sich die pochenden Finger… nichts gebrochen, immerhin…
 

„Das würde schwierig werden“, murmelte sie, „das einzig männliche Wesen, das bei Lillys Zeugung zugegen war, war der Heini vom Putzdienst, und der ist unschuldig.“
 

„Dann muss ich hier jetzt als Dummie herhalten?! Ich fühle mich ja so geehrt…“
 

Daphne musste kurz lachen, dann schüttelte es sie wieder.
 

„Verdammt, Daphne…?“
 

„Okay! Ich bin okay! Dürfte wohl doch jetzt los gehen…“
 

„Du hast auf mich gewartet? Ich bin begeistert…“
 

„Jetzt, wo du da bist“, schnaufte sie, „ist es in Ordnung… Sie kann kommen…“
 

„Okay, okay Daphne… Du bist nicht allein, ja?“ sagte er sanft.
 

Sie nickte tapfer.
 

„Rufst du bitte den Arzt?“
 

„Ja, sicher… Aber ich komm da nicht mit rein!!!“
 

„Keine Panik, du sollst hier nicht die Nabelschnur durchschneiden und das Ganze auf Video festhalten… Warte einfach draußen, bitte?“
 

„Sicher. Ich bin da. Brauchst du noch irgendetwas…?“
 

„Meine Tasche… da sind die Baby-Sachen drin, die wird Lilly dann brauchen, wenn sie endlich da ist. Und ansonsten… schon okay… bleib einfach da, versprichst du mir das?“ Daphne schaute ihn flehend an.
 

Dies war definitiv nicht der Ort und der Zeitpunkt für Diskussionen. „Ich versprech’s“, sagte Brian. „Ich warte. Und jetzt hole ich Mal den Arzt, der dich vom Pottwal-Dasein befreit.“
 

„Danke“, sagte sie und fiel erschöpft keuchend zurück auf die Matratze.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  chaos-kao
2011-09-25T21:23:55+00:00 25.09.2011 23:23
Juchu, es geht weiter! <3
Ich bin schon sehr gespannt auf Lilly und ich hoffe wirklich, dass es Justin bald wieder besser geht!
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel1 ^^
Lg
kao
Von:  brandzess
2011-09-25T19:58:56+00:00 25.09.2011 21:58
Pottwal? xD welch schmeichelhafte bezeichnung für Daphne.
Also ich glaube das war grad ein zeichen! (also da als die nonne "americano" und "pap" sagte -.- ich sollte nämlich eig spanisch lernen weil ich morgen ne arbeit schreibe, aber ich les lieber^^'''')
er arme Justin. hat die "Kinderpest" (geiler ausdruck so nebenbei mal bemerkt xD) und ist quasi allein auf weiter flur (naja mehr allein in seidenbettwäsche und ehebett aber die metapher wird klar oder?) ohne seinen Mann und ohne seinen sohn, nur mit den eltern die ihn versorgen und ans bett fesseln xD...........ich glaub ich würd mir tierisch dämlich vorkommen an Justins stelle X'D
bin mal gespannt was jetzt mit lilly wird und ob es ihr gut geht. und überhaupt!
toller start :D
gvlg brandzess (ich glaub ich geh jetzt doch mal spanisch lernen ^^'')


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