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Segelflug der Kirschblüte

Verwebungen der Zeit - Uralt und frei
von

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Ein unehrenhafter Anfang

Der Platz schwoll an - vor Hitze, Stimmgewirr und dichtem Gedränge. Der Boden lag in schmutzigem Ocker da, das Gewirr an Menschen lies Farben wild durcheinander wirbeln. Gerüche und Geräusche flossen zusätzlich in diesen Sinnes-Mix mit ein und ließen so manch einem Provinzler den Kopf schwirren.
 

Das war er, der Puls der Städte. Poch, poch, poch. Stolper, Schwitz und Fluch.

Das Vorwärtskommen erwies sich wie jeden Tag als schwierig.
 

Naruto hatte nur noch einen Wunsch – ab nach Hause, ab ins hauseigene Onsen und ein Bad nehmen. War wieder mal anstrengend gewesen.

Er war das Treiben der Stadt gewöhnt, ganz im Gegensatz zu seinen Leuten zuhause. Allzu oft drückte er sich in diesen Gefilden herum, um sich sein tägliches Reis-Schüsselchen und noch so einiges andere zu verdienen. Aber wenn er - so wie heute - nicht in Stimmung war herum geschoben zu werden und sich von der Masse tragen zu lassen, war es einfach nur verdammt anstrengend hier.
 

Der Auflauf in der Stadt war heute besonders dicht, lag wohl an der Sklavenversteigerung.
 

Naruto hasste diese Veranstaltung.
 

Sie war unkorrekt, menschenverachtend und einfach widerlich. Wieso ihn das so pikierte? Er hatte keine Ahnung. Eigentlich war das Normalität hier, aber der Blonde hatte es nie leiden können. Nichtmal ein bisschen.

Klar, wahrscheinlich war denen auf dem Podest ihr Schicksal vorherbestimmt oder so. Ihm war was anderes vorherbestimmt, klar. Aber trotzdem dachte er manchmal daran, wie drecksblöd es gewesen wäre, hätte er da stehen müssen. Tatsächlich dachte er oft daran. Jedes Mal, wenn er den Schund da mitbekam.
 

Es war wohl das Beste einfach weiter zu gehen und gar nicht hin zu schauen. Während er sich so durch die Massen drängelte wurde er hier und da unsanft angerempelt, auch als Ninja war es nahezu unmöglich den Leuten komplett zu entgehen, dazu kam noch seine große Erschöpfung. Er gähnte ausgiebig und versuchte dabei die Augen soweit zusammen zu kneifen, dass sie NICHT auf die blöde Versteigerungsplattform da fielen.
 

Er gähnte, war unaufmerksam, wurde grob angerempelt und zog vor Schmerz scharf die Luft ein. Aus reflex darüber öffnete er die himmelblauen Augen eben doch. Wie automatisch wurde sein Blick auf das Podest gelenkt blieb sofort an der angebotenen Sklavin hängen, die grade auf der Bühne herum gezehrt wurde und sich wiederwillig gab.
 

Sie entsprach nicht dem gängigen Schönheitsideal. Abgemagert, kaum Hüfte, sehr kleine Brüste und eine auffällig hohe Stirn. Ihre Schulterblatt-langen, rosa Haare standen struppig ab. Die Leute schienen nicht besonders interessiert. Hier und das raunte wer herum und eklige Worte wurden ausgetauscht. Die Gerüche von Schweiß und Dreck kamen Naruto auf einmal viel intensiver vor, als noch eben grade.

Die Gefangene knirschte mit den Zähnen und ein wütendes, stolzes Funkeln stand in den saphirfarbenen Augen.
 

Fasziniert und beshcämt zugleich starrte Naruto sie an. Wieso starte er? Maaan er wollte nicht wie die anderen Gaffer hier sein. Was war das?!
 

Eiserne Handschellen hingen schwer um die dünnen Handgelenke. Zitternd, hasserfüllt und gedemütigt wegschauend stand sie da, hatte kaum etwas an und wurde mit allerlei perversen, unwürdigen Worten angepriesen. Bemerkenswerterweise hatte sie ungewöhnlich helle Haut für eine Sklavin.
 

Auch aus der Entfernung konnte Naruto sehen, wie sie die Hände zu Fäusten ballte.

Als der Händler begann ihren Körper zu ‚Demonstrationszwecken‘ zu berühren, schnappte sie zornig mit den Zähnen nach seiner Hand, traf nicht und verzog dann angewidert das Gesicht, während sie sich auf die aufgesprungene Unterlippe biss.
 

Wutentbrannt schlug dieser Kerl ihr so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog und sich ein tiefroter Abdruck bildete, der alle fünf Finger seiner Hand erkennen lies.
 

Ihre gesamte Erscheinung fesselten Narutos Energien. Es war wie ein Band, etwas Uraltes, dass der Blonde sich nicht erklären konnte. Dieses widerwärtige Schauspiel dort konnte nicht kosmisch für diese Fremde vorherbestimmt sein. Oder waren ihre Schicksale am Ende vielleicht verwoben? Fantasierte er hier vor Müdigkeit? Seine Mission hatte geschlagene drei Wochen gedauert. Letzte Nacht hatte er vielleicht 3 Stunden geschlafen, wenn überhaupt.

Sprach da etwas zu ihm? Oder war es Einbildung? War sie am Ende ein Magie-begabter Fuchs und verhexte ihn? Eh. Am Ende doch eh alles egal! Außerdem mochte er Füchse irgendwie, obwohl das ganze Land sie verteufelte.
 

Naruto wollte nicht, konnte es gar nicht zu lassen, dass irgendein Perverser sie kaufte, brutal behandelte und schlimme Sachen gegen ihren Willen mit ihr anstellte.

Das konnte er nicht zu lassen! Wirklich nicht.
 

Dem jungen Mann war klar, dass er leider nicht allen Sklaven helfen konnte, aber wenigstens einer, wenigstens ihr. Also tat er etwas völlig Untypisches für ihn. Etwas, dass er zwar oft in erwägung gezogen, aber nie umgesetzt hatte. Naruto hob die Hand um ein Gebot ab zu geben.
 

Die Fremde mit dem stolzen Blick schien zwar nicht sonderlich im allgemeinen Interesse, aber er wurde mehrmals überstimmt - vielleicht wegen der ungewöhnlichen Hautfarbe. Verdammt, das wurde alles ziemlich knapp, wenn er so in seine Geldbörse sah.

Heute hatte er zwar seinen Lohn bekommen, aber diesen komplett zu setzen wäre nicht grade wirtschaftlich. Wie sollte er – oder besser: Wie sollten SIE – ohne das Geld über den Monat kommen?
 

Der Blonde warf einen leidvollen Blick zu dieser Frau, welche den Kopf zur Seite gedreht hatte. Sie wollte wohl nicht die Wesen ansehen, welche grade um sie boten. Der Abdruck prangte glühend auf ihrer weißen Wange. Sie zitterte, knirschte die Zähne und wischte sich mit dem Unterarm Flüssigkeiten aus dem Gesicht. Irgendwie schien sie Narutos penetranten Blick zu bemerken und sah leicht auf und in seine Richtung.
 

Wie ein grüner Blitz fuhr es durch seine Brust, den Hals und direkt in seinen Geist. Das Band in seinem Inneren schien sich mit einem ploppenden Geräusch fest zu ziehen.

Die Unbekannte wand den Blick wieder von der Menge ab und blickte mit zitternden Pupillen gen Boden.
 

Naruto biss die Zähne aufeinander. Das reichte jetzt! Da war wieder ein ekliger Spruch von jemanden in seiner unmittelbaren Nähe.

Das Gebot war hoch…letzte Chance, mehr könnte er nicht bieten.
 

Er hob die Hand und bot, was er als Lohn bei sich trug und sah den ihm zuwider gewordenen Händler aufrecht an. Hier und da erhob sich ein verächtliches Schnauben in der Menge, die meisten der wenigen Bieter zuckten die Schultern. Immerhin war die Obenstehende nicht die einzige Sklavin hier und die Attraktivste gewiss auch nicht.
 

Der Händler lachte kehlig auf. „Somit hat der junge Mann mit dem aggressiven Blick sie ersteigert! Wie passend!“ Naruto sagte daraufhin nichts, brachte nur einen leisen, abschätzenden Laut hervor. Dann drängte er sich ohne Weiteres durch die Menge und bestieg das Podest.
 

„Mach das ab!“, zischelte der Blonde und deutete auf die Handschellen.
 

„Wollt ihr nicht den Schlüssel? So frei könnte sie weg laufen. Wäre typisch für dieses Biest!“, schlug er Mann vor, als habe er grade eine unbedachte Dummheit von Naruto verhindert.
 

„Ich meine wie ich's sage!“
 

Unbeeindruckt zuckte der andere die Schultern, reichte Naruto den Schlüssel und schubste Sakura unsanft ihrem neuen ‚Besitzer‘ entgegen. Dabei entwich ihr ein erschrockener Laut und sie geriet kurz ins Taumeln. Geistesgegenwärtig fing der wenig Jüngere sie auf und lächelte der Fremden kurz zu, ehe er einen letzten, vielsagenden Blick an den Händler richtete.

In diesem kurzen Moment fand Sakura sich in einem Taumel aus Abscheu, Unsicherheit und Wärme. Für die drei Sekunden, die sie gegen ihn gelehnt war, um die Balance zu finden, hörte sie das Herz des Blonden schlagen. Gleichmäßig und stark. Ein uraltes Geräusch. Woher kannte sie es?
 

Sich ihrer Anwesenheit nun bewusster werdend und etwas rot, entfernte der Ninja die Fesseln, warf sie achtlos auf die Bühne. Was für ein Zeichen.

Der Sklavenhändler drehte nur die Augen. „Wie innovativ. Heldenhaft Bürschchen. Jetzt mach dich weg.“
 

Hier und da ertönte etwas Volksgemurmel, wohl wegen Narutos offenkundig ungehobelter Art. Niemand ahnte so recht um seinen Stand und das war auch gut so. Hätte er offen ein Schwert getragen oder sich als Samurai ausgegeben, hätte gewiss keiner sich solchen Hohn erlaubt. Aber was nützten ihm am Ende solche Statusdemonstrationen? Das änderte ja doch niemanden.

Manche lachten ob des Händler-Kommentars vor sich hin. Die Leute waren sich einig, dass es sich bei dem sonderbaren Bieter wohl um einen Bauernknecht oder Tagelöhner handelte, der sich irgendwo das Geld ergaunert hatte und jetzt auf seelige Schäferstündchen sinnte.
 

Sakura ihrerseits war verwirrt. Sie traute so einem selbstlos-freundlichem Kerl nicht. Uralte Gefühle hin oder her. Aber für jetzt gab es ja kaum eine andere Wahl. Sie würde das sonderbare Spielchen eben kurz mitspielen. Hauptsache weg aus dem Fokus. Weg aus dem Blick dieser Monster.

Naruto zog seinen langen, gemusterten Mantel aus und legte ihn um Sakuras knochige Schultern. Es stellte ihre Erde zwar nicht wieder her, war ja auch sowieso Männerkleidung, aber für ihn war es dennoch eine wichtige Geste. Er wusste nicht, welche Reaktion zu erwarten war, doch konnte alsgleich aufatmen. Sofort, wie ein Reflex, klammerten die Finger der Anderen sich in den Stoff und zogen ihn enger um ihren Körper. Noch blickte sie ihn nicht an.
 

Schnellen Schrittes entfernten beide sich von dem Podest. Bis auf einige abschätzige Blicke und laute Spottäußerungen, stellte sich ihnen nichts in den Weg. Vorsichtig legten sich die Fingerspitzen des Auftragsmörders um die der Fremden. Nicht, um sie an der Flucht zu hindern. Sakura spürte, dass die Intention eine andere war. Sie wollte die Gesichter dieser widerlichen Menge nicht sehen und blickte nach unten. Der Größere führte sie sicher durch die Menge.
 

Sakura lies den Blick fest auf den Boden gerichtet. Sie sah ihren eigenen, schmutzigen und verwundeten Füßen dabei zu, wie sie sie durch diese unverabredete Versammlung und fort von hier trugen. Über Steine und Kies, über Unrat, vorbei an so vielen anderen Fußpaaren. Hier lief eine Maus, da pickte ein Vogel etwas auf und flog davon. Zwischen allem schwirrte diese Sommerhitze, die den Atem raubte.

Endlich kamen sie in einer Seitengasse zum Stehen. Die Stimmen des Volkes wirkten trotz der geringen Distanz unwirklich und weit in die Ferne verschlagen.
 

Sakura sah zur Seite. Die Demütigung saß ihr in allen Knochen. Naruto legte ihr eine Hand auf die Schulter.
 

„Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir bestimmt nichts tun!“, versicherte er gleich. Fuchsartig zog er die Augen zu Schlitzen und lächelte. Eigentlich wollte er Vertrautheit aufbauen, aber da er ja normalerweise nichts mit fremden Frauen zu schaffen hatte, war der Jugendliche unsicher.

„Ich heiße Naruto!“, etwas unbeholfen und bäuerlich im Tonfall, deutete er mit dem Daumen auf sich selbst. „Wie ist dein Name?“, erwartungsvolle, wieder geöffnete Augen, drängten auf eine Antwort, obwohl Sakura eigentlich nicht gewillt war, viele Worte zu verlieren.
 

Diesem Blick konnte sie aber nicht lange stand halten. Da war wieder dieses ‚uralte‘ Gefühl. Wie ein Faden in einem Labyrinth.

„Mein Name ist Sakura, Meister“, das letzte Wort war eher eine widerwillige, resignierte Frage.
 

„Sakura-san! Schöner Name! Passt!“, verlegen und etwas errötet, rieb der junge Mann sich die Nase. Er fühlte sich irgendwie, wie ein Perverser. „Aber es heißt nicht „Meister“ sondern ‚Naruto‘, klar?“
 

Sakura sah ihn fragend an. Irgendetwas konnte doch da nicht stimmen.

Was wollte er wirklich von ihr?
 

Sie schwieg und nickte nur. Das Schweigen war mehr als unangenehm für den Jungen und bestätigte sein schlechtes Gewissen, ein Sittenstrolch zu sein immer mehr. Boar...sein Aniki fand das gar nicht so prall, wenn man herum-sittenstrolchte! Hatte er ja oft genug deutlich gemacht. Das nächste Problem – neben Anikis Meinung – stand ja hier auch direkt und unmittelbar vor ihm und klammerte die zart, aber kräftig wirkenden Finger in den Stoff seines Mantels.
 

Sie glaubte wohl nicht, dass er ihr nur helfen wollte! Irgendwie sah sie wütend aus, aber bestimmt war sie nur müde. Das musste es sein. Also ab nach Hause!
 

Aber was würde jetzt Aniki sagen? Er hatte ja nicht mal sich selbst gegenüber eine Erklärung, wieso er seinen gesamten Verdienst für eine ‚Sklavin‘ ausgegeben hatte.
 

Oder…?
 

Narutos, nun auch den Boden fixierenden Augen, wurden erst sanft, dann sicher.

Er wusste schon, wieso er sie gekauft hatte! Das war eine Eingebung. Ein Schicksalswink, dem man unbedingt nachgeben musste. Ein Gefühl – ein uraltes.
 

Jedenfalls fühlte es sich richtig an. Ein bisschen richtig zumindest. Und das war es, was zählte!
 

Naruto schloss erneut die vernarbten Finger um die schmale Frauenhand, versuchte sich an einem freundlichen Lächeln und führte sie fort aus dieser Gasse. Wirkte ein bisschen trottelig und Sakura zog die Augenbrauen nach oben. Wer war er!?

„Ist nicht mehr weit, sind bald da! Wird dir sicher gefallen!“, meinte der Blonde schnell, während nun er den Boden fixierte.
 

Ohne ein Wort folgte die Fremde ihm.

Eine einsame Gießkanne

Der Weg zog sich aus der Hektik der Stadt, über Reisfelder und Wiesen, kleine Hügel und Wäldchen, bis zu einem entfernten Randgebiet. Weit abgeschnitten von Menschenmassen und Dreck.

Die Landschaft stand nun - zur späten Sommerzeit - in voller Pracht, von der untergehenden Sonne in ein oranges Licht getaucht, welches alles wärmer erschienen lies.

Naruto hatte das Mädchen neben sich los gelassen und stattdessen die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Da er nicht wusste wohin ihm nun zu sehen erlaubt war – ohne dabei unfletig zu wirken – hatte er den Blick in den dämmernden Abendhimmel geworfen. Immerhin trug Sakura – den Namen hatte er sich fest gemerkt! – nichts weiter, als seinen Mantel.

Auch wenn sie offiziell eine Sklavin war, sprach er ihr noch immer die Würde einer jeden Frau zu. Ihre Entehrung auf dem Dorfplatz war mehr als genug gewesen!

Da musste nicht auch noch er starren.

Obwohl der Blonde nicht mundfaul war, wusste er wenig zu sagen, denn jeder Versuch ein leichtes Gespräch zu beginnen, war an einer Mauer schwermütigen Schweigens erstorben.

Von seiner eigenen Unfähigkeit mit dieser Situation umzugehen, eingeschüchtert teilte er nun ihr schwermütiges Schweigen. Dabei war er jedoch stets bedacht, ein besonnendes Lächeln auf dem Gesicht zu führen, um der Situation wenigstens ansatzweise ihre unsicher-angstvolle Stimmung zu nehmen.

Glücklicherweise dauerte der Fußmarsch nicht länger, als eine halbe Stunde und so hatte Naruto schon bald Grund, seine Stimme doch zu erheben.

„Bald sind wir am Ziel!“, erklärte er bemüht unbefangen und lenkte ein fast vorsichtiges Lächeln in Richtung des schweigenden Mädchens neben sich.

Irgendwie fühlte er sich noch immer schuldig und schmutzig, allein weil sie wohl schlecht von ihm denken musste.

Sakura ihrerseits hatte die Worte vernommen und nickte nur leicht. So recht konnte sie sich nicht an der schönen Gegend erfreuen. Die Angst vor der Ungewissheit schnürte ihr die Kehle zu. Sie wusste nicht, was sie von diesem – sicher nur scheinbar – so sanftmütigen Kerl neben ihr halten sollte. Niemand erwarb einen anderen aus purer Nächstenliebe. Zudem konnte man aus seinen Sachen schließen, dass er mit zwielichtigen Geschäften sein Geld verdiente. Söldner vielleicht…oder gar als Ninja. (Sakura kannte sich nicht allzu gut mit derartigen Berufen aus.)

Nichts Gutes erzählte man sich über derlei meuchelndes und in der Dunkelheit lebendes Volk.

Sie zog den Mantel beständig enger um ihre bloßen Schultern, vergrub die dürren Fingerspitzen in dem herben Stoff und unterdrückte jegliches Zittern. Obwohl es warm war – und auch der Mantel wohlige Wärme spendete – fror sie am ganzen Körper. Ihre bloßen Füße schmerzten noch immer von den tagelangen Märschen, die sie mit dem Händler unternommen hatte, ein Großteil der zerschlissenen Haut war jedoch betäubt.

Nun wusste sie nicht, ob sie froh sein sollte, als das bereits von Naruto angedeutete Haus in Sichtweite rückte.
 

Einmal dort angekommen, stieß der Junge beherzt die Tür auf, offenbar verhalf ihm irgendetwas – oder irgendjemand – im Haus, Befindliches zu neuem Mut.

Zumindest äußerlich.

Aus den Augenwinkeln konnte Sakura beobachten wie seine aufeinander gepressten Lippen zitterten und die Pupillen unsicher herum fuhren.

„Brüderchen! Bist du anwesend? Ich bin zurück! Zeig dich, wir haben Besuch!“

Sakura schauderte. Es lebte also mindestens noch ein zweiter Mann hier. Vielleicht war sie gar nicht für diesen – irgendwie zwielichtigen, aber auf seltsame Weise sympathischen – Kerl neben sich bestimmt, sondern eine Art Geschenk für dessen Bruder.

Ihr graute bei dem Gedanken.
 

Die etwas nervige Stimme neben ihr – Naruto hatte in seinem heimelichen Domizil offenbar an Selbstbewusstsein gewonnen und seine Stimme lauter und schneller werden lassen – riss sie aus den Gedanken.

„Naja. Was soll auch! Ist ja egal, was?“, entschuldigend lächelte er sie an, sein Blick blieb an den schmutzigen rosa Haarsträhnen hängen und führte von dort zu ihrer dreckbefleckten Haut. Der viele Schmutz lies nur schwer erahnen, wie sie denn nun wirklich aussah.

Außerdem dämmerte es sogar dem nicht ganz so hellen Ninja, dass eine Frau sich in diesem Zustand gewiss unwohl fühlte. Aber wie sollte er den Vorschlag nun unterbreiten, der sich in seinem Kopf entfaltete, ohne dabei pervers zu wirken?

„Ahm…“, etwas errötet und mit schüchternem Seitenblick versuchte er einen Anfang.

„Ich könnte dir erstmal zeigen, wo das Bad ist…“

Sakura glaubte zu spüren, wie ihr Ohr bei diesen Worten zuckte.

Sie hasste den Schmutz der sie umgab, fühlte sich mittlerweile, als wäre der Dreck bereits eins mit ihr geworden. Wasser war somit sehr weit oben auf der Liste ihrer sehnlichst erwünschten Dinge.

Schmerzfreiheit stand jedoch mindestens genauso hoch und sie war sich sicher, dass so eine Einladung zum Bad mit daran geknüpften Bedingungen verbunden war.

Doch würden die Forderungen, die Sakura erwartete, gewiss ohnehin früher oder später laut werden.

„Wollt ihr mir den Weg nur zeigen, oder dort mit mir verweilen?“

Sakura erschrak über den Klang ihrer eignen Stimme. Sie klang tot, rau und fremd, als hätte jemand anders die Worte durch ihren Mund gelenkt. Sie wusste, dass dieser Satz vermessen war und krallte sich erneut in den orangen Saum des schwarzen Mantels. Doch war es wichtig, langsam zu testen, wie weit sie gehen konnte.

Der Zorn des anderen blieb jedoch aus. Stattdessen begann die Röte auf seinem Gesicht zuzunehmen und er das Stammeln anzufangen.

„N-natürlich nur z-zeigen! Was…denkst d-du denn von mir?...Kusoooo…“, brachte er schließlich hervor, das letzte Wort nur kaum hörbar zischelnd. Erstmalig fiel ihm auf, dass er Sakura duzte, was sich nicht ziemte. Aber da er es einmal angefangen hatte – und auch allgemein nichts von solch affektierten Sitten hielt – beschloss er, es dabei zu belassen.

Für wenige Sekunden flog der Schatten eines Lächelns über Sakuras Gesicht. Diese Reaktion hatte sie wiederum nicht erwartet. Doch wurde sie sofort wieder ernst.

Sie kannte und vertraute ihm nicht. Keiner wusste, zu welchen Tricks er bereit war.

Doch folgte sie ihm in das Bad.
 

Dort angekommen bummelte Naruto nicht lange herum, sondern entfachte das Feuer unter der großen, imposanten Steinwanne.

Sakura war etwas erstaunt von der inneren Ausstattung, die dieses Haus besaß. Offenbar hatte der junge Kerl eine Menge Geld heran geschafft…oder hatte geerbt.

Die Wände besaßen Vertiefungen, die einige Lampen beherbergten, welche wiederum ein warmes, schummriges Licht in dem ansonsten dunklen, fensterlosen Raum verbreiteten.

In einem am Rande platzierten Tontopf wuchs ein Farn und das Feuer unter den rauen Wannensteinen knisterte beharrlich vor sich her.

„Warte nur kurz, bis es erwärmt ist! Wenn es zu heiß wird, kannst du das Feuer ersticken, indem du diese Metallplatte hervor schiebst.“

Eine derartige Erklärung schien allerdings unnötig, denn Sakura nickte wissend.

Ein letztes Mal zufrieden lächelnd, nickte auch Naruto.

„Gut! Der Raum lässt sich abschließen, wenn du das nötig findest! Rufe, wenn du etwas brauchst! Ich heiße Naruto, vergiss das nicht!“, klärte er noch voller Elan und bereits im Gehen auf.

Sakura starrte ihm verwirrt hinterher, die Badezimmertür hatte der Junge im Gehen geschlossen. Einige Minuten stand sie regungslos da, ehe sie langsamen Schrittes zur Tür ging und den Schlüssel herum drehte.

Als hätte man ihr Stützen aus dem Körper gezogen, glitt sie an der Tür in sich zusammen.

Nun fühlte sie sich besser. Das glaubte sie zumindest, doch verweilten diese Gedanken der Sicherheit nicht lange in ihrem Kopf.

Sakura schalt sich selbst. Wieso versuchte sie nicht, sich wenigstens etwas zu entspannen? Der Junge, der sie hier her gebracht hatte wirkte so nett und vor allem ehrlich. Es war schwer ihm nicht zu glauben, wenn er dieses Lächeln an den Tag legte. Es sah so wahr aus.

Selbst, wenn alles eine böse Intrige war, wäre es sicher lohnend, sich einfach einzubilden, dass alles in Ordnung sei. Wenigstens für kurze Zeit.

Trotzdem konnte sie auf der Hut sein.

Konnte sie es wirklich trotzdem?

Wenn sie es realistisch betrachtete war so Vertrauen nicht möglich.

Sie würde einen Mittelweg finden müssen. Zumindest, bis sie genauere Informationen über diesen Naruto einholen konnte.

Langsam und wankend stand sie auf, war sich dem Schmerz ihrer Füße nun wieder voll bewusst. Wie herrlich! Ohne dieses schmerzliche Zucken hätte sie nicht gewusst, ob sie wirklich, oder in einem Traum gefangen war.

Langsam lies sie sich in das noch kühle Wasser sinken, spürte wie es ganz langsam wärmer wurde und sie nach und nach wohlig umfing.

Dann weinte sie ein bisschen.
 

Da Naruto ein findiger Kerl war, hatte er festgestellt, dass Sakura gewiss einige Kleider brauchte. Doch die Expedition in die Weiten seines Kleiderschrankes – nun, so groß war er nun doch nicht – hatte keinen Erfolg abgeworfen.

So musste er sich etwas anderes überlegen.

Da seine Gedanken am besten liefen, wenn er etwas im Magen hatte, machte er sich auf den Weg zur Küche.

Zudem würde Sakura sicher beeindruckt sein, wenn er sie mit etwas – genießbarem – zu Essen überraschte. Dem zu urteilen, was er aus den Augenwinkeln gesehen hatte, war sie deutlich zu mager.

Wie das Schicksal so spielte – und irgendwie schien es dem jungen Ninja doch hold zu sein – warf er einen Blick nach draußen, als er über den Flur schritt.

Und was er dort sah, erhellte seinen Gemütszustand!
 

Klare, feine Wassertropfen rieselten auf farbenprächtige Blütenblätter, welche sich filligran unter dem Nass wiegten. Ein lang gezogener Schatten zeichnete sich auf der Blumenpracht ab. Schlanke Frauenfinger umfassten den Griff der gusseisernen Kanne und ein leises, wohliges Seufzen ertönte in der Idylle der natürlichen Ruhe. Einzig der Gesang eines Vogels war zu hören.

Dieser endete jedoch abrupt, als ein lauter Ruf vom Haus ertönte.

„HYUUGA-SAN!!!“

Unüberhörbar durchschnitt sein Organ die abendliche Dämmerung, die kleine Frau zuckte zusammen, ehe sie sich errötet und mit schüchtern nach unten gewandtem Blick dem Geräuschquell zu wand.

„U-uzumaki-sama?“, die Stimme der Gärtnerin war nahezu ein Hauch. Langsam trat sie an das Fenster, die weißen Pupillen fest auf die Kanne gerichtet, die beim Gehen vor ihrem Körper auf und ab wippte.

„Oi Hyuuga-san! Gut siehst du aus!“, ein breites, freundliches Grinsen hatte sich auf Narutos Gesicht gelegt, Hinata hingegen drehte sich vor Schüchternheit etwas ein und antwortete nicht.

„Sag, du kannst mir doch gewiss helfen, nicht Hyuuga-san? Ich weiß, du bist sehr gut mit Nadel und Faden, nicht?“

Erstaunt warf die junge Gärtnerin einen kurzen Blick nach oben, ehe sie wieder die Seite fixierte. Einige der verbliebenden Vögel badeten entfernt in einer Tränke.

„G-gewiss möchte ich euch helfen Uzumaki-s-sama. S-sagt mir nur…w-worum es geht.“, die Zartheit ihrer Stimme lies manches Wort unverständlich werden. Naruto jedoch verstand auch so.

Erheitert lachte er auf und lehnte sich aus dem Fenster. „Du solltest zu fürderst besser hinein kommen!“. Mit diesem Satz hatte er bereits die Gießkanne aus ihren Händen genommen, die rundliche Hüfte der kleinen Person umfasst und hob sie kurzerhand durch das Fenster hinein. Hinata – gegen die durch diese Offenheit verursachte Starre ankämpfend – bemühte sich redlich die Füße anzuziehen und nirgends anzustoßen.

So pflegte sie es in jeder Lebenslage zu tun…

Naruto fackelte jedoch nicht weiter und unterbreitete ihr alsgleich sein Anliegen.

„Weißt du Hyuuga-san…Ich brauche Frauenkleider!“

Dieser Satz stand kurz unkommentiert im Raum, bis Naruto schmerzlich bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Nervös auflachend, rieb er sich den Hinterkopf, während Hinata ihn fassungslos betrachtete.

„Tjahaha! Also nunja…Nicht ICH brauche Frauenkleider, sondern unsere neue Mitbewohnerin!“

Dieser Satz verschlug Hinata kaum weniger die Sprache, als der Erste. Eine neue Mitbewohnerin? Hatte Uzumaki-sama sich heimlich verlobt? Ohne Feier und Aufsehen? Oder hatte er gar eine Mätresse?

Diese Gedanken schnürten ihr das Herz ein. Daher bemühte sie sich, diese zu verwerfen. Ihr Uzumaki-san war niemand, der so etwas brauchte!

Sicher gab es eine einfache Erklärung dafür.

Vielleicht eine neue Angestellte?

Da Hinata kein Wort verlor, sondern nur mit zitternden Augen etwas auf dem Boden zu suchen schien, redete Naruto einfach weiter.

„Ja weißt du, sie heißt Sakura und ist sehr hübsch! Ich fürchte, sie hat kein Zuhause mehr und da hab ich sie mitgenommen! Kleidung hat sie wohl auch nicht so wirklich, daher dachte ich, du könntest helfen!“

Ihre Augen hefteten sich an den Ninja vor sich. Es war eine seltsame Sache, dass diese obdachlose…schöne…Person keine Kleidung besitzen sollte. Aber gewiss meinte Naruto nur, dass sie nichts Brauchbares besaß. Mit viel Mut setzte Hinata zur Antwort an.

„A-ach so. Nun…i-ich…ich bräuchte ihre…Maße…fürchte ich.“

Beim Reden hatte sie sich die Finger vor die Lippen gelegt und fuhr sich mit der anderen Hand durch ihr weich fallendes, blaues Haar.

Das Hinata etwas nachdenklich – ja fast geknickt! – wirkte, lächelte Naruto sie etwas sachter an.

„Hyuuga-san! Natürlich werde ich dich dafür extra bezahlen. Momentan befindet Sakura sich im Bad. Wenn du anklopfst, kannst du vielleicht hinein. Und bitte Hyuuga-san, nimm ihr doch vorerst einen Yukata von dir mit, ja? Wenn du willst, bezahle ich dir den auch!“

Es war ja wirklich wunderbar, wie freigiebig er auf einmal war. Naruto schluckte. Wo sollte er das versprochene Geld nur hernehmen, nachdem sein Monatsgehalt von dannen gesegelt war?

„O-oh…n-nein Uzumaki-sama. Das braucht ihr wirklich nicht zu…tun. Ich leihe ihr g-gern einige Sachen von mir. Und auch das N-nähen…übernehme ich gern…für euch. Und…ähm…und für sie, meine ich! Ich bräuchte nur etwas Stoff…“

Alsgleich hellte sich die Miene des Blonden auf. Diese Hyuuga-chan war eine wundervolle Person! Er wusste schon, wieso er sie so gern hatte! Bei Gelegenheit würde er sich gewiss trotzdem irgendwie bedanken können.

„Das ist wundervoll Hyuuga-san! Stoff dürfte im Vorratsraum vorhanden sein. Wir haben noch nicht alles verkauft! Habt vielen Dank dafür!“

Freudig – und ungezwungen, wie er war - strich er ihr übers Haar und rannte alsgleich auf zur Küche.

Hinata blickte ihm kurz nach und kämpfte mit der Hitze in ihr. Dann ging auch sie langsamen Schrittes von dannen.

Naruto war mittlerweile wieder voller Energie. Er würde ein hervorragendes Essen zubereiten!

Mehr symbolisch, als zweckorientiert rollte er die halblangen Ärmel seines Yukatas auf.

Los gings!

Seine Händen hielten ein Reissäckchen triumphierend in die Höhe. Er hatte es gefunden.

Der Ausdruck des Sieges erstarb jedoch schnell au seinem Gesicht.

Wie viel Wasser brauchte man zum Reiskochen noch gleich? War es ein Topf voll? Oder…war es nur ein Löffel?

Verdammt! Wieso hatte ein Mann wie er sich mit derlei schweren Menscheitsfragen zu plagen?

Doch auch hier meinte das Schicksal es erneut gut.

Die Eingangstür ging auf und sogleich stürzte der Blonde – das Reissäckchen noch in der Hand – auf den Flur und erblickte seinen Bruder.

„Iruka!“

Der Hereinkommende sah müde aus, trug jedoch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht.

„Naruto! Wie geht es dir? Hast du deinen Lohn bekommen?“

Der Junge erstarrte zu einer Salzsäule und brach in ein nervöses Kichern aus.

„Jahahaha…bekommen hab ich ihn schon…Und du wirst NIE erraten, was ich Tolles damit angestellt habe!“

Irukas Augenbrauen zogen sich in die Höhe. Das konnte ja heiter werden…Schweigend lauschte er den Erklärungen seines Schützlinges.

Zwei erste Treffen

Noch bevor ein zorniger Schrei die Ruhe zerschnitt, hatte Hinata sich bereits Zutritt zum Bad verschafft.

Als Sakura die leise, weibliche Stimme von draußen hörte, blieb vorerst jegliche Reaktion aus. Dann stand sie – wie von Geisterhand gesteuert – auf und öffnete die Tür. In diesen Augenblicken war sie sich fremd. Nie hatte sie sich selbst derart abwesend erlebt.

Fast als wäre sie ein Gespenst…oder ein Schatten.

Ihr war nicht klar, wieso sie der anderen – offenbar einer Dienerin – die Tür geöffnet hatte. Mochte es alte Gewohnheit sein…

Die Tränen waren bereits versiegt und das Feuer unter der Wanne ausgebrannt. Nur letzte Funken glommen noch nach. Ohne darauf zu achten, wer den Raum betrat, drehte Sakura sich um und ging erneut ins Wasser, versank darin bis zur Nasenspitze.

In Gedanken schalt sie sich wieder. Wie konnte sie sich so gehen lassen? Auch, wenn sie jetzt kein Ansehen mehr zu bewahren hatte, musste sie sich nicht wie eine Besessene verhalten.

Als das laute Einrasten des Türverschlusses zu hören war, wand sie den Blick, um zu sehen wer dort eingetreten war.

Hinata unterdes war verwirrt von so viel Schweigen und Resignation, die ihr entgegen spülten. Diese neue Bewohnerin erinnerte sie an einen Widergänger – eine Gestalt aus den alten Schauermärchen, tot und doch lebendig. Wie sie so seelenlos dahin wandelte...

Unsicher, was nun zu sagen sei, senkte sie den Blick.

Wie sie es immer zu tun pflegte.

Dabei presste sie den dunkelblauen Yukata – sie hatte in der Eile keinen der ihrigen holen können und so einen aussortierten von Uzumaki-sama aus der Stoffkammer genommen – an sich.

„Seid gegrüßt. Ich habe von eurer Rede vor der Tür so viel verstanden, dass ihr mir etwas bringen wolltet?“, ergriff Sakura das Wort und betrachtete die kleine Person ausgiebig.

Nun fühlte sie sich noch unansehnlicher, als ohnehin schon, denn diese blauhaarige Frau war eine sehr attraktive Erscheinung. Sie hatte weiche Gesichtszüge, seidig fallendes, langes Haar, und fesselnde Augen. Durch das vollkommene weiß wirkten sie blind, ja fast tot und trotzdem verstrahlten sie Wärme und Anmut. Der gerade Pony brachte in seiner intensiven, aber beruhigenden Farbe die Helligkeit von Augen und Haar noch mehr zur Geltung. Unter dem fliederfarbenen Arbeitsgewand zeichneten sich weiche, einladende Rundungen ab.

Sie schien wie ein Yurei aus den alten chinesischen Märchen, doch ihre sanfte Aura war so unglaublich einladend.

Gerne hätte Sakura sich von ihren Eifersuchtsgefühlen und dem Ekel vor sich selbst gelöst und sich in die wärmende Umarmung dieser Frau gelegt.

Doch kehrte sie rasch in die Wirklichkeit zurück, schalt sich erneut für diese abstrakten - ja unziemlichen! – Gedanken. Immerhin war die Dienerin eine völlig Fremde, wenn ihr auch nicht mehr unterstellt.

Von der außergewöhnlichen Erscheinung geblendet, übersah die sonst so findige Sakura die negativen Attribute der vor ihr Stehenden. Beispielsweise der vor Schüchternheit zitternde Blick, die verkrampften Hände und zusammen gepressten Lippen, welche versuchten eine Antwort zu formen.

„N-nun. I-ich…b-bin beauftragt Kleidung zu b-bringen. Für e-euch zu bringen meine ich…s-sie ist von U-u-uzumaki-sama für e-euch…ich…“, da sie nicht im Stande war das Angefangene galant zu Ende zu bringen, beendete Hinata ihre Worte an dieser Stelle.

Obwohl sie es unhöflich fand, die vor sich im Wasser hockende in diesem Zustand zu betrachten, glitten ihre weißen Augen – kurz und ungenau – über den dürren Körper.

Diese…neue Frau sah ungesund aus. Und ihr Ausdruck - er war so ungewöhnlich. Das war keine Haltung, kein Körperbau, wie ihn Menschen hatten, die ihr ganzes Leben gearbeitet hatten.

Die rosa farbenen Haare fingen Hinatas Blick, waren glatt vom Wasser und schwammen wie ein schützender Vorhang um Kinn und Hals der anderen.

Diese vom Leben offenbar schwer gebeutelte Person war tatsächlich nicht sonderlich ansehnlich, aber Hinata hatte trotzdem mehr als nötigen Respekt vor ihr.

Aus einem unerfindlichen Grund fürchtete Sakura sich vor ihrer eigenen Stimme. Daher nickte sie nur. Die Gärtnerin deutete eine Verbeugung und legte die Sachen nieder, ehe sie fast fluchtartig den Raum verlies.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, schlug Sakura gegen den Wannenrand.

Sie hasste sich.

Und die Situation. Die am meistem. Es konnte so nicht weiter gehen.

Sie musste wie fernab dieser Welt gewirkt haben.

Wie unglaublich sie sich gehen lies. Es war eine Schmach!
 

Als sie etwas später den Yukata aufhob, um sich anzukleiden, war sie erstaunt.

Etwas Erde hing an der linken Seite…
 

„Du hast ~WAS~ getan?“, fragte Iruka erneut.

Seine Finger trippelten bedrohlich an seinem Oberarm. Ein Zeichen der Nervosität und des Zorns. Naruto unterdes war froh, das die Finger nicht an seinem Hals ihre Bewegungen ausführten.

Selbst die Kopfnuss war ausgeblieben. Was scheinbar als Grund zur Freude galt, war ein böses Omen. Sicher bahnte sich noch Größeres an!

„Jahahaha! Du hast schon ganz recht gehört Iruka! Nein wahrlich! Hätt’ ich sie dort lassen sollen? Du glaubst – bei Kami-sama! – nicht, welch lüsterne Unholde sie dort inspiziert haben! Sie ist zwar etwas schweigsam, aber wirklich lieblich und ergötzlich in ihrer Art!“, versuchte der Junge sich zu verteidigen. Auch, wenn die letzten Worte weniger überzeugt klangen.

„DU! Ich sollte dich! Fängst in diesem Alter schon an, an Weiber zu denken! Obwohl die Ehe für dich ohnehin nur schwerlich in Frage kommt!“, Iruka schnaubte demonstrativ, um seinem Ärger Luft zu machen. Er wusste nicht, was schlimmer war…einen Monat auf unlautere Weise Geld heranzuscheffeln oder am Hungertuch zu nagen, oder aber die Tatsache, dass dieser Verrückte vor ihm – wahrlich noch ein Kind! – eine eigene Sklavin nach Hause schleppte.

Doch kurz verrauchte der Zorn etwas und der ältere der beiden Männer hielt inne. Er konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass Naruto sie tatsächlich für… unlautere Dinge mitgebracht hatte. So wie er den Jüngeren kannte – der zwar gern große Töne spuckte, jedoch wahrlich in solchen fleischlichen Dingen noch einem Lamm glich – hatte er tatsächlich aus Mitleid gehandelt. Irukas Züge wurden weich. Ihm war klar, dass Naruto ein gutes Herz hatte…doch trotzdem war dies wieder einmal zu eigenmächtig beschlossen worden. Um seinem Zorn endgültig Luft zu machen, holte er aus und gab ihm den gewohnten Wisch auf den Hinterkopf. Der Blonde versuchte tänzelnd auszuweichen, doch Iruka hatte jede dieser Bewegungen längst durchschaut und entschied dieses alte Spielchen für sich. Zufrieden nickend, stellte der ältere Ninja fest, dass seine Wut nun etwas gewichen war.

Noch während er erneut zum Sprechen anhob – und Naruto sich schon mal auf weiteren Ärger gefasst machte – hörten beide ein patschendes Geräusch.

Stumm blickten sie in Richtung Flur und kurz darauf erschien Sakura in der Tür. Nach einer kurzen Odyssey durchs Haus, war sie einfach der Lärmquelle nach gegangen. Eigentlich ein recht dummes Unterfangen – immerhin hätte sie fliehen können – aber taktisch tauglicher, als es auf den ersten Blick schien. In ihrer Verfassung konnte sie unmöglich weit kommen. Ein Versteck zu suchen, hätte weder ihrem Zustand noch ihrer Würde gut getan. Außerdem wollte sie nun direkt wissen, mit wem sie es zu tun hatte.

Sakura war nicht gewillt länger weg zu laufen, auch wenn es das denkbar Dümmste war in einen Streit von zwei Fremden zu platzen.

So stand sie vor den beiden, in einem blauen Jungenyukata, die Haare nur halbtrocken, aber geflochten und einen fast heraus fordernden Blick in den grünen Augen.

Als die beiden anderen sie von der Überraschung überwältigt anstarrten, verbeugte sie sich höflich und sehr tief.

„Guten Abend. Mein Name ist Sakura.“, den Nachnamen lies sie beabsichtigt weg.

„Ich wollte nicht stören. Aber ich wusste auch nicht, wo ich verweilen sollte. Naruto-sama hat keine Anweisung dazu gegeben. Gibt es Aufgaben für mich zu erledigen?“

Gewiss würde sie nicht als Last in diesem Haus bleiben wollen. Auch eventuelles Mitleid, gehörte nicht zu ihren ersehnten Dingen. Sie konnte sich vorstellen, worüber die beiden so lautstark geredet hatten.
 

Iruka war der Erste, der sich aus der Starre löste.

Was für eine unwirkliche Situation! Ihr Verhalten wirkte anmaßend, aber er spürte, dass sie nicht so sicher war, wie sie wirkten. Die grünen Augen hatten sich schnell abgewandt und beobachteten nun einen fernen Punkt am Boden. Offenbar konnte sie die beiden nicht ansehen. Zudem stand tiefe Trauer und Schmerz in diesen Iriden. Er konnte so etwas erkennen.

Als er dieses Mädchen sah – mit ihrem lächerlichem Bisschen Sicherheit und Stolz und ihrer verletzlichen Fassade – legte die Wut sich nun ganz.

Das gewohnte, einladende Lächeln trat auf seine Züge und er machte eine freundliche Geste.

„Willkommen Sakura-san. Ich heiße Iruka. Nun, was soll ich sagen…überraschend, aber schön dich bei uns zu haben.“

Auch Naruto hatte sich endlich aus seiner Starre gelöst und blickte gebannt von einem Gesprächspart zum anderen, ein immer breiter werdendes Grinsen auf dem Gesicht.

„Ruh dich erstmal aus Sakura-chan!“, wieso er auf einmal diese respektlos, familiäre Anrede benutzte, war auch ihm unklar, „Es gibt gleich was zu futtern! Iruka ist ziemlich gut in kochen und solcherlei Dingen! Hier, hier! Ein Stuhl für dich, setze dich!“, und damit sie sich nicht allein setzten musste, lies auch er sich auf einen Stuhl fallen.

Sakura ihrerseits war wie erschlagen. Das alles wirkte nahezu zu perfekt. Während sie sich tatsächlich auf den Stuhl nieder lies, passierten alle Ereignisse der letzten Minuten Revue.

Dieser Iruka war ein recht großer Mann, mit stark gebräunter Haut, etwas über schulterlangem Haar und einer breiten Narbe über der Nase. Er hatte schöne, männliche Gesichtszüge und ein sehr liebevolles Lächeln. Natürlich traute Sakura ihm nicht, obwohl dieser Mann sehr natürlich wirkte. Sie war eher etwas peinlich berührt von Naruto.

Dieser saß ihr gegenüber und grinste sie breit an, merkte selbst, dass er starrte und blickte unschuldig und sich an der Wange kratzend, in die Luft. Nur um kurz darauf erneut seinen Blick auf sie zu lenken.

Iruka stand – wie eine Frau! – am Herd und rührte in einem Behälter. Eine wirklich sonderbare Gesellschaft! Sie hatte noch nie einen Mann am Hausherd gesehen.

„Falls Naruto dich ärgert, solltest du ihm einfach eins überbraten!“, erklärte der Koch nebenher.

Sakura wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, obwohl eine kleine, düstere Stimme in ihrem Inneren dem nur zustimmen konnte. Derweil erhob sich lauter Protest von Seite des Blonden. Und Sakura blendete den Streit einfach aus und blickte an die Decke… einer Fliege hinterher…
 

Das Essen verlief sehr ruhig, da niemand so recht wusste, was zu sagen war.

Die Kochkünste dieses Mannes waren jedoch virtuos! Sakura war erstaunt. Jedoch nicht darüber, sondern auch, dass sie bei diesem Essen anwesend sein durfte. War sie nicht um Welten unterstellt?

Offenbar gab es seltsame Sitten in diesem Hause.

WENN es denn welche gab.

Da sie Naruto nun schon öfter aus den Augenwinkeln beim Starren erwischt hatte, blickte dieser schuldbewusst auf seine Schüssel und sie selbst hatte Gelegenheit ihn genauer zu betrachten. Er war zwar größer als sie – das hatte sie vorhin bemerkt! – jedoch recht klein für sein Alter. Sakura überlegte, wie alt er wohl genau sein mochte. 15 Jahre alt, vielleicht auch 16 oder 17, es war nicht genau zu sagen. Sein Haare hatte eine ungewöhnlich intensive Farbe. Nicht weizenfarben, wie es bei so vielen derzeit der Fall war. Eher waren sie gelb wie eine Dotterblume und sehr abstehend dazu. Die drei symmetrisch angeordneten Narben auf beiden Wangen verliehen ihm einen ungewöhnlichen Ausdruck. Die feinen Linien waren ihr zuvor kaum aufgefallen, obwohl sie eigentlich sogleich in den Blick sprangen. Komischerweise hatte dieser Naruto die Angewohntheit, die Augen geschlossen zu halten, doch war ihr die ungewöhnlich intensiv eisblaue Farbe schon zuvor aufgefallen.

Ein wirklich seltsames…aber besonderes Kerlchen, dieser Naruto.
 

Obwohl Sakura früher stets großen Appetit gehabt hatte, bekam sie nicht allzu viel des ihr dargebotenen herunter. (Was jedoch nicht an der Qualität des Essens lag!)

Nur hatte sie wohl viel zu lange, keine so große Menge mehr vor sich gehabt. Auch verspürte sie nicht wirklich ein Hungergefühl…es wurde Zeit diesen Geisterzustand zu bekämpfen.

Nur wie?

Als Naruto – bestens gelaunt – vorschlug, sie zu ihrem Zimmer zu begleiten, glaubte sie im ersten Moment sich verhört zu haben. Ein eigenes Zimmer? Doch dann gefiel ihr der Gedanke wohliger Einsamkeit und Ruhe doch zu gut.

So folgte sie ihm.

Der Raum war klein, doch einladend und überraschend sauber. Offenbar hatte sich jemand darum gekümmert.

Sakura lies sich erneut schweben, sank auf Bett und schloss die Augen.

Ein wohliger, blumenartiger Duft...davon ausströmende und umfangende Wärme und Geborgenheit.

Und zwischen ihren Fingern…etwas Erde.

Sakura lächelte kurz, ehe sie vollends hinüber dämmerte…



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  ItachiUchih4
2015-12-27T16:32:05+00:00 27.12.2015 17:32
Hm erinnert mich sehr an Spartacus und die damalige Sklavenzeit um Rom usw!

Schön von Naruto Sakura zu retten! Bin gespannt wie es zwischen den Beiden weitergeht! Ich mag die Beiden zusammen!
Is das eine NaruSaku FF?

Gut, aber ich sehe genau ein Jahr her seitdem hier das letzte Mal was geuploeadet wurde.
Gehts noch weiter bitte!?^^

Lg
Von:  mianil345
2015-03-10T21:54:59+00:00 10.03.2015 22:54
Echt tolles Kapitel! Ich Liebe fanfiktions die in der frührern Zeit spielen. Allgemein ist das alles sehr interessant .. Ich frag mich wie es mit Sakura und Naruto und dem ganzen weiter geht
Von:  Levisto
2014-12-25T20:00:09+00:00 25.12.2014 21:00
Interessante Geschichte, mal sehen was noch kommt und wie Sakura in diese Geschichte passt.
Von:  fahnm
2014-12-24T01:11:58+00:00 24.12.2014 02:11
Spitzen Kapitel
Von:  fahnm
2014-12-23T22:19:59+00:00 23.12.2014 23:19
Klasse kapitel
Von:  xXSakuraHarunoXx
2012-08-01T20:55:06+00:00 01.08.2012 22:55
tolles kapi biss dann.
Von:  narutofa
2011-09-30T21:37:16+00:00 30.09.2011 23:37
das war sein sehr gutes kapitel. es hat sehr viel spaß gemacht es u lesen. das gane ist sehr gut beschrieben. mach weiter so
Von:  Itachi89
2011-09-30T20:42:53+00:00 30.09.2011 22:42
klasse kap
ich kann mir genau vorstellen wie das für sakura ausgesehen haben muss
echt witzig^^
wie immer super geschrieben
man kann die mittelalter-atmosphäre richtig fühlen.
also dann
auf bald
lg
Von:  Itachi89
2011-09-19T20:56:41+00:00 19.09.2011 22:56
Auch dieses Kapitel, echt klasse.
Schon witzig wie dumm Naruto sich anstellen kann
und auch Hinata ist super getroffen.
Da bin ich ja mal gespannt wie Iruka reagieren wird^^
bis dann
lg
Von:  narutofa
2011-09-19T19:25:54+00:00 19.09.2011 21:25
ein sehr gutes kapitel. es hat sehr viel spaß gemacht es zu lese. mach weiter so


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