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Auf des Phönix wilden Schwingen

Es war einmal ein Phönix...
von

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Sich überschlagende Ereignisse

Derweilen kämpfte Thatch um Marcos Leben einen aussichtslosen Kampf, als ein Poltern von der Treppe zu vernehmen war. Schnelle Schritte und lautes Fluchen kullerten die Stufen hinab, knallten durch die Stille des Kellers wie Donnerschläge.

„Ace, warte!“, bellte eine kratzige und wohlbekannte Stimme, „Der Knopf ist abgesprungen. Ich verlier die Hose!“

„Alter, was bist du auch so fett?!“, entgegnete ein Mann im jugendlichen Bariton, der klang wie ein plätschernder Bach.

„Ich bin nicht fett… ich bin nur fluffig!“, lallte es gereizt zurück, „Ultra fluffig, kapiert?!“

„Kirschkuchen sind trotzdem gestrichen, Bussi Bär!“, mit diesen Worten schälte sich die Feuerfaust, den edel verzierten Dolch in der rechten Hand haltend, aus dem Treppenaufgang und sah sich argwöhnisch im Keller um. Selbst wenn hier Wachen gewesen wären, die es zu überrumpeln galt, so wäre diese Art des taktischen Anschleichens wohl vollends daneben gegangen. Andererseits hätten sie mit dieser wohlfeilen Kabaretteinlage jeden Gegner verwirrt und wären so oder so an ihr Ziel gekommen.

Ace und Blackbeard hatten sich für den Weg des geringsten Widerstandes entschieden und mit ihrer Suche nach dem sagenumwobenen Abschnitt 7B im Keller begonnen. Oder waren sie eher auf der Suche nach 4G? Vielleicht wollten sie auch einfach nur wissen wo sich die anderen Buchstaben des Alphabets versteckten, denn so genau konnte man das bei Dick und Doof der Piraterie nicht sagen. Jedenfalls lagen die beiden Flitzpiepen mit ihrer Wahl genau richtig.

Ohne ein weiteres Wort zappelte Ace zu dem verlassenen Schreibtisch und begann in den ranzigen Schubladen zu wühlen, während Teach, der sich die Hose mit aller Gewalt nach oben gezogen hielt, zu den Gitterstäben watschelte und sich die dortige Szene mit einer Mischung aus Bestürzung und Angst ansah. Jozu und vor allem Thatch, der leise Fürbitten gen Himmel schickte, beachteten die beiden nur beiläufig. Seine gesamte Aufmerksamkeit ruhte auf Marco, dessen Gesichtsfarbe mittlerweile einen leichenblassen Ton angenommen hatte. Der Entsetzensschrei des vierten Kommandanten ging im lauten Klappern der Schubläden, die von der Feuerfaust nun herausgerissen und auf den Boden geschleudert wurden, unter. „Kommandant Ace, mach hin!“, gurgelte Blackbeard und zwang sich seinen Blick von der Zelle zu wenden. Böse stieß Ace ein äußerst schmutziges Fluchwort aus. Das hätte er sich auch denken können, dass er den hier Schlüssel nicht finden würde.

„Thatch, wo haben sie deine Dietriche hingeschleppt?“, schnaufte die Feuerfaust gehetzt, bekam aber keine Antwort. Noch immer presste der Angesprochene auf dem Brustkorb seines Kameraden herum, auch wenn es längst zu spät war. Tränen kullerten aus seinen sonst so wachen, graublauen Augen, als ihn die grausige Erkenntnis einholte, dass er den ersten Kommandant nicht zurückholen konnte.

„Thatch…“, brummte Jozu, der sich wieder auf seinen Hosenboden sinken ließ und die Arme vor der Brust verschränkte. Abermals musste er ihn ermahnen, bevor der vierte Kommandeur endlich aufgab und mit tränenden Augen auf Marcos toten Körper blickte. Eine bedrückte Stille breitete sich wieder in der kalten Luft des Kellers aus, verschluckte die vier Männer, die sich wie hilflose Kinder fühlten. Betreten griff sich die Feuerfaust in die Hosentasche und suchte nach der kleinen Lichtkugel, die merkwürdig ruhig war. Schwach glimmte sie in seiner Hand, verlor nach und nach an Wärme und Leuchtkraft. Schwankend hob das Kügelchen ab, summte langsam zwischen den Gitterstäben hindurch und kam genau über ihrem Erschaffer zum stehen. Ein kurzes Aufflackern, das den dreckigen Kerker ein letztes Mal in azurblaues Licht tauchte, bevor sie erlosch wie eine Kerze im Wind. Tausend kleiner, glänzender Staubpartikel rieselten auf den leblosen Leib des Blondschopfes, versickerten in den Wunden. Der letzte Versuch, eine kleine Hoffnung, die von der unfassbaren Macht des Seesteins unterbunden wurde.
 

„Es ist vorbei.“, wimmerte Thatch, der sich wie die größte Niete auf Erden fühlte. Schniefend vergrub er sein Gesicht in den Händen, krümmte seinen Oberkörper zusammen und wiegte sich hin und her. Thatch war ein Gefühlsmensch, den Schicksalsschläge sehr hart trafen und an denen er lange zu kauen hatte. Das hier allerdings war einfach zu viel für ihn und es war ihm einerlei, ob er aussah wie ein Weichei, als er wie ein Kind zu weinen begann. Jozu schloss die Augen, hüllte sich in Schweigen, seinen persönlichen Schutzwall. Teach klappte der Mund nach unten und Ace sah gequält auf das gemaserte Holz des Tisches. Keiner von den Vieren konnte jetzt noch den Willen aufbringen weiter zu machen. Marco war es gewesen, der die Gruppe geführt und vorangebracht hatte, doch nun trieben die Männer hilflos in einem Meer aus Verzweiflung.
 

Des Menschen Seele

Gleicht dem Wasser;

Vom Himmel kommt es,

Zum Himmel steigt es,

Und wieder nieder

Zur Erde muss es,

Ewig wechselnd.

Wind ist die Welle

Lieblicher Buhler;

Wind mischt vom Grund aus

Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,

Wie gleichst du dem Wasser!

Schicksal des Menschen,

Wie gleichst du dem Wind!
 

Whitebeards erster Kommandant war tot und würde nie wieder für sie da sein. Niemals mehr würde ihnen jemand aus der Patsche helfen, einen gut gemeinten Rat mitgeben oder sich einfach die Zeit nehmen und zuhören. Sie waren allein in ihrer Niederlage. Wehrlos und demotiviert. Ihrem Kapitän würde es das Herz brechen. An Flucht war nicht mehr zu denken und jeder Gedanke daran gerann durch den Moment zu einer festen, undurchdringlichen Masse aus Entkräftung. Der Schlüssel für die Zelle, die lockende Freiheit, die Mannschaft und sogar Whitebeard, ihr Ziehvater, waren nebensächlich geworden. Marco war Vizekapitän, Freund und Bruder gewesen, stiller Vertrauter schwerer Stunden und ruhender Pol inmitten größtem Chaos. Jeder verband wertvolle Erinnerungen an den Blondschopf, der seine letzte Reise alleine angetreten hatte.
 

Verstimmt und gelangweilt lauschte Ace den Worten des blonden Kommandeurs vor ihm. Er war schon einige Zeit in der Whitebeard Piratenbande, aber ein absoluter Neuling wenn es darum ging eine ganze Division zu beaufsichtigen. Die Spade Piratenbande umfasste nur ein paar Mann, die man leicht leiten konnte, da jeder auf seinem Gebiet ein Spezialist war, aber hundert Männer waren eine Angelegenheit, der Portgas D. Ace mit großer Verunsicherung entgegen sah. Gerne hatte er den Posten angenommen, nachdem ihm viele aus der Crew gut zugeredet hatten, doch nun schreckte er vor dieser kolossalen Aufgabe zurück wie ein gebranntes Kind.

„Na dann herzlich Glückwunsch, Ace!“, grinste Marco, den die Feuerfaust sehr gut kannte, „Denkst du, dass du der Sache gewachsen bist?“ Ace schniefte gekränkt und schob sich seinen Hut tief ins Gesicht. Marco war einer der ersten aus der Crew gewesen, der sich mit ihm abgegeben hatten, nachdem seine kleine Piratenbande zerschlagen und von Whitebeards Mannschaft aufgenommen wurde. Der Blonde war so freundlich gewesen sich um den aufbrausenden Jungspund zu kümmern und ihm als Paten zur Seite zu stehen, damit sich der junge Mann leichter in die neuen Umstände einfinden konnte. Freilich hatte er es Marco nicht leicht gemacht, da Ace sich mit Händen und Füßen gegen eine Aufnahme geweigert hatte und weiterhin versuchte dem Alten das Lebenslicht auszupusten. Für Marco waren es schwere Monate, die ihm etliche Nerven gekostet hatten. Dieser Ace war ein verdammter Hitzkopf und der erste Kommandant musste etliche Beruhigungstabletten schlucken, um nachts überhaupt ein Auge zumachen zu können. Allen Umständen zum Trotz hatte sich die Feuerfaust irgendwann doch in die Mannschaft eingefunden und war oft Garant für neue Bündnisse mit alten Feinden, die er unangespitzt in den Boden rammte. Vielleicht nicht die feine englische Art sich neue Freunde zu machen, aber Marco war froh, dass Ace ein Ventil für seine überschüssige Energie gefunden hatte und Whitebeard fortan in Ruhe ließ. Irgendwann machte Marco seinem Kapitän und den beiden Kommandeuren den Vorschlag Ace auf den Rang eines Befehlshabers zu setzen. Der Junge war fähig und hatte Courage, stand zu seinem Wort und sah die Bande mittlerweile als Familie an. Es kam zu einer Abstimmung zwischen dem Kapitän, den Kommandanten und deren Stellvertretern, die fünf zu zwei für die Feuerfaust ausfiel. Ein klares Ergebnis, mit dem Marco sehr zufrieden war. Ace erfuhr nie, wer den Vorschlag zu seiner Beförderung gemacht hatte.
 

Es war Marco dem wieder einmal die undankbare Pflicht unterlag den schwarzhaarigen Feuerteufel einzulernen und Ace´s Befangenheit seinem neuen Rang gegenüber wies darauf hin, dass es erneut ein zähes Ringen werden würde.

„Fein, Ace.“, lächelte der Blondschopf und griff sich einen kleinen Notizblock, „Jetzt sage mir doch mal, was du so alles über Seefahrt weißt.“

„Na ja, Wind und Wellen und Meer… blau, blau, blau ist der Ozean.“

„Ich lache später darüber, einverstanden?“, knurrte Marco und kritzelte verdrossen auf seinen Block einen am Galgen hängenden Ace. Ihm war schon jetzt die Lust an dieser Aufgabe vergangen. Ace war so verdammt borniert und großschnäuzig, dass man ihm den Schädel am liebsten ununterbrochen gegen eine Wand geschlagen hätte. Trotzdem wollte Marco die Sache durchziehen, immerhin war es ja seine Idee gewesen, auch wenn er sich nun gerne selbst dafür über Bord geworfen hätte. Gedanklich vermerkte sich Whitebeards Vize jedoch, dass, wenn er irgendwann wieder einen tollen Vorschlag haben sollte, einfach die Klappen halten würde: „In wie weit weißt du über Navigation bescheid?“, durchlöcherte der erste Kommandant den Jüngeren weiter, rechnete aber nicht mit einer sonderlich produktiven Antwort. Vielleicht sollte er Wetten mit seinen Nakamas abschließen? Einen Berry für jede blöde Bemerkung und Marco würde bald stinkreich sein. Dann könnte er sich irgendwo zur Ruhe setzen, den ganzen Tag saufen und sich das beste Stück wundvögeln.

„Was glaubst du wozu der Schiffsführer da ist, eh?“, flätzte Ace und lehnte sich ordinär auf dem Stuhl zurück.

„Du als Kommandant solltest auf jedem Teilgebiet des Schiffes bewandert sein.“

„Oh bitte!“

„Befehle geben ist eine Sache, Ace. Du kannst nur führen, wenn du von gewissen Dingen auch eine Ahnung… Ace? ACE?!“, keifte Marco, als er aufgebracht von seinen Notizen aufsah und der fröhlich schnarchenden Feuerfaust die hölzerne Sitzgelegenheit, auf der er im Schlaf herumkippelte, wegtrat. Marco musste viel Valium zu sich nehmen, bevor aus Gold Rogers quirligem Sohn ein anständiger Divisionskommandant wurde…
 

Wimmernd schlug Ace mit den Fäusten auf die Tischplatte, ließ das verblichene Holz knarren. Tränen traten in seine Augen. Warum waren sie nicht schneller gewesen? Immer wieder hämmerte er mit seinen Fäusten auf den Tisch ein, ignorierte die Gefahr, die sich mit jeder Sekunde ihrer Anwesenheit immens vergrößerte. Nach Marco war es die Feuerfaust, der die höchste Befehlsgewalt besaß, doch Ace fühlte sich dieser Sache nicht gewachsen. Er konnte die entstandene Lücke nicht füllen, denn wenn es eines gab, was Portgas D. Ace daran hinderte irgendwann selbst zu Whitebeards rechter Hand zu werden, dann war es sein Temperament. Marco hatte es verstanden Ace zu beruhigen und auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Nun fehlte dem jungen Mann die reservierte und unterkühlte Charakterstärke seines Gegenparts. Sie mussten hier weg, aber Ace fand keine Worte, keinen klaren Gedanken, der nicht im lodernden Fegefeuer seines Zorns versunken wäre. Er wollte diesen Stützpunkt brennen sehen!

„Kommandant, beruhige dich!“, hustete Blackbeard, dem es nicht gefiel, wie sich um Ace´s Körper feuerrote Flammen schlängelten, „Wir müssen abhauen, bevor es noch einen von uns erwischt.“

„Wir brauchen den Schlüssel, Ace!“, pflichtete Jozu aus der Zelle bei, „Rache bringt uns nicht weiter, Junge.“ Allen war bewusst, dass, wenn die Feuerfaust jetzt die Beherrschung verlor, niemand mehr lebend aus dem Bezirk kommen würde. Feuerlogia war mächtig und färbte stark auf den Charakter ihres Besitzers ab. Die Feuerfaust musste sich jetzt zusammenreißen. Keuchend stützte sich Ace auf der Tischplatte ab, schluckte schwer, versuchte Herr über seinen Hass zu werden, der in ihm rumorte wie Höllenfeuer. Es gelang ihm nicht. Brodelnd schoss schweres Feuer um seinen schlanken Körper, trieb die eisigen Temperaturen des Kellerraums in Schwindelerregende Höhen. Rot und Orange tanzte an den kahlen Wänden, als der Tisch vor dem jungen Mann in Flammen aufging. Wachsam wich Blackbeard zurück und wandte sich an Jozu, der außer ihm noch bei Vernunft zu sein schien: „Jozu, wo könnte der Schlüssel sein?“

„Der wachhabende Soldat ist im Krankenzimmer, aber da ist auch der Kommodore.“, stumm nickte Teach und huschte an der teuflischen Hitze, die von Ace ausging, vorbei. Er musste diesen verdammten Schlüssel holen, egal ob Silberschlange in dem Zimmer war oder nicht. Sich mit dem Kommodore anzulegen war besser als hier in einem Flammenmeer zu vergehen. Wenn sie Marco schon nicht retten konnten, dann wenigsten Jozu und Thatch. Letzterer war überhaupt nicht mehr bei Sinnen, sondern hockte, hysterisch weinend, vor Marcos sterblicher Hülle. Die Feuerfaust war derweilen außer Rand und Band und Teach musste seine beiden Kameraden aus der Zelle holen bevor Ace sie verbrannte. Mit einer Hand griff Blackbeard nach der Klinke, als die Tür sich wie von selbst öffnete.
 

Teach stutze, als er in das pickelige Gesicht des jungen Wachmannes sah, der einen kleinen Stapel Verhaftungsbriefe an seine Brust gepresst hatte. Hinter ihm stand die schöne Lady aus dem Hotel, sah mit verweinten Augen ebenso verwundert auf den dicklichen Mann in dem viel zu engen Dienstanzug, wie der Kadett. Ihre Augen wurden größer, als sie ihn wieder erkannte.

„Sie?“, stotterte Whitey und zwängte sich an der Wache vorbei. Aus dem Gang fauchte laut ein Feuer, Ketten rasselten abermals, als sich die Ereignisse überschlugen und alle Beteiligen in den unaufhaltbaren Mahlstrom des Geschehens zogen. Der jungen Frau flog eine unglaubliche Hitze entgegen als sie sich zu dem Piraten gesellte. Auf dem Gang des Kellers war inzwischen ein Tollhaus ausgebrochen. Wo einst der Schreibtisch war, toste ein Feuer in Blutrot. Nur schwer konnte man die Konturen eines Menschen darunter ausmachen. Schwarzer Ruß klebte an den Wänden und langsam breitete sich dichter Rauch aus, der allen die Luft zum atmen nahm. Fragend glitt ihr Blick in den Kerker, an dessen Gitterstäben nun Jozu stand und flehend die Hände um das kalte Eisen gefaltet hatte. Dahinter kniete Thatch vor Marco. Whitey stieß einen schrillen Schrei aus, als sie die Katastrophe endlich erkannte. Die beiden Marinesoldaten, die Ferry in das Krankenzimmer bugsiert hatten, traten ebenfalls an den Türrahmen. Im Raum wurde Silberschlange auf die Szene aufmerksam und stützte sich schnaufend auf seine Unterarme. Angestrengt versuchte er mit verschwommenem Blick zu begreifen, was sich gerade vor ihm abspielte.

„Äh, hallo... ich bin der… Neue…“, zirpte Blackbeard und formte aus zwei seiner Wurstfinger ein Friedenszeichen, als sich Gewehrläufe und eine Pistole auf ihn richteten und Ferry Bay mit einem entsetzlichen Fauchen von der Liege aufsprang, die gläsernen Infusionsflaschen von den Ständern riss und sich deren Schläuche aus den Venen zog.



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