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Wolfsruf

Bellas Freundin Yuna kommt nach Forks und ausgerechnet der aufbrausende Werwolf Paul prägt sich auf sie...
von

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Prolog

Vorweg
 

Ich betone vorweg, dass diese Geschichte, wie bei Fanfictions üblich, nur teilweise meinen eigenen Gedanken entspringt und Rahmenhandlung, Orte und Charaktere der Bücher-/Filmreihe Bis(s) … (Twilight, New Moon, Eclipse, Breaking Dawn) in teils veränderter Weise übernommen sind. Sie sind das Eigentum von Stephenie Meyer.

Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen und die Geschichte gefällt euch, ich würde mich auch über den ein oder anderen Kommentar freuen, der mir vielleicht weiter hilft.

Eure Chisaku
 

Prolog
 

Forks, der Rand der Welt. So hatte Bella es jedenfalls genannt, als sie fortgegangen war, um dort bei ihrem Vater zu leben. Das war jetzt schon eine Weile her und seit ungefähr acht Monaten hatte sie auf ihre Briefe keine Antwort mehr erhalten. Jetzt hatte sie die Nase gestrichen voll. Sie wollte eine Antwort und sie würde nicht wieder verschwinden, bevor sie diese erhalten hatte.

Yuna hatte Bellas Adresse von ihrem Vater Charlie erhalten und ebenso die ihrer Schule. Dort fuhr sie auch zuerst hin, doch es war keiner mehr da, also begab sie sich zu ihr nach Hause. Sie klingelte wiederholt, doch keiner öffnete ihr. Also setzte sie sich auf die Stufen vor der Tür, kramte ein Buch aus ihrem Rucksack und las, während sie mit ihrem kleinen Begleiter, Mo, wartete. Mo war ein junger Wolf, der vor ein paar Wochen in der Tierklink ihrer Mutter abgegeben worden war und den sie mit viel Mühe wieder aufgepäppelt hatten. Dabei hatte er sich auf Yuna fixiert und sie als eine Art neue Mutter angenommen, weshalb sie auch nirgends ohne ihn hingehen konnte.

Bella tauchte auch nach zwei Stunden noch nicht auf und Yuna beschloss Charlie auf dem Revier zu besuchen.

Sie wurde direkt zu ihm durchgeschickt und sie klopfte kurz an den Türrahmen, um auf sich aufmerksam zu machen: „Hallo Charlie, wie geht es dir?“

„Yuna, schön dich mal wieder zu sehen. Gut, dass du hier bist. Komm und setz dich.“ Er wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und sie nahm Platz. Mo hob sie auf ihren Schoß und Charlie blinzelte verblüfft.

„Ist das ein Wolfswelpe?“

„Ja. Er wurde in Mutters Klink abgeben. Man hat ihn wohl bei seiner toten Mutter gefunden. Er war das einzige Junge, das noch nicht verhungert war. Aber er war kurz davor. Mo hatte großes Glück.“ Sie drückte dem weichen Tier einen kleinen Kuss ins Fell.

„Sag mal, weißt du. Wo ich Bella finde, Charlie? Sie war nicht mehr in der Schule, ist aber auch nicht bei euch zu Hause. Ich habe zwei Stunden gewartet, dann bin ich hergekommen.“

Charlie grunzte kurz: „Dann wird sie bei ihrem Freund, Edward sein. Die Cullen Familie wohnt etwas außerhalb.“

Yuna horchte auf. Sie wusste, dass Bella einen Freund hatte, aber Charlie hörte sich nicht so an, als würde er den jungen Mann besonders mögen.

„Yuna, ehrlich, ich bin froh, dass du hergekommen bist. Bella hat fast nur noch mit den Cullens zu tun. Dr. Cullen ist ein toller Mann, keine Frage, doch Edward hat ihr schon früher sehr wehgetan und nun verbringt sie wieder fast jede freie Minute mit ihm. Sie sollte auch mit ihren Freunden etwas unternehmen. Dass sie dir überhaupt nicht mehr schreibt, hat mich sehr erschrocken. Ihr seid schließlich die besten Freundinnen gewesen, seit sie mit ihrer Mutter umgezogen war. Ihr kennt euch von klein an.“

„Ja, wir haben uns noch am Tag ihres Einzugs angefreundet.“ Yuna lächelte und ließ einen Moment zu, dass sie sich über die Erinnerung freute, doch dann wurde sie wieder ernst, denn sie würde Bellas Verhalten nicht einfach so entschuldigen.

Wenn sie diese Freundschaft beenden wollte, dann sollte sie ihr das gefälligst mitteilen und nicht einfach schweigen.

„Also, Yuna, wo schläfst du denn während du hier bist?“ Charlie sah sie unter hochgezogenen Augenbrauen an.

„Oh, ich werde bei meinem Bruder schlafen. Er ist vor einem Jahr ins Reservat versetzt worden und kümmert sich dort um kranke und verletzte Tiere. Später will er dann Moms Klinik übernehmen.“

Charlie nickte: „Dann gehst du dort wohl auch zur Schule?“

„Nein, ich habe meinen Abschluss bereits. Ich war mit zehn ein Jahr lang bei meinem Vater und habe dort Privatunterricht gehabt. Dabei habe ich dann ein Jahr übersprungen, weil er ganz versessen darauf war, dass ich immer die besten Leistungen bringe. Darum bin ich dann wieder zurück Hause und habe den Kontakt zu ihm abgebrochen.“

Das war zumindest die offizielle Geschichte, doch Yuna wollte nicht über die Wahrheit reden. Schon bei der geringsten Erinnerung an das, was der Mann getan hatte, der sich ihr Vater nannte, drehte sich ihr Magen um.

„Oh, na dann, Herzlichen Glückwunsch. Wenn du möchtest, richte ich Bella aus, dass du hier bist.“

Charlie lächelte sie kurz an, er war noch genauso unbeholfen wie vor zehn Jahren, als sie Bella in den Ferien zu ihm begleitet hatte.

„Nein, ich möchte eine ehrliche Antwort von ihr und nichts, was sie sich vorher zurechtgelegt hat. Ich komme morgen einfach wieder und versuche mein Glück.“

Charlie nickte und sie reichte ihm zum Abschied kurz die Hand. Dann ging sie mit Mo auf dem Arm zum Auto zurück und begab sich auf den Weg ins Reservat.

Als sie eintraf, wurde sie bereits von ihrem Bruder erwartet, der sie herzlich in die Arme schloss.

„Yuna, ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.“

„Ehrlich? Es wird doch gerade erst dunkel und ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Außerdem habe ich doch meinen kleinen tapferen Mo.“

Der Wolf wedelte fröhlich mit dem Schwanz und schnupperte dann neugierig an dem jungen Mann, den er noch nicht kannte.

„Mom hat mir schon gesagt, dass du samt Haustier kämst und dass ich Hundefutter und Fleisch besorgen solle, aber dass es um einen Wolf geht, hat sie nicht erwähnt. Naja, ihr zwei passt hier jedenfalls perfekt hin.“

„Danke, Dan.“

Ihr Bruder winkte lässig ab und führte sie ins Haus: „Ich bin heute bei einem Freund zum Essen eingeladen. Sein Name ist Sam und ich denke du wirst dich mit ihm und seiner Verlobten sehr gut verstehen. Bereite dich aber auf ein volles Haus vor. Einige der Jungs von hier werden auch dort sein.“

Er zwinkerte ihr zu und brachte sie in ihr Zimmer.

„Dan! Ich bin nicht hier, um mir einen Freund zu suchen.“ Yuna stemmte die Hände in die Hüften und sah ihren Bruder tadelnd an. Der verdrehte die Augen: „Mensch Yuna, du bist achtzehn, du kannst die Männer doch nicht dein Leben lang verschmähen. Wie ich dich kenne, bist du vermutlich sogar noch ungeküsst hm?“

Sie warf ihm einen bösen Blick zu: „Na und! Ich habe den Richtigen halt noch nicht gefunden. Sei lieber froh, dass deine kleine Schwester sich nicht von jedem X-beliebigen Kerl flachlegen lässt!“

Dan knurrte leise: „Das will ich dir auch raten. Ich werde ernsthaft böse, wenn du nicht auf dich achtest.“

„Na also.“

Yuna scheuchte ihn aus dem Raum, um sich kurz zu waschen und umzuziehen. Die Kleider, die sie zuvor getragen hatte, waren ganz durchgeschwitzt. Danach lief sie wieder hinunter zu Dan und sie machten sich auf den Weg.

Ein aufregendes Abendessen

Ein aufregendes Abendessen
 

Als sie bei Sam und Emily eintrafen, wurden sie freundlich begrüßt und auch Yuna wurde herzlich aufgenommen. Sie war allerdings sehr froh, dass außer ihnen noch keiner dort zu sein schien.

„Möchtest du etwas zu trinken, Yuna?“ Emily lächelte sie freundlich an.

„Nein, danke. Aber es wäre schön, wenn du vielleicht etwas Wasser für Mo hättest.“

Yuna blickte sich nach dem kleinen Fellknäuel um und zog ihn schließlich hinter ihren Beinen hervor.

„Oh nein, der ist ja herzallerliebst.“ Emily stellte ihm eine kleine Schale vor die Pfoten und nachdem Mo eine Weile an dem Wasser und auch an der jungen Frau geschnuppert hatte, machte er sich eifrig über das kühle Nass her.

„Sam, sieh dir das an. Ist der Kleine nicht wundervoll?“ Emily hatte sich augenblicklich in den kleinen Wolf verliebt, doch als Sam sich ebenfalls über ihn beugte, flüchtete er mit einem lauten Jaulen zu seinem Frauchen zurück und bleckte ängstlich die Zähne.

„Ich glaube er fürchtet sich etwas vor mir.“ Er lächelte Yuna entschuldigend an und ging einen Schritt zurück.

„Es war ein langer aufregender Tag für ihn. Es wird bestimmt besser, wenn er sich an dich gewöhnt hat. Er ist eigentlich sehr mutig und neugierig.“

Dan grinste Sam schief an: „Mich mag er.“

„Du bist ja auch ein harmloser Softie“, erwiderte seine Schwester daraufhin keck.

„Hey, Dan, die Kleine haut dich in Pfanne.“

Yuna drehte sich erschrocken zur Tür um, wo plötzlich drei riesige Kerle standen und sich sichtlich über ihren Bruder amüsierten.

Einer klopfte ihm auf die Schulter und fragte: „Willst du uns deine Süße nicht vorstellen?“ An seiner Stimme erkannte sie, dass er auch zuvor gesprochen hatte. Er streckte ihr die Hand entgegen: „Hi, ich bin Embry.“

Sie reichte ihm ihre Hand ebenfalls: „Yuna, nenne mich nie wieder seine ‚Süße‘.“

Nun war es Embry, der von seinen Gefährten aufgezogen wurde und Dan erklärte ihnen: „Yuna ist meine kleine Schwester. Ich rate euch also, euch zu benehmen.“

Nachdem Yuna erfahren hatte, dass die anderen zwei Jungs Jacob und Quil hießen, deckte Emily den Tisch und fragte: „Wo stecken Paul und Jared?“

„Sind gleich hier.“ Sam küsste sie auf die Nase und führte sie dann zu ihrem Platz: „Setz dich und lass mich den Rest machen.“

Yuna beobachtete das Paar verträumt bis sie ein Ziehen an ihrem Hosenbein bemerkte und nach unten sah. Natürlich wollten die Jungs wissen, wieso sie plötzlich unter dem Tisch verschwand und als sie den kleinen Wolf entdeckten, prusteten bis auf Jacob alle laut los.

„Du sollst meine Hosen doch nicht fressen, Mo. Oh, verdammt. Au!“

Yuna stieß mit dem Kopf gegen den Tisch, als sie wieder aufstehen wollte und Mo auf ihren Schoß hob. Der war allerdings ganz verängstigt von den vielen lauten Menschen und drückte sich jaulend an sie.

Schließlich schrie sie: „Haltet doch endlich mal die Klappe!“

Dann war es totenstill. Und sie atmete kurz durch: „Na also, ihr macht ihm Angst, wenn ihr gleich alle auf ihn einprasselt.“

„Entschuldige.“ Jacob sah etwas beschämt zu Boden und ließ Mo dann vorsichtig an seiner Hand schnuppern. Nach einer Weile durfte er in sogar sanft hinter den Ohren kraulen.

Als Embry jedoch auch nach ihm griff, stürzte Mo plötzlich blitzartig zur Tür hinaus.

„Mo! Nicht!“

Yuna rannte ihm sofort hinterher und Sam befahl den Jungs, die schon aufgesprungen war, sich augenblicklich wieder zu setzen.

Als Yuna nämlich aus der Tür stolperte, lief sie direkt gegen eine heiße harte Brust und wäre rückwärts umgefallen, hätte Paul sie nicht festgehalten. Auf seinem anderen Arm saß Mo und drückte sich dort eng an den starken Körper.

„Mo.“ Yuna hatte Tränen der Erleichterung in den Augen und blickte dankbar zu dem jungen Quileute auf: „Ich danke dir.“

„Keine Ursache. Gehört er dir?“

Sie nickte und er legte ihr Mo vorsichtig in die Arme. Der kleine Kerl leckte ihr fröhlich durchs Gesicht und sie lachte leise: „Hat dir der große laute Junge Angst gemacht, mein Schatz? Du musst nicht weglaufen, weißt du? Das nächste Mal beißt du ihn einfach in die Hand oder in den Fuß. Da wo du hinkommst.“

Mo gab ein paar leise Töne von sich, die sich wie eine Zustimmung anhörten und schnappte dann nach der lilafarbenen Strähne in ihrem sonst schwarzen Haar, das ihr in leichten Wellen über den Rücken fiel.

Yuna bemerkte dabei gar nicht, dass Paul sie unentwegt anstarrte, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen. Erst, als sie zu ihm aufblickte, hob und senkte seine Brust sich wieder in raschem Tempo und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen sagte sie: „Ich bin Yuna.“ Er starrte kurz verwirrt auf die Hand, die sie ihm reichte, nahm sie dann aber und antwortete knapp: „Paul.“

„Und ich bin Jared.“ Hinter Paul tauchte noch jemand auf und zerrte seinen Freund mit sich nach drinnen. Yuna folgte ihnen und setzte sich wieder neben ihren Bruder, während Paul Jareds Hand gereizt abschüttelte. Er hatte vollkommen vergessen, dass sie vor Sams Haus gestanden hatten.

Die Jungs tauschten kurz hektische Blicke miteinander und einige verkniffen sich angestrengt ein lautes Lachen.

„Hat er sich wieder beruhigt?“ Dan beugte sich zu Mo hinunter, der noch auf Yunas Schoß saß und sah sich den Welpen kurz an, aber sein Puls und seine Augen waren wieder vollkommen normal. Paul beobachtete aufmerksam wie er Yuna aufmuntert anlächelte und ihr kurz übers Haar strich.

„Er ist zum Glück nicht weit fortgerannt. Paul hatte ihn schon eingefangen, ehe ich draußen war.“

Sie lächelte ihn erneut an, doch er zuckte nur mit den Schultern: „Ist mir halt in die Arme gesprungen.“

Damit war das Thema beendet und da sie nun vollständig waren, aßen sie erst einmal gemütlich zu Abend.

„Was hat dich eigentlich hierher verschlagen, Yuna?“, fragte Jacob sie nebenbei.

„Oh, ich möchte etwas mit einer alten Freundin von mir klären, die sich leider seit ein paar Monaten nicht mehr bei mir meldet und auch nicht auf meine Anrufe reagiert.“

Die Jungs sahen sich erstaunt an: „Das muss ja eine besondere Freundin sein, wenn du deshalb den weiten Weg auf dich nimmst.“

Yuna zuckte mit den Schultern: „Ist sie auch und gleichzeitig kann ich Dan besuchen. Immerhin sehen wir uns nun schon seit einem Jahr nur an einem Wochenende im Monat.“

Dan grinste breit: „Sag bloß du vermisst mich.“

Daraufhin kassierte er eine Kopfnuss und sie antwortete: „Willst du, dass ich mir eine andere Bleibe suche?“

„Bei den hübschen Kerlen, die hier frei herumlaufen? Du bleibst, wo du bist! Ich will wissen wo du nachts steckst, sonst drehe ich durch.“

Dan wäre fast empört aufgesprungen und in Paul brodelte die Eifersucht hoch. Er wollte sich Yuna einfach über die Schulter werfen und mit ihr verschwinden. Aber so wie es aussah, war sie ja bereits vergeben und ihn befiel eine schreckliche Ahnung.

Hatte er sich auf sie geprägt?

Er war so aufgeregt, dass er vollkommen ignorierte, wie seine Kameraden ihm telepathisch mitzuteilen versuchten, dass er sich keine Sorgen machen musste und ehe Sam etwas sagen konnte, erwiderte Yuna ihrem Bruder: „Du meine Güte, Brüderchen, das war doch nicht ernst gemeint. Außerdem muss ich dir leider mitteilen, dass jeder der Herren hier so aussieht, als könnte er dich in der Pfeife rauchen.“

Brüderchen, das Wort hallte wie Engelsgesang in Pauls Gedanken wider, wofür er von Embry ein schiefes Grinsen erntete.

„Für wie schwächlich hältst du mich denn?“, fragte Dan seine Schwester entsetzt.

„Oh, ich halte dich nicht für schwach, du bist ein ganzer Mann, keine Panik, aber das da ist menschlicher Stahl.“

„Und das weißt du woher?“ Er zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen und Yuna verdrehte die Augen: „Ich bin erst vor kurzem dagegen gerannt und jetzt werde ich mit Mo spazieren gehen, bevor mit Emilys schönem Boden noch ein Unglück passiert. Es war übrigens sehr lecker, danke, dass ich mitessen durfte.“

„Keine Ursache, es freut mich, wenn es dir geschmeckt hat.“ Emily schenkte ihr ein warmes Lächeln und kuschelte sich an ihren Verlobten. Sam wiederum nickte Paul zu: „Begleite sie, dich mag der Kleine.“

Das ließ der Wolf sich kein zweites Mal sagen und war augenblicklich hinter Yuna und Mo aus der Tür gehuscht.

Wiedersehen mit Bella

Wiedersehen mit Bella
 

Die ersten zehn Minuten schwiegen Yuna und Paul sich lediglich an, während sie den dunklen Waldpfad entlangliefen und Mo im Auge behielten. Doch schließlich überwand der Werwolf sich und fragte sie: „Wie heißt deine Freundin eigentlich? Vielleicht kennt sie ja einer von uns.“

„Ihr Name ist Isabella Swan, sie ist die Tochter von Charlie Swan.“

Er blieb abrupt stehen und starrte sie an: „Bella? Jacob holt sie morgen her. Ist aber auch verdammt selten geworden. Sie hängt immer bei den Cullens herum.“

Yuna war sichtlich überrascht: „Das heißt, ihr kennt sie alle? Wenn sie ankommt, würdest du mir dann vielleicht Bescheid sagen? Ich kann von Dans Haus aus nicht erkennen, wenn Jacob Besuch bekommt.“

Es wäre ein Grund sie zu sehen also zögerte Paul nicht und sagte zu.

„Danke.“

Sie drehte sich um und ging in Gedanken versunken weiter. Dabei achtete sie nur noch halbherzig darauf, wohin sie trat und bereits wenige Meter weiter, rettete Paul sie ein zweites Mal vor einem schmerzhaften Aufprall auf den Erdboden.

„Soll ich dich lieber tragen?“, zog er sie auf.

„Danke, ich werde es schon schaffen ohne mir die Knochen zu brechen.“

Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, dann achtete er wieder aufmerksam und äußerst angespannt auf ihre Umgebung. Er würde niemals gestatten, dass Viktoria sich ihr auch nur näherte.

Nach einer halben Stunde hatten sie eine Runde gedreht, die Yuna direkt nach Hause führte und sie bat Paul ihrem Bruder auszurichten, dass sie zu Bett gegangen sei.
 

Als Paul wieder bei Sam und Emily eintraf, geriet er sofort mit Jacob aneinander. „Du wirst Bella gefälligst nicht einfach austricksen! Was fällt dir ein, nur weil sie dir den Verstand vernebelt, hast du dazu noch lange kein Recht!“

Paul kam nicht einmal dazu, etwas zu erwidern, seine Wut explodierte binnen Sekunden in ihm und er ging verwandelt auf seinen Gefährten los. Kurz darauf rollten zwei kämpfende Werwölfe durch den Wald.
 

Am nächsten Tag hielt Paul sein Versprechen. Yuna war gerade erst aufgestanden, als kleine Steine an ihr Fenster flogen und sie nachsah, wer sie dagegen schmiss.

„Guten Morgen, Paul. Was tust du so früh hier?“

Er grinste sie an: „Jacob ist gerade losgefahren, um Bella abzuholen. Ich sollte dir doch Bescheid geben?“

„Ja! Komm kurz rein, die Tür ist offen. Ich bin gleich unten.“

Aufgescheucht rannte Yuna zu ihrem Kleiderschrank und dann ins Bad. Mo, flüchtete aufgrund ihrer Hektik nach unten und gesellte sich dort zu Paul, während Yuna sich fertig machte.

Der Werwolf kniete sich neben seinen kleinen Freund und streichelte ihn ausgiebig. Doch das wurde Mo schnell zu langweilig und er begann den Muskelberg vor sich eifrig zu erklimmen.

Als Yuna ebenfalls die Treppe hinunterrannte, wäre sie vor Lachen fast die letzten Stufen hinuntergefallen, als sie die zwei Wölfe erblickte.

Paul saß im Schneidersitz auf dem Boden, während Mo ihm von der Schulter aus auf den Kopf zu klettern versuchte. Dabei wurde er von Paul mit der Hand gestützt, damit er nicht hinunterfiel.

„Sollte ich jemals einen Babysitter für ihn brauchen, sage ich dir Bescheid.“ Sie kicherte leise und Paul grinste sie breit an: „Gerne.“

Dann setzte er Mo wieder auf dem Boden ab und machte sich mit Yuna zusammen auf den Weg zu Sam und Emily.

„Yuna, schön dich so schnell wiederzusehen.“ Emily umarmte sie herzlich und reichte ihr sogleich etwas zu essen und ein Glas Milch. „Paul ist so schnell zu dir gehechtet, da bist du sicher noch nicht zum Frühstücken gekommen, nicht wahr?“

Yuna lächelte sie dankbar an: „Ja, vielen Dank. Hast du vielleicht auch ein kleines Stück Fleisch für Mo? Der hat heute schon mit leerem Magen einen Berg erklommen.“

Emily schmunzelte und warf Paul kurz einen wissenden Blick zu, dann holte sie dem kleinen Wolf sein Frühstück.

Paul ging derweil um Yuna herum und bevor er sich neben sie setzte, beugte er sich zu ihrem Ohr hinunter und fragte grinsend: „Ein Berg also, ja?“

Yuna lief eine Gänsehaut über die Arme und sie errötete leicht. Die Verlegenheit ihm zu antworten wurde ihr zum Glück erspart, denn im selben Moment kamen Jared, Embry und Quil herein. Jared ließ sich gleich neben ihr fallen und legte einen Arm über ihre Rückenlehne: „Sehen wir dich jetzt immer, Süße?“

„Lass sie in Ruhe, Jared.“ Hinter den Jungen kam auch eine junge Frau durch die Tür und reichte ihr kurz aber kühl die Hand: „Leah, hab schon von dir gehört. Yuna, richtig?“

Yuna nickte kurz und wandte sich dann wieder ihrem Frühstück zu. Die anderen warfen ihrem Teller allerdings so hungrige Blicke zu, dass sie sich äußerst unwohl dabei fühlte, bis Emily mehrere Hänchenkeulen auf den Tisch stellte: „Esst euch hieran satt, aber lasst euren Brüdern auch etwas übrig.“

Nimm deine Flossen da weg, Jared! Paul warf seinem Gefährten von der Seite einen tödlichen Blick zu und unterdrückte mühsam ein wütendes Knurren. Und wenn nicht? Willst du in die Luft gehen und ihr zeigen, wer du bist? Jared zog herausfordernd die Braue hoch, doch Sams Stimme in ihrem Kopf brachte ihn schnell zum Schweigen. Hör auf ihn zu provozieren, Jared! Paul hat sich auf sie geprägt und damit ist sie für alle anderen ein rotes Tuch! Zügle also deine Gedankengänge!

Jared hielt sich an die Anweisungen seines Leitwolfs und zog seinen Arm zurück. Paul versuchte nicht zu explodieren, da sein Freund nicht sehr erfreut aussah.

Er verstand das Interesse des anderen Wolfes, Yuna war sehr attraktiv. Aber sie gehörte ihm und er würde jeden zerfetzen, der sie anrührte. Er kannte sie kaum, doch sein Instinkt sagte ihm, dass sie etwas Besonderes war und er gut auf sie aufpassen musste. Zudem schlug sein Herz bereits Purzelbäume, wenn sie ihn nur mit ihren strahlendblauen Augen ansah.

„Ähm, Paul?“, Yuna flüsterte fast.

„Ja?“ Er sah zu ihr hinunter und war ganz entzückt, als sie ihn mit leicht rosigen Wangen ansah und sich schüchtern das Haar hinters Ohr strich: „Könntest du vielleicht auf Mo achten, wenn ich mit Bella spreche? Ich möchte nicht, dass er Angst bekommt, sollte es zum Streit kommen und bei dir fühlt er sich wohl.“

„Soll ich mit ihm spazieren gehen?“

Sie holte einen kleinen Ball aus ihrer Tasche: „Würdest du mit ihm spielen?“

Er grinste breit: „Klar.“

Dabei dachte er allerdings an ein anderes Spiel. Schließlich konnte er dem kleinen Wolf einen großen zum Spielen geben, auch wenn er dabei sehr vorsichtig mit dem Welpen umgehen musste.

Embry pfiff laut: „Paul wird Daddy.“

„Du bist nur eifersüchtig, weil ich der einzige bin, den Mo an sich heranlässt.“ Paul setzte den kleinen gut gelaunt auf seine Schulter, stützte ihn dort und lief mit den anderen hinaus, als sie Bella rochen. In der Tür nickte er Yuna aber noch kurz zu: „Sie ist da.“

Yuna entschied sich im Haus zu bleiben und dort zu warten, bis Jacob mit Bella hereinkam, begrüßt wurden sie von den anderen schließlich draußen.

Jacob nahm ihren Geruch kurz vor der Tür wahr und fuhr Paul an: „Du hast sie also doch hergebracht!“

„Halt dich da raus, Jake! Das geht dich nichts an!“, schrie der ältere Wolf zurück.

Bella stand derweil in der Tür und starrte Yuna überrascht an, die sich nun mit vor der Brust verschränkten Armen nach hinten lehnte und sie musterte.

„Du siehst gut aus, Bella. Ich hätte dich ja schon fast für tot gehalten.“

„Yu… Yuna, was tust du hier?“ Bella fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut und rieb sich verlegen die Arme.

„Ich bin stink sauer! Ich bin hier, damit du mir erklären kannst, wieso ich kein Wort mehr von dir höre. Von heute auf morgen“, sie schnippte zur Unterstreichung mit den Fingern, „brichst du ohne die kleinste Begründung jeden Kontakt ab. Habe ich dir irgendetwas getan?“

Bella war zunächst deutlich überfordert und verwirrt, aber nach ein paar Minuten antwortete sie endlich: „Nein, das war auch keine Absicht, es… es ist hier nur alles etwas kompliziert in den letzten Monaten und naja, du bist da auch nicht die Einzige, die ich deshalb vernachlässigt habe. Das tut mir leid, Yuna. Sehr sogar, aber ich…“

Yuna stand auf und baute sich vor ihrer Freundin auf: „Es tut dir also leid? Und du bereust es?“

„Sicher, Yuna du bist doch immer meine beste Freundin gewesen.“

Yuna dachte einen kurzen Moment nach, dann lächelte sie: „Ich werde dir verzeihen, wenn du mir endlich deinen Freund vorstellst und morgen mit mir am Strand schwimmen gehst. Die Sonne soll dann scheinen. Oh und ich muss dir Mo vorstellen.“

Bella war nun gänzlich verwirrt, hatte Yuna doch gesagt, dass sie wirklich sauer wäre. Aber eigentlich verzieh sie ja immer sehr schnell, wenn etwas einen Grund hatte, den sie akzeptieren konnte.

„Yuna, ist das dann wirklich in Ordnung für dich? Ich kann dich den Cullens bestimmt vorstellen und morgen geht auch, aber… .“

„Dann ist das geklärt.“ Yuna umarmte Bella fest und zog sie dann mit hinaus, wo Paul nun doch nicht dazu kam, in Wolfsgestalt mit Mo zu spielen.

„Bella, das ist Mo. Er ist mein kleiner Liebling.“ Mo kletterte gerade wieder auf Paul herum, der sich der Länge nach auf dem Boden ausgestreckt hatte und sich nun auf die Ellenbogen stützte, um sie mit einem schelmischen Grinsen anzusehen: „Das ging aber schnell. Muss ich das Baby jetzt wieder bei Mommy abgeben?“

Wie aufs Stichwort sah Mo sie mit dem gleichen Hundeblick an wie Paul und die Mädchen brachen in heiteres Lachen aus. Embry klopfte Yuna auf die Schulter: „Ich hab doch gesagt, er ist jetzt Daddy.“

Jared lugte mit dem Kopf über ihre andere Schulter und grinste frech: „Kriegt Daddy jetzt einen Kuss?“

Yuna sah ihn ernst an: „Jared, du bist ein Idiot.“

Dann hob sie Mo von Pauls Brust: „Danke Paul.“ Sie drehte sich zu Bella um: „Ruf mich an, wenn du mit Edward gesprochen hast. Meine Nummer hat sich nicht geändert.“

„Mach ich.“ Die Mädchen umarmten sich kurz und Yuna ging mit Mo in den Wald.

Paul stand auf und sah ihr nach, dann blickte er Bella an, die ihrer Freundin besorgt nachschaute: „Keine Angst, Viktoria wird sie nicht anrühren. Dafür sorge ich schon.“ Kaum hatte Paul das gesagt, verwandelte er sich auch schon und verschwand im Dickicht.

Bella drehte sich zu Jacob um und sah ihn verwirrt an: „Sind sie…?“

„Paul hat sich auf sie geprägt.“

„Geprägt?“

Der große freundliche Wolf

Der große freundliche Wolf
 

Yuna mochte Jared nicht besonders, weil er ständig seine Klappe aufriss und große Töne spuckte. Außerdem befürchtete sie, dass Paul sich bedrängt fühlen könnte, wenn sein Freund Bemerkungen wie seine letzte nicht unterließ. Paul würde dadurch vielleicht einen falschen Eindruck erhalten. Sie mochte ihn zwar, gar keine Frage, aber nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden an so intime Dinge wie einen Kuss zu denken, fand sie äußerst oberflächlich.

Außerdem war sie sich sicher, dass Paul ohnehin jedes Mädchen haben konnte, das er wollte. Er hatte Humor, ein umwerfendes Lächeln und sah geradezu verboten gut aus. Er hatte bestimmt viele Verehrerinnen, die weit mehr hermachten als sie und die er auch schon viel besser kannte.

Seufzend folgte sie dem Waldweg bis sie eine kleine Lichtung erreichte, die von Sonnenlicht überflutet wurde. Vorsichtig ging sie darauf zu und ließ sich genau in der Mitte nieder. Sie bildete fast einen perfekten Kreis und im niedrigen Gras blühten vereinzelt Gänseblümchen, Mohn und Klee. Mo spielte vergnügt mit Schmetterlingen und Marienkäfern, die er in der Luft zu fangen versuchte. Dabei sah er sich aber immer wieder nach Yuna um, damit er nicht zu weit fort lief und wenn er doch einmal weiter rannte als er sollte, rief sie ihn zurück.

Als sie gerade wieder nach ihm rufen wollte, trat plötzlich ein gigantischer grauer Wolf zwischen den Bäumen hindurch und trug Mo im Maul. Er hatte ihn vorsichtig am Nackenfell gepackt und setzte ihn direkt vor ihr wieder ins Gras.

Yuna war nicht im Stande sich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Erst als ihr schwindelig wurde, schnappte sie wieder nach Luft, doch sie starrte das schöne Tier derweil unentwegt an.

Paul hatte lange überlegt, ob er sich ihr zweigen sollte. Aber sie mochte Wölfe ganz offensichtlich und er hoffte nun darauf, dass seine Größe daran nichts ändern würde. Und überraschenderweise konnte er bei ihr tatsächlich nicht den geringsten Hauch von Angst riechen. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht noch ein Stück, bis er ihre Nase fast mit seiner Schnauze berührte.

Yuna spürte den warmen Atem des Tieres auf ihrem Gesicht und ganz vorsichtig streckte sie langsam ihre Hand aus, um den Wolf zu berühren. Dieser schmiegte sie an ihre Hand und ließ sich plötzlich ganz dicht neben sie fallen. Geduldig wartete Paul bis Yuna mutiger wurde und begann seine Konturen ganz sachte nachzufahren. Dabei blickte sie immer wieder in sein Gesicht, um seine Reaktionen zu sehen. Sie war sehr vorsichtig und wollte nicht riskieren ihn zu reizen. Doch Paul schloss einfach die Augen und genoss ihre Nähe. Als ihre Hand jedoch aus seinem Fell verschwand, sah er augenblicklich auf und stellte fest, dass sie wieder vor seinem Kopf saß und ihn mit glitzernden Augen ansah.

Mit vor Ehrfurcht leiser Stimme, hauchte sie: „Du bist wunderschön. Woher kommst du nur? Ich habe noch nie einen so großen Wolf wie dich gesehen.“

Sie sahen sich eine ganze Weile still in die Augen, während Mo seinen neuen Spielgefährten begeistert erkletterte und sich dann auf ihm schlafen legte.

Auch Yuna überkam plötzlich eine Welle der Müdigkeit und sie schmiegte sich an Pauls weiche Flanke.

Träum süß, ich werde euch beschützen.

Sie lächelte und sagte: „Deine Stimme klingt genauso wie die eines Jungen, den ich kenne, weißt du das?“

Paul starrte sie erschrocken an, doch sie murmelte nur: „Ich kann euch Wölfe verstehen. Das ist das einzig Gute, das ich meinem Vater verdanke.“

Hat er dir wehgetan? Der Gedanke daran, dass ihr Vater ihr etwas angetan haben könnte, ließ ihn vor Wut und Angst fast durchdrehen. Die Vorstellung daran, dass sie leiden könnte, schmerzte ihn tief in der Seele.

„Er ist ein böser Mann. Meine Mutter hat ihn deshalb verlassen, weil er mich schon genetisch verändern wollte, als ich noch gar nicht geboren war. Aber als ich zehn war, wollte ich ihn kennenlernen. Das war furchtbar dumm von mir. Er hat mich zum Versuchskaninchen gemacht und jetzt bin ich kein normaler Mensch mehr. Aber ich konnte fliehen, bevor er mir noch viel Schlimmeres antun konnte. Weißt du, ich kann nicht nur mit euch reden, bei Vollmond bekomme ich Wolfsohren und einen Schwanz. Mom und Dan nennen mich immer liebevoll ihr kleines Wolfsmädchen, aber ich weiß, dass es sonst keiner verstehen würde. Ich werde immer alleine sein. Wer will sein Leben denn schon mit einem Monster verbringen? Wer will denn mit jemandem wie mir eine Familie gründen?“

Yuna fing an heftig zu weinen und Paul rollte sich tröstend um sie, auch Mo schmiegte sich fest in ihre Arme, während sie sich in Pauls Fell drückte.

Es vergingen fast zwei Stunden, bis Yuna wieder aufwachte, nachdem sie sich in den Schlaf geweint hatte. Der Wolf war wirklich die ganze Zeit bei ihr geblieben und sie verabschiedete sich nur schweren Herzens von ihm.

Doch Dan würde sich Sorgen machen, wenn sie nicht bald wieder nach Hause kam und sie musste heute das Abendessen kochen, was zunächst einen Einkauf voraussetzte. Also aß sie zu Hause rasch eine Kleinigkeit zu Mittag und kaufte dann ein.
 

Paul saß zu Hause auf seinem Bett und starrte die Wand an. Er konnte Yunas herzzerreißendes Schluchzen nicht aus seinem Kopf bekommen. Ihn störte es gar nicht, dass sie ein Wolfsmädchen war. Er fand es sogar ganz fantastisch, dass er auch in seiner Wolfsform mit ihr kommunizieren konnte. Doch, dass Yuna so sehr darunter litt und was sie durchmachen musste, damit sie nun so war, bedrückten Paul sehr.

Er kämpfte immer wieder damit, seine Gestalt zu wechseln, wenn er daran dachte, was ihr Vater ihr wohl alles angetan hatte. Ihm schossen ständig Bilder durch den Kopf, in denen die kleine Yuna schrie und weinte, während ein für ihn noch gesichtsloser Mann irgendwelche Experimente mit ihr durchführte.

Beruhige dich Paul! Du kannst daran nichts mehr ändern. Aber du kannst sie vor weiterem Unglück beschützen. Konzentriere dich darauf. Sams Worte holten ihn wieder auf den Boden zurück, er hatte ganz vergessen, dass seine Gedanken auch seine Brüder belasteten.

Dennoch, obwohl er Yuna erst vor drei Stunden verlassen hatte, musste er sie unbedingt sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging.

Als er sich ihrem Haus näherte, kam ihm der Geruch von Lasagne entgegen und er konnte Yuna durch das Küchenfenster erkennen. Sie sah sogar mit wirr zusammengebundenen Haaren und Tomatensoße im Gesicht noch fantastisch aus.

Er blieb am Fenster stehen und lehnte sich auf die Fensterbank: „Kochen kannst du also auch.“

Yuna fuhr erschrocken herum und starrte Paul überrascht an, ehe sie schließlich errötete. Eigentlich hatte sie vermeiden wollen, dass sie jemand in diesem Zustand sah.

„Ja, ähm, hast du Hunger? Das Essen ist gleich fertig und Dan wird sicher auch demnächst aus der Wanne steigen.“

Paul war erstaunt, dass sie gar nicht näher nachhakte, weshalb er dort war, aber er wollte die Chance etwas Selbstgekochtes von ihr zu bekommen, keinesfalls ungenutzt lassen. Darum sprang er einfach durchs Fenster in die Küche und grinste Yuna breit an: „Da sage ich nicht nein.“

Yuna lächelte kurz schüchtern und wandte sich dann wieder dem Ofen zu: „Was führt dich eigentlich her?“

Also doch, aber Paul hatte sich seine Antwort schon zurechtgelegt: „Du schienst wütend zu sein, als du heute früh gegangen bist, darum wollte ich nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“

„Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“ Yuna sah ihn völlig überrascht an, was ihn durchaus ein wenig störte. Was war daran so ungewöhnlich?

„Natürlich, bin doch kein Stein.“

„Entschuldige, das wollte ich damit nicht sagen. Mir geht es gut. Ich war nur verärgert, weil ich die Kommentare von Jared nicht besonders mag. Ich fand es ziemlich oberflächlich und unangebracht, wenn man bedenkt, dass wir uns erst seit gestern Abend kennen.“

Aufgrund Jareds vorheriger Annäherungsversuche, empfand Paul es keineswegs als besonders tragisch, dass Yuna seinen Rudelgefährten nicht sehr mochte: „Jared kann manchmal ein ziemlicher Idiot sein, ignorier es einfach. Das ist am einfachsten.“

Er beugte sich über sie, als sie den Backofen öffnete und atmete ihren Duft tief ein, der sich dann mit dem der Lasagne vermischte. Sie roch einfach herrlich.

„Riecht gut, was?“, sagte Yuna, als sie das große Blech herauszog.

„Mhm, fantastisch.“ Im Gegensatz zu ihr, meinte er damit jedoch nicht die Lasagne.

„Dan, beweg deinen Arsch in die Küche! Das Essen ist fertig und wir haben Besuch!“ Yunas Stimme dröhnte laut durchs Haus und man konnte ein grimmiges: „Sofort!“ von oben hören.

Während Yuna den Tisch deckte, klebte Pauls Blick an dem kleinen Tomatenklecks an ihrer Wange und als sie neben ihm in die Schublade griff, um das Besteck aufzulegen, hielt er sie kurz fest und strich die Soße fort. Als er sie dann aber noch von seinem Daumen leckte, schoss Yuna erneut die Hitze in die Wangen und sie murmelte ein hastiges: „Danke“ bevor sie schnell zum Tisch flüchtete.

Am Treppenabsatz stand inzwischen Dan und warf Paul einen warnenden Blick zu. Doch der Werwolf grinste nur schief und sagte ganz freundlich: „Hi, Dan. Deine Schwester ist eine ziemlich gute Köchin, ich entführe sie vielleicht irgendwann.“

„Der Kerl, der sie heimlich aus einem Haus stielt, in dem ich ebenfalls anwesend bin, muss erst noch geboren werden, mein Großer.“ Dan setzte sich und Paul tat es ihm gleich. Natürlich war bei dem Tierarzt der Beschützerinstinkt des älteren Bruders zu spüren, es hätte Paul auch gewundert, wenn Dan nicht auf Yuna achten würde.

Yuna füllte Pauls Teller mit einem riesigen Stück Lasagne und schmunzelte, als sie den Teller vor ihn hinstellte. Paul grinste breit zurück, ihr war offensichtlich nicht entgangen, wie viel er und seine Freunde verdrückten.

Während des Essens betrieben Paul und Dan lediglich etwas Smalltalk, während Yuna nur etwas sagte, wenn sie gefragt wurde. Paul mochte ihre ruhige Art aber und fühlte sich auch äußerst entspannt in ihrer Gegenwart.

Als er sich schließlich wieder verabschiedete, gab Yuna ihm noch ein großes Lasagnestück mit, weil er sich keinen Nachschlag genommen hatte. Er hatte schließlich nicht das ganze Blech leeren wollen, zumal er ohnehin unangemeldet aufgetaucht war.

Als er nun aber zur Versammlung zu Sam ging, trug er den Teller fast wie eine Trophäe vor sich her. Yuna war so süß und liebevoll, dass er gar nicht anders konnte, als sich zu freuen.

Die Cullens

Die Cullens
 

Der nächste Tag war ein Samstag und da Bella keine Schule hatte, rief sie Yuna schon kurz nach neun Uhr an. Sie hatte mit den Cullens gesprochen und sie wollten sie sehr gerne kennenlernen. Darum sprang Yuna schnell unter die Dusche, zog ihren Bikini an und stopfte alles Weitere in eine Tasche. Dann schnappte sie sich ein paar Waffeln und rief Dan im Gehen zu: „Bin bei Bella und dann schwimmen, warte nicht auf mich!“

Ungefähr gegen zehn fuhr Yuna schließlich auf den Parkplatz der Cullens und war fasziniert von dem eleganten Glasbau, den sie ihr zu Hause nannten. Wie es sich gehörte, hatte sie natürlich noch ein kleines Präsent für die Familie mitgebracht und klingelte nun an ihrer Tür. Mo versteckte sich hinter ihren Beinen und auch sie trat nervös von einem Bein aufs andere, bis Bella in Begleitung eines jungen Mannes die Tür öffnete.

Ihre Freundin wollte sie gerade fest umarmen, doch Yuna stolperte mit aufgerissenen Augen ein paar Schritte zurück.

Bellas Freund war ein Vampir!

Sofort schossen ihr die Erinnerungen an ihren Vater wieder durch den Kopf, die blasse kalte Haut, die scharfen Fangzähne und ganz besonders seine blutroten Augen. Als sie Edward nun ansah, war da aber kein Rot, nur Gold.

„Yuna, was ist denn mit dir?“ Bella wollte sofort zu ihr, doch Edward hielt sie fest: „Sie weiß, was wir sind. Sie hat Angst.“

Bella schien verwirrt: „Was? Woher? Wie sollte sie? Yuna?“ Sie sah ihre Freundin hilfesuchend an.

„Er hat Recht. Ich weiß, dass er ein Vampir ist. Aber, warum sind deine Augen nicht rot?“ Yuna schien ebenso verwirrt wie Bella zu sein und Mo hatte sich mutig vor sein Frauchen gestellt. Er knurrte und bleckte die Zähne.

Bevor Edward Yunas Frage beantworten konnte, standen plötzlich auch die restlichen Cullens draußen, sie hatten die Unterhaltung immerhin gehört.

Carlisle erklärte: „Wir ernähren uns nur von tierischem Blut und töten keine Menschen. Deshalb färben sich unsere Augen anders. Aber würdest du uns bitte erklären, woher du von unserer Existenz weißt? Das könnte sehr gefährlich für dich sein.“

Rosalie schnaubte verächtlich: „Wieso sollte uns interessieren, was mit ihr ist?“

Edward warf ihr einen warnenden Blick zu: „Weil sie Bella sehr wichtig ist.“

Esme fügte hinzu: „Es wäre doch schön, wenn sie nicht alle Freunde verliert, wenn sie eine von uns wird, oder?“

Yuna starrte Bella entsetzt an: „Was? Du… Moment… das geht mir zu schnell! Dein Freund ist ein Vampir, du willst auch einer werden, heißt das er ist derjenige welche?“

Bella nickte: „Ja.“

Yuna ließ sich auf den Boden fallen und Mo jaulte besorgt, während er ihr mit der Zunge über die Wange fuhr. „Schon gut, Mo. Mach dir keine Sorgen, alles in Ordnung. Schhht.“ Sie drückte den kleinen Wolf sanft an sich und beruhigte ihn wieder. Sie selbst fuhr mit ihren Gedanken jedoch Achterbahn und registrierte nicht, dass Bella Jasper mit einer kleinen Geste darum bat, sie zu beruhigen.

Doch kaum hatte Jasper seine Fühler nach ihr ausgestreckt, schoss Yuna auf die Beine und starrte ihn entsetzt an. Eine Sekunde später krümmte sie sich plötzlich und nicht mal eine weitere Minute danach, saß sie nach Luft schnappend da.

Allerdings besaß sie nun Wolfsohren und einen Schwanz: „Verdammt, was habt ihr gemacht? Das geschieht sonst nur bei Vollmond!“

Bella riss sich jetzt panisch von Edward los und kniete sich neben ihre Freundin: „Yuna, oh mein Gott, was ist passiert? Bist du verletzt? Was hast du gemacht Jasper?“

Jasper war ebenfalls verwirrt: „Gar nichts, ich wollte sie nur beruhigen, dann ist sie plötzlich hochgejagt.“

Yuna holte tief Luft und sah Bella fest in die Augen: „Du vertraust ihnen voll und ganz?“ Bella nickte: „Ja, sie sind meine neue Familie und ich liebe Edward so sehr, ich weiß nicht, wie ich es mit Worten beschreiben sollte.“

Das Wolfsmädchen seufzte und grummelte kurz leise, dann sagte sie: „Also schön, wenn Bella euch so sehr vertraut, werde ich das einfach ebenfalls riskieren. Ich habe vermutlich ohnehin keine andere Wahl. Der Grund für das hier“, sie deutete auf Ohren und Schwanz, „ist mein Vater. Ein vollkommen wahnsinniger Mann, der irgendwann nach meiner Geburt zum Vampir wurde. Als ich zehn war, hat er mich als Laborratte benutzt, was er schon versucht hatte, als ich noch nicht geboren war, und hat mit Hilfe von Wolfgenen das hier aus mir gemacht. Der positive Teil daran ist, dass ich Wölfe verstehen kann und sie mich, der Rest besteht darin, dass ich die Vollmondnächte in meinem Zimmer oder irgendwo im Wald verbringe, wo mich keiner sieht. Außer meiner Mom und meinem Bruder und nun auch euch, weiß keiner hiervon. Ach ja, mein Vater wollte mich hinterher auch noch verwandeln, aber ich konnte entkommen.“

Niedergeschlagen blickte Yuna zu Boden und strich Mo sanft über den Kopf. Carlisle reichte ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen: „Komm erst einmal herein. Esme macht dir eine heiße Schokolade und wir sprechen in Ruhe weiter.“

Yuna ergriff die kalte Hand mit einem flüchtigen Lächeln: „Danke. Achso, ähm, das ist Mo und ich heiße Yuna.“

Alice kicherte leise: „Also ich mag sie, auch wenn sie ein bischen nach Hund riecht. Ich bin Alice und das hier ist Jasper. Er wollte dir wirklich nicht wehtun.“ Sie küsste den Blonden auf die Wange und er nickte Yuna entschuldigend zu: „Hi.“

„Wolfsmädchen, also. Find ich cool, ich bin Emmet und die blonde Schönheit dort ist Rosalie.“ Der Muskulöseste von ihnen klopfte ihr kurz auf die Schulter und grinste sie freundlich an, seine Freundin hingegen warf ihr nur einen wütenden Blick zu.

Esme legte schließlich einen Arm um Yuna und führte sie hinein: „Ich bin Esme und mein Mann heißt Carlisle. Es freut mich, eine so gute Freundin von Bella kennenzulernen.“

Yuna errötete verlegen: „Danke, ich finde euch eigentlich auch ganz nett. Es ist schön, dass nicht alle Vampire dem Wahnsinn verfallen sind. Und so langsam verstehe ich auch, was Bella so alles um die Ohren gehabt haben könnte, sodass sie sich nicht mehr bei mir gemeldet hat.“

Esme seufzte kurz: „Glaube mir, es gab viele Gründe. Sie hat einiges durchgemacht und sie hat es mit Edward nicht so einfach. Er ist nämlich gegen ihre Verwandlung. Sie will aber für immer bei ihm sein und da er sein Leben mit ihrem enden lassen will, unterstützen wir ihren Wunsch voll und ganz. Wir wollen unseren Sohn nicht verlieren und ich freue mich darauf, sie ist schon jetzt wie eine Tochter für mich.“

Yuna freute sich, dass Bella so gut aufgehoben war, auch wenn es für sie noch immer eigenartig war, dass sie hier mit Vampiren zusammensaß. Esme hatte sie zur Couch geführt und brachte ihr gerade einen Becher heiße Schokolade, während Bella ganz fasziniert ihre Ohren betrachtete.

Aber nicht nur sie, auf ihrer anderen Seite saß Emmet mit einem breiten Grinsen und sah ihre Ohren nicht nur an, nein man konnte förmlich spüren, wie er fast platzte, weil er sie anfassen wollte.

„Emmet, hör auf damit. Sie explodiert gleich.“, Edward klopfte seinem Bruder auf die Schulter und Yuna sah ihn verwundert an. Woher wusste er das? Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

Bella wusste schnell, was ihrer Freundin durch den Kopf schoss und antwortete sogar noch vor ihrem Freund: „Edward kann Gedanken lesen und Alice sieht die Zukunft. Jasper beeinflusst Gefühle, das weißt du ja aber bereits.“

Yuna nickte: „Verstehe, aber ist das nicht etwas anstrengend, wenn er immer weiß, was du denkst?“

Emmet lachte laut: „Die Kleine ist die einzige Ausnahme. Sie kann einigen Vampirfähigkeiten widerstehen.“ Yuna nickte, sah Emmet dann aber skeptisch an, weil seine Hand mittlerweile soweit auf der Sofalehne vorgewandert war, dass sie fast hinter ihrem Kopf lag.

„Um Himmelswillen, dann tu es halt! Fass sie endlich an, damit ich wieder Ruhe habe! Das ist ja zum Verrücktwerden!“

Die Cullens starrten erschrocken an, begannen dann aber, mit Ausnahme von Rosalie, laut zu lachen. Emmet ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und griff nach den weißen weichen Ohren, die auf Yunas Kopf genervt zuckten.

„Können wir sie nicht auch behalten? Sie ist witzig und flauschig, echt cool.“ Emmet grinste Yuna breit an, die nun feuerrot angelaufen war und ein Stück zurückwich, während sie ihre Finger zwischen sich und Emmet kreuzte: „Weiche von mir! Du bist ja verrückt!“

So ähnlich verliefen die nächsten zwei Stunden. Yuna unterhielt sich mit Bella und den Cullens und erfuhr dabei die Geschichte jedes Einzelnen, auch wie Bella und Edward sich kennengelernt hatten. Sie berichteten ihr sogar, was sie bereits durchmachen mussten und zwischendurch wurde sie immer wieder von Emmet belagert, der Yunas ehemals einmalige Erlaubnis als Freifahrtschein zum Spielen mit ihren Ohren ansah, bis sie wieder verschwanden.

Als es soweit war, fragte sie an Bella gewandt: „Wollen wir dann zum Strand, ich habe alles Nötige fürs Schwimmen schon dabei. Ich müsste Mo nur kurz bei meinem Bruder vorbeibringen, er liebt das Meer nämlich abgöttisch und wäre beim letzten Besuch fast ertrunken. Ich werde ihn erst wieder hineinlassen, wenn er größer ist und im See etwas Erfahrung gesammelt hat.“

Bella sprang auf und griff nach einem Beutel: „Klar, ich habe es dir schließlich versprochen und die Sonne scheint heute endlich mal wieder. Das nutzen wir am besten.“

Yuna nickte und beugte sich zu Mo hinunter: „Na, mein kleiner Schatz, magst du ein paar Stunden bei Dan bleiben? Er freut sich ganz bestimmt, wenn du ein bischen mit ihm spielst.“

Dan langweilig, will Paul. Paul toll. Groß, darf klettern.

Yuna hob Mo vor ihr Gesicht und starrte ihn verblüfft an: „Paul? Mo! Wir können Paul nicht immer mit dir belagern, er hat bestimmt auch noch andere Dinge zu tun. Fehlt nur noch, dass du auch anfängst ihn ‚Daddy‘ zu nennen. Du gehst zu Dan und wenn du artig bist, dann frage ich Paul heute Abend, ob er mit dir spielen würde, abgemacht?“

Ja. Mo brav, Abend Paul! Mos Stimme klang wie die eines quengelnden Kindes und Yuna seufzte: „Ja doch, heute Abend Paul. Versprochen, mein süßer Liebling.“ Mo schleckte ihr daraufhin freudig durchs Gesicht.

Emmet versuchte sich das Lachen zu verkneifen, prustete dann aber doch los: „Daddy? Man seid ihr fantastisch.“

Yuna schnaubte beleidigt und schnappte Bella, die sich nur flüchtig von Edward verabschieden konnte, bevor Yuna sie zur Tür zog: „Vielen Dank für alles, wenn ich darf, komme ich gern wieder vorbei. Bis bald.“

Carlisle lächelte ihnen freundlich nach: „Du bist immer willkommen.“

Pau rastet aus!

Paul rastet aus!
 

Als Yuna und Bella Mo bei Dan abgegeben hatten, fuhren sie zum Strand und sprangen dort lachend ins Wasser. Sie planschten vergnügt, schwammen ein bischen und legten sich anschließend zum Aufwärmen in die Sonne.

„Oh Yuna, es tut mir wirklich leid, dass wir solange keinen Kontakt hatten, ich habe dich mehr vermisst als ich dachte. Es ist schön wieder über alles mit dir reden zu können.“

„Schwamm drüber, ich verstehe jetzt doch, wieso du es getan hast und dass es keine böse Absicht war.“

Yuna kramte ihren MP3-Player aus ihrem Rucksack und legte ihn zwischen sich und Bella, damit sie beide Musik hören konnten, während die Sonne sie trocknete und wärmte.

So dösten sie eine Weile vor sich hin und genossen die Ruhe und das Rauschen des Meeres hinter ihnen, bis Yuna von einem etwas entfernten Lachen und Platschen aufgeschreckt wurde. Sie sah sich um und Bella sagte: „Das sind nur die Jungs aus dem Reservat. Sie springen von der Klippe, das finden sie unheimlich toll.“

Yuna schaute zu den Klippen hoch und entdeckte Paul der direkt auf den Abgrund zu rannte und dann mit einem Köpper ins Wasser sprang.

Sie starrte wie gebannt und mit schreckgeweiteten Augen auf die Stelle, wo er ins Meer eingetaucht war und ihr Herz raste vor Angst um ihn, bis er einige Meter weiter wieder auftauchte. Seine Freunde folgten ihm und Yuna bemerkte erst jetzt, dass Jared sogar schon wieder am Ufer war und sie gerade entdeckt hatte. Grinsend joggte er zu ihnen herüber: „Hey, Bella, Yuna, nehmt ihr etwa ein Sonnenbad?“

Paul hatte Yuna noch nicht wahrgenommen, weil seine Nase vom Salzwasser brannte, aber Jareds Gedanken machten ihn schlagartig darauf aufmerksam.

Meine Güte, ich wusste ja, dass Yuna ganz hübsche Rundungen hat, aber das ist echt heiß. Und auch noch so knapp verhüllt. Ich bin im Paradies. Hey Paul, du hast echt nen scheiß Glück.

Doch Paul antwortete nicht einmal mehr in Gedanken, zu seinem Glück hatte Yuna ihn durch Jared nicht mehr sehen können und nun war er als Wolf zu schnell aus dem Wasser geschossen, als dass jemand registriert hätte, dass er überhaupt von dort kam. Er stand mit einem Mal knurrend zwischen den Mädchen und seinem Gefährten und zeigte ihm die Zähne. Noch einen Schritt weiter und ich zerreiß dich!

Yuna sprang auf, noch ehe Bella sie daran hindern konnte und auch die Warnungen der anderen nun aus dem Wasser sprintenden Jungen, stießen bei ihr auf taube Ohren.

„Yuna, warte! Lass das!“ Sam versuchte sie aufzuhalten, aber es war zu spät. Yuna hatte sich dem riesigen Wolf um den Hals geworfen und hielt ihn fest umschlungen: „Nicht! Warte! Er ist ein Freund. Tu ihm nicht weh! Er tut doch keinem etwas. Bitte, ich flehe dich an!“

Paul bewegte sich zwar nicht weiter auf Jared zu, aber er knurrte ihn noch immer an, während er Yunas Stimme lauschte, die nun nur ein Flüstern im Fell hinter seinem Ohr war: „Ich flehe dich an, bitte. Wenn du ihm etwas tust, wird man dich ganz sicher jagen. Sie werden versuchen dich zu töten, das wäre schrecklich. Du bist mir doch so wichtig, bitte, werde nicht zum Monster. Du darfst keine Menschen verletzen. Ich kann dich nicht verlieren.“

Paul spürte wie sie bebte und hörte ihr leises Schluchzen, das sich wie eine Klinge in sein Herz bohrte. Er begann sich zu beruhigen und wandte sich von Jared ab. Stattdessen drückte er seinen Kopf gegen Yunas Brust und warf sie mit einem sanften Stoß zu Boden. Dann ließ er sich neben sie fallen und platzierte eine Pfote über ihrem Körper.

Auch ohne Wolfstelepathie wusste jeder, dass er damit einen absoluten Besitzanspruch deutlich machte. Yuna lag verwirrt im Sand und streichelte einfach den großen Kopf des Wolfes, den er dann auf ihre Brust legte und genüsslich die Augen schloss.

„Ähm… also, ich glaube, Wölfe mögen mich.“ Yuna suchte nun nach einer Erklärung, die sie den anderen geben konnte. Doch die benahmen sich keineswegs so als wären sie äußerst überrascht.

„Sieht so aus.“ Jared funkelte Paul böse an, hielt sich aber zurück, da er bereits telepathisch von Sam gerügt wurde.

„Von denen gibt es hier ein paar mehr, sind recht freundliche Tiere.“ Sam fand die passende Erklärung, die wie selbstverständlich hingenommen wurde.

„Er ist ein schönes Tier, ich bin ihm schon im Wald begegnet. Er ist unglaublich schlau und hat einen ganz wunderbaren Charakter.“

Yuna drückte Paul fest an sich, dem unter anderen Umständen nun die Röte in den Kopf geschossen wäre, da seine Schnauze direkt zwischen ihre Brüsten lag und in einem Punkt hatte Jared entschieden Recht, ihre Rundungen waren definitiv noch ausgeprägter als ihre Alltagskleidung verriet.

Ich bekomme keine Luft mehr.

Yuna ließ ihn sofort los und saß knallrot dort: „Tschuldigung.“

Embry kicherte leise: „Sag mal, Yuna, erlaubt dein Bruder dir solch einen knappen Bikini eigentlich?“

Yuna zog die Augenbrauen hoch: „Ich bin volljährig, ich kann machen, was ich will und wenn mir auch nur einer von euch auf die Brüste oder meinen Hintern starrt, lasse ich meinen Freund hier doch noch los, verstanden?“

Pauls Maul verzog sich zu etwas, das fast wie ein bösartiges Grinsen aussah. Denkt nicht einmal an das, was ihr seht. Ich reiße euch den Arsch auf! Die Kleine gehört mir!

Sam gab ihm schließlich einen Wink Paul, geh die Gestalt wechseln.

Murrend erhob er sich von Yuna und kniff sie mit dem Maul leicht in den Nacken, um den Jungen seine Warnung noch einmal zu verdeutlichen.

Yuna sah ihm allerdings eher empört hinterher: „Hey! Du kannst mich doch nicht einfach markieren! Meine Güte ist der dominant.“

Ja, er war sogar sehr dominant. Kein Alphatier, aber äußerst durchsetzungsstark. Er suchte seine Shorts, da seine Badehose nun zerstört war und kam damit wieder.

„Hey, Mädels. Wo habt ihr mein Baby gelassen?“

Yuna, die immer noch auf die Ellenbogen gestützt im Sand lag, legte ihren Kopf nach hinten in den Nacken, um ihn anzusehen und grinste dann: „Mein Baby ist bei Onkel Dan, aber ich komme später mit ihm vorbei, wenn du das möchtest.“

Paul stand nun direkt hinter ihr und versuchte sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, aber letztlich war er auch nur ein Mann und er ließ seinen Blick kurz über ihren Körper gleiten: „Gerne.“ Er schluckte und zwang sich an etwas anderes zu denken, ehe er sich blamierte. Nur klappte auch das nicht so, wie er es gern wollte und er entschied sich zu einem anderen Weg. Er warf sich Yuna über die Schulter, die erschrocken schrie, und rannte mit ihr ins Wasser, wo er sie ins kühle Nass warf.

Als sie wieder auftauchte, schnappte sie empört nach Luft und wenige Augenblicke später tobten auch Quil, Embry, Jared, Jacob und Bella durchs Wasser. Nur Sam machte sich lieber wieder auf den Weg zu Emily.

Die Jungs rangen eifrig miteinander und die Mädchen wurden regelmäßig ins Wasser geworfen oder nassgespritzt, dabei war es allerdings nur Jacob erlaubt Yuna anzurühren, da Paul sich bei ihm keine Sorgen machte. Der Rest durfte nicht einmal an Yunas weiche Haut denken, oder Paul warf ihnen einen angsteinflößenden Blick zu.

Es kam in dem Getobe allerdings wie es kommen musste, Bella rutschte aus, wurde von Yuna aufgefangen und im Anschluss verlor diese ebenfalls das Gleichgewicht. Sie riss Paul mit ins Wasser und landete mit ihren Hintern direkt auf seinem Schoß und sein Gesicht war nur noch Millimeter weit von ihrer Brust entfernt.

Paul wurde augenblicklich heiß und kalt zugleich und das gute Stück, auf dem Yuna derzeit saß, machte sich Sekunden später sehr deutlich bemerkbar. Beide starrten sich mit rotem Gesicht an und Jared lachte: „Nehmt euch ein Zimmer, wenn ihr es nicht abwarten könnt.“ Paul wurde sofort wieder wütend, als er merkte, dass Jareds Spruch bei Yuna wieder eine ähnliche Reaktion hervorrief, wie seine Bemerkung bezüglich des Küssens. Sie verspannte sich fürchterlich und Paul stand mit ihr im Arm auf. Dabei drückte er sie fest an sich, bis sie wieder sicher stand und als sie gerade etwas sagen wollte, schoss er bereits vor und schlug seinem Freund die Faust ins Gesicht. „Hör auf mit solchem Scheiß! Du weißt doch schon, dass sie das nicht ausstehen kann!“ In Gedanken fügte er hinzu Was ist los mit dir? Willst du mir alles kaputt machen? Willst du sie für dich? Ich habe mich auf sie geprägt verdammt! Was hast du in letzter Zeit, Jared?

Er beugte sich nochmal zu seinem Freund vor: „Wenn du noch einmal irgendeinen Spruch mit sexuellem Bezug über sie reißt, reiß ich dir den Arsch bis zu den Ohren auf!“

Er packte Yuna an der Hand und zog sie mit sich aus dem Wasser, um nicht wieder zum Wolf zu werden, musste er sie an seiner Seite wissen.

„Entschuldige Bella, ich bringe sie nach Hause. Sie ruft dich später an. Jake, fahr Bella bitte heim.“

„Klar.“ Jacob und Bella zogen sich an und machten sich auf den Weg in die Stadt und Paul schnappte sich im Vorbeigehen Yunas Sachen, dann ließ er sie auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und nahm ihren Autoschlüssel aus dem Rucksack. Anschließend trat er das Gaspedal durch und fuhr mit ihr direkt zu ihm nach Hause.

Beschützt!

Beschützt!
 

Als sie Pauls Haus erreicht hatten, legte er Yuna ein Hemd um die Schultern und führte sie dann ins Haus. Ihre Tasche trug er in der Hand, die dabei nicht auf ihrem Rücken ruhte.

„Paul? Bist du schon zurück?“ Pauls Mutter lugte aus der Küche heraus und sah Yuna überrascht an.

„Hallo. Du musst Yuna sein, nicht wahr?“ Sie kam zu ihnen und drückte sie kurz an sich: „Willkommen, ich bringe dir gleich einen Tee nach oben. Du siehst ja ganz durchgefroren aus. Mein Sohn hat scheinbar nicht gelernt, dass man eine Dame nicht halbnackt durch die Gegend fährt.“ Sie warf Paul einen tadelnden Blick zu, bis sie seinen angespannten Ausdruck bemerkte und sich rasch zurückzog, um Tee und Kekse zu holen.

Paul schob Yuna die Treppe hoch in sein Zimmer und schmiss ihre Tasche dort aufs Bett.

„Scheiße!“ Wie ein Raubtier tigerte er auf und ab und versuchte noch immer sich wieder zu beruhigen. Eine Weile sah Yuna ihm dabei einfach zu und versuchte weiterhin angestrengt, eine Erklärung für sein Verhalten zu finden und zu begreifen, dass er sie gerade mit der Faust gegen seinen Freund verteidigt hatte. Er schien äußerst temperamentvoll und aufbrausend zu sein.

Schließlich brachte sie die Frage endlich über die Lippen: „Warum hast das getan?“

Paul wirbelte ruckartig zu ihr herum und starrte sie einen Augenblick lang einfach nur mit angespanntem Kiefer an.

Seine Lippen öffneten sich dann mehrmals kurz, aber erst beim vierten Versuch kamen auch Worte heraus: „Es verletzt dich. Ich weiß nicht warum, aber du hast dich plötzlich angespannt und du warst kreidebleich im Gesicht. Er wusste inzwischen doch, dass du so etwas nicht magst und trotzdem…! Da bin ich ausgerastet, verdammt! Ich möchte ihn schon in den Boden rammen, wenn er dich anstarrt!“

Er stand nun direkt vor ihr und zog das Hemd vor ihrem Körper zu: „Du kannst dich den Jungs doch nicht so zeigen. Ich garantiere dir, dass ich dem Nächsten, der dich sabbernd anstiert oder wie über ein Flittchen über dich spricht, den Kiefer breche.“

Yuna erschrak über so viel Wut, fühlte sich gleichzeitig aber unheimlich geschmeichelt, weil er sie so inbrünstig verteidigte. Sie wüsste nur gern, was der Grund dafür war.

Weil sie nicht wusste, wie sie ihre Dankbarkeit in Worte fassen sollte, schlang sie einfach die Arme um seine Mitte und schmiegte sich an seine heiße Brust.

Paul drückte sie daraufhin noch fester an sich und fuhr mit einer Hand hinauf in ihr weiches Haar.

„Machst du dir um alle deine Freunde so große Sorgen?“, murmelte Yuna gegen seine Brust und genoss ihren Atem auf seiner Haut.

„Wenn ein Grund vorliegt ja, aber die meisten können sich selbst genauso schlagkräftig verteidigen wie ich.“

Yuna wich ein Stück zurück und musterte seine Brust mit einem allessagenden Blick: „Ja, ihr seid alle äußerst stabil gebaut, das ist mir schon mehrmals aufgefallen.“

Jetzt huschte wieder Pauls übliches Grinsen über sein Gesicht: „Tja, wir sind nun mal ein starker Haufen. Pass auf.“

Er war sie aufs Bett und bevor sie sich wieder aufrichten konnte, saß er über ihr und kitzelte sie, bis ihr vor Lachen die Augen tränten. Unglücklicherweise brachte Pauls Mutter gerade dann den Tee zu ihnen hoch, als sie beide noch heftig nach Luft schnappten und in einem gänzlich zerwühlten Bett lagen. Yuna hatte Pauls Hemd fast vollständig verloren und er hockte immer noch auf den Knien über ihr.

Rasch stellte seine Mutter das Tablett auf den Boden und verschwand schnellstens wieder: „Entschuldigt bitte.“

Yuna starrte mit feuerrotem Gesicht auf die wieder verschlossene Tür und auch Paul fühlte sich äußerst unwohl bei dem Gedanken, dass seine Mutter vollkommen falsche Schlüsse gezogen haben musste.

Vorsichtig stieg er von Yuna herunter und setzte sich neben sie: „Tschuldige.“

„Schon gut, wir scheinen zweideutige Situationen wohl magisch anzuziehen.“ Sie richtete sich auf und zog das Hemd wieder enger um sich.

Paul holte den Tee und die Kekse und sie unterhielten sich nur noch ein wenig, während sie aßen und tranken. Dann zog Yuna sich ihre eigenen Sachen wieder an und versprach Paul, sein Hemd bis zum Abend zu waschen und dann wieder mitzubringen. Der Gedanke gefiel ihm aber nicht besonders: „Behalte es ruhig, ich trage sowieso selten mehr als eine Hose.“

Ja, auch das war Yuna bereits aufgefallen.

Sie bedankte sich rasch noch einmal und versicherte ihm nach dem Abendessen mit Mo vorbeizukommen.

Kaum war Yuna außer Sichtweite, stand Pauls Mutter hinter ihm in der Haustür und musterte ihren Sohn eindringlich. „Das ist also das Mädchen, auf das du dich geprägt hast. Sie ist sehr hübsch und sie scheint dich sehr gern zu haben. Ich frage mich, wieso du ihr immer noch mit so vielen Zweifeln in den Augen nachblickst, wo ich euch zwei doch gerade erst sehr intim erwischt habe.“

Paul schlug sich die Hand gegen die Stirn: „Mom! Ersten hast du das komplett missverstanden und zweitens reden Jungs mit ihrer Mutter nicht gerne über solche Dinge.“

Die Quileute stemmte die Hände in die Hüften: „Also blind bin ich noch nicht, junger Mann.“

„Mom! Ich habe sie durchgekitzelt, sonst gar nichts! Verstehst du? Es war NICHTS!“

Wütend und frustriert, schwang er sich übers Geländer der Veranda und stapfte zu Sam und Emily.

Dort traf er auch wieder auf Jacob, der bereits aus Forks zurück war: „Wie geht es Yuna?“

„Ganz gut, sie ist jetzt wieder zu Hause.“

„Ihr hattet wohl viel Spaß?“ Er grinste ihn verschmitzt an, war ja klar, dass jeder seine Gedankengänge hatte mitverfolgen können.

„Kann man so sagen. Sie hat sich jedenfalls wieder beruhigt und ich hoffe für Jared, dass sie sich seinetwegen auch nicht noch einmal so aufregt.“

Jacob nickte verständnisvoll: „Hat sie dir gesagt, weshalb sie so empfindlich reagiert, wenn man derartige Scherze mit ihr macht?“

Paul schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich bin auch nicht dazu gekommen zu fragen.“

„Willst du es wissen? Bella hat es mir erzählt.“

Paul sah ihn verblüfft an: „Worauf wartest du dann noch? Spuck es aus.“

Jacob schmunzelte aufgrund seiner Ungeduld, ließ seinen Freund aber nicht länger warten: „Yuna ist damals wohl schon vor ihren Freundinnen und Klassenkameradinnen fraulicher geworden. Das hat bei den anderen Mädchen viel Neid erzeugt, weil die Jungen das wiederum recht gut fanden. Sie ist wohl viel geärgert und gehänselt worden und fand die Aufdringlichkeiten einiger Mitschüler alles andere als angenehm. Darum mag sie es nicht, wenn jemand ihre Brüste anstarrt oder anzügliche Sprüche reißt.“

Paul schüttelte ungläubig den Kopf. Er fand Yunas ausgeprägte Rundungen natürlich ebenfalls ganz fantastisch, aber er konnte absolut nachvollziehen weshalb sie so sensibel auf dieses Thema reagierte.

Seufzend ließ er seine Stirn auf die Tischplatte fallen und wartete, dass es endlich Abend wurde und er zurück konnte, um Yuna und ihren kleinen Mo zu treffen.

Als es soweit war, schlüpfte Yuna in ihre Sandalen und lief mit Mo um die Wette, bis sie am anderen Ende des Dorfes angekommen war und vor Pauls Haus stand. Der junge Quileute saß draußen auf der Veranda und schlief. Yuna beobachtete ihn eine Zeit lang dabei und betrachtete seine entspannten Gesichtszüge. Aber dann kicherte sie leise und setzte ihm vorsichtig Mo auf die Brust, der ihm sogleich stürmisch übers ganze Gesicht schleckte.

„Uaahh!“ Paul schreckte hoch und fiel aus seiner Hängematte, während Mo rechtzeitig von ihm heruntersprang.

Yuna lachte und half ihm wieder hoch, wobei er sich mit vorwurfsvoller Miene den Hintern rieb.

„Hallo ihr zwei. So liebevoll wurde ich ja lange nicht mehr geweckt.“

Yuna streckte ihm kurz die Zunge raus und grinste frech.

„Warte nur, mach das noch mal und ich beiß hinein.“

Yuna zog die Augenbraue hoch: „Das wagst du nicht und selbst wenn, dann schaffst du es nicht. Du bist garantiert zu langsam, um sie zu erwischen.“

Nanu? Seit wann schäkerte sie denn so mit ihm? Das war doch sonst nicht ihre Art. Ob es daran lag, dass er sie so aufopfernd schützte?

„Du kannst es ja riskieren, aber beschwer dich hinterher nicht. Ich habe dich gewarnt.“

Sie gingen lachend ins Haus und Paul tobte in seinem Zimmer ausgelassen mit Mo über den Boden.

Sie spielten fangen, zogen gemeinsam an einem alten Hemd, das anschließend in Fetzen durch den ganzen Raum flog und zum Schluss kletterte der Wolf noch einmal an seinem neuen Daddy hoch. Yuna hatte ihre Kamera mitgebracht und fotografierte die zwei vom Bett aus. Sie sahen einfach zu komisch aus.

„Eigentlich fehlen dir nur die vier Beine, das Fell, die Ohren und der Schwanz, dann könntest du wirklich sein Vater sein.“

„Findest du?“ Paul lag auf dem Bauch und Mo quer über seinem Rücken. Beide schnappten nach Luft und schienen ziemlich erschöpft zu sein.

„Definitiv, aber jetzt ist es spät, ihr habt über eine Stunde herumgeturnt und mein Baby gehört ins Bettchen.“

Paul zog die Mundwinkel nach unten und sah sie mit großen Hundeaugen an: „Er könnte hier schlafen.“ Dann grinste er verschmitzt: „Ihr könntet beide hier schlafen.“

Yuna errötete leicht und räusperte sich verlegen: „Vielen Dank, aber ich möchte nicht verantworten, dass mein Bruder dich mit der Schrotflinte erschießt.“

Sie nahm Mo vorsichtig auf die Arme und kraulte ihn sanft am Bauch. Der kleine Kerl kuschelte sich müde an sie und schlief fast augenblicklich ein.

Es war kein langer Besuch gewesen, aber dennoch hatte Paul sich wieder einmal so entspannt gefühlt, wie es ohne Yuna nicht möglich zu sein schien.

Er brachte sie nach Hause und verabschiedete sich dort dann von ihr.

Yuna legte Mo in seinen Korb und begab sich ebenfalls zu Bett, doch leider träumte sie in dieser Nacht nach langer Zeit zum ersten Mal wieder von ihrem Vater. Die Cullens hatten viele Erinnerungen in ihr wachgerufen, die noch immer nicht vollständig verarbeitet waren.

Nachdem sie schweißgebadet hochgeschreckt war, konnte sie nicht wieder einschlafen und entschloss sich, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Weil es eine sehr warme Nacht war, trat sie einfach in kurzer Hose und Pauls Hemd vor die Tür. Ihre Schuhe ließ sie stehen und ging in den Wald. Dort suchte sie die Lichtung auf, auf der sie dem großen grauen Wolf zum ersten Mal begegnet war. Über ihr leuchteten Mond und Sterne auf die kleine Wiese und sie suchte zwischen ihnen nach Sternbildern, die sie kannte.

Sie wusste nicht wie lange sie so dalag, doch plötzlich bekam sie eine furchtbare Gänsehaut und fühlte sich beobachtet. Langsam stand sie auf und sah sich um. Sie wusste, dass dort jemand war und es war auf keinen Fall ihr Wolf.

Hatten die Cullens nicht etwas von einem Vampir erzählt, der versuchte Bella zu töten? Ja, Viktoria, eine Frau mit roten Haaren.

„Soso, du bist also Bellas kleine Freundin. Du wirst mir helfen, an sie heranzukommen.“

Wieso wusste eigentlich jeder, wer sie war?

Yuna drehte sich um und sah Viktoria nur wenige Meter von sich entfernt zwischen den Bäumen stehen. „Bella weiß, dass ich mich eher töten ließe als zuzulassen, dass einem Freund etwas geschieht.“

Lauf langsam rückwärts und lenk sie ab.

Viktoria war so sehr auf ihren Fang konzentriert, dass sie das leise flüchtige Brummen nicht gehört hatte, aber Yuna reagierte sofort. Sie entdeckte einen kleinen scharfkantigen Stein, biss die Zähne zusammen und trat drauf.

Der Schmerz folgte sofort und Viktorias Kopf ruckte hoch und fixierte nichts anderes mehr als sie. Doch Paul wollte nicht riskieren, dass Yuna etwas geschah, nur um Viktoria ganz sicher mit einem einzelnen Satz zu erreichen. Er hatte die anderen alarmiert und preschte nur kurz vor ihnen aus dem Gebüsch. Er stand nun direkt zwischen den beiden Frauen, knurrte bedrohlich und schnappte immer wieder mit nach hinten gezogenen Lefzen nach dem Vampir.

Dann traten endlich auch die anderen Wölfe auf die Lichtung und Viktoria ergriff die Flucht. Das Rudel jagte ihr so schnell nach, dass beide, Vampir und Wolf, für Yuna nur wie farbigen Schemen aussahen. Einzig und allein Paul kehrte gleich darauf zurück und blieb bei ihr, damit ihr auch wirklich nichts geschehen konnte.

Yuna sackte zu Boden und starrte ihn an: „Ich danke dir.“

Ich habe dir doch gesagt, ich beschütze dich.

„Aber warum?“

Du bist mir wichtig, nimm es so hin.

Er beugte sich zu ihrem verletzten Fuß hinunter und leckte vorsichtig über die Wunde, um sie zu reinigen.

Yuna bemühte sich still zu halten, zog aber kurz darauf ihren Fuß zurück und lachte: „Das kitzelt.“

Ich bringe dich jetzt nach Hause.

Yuna nickte und ihre Augen weiteten sich als er sich vor ihre Füße legte. Sollte sie etwa auf ihm reiten?

Steig schon auf.

Seine Worte hallten mit einem leisen Lachen in ihrem Kopf wider und sie lächelte: „Du klingst wirklich genau wie er.“

Sie stieg auf und genoss das Gefühl seines weichen Fells zwischen ihren Händen.

Wer ist er?

„Er heißt Paul und ist einer der Quileute, vielleicht kennst du ihn. Mo vergöttert ihn.“

Paul wusste, dass es nicht fair von ihm war, aber er musste endlich wissen, was sie über ihn dachte. Die ständige Ungewissheit machte ihn ganz verrückt. Sie geisterte ständig durch seine Gedanken und inzwischen trug sie dabei nur noch diesen unheimlich verführerischen Bikini, den sie getragen hatte. Auch jetzt sah sie in seinem, für sie viel zu großen, Hemd unglaublich verlockend aus.

Magst du ihn?

Yuna zögerte einen Augenblick, natürlich mochte sie Paul, aber war es wirklich nur noch das?

„Ja, aber…“

Paul horchte auf, wieso dieses ‚aber‘? Aber…?

„… Ich weiß nicht, ob das tatsächlich alles ist. Du bist doch irgendwie auch ein Mann, kannst du mir sagen, wie ihr tickt? Paul sieht wirklich gut aus, ist unheimlich nett und lustig und hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Er kann wahrscheinlich jede haben und es gibt weitaus hübschere Mädchen im Reservat und auch in Forks, die er zudem länger kennt als mich. Noch dazu bin ich mir meiner eigenen Gefühle nicht ganz sicher.“

Paul wäre beinahe zu Boden gestürzt, als er ihre Selbstzweifel hörte. Auch wenn er sich nicht sofort auf sie geprägt hätte, wen hätte er denn um Himmelwillen attraktiver finden sollen?

Wir sind da. Schlaf die Nacht drüber, vielleicht weißt du morgen mehr. Ich finde du bist ein äußerst hübsches Mädchen.

Dann war er verschwunden.

Erster Kuss

Erster Kuss
 

In den letzten Stunden dieser Nacht träumte Yuna die verrücktesten Dinge. Zuerst von Bella, die eingefroren in ihren achtzehn Jahren mit Edward zu Besuch kam, während Yuna selbst längst über Sechzig war.

Der zweite handelte von ihrem Wolf und Paul. Sie befand sich mitten auf ihrer kleinen Wiese, neben ihr spielte Mo. Nach kurzer Zeit trat ihr großer grauer Wolf aus dem Wald und kam langsam auf sie zu. Er blieb erst stehen, als seine Schnauze fast ihre Nasenspitze berührte und dann blickte sie plötzlich in die dunklen Augen von Paul und nicht mehr in die des Tieres.

Kurz darauf erwachte Yuna und setzte sich verwirrt in ihrem Bett auf. Diese Nacht war wirklich eigenartig gewesen.

Langsam schlurfte sie ins Badezimmer und ging unter die Dusche. Dann zog sie sich an, flocht ihr Haar zusammen, so dass nur ihre lila Strähne noch heraushing und begab sich nach unten in die Küche.

Es war erst halb sieben, aber Dan würde bald aufstehen, also setzte sie Kaffee auf und bereitete das Frühstück vor. Mo kam einige Minuten später ebenfalls hinunter und beklagte sich, weil sein Fressnapf noch leer war.

„Herrje, entschuldige mein Schatz, ich habe noch gar nicht mit dir gerechnet.“ Sie gab ihm sein Frühstück und wechselte das Wasser in der zweiten Schale.

„Lass es dir schmecken, du kleiner Raufbold.“

„Meine Güte, wieso seid ihr zwei schon wach?“ Dan stand am Treppenansatz und betrachtete mit verschlafener Miene den gedeckten Tisch. Yuna drückte ihm einen Becher Kaffee in die Hand und schob ihn zu seinem Stuhl: „Iss erst einmal. Ich konnte nicht mehr schlafen und Mo ist dann wohl auch aufgewacht. Also habe ich Frühstück gemacht.“

„Mmhhhm, Kaffee, du bist ein Engel, danke.“

Sie frühstückten in Ruhe und dann begab Dan sich zur Arbeit, er hatte Notdienst. Nur Yuna wusste nicht, was sie tun sollte. Bella und die Cullens hatten heute einen Ausflug geplant, das wusste sie. Ihre Freundin würde erst abends vorbeikommen, weil sie von Jacob und seinem Vater zur Lagerfeuerrunde eingeladen worden war.

Paul schlief vermutlich noch, was unternahm sie jetzt also? In den Wald wollte sie nicht gehen, da sie einen erneuten Angriff von Viktoria befürchtete. Sie wusste ja nicht, ob die Wölfe erfolgreich gewesen waren.

Schließlich entschied sie sich dazu das Haus zu putzen, es war nötig und sie hatte nichts Anderes, womit sie die Zeit totschlagen konnte, Mo war nämlich soeben wieder eingeschlafen.

Kurz nach neun war dann aber auch das erledigt und sie beschloss einfach ihr Glück zu versuchen und wählte für Mos Spaziergang eine Runde, die an Pauls Haus vorbeiführte. Draußen hängte seine Mutter gerade die Wäsche zum Trocknen auf und winkte ihr freundlich zu.

„Guten Morgen, Yuna. Paul liegt noch im Bett, falls du zu ihm willst.“

„Guten Morgen, das habe ich mir schon gedacht. Aber Mo brauchte einen kleinen Auslauf und da dachte ich, es kann nicht schaden vorbeizusehen.“

Pauls Mutter lächelte: „Du darfst gerne mit hinein kommen, das macht gar nichts. Vorausgesetzt dir reicht meine Gesellschaft aus.“

„Gerne.“ Sie half ihr die restliche Wäsche zu befestigen und folgte ihr anschließend in die Küche.

Paul hingegen wachte genau in dem Moment auf, in dem er Yunas Stimme durch sein offenes Fenster vernahm. Erst drehte er sich nur auf die andere Seite, weil er glaubte sich zu irren, doch wurde auch ihr Geruch von einer kleinen Brise in sein Zimmer getragen und er sprang, augenblicklich hellwach, aus dem Bett.

Er hatte zwar keine Ahnung, was sie so früh am Morgen hier tat, aber das war ihm auch egal, so wie eigentlich alles andere auch, denn er huschte ohne Umschweife die Treppe hinunter und direkt zu den Frauen in die Küche.

Das erste, was ihm an Yuna auffiel war, dass sie heftig errötete sobald sie ihn ansah und ihren Blick schnell wieder abwandte.

„Morgen Mom, hey Yuna, was machst du hier? Wie bist du an einem Sonntag so früh aus dem Bett gekommen?“

Seine Mutter sah ihn tadelnd an: „Zieh dir gefälligst etwas an, wenn wir Besuch haben, Paul! Wenigstens deine Hose wirst du jawohl tragen können?“

Paul sah verwirrt an sich herunter und stellte fest, dass er außer einer schwarzen Boxershorts tatsächlich nichts anhatte. „Tut mir leid, bin gleich zurück.“

Paul verschwand zurück in sein Zimmer und Yuna verkniff sich mit Mühe das Kichern, ebenso wie seine Mutter. Allerdings konnte Yuna nicht leugnen, dass ihr erster Gedanke bei seinem Anblick nicht mehr sonderlich jugendfrei gewesen war und sie sich jetzt ziemlich sicher war, dass sie sich Hals über Kopf in Paul verliebt hatte.

Na wunderbar!

Verliebt in einen Kerl, der so fantastisch war, dass ihm die weibliche Welt zu Füßen lag.

Das konnte doch nichts werden.

Zudem war da noch das kleine Problem mit der Wolfs-DNA, die sie bei Vollmond und Berührung mit vampirischen Fähigkeiten mit Wolfsohren und -schwanz versah.

Es war hoffnungslos!

„Darf ich jetzt frühstücken?“ Paul war zurückgekehrt und trug nun eine Shorts und ein bis zur Brust geöffnetes Muskelshirt.

Er will mich foltern, war das Einzige, was Yuna in dem Moment einfiel, als Paul ihr sein verschmitztes Grinsen schenkte. Seine Mutter bemerkte natürlich sofort, dass sie überflüssig geworden war: „Klar, mein Schatz. Ich habe Pfannkuchen gemacht, sie stehen im Kühlschrank. Ich werde dann einkaufen gehen, Yuna hat ja jetzt Gesellschaft. Bis später, ihr Süßen.“

Als die Tür hinter der Frau ins Schloss gefallen war, holte Paul die Pfannkuchen aus dem Kühlschrank und stellte sie auf den Tisch: „Möchtest du auch etwas?“, fragte er Yuna, aber sie schüttelte den Kopf: „Danke, aber ich habe schon gegessen. Ich hoffe wir waren nicht zu laut und haben dich nicht geweckt.“

„Keine Sorge, ich war schon wach.“ Er konnte ihr ja nicht sagen, dass er sie gerochen hatte und deshalb fast aus dem Fenster gesprungen wäre, um schneller bei ihr zu sein. Diese Prägung konnte einen Mann wirklich die verrücktesten Dinge tun lassen.

Mo, der unter Yunas Stuhl geschlafen hatte, wachte nun ebenfalls auf und sprang Paul sofort auf den Schoß, sobald dieser saß „Hi Mo, wir spielen erst später, Daddy muss zunächst einmal essen.“ Er setzte ihn auf den Platz neben sich und machte sich dann zufrieden über den Berg Pfannkuchen her, der vor ihm stand.

Yuna sah ihm dabei amüsiert zu: „Wo um Himmelswillen steckt ihr Jungs das nur alles hin. Ich habe noch keinen Menschen so viel essen gesehen und trotzdem scheint ihr davon geradeso satt zu werden. Und dabei scheint ihr nicht ein Gramm Fett am Leib zu haben. Weißt du, dass die meisten Frauen dafür töten würden, so gedankenlos essen zu können und gleichzeitig teuflisch gut auszusehen?“

Paul grinste breit: „Ich sehe teuflisch gut aus?“

Wie auf Knopfdruck leuchtete Yuna wie eine reife Tomate und stammelte: „Ihr… ihr seht alle ziemlich gut aus… das ist… doch kein Geheimnis.“ Sie räusperte sich leise und sah peinlich berührt an die Wand hinter ihm.

„Keine Sorge, du musst dir um dein Aussehen auch keine Sorgen machen und sag ‚Ah‘.“

Er hielt ihr seine Gabel hin und erwartete, dass sie von dem Pfannkuchen kostete.

„Danke Paul, ich bin wirklich satt.“

„Das bisschen wird dir schon nicht schaden und meine Mom macht die besten Pfannkuchen in ganz La Push. Also Mund auf oder ich bin schrecklich beleidigt.“

Sie öffnete gehorsam den Mund und aß.

„Mhm, ich glaube ich komme nächste Woche mal zum Frühstück vorbei. Die sind wirklich fantastisch. Glaubst du deine Mom verrät mir, wie sie das macht?“

Paul lachte leise: „Ich werde sie fragen.“

Natürlich würde sie es ihr zeigen, sie war, wenn es so wunderbar weiterlief, ihre zukünftige Schwiegertochter.

Nachdem Paul gefrühstückt hatte, gingen sie hinauf in sein Zimmer, da sich Pauls Vater auf die Veranda gesetzt hatte, wie er sagte. Yuna machte es sich dort also wieder auf dem Bett bequem und sah Paul und Mo eine Weile beim Spielen zu, bis sie sich nach Luft ringend neben sie legten: „Du scheinst es hier ja äußerst bequem zu finden.“, grinste Paul sie schief an.

Yuna streckte ihm daraufhin nur kurz die Zunge heraus, wobei sie unglücklicherweise seine Drohung vom Vortag ganz vergessen hatte. Bevor sie wusste, was geschehen war, befand sich sein Gesicht unmittelbar vor ihrem und er hielt ihre Zungenspitze vorsichtig mit den Zähnen fest. Dabei sah er ihr so intensiv in die Augen, dass ihr nicht nur die Röte in die Wangen schoss, sondern ihr gleichzeitig auch heiße und kalte Schauer durch den Körper jagten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gab Paul ihre Zunge wieder frei, folgte ihr aber und strich mit der seinen spielerisch über ihre Lippen. Es war als würde jemand einen Schalter in Yuna umlegen, der ihren Verstand augenblicklich ausschaltete.

Paul wartete einen kleinen Moment ab, aber da Yuna sich nicht wehrte und er auch noch keine Ohrfeige erhalten hatte, lehnte er sich weiter über sie und drückte seine Lippen fordernd auf ihre. Als sie seinen Kuss nach einer Weile zögerlich erwiderte, wagte er den nächsten Schritt und bat mit seiner Zunge liebevoll um Einlass, den sie ihm gewährte.

Paul wurde zunehmend leidenschaftlicher, aber Yuna störte das nicht im Geringsten und er selbst hatte das Gefühl vor Glück explodieren zu müssen.

Erst als sie keine Luft mehr bekamen, lösten sie sich widerwillig voneinander und Paul sah ihr wieder mit dem gleichen intensiven Blick in ihre halbgeschlossenen Augen wie zuvor. Er hörte ihren raschen Atem und das heftige Schlagen ihres Herzen.

„Yuna, ich…“

„PAUL!“

Jareds Stimme dröhnte laut und energisch zu ihnen hinauf und erst jetzt bemerkte er, dass sein Rudel ihn telepathisch rief. Hatte Yuna ihn so sehr abgelenkt? Verdammt!

Wütend sprang er auf und schrie hinunter: „Was willst du?“

„Zu Sam, sofort! Es ist dringend!“

Einen schlechteren Moment hätten sie sich wirklich nicht aussuchen können! Er blickte noch einmal zu Yuna, die sich mittlerweile aufgesetzt hatte und ihn verwirrt ansah. Ihre Lippen waren noch gerötet und auch ihre Wangen glühten ein wenig. Ihre blauen Augen waren dunkler geworden und er konnte deutlich riechen, dass sie noch genauso erhitzt war wie er.

Was auch immer der Grund war, der ihn zwang sich jetzt von ihr zu trennen, er würde ihn in Stücke reißen.

„Tut mir leid, ich muss hin.“

Yuna war noch zu benebelt und irritiert und nickte darum nur. Paul stürmte hinaus und mit Jared zu Sams Haus, alles, was Yuna noch hörte war: „Wehe euch, wenn es nicht einen verdammt guten Grund hierfür gibt!“

Pauls Geständnis

Pauls Geständnis
 

Paul war wieder einmal kurz davor zum Wolf zu werden und jeder seiner Brüder sah ihm das auch an der Nasenspitze an. „Ich hoffe ihr habt einen echt triftigen Grund hierfür.“

Jacob sah ihn durchdringend an: „Ein fremder Vampir war in Bellas Haus. Charlie lebt, er hat ihn nicht angerührt, aber wir müssen sie jetzt beschützen, wenn die Cullens es nicht können.“

Also gut, in diesem Fall konnte Paul Verständnis aufbringen, schließlich wussten sie alle, wie viel dieses Mädchen Jacob bedeutete.

„Wir wechseln uns ab. Es werden immer zwei von uns an Bellas Haus Wache stehen und zwei in der Umgebung Runden ziehen. Der Rest bleibt aufmerksam. Paul du bleibst am besten bei Yuna. Viktoria hat sie letzte Nacht schon einmal benutzen wollen.“

Paul schnaubte: „Ich will es ihr sagen, Sam! Yuna ist selbst zum Teil Wolf, sie wird es verstehen! Verdammt nochmal sie weiß schließlich auch von der Existenz der Vampire! Verflucht nochmal sie vertraut mir, in beiden Gestalten und wenn ich es ihr jetzt nicht sage, dann verliere ich sie! Ich weiß es, sie wird eine weitere Täuschung nicht verkraften!“

Sam presste die Kiefer aufeinander, nickte aber, als er merkte, dass Paul ihn jeden Moment anfallen würde.

„Gut, du bleibst hier und weihst sie ein, heute Abend kann sie wie Bella zur Ratsversammlung kommen. Und jetzt hau ab.“

Paul war blitzschnell wieder draußen und sprintete zurück. Eine Stunde war er weg gewesen, aber als er Yunas Fährte suchte, um herauszufinden, wo sie sich gerade befand, stieß er nur auf die, die sie hinterlassen hatte, als sie zu ihm gekommen war.

War sie wirklich noch in seinem Zimmer?

Er nahm den schnellsten und direktesten Weg, den durchs Fenster, und landete leise vor seinem Bett. Dort lag sie eingerollt mit Mo und einem Shirt von ihm im Arm, in das sie ihre Nase vergraben hatte. Sein Herz schlug schnell und heftig gegen seine Brust und jede Faser seines Körpers sagte ihm, dass sie die Richtige war.

Und auch ohne die Prägung, spätestens dieser Anblick hätte ihm das klar gemacht.

Er setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und legte Mo behutsam in einen Schaukelstuhl, der daneben stand, dann beugte er sich wieder über Yuna und küsste sie sanft, bis sie die Augen öffnete und ihn verschlafen ansah: „Paul?“

„Ja, es überrascht mich, dass du noch hier bist. Es tut mir furchtbar leid, dass ich gehen musste, aber es ging um Bellas Sicherheit.“

Yuna sah ihn irritiert an: „Was? Ihr wisst davon, dass sie in Gefahr ist? Wieso?“

Paul sah zu Boden: „Wir sollten raus gehen, dann kann ich es dir erklären. Hier ist es zu eng.“

Er hob sie hoch und sprang mit ihr aus dem Fenster.

Yuna schrie erschrocken auf und klammerte sich an seine Schultern. Als Paul perfekt abfedernd auf den Füßen landete, als wäre er nur eine Treppenstufe hinuntergesprungen starrte sie ihn verwundert an: „Wie hast du das gemacht?“

„Yuna, ich weiß von der Existenz von Vampiren, ich weiß von Viktoria und ich kenne deinen großen grauen Freund verdammt gut.“

Yuna blinzelte ihn verblüfft an: „Du weißt von meinem großen Wolf?“

„Ja und ich hoffe inständig du willst ihn gleich immer noch DEINEN großen Wolf nennen.“

Yuna war verwirrt, so viele Informationen prasselten gleichzeitig auf sie ein und nun trat Paul auch noch einige Schritte zurück und sah sie fast schon verzweifelt an.

Dann bäumte er sich plötzlich auf, brüllte einmal und dann wurde er zu ihrem großen grauen Wolf und sah sie kläglich mit hängendem Kopf an.

Überraschenderweise erschrak Yuna nicht über die Tatsache, dass Paul und der Wolf ein und dieselbe Person waren, eigentlich hatte ja alles dafür gesprochen. Sie war nur überrascht und erstaunt darüber, wie blind sie doch gewesen war. Es war schließlich nicht abwegig, dass es Werwölfe gab, Vampire existierten schließlich auch und sie selbst war mit Wolfsgenen verändert worden.

Dennoch gaben ihre Beine unter ihr nach und während sie so auf der Erde saß, streckte sie ihre Arme nach Paul aus, der daraufhin mit einem Satz bei ihr lag und sich eng an sie schmiegte. Nichts würde ihn je wieder von ihrer Seite reißen können, nicht lebend. Sie akzeptierte, was er war und er würde ihr beweisen, dass er auch der einzig Richtige für sie war.

Ich hätte es dir gleich gesagt, aber es war verboten. Sam hat es gerade erst erlaubt. Er ist der Leitwolf, seine Befehle können wir nicht umgehen, auch wenn wir wollten. Du hast mir so viel anvertraut und ich hätte dir so gern gesagt…

„Ist egal. Du hast mich beschützt, auf mich aufgepasst. Du warst nie zufällig da, oder? Du wusstest, dass Viktoria eine Gefahr für mich sein könnte.“

Paul lachte leise Nicht oft. Am Strand war das einzige ungeplante Mal, du hättest meine Verwandlung auch gesehen, wenn Jared nicht direkt vor dir gestanden hätte. Ich wollte ihn in dem Moment wirklich zerfleischen. Wärst du nicht eingeschritten, hätte er sich ebenfalls verwandelt und wir hätten uns ordentlich auseinandergenommen. Keine Angst, wir streiten uns öfter, aber wir fügen uns zum einen gegenseitig keine allzu ernsten Verletzungen zu und zum anderen heilen unsere Wunden verdammt schnell. Die hohe Körpertemperatur gehört auch dazu, wir sind eigentlich ein kompletter Gegensatz zu diesen verfluchten Blutsaugern.

Yuna drückte ihr Gesicht in sein Fell und atmete tief durch: „Wenn du ein Werwolf bist, dann… dann stört dich…“

Paul wurde wieder zum Menschen und küsste sie innig, bevor sie den Satz fortführen konnte. Solange bis er nach Luft rang und sagte: „Nein, mich stört es nicht, wenn du bei Vollmond süße Wolfsohren und einen Schwanz bekommst und du musst dann auch nicht länger allein sein. Das ganze Rudel weiß Bescheid, eigentlich… wissen sie alles. Wir haben eine telepathische Verbindung zueinander, jeder kennt die Gedanken der anderen, aber man lernt sie in den Hintergrund zu schieben und nur auf wichtige Dinge zu reagieren.“

Yuna starrte ihn mit aufgerissenen Augen und knallrotem Gesicht an: „Das heißt ja, du hast gar keine Privatsphäre! Ähm… wie… wie äußert sich das denn? Nur in Worten o- oder auch in Bildern?“

Paul lachte laut auf: „Keine Angst, keine Bilder und jetzt gehen wir lieber wieder hinein, ich muss mir, etwas anziehen. Lass den Blick also lieber oben, ich befürchte du kippst mir sonst um. Noch stärker kann ein Mensch nämlich nicht erröten.“

Yuna sah ihn regelrecht entsetzt an und kniff dann schnell ihre Augen zu. Sie ließ sich von Paul lieber wieder hineintragen, als zu riskieren ihrer Neugierde nicht Herr zu werden und doch noch einen Blick zu riskieren. Wer wäre denn auch nicht neugierig, wenn der Rest schon so prachtvoll war.

Konnte sie nicht jemand kneifen, damit sie wieder einen klaren Verstand bekam?

„Du darfst die Augen wieder aufmachen.“ Pauls Stimme direkt an ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken und dann verlegen zur Seite blicken.

Dann fiel ihr etwas ein: „Du Paul, reagiert ihr eigentlich auf den Mond? So wie es der Aberglaube sagt? Ich meine, Vampire sind ja auch nur in wenigen Punkten so, wie man sie sich vorstellt. Tot, unsterblich und sie trinken Blut.“

Paul grinste: „Nein, wir heulen den Mond nicht an und er beherrscht uns auch nicht. Wir müssen uns bei Vollmond auch nicht zwingend verwandeln. Oh und wenn wir jemanden beißen, wird der auch nicht zum Werwolf, im Gegensatz zu den Vampiren. Manchmal wäre das vielleicht besser, wir können uns nicht so einfach vermehren wie sie.“

Yuna nickte: „Gibt es denn sonst noch etwas, was ich über Werwölfe wissen sollte? Dass ihr in Schnelligkeit und Stärke mit Vampiren mithalten könnt, habe ich ja letzte Nacht gesehen. Oh, Viktoria ist wahrscheinlich nicht tot, wenn Bella noch in Gefahr ist?“

Paul schüttelte den Kopf: „Nein sie ist auf dem Gebiet der Cullens entkommen. Dort können wir nichts ausrichten. Dafür haben sie aber auch kein Recht in unser Revier einzudringen. Und es gäbe da schon noch etwas, aber ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird. Ehrlich gesagt habe ich ziemliche Angst davor, dass du mir dann doch noch davonläufst.“

Yuna lächelte ihn schüchtern an: „Keine Angst, du kannst mich nicht so einfach verscheuchen.“

Paul setzte sich hinter sie, legte seine Beine um sie und zog sie eng an seine Brust, die Arme schlang er um ihren Bauch und sah mit ihr aus dem Fenster, während er erklärte: „Ich bin auf dich geprägt worden. Ich nehme an, du weißt nicht, was das bedeutet, darum erkläre ich es dir lieber. Sam ist zum Beispiel auf Emily geprägt worden, sie ist alles für ihn, seine ganze Welt und es wird niemals eine andere geben, ganz gleich, was geschieht. Ein Werwolf weiß sofort, wenn er sie das erste Mal sieht, dass sie die einzige Richtige ist. Von da an kreist er um sie wie der Mond um die Erde. Sie ist alles und er würde alles für sie tun. Leider bin ich von uns allen der Aufbrausendste. Yuna, sobald dich ein anderer auch nur interessiert ansieht, bin ich kurz davor mich zu verwandeln und ihn einfach umzubringen, aber deine Nähe, deine Berührungen, schon deine Stimme beruhigen mich ungemein.“

Yuna saß wie vom Donner gerührt da. Sie war etwas langsam, wenn es um Liebesdinge ging, aber sogar sie wusste, dass Paul ihr gerade sein Herz zu Füßen gelegt hatte.

Paul wartete auf eine Reaktion von Yuna, aber die kam nicht, bis ihr Körper anfing zu Beben und er ein leises Schluchzen hörte. Panisch drehte er sie zu sich um und starrte sie an: „Yuna, was hast du? Habe ich dir wehgetan? Stimmt etwas nicht?“

Doch sie schüttelte nur heftig den Kopf und klammerte sich an ihn: „Ich… ich dachte… ich dachte nur, dass… dass das nie passieren würde. Du… du bist einfach perfekt und ich dagegen… ich bin…“

„Du bist das wunderbarste Geschöpf, das es auf dieser Welt gibt und wage es nie wieder, etwas anderes zu denken, geschweige denn zu sagen.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie so zärtlich, als fürchte er, sie könnte unter seiner Berührung zerbrechen.

Yuna erwiderte den Kuss und flüsterte in einer kurzen Atempause: „Ich liebe dich, Paul.“ In diesem Moment war es schließlich um seine Selbstbeherrschung geschehen und er verbrachte die nächste Zeit damit, sie mit Küssen und Liebesschwüren zu überhäufen und einfach ganz eng an sich zu drücken. Mehr wollte er vorerst nicht wagen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T19:38:12+00:00 07.03.2012 20:38
OmG!!
Das ist einfach...unbeschreiblich gewesen!
Einfach grandios....mir fehlen die Worte ich hab richtig mit Paul mit gezittert!!!
Super süüüß!!!
Mach weiter so!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T19:29:59+00:00 07.03.2012 20:29
Oh man das ist zucker süß!!!
Und so verpsielt!!!
Na ich will ja mal hoffen das die wirklich einen guten Grund haben die beiden zu stören!!!
Einfach TOLL!!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T18:21:54+00:00 07.03.2012 19:21
Wirklich toll das Kapitel!!!
Einfach WOW!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T18:11:30+00:00 07.03.2012 19:11
Paul ist wirklich süß!!!
Sehr Besitzergrifend und aufbrausend, aber wer will es ihm schon verdenken...immerhin ist er abgöttisch in sie verliebt und geprägt auf sie!
Wirklich toll!!!
Macht einfach Spaß zu lesen!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T18:04:31+00:00 07.03.2012 19:04
Oh man ich musste am Ende echt lachen, Mo ist echt suuupeeeer süüüß!!!
Na ich bin ja mal gespannt ob er mit Paul dann wirklich spielen darf...xD
Einfach toll!!!
Wirklich!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T17:22:27+00:00 07.03.2012 18:22
Paul ist wirklich zuckersüß!!!!
Ich mag Yuna und ihn irgendwie direkt auf anhieb! =)
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T17:14:26+00:00 07.03.2012 18:14
Paul ist...wow....ich weis gar nicht wie ich meine Begeisterung beschreiben soll =)
Wirklich toll...ich mag deinen Schreibstil sehr!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T17:06:35+00:00 07.03.2012 18:06
Okay der Prolog hat nicht zuviel versprochen...wirklich toll!!!
Vor allem wie Paul innerlich ständig in seiner Gefühlswelt schwankt...TOLL!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2012-03-07T16:59:30+00:00 07.03.2012 17:59
*reusper*
Aloha =)
Also ich mag deinen Prolog!
Und bin sehr gespannt wie es weiter geht....also werd ich auch mal weiter lesen..XD
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-11-28T13:35:53+00:00 28.11.2011 14:35
Ein super KApitel!!
EInfach nur WOW!! Und auch wieder vom verlauf einfach nur super!!
Schreib weiter so!!
LG Duski


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