Thunderstorm

Lightning

„Zur Feier des Tages lade ich dich ein“, ließ Albus ertönen.

Gerade hatten Scorpius und er die Aurorenzentrale hinter sich gelassen und waren nun auf dem Weg das Ministerium zu verlassen.

Scorpius zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen. Wo soll es hingehen?“

Albus legte verschwörerisch den Finger an die Lippen.

„Lass dich überraschen. Ein absoluter Geheimtipp. Und weil du mein bester Freund bist, entführe ich dich dorthin. Einfach mir nach!“

Er zwinkerte seinem besten Freund zu und ging zügigen Schrittes voran.

Scorpius folgte ihm einfach. Er war die verrückten Ideen von Albus gewöhnt, weshalb er gar nicht mehr groß Fragen stellte.

Es lohnte sich meist einfach mitzukommen und sich überraschen zu lassen.
 

Es war eine kleine Bar mitten im Herzen Londons.

Normalerweise hätte Scorpius das Schild des Lokals gar nicht wahrgenommen. Es hing inmitten leuchtenden Reklamen und die Tür zur Bar selbst lag in einer kleinen Gasse, die fort vom hektischen Treiben Londons führte.

Hinein in eine märchenhafte Traumwelt, wie das Schild an der Tür versprach.

Albus verschleppte ihn mal wieder an einen merkwürdigen Ort.

Scorpius folgte seinem besten Freund trotzdem seufzend ins das Innere.

Die Gestaltung der Bar hatte wirklich etwas Magisches und zeitgleich Verruchtes an sich.

Der Blonde sah sich noch einen Augenblick in dem Raum um bevor er sich zu Albus an einen Tisch setzte.

Die Bar war trotz der Tatsache, dass es angeblich ein Geheimtipp war, ziemlich voll.

Fast alle Tische waren besetzt und er bemerkte die verstohlenen Blicke zur Bühne.

Albus sah seinen fragenden Blick.

„Die Bar hat nicht nur eine geile Atmosphäre, sondern auch die beste Sängerin in London!“

Scorpius bezweifelte dies eindeutig und glaubte, dass Albus wie gewöhnlich völlig übertrieb.

Doch noch konnte er sich nicht vom Talent der Sängerin überzeugen.

Erstmal bestellten sie, denn nach der anstrengenden Arbeit waren sie beide am Verhungern und nach dem Essen gönnten sie sich ein kühles Bier.

„Gleich ist es soweit. Glaub mir, sie wird dich umhauen.“

Inzwischen waren alle Plätze besetzt und es standen sogar einige. Alle sahen auf die Bühne und warteten auf die so begabte Sängerin.

Der Vorhang raschelte und ungewollt beugte sich Scorpius vor, um einen Blick auf die so mysteriöse Dame erhaschen zu können.

Endlich kam sie hervor und trat ans Mikrofon.
 

Und in diesem Augenblick traf ihn der Blitz.
 

Scorpius konnte den Blick nicht von ihr nehmen. Alle seine Gedanken waren wie fort geblasen und es drehte sich alles nur noch um diese rothaarige Schönheit dort vorn auf der Bühne.

Er war wie verzaubert noch lange bevor sie den Mund öffnete, um mit einer ebenso zauberhaften Stimme zu singen und ihn endgültig in ihren Bann zu ziehen.
 

[„There’s a fire starting in my heart

Reaching a fever pitch,

it’s bringing me out the dark“]
 

In ihm entfachte sich ein Feuer. Er wollte diese Frau für sich, wollte sie liebkosen und ihr tausend Komplimente machen.

Diese Gefühle waren jenseits aller Vernunft, aber das kümmerte ihn wenig.

Scorpius hatte noch nie eine solche Leidenschaft für eine Frau gespürt. Er war wahrhaftig für sie entbrannt und er schien wahnsinnig zu werden, wenn er sie nicht sofort haben konnte.

Er bekam gar nicht mit, wie das Lied endete und stimmte erst verspätet in den Applaus ein.

„Atemberaubend, nicht wahr?“

Albus grinste ihn breit an und merkte nichts von dem entfachten Feuer in seinem Freund, das ihn quälte und gleichzeitig liebkoste.

„Wer ist das?“, brachte er mühsam heraus.

Albus verdrehte die Augen.

„Das ist wieder so typisch du, Scorpius. Das war meine Cousine. Rose Weasley.“

Scorpius stockte der Atem. Er erinnerte sich dunkel an Rose. Doch das Bild, was er von ihr im Kopf hatte, überlappte sich kein bisschen mit dem Bild der rothaarigen Schönheit, das sich gerade in seinem Kopf eingebrannt hatte.

Albus grinste ihn an. „Sie hat sich ganz schön gemacht, aber wenn du sie dir in Hogwarts schon mal näher betrachtet hättest, wäre dir da schon aufgefallen, dass sie eine Schönheit ist.“

Scorpius starrte verwundert auf die Bühne und versuchte seinen Gedanken wieder zu ordnen.

Die Sängerin, in die er sich gerade unsterblich verliebt hatte, war Rose Weasley.

Das schien so gar nicht zusammen zu passen.

„Komm lass uns gehen. Wir müssen morgen wieder früh raus.“

Widerwillig folgte der Blonde seinem dunkelhaarigen Freund hinaus aus der Bar, doch er wusste bereits, dass das ganz sicher nicht sein letzter Besuch gewesen.
 

Müde schloss Scorpius die Tür zu seiner Wohnung auf.

In seinem Kopf tanzten die Gedanken immer noch durcheinander und er sah überall nur ihr Gesicht.

Jede einzelne rote Haarsträhne, jede Sommersprosse, einfach jedes Detail an ihr hatte er sich eingeprägt und immer wieder hörte er die ersten Zeilen des Liedes.

„Wo warst du noch?“

Die Stimme aus dem Badezimmer ließ ihn zurück in die Realität fallen.

Roxanne kam aus dem Bad und küsste ihn sanft.

„Albus hat mich eingeladen zur Feier des Tages.“

Diese Antwort stimmte sie milde, doch in ihm breitete sich Entsetzen aus. Wie konnte er überhaupt vergessen, dass er erst gestern noch Roxanne einen Heiratsantrag gemacht hatte?

Diese rothaarige Frau – er konnte einfach nicht von ihr als Rose Weasley denken – hatte ihn völlig verhext. Er hatte eine Verlobte und war mit ihr verdammt glücklich.

„Alles okay mit dir Liebster? Du bist ganz heiß.“

„Alles in Ordnung. War einfach ein anstrengender Tag.“

Er sah in ihren Augen, dass sie ihm nicht ganz glaubte, aber sie stellte keine Fragen, sondern ging vor ins Schlafzimmer.

Scorpius blieb im Flur stehen und taumelte wie in Trance ins Badezimmer.

Er starrte in den Spiegel und versuchte zu verstehen, was ihm gerade widerfahren war.

Er fühlte sich völlig unter Strom gestellt und konnte einfach nicht aufhören an die Sängerin zu denken.

Selbst als Roxanne sich im Bett an ihn kuschelte, konnte er das Gesicht nicht aus seinem Kopf verbannen. Ihn hatte es völlig erwischt. Er musste sie einfach wieder sehen. Koste es, was es wolle.
 

Liebe ist wie ein Blitz. Unerwartet und elektrisierend.