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Puppenglanz und Scherenschnitt

von

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Deine Haut begehrt mein Auge,

Weiß und schneidend wie Papier;

Da ich nicht zum Töten tauge,

Nehme ich den Tod von dir.
 

Gib mir doch auch deine Hände,

Viel zu viel war nie genug;

Deine stillen Angstzustände

Nehme ich mir Zug um Zug.
 

Atemzüge voller Leere

Fülle ich mit deinem Duft,

In der Hand ruht eine Schere

Lungenflügel brauchen Luft...
 

Weil ich dich liebe, weil ich dich begehre,

darf es niemals enden.

Weil mir nichts bliebe, bis auf diese Schere,

scharf in meinen Händen.
 

Rück die Kleidung wieder gerade.

Augen trinken sanften Schein.

Heute wird die Maskerade

Starr wie alle Tage sein.
 

Niemand will die Narben küssen,

Die ein Kuss doch erst erdacht;

Weil wir leise büßen müssen,

birgt ein jeder Laut Verdacht.
 

Schließ die Lippen, lächle, lautlos.

Wieso stehst du denn nicht auf?

Wieso wölbt sich deine Haut bloß

Derart in den Stahl hinauf?
 

Weil ich dich liebe, weil ich dich begehre,

Darf es nicht so enden.

Weil mir nichts bliebe, bis auf diese Schere,

schlaf in meinen Händen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  DrMohnfuchs
2012-04-26T20:34:54+00:00 26.04.2012 22:34
Egal wie oft ich es lese, ich bin immer wieder zutiefst davon fasziniert und hoffe, dass das Bild und meine Gedanken dazu dem gerecht werden können.

Ich habe gerade einen für mich lustigen Scherz entdeckt...guck mal, wann du es erstellt hast, also das Datum und nun, zu welchem Anlass ich dazu etwas zeichnen werde...

*grinst*
Von:  Blaetterklingen
2012-02-19T11:14:43+00:00 19.02.2012 12:14
@ halfjack, der Kontrast von der scharfen Schere in seinen Händen und der Aufforderung in seinen Händen zu schlafen ist durchaus gewollt, ich finde es spannend mit minmalen Abweichungen eine Aussage Komplett zu verändern, vor allem bei refrainartigen Struckturen.

@Ninja, Gedichte waren vom Anbeginn als Liedtexte gedacht und der Klang geht in vielen Fällen ( nicht nur bei mir) einher mit dem Inhalt, oder der Klang kontrastiert den Inhalt absichtlich. Wobei ich hier nicht als Kontrast empfinde, weil das lyrische Ich seine Tat als schön empfindet. Der Wiederholungscharakter soll hier vor allem auch darauf hinweisen, das es schon einmal vorkam, sich aber diesmal etwas katastrophal verändert hat. Das "DU" ist nicht mehr in de Lage der Tagesroutine nachzugehen und kann nur noch wie eine Puppe, eine schöne Puppe, mit papierner Haut, aber eben nur als Puppe in den Händen des Mörders schlafen. Ewig schlafen.
Von:  Kana
2012-02-19T10:28:47+00:00 19.02.2012 11:28
Wie ein Schleier, der von meinen Augen fällt, scheine ich nun begriffen zu haben, was du einst mit den Versen meintest. Es liest sich wunderbar hinunter und genau das ist es, was mir noch fehlt. Vielleicht sollte ich deinen Ratschlag annehmen und nachträglich noch ein wenig an meinen eigenen Gedichten arbeiten.

Eine Frage habe ich jedoch an dich: Ist dies wirklich ein Gedicht, oder hast du hierbei doch einen Song ohne Melodie komponiert?
3x1 und 3x1 birgen drei zierliche Strophen zu einem nachfolgendem Refrain. Eine zärtliche Vorstellung.

Ich weiß jedoch aus unseren Gesprächen, dass dir das Schreiben so nicht einfach von der Hand geht. Du wirst bestimmt noch lange an diesem Werk gearbeitet haben, bis es letztlich diesem Endprodukt, wie wir es hier vorfinden entsprach. Eine schöne und lohnenswerte Arbeit, wie ich finde. Ich mag das Gedicht sehr! Allein die Reimformen und das flüssige Lesen, das du ermöglicht hast, lassen es wunderschön aussehen, auch wenn es nur so vom Tod getränkt ist. Ist das nicht perfide oder eher noch morbide?

Eine weitere Frage brennt mir auf den Lippen: Den Scherenschnitt hast du wunderbar beschrieben. Doch mir persönlich fehlt ein wenig der Puppenglanz.
Bin ich vielleicht einfach nur kurzsichtig und verwechsle die Liebenswürdigkeiten in diesem Gedicht mit dem mir fehlendem Puppenglanz? ^^ Wer weiß.
Ich werde es mir zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zu Gemüte führen. Vielleicht sehe ich dann klarer, als in diesem Moment.
Von:  halfJack
2012-02-14T12:49:34+00:00 14.02.2012 13:49
Mir kommt es so vor, als würde gerade die Tatsache, dass du es nicht "konstruiert" hast, dem Gedicht seine Leichtigkeit verleihen. Ich habe generell festgestellt, dass oft die Texte, die man rascher und aus dem Bauch heraus zu Papier (oder Bildschirm) bringt, einen flüssigeren Klang haben. Ich finde, dass die Strophen hierbei sehr eingänglich sind und gut fließen, während quasi der Refrain ein wenig schwieriger in einen Rhythmus zu bringen ist, wenn man es liest. Dadurch wirkt das Gedicht fast schon wie ein Liedtext. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dazu eine Melodie kreieren könnte.
Ich mag die Metaphorik von Haut und Papier, dem reinen Weiß, nur "durchschnitten" von einer Schere. Vielleicht ist es nur ein kleiner Fehler, dass du am Ende geschrieben hast: "schlaf in meinen Händen". Es wirkt nämlich wie ein Gegensatz zu dem vorigen "scharf in meinen Händen", aber wenn du "kraftlos" meinst, dann müsste es "schlaff" geschrieben werden. So klingt es wie eine Aufforderung. Aber gerade diese Aufforderung, in den Händen des Mörders zu schlafen, finde ich schön, auch wenn es nicht so gemeint sein sollte.
Von:  Puppenprinz
2011-09-04T20:16:21+00:00 04.09.2011 22:16
Es ist die schönste und liebevollste Schilderung wie jemandem mit einer Schere der Brustkorp geöffnet wird, die ich je gelesen habe. Du weißt, wie begeistert ich von dem Gedicht bin, ich habe es wochenlang in meinem Gestebuch behalten. Ich freue mich, dass du es hochgeladen hast.
<3
Von:  SmileForLife
2011-08-16T17:34:44+00:00 16.08.2011 19:34
Dieses Gedicht ist wirklich großartig, es hat so viel Tiefe, berührt und du kannst dich einfach wunderbar ausdrücken, tolle Reime, tolle Wortwahl
einfach begnadetes Talent =)

--> Favo
Von: haki-pata
2011-08-16T11:24:16+00:00 16.08.2011 13:24
Leider fehlt mir jegliches Kurzwort um zu beschreiben, wie gut dieses Gedicht ist.
Sei gewahr. Ich bin... beeindruckt.


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