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Between Potions and Quidditch

Draco x Ginny
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,
das hier ist bereits das vorletzte Kapitel.
Diese Szene war bereits sehr lange geplant und ich freue mich, dass ich sie endlich aufschreiben konnte ^^
In der Charakter-Beschreibung habe ich ein Bild hochgeladen, das die drei Hauptfiguren dieses Kapitels in ihren Abendgarderoben zeigt. Wer möchte kann sich beim Lesen das Lied anhören, dessen Lyrics hier drin auftauchen: Rosenstolz - Amo Vitam. (Fragt mich nicht wie ich auf dieses Lied gekommen bin. Ich habe es bereits 2011 für diese Story rausgesucht. ^^)

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich über Reviews! :3 Komplett anzeigen

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Amo Vitam

Draco apparierte zu der Adresse, die sie ihm gegeben hatte. Er wusste zwar nicht genau, was er erwartet hatte, aber er war positiv überrascht. Als erfolgreiche Quidditchspielerin verdiente Ginny anscheinend so gut, dass sie sich eine Wohnung in diesem Luxusviertel leisten konnte. Früher hatte Draco immer Witze gerissen, über das jämmerliche Haus der Weasleys und ihre Armut, dabei hatte er nie gewusst, wie ihr Zuhause tatsächlich aussah. Ehrlich gesagt war er auch heute nicht besonders scharf darauf, auch nur einen Fuß in den Fuchsbau zu setzen.

 

Manch einer hätte vielleicht vermutet, dass er nervös sein würde, wegen dieses Dates … Aber er war ein Malfoy. Malfoys waren nicht nervös, höchstens dezent erfreut. Selbstsicherheit war eine Eigenschaft, die ein Malfoy von Geburt an besaß.

 

Er klingelte und bereits wenig später öffnete sich die Tür. Wieder wurde er überrascht. Denn Ginny war noch im Bademantel. Sie wirkte gehetzt. „Komm rein, ich bin gleich fertig.“ Dann drehte sie sich auch schon um und lief davon, aller Wahrscheinlichkeit nach ins Schlafzimmer.

 

Er schloss hinter sich die Tür und trat unsicher in das Zimmer. Es herrschte totales Chaos. Überall lagen Klamotten und Gegenstände verteilt auf dem Boden. Ordentlichkeit war eine Eigenschaft, auf die er sehr viel Wert legte. Außerdem hasste er Unpünktlichkeit.

 

„Du sagtest ich soll um Sieben Uhr kommen“, sagte Draco.

 

„Ja!“

 

„Es ist Sieben Uhr!“

 

„Ich weiß!“

 

„Also wieso bist du dann noch nicht fertig?“

 

Ihr Kopf lugte aus dem Nebenzimmer. „Es tut mir leid. Ich beeile mich.“ Dann verschwand sie wieder und er konnte hören, wie Schranktüren und mehrere Schubladen hastig geöffnet und wieder geschlossen wurden.

 

Er hoffte nur, dass es hier nicht immer so unordentlich war. Dieser Abend begann schon völlig anders, als er ihn sich vorgestellt hatte. Eigentlich dachte er, sie wäre bereits fertig und sie würden sich sofort auf den Weg machen. Stattdessen war sie nicht mal annähernd zurechtgemacht.

 

Draco seufzte. Sie war so völlig anders, als die Frauen, die er kannte.

 

Kritisch beäugte er die Couch. Auch da lagen Sachen verstreut. Dieses Chaos machte ihn verrückt. Im nächsten Moment lief Ginny an ihm vorbei, auf dem Weg ins Bad. Immerhin trug sie jetzt schon mal ein Kleid.

 

„Hast du keinen Hauselfen?“, fragte Draco, der sich dieses Chaos nicht anders erklären konnte. So eine Unordnung wäre bei ihm Zuhause unvorstellbar.

 

Ginnys Kopf lugte durch die Tür zum Bad und sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. „Seh ich so aus, als würde ich einen Hauselfen beschäftigen wollen? Das ist Sklaverei!“

 

Draco rümpfte die Nase, als er erneut den Blick über die Unordnung wandern lies. „Schaden würde es nicht.“ Und er machte sich in Gedanken eine Notiz, dass er ihr einen Hauselfen schenken würde. Ansonsten würde er nicht mehr herkommen.

 

Während er wartete nutzte er die Gelegenheit, um sich ein wenig in der Wohnung umzusehen. Hier wohnte der Rotschopf also. Die Einrichtung war hell und modern, einige Zimmerpflanzen erzeugten eine frische Abwechslung im Heim und hier und da befand sich ein wenig Dekoration, die eine persönliche Note miteinbrachte. Wie jede Hexe und jeder Zauberer besaß sie einen Kamin, um über das Flohnetzwerk verreisen zu können.

 

Vor einer Wand blieb er stehen. Fotorahmen in verschiedenen Farben und Größen hingen wahllos angeordnet an der Wand. Die meisten Personen auf den Bildern hatten rote Haare. Auf vielen Bildern erkannte er Ginny, wie sie fröhlich in die Kamera blickte und lächelte. Einige Fotos zeigten die erwachsene Ginny, manche zeigten sie als Kind, zusammen mit ihren vielen Brüdern. Es war, als würde er einen Blick in die Vergangenheit werfen. Wie jung sie da noch alle waren.

 

Den Großteil ihrer Brüder kannte er aus seiner Zeit in Hogwarts. Ron war in seinem Jahrgang gewesen, der beste Freund seines Erzrivalen. Ihn kannte er am besten von allen. Kurz danach folgten Fred und George, gegen die er damals oft im Quidditch antreten musste. Er erinnert sich noch gut an den Tag, als sie ihn nach einem Quidditchspiel verprügelt hatten. Draco hatte es ihnen immer heimzahlen wollen, doch inzwischen gab es von den Zwillingen nur noch einen und Draco fand, das war Strafe genug. Percy war seinerzeit Vertrauensschüler gewesen. Ein penetranter Wichtigtuer. Den anderen beiden Brüdern – Ginny hatte ihm zwar ihre Namen gesagt, aber sie waren ihm zu unwichtig, um sie sich zu merken –, war er bisher noch nicht persönlich begegnet. Auf den Fotos wirkten sie ziemlich unscheinbar.

 

Draco staunte nicht schlecht bei den vielen Weasleys. Arthur Weasley schien seine Frau wohl echt gern gehabt zu haben. Da der Slytherin ein Einzelkind war wusste er nicht, wie es war mit Geschwistern aufzuwachsen, mit ihnen zu teilen oder zu streiten. In Malfoy Manor waren seine einzigen Spielkameraden die Hauselfen gewesen, die er, im Nachhinein betrachtet, mehr gequält hatte, als mit ihnen zu spielen.

 

Alles wäre viel einfacher wenn ihre beiden Familien sich nicht abgrundtief hassen würden. Ihm war es eigentlich egal, was sie über ihn dachten. Dennoch würde es eine Menge Arbeit und Feingefühl verlangen, um einem riesigen Streit zu entgehen. Draco konnte den liebenswerten Schwiegersohn spielen, kein Problem. Bei seiner letzten Freundin hatte das wunderbar geklappt. Ihre Familie hatte ihn mit Kusshand aufgenommen.

 

Aber würden das auch die Weasleys tun?

 

Höchst unwahrscheinlich.

 

Weitere Minuten vergingen, bis Ginny endlich fertig war. Draco sah immer wieder auf die Uhr und schüttelte missbilligend mit dem Kopf.

 

„Wir werden zu spät kommen“, stellte er gereizt fest.

 

„Na und?“ Ginny zuckte mit den Schultern. „Es ist ganz egal, wann wir kommen. Das wird vermutlich niemandem auffallen.“ Dann stellte sie sich vor ihn und drehte sich einmal im Kreis. „Tadaaaa!“ Erwartungsvoll blickte sie ihn an. „Was sagst du?“

 

Draco betrachtete sie einmal von Kopf bis Fuß. Sie trug ein enganliegendes cremefarbenes Kleid, mit breiten Schulterpolstern. Seine grauen Augen blieben einige Sekunden an dem weiten Ausschnitt hängen, der ihre blasse Haut und die Ansätze ihrer Brüste entblößte. Ihr langes rotes Haar hatte sie hochgesteckt. Dazu trug sie nur Ohrringe und dezentes Make-up.

 

Sie war wunderschön.

 

„Annehmbar“, sagte er. Ungeduldig stand er auf. „Können wir jetzt los?“

 

„Einen Moment noch.“ Ginny ging zu der Kommode, auf der eine Schachtel lag, die Draco bisher nicht wahrgenommen hatte, was bei diesem Chaos ja auch kein Wunder war. „Ich will dir vorher noch dein Geschenk geben.“

 

Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit. Er konnte nicht leugnen, dass er neugierig war. Ginny sah ihn mit einem breiten Lächeln an und reichte ihm dann sein verspätetes Weihnachtsgeschenk.

 

„Ich wollte es dir persönlich überreichen“, erklärte sie, „denn ich will unbedingt dein Gesicht sehen. Frohe Weihnachten, Draco.“

 

Er öffnete die Schachtel.

 

Einen Moment starrte er auf das seltsame Ding. Was bei Merlin war das? Egal was er erwartet hatte, es war nicht … das. Es sah aus, wie ein langer, krummer, rostiger Nagel.

 

Ginny sah ihn ganz aufgeregt an. „Ich habe lange überlegt, was ich dir schenken könnte. Schließlich bist du reich und hast alles, was du dir wünschen könntest. Deswegen wollte ich dir etwas schenken, das man nicht mit Geld kaufen kann.“

 

Widerwillig fasste Draco es mit zwei Fingern an und hob es vorsichtig aus der Schachtel, als handle es sich dabei um eine giftige Substanz. „Ehm … Danke?“

 

Sie rollte mit den Augen. „Das ist ein Hinweis!“, erklärte sie ungeduldig. „Da das eigentliche Geschenk nicht in eine Schachtel passt. Weißt du, was es ist?“

 

Draco rümpfte die Nase. Dieses Ding kam ihm merkwürdig bekannt vor. „Ist das eine … Kralle?“

 

Dann löste sie das Rätsel auf: „Es ist eine Drachenkralle. Wie du vielleicht noch weißt, ist mein Bruder Charlie Drachentrainer in Rumänien. Während des Trimagischen Turniers war er in Hogwarts.“

 

Er erinnerte sich. Damals wollte er unbedingt einen Drachen aus der Nähe sehen und hatte sich eines nachts in den Verbotenen Wald geschlichen, doch man hatte ihn, trotz Erwähnung seinen bedeutungsvollen Familiennamens, davongescheucht. Unwillkürlich fragte er sich, ob es ihr Bruder gewesen war, der ihm so energisch den Mittelfinger gezeigt hatte.

 

„Ich habe mit Charlie bereits alles geplant!“ Aufgeregt faltete sie die Hände vor der Brust. Ein roter Schimmer legte sich auf Ginnys Wangen und ihre Augen glänzten vor Freude. „Wir werden nach Rumänien reisen und uns die Drachen ansehen. Und du darfst einen anfassen, wenn du willst.“

 

Draco starrte sie an. Sprachlos. Denn ihm fehlten die Worte. Diese Informationen musste er erst einmal sacken lassen. Das war ja der Wahnsinn! Er sah sich bereits auf dem Rücken eines Drachen durch die Lüfte fliegen.

 

„Ich fand, es passt zu deinem Namen. Draco …“

 

Er blickte abwechselnd zu ihr und in die Schachtel. Brachte aber immer noch kein Wort heraus. Als hätte man ihm die Zunge weggehext.

 

Ungeduldig und mittlerweile auch leicht irritiert fragte sie: „Gefällt es dir?“

 

Endlich fand er seine Sprache wieder. Er brachte nur ein Wort hervor: „Ja.“ Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr er sich freute. In so etwas war er nicht gut. Herumnörgeln und sich beschweren, dass konnte er, aber seine Freude zum Ausdruck bringen? Eher wurde Hagrid Zaubereiminister.

 

Statt zu antworten zog er sie in eine feste Umarmung. Taten drückten aus, was Worte nicht zu sagen vermochten. Oft hatte er überlegt, was oder vielleicht sogar ob sie ihm überhaupt etwas zu Weihnachten schenken würde. Schließlich waren sie erst seit kurzem ein Paar. Im Gegensatz zu früher war die Weasley nicht mehr arm, sondern hatte ihr eigenes kleines selbstverdientes Vermögen. Allerdings war der Slytherin wunschlos glücklich, zumindest auf materieller Ebene. Wie sie schon gesagt hatte, er war reich, wenn er etwas wollte kaufte er es sich einfach.

 

Er würde einen Drachen sehen, einen richtigen Drachen! Schon als Kind war er an diesen Geschöpfen interessiert gewesen, die so furchteinflößend und faszinierend zugleich waren. Das war einfach … unbeschreiblich!

 

Ginny lehnte sich ein wenig zurück, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Ihre Arme lagen immer noch um seine Hüften. „Ich muss mich auch noch für dein Geschenk bedanken“, murmelte sie. Ihre Augen musterten seine Lippen. Sie wisperte: „Danke“ und legte ihre Lippen auf seine. Sie küsste ihn und schmiegte sich enger an ihn. Er zog sie noch fester an sich und seine Hände begannen ihren Körper zu erkunden. Dann löste sie sich schmunzelnd von ihm.

 

„Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät.“ Sie neckte ihn, obwohl sie wusste, dass sie nur ihretwegen so spät dran waren. Sein Blick glitt noch einmal über ihren Körper und blieb an dem tiefen Ausschnitt hängen. Er biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es kaum erwarten, ihr dieses bezaubernde Abendkleid wieder auszuziehen.

 
 

***

 

Sie kamen zu spät, aber wie Ginny bereits sagte schien das niemandem aufzufallen. Dieser riesige Saal wimmelte nur von Hexen und Zauberern. Das meiste Gedränge befand sich in der Empfangshalle, in der die Hexen und Zauberer über das Flohnetzwerk eintrafen. Sie klopften sich die Asche von der feinen Abendgarderobe und machten sich auf den Weg in den Ballsaal, wo gefeiert und getanzt wurde.

 

„Zwei Feuerwhisky.“

 

Der Barkeeper tippte die Gläser mit seinem Zauberstab an und sie füllten sich mit der alkoholischen Flüssigkeit. Er reichte Draco die beiden Gläser und er reichte eins von ihnen seiner hübschen Begleitung.

 

„Hiermit hat alles angefangen“, sagte er und hielt ihr sein Glas zum Anstoßen entgegen.

 

Sie lächelte. „Ich erinnere mich.“

 

Ginny stieß ihr Glas gegen seines und ein leises Klirren erklang. Dann tranken sie beide einen Schluck von ihrem Drink.

 

„Meinst du wir wären auch ohne Feuerwhisky zusammengekommen?“

 

„Wer weiß.“

 

Die Sängerin Andrea Rosenbaum stand mit ihrer Band, die sie musikalisch begleitete, auf einem Podest und schaute auf die tanzenden Paare herab. Mehrere Theken sowie freischwebende Tabletts mit gefüllten Gläsern dienten dazu reichlich Alkohol auszuschenken und den anwesenden Gästen zur guten Laune zu verhelfen. Auch für Essen war gesorgt. Im Nebenraum befand sich ein gut bestücktes Buffet, an dem man seinen Hunger stillen konnte. Schließlich würde es ein langer Abend werden. Um Mitternacht sollte das neue Jahr eingeläutet werden.

 

Für Draco war so ein Ball nichts Neues. Er konnte gar nicht zählen, auf wie vielen Veranstaltungen dieser Art er in der Vergangenheit schon gewesen war. Doch dieser Ball, dieser Abend, war etwas völlig anderes. Er kannte einige Gesichter aus der reinblütigen oberen Schicht, aber er sah auch viele Gesichter, die er nur aus der Zeitung kannte. Ginny machte ihn mit ihren Mannschaftskameradinnen bekannt und Draco würde nun endlich damit angeben können, dass er der berühmten Gwenog Jones die Hand geschüttelt hatte.

 

Mittendrin erkannte er seinen alten Lehrer Horace Slughorn. Es überraschte Draco nicht, ihn hier zu sehen. Der alte Sluggy war dafür bekannt, dass er viel Wert auf seine berühmten Beziehungen legte. Damals war Draco überaus eifersüchtig gewesen, dass er keine Einladung für den Slug-Club erhalten hatte und andere, wie Ginny schon, was er zu dieser Zeit einfach nicht nachvollziehen konnte.

 

Den ganzen Abend über hielt er Ausschau nach ihm bekannten Gesichtern. Es gab einige, die er gern wiedersehen würde, wie zum Beispiel Blaise Zabini, aber es gab sehr viel mehr Personen, denen er nicht begegnen wollte. Allen voran Harry Potter, der es seit er ihn kannte immer wieder geschafft hatte ihm den Tag zu versauen. Draco war zu stolz, um Ginny zu fragen, ob er auch hier sein würde. Die Begegnung in Hogwarts hatte ihm schon gereicht. Hoffentlich würde er ihm heute Abend nicht über den Weg laufen. Wachsam hielt er die Augen offen.

 

Noch dazu störten ihn die Blicke, die die anderen Zauberer seiner Begleitung entgegenwarfen. Ihr aufreizendes Kleid schien nicht nur ihm zu gefallen. Die Frauen warfen ihr beeindruckte und neidische Blicke zu und die Männer schienen sie mit ihren Blicken ausziehen zu wollen.

 

Es wurde Zeit, dass er eine Botschaft aussendete. Und zwar, dass sie zu ihm gehörte.

 

„Möchtest du tanzen?“

 

Für einen Moment sah Ginny ihn überrascht an, doch dann nickte sie und lächelte. „Gerne.“

 

Sie beide stellten ihre Gläser beiseite und Draco hielt ihr seine Hand hin. Ohne zu zögern griff sie danach und sie beide betraten die Tanzfläche.

 
 

Amo vitam

Amo generem

Tamen quare sum sola

 

Es war ein langsamer Song. Die nostalgische Stimme von Andrea Rosenbaum ertönte, unterstützt von den sanften Klängen des Klaviers und des Schlagzeugs. Einige Paare standen eng umschlungen auf der Tanzfläche. Die Beleuchtung der hundert schwebenden Kerzen über ihren Köpfen warf ein romantisches Licht auf sie herab und ihre Schatten schienen mit ihnen zu tanzen.

 
 

Amo vitam

Amo generem

Tamen quare sum sola

 

Draco hielt immer noch Ginnys Hand und begann sie zu führen. Seine andere Hand legte sich um ihre Hüfte und zog sie näher an sich, während sie ihre Hand an seine Schulter legte. Für einen Moment schauten sie sich in die Augen.

 
 

Amo vitam

Amo generem

Tamen quare sum sola

 

Langsam legte sie ihren Kopf an seine Schulter und sie beide bewegten sich zum Takt der Melodie. Die Melodie klang traurig, andererseits auch sehnsüchtig. Sie in seinen Armen zu halten fühlte sich in diesem Augenblick einfach richtig an. Er genoss ihre Nähe. Manchmal hatte er das Gefühl, in ihrer Gegenwart schien ihm alles zu gelingen.

 

 
 

Amo vitam 

Amo generem

Amo generem
 

 

Vermutlich wurden sie gerade von allen genauestens beobachtet. Schon bei ihrer Ankunft waren Draco die neugierigen Blicke aufgefallen. Doch er versuchte alles andere um sich herum auszublenden, nur auf die Musik zu hören und den Moment mit der Frau an seiner Seite zu genießen.

 

 
 

Amo rosam

Desidero pacem

Tamen quare sum sola
 

 

Nie im Traum hätte der Slytherin daran geglaubt, wie sich das alles entwickeln würde. Er fühlte sich wohl bei ihr. Sie gab ihm ein gutes Gefühl, eins, dass er schon lange nicht mehr empfunden hatte. Sie harmonierten so gut zusammen. Er war total vernarrt in sie. Bei Ginny hatte er den Eindruck, dass sie ihn seinetwillen liebte und nicht wegen seines Namens oder seines Geldes. Zwischen ihnen hatte sich in kürzester Zeit ein enges Band geknüpft, das mit jedem Tag fester zu werden schien.

 

 
 

Amo rosam

Desidero pacem

 

Als der Song endete verließen sie die Tanzfläche, dabei hielt er immer noch ihre Hand. Es fühlte sich gut und richtig an. Ihre Finger waren so klein und zart. Ihre ganze Erscheinung wirkte so zierlich und zerbrechlich, aber hinter dieser täuschenden Fassade steckte eine unerschrockene und tapfere Löwin, die gut für sich selbst eintreten konnte. Sie war stark, wunderschön, eben eine richtige Harpyie.

 

Wenig später trafen sie auf Ophelia und Ginny machte sie und Draco miteinander bekannt.

 

„Ich hab schon vieles von dir gehört“, sagte die Hüterin der Holyhead Harpies, als sie ihm die Hand schüttelte. Draco wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Während Ophelia und Ginny sich unterhielten musterte er die andere Harpyie, während er sich von einem vorbei schwebenden Tablett ein Glas mit Feuerwhisky herunternahm. Ophelia war mit ihren langen braunen gewellten Haaren und dem enganliegenden schwarzen Kleid zwar ebenfalls eine schöne Frau, aber noch lange nicht so hübsch wie seine Ginevra. Er nippte an seinem Getränk, während er sich im Saal umsah und er kam zu dem Entschluss, dass die einstige Gryffindor die schönste von allen war. Niemand konnte es mit ihr aufnehmen.

 

Doch dann blieb sein Blick an einer blonden jungen Frau hängen.

 

Bei Merlins Bart!

 

Beinahe hätte er sich an seinem Feuerwhisky verschluckt.

 

Bei dem Gedanken daran, dass sie hier vielleicht ihrem Ex über den Weg laufen könnten, war er nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass sie seiner Ex begegnen könnten! Nur wenige Meter entfernt stand Astoria, in einem grünen enganliegenden Kleid und sah so bezaubernd aus wie immer, in ein Gespräch vertieft mit drei älteren Hexen, die Draco nicht kannte. Er wollte sich gerade umdrehen, als sie ihn bemerkte.

 

Draco richtete den Blick schnell ab und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Wieso um alles in der Welt musste sie hier sein? Und zu allem Übel hatte sie ihn ebenfalls angesehen. Sie wusste also, dass er hier war und er konnte nicht so tun, als hätte er sie nicht gesehen.

 

Verdammt!

 

Natürlich musste es noch schlimmer kommen.

 

Es dauerte nur Sekunden, bis Astoria sich zu ihnen gesellte. Mit einem charmanten Lächeln begrüßte sie Ginny und Ophelia und ignorierte Draco gekonnt.

 

„Hallo Astoria“, grüßte Ginny und Draco stöhnte innerlich auf. Ungläubig beobachtete er, wie sie sich mit Küsschen hier und Küsschen da begrüßten.

 

„Hallo Ginevra, du siehst bezaubernd aus. Ophelia, schön dich zu sehen.“

 

Draco rollte mit den Augen. Die Slytherin wollte offensichtlich provozieren.

 

„Ich würde euch ja bekannt machen“, begann Ginny freundlich und ahnungslos, „aber ich glaube, ihr kennt euch bereits. Ihr wart doch beide in Slytherin, nicht wahr?“

 

Astoria bedachte ihn mit einem kurzen giftigen Blick. „Allerdings.“ Ginny registrierte das stirnrunzelnd, war aber taktvoll genug, um das nicht anzusprechen.

 

„Seid ihr zusammen hier?“, fragte Astoria, die ihre Aufmerksamkeit wieder mit höflichem Interesse der Gryffindor widmete. Draco bemerkte, wie Ginny leicht rot wurde, als sie die Frage bejahte.

 

Ophelia bewies ihr gutes Timing, als sie das Thema wechselte. Eine Ahnung sagte ihm, dass sie das bemerkte, wofür Ginny im Moment zu blind war. „Na das nenne ich mal einen gewaltigen Klunker. Dann sind die Gerüchte also wahr?“

 

Stolz und freudestrahlend präsentierte Astoria ihnen ihre Hand, an dessen Ringfinger ein Schmuckstück mit einem protzigen Diamant steckte. „Oh ja, ich bin verlobt. Ist das nicht schön?“

 

Ginny nahm ihre Hand und zog sie näher, um sich den Ring genauer anzuschauen zu können. Sie hauchte ein ehrfürchtiges „Wow!“

 

Draco musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn er dachte, dass Astoria ihm damit eins auswischen konnte, dann hatte sie sich aber geschnitten. Vorbei ist vorbei. Und er war gewiss nicht eifersüchtig.

 

„So leid es mir tut, aber mein Verlobter wartet sicher schon auf mich. Ich wünsche euch noch viel Spaß.“ Sie wedelte noch einmal mit der Hand mitsamt ihres dekadenten Rings und verschwand dann Merlin sei Dank in der Menge.

 

„So eine Angeberin“, zischte Ophelia, die verärgert an ihrem Drink nippte.

 

„Ich finde sie nett“, gestand Ginny zu Dracos Leidwesen. „Was ist los, wieso warst du so ruhig? Ist zwischen euch etwas vorgefallen?“

 

Noch bevor Draco antworten konnte, warf ihm Ophelia einen bemitleidenswerten Blick zu. „Ich verschwinde. Bei diesem Gespräch möchte ich nicht dabei sein.“ Verwirrt blickte Ginny ihr hinterher, wie sie in der Menge verschwand. Naive, ahnungslose, Weasley.

 

Ihre braunen Augen blickten ihn an und versuchten in seinem Gesicht eine Erklärung zu finden. Er konnte förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf „Klick“ machte.

 

Du warst mit Astoria Greengrass zusammen?“, hauchte sie fassungslos. Draco zuckte zur Antwort nur unbeeindruckt mit den Schultern, nicht sicher, wie sie diese Aussage denn nun meinte. War er etwa nicht gut genug für sie? Oder war es anders herum?

 

Ihre Augen wurden riesig. „Wie lange?“

 

Draco nippte an seinem Drink. „Ein paar Jahre.“

 

Ihr klappte der Mund auf.

 

„Wow.“

 

Bisher hatte Draco ihr nicht davon erzählt, denn wie gesagt, vorbei war vorbei und Astoria spielte in seinem Leben keine Rolle mehr. Weshalb also von ihr erzählen? Schließlich hatte die Rothaarige auch nie gefragt.

 

„Was ist passiert?“

 

Draco nahm einen weiteren Schluck vom Feuerwhisky. Der war vermutlich auch schuld daran, dass er diese Frage beantwortete, denn andernfalls hätte er über dieses Thema gar nicht erst gesprochen. „Sie hatte Vorstellungen, die ich nicht erfüllen konnte.“

 

Sie runzelte die Stirn. „Aha.“

 

„Und woher kennt ihr euch?“ Als sie noch zusammen gewesen waren, was nun schon zwei Jahre zurücklag, hatte Astoria jedenfalls nie von Ginny gesprochen Sie mussten sich also erst nach ihrer Trennung kennengelernt haben. Draco gefiel der Gedanke, dass seine Freundin und seine Ex-Freundin miteinander befreundet sein konnten, überhaupt nicht.

 

„Ihr Freund, ich meine ihr Verlobter, ist ein guter Freund von Percy. Wir haben uns auf seiner Hochzeit kennengelernt.“

 

Vermutlich war er ein reicher und gutaussehender Mann aus dem Ministerium, vermutete Draco. Denn das war genau Astorias Beuteschema. Und anscheinend schien sich ihr Herzenswunsch nun zu erfüllen. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der sie heiraten wollte. Draco hatte ihr damals dieses Versprechen nicht geben können. Das war auch heute noch kein Thema für ihn. Dafür war er einfach noch zu jung.

 

Den restlichen Abend verbrachten sie mit tanzen, trinken, unterhalten, trinken und noch mehr tanzen und noch mehr trinken. Der Feuerwhisky benebelte ihnen die Sinne. Kurz vor Mitternacht waren sie beide schon sehr gut angetrunken. Sie amüsierten sich köstlich, und die Zeit schien wie im Fluge zu vergehen. Ginny machte ihn mit allerhand Leuten bekannt und Draco knüpfte an diesem Abend viele neue Bekanntschaften.

 

Als sie nur noch wenige Minuten vom neuen Jahr trennten, erstarb die Musik und Gwenog Jones hielt eine Rede, in der sie einen Rückblick auf die Quidditchsaison warf, sich bei den Sponsoren bedankte und über die Pläne und Ziele im kommenden Jahr sprach. Draco hörte nicht zu, er hatte nur Augen für die Frau an seiner Seite, in dem Kleid, das Lust auf mehr weckte. Es war schwer die Finger von ihr zu lassen. Am liebsten würde er mit seinen Händen über ihren Körper fahren und unter den samtenen Stoff schlüpfen, sie einfach packen und nehmen, aber in der Öffentlichkeit musste er sich zusammenreißen.

 

Jedenfalls konnte er es kaum erwarten, bis sie endlich alleine waren.

 

Nun war es soweit, Gwenog leitete den Countdown ein. Alle Gäste hatten sich im Saal versammelt und sie starrten zur verzauberten Decke des Ballsaals, durch die sie nach draußen in den Himmel schauen konnte. Es war eine wolkenlose Nacht und über ihnen erstrahlte der Halbmond inmitten von Millionen Sternen. Die meisten Gäste hielten bereits ein Glas mit Elfenwein in der Hand, um gleich aufs neue Jahr anstoßen zu können.

 

„Zehn.“

 

„Neun.“

 

„Acht.“

 

Draco brauchte kein Glas, er würde nichts mehr trinken, da er sonst womöglich noch die Kontrolle über sich verlieren würde. Alles in ihm sehnte sich nach ihr. Er wollte sie küssen, berühren und mit ihr verschmelzen. Ginny legte ihre Arme um ihn und sah zu ihm auf. Und der Blick, mit dem sie ihn betrachtete, erwärmte sein Herz. Sie brachte ihm zum Strahlen und füllte seine kalte Welt mit Wärme. Diese Liebe, die sie ihm entgegenbrachte, nahm er in sich auf, wie ein Verdurstender, der endlich Wasser fand.

 

„Sieben.“

 

„Sechs.“

 

„Fünf.“

 

Sanft fuhr er mit seiner Hand über ihre Wange, betrachtete ihre braunen Augen und die helle, mit Sommersprossen besetzte Haut. Ihm war es egal, wenn die anderen Leute gaffen würden, oder wenn von ihnen ein Foto im Tagespropheten erschien. Er wollte allen zeigen, dass sie zu ihm gehörte.

 

„Vier.“

 

„Drei.“

 

Sie lächelte. Und dieses Lächeln galt nur ihm.

 

„Zwei.“

 

„Eins.“

 

Und dann küsste er sie, während über ihren Köpfen das Feuerwerk am Himmel in sämtlichen Farben explodierte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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